Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 15.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190106158
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010615
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- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-15
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gehalten, und mit zur Wache genommen, da ein Telegramm vom Bahnhof Gößnitz angekommen war, inhalt« dessen sic im Verdacht stand, unterwegs im Eisenbahnwagen einer mit ihr reisenden Frau ein Portemonnaie mit lOO M gestohlen zu haben. Der Verdacht war ganz unbegründet u. die Handeltfrau von hier erbot sich deshalb frei willig, Io lange aus der Wache zu bleiben, bi« die bestohlene Frau, die mit einem späteren Zuge weiter gefahren war, ankam. Die« geschah auch und al« die Frau erschien, ließ sich die Zwickauer!» von derselben freiwillig durchsuchen, wobei natürlich nicht« gesunden wurde, da sie eben nicht« gestohlen halte. Nun mehr erfolgte selbstverständlich ihre Entlassung. — Annaberg, 11. Juni. Ueber die Sonkur»ange- legenhcit der Dietrich'schen Sparkasse wird berichtet, daß nach Abzug der Konkurskosten kaum ü Prozent für die Gläubiger herauSkommen werden. Da« steht allerding« im Widerspruch mit den anfänglichen Miltheilungen, nach welchen von Seilen der Hinterbliebenen Brodcngeher« alle« Mögliche gcthan und aufgeboten werden würde, um die meist dem Ge werbe- und Arbeitcrslande angehörenden Gläubiger so schadlo« al« möglich zu halten! Der angebahnte freihändige Verkauf der Papierfabrik Plattenthal ist am Donnerstag an Gericht-steile leider völlig resultatlo« geblieben, da derselbe an den nicht er füllbaren Forderungen eine» der Hauptintercssenten scheiterte. Die Fabrik ist am Sonnabend geschlossen und die Arbeiter sind entlassen worden. Der ehemalige Besitzer verläßt in den näch sten Tagen Wiesenbad für immer. E« bleibt nun nicht» Andere» übrig, al» die Fabrik aus dem Wege der Zwangsversteigerung an den Mann zu bringen, bei welcher leider zu befürchten ist, raß 60,000 M. Hypotheken ungedeckt bleiben werden. — Pirna. Um den auf den beiden Festschiffen vorüber fahrenden Kameraden der Jäger- und Schützcnappeltage in Pirna einen donnernden Gruß zu entbieten, wollte der Pächter de» städtischen Elbbade», Richter, in der Nähe de» Bade» einige Böllerschüsse abgebcn, wobei einer versagte. Als Richter die Ur sache de« Versagen« ergründen wollte, entzündete sich plötzlich die Ladung, und Richter erlitt recht erhebliche Verletzungen. Der linke Oberarm ist förmlich gespalten, die untere Hälfte zwei Mal gebrochen, und von der linken Hand wurden der Daumen und die beiten nächsten Finger abgerissen, desgleichen büßte Richter an der rechten Hand zwei Fingerglieder ein. Weiler hat Richter noch den Verlust oe« linken Auge» zu beklagen, da diese Gesicht»- hälfte in der schrecklichsten Weise zerfleischt wurde. — Au» Markneukirchen wird geschrieben: Ohne eine böswillige Absicht gehabt zu haben, hat sich eine hiesige Frau rechte Unannehmlichkeiten bereitet. Diese hat sich schon längst ein Kind gewünscht, die Ersüllung ihre» Wunsche» blieb ihr aber leider versagt. Da kam sie aus den Gedanken, ein fremde» Kind anzunehmen, und hierzu bot sich Gelegenheit, indem ein Mädchen au» Grün bei Bad-Elster, mit dem sie befreundet ist, in OelS- nitz außerehelich eine« Kinde» gena». Da» Kind war für da» Mädchen, die in Arbeit geht, hinderlich; sie willigte daher mit Freuden darein, al» ihr der Antrag gestellt wurde, da» Kind abzugcbcn, ohne jemal» daraus Anspruch zu erheben, zumal