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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 09.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190008099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000809
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- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1900
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Beim Anblick der Handschellen war e« vorbei mit der kör perlichen und geistigen Kraft de« jungen Manne«; er war voll- ständig fassungslos und sank wie gebrochen auf den nächsten Stuhl. .Um Gotte« willen, nur diese Schmach nicht," bat er flehentlich und wehrte die Polizisten ab, welche ihm Handschellen anlegen wollten. .Ich werde dem Gesetze gehorchen und Ihnen folgen. Gott im Himmel, welcher meine Unschuld kenn«, wird wohl auch diesen Leiden-kelch an mir vorübergehcn lassen!" Die Polizisten zögerten einen Augenblick und schauten fragend auf ihren Vorgesetzten. Doch auch in diesem schien sich bereit» ein gewisser Mitgefühl für den Unglücklichen zu regen, denn er winkte ihnen ab. .Mit Rücksicht auf Ihren Stand und Namen will ich von dieser Maßregel abstehen," erwiderte er. .Und so erwarte ich denn auch, daß Sie keinen Versuch zu entweichen machen werden, der Ihnen doch nicht« nützen würde." Wie ein vollständig Betrunkener ließ sich Henry de Mercy hinwegsühren von den Polizisten, welche mit ihm einen vor dem Hotel haltenden geschlossenen Wagen bestiegen, kein Wort kam mehr über seine Lippen, willenlos ergab er sich in sein Schicksal. Währenddessen nahm oben in dein Hotelzimmer, welche» Henry de Mercy seit seine» Straßburger Aufenthalte« bewohnt hatte, der Untersuchungsrichter, denn ein solcher war e«, der die Verhaslung de« jungen Manni« Halle vornehmen lassen, mit einem zurückgebliebenen Polizisten eine genaue Durchsuchung der Effekten de« Verhafteten vor und belegte sie mit Beschlag. Indessen trotz de« ihm eigenen Spürsinn« und trotz der Sorgfalt, mit welcher er jeden einzelnen Gegenstand einer ein gehenden Durchforschung unterwarf, konnte der Untersuchungs richter nirgend« ein <v> pU8 üelicti zur Belastung de» Verhafteten finden. Von allen Seiten wurde der umfangreiche, meffingdc- schlagene Reisekofser beklopft, um vielleicht irgend ein geheime« Fach oder einen doppelten Boden zu entdecken, den beliebten Kniff gewohnheitsmäßiger Verbrecher, ihre Schuld zu verbergen, doch nicht« von alledem war an dem Koffer zu finden, c« war ein ganz gewöhnliche« Beförderungsmittel, wie e« viele Tausende andere unschuldige Menschenkinder gleichfalls aus Reisen zu führen pflegten, und recht mißvergnügt brummle daher der ehrwürdige Herr vor sich hin, denn wenn er noch da« Benehmen de« jungen Manne« bei seiner Verhaftung in Erwägung zog, so drängte sich ihm nach und nach die Ueberzeugung auf, daß er vielleicht doch einen Mißgriff begangen hatte und die« gerade einem vornehmen Herrn gegenüber, da» war ihm doppelt peinlich, zumal der Vor fall in Straßburg unzweifelhaft bedeutende« Aufsehen erregen würde. Wenn er nur irgend einen kleinen Anhaltspunkt hätte finden können, durch welchen sich die auf eine Denunciation hin unternommene Verhaftung rechtfertigen ließ, im anderen Falle erlitt seine Reputation einen Stoß und die« war ihm im höchsten Grade fatal. Die Durchsuchung war beendet und der Untersuchungsrichter gab dem Polizisten den Auftrag, all' die Sachen und Sächelchen welche ein junger vornehmer Mann mitzunehmen pflegt, sorgfältig wieder zusammenzupacken und dann unter amtlichen Verschluß zu nehmen. Auf dem Antlitz de« Letzteren