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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 30.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190107309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010730
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-30
- Monat1901-07
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wichtigsten Positionen mit Len bereit« veröffentlichten Angaben de« Stultganer „Beobachter" überein. — Der Reichskanzler Gras o. Bülow Hal dem Prä sidenten Krüger nach dem Tode seiner Gemahlin durch den Kaiserlichen Gesandten im Haag seine herzliche Theilnahme au»sprechen lassen. Präsident Krüger hat dem Reichskanzler hierauf für dessen warme Theilnahme durch den Gesandten Leyd« seinen herzlichsten Dank übermittelt. — Mit der Vollendung de« Emder Außenhafen«, der vorauisichtlich am 7. August durch den Kaiser eröffnet wird, haben die seit 2t) Jahren wieder ausgenommen»« Arbeiten zur Hebung Emden« und zur Verbesserung seiner vom Binnenlande zuströmenden natürlichen Verkehrswege einen bedeutsamen Abschluß erreicht. Deutschland besitzt nunmehr in Emden einen dritten großen Seehafen an der Nordsee mit einem durch natürliche und künstliche Verkehrswege auSzestatteten, ungemein reichen Hinter land. Nur der Anschluß an den Rhein fehlt noch zur Krönung de« Werke«, da«, seit 188t) allmählich erstanden, einen Gesammt- kostenaufwand von 106,806,70t) Mark erfordert hat. — England. Da die Politik im allgemeinen recht still ist, so machen sich die Engländer ihre Extra-Aufregung, indem sie sich über die Höhe der dem Lord Robert« zu gewährenden Dotation streiten. Weniger al« 2 Millionen Mark sollen e« nicht sein. Man sieht, sie lassen sich nicht lumpen, unsere angel sächsischen Vettern, und Lord Robert« wird sich mit der Zeit selber einbilden, ein großer Feldherr zu sein, weil er ein paar unvertheidigte Städte eingenommen Hal. — China. Wie au» Schanghai gemeldet wird, ist dort ein Hosbeamtcr au« Singanfu angelangt, der erklärte, der Hof habe nicht die Absicht, nach Peking zurückzukehrcn und arbeite nur darauf hin, die Mächte zur Räumung zu bewegen. — Südafrika. Wie Präsident Steijn unlängst nur mit knapper Noch den Dragonern Broadwood» entronnen sein und Dcwet« Gefangennahme bekanntlich schon wiederholt unmittelbar bevorgestanden haben soll, so wird jetzt wieder gemeldet, daß Louis Botha beinahe in die Hände der Briten gefallen wäre. Wie nämlich der Berichterstatter de« „Standard" mittheilte, fei hierzu vor kurzem Gelegenheit gewesen, al« Oberst Bullock« Ab- theilung sich in der Nähe von Ermelo befand. Botha habe sich in dem Hause von Corneliu« Nh«, 6 km von Ermelo entfernt, befunden, und die« sei den Offizieren, die dem Generalstabe der Abtheilung zugetheilt waren, bekannt gewesen. Nur wenige Leute mil einem 15-Pfünder hätten zu jener Zeit bei dem Burcngeneral gestanden und wenig aufgepaßt. General Bullock habe sein Lager 15 km von der Farm entfernt ausgeschlagen und sich entschlossen gehabt, einen Nachtmarsch auszuführen, um Botha zu über rumpeln. ES habe aber die Abtheilung, die gerade bei Tages anbruch bis auf 3 km an Ny«' Farm herangekommen war, den Befehl zu halten bekommen. Die Buren hätten den Feind so fort bei Tagesanbruch bemerkt, und al« Oberst Bullock den Fang Le« Burenführer» gerade auSsühren wollte, habe man letzteren au» einer Hinterthür de» Hose» auf einem grauen Pferde davon reiten sehen. Die Buren seien so überrascht gewesen, daß sie erst, al» die Engländer aus 2000 in herangekommen waren, da« Feuer mit dem schweren Geschütze hätten eröffnen