sie im voraus wußte, daß da« Kind in gute Pflege kommt. Die standesamtliche Eintragung wurde nunmehr in Oel»nitz nicht veranlaßt, da« Kind nach Markneukirchen gebracht und hier gab die betreffende Frau, die sich die Folgen ihrer Handlungsweise nicht überlegt hatte, sondern nur von dem einen Wunsche beseelt war, ein Kind besitzen zu können, da» uneheliche Kind al» ihr eigene« au«. Die Handlung sollte nicht lange unentdeckt bleiben. Eine .Freundin" de« Mädchen» au« Grün hatte von der Sach lage Kenntniß erlangt und die Behörde davon benachrichtigt; diese untersuchte den Fall und so kam die Wahrheit an» Tagei licht. Jetzt hat sich die Frau vor Gericht wegen falscher Beur kundung zu verantworten. — Greiz, 11. Juni. Zwei ihm anvertraute Hundert markscheine verlor kürzlich ein armer Bäckerlehrling von hier und da mehrere Tage verstrichen, machte er sich schon auf den gänz lichen Verlust derselben gefaßt. Dock e« kam ganz ander». Da siebenjährige Töchterchen eine» Tischler« hatte die Scheine ge funden und al» »schöne Bildchen" in die Tajcke gesteckt. Am Freitag begleitete die Kleine ihre Mutter zur Mangel, kramte dort beim Spielen ihre Tasche au», und unter allerhand Rari täten, wie kleinen Steinchen:c., kamen die beiden „Blauen" zum Vorschein, die dort während der beiden Tage natürlich Niemand halte vermuthen können. In großer Eile machte man sich auf den Weg, um dem armen Verlierer die frohe Botschaft zu ver künden. Man kann sich die Freude de» armen Jungen denken. „Wenn die Roth ist am größten, dann ist die Hülfe am nächsten." Eine Erinnerung an König Ludwig ll. aus Anlaß seines 1k». Todestages. 18. Ium 1886. Von Friedrich Sieck. (Schluß.) Der Alte trocknete seine Thränen mit der schwieligen Hand ab und fuhr dann nach kurzer Pause fort: »Gott habe selig die guten Bayernsöhnc alle, die unter der Führung de« preuß ischen Heldcnprinzen und unsere» edlen von der Tann die Fran zosen gehörig verhauen und unserm Vaterland Ehre gemacht ha ben. — Mein jüngster Bub, der Max, kam zurück; wir schloffen ihn in unsre Arme und dankten Gott, daß er un« diesen Einen hatte zurückkehren lassen." Der Alte schwieg wieder einen Augen blick, sein greise» Haupt sank wie müde auf die Brust herab. .Armer Vater, Ihr habt Eurem Vaterland ein große« Opfer gebracht. Tics fühle ich e« mit, wie Euch der Verlust Eurer wackeren Söhne geschmerzt hat" sprach der Fremde, dem e» an zumerken war, wie tief ihn die Erzählung de« Alten erschüttert hatte. .Noch nicht alle», Herr, e» sollte noch schlimmer kommen. Al« un» der Max zurückgekehrt war, suchten wir mit gemein schaftlichen Kräslen die alte Karre wieder in Gang zu bringen. E« gelang un» auch so ziemlich; wir kamen wenigsten« soweit wieder, daß wir unsere Schulden alle abtragen konnten und Vieh stand und Wirthschafl wieder in Ordnung kriegten. Da, al« wir un» im besten Vorwärt»kommen glaubten, sollte un» ein anderer Unglücksfall treffen, der un» vollend» an den Bettelstab brachte. E» war in der Nacht, wir waren eben eingeschlafen — da hieß e»: Feuer! Feuer! Unser schöner Hof stand in Flammen. - Wir retteten eben da» nackte Leben, weiter nicht«, — weiter gar nicht». — O, Herr, al» die stattlichen Rinder im Stalle laut brüllten und da» brennende Gebälk dann auf sic herab stürzte, da — glaubte ich, müßte mein Herz brechen —. Dann wurde e» stille, ganz stille — nur da« Knistern der Flammen hörte ich noch — doch auch bald diese« nicht mehr — ich — fiel — in Ohnmacht. — Ich wollte lieber, Herr, ich wäre ge storben mit meinem schönen stattlichen Vieh. — Al» ich au» meiner Ohnmacht