spiegelte sich bei Erhalt dieses Befehle« ein unverkennbarer schadenfroher Zug wieder und ein leise« ipöttische« Lächeln umspielte seine Lippen — doch wel che« Verhängniß — sein Vorgesetzter, welcher bis dahin in ge bückter Stellung beschäftigt gewesen war, erhob sich in diesem Augenblick und zwar so schnell und unerwartet, daß er die Physiognomie de« Polizisten noch bemerken konnte, der darob nicht wenig crsckrak. .Wa» habt Ihr da so malitiö« zu lachen!" herrschte der Untersuchungsrichter den erschrockenen Mann heftig an. .Haltet zu Gnaden, cs war nur all der KrimSgram da, den dieser ehemalige SouS-Leutnant bei sich führt, welcher mich zur Heiterkeit stimmte," entgegnete der Polizist sich entschuldigend und nahm dabei eine streng dienstliche Haltung an. .Haltet Eure LachmuSkeln in Zukunft besser im Zügel!" brummle der Untersuchungsrichter, den sein Mißerfolg in tchlechte Laune verletzt hatte. .Beeilt Euch jetzt und sorgt dafür, daß alle« richtig an Ort und Stelle kommt: Ich mache Euch dafür verantwortlich." Eine tiefe Verbeugung war die Antwort de» Polizisten aus den Befehl seine« Vorgesetzten, welcher nunmehr da« Zimmer »erließ. Währenddem obige Szene sich abspielte, rollte durch die matt erleuchteten Straßen Straßburgs der Wagen, welcher Henry de Mercy, scharf bewacht von drei Polizisten, al« unfreiwilligen Passa gier in sich barg. Durch die Glasscheiben erkannte er trotz de« schnellen Vorüberfahren» nur zu genau, welche Straßen da« Gefährt passirte, da er sehr wohl mit den örtlichen Verhältnissen vertraut war au» der Zeil her, wo er noch al« schneidiger SouS- Leutnant, die Brust geschwellt mit stolzen Hoffnungen, die Stadt seine zweite Heimath nannte. Eine unsagbare Bitterkeit beschlich ihn, welcher der auf brausende Zorn gewichen war. Er konnte e« gar nicht fassen, wa« für schwere Prüfungen ihm in so kurzer Zeit auferlegt wurden und wenn er Anfang- immer noch gehofft, daß alle« nur eine Täuschung, vielleicht gar ein schlimmer Scherz sei, so schwand diese Annahme, je näher der Wagen dem Gesängniß kam. Ge duld ist alle« zu überwinden im stände, dieser Gedanke allein hielt ihn einigermaßen ausrecht und al« jetzt der Wagen hielt und einer der Polizisten, mit denen er noch kein Wort gewechselt hatte, den Schlag öffnete und ihn zum AuSsteigen aufforderte, da folgte er festen Schritte« und willig den Transporteuren. Da« Gefährt stand vor einem umfangreichen, düsteren Ge bäude, welche« sich in dem flackernden Lichte der Straßenbeleuch tung in seiner kompakten Bauart mit den hohen Mauern, die e« umschlossen, gar unheimlich von der Umgebung abhob — e» war da« Gesängniß, bet dessen Anblick Henry de Mercy doch un willkürlich zusammenschauerte und er sich deshalb umsah, ob nicht von irgend einer Seite ihm Hilfe komme, um ihn von der ent ehrenden Schmach, von dem schändlichen Verdachte zu befreien, doch nirgend» war solche zu finden — er stand ja so allein aus der Welt und diese« Gefühl de« Verlassensein« halte wohl noch nie so niederschlagend aus ihn gewirkt, al« jetzt in diesem Augen blick — da« einzige menschliche Wesen auf diesem weiten Erden rund, welche» ihm in Liebe zugethan, Luise, war ein schwache» Weid — vielleicht verlor auch sie den Glauben an ihn, wenn sie erkuhr, daß er unter der Anschuldigung, einen schweren Dieb stahl begangen zu haben, verhaftet worden sei. Einer der Polizisten hatte an dem mächtigen Thore die Glocke gezogen ; gleich darauf öffnete sich dasselbe von innen und schloß sich wieder binter den Männer, nachdem dieselben in den Hosraum eingetreten waren — damit war der junge Mann ab geschlossen von der Mitwelt, war au«gestoßen au» der Gemein schaft ehrlicher Menschen, vielleicht dazu »erurtheilt, seine Jugend hinter Serkermauern begraben zu müssen. 