können. Hätte man den Fehler nicht gemacht, die Leute zur unrechten Zeit halten zu lassen, so wäre, schließt der Bericht, General Botha heute wahrscheinlich in englischen Händen. — Eine Depesche de« Generals Kitchen er vom 26. Juli besagt: General Stephen» berichtet, eine berittene Abtheilung Steinaeker», welche Bremersdorp besetzt hielt, wurde am 24. Juli von einem überlegenen Truppenkörper der Buren, wahr scheinlich von den Kommando» von Amsterdam und Pictrctief gezwungen den Platz zu räumen. Die Abtheilung schlug sich nach dem 16 Meilen entfernt liegenden Lembobo durch. Ihre Verluste an Tobten und Verwundeten betragen 10 Mann. Einige Mann wurden vermißt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. Juli. Am Freitag Abend '/,10 Uhr ging hierielbst abermal» eine Scheune in Flammen aus. Dieselbe, am Windischweg gelegen, gehörte Herrn Gerichtssekretär Bernhard Tetzner in Auerbach und barg ca. 360 Ctr. Futter mittel. Davon waren 3M Ctr., Herrn Oekonom G. Becher gehörig, versichert, während der andere Pächter, Herr Richard Hutschenreuter, nicht versichert hatte. Letzterer wurde auch schon beim Brande der sogen. Beck'schcn Scheune mit betroffen. E» liegt auch in diesem Falle zweifellos Brandstiftung vor. — 8 — Eibenstock. Vorigen Montag hielt der evan gelische Arbeiterverein wieder eine seiner öffent lichen Versammlungen ab. Pünktlich um 9 Uhr wurde die Versammlung eröffnet. Al« erster Punkt stand aus der Tage«- ordnunz die Durchberathung de» Statutenentwurf» der vom Vereine in« Leben gerufenen Sterbe- und Unterstütz ungskasse. Diese Statuten waren in der vorhergegangenen Verein«sitzung am 1. Juli schon vorberathen worden und sanden in der vom Vorsitzenden vorgelegten Fassung einstimmige An nahme. Sie sind so angelegt, daß die geplanten weiteren Hilf«- kassen leicht eingegliedert werden können. Daraus folgte der anzekündigte Vortrag über da« Thema: Au« Eiben st ock« Vergangenheit (Orl«geschichtliche«). Der Herr Vortragende führte die Anwesenden — e« halten sich auch eine Anzahl Gäste dazu eingcfunden — im Geiste zurück in die Zeit, da noch undurchdringlicher Urwald, von keine« Men schen Fuß je betreten, unser Gebirge bedeckte, da» damal« Miriquidi (Dunkelwald) hieß; Bär und Wolf waren noch unbeschränkte Herren in unserer Gegend. Da drangen vor mehr al« lOOO Jahren, von Zwickau her kommend und dem Laufe der Flüsse folgend, Wenden in unser obere« Erzgebirge vor und gründeten Ansiedelungen da, wo jetzt die Orte Lößnitz, Aue, Bockau, Windischthal (Muldenhammcr) liegen. Bei un« machten die Wandernden Halt und setzten sich fest. Uilmnistogk (Wanderer« Halt, von Kibani-Wanderer und »tagst-Halt oder Stand) nannten sie die neue Ansiedelung, wo sie nicht allein Ackerbau un» Viehzucht trieben, sondern auch au« dem Sande und Schlamme der Bergwässer werthvolle Schätze gewannen: Zinn, da« sie mit der Reut- oder Seisengabel, also nicht bergmännisch gewannen, sondern au»wuschen und schmolzen. Noch heute führt der hiesige Stadtrath die Seifengabel in seinem Siegel. Manche Ort«- und Flußnamen erinnern noch an diese ersten Bewohner unsere« Orte«: Dönitz—Stollenwasfer, Lrünitz -- Grenz bach. Crottensee — Erodothöhe (denn hier verehrten sie ihren Gott Lrodo), Bühl (wo sie ihrem Gotte Biel opferten), Kiissel — Richt stätte (noch heute heißt die Anhöhe zwischen Stadt und Bahnhof im Volk«munde der Kessel). Auf der Crodenrhöhe halten sie ihren Begräbnißplatz, von dem noch im vorigen Jahrhunderte ein Hügel (Scherben, Eisengeräthe und bearbeitete Steine bergend) Zeugniß gab. Von der stattlichen Feste, die der Wendensührer