erwachte, sah ich an der Stille, wo mein Hof gestanden hatte, wo Großeltern und Eltern schon gewohnt hatten, weiter nickt» al« rauchende Trümmer und einen Aschenhausen, den der Wind auseinander blie«. Wir umstanden wehklagend diesen Trümmerhaufen, au« welchem un» da« Elend hohläugig anstarrte. — Sehen Sie, Herr, so ist« un« ergangen. Run sind wir arm, bitter arm und wenn ich jetzt dir Steuern nicht bezah len kann, treiben sie mich au» meiner Hütte, wo ich meine Wohn ung aufgeschlagen hab, und nehmen mir da« Letzte. — Ja, da» Letzte — ich habe ja nicht» mehr al» ein paar Kleinigkeiten, werthlo« für da» Steueramt — mir heilig al» theure» Andenken an die Todten — Baler Wandel legte sein Haupt an die Felswand und blickte Hoffnung«!»« und zerschlagen aus da» zerbrochene Gestein zu sei nen Füßen. Dämmerung war indessen eingetreten; ein kühler Abendhauch ging durch die Lüste und gemahnte den Fremden an die Heimkehr. Er stand auf und reichte dem Alten die Hand mit den Worten: »Verzagt doch nicht, Alter, der Mensch muß hoffen, so lange er lebt ; erst der Tod reißt den goldenen Faden der Hoffnung ab. Da» Steueramt wird Euch die erbetene Frist geben — oder wa« besser ist. Euch die Steuer ganz erlassen, weil Ihr Alle« verloren habt." .Schwerlich, Herr. Frist — Steuer erlassen. — Rein, Herr, da» Slcueramt nimmt da« Letzte. — Der Staat muß sein Geld haben, heißt e«, wenn man dort kommt, und je mehr man bittet und klagt, desto gröber werden die Herren don der Steuer, zuletzt wird man einfach auf die Straße gesetzt. Nein, nein, Herr, für mich giebt'« keme Hülfe mehr. — Am meisten aber schmerzt e« mich, daß ich armer aller, ehrlicher Kerl am Ende weine» Leben» noch betteln gehen muß. O, Bettelbrod ist bittre« Brod!" Während der letzten Worte war ein junger Mann in den Hohlweg getreten, der den Fremden ehrerbietigst grüßte und dann dem Alten einige Worte in» Ohr flüsterte, die ibn zu zerschmettern drohten. Wie gebrochen sank er aus die Bank zurück und leise ent rangen sich ihm die Worte: »Vorbei — alle« vorbei." Lorle legte ihren Arm um den Alten und Thräne aus Thräne entrann ihren Augen und blieb wie eine Perle hängen im Barte de« Alten. Der Fremde wandle sich einen Augenblick ab, um seine innere Bewegung zu verbergen. Dann richtete er seinen Blick auf den jungen Mann, auf dessen Brust er da« »Eiserne Kreuz" gewahrte. »Ihr tragt da da« schönste Ehrenzeichen, junger Mann, wo habt Ihr« wohl verdient?" »Bei Orleans, allergnädigster Herr", war die militärische kurze Antwort. Vater Wandel hatte sich indessen erhoben, gestützt von seinen Kindern. »Nennt mir Euren Namen und Wohnort, Alter, damit ich nach Kräslen für Euch eintreten kann," sprach der Fremde, den Alten liebevoll anblickend, au« seinem großen, dunkelblauen Auge, da« so wunderbar eigen, so huldvoll und liebreich, so majestätisch, hochherzig zu blicken gewohnt war. „Ick heiß Wandel und der Ort, wo mein Hof lag, hieß Alhal. Aber e» nütz! nicht«, guter Herr, für mich giebt« keine Hülfe mehr. Da» Slcueramt weist mich, wie mir der Bub hier eben sagt, mit meiner Bitte ab. Ich bin ein Bettler! —" De« Alten Haupt sank auf die Schulter de» Sobnc», der ihn in fei nen Armen hielt. »Vielleicht doch, nur Muth haben," tröstete der Fremde und stieg dann, nachdem er sich nach dem rechten Weg erkundigt und Allen herzvoll die Hand zum Abschied gedrückt batte, einen steilen Gebirgspfad dinan, wo er im Dunkel de« Fichtenwalde» verschwand. Wie erleichtert alhmele der junge Mann aus, al« der Fremde fort war. »Vater, Schwester," rief er mit vor Aufreg ung zitternder