6. Kapitel. Ernst und sinnend saß Bankier Stauffer in seinem Privat- komptoir, seinem Heiligthum. Unthätig ruhten die fleischigen, wohlgepflegten Hände auf dem kostbaren Mahagonischreibtisch leicht aufgelegt und trommelten die Finger auf der Schreibplatte. Seine hohe Stirne war mit tiefen Runzeln überzogen, während sein Blick sorgenvoll, fast ängstlich durch La« starkvergittcrte Fenster in« Weite schweifte, doch war die Aussicht durch hohe Hofgebäude ziemlich eng begrenzt. Ernste, sehr ernste Gedanken waren e«, die jetzt da« Hirn de« reichen Manne« beschäftigten, die e« ihm unmöglich machten eine bestimmte Arbeit auszunehmen, trotzdem vor ihm viele zahlen bedeckte Bogen lagen, welche durch ihn ihre Erledigung finden sollten, e« fehlte ihm heute absolut die nöthigc Ruhe, um seine alltägliche geregelte Thätigkest aufzunehmen. Die Erinnerung an längst »ergänze Zeilen rebellirte mächtig in seinem Innersten und wurde dadurch sogar seine physische Kraft in Mitleidenschaft gezogen. Al« junger Mann hatte er sein ganze« Streben nur nach Rcichthum und Ansehen gerichtet gehabt und der Erreichung diese» Ziele« seine ganze Kraft gewidmet und dasselbe al» einzigen Lebenszweck betrachtet und nunmehr, wo er ziemlich an seinem Lebensabend stand, und auf überreiche Erfüllung seiner Jugend wünsche blicken konnte, da war e« ihm nun nicht vergönnt, sich de« erworbenen Reichthum« ungestört erfreuen zu können — da bildete derselbe eher eine Quelle alle« Uebel« für ihn. Vor langen Jahren war er der Versuchung unterlegen und hatte er sich verleiten lassen, vom Weg der Rechtlichkeit abzu weichen, und dieser dunkle Punkt seiner Vergangenheit verbitterte ihm da« Leben, vergällte ihm alle Freuden und jetzt sah er sich außer Stand gesetzt, diese« Unrecht wider gut zu machen, sein Vergehen zu sühnen — der Fluch der bösen That lastete daher schwer auf ihm, wenn er sich die« auch selbst nicht gestehen wollte. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Wie wird der Kaiser gegen Attentate ge schützt? Da« verruchte Attentat gegen den König Humbert von Italien, da« sich je länger je mehr al» der Ausfluß eine» seit langem geplanten anarchistischen Komplott» darstcllt, läßt die bange Frage gerechtfertigt erscheinen, ob auch unser Kaiser gegen buben hafte Anschläge genügend gesichert ist. Von berufener Seite wird versichert, daß da« — soweit menschliche Voraussicht und mensch liche« Handeln in Betracht kommen — durchaus der Fall wäre, da« allerdings aber die Sorge der Polizei vermehrt würde durch den starken Widerwillen de« Kaiser« gegen alle polizeiliche Be wachung seiner Person. Die Arbeiten der Polizei für die Sicher heit de« Kaiser« sind zunächst vorbeugende. Zu ihnen gehört, daß die Polizei anarchistische öffentliche Versammlungen zuläßt, um in ihnen die Mitglieder der verschiedenen anarchistischen Ver einigungen kennen zu lernen und daß sie alle bekannt werdenden Anarchisten in ein sorgfältig geführte« Verzeichniß cinträgt wo rauf dann die Eingetragenen ständig beobachtet werden, sodaß ihr Aufenthalt stet« nach Möglichkeit bekannt ist. Finden sich während de« Aufenthalte« de« Kaiser« an irgend einem Orte dort fremde Anarchisten ein, dann wird die Aufmerksamkeit ver doppelt, Kriminalbeamte au« Berlin reisen in großer Zahl dort hin und sind stet« um die Person de« Monarchen, während andere den Verdächtigen auf Schritt und Tritt folgen. Macht der