Suppan aus brr steilen Steinwand bei Blauenthal (da« „alte Schloß" nennt man sie im Volke) angelegt und auf der leichter zugänglichen Seile durch Graben und Holzweik geschützt uno mit „hohem Thore" versehen hatte, ist außer dem Namen nicht die leiseste Spur übrig geblieben. Auch da» alte Rittergut (1534 in die 3 Freihöfe zertheilt) mag wohl in dieser wendischen Vor zeit entstanden sein. Später erschienen dann christliche Glaubeniboten, die den Wenden, anfang« wohl mit nur geringem Erfolge, da« Evangelium predigten. Al« dann aber im 12. Jahrhunderte Harzer Sachsen sich al« Bergleute in unserem Orte einsanden, um mit Schlegel und Eisen den reichen Bergsegen zu Tage zu fördern, und die deutschen Kaiser die Wenden besiegten und in Schwarzenberg eine Zwingburg bauten, wurden die Besiegten, soweit sie nicht au«- wanderten, dem Christenthume gewonnen. Sie vermischten sich mit den Sachsen, und bald war jede Spur von ihnen verschwunden. Die Sachsen gaben der ganzen Gegend ein andere« Gepräge, benannten die Berge mit Namen au« ihrer alten Heimath (Allers berg, Rammelrberg), führten die Sitten und Bräuche ihrer Hei math hier ein, so die HLHenfeuer in der Walpurgisnacht, an denen unsere Jugend noch heute sesthält, und bald erinnerten nur noch einige Namen an die Wenden: Windischweg, an der Bahnhofstraße die Windischwiesen und der Windische Knock. Werlhvollc Schätze förderte ihr Bergbau zu Tage: kostbare Be rylle, milchblaue Opale, gelbe Topase fanden sie, sowie Zinn, Blei, WiSmuth, Eisen, sogar Gold in nicht geringen Mengen. So kam neben der Seisengabel die Spitzhaue in unser Stadt wappen. Der Bergbau blühte Jahrhunderte hindurch; aber all mählich erschöpften fick die Gruben, und nach 1800 hörte der Betrieb ganz auf, nachdem schon vorher da» hiesige Bergamt nach Johanngeorgenstadt verlegt worden war, wohin man dann auch die hier noch gefundenen Erze zur weiteren Bearbeitung schickte. Heute erinnern nur noch bewachsene Halten, tiefe Löcher, unheimliche Bingen und verfallene Stollen an den einst so blühen den Bergbau. Vorübergehend beschäftigte man sich nun mit der Herstellung von Blechwaaren, mit der Gewinnung von Arzneien; auch eine Cigarren- und eine Zündhölzchcnfabrik bestand hier kurze Zeit. Bald nach seiner Einsührung in Annaberg kam auch in Eiben stock da» Spitzenklöppeln in Aufnahme, und nach den Hunger jahren 1771/72 führte Klara Angermann die Kunst de« Tam- bourircnS ein, wozu sich später noch die Maschinenstickerei und Perlennäherei gesellte, die noch heute blühen und Tausenden Arbeit und Brot bringen. Von mancherlei Nothständen erzählte dann der Herr Vor tragende noch, die unser Eibenstock heimsuchten: Pest und Blattern, Hunger und Kriegselend (30jähr. Krieg!), Feuer»- und WafferS- noth, Wolkenbrüche, Hagel und Stürme. Der ebenso inhaltreiche, wie interessante Vortrag fand un- getheilten Beifall und eine rege Diskussion hielt Mitglieder und Gäste noch fast bi» Mitternacht zusammen. Dabei kam auch der Wunsch zum Ausdruck, der Verein möge auch fernerhin recht ost solche öffentliche Vortragsabende abhallen. Wie wir hören, soll diesem Wunsche gewillfahrt werden und etwa in monatlichen oder zweimonatlichen Zwischenräumen sollen Vorträge, die auch Nicht mitgliedern zugänglich sind, gehalten werden. Für den Monat August ist ein Vortrag über „Kriegserlebnisse 1870/71" in Aus sicht genommen. — Schönheide. Durch Feuersignal wurden die Be wohner unsere« Orte« Sonnabend früh 1 Uhr au» dem Schlafe geweckt. Aufsleigende Gluth verkündete, daß im Hinteren Ort»- theil ein Schadenfeuer entstanden war. Glücklicher