Stimme, »da« war unser König!" »Unser König, sagst Du, Max?!" fragte Lorle sich ängstlich hinter den Atten flüchtend. De» Alten Blicke aber leuchteten auf, al» habe ihm plötzlich der Himmel einen rettenden Licht strahl in die Seele gesendet. Wie durch Thränen lächelnd sprach er feierlich, sein Haupt entblößend: »Gebe e« Golt, dann ist un» geholfen ; unser guter, großmüthiger König läßt kein Leid ungclindcrt. Habe Dank, großer Gott, daß Du mir Len besten Helfer in meiner 'Roth gesendet!" Schon am nächsten Tage erhielt Vater Wandel durch einen Königlichen KabinetS-Sekretär die Nachrickt: Der König habe Befehl gegeben, daß die Steuerangelcgenheit de« Vater Wandel geordnet und da» Gewese desselben auf Kosten der Kgl. Privat- Schaiulle wieder ausgebaul werden solle. Bi« dahin solle man der Familie Wandel eine anständige Wohnung anweisen. Jene Stätte, wo Vater Wandel einst seinen größten Wchl- thätcr gefunden, ter Hohlweg im Gebirge, ist für ihn und seine Familie zum heiligen WahlsahrtSort geworden, den Alle alljähr lich zur Stunde der einstigen Begegnung mit ihren hochherzigen König aufsuchen und Gott und ihrem Wohlthäler danken für die Hülfe zur rechten Zeit. Mnsichlvare Aäden. Nach Verlaus von Minuten erst entschloß sie sich zu der Erklärung, raß sie jetzt hinlänglick auf den großen Augenblick vorbereitet sei, und Frau Ilona zog die Glocke. Einige bange Sekunden de» Warten» noch, dann öffnete sich die Thür, und ein Diener in Kniehosen, sckwarzen Wadenstrümpfen und goldbetreß tem Livröerock stand ihren gegenüber. Daß dieier Rock schon recht schäbig und seine goldenen Verzierungen stark verblichen waren, konnte Frau Liesing bei dem herrschenden Halbdunkel nicht wahrnehmen, aber ihre Auflegung und Verlezenhiit würden sie wahrscheinlich auch bei der hellsten Beleuchtung verhindert haben, e« zu sehen. Poldl war glücklich gewesen, al« er den Anzug in den geheimnißvcllen Tiefen eine« Trödlerkeller» aufgestöbcrt Halle, und da man schon au» anderen Gründen genöthigt war, die Zusammenkunft zwischen Frau Liesing und dem Fürsten nur bei gedämpfter Helligkeit stattfinden zu lassen, durfte man den anstelligen George, der jür ein gute» Zeugniß bereit war. Alle« zu ihun, wa« man von ihm verlangte, getrost in die verschlissenen Kleider stecken, ohne eine Entdeckung ihrer bei Tage«Ncht schon recht augenfälligen Altersschwäche zu befürchten, und man konnte dem jungen Mann überdies die Anerkennung nickt versagen, daß er sie mit dem Anstand eine» in den vornehmsten Häusern aus gebildeten Lakaien zu tragen wußte. Etwa» unnachahmlich Vornehme» und gnädig Herablassende« war denn auch in der Art, wie er die beiden stumm dastehenden Frauen vom Kopf bi« zu den Füßen musterte, um endlich zu sagen: »Zu wem wünschen Sie, meine Damen?" Frau Liesing hätte nickt um alle Schätze der Welt auch nur einen armseligen Laut von sich zu geben vermocht; ihre Begleiterin aber erwiderte: „Seine Durchlaucht erwartet un«. Ich bin die Frau Ilona Matrasch." „So treten Sic gefälligst ein. Ich werde Sie melden." Daß der Borraum, wo sie auf die Rückkehr de« Diener« warteten, durchau« nicht» Ueppige« oder verschwenderische« hatte, konnte die Frau Baumeister nicht befremden, denn sie wußte ja au» den Mittheilungen ihrer Freundin, daß sich Fürst Soltanlkh im tiefsten Jncognito hier aufhielt, und daß er nicht in einem f-shionablen Hotel, sondern in einem bescheidenen Privathause Quartier genommen hatte, um diese» durch die Umstände gebotene Jncognito desto sicherer zu wahren. Die prächtige Softümirung und die unnahbare Hoheit ve« Diener» aber