Kaiser weite Ausflüge zu Pferde oder im Wagen, dann wird die Bewachung des Herrschers besonders schwierig, weil es oft schon vorgekommen ist, daß er die Polizisten einfach nach Hause geschickt; für alle Fälle aber radeln hinter dem Monarchen stets zwei Kriminalbeamte her, um gleich zur Stelle zu sein, falls sich etwas ereignet. Zu den Schutzmaßregeln gehört auch, daß der Monarch, namentlich in ten Großstädten, stets sehr schnell fährt, und daß der Polizei deshalb stet» der Weg bekannt gegeben wird, welchen der kaiserliche Wagen nehmen wird. Die Polizei kann dann beim Herannahen des Gefährt» den sämmtlichen Verkehr für einen Augenblick inhibiren, so daß Aufenthalte nicht entstehen und Unberufene gar nicht sich vorzudrängen in der Lage sind; finden dagegen größere Feierlichkeiten statt, werden insbesondere in Berlin vom Kaiser Gäste von den Bahnhöfen eingeholt, und umsäumen deshalb dichte Menschenmengen den Weg, dann mischen sich in kurzen Zwischenräumen Kriminalbeamte unter da« Pub likum, die scharf acht zu geben haben auf verdächtige Persönlich keiten. Außerdem ist in solchem Falle der kaiserliche Wagen ständig von Militär umgeben und hält derselbe an einer Stelle, dann — Augenzeugen konnten da» besonder» beim Einzug de» Kai ers von Oesterreich in Berlin beobachten — umgiebt da« Militär den Monarchen unauffällig in einem Halbkreise, während die andere Hälfte von der BegrllßungSdeputatio» :c. geschlossen wird. Wie mancher mag schon geschimpft haben über die strengen Ab sperrungen bei öffentlichen Feiern, an welchen der Kaiser Iheil- nimmt, aber die Erfahrung von Monza hat wieder gezeigt, daß diese Absperrungen nölhiz sind. — Die Heidelbeerzeit ist nach der Meinung der Land leute die schlechteste für den Arzt. Kaum eine andere Frucht ist so verdauung-anregend, blutrcinigend und dabei im Sommer so erfrischend, wie die Heidelbeeren. Sie sind wohl in jeder Form da» beste Kompot. In Mittel- und Norddeutschland wach sen sie dabei in solchen Mengen, daß sie nie alle gepflückt werden können, während sie Süddeutschland und die südlichen Länder nicht kennen. Sie sind ein Segen der Wälder, darum versäume man nicht, sie reichlich zu genießen, und für den Winter zu kon- serviren. Besonder» dienlich wirken sie nach reichlicher Beladung de» Magen» mit schweren Speisen. Man kann sic ohne Schaden gleich roh in reichlichen Mengen genießen, was sonst bei den Früchten nicht der Fall ist. Schmackhafter sind sie mit Milch und am bekömmlichsten gekocht, al» Mu«. Auch sollte man nicht versäumen, Wein au« ihnen zu bereiten. Gedörrt, wie man sie mit leichter Müde haben kann, bieten sie un« ihren Genuß den ganzen Winter hindurch. — Wenn man Zeitungsnotizen aufbewahrt — so kann da« unter Umständen von großem Nutzen sein; da» hat dieser Tage ein Grundbesitzer in Weißensec erfahren. Er hatte vor einigen Monaten ein Grundstück verkauft. Al« der neue Besitzer den Boden zur Fundamentirung eine« Hause» auSschach- ten ließ, sand man in der Nähe eine« Obslbaume« in einer Tiefe von '/, Meter eine alte Blechdose, die bi« zum Rande mit Thalerstücken gefüllt war. Der frühere Besitzer konnte nun Zeitungsnotizen vorzeigen, inhaltlich deren im Jahre >882 von einem Knecht eine Summe von 48 Thalerstücken gestohlen worden war. Der Knecht wurde seiner Zeit wegen de« Diebstahl« zu einer Freiheit-sttafe verurtheilt und starb im Gesängniß. Schon damal« hegte man die Bermuthung, daß der Dieb seine Beute »ergraben habe, doch war er zu einem Geständnisse nicht zu be wegen. Da die Anzahl der jetzt gefundenen Thaler genau mit der damal« entwendeten