Der sächsische Erzähler : 08.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-187102082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-18710208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-18710208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-08
- Monat1871-02
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- Titel
- Der sächsische Erzähler : 08.02.1871
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Wochenblatt für - ' . jgisckofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Verichtoamtes und -es Sta-tratheo zu Kischofower-a. Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch- und Sonnabends» und kostet einschließlich der Sonn abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12'1, Ngr. Inserate werden bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen und kostet die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 8 Pfennige. 11.! Mittwoch, den 8 Februar. ! 1871. Rundschau. Die Waffen ruh'n, des Krieges Stürme schweigen! Nur im Süd-Osten Frankreichs dauert der Kampf, nachdem Bourbaki's Armee über die Schweizer Grenze geworfen und dort entwaffnet ist, noch gegen Belfort und Garibaldi fort. Die letzten Ereignisse am Doubs, welche für die Republik zum zweiten Sedan wurden, lassen sich in Folgendem zusammen fassen: Bis zum 26. v. Mts. setzte Bourbaki seine Rückzugsbewegung von Montbeliard gegen Besannen mit schneckcnartiger Langsamkeit fort. Wir wissen, daß er nicht freie Hand hatte, sondern auf ausdrück lichen Befehl Gambetta's die Doubslinie halten sollte. Aus einer schlechten Straße zog also die nahe an 90,000 Mann starke Armee am linken Doubsufer gegen Besannen herab, und zwar in ziemlicher Ordnung, weil General von Werder nicht allzuheftig nachdrängte und dem 2. und 7. Corps Zeit lassen wollte, ihre Umgehungsmanöver zu beenden, Am 26. Januar bekam Bourbaki erst Einsicht in den Sinn der deutschen Operationen, wie aus seinen Bewegungen von diesem Tage ab hervor geht. Er gab den Marsch auf Besannen auf und suchte südlich, etwa über Pontarlier, der deutschen Umklammerung zu entgehen. Kaum hatten die Franzosen das linke Doubsufer verlassen, so waren die deutschen Truppen ihnen über den Fluß nach geeilt, griffen kühn im Rücken an und nahmen dem Feinde Fourage- und Munitionswagen, sowie zahl reiche Gefangene. Wir finden deutsche Truppen am 26. bei Nozeroh und Passadant, Ortschaften, die etwa 1 bis 2 Meilen südlich von der Doubslinie liegen; ebenso erschienen starke Massen des 7. Corps südlich von Pontarlier bis nach Dole hinauf, so daß der um Bourbaki gebildete Halbkreis schon am 27. Januar festgeschlossen war. Je weiter die Franzosen gegen Pontarlier vordrangen, desto gewisser mußten sie sich überzeugen, daß die deutschen Truppen bis an die Schweizer Grenze alle Wege verlegten. Diese trostlose Lage trieb Bourbaki zum Selbstmordversuch, dem er nachträglich noch erlegen sein soll. Der Zustand seiner Truppen mußte ihm die Ueberzeugung beibringen, daß ein Vorstoß gegen die eine oder andere feindliche Division nur mit einer neuen Niederlage enden werde; der Mangel von Proviant TechSundzwanzigster Jahrgang. bei der auf ein ganz enges Feld gedrängten Armee machte auch jedes Abwarten des feindlichen Angriffs unmöglich. Der Nachfolger Bourbaki's, ein gewisser Clinchamp, scheint an einen Durchbruch überhaupt nicht gedacht und seine Mission so ausgefaßt z« haben, daß er die Armee von Pontarlier aus in die Schweiz führe. Dieser Abmarsch auf Schweizer Gebiet erfolgte am 29. Januar, wurde aber von der 14. deutschen Division insofern gestört, als sie' die Arriergarde der Franzosen bei Sombacourt, west lich von Pontarlier, heftig angriff, die Dörfer Som bacourt und Chaffois mit Sturm nahm und 3000 Gefangene machte. 'Im Großen und Ganzen konnte aber der Abzug der Franzosen nicht gestört werden, und so kam das Gros der ehemaligen Ostarmee in die Schweiz, wo sie ihre Waffen abliefern mußte. Während also die 300,000 Mann der Pariser Armee am 29. Jan. kriegsgefangen wurden, verlor Frankreich auch seine Ostarmee mit- etwa 90,000 Mann, so daß jetzt die französische Streitmacht nur noch von den Trümmern der Armeen Chanzy'S und Faidherbe's repräsentirt wird. . Die Geschichte kennt wohl kein ähnliches Beispiel: 420,000 Mann in Deutschland, 230,000 Mann in Paris kriegs gefangen und nun 90,000 Mann über die Grenze gedrängt und entwaffnet — macht zusammen 740,000 Mann, also etwa um 130,000 Mann mehr, als ganz Deutschland gegenwärtig im Felde hat. Wenn nach alledem Gambetta in seinen Prokla mationen „den Krieg bis zum Aeußersten, ja selbst bis zur vollständigen Erschöpfung" sortsetzen will, so muß man diesen Menschen wahrhaftig für'S Irrenhaus reif erklären. Allerdings liegt ein Wider spruch in dem, was er spricht, und in dem, was er thut. Er hat nämlich die Wahlen zur Constituante ausgeschrieben und doch proclamirt er noch immer den Krieg bis zur Vertreibung der Deutschen. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich, wenn man das Decret betrachtet, womit Gambetta das Wahl- ausschrciben begleitete. Der Diktator schließt näm lich darin von der Wählbarkeit aus: die Mitglieder derjenigen Familien, die seit 1779 in Frankreich regierten — Bourbons älterer und jüngerer Liuie, Bonapartes, — sowie alle Diejenigen, die feit -et» 2. December Ml bis zum 4. September 1870 die
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