hatten vollständig hingereicht, ihre Phantasie mit einer überschwenglichen Vorstellung von fürstlichem Glanze zu erfüllen, und ihr Herz hätte kaum ängst licher pochen können, wenn sie statt in dieser schlicht bürgerlichen Stube in der Vorhalle eine» kaiserlichen Audienzsaale« gestan den wäre. Minute auf Minute verrann, und Frau Liesing, deren Ge sicht sick immer dunkler färbte, glaubte in ihrem knappen Seiden kleid ichier ersticken zu müssen. Da endlich öffnete sich die Thüre, und in feierlichem Tone meldete der Lakai: „Seine Durchlaucht wünscht die Damen zu empfangen." »Um GotleSwillen zehen Sie voran!" flüsterte die Wittwe Ilona zu. „Ich würde den Weg gar nicht finden, denn e« flimmer: mir vor den Augen." Mit wankenden Knieen folgte sie der Freundin, deren Muth sie mit höchster Bewunderung erfüllte. Und dann — sie wußte nicht, ob e« zwanzig oder zweihundert Schritte gewesen waren, die sie zurückgelegi hatte — verricth ihr der Klang einer tiefen, angenehmen Männerstimme, daß sie vor Seiner Durchlaucht dem Fürsten stand. „Seien Sie mir willkommen, meine liebe Frau Matrasch! Ist die« die Dame, von der Sie mir gestern gesprochen haben?" E» war nicht viel ander», al» ob ein gewöhnlicher Sterb licher diese Worte gesprochen hätte, und Frau Liesing schöpfte ein wenig Muth — soviel zum Mindesten, daß sic nach der Richtung hinzuschaucn wagte, au» der die freundliche Begrüßung gekommen war. Auf den ersten Blick sah sie nicht« weiter, al» den Umriß einer schlanken, eleganten Männergeftalt, denn der Fürst stand mit dem Rücken gegen da» Fenster gekehrt, so daß sein Gesicht völlig im Schatten war. Aber sic bemerkte doch, daß er dichte», lockiges Haar, glatt rasirte Wangen und einen stattlichen Schnurr bart mit schneidig aufgezwirbelten Spitzen hatte. Seine Augen schienen aus sie gerichtet, und während Frau Ilona die Vor stellung bewirkte, machte die Wittwe de« Baumeister« einen Knix, der zwar wenig graziö«, dafür aber so ehrerbietig ausfiel, daß selbst ein regierender Landesherr recht wohl damit hätte zufrieden sein können. .Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, verehrte Frau," jagte der Fürst. »Frau Ilona hat mir viel Gute» von Ihnen erzählt. Und e» scheint ja vom Schicksal beschlossen, daß wir einander noch recht nahe treten sollen." Die so huldvoll Angeredete vermochte zunächst nur mit einem abermaligen Einknicken ihrer ohnehin bedenklich zitternden Knie» zu antworten; aber da» Herz war ihr jetzt dock schon viel leichter al« zuvor, und die Leutseligkeit de» hohen Herrn erfüllte sie mit einem nie gekannten stolzen Entzücken. .Wollen Sie mir nicht da» Vergnügen machen, mich auch Ihr Gesicht sehen zu lassen?" fuhr Seine Durchlaucht licben»- würdig fort. »Der neidische Schleier verbirgt mir Ihre Züge, und seine Freunde betrachtet man sich doch gerne recht genau." Mit bebenden Fingern zerrte Frau Liesing an dem leichten Gewebe, da» sich niemal« widerspenstiger gezeigt hatte al» in die sem Augenblick, wo sic e» gern mit einer recht anmuthigen Haud- bewegung in die Höhe geschoben hätte. Endlich aber war ihr kirschrolhe» Antlitz den Blicken de« Fürsten preisgegeben, und im nämlichen Moniert prallte er einen Schritt zurück, wie wenn er ein Gespenst gesehen hätte." »Jesu« Maria!" stieß er hervor. »Er ist da« Gesicht meiner verewigten Mutter." So natürlich wirkten die Geberde der Bestürzung und der Tonfall seiner Worte, daß selbst Ilona einen Augenblick im Un gewissen war, ob die» auch noch zur Komödie gehöre. Arpassy hatte ihr nicht gesagt, aus welche Art er sich de» Vertrauen« der