Weise war da« Brandobjekt ein unbewohnte« Hau« mit anstoßender Scheune, in der Heu aufbewahrl war. Da« Gebäude gehörte dem Werkführer Neubauer, war sehr baufällig und mit Moo« und Schindeln bedeckt. Damit ist ein Objekt verschwunden, was nicht gerade dem Orte zur Zierde gereichte. — Hundshübel, 26. Juli. Die zahlreichen Freunde der Ferienkolonien werden gewiß mit Befriedigung die Nachricht vernehmen, daß sich die Zwickauer Kolonisten in dem herrlich ge legenen HundShübel seit einer Woche wieder häuslich eingerichtet haben und soweit e» bei ihrem leidenden Zustande möglich ist, de« besten Wohlsein» erfreuen. Sind doch gerade diese» Jahr die au»gepndttn Knaben besonder» schwach und der Erholung bedürftig. Unter dem Einfluß der schönen Natur und bei der reichlichen Bewirthung seitens unserer „Lindenvirthin" ist die Sehnsucht nach der Heimath bi» jetzt noch nicht erwacht. Wie sollte e» auch den Knaben, die au» den engen, staubigen Straßen der Stadt in diese waldreiche Gegend mit ihrer reinen, würzigen Luft kommen, nicht gefallen! Die bleichen Wangen fangen bereit» an sich zu bräunen und fröhliche Gesänge und muntere Spiele öffenbaren den gehobenen Muth. In besonder» freudige Stimmung wu :de die Kolonie am Donnerstag versetzt. Fand doch jeder der Knaben unter den Mitgliedern de» Zwickauer Bäcker-Gesang verein», die zu Ehren ihre» verdienten Obermeister» hier weilten, ein bekannter Gesicht au» der Heimath. Die Herren ließen e» sich nicht nehmen, zum Nachmittagskaffee etwa» Gebackene- zum Besten zu geben. Auch wurde dem Koloniesührer von dem Vor sitzenden de« Gesangverein» noch ein bei der Tafel gesammelter ansehnlicher Betrag auSgehändigk, der zu irgend einer Ergötzlich- keit für die Kolonie Verwendung finden soll. — Dresden, 26. Juli. Im „Neuen Sächsischen Kirchen blatt" wird auf eine Notiz aufmerksam gemacht, die vor kurzem in einer sächsischen Zeitung zu lesen war. E» steht dort zu lesen: „Durch Herrn Superintendenten L. wurde am Sonntag in N. die Weihe der neuerbauten ParentationShalle vollzogen. Der ernsten Feier wohnten bei die Herren Kirchenvorstand-mit- glieder, die Geistlichen, Vertreter der Behörden und der zur Pa- rochie gehörigen Gemeinden. Die Theilnehmer hatten sich auf dem Kirchplatze versammelt und begaben sich von dort in ge schlossenem Zuge nach der neuen Halle. Nach beendeter Feier fand ein Festessen im Hotel zum Stern statt." — „Er ist kaum glaubhaft! Ob Trinksprüche auf Todtengräber und Leichenfrau gehalten worden sind?" so fragt mit Recht der Einsender der Notiz. — Leipzig, 26. Juli. Da« „Leipziger Tageblatt" meldet: Nach soeben eingegangener Verordnung de« sächsischen Kultusministerium« werden ab 1. Oktober auch mil dem Maturi- tatlzeugniß von deutschen Realgymnasien versehene Abiturienten zum medizinischen Studium an der Universität Leipzig zugelaffen. — Auerbach, 26. Juli. Von einem Pferde erschlagen wurde heute aus der Nikolaiftraße ein hiesiger Kommunarbeiter namen« Häckel. Da« Pferd gehört dem Bleichereibesitzer Weiden müller in RebeSgrün. Der Arbeiter war in Ausübung seine« Berufe« thätig und wollte eben ein Stück Papier von der Straße ausheben, da schlug da« Pferd au« und zertrümmerte dem Manne den Schädel. — Sachsen st iktung,unentgeltlicher Arbetttnach- wei» für gediente Soldaten. Im Hinblick auf die Ende September erfolgende Entlastung der Reservisten ergeht an die Arbeitgeber die Bitte, ihren Bedarf an Arbeitskräften aus allen Erwerb-gebieten, unter genauer Angabe ihrer Wünsche und de« Antrittltermin«, so zeitig al« möglich anzuzeigen. Da die Ge- ichäfttftellen der Stiftung über da« ganze Land verbreitet sind uno unter einander in Berbinsung stehen, so können Arbeitgeber aus .'eine Weist vonheilhaster und leichter zu tüchtigen, an straffe Zucht gewöhnten Arbeitskräften gelangen al« durch die Sachseu- stiftung. Die Vermittelung ist sowohl für Arbeitgeber al« für Arbeitnehmer völlig kosten!