Der sächsische Erzähler : 15.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-15
- Sprache
- Deutsch
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- SLUB Dresden
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- Bemerkung
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1880
- Monat1880-09
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- Titel
- Der sächsische Erzähler : 15.09.1880
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Villa, wo der Fürst selbst an der Hausthüre den willkommenen Gast empfing. Freiherr v. Hahmerle speiste mit der fürstlichen Familie und verbrachte dann die Abendstunden in vertrautem Gespräch mit dem Fürsten in dessen ArbeitScabinet. Der Inhalt dieser Unterredung ist zwar mit dem dichten Schleier des Geheimnisse« verhüllt, doch sprechen alle An- Otto. Berichtigung. Sn der amtlichen Bekanntmachung der hiesigen König!. Amt«anwaltschast, den Dienstknecht Carl August Bunk betreffens <s. vor. Nr.) muß es heißen: „Zwecks seiner Befragung" anstatt „Zwecks seiner Bestrafung", wa« hiermit berichtigt wirv. Die Red. beiden mächtigen Kaiserreiche auch für die Zukunft verbürgende Gesinnung beider Diplomaten zum Ausdruck gekommen ist. Freiherr von Hahmerle hatte schon während seines Badeaufenthaltes in Norderney sich unumwunden gegen Bekannte darüber ausgesprochen, daß er als Minister seine volle Kraft für die treue Erhaltung de« im vorigen Herbst ge schloffenen Bundes einsetze» wolle. Baron von Hahmerle hat Friedrichsruhe verlassen, um sich nach Hamburg zu begeben Seitdem fehlt jede beglaubigte Nachricht über die weitere Reiseroute de« österreichischen Staatsmannes. Die Nachricht, welche zuerst die „Post" verbreitete, Herr von Hahmerle sei nach London gereist, hat keine Bestätigung bis jetzt ge funden und wird auch entschieden bestritten. Daß Herr von Hahmerle sich eher in der Richtung nach Galizien zu bewegen wird, als in der nach England, scheint uns nach allen Vorgängen das Wahrscheinlichere. Die europäische Flotte, welche die Demonstration gegen die Türkei aussühren soll, wird im Hafen von Ragusa bald vollzählig versammelt sein. Ein interessantes Schauspiel wird damit jeden falls geboten. Unterdessen ist es ganz unmöglich, über die Dulcigno-Affaire ein klares Urtheil ab zugeben. In der montenegrinischen Frage ist die Pforte durch den Berliner Vertrag gebunden, in der griechischen Frage hat sie das unbedingte Recht de« Widerstandes. Dieser Unterschied muß immer festgehalten werden. Nachdem wichtige Bestimmungen de« Berliner Vertrages, namentlich die Bestimmungen bezüglich der Befestigung der Balkangrenze nicht zur Durchführung gelangt sind, hätte die Pforte auch in der montenegrinischen Frage den Standpunkt der entschiedenen Negation einnehmen können. Eine solche Politik hätte man wenigstens begreiflich ge funden ; sie hätte der Würde des Staates entsprochen. Nun aber verlegt sich die Pforte auf ein kleinliches Diplomatisiren, wechselt ganz willkürlich ihre Ent schlüsse und schon die nächste Stunde kann uns die Nachricht bringen, daß der Sultan allen Forderungen der Mächte nachgegeben hat. In der letzten Note vom 2. September hatte die Pforte allerdings zur Abtretung Dulclgno's sich bereit er klärt, hinsichtlich des ZemgebieteS jedoch die ver langten Zugeständnisse verweigert. Da« erklärt es, weshalb die Flottendemonstration dennoch statt finden soll. Heute verlautet, daß die Pforte in aller Form gegen die Flottendemonstration protestirt habe. Die Reise des österreichischen Kaiser« durch Galizien wird mit Recht als ein politisches Ereigniß aufgefaßt. Man weiß, welche Folge die Kaiserreise nach Dalmatien nach sich zog, ovex vielmehr, von welchen Wandlungen in der auswärtigen Politik Oesterreichs sie bereit« der Ausdruck war. E« war die der Protection der