Frau Liesing versichern wolle, sondern hatte auf ihre Fragen lächelnd erklärt, daß er in wichtigen Angelegenheiten sein Ver halten >ict» von den Eingebungen de« Augenblicke« bestimmen lasse. Auf diese geniale Improvisation aber war die Wahrsagerin so wenig vorbereitet gewesen, daß sic darüber beinahe selbst au« der Fassung gerathen wäre. E« gab eine Minute liefen Schweigen«. Der Fürst starrte unverwandt aui die entschleierte Frau Liesing, und diese machte in ihrer fassungslosen Ueberraichung ein Gesicht, da« einem unbe fangenen Zuschauer vermuthlich ganz andere Vergleiche nahcgelcgt haben würde al« den mit dem Antlitz einer Fürstin. Endlich schien Seine Durchlaucht wie au» einem Traume zu erwachen. Er seufzte tief auf, strich mit der Hand über Stirn und Augen und sagte mit weichem, rührend elegischem Klange seiner biegsamen Stimme: .Verzeihen Sie mir, liebe, verehrte Frau Baumeister, wenn ich Sie vielleicht erschreckt habe. Aber nun verstehe ich fleilich Alle«, wa« mir meine theuere Freundin dort von den geheimniß- vollen Prophezeiungen der Karten erzählte. Ja, Sie müssen vom Schicksal dazu aurersehen fein, eine bedeutsame Rolle in meinem Leben zu spielen; denn nicht ohne riefen Grund kann Ihnen der Himmel die Züge eine« Wesen« gegeben haben, da« meinem Herzen über Alle« theuer war. Wenn ich ein Bildniß der Da- hingefchiedenen zur Hand hätte, müßten Sie selbst sich in inner ster Seele ergriffen fühlen von dieser Achnlichkeit, die zu wunder bar ist für einen bloßen Zufall. Ich danke Ihnen, Ilona, daß Sie mir diese Dame zugeführt haben — von ganzem Herzen." Er reichte der Kartenlegerin die Hand, und Frau Liesing, die durch einen kleinen Ellenbogenstoß Ilona'» daran gemahnt worden war, daß c« nun endlich auch für sie an der Zeit sei, die Lippen zu öffnen, stotterte beglückt: .Durch — Durchlaucht — sind zu — zu gütig! Aber ich — ich bin leider nur eine ganz — ganz einfache Frau — und wenn — und ob — ich — ich meine " „Nicht die Geburt allein ist e«, die den Menschen adelt, gnädige Frau," unterbrach Fürst Soltan»kh hilfreich ihre stockende Rede. „Und wem der Adel der Seele auf die Stirn geprägt ist wie Ihnen, der darf sehr wohl einen Platz aus den Höhen der Menschheit beanspruchen. Haben Sie Nachsicht mit mir, wenn ich zu tief bewegt bin, um Ihnen in diesem Augenblick Alle« au«- zusprechen, wa« mein Herz erfüllt. Ich werde Sic ja Wiedersehen — nicht wahr? — ich werde Sie bald, morgen schon Wiedersehen?" „Wenn Eure Durchlaucht e« befehlen — gewiß!" „Ach, sprechen Sie nickt vom Befehlen! Wie könnte ich Ihnen befehlen wollen, Ihnen, deren Anblick alle süßen Erinner ungen der Kindheit in mir wachruft! Die Natur kann Sie nicht zu einem vollständigen äußeren Ebenbild der theueren Ent schlafenen gemacht haben, ohne Ihnen auch etwa« von ihrer Geistesgröße und von ihrem engelhaften Gemüth zu geben." Fra: und sie ll ihrer lieb auch der vollen Er: sie würdi wenn sie heucheln Wittwe al zu regen Geblüt ui Amme dt schoben r hatte — richtigen widersteht sic seine . digen wis »Di, sag'e sic. daß ich E damit Eu Aber Bitte scir „Ni, Frau — Ilona vo Schicksal fälligkcit lich mach von nicht viel mehr nicht, und Inneren auch Sie Ihrem H „AU „Ni> lauschen, wa» sie r angegriffe Der Gab italienisch dieser Ta und wurd sönlichkcin erstatten! Der gute der im A geschlossen erhält mc den ihr z: Zahn auf lallen w ersten Sä »StaatSdi verpflichte und dann Da» Am wie da» daß man werden. wen Se > n geseM mit Zutl mit Kaff« «i« Fern Militär! O< in? Flascht empfiehlt
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