überetnstimmt und die Zeitung«nolizen die Angaben bestätigen, wurde der Fund anstand«lo« dem früheren Besitzer de« Grundstück« au«gehändigt. — Ein Chinese über die Deutschen. Ein gelehrter Chinese Chen-Soui-Chen Hal ein Buch unter dem Titel „Si-Chi- Let-Bian", etwa „Sammlung von Erkenntnissen über die An gelegenheiten de« Westen«", veröffentlicht, in »em sich die Mei nungen der Chinesen über die Kulturverhältnisse und den Charakter der europäischen Völker zusammengefaßt finden. Un« interessiren vor Allem seine Aeußerungen über die Deutschen: Die Deutschen sind ceremonielle Leute, und sie haben viel Ehrerbietung gegen über den Vornehmen. Wenn ein Deutscher einem Anderen be gegnet, so hebt er seinen Hut hoch; daher sagen die Engländer auch, daß der Hut de« Deutschen nicht fünf Minuten auf seinem Kopfe bleibt. Der Deutsche ist sehr stolz, wenn er auf seiner Visitenkarte eine lange Liste von Titeln aushäufen und an seiner Brust eine lange Reihe von Orden anhängen kann. Oft gicbt e« vier oder fünf Titel für dieselbe Person und 40 Orden. Wenn sic sich an Herren oder Damen wenden, dürfen die Deutschen niemals vergessen, ihnen ihren Titel zu geben. Die Deutschen nennen die Männer ..mun-inimimvr", die Frauen „um-üuiinou" und die jungen Mädchen „inu-ttu-inui-viIndessen ist ihnen da» noch nicht respektvoll genug. Um sich bei den Deutschen angenehm zu machen, muß man ihnen ihre Titel beilegen, ebenso ihren Frauen, indem man sie nennt: „Frau Professor oder Frau Richter!" — Hat er'» getroffen? — Eine unfreiwillige „ChinaauSrcise" ist einem Postboten au« Bremerhaven beschieden worden, der an Bord eine« der TruppentranSportdampfer mit dem AuStheilen von Briefen beschäftigt war, als da» Schiff bereit» klar gemacht wor den und sich in Bewegung gesetzt halte. Der Postbote, der unter Deck nichts von der Abfahrt bemerkt hatte, war natürlich nicht wenig erschrocken, als er an Deck kommend, sich mit dem Schiff bereit» mitten auf dem Strome sah. Ein Zurück gab es nicht mehr, und so muß denn der Jünger PodbietSki« mindesten» bi» Southampton mitsahrcn, wo er an« Land gehen und mit der nächsten Gelegenheit wieder zurückkommen wird. — Ein Deserteur de« Infanterie-Regiment» Nr. 30 in Sarloui», der sich bereits sechzehn Jahre in der Stadt Luxem burg aufgehaltcn, sich dort vcrheiralhet hat und Vater von sieben Kindern ist, stellte sich dieser Tage aus dem Garnisonkommando in Saarbrücken freiwillig. Der schon bejahrte Mann gab an, die Sehnsucht nach der Heimath hätte ibn zu diesem Schritt veranlaßt. Von einem Unteroffizier de« Regiment« wurde er abgeholt und nach Saarlouis gebracht. — Ein Vielfraß. In den chronistischen Aufzeichnungen eines Berliner» von 1704—1758 findet das „Kl. Journ." fol gende Mittheilung, die unseren heutigen Medizinern fast märchen haft erscheinen mag: „Zu Wittenberg ist den 28. Juny 1757 ein Gärtner Namens Jacob Kahlen» verstorben, welcher bcy seinen Leben nicht nur eine ungeheure Menge Speißen, sondern auch fremde und ungewöhnliche Dinge zu sich nahm, zum Exempel hat er auf einmahl 8 Schock Flaumen mit samt den Kernen aufgefressen, auch 4 Metzen Kirschen ebenfalls mit den Kernen, sondern auch der menschlichen Natur ungewöhnliche Dinge ver gnügen konte, sodaß er zuweilen die Speißen mit samt den irdenen Töpfen, Schüßeln, Tellern, Stücken von Dessen, Glaß und Steine fraß und dabey mit solchen scharfen Zähnen versehen, daß, wenn er auf einen Stein biß, die Zähne zu sehen waren; lebendige Vögel, Mäuse, Raupen u. dergl. wurden von ihm mit der größten Delikatesse verzehret, ja er soll kein Bedenken getragen