Südslaven, welche den Vorwand zu den territorialen Vergrößerungen Oesterreichs auf Unkosten der Türket abgab, Rußland den orientalischen Krieg ermöglichte, die Türkei au« der Bekanntma chung. Die Gemeinde Uhhst a. T. hat Hierselbst beantragt, daß der in ihrer Flur liegende Tract des sogenannten Uhhst-Auschkowitzer Leichenweae« Nr. - 370 He« Flurbuch«, als öffentlicher Weg cassirt werde, jedoch al« Wirthschaftsweg für die angrenzenden Grundstücksbesitzer und sonst hierzu Berechtigte» liegen bleibe, wird die« mit dem Bemerken hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der fragt. Tract, da er in seiner Fortsetzung in Kleinbäbncbener Nur bereit« cassirt ist, allerdings für da« öffentliche BerkehrSinteresse keine Bedeutung mehr hat, auch al« Leichenweg nicht mehr benutzbar ist * * Etwaige Widersprüche gegen den fragl. CaffatlonSantrag sind bei Vermeidung de« Verluste« derselben binnen drei Wochen vom Erscheinen gegenwärtig« Bekanntmachung an bei der unterzeichneten Behörde anzubringen. Bautzen, den 4. September 1880. Die Königliche Amtshauptmannschaft. von Salza Liste der europäischen Großmächte strich, Oesterreich, Bosnien unv die Herzegowina, wenn auch vorläufig nur deren Verwaltung und nicht deren Besitz, brachte unv die Wendung in der inneren Politik vom Deutsch- thum zum Slaventhum zur Folge hatte, wie dies« Wendung ja überhaupt die eigentliche ideale Vor bedingung de« bosnischen Unternehmen« war. Daß dieser Reise eine Spitze gegen Rußland nicht zu benehmen ist, braucht nicht versichert zu werden. Denn wenn die russischen StammeSrerwandten d« galizischen Polen ihre Lage mit derjenigen der vster- reichischen Polen vergleichen, so müssen sie sich sagen, daß unter Habsburg« Scepler e« sich angenehmer lebt, al« unter russischem. Seit einiger Zeit ist in Frankreich Wied« ein lebhaftere« Interesse für die algerische Colonie erwacht. Die Thatsache verdient bemerkt zu werden^ denn e« hat den Anschein, al« ob rüeSmal die Thcilnahme sich wirklich durch eine Reihe praktischer Maßregeln äußern w-rde. Schon öfter empfanden die Franzosen für ihre auswärtigen Niederlassungen, namentlich die nordafrikanische, eine plötzliche Zärt lichkeit, aber immer nur vorübergehend, und nach einem gewaltigen Anlauf zu großartigen Reformen stellte sich jedesmal eben so schnell die vollständige Gleichgiltigkeit ein. Daher ist es auch ganz begreif lich, daß man hier zu Lande so wenig um die Ver hältnisse in den Colonien Bescheid weiß und daß die meisten Franzosen sich selber nach und nach an den Gedanken gewöhnt haben, die ColonisationSfähizkeit sei ihnen von der Natur versagt. Ob diese Ansicht auf einen Jrrthum beruht, kann erst die Zukunft lehren; aber, wie gesagt, man will ein neue« Experiment machen. Jetzt, da die inneren Zustände sich befestigt haben, und da die ökonomischen Be strebungen allmälig den politischen den Rang ablaufeu, erkennt man nicht ohne Besorgniß, wie wenig Frank reich im Vergleich zu anderen Nationen für die Aus dehnung seiner Nationalität und Sprache nach außen in diesem Jahrhundert gethan hat. Weit in die Zukunft hinausblickend, fragen sich einige Denker, ob nicht die Race zum Untergang bestimmt ist, da die Franzosen im eigenen Lande weniger Kind« zeugen, als die anderen Völker Europa'«, und e» zugleich versäumen, durch die Fortentwickelungen ihrer überseeischen Besitzungen an der Erhaltung des Geschlechts zu arbeiten. Von allen ihren Colonien aber eignet sich offenbar Algerien am Besten dazu, diesem Uebelstande abzuhelfen. Der große Umfang der englischen Macht bringt es mit sich, daß die Thronrede, mit welcher die Parlamentssession am 7. September geschloffen wurde, sich zu einer Art von politischer Rundschau gestaltet. Wir geben nur die Stellen wieder, welche sich auf die Orientfrage beziehen; dieselben