-«. Geschäftsstellen der Stiftung be finden sich an sämmtlichen Sitzen der Aml«hauptmannfch-st-n und in allen Garnisonen. Al« Adresse genügt: „An die S-chstn- stiftung zu . . . — Ueber unrentable Bahnlinien in Sachsen ging kürzlich ein Artikel durch einige sächsische Zeitungen, in dem in der Hauptsache behauptet war, daß einige nicht besonder« renlirende Eisenbahnlinien in Sachsen die hauptsächlichste Schuld an dem Sinken der sächsischen Eisenbahnrentc und auch an der jetzigen nicht gerade günstigen sächsischen Finanzlage tragen. Hierzu wird dem „Leipz. Tgbl." au« Dresden geschrieben: „Selbstverständlich wird niemand leugnen können, daß in Sachsen einige Bahnen vorhanden sind, die lieber ungebaut bleiben konnten, wenn di älteren Bahnlinien zweckentsprechender angelegt worden wären. Weil jedoch nie ein Bahnbauprojekt für da» geiammte Eisen bahnnetz Sachsen» ausgestellt wurde und nach Lage der Dinge auch nicht ausgestellt werden konnte, so ist heute so manche» falsch, wa« früher richtig erschien. So konnte man in früherer Zeit mehrfach nicht genügend erkennen, ob Schmal- oder Normal spur bei der Anlage einer neuen Bahnlinie va» Richtige fei, da man in der ersten Epoche unsere« Staal-eisenbahnwesen« die Schmalspur überhaupt noch nicht kannte. Rian muß auch der in mehreren Blättern wiedergcgebenen Ansicht entgegentreten, nach der die RezierungSkreise sich bei der Erbauung von Bahn linien noch viel zu sehr beeinflussen ließen. Nachdem die Stände die Mittel zu den Luxurbauten der Städte, insbesondere der Großstädte, in entgegenkommendster Weise bewilligt haben, kann selbstverständlich der Bahnbau nicht auf einmal vollständig sistirt werden. Der Zuschuß zum Betriebe der „nothlcivenden" Bahnen im ganzen Lande wird alljährlich wohl weniger al» 100,000 Mark betragen, und e» ist kaum anzunehmen, daß diese verhältnißmaßiz geringe Summe irgend welchen Einfluß aus unsere Finanzlage ausübt. Vor allen Dingen sind die Kleinbahnen die Zufuhr kanäle für die Hauptbahnen. Au» diesem Grunde hat die säch sische SaatSrcgierunz Privatbahnen erworben, bei denen im Voraus die Unrentabilität zu erkennen war. Al« die Bahnen einen Reinertrag von 5 Prozent lieferten, hörte man oft au» den Kreisen der Bahnbediensteten die Worte: „Wir müssen da« Geld verdienen und der Staat steckt den Ucberschuß ein!" Da» Nächste war die gewiß berechtigte Gehaltserhöhung und e» kamen bierzu im Interesse de« Betriebe« die großen Bahnhofsumbaute» im ganzen Lande, die noch lange nicht abgeschlossen sind. Hierzu sind allein schon über 100 Millionen Mark verwendet worden, wovon auf Dresden allein einige 60 Millionen Mark entfallen, und e« ist heute noch gar nicht abzuiehen, wa« die Umbauten in Leipzig kosten werden. Wa« für Kosten machen z. B. die von Reichswegen angeordneten Bahnglei-unterführungen. Ebenso haben die Bahnsteigsperre und die verkürzte Dienstzeit der Bahn bediensteten den Reinertrag nicht erhöht. E» ist deshalb ein Unrecht, die niedrige Eisenbabnrente den unrentablen Bahnzisfeln in die Schuhe zu schieben. Einer Kleinbahnlinie wird der Rein ertrag genau nachgerechnel, wenn aber ein BahnhofSumbau einige Millionen kostet, so wird e« Niemandem einfallen, darnach zu fragen, ob der Umbau auch rentirt. Jedenfalls Hal auch