haben, ein blechene« Schreibzeug samt der Tinte und Streusand, Feder und Feder-Messer aufzufressen, wie solche- von drei ver- eydeten Zeugen, die e« selbst gesehen haben, auSgesaget ward, ferner machte er sich ein andermahl in Gegenwart vieler Leute, um etwa» Geld zu verdienen, über einen Dudelsack her, fraß ihn auf, und die e« gesehen haben, sprangen aus Furcht, daß ihnen ein gleiches begegnen würde, zum Fenster raus, um sich zu retten. Al» nun dießer Mann vor kurtzen in den 79. Jahre seine» Älter verstarb, so hielt sich der H. Doctor Böhmer berechtigt, die Section de« Körper» aus dem hiesigen Theatro Anatomico vor zunehmen." — Eine mcrkwürdide Geschichte. Au« Pest wird der nachsolgende lustige Streich zweier Schwindler gemeldet: Vor einigen Tagen logirten sich in einem hiesigen Hotel zwei ele gante Reisende ein. Die Herren kamen zusammen an, aber von verschiedenen Seiten, wie sie dem Direktor de» Hotel» erzählten. Der Eine kam au« der Levante, der Andere au» Paris. War die Herren dem Direktor vormachten, weigert er sich zu erzählen, denn c» gelang ihnen, ihm 2500 fl. herauSzulocken. Dann ver schwanden sie in der Hauptstadt. Tag« darauf erschien bei dem Hoteldirektor ein elegant gekleideter Mann und stellte sich al» Privatdetektiv vor. „Ich weiß," sagte er, „Sie sind von zwei Spitzbuben um 2500 fl. geprellt worden, ich weiß auch, daß Sie Gründe haben, die Anzeige bei der Polizei nicht zu erstatten. Ich habe den Fall au» der Zeitung erfahren, mich kür denselben intercssirt und bin den Dieben bereits auf der Spur. Ich bin bereit, die Leute zu verfolgen, und bürge Ihnen für den Erfolg." Die Papiere de« Privatdetektivs waren in Ordnng, auch einige Dankschreiben besaß er. Der Hoteldirektor nahm also da» An erbieten dankbar an und behändigte dem Detektiv al» Spesen vorschuß IM fl. Am anderen Morgen schon erhielt der Direktor ein Telegramm au» Teme»var, da» lautete: „Fremde logirten in einem hiesigen Hotel, nahmen ihren Weg nach HerkuieSbad, folgte ihnen bi» nach Serbien. Senden Sic telegraphisch 2M fl. pollc restante Teme»var für mich." Der Hoteldirektor hatte nicht» eiligere» zu thun, al» die 200 fl. sofort telegraphisch an zuweisen. Einige Stunden später erhielt er abermal» eine De pesche au» TemeSvar: „Danken für die 3M fl. Der Levantiner und der Pariser." Und der Hoteldirektor? Er ist wüthend, in dem — Privatdetektiv den einen Spitzbuben nicht wieder erkannt zu haben, weil derselbe diesmal einen falschen Bart sich an geklebt hatte. Die polizeiliche Anzeige hat er aber nun erst recht nicht gemacht. — Wißbegierig. Moritz: ,Wa» sind da» für Fische, Vater?" — „Golcfische, mein Kind!" — Moritz: „Lauter acht- zehnkarätige?" — Neue Bezeichnung. Eintretender: „Meier, Ge schäftsreisender ..." — Prinzipal: „Hier mein Friedrich, Anti- geschäflSreiscnder. — Militärische Umgangssprache. Unteroffizier, (seine Rekruten im Zoologischen Garten umhcrsührend): „Seht mal da Leute, ein Kamel mit vier Beinen!" Landwirthschaftliche«. — Gute Fütterung der Hühner lohnt sich. Der Eierstock der Hühner ist eine traubcnförmige Dritte, die au» 600 bi« 800 Zellen besteht, welche alle bei einer regelrechten Ent wickelung zur Reife gelangen können. Da aber dieselben weder ergänzt noch erneuert werden, ist da« Huhn nicht imstande, mehr al« die genannte Zahl Eier zu legen, und e» handelt sich also darum, daß die Henne diese in kürzester Zeit ablegt, wodurch andercrseit» an Futter gespart wird. Füttern wir nun aber ein Huhn mangelhaft und schlecht, so wird e« un» jährlich höchsten» 80
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