noch Niemand berechnet, ob die kür die Dresdner Bahnhofsumbauten verwendeten 60 Millionen Mark rentiren. Von den in einer Etatsperiode eingegangenen 260 Petitionen um Erbauung von neuen Bahne» hätten können die berechtigten Wünsche befriedigt werden, wenn man die Summen hierzu verwendet hätte, weiche die Dresdner Bahnhof-umbauten verschlungen haben. E« ist thalsächlich ost rührend anzusehen, wie die Deputationen. — manche schon 20 Jahre und mehr — nach Dre-den wallfahrten und um Bahnanschluß bitten. Man sieht oft, wie sie sich mit den primitivsten Einrichtungen, mit bretterverfchalien Wartebuden ohne Dielung u. s. w. begnügen müssen. Der in Aussicht ge stellte 50prozentize (?) Zuschlag zur Einkommensteuer ist sehr hart, doch wird e» sicherlich möglich sein, denselben entsprechend zu reduziren. Selbstverständlich darf jedoch der Staat bezüglich der Bauten die Hände nicht müßig in den Schoß legen, denn Stillstand ist Rückgang. Da» sächsische Bahnnetz muß auch in Zukunft in zweckentsprechender Weise au«zebau! werden." — Böhmischen Viebschmugglern ist in der Nacht zum Freitag zwischen Ebmath und Geticngrün ein starker Ochse abge nommen und leiten« der sächsischen Ärenzjäzer der Adorfer Ober- behörde zugeführt worden. Aur ein Dkick. Wir saßen am Wege de« Berliner Thiergarten«. Ich sage wir, nämlich da« Fräulein Stahl und ich, Paul Felsig, ja, ich muß e« gleich hier gestehen, daß wir un» etwa« näher standen al« Menschen, die sich zufällig im Berliner Thiergarten einmal begegnen, sonst könnte man sich wundern über unser Zusammen sitzen, und gar dichte« Zusammensitzen, daß keine Mücke un unter den Armen durchschwirren konnte. So ein Lichte« Zu sammensitzen am öffentlichen Wege konnte zu Mißdeutungen führen, darum will ich e« gleich offen gestehen, daß wir un- ein wenig lieb hatten. Ich war Werkführer in einem Zigarrengeschäft und Paul- Stahl war Verkäuferin in demselben Geschäft. Aber wa« für eine Verkäuferin! Eine solche, die sowohl durch ihr angenehme« Wesen und die geschickte Art ihrer Bedienung, al« auch durch ihre Schönheit dem Geschäfte Ehre machte und die Einnahme erhöhte, worüber der Herr Prinzipal sich gegen mich, seinen Ge- schäftrsührer, sehr anerkennend äußerte, und mir auch so durch die Blume zu verstehen gab, daß er die Tüchtigkeit und Ehr lichkeit de« jungen Mädchen» nicht unbelohnt lassen werde. Da da« Mädchen nun schön und liebenswürdig, freilich etwa« un nahbar war, so hätte ich doch ein eingesalzener Stockfisch sein müssen, wenn mich nicht einmal die Lust angewandelt hätte, da« Fräulein Stahl mir ein wenig näher anzusehen. Kurz entschlos sen war ich immer, auch in diesem Fall. Ich benutzte also die erste beste Gelegenheit, mit dem jungen Mädchen Bekanntschaft zu machen und siehe, Paula Stahl fand Gefallen an mir und ich an ihr und somit war bald der Weg zum Herzen gefunden und zu unserem Herzen führte noch ein gerader unbetretener Weg. Eine« Sonntag« Nachmittag« war Paula dienstfrei, weil sie ihren Geburtttag feierte. Ihr Geburt«tag hätte sie nun frei lich nicht dienstfrei gemacht, denn bei dem gestrengen Herrn Prin zipal ging da« Geschäft vor den Vergnügungen, aber da sie in so gutem Ansehen stand in dem Geschäft, so erhielt sie aus ihre Bitt« zum ersten Mal in einem langen halben Jahre einen freien Nachmittag. Man kann sich denken, wie glücklich Paula war in dem Gefühl der Freiheit allein schon. Im täglichen Leben gab « nicht« al« Zigarrenftaub einzuathmen, wodurch ihre Wangen schon eine bedenkliche Bläffe angenommen hatten. Heute
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