lauten: .Da« Ermangeln der hohen Pforte, in Gemäßheit ihrer Verbindlichkeit einen Plan auSzuführrn, der im April d. I. zur Feststellung der in der Richtung von Montenegro liegenden oltomanischen Grenze vereinbart worden, hat unglückliche Verzögerungen in der Lösung dieser Frage verursacht, und der Berliner Vertrag ist noch nicht betreff- anderer wichtiger Punkte, die die zum Beginn« der Session offen geblieben, in Wirksamkeit getreten. Die Regierungen, die Theil- nehmer an diesem Vertrage waren, habey dem Sultan ihre Meinung über dir Mittel, die griechische unv monteargrinische Grenzsrage zu ein« befriedigendem Politilche Wrltjchau Es fällt allgemein auf, daß gegenwärtig wieder lebhaft für da« TabacksMonopol Propaganda gemacht wird. In hervorragender Weise ist die» in Ludwigsburg durch den Vater des neuen Zoll tarifs, den Freiherrn von Varnbüler geschehen, welcher das Erträgniß auf 150 Millionen Mark zeichen dafür, daß dabei die in jeder Hinsicht veranschlagt. Der Reichskanzler stehl offenbar dem freundschaftliche, da« jetzige enge Bündniß der Plane nahe, praktisch die erste Etappe für das Tabacksmonopol durch die Erweiterung des Ge schäftsbetriebe- der Straßburger Tabacksmanufactur zu begründen. Die freie deutsche TabackSindustrie, «in blühender Erwerbszweig, wird durch die an dauernden Mangelbestrebungen auf'S Neue in Unruhe gestürzt und schwer geschädigt, und dürfte es, selbst di« Aussichtslosigkeit des Tabacksmonopol- voraus gesetzt, immerhin zu den ersten und dankenSwerlhcsten Aufgaben des Reichstages gehören, über die Stellung der Reichsregierung zum Monopol Aufklärung zu verlangen, um der TabackSindustrie wenigstens in soweit Ruhe zu schaffen, daß sie einmal definitiv erfährt, was sie zu hoffen oder zu fürchten hat. ^AebrigenS haben auch die Enthüllungen Aussehen erregt, welche Herr von Varnbüler in Ludwigsburg seinen Wählern gegenüber in Bezug auf das deutsch österreichische Bündniß Anlaß nahm. Derselbe sagte ungefähr: Bei Vorlage der Militärnovelle im Reichs tag war officiell nachgewiesen, daß Rußland auf 2 Stunden Entfernung von der deutschen Grenze eine kriegsbereite Armee aufgestellt batte, so daß die Russen in zwei Tagen mit 300,000 Mann bei Breslau über die deutsche Grenze hätten gehen lönnen. Rußland hatte Frankreich den Antrag ge stellt, ein Offensivbündniß gegen Deutschland abzu« schließen und sofort zu verwirklichen, weil Deutsch land zugegeben, daß Oesterreich Bosnien und die Herzegowina besetzt habe. Dieser Antrag wurde nach Paris geschickt und Waddington sandte denselben -au Bismarck nach Gastein. Bismarck brach sofort seine Cur ab und reiste nach Wien, wo er da« be kannte Bündniß zum Schutz gegen solche Angriffe abschloß. Waddington, der den russischen Antrag dem Fürsten Bismarck mitgetheilt hatte, ist nachher von Gambetta gestürzt worden, der vor Kurzem in Cherbourg die bekannte kriegerische Rede hielt. — Ob diese Varnbüler'schcn Enthüllungen die strenge Wahrheit wiedergcbcn,. läßt sich bezweifeln. Die Be drohung der deutschen Grenze durch eine russische Armee hätte den Kaiser Wilhelm jedenfalls ver anlaßt, eine entschieden feindliche Stellung gegen Rußland zu nehmen. Allgemein nimmt man an, daß Herr von Varnbüler derartige interessante Ent hüllungen nicht gerade vor seinen Wählern in Ludwigsburg zu machen brauchte, um sich ihre Gunst und ihr Einverständniß zu sichern, vielmehr habe er im Auftrage des Reichskanzlers damit eine Ant wort auf Gambetta's Rede nach Frankreich hinüber gegeben. Heber den Besuch des Baron Hahmerle beim Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe schweben «och dichte Schleier. Wa» man davon weiß, be schränkt sich auf folgende Meldungen: Der Schwieger sohn des Fürsten, Graf Rantzau, begrüßte den Sreiherrn von Hahmerle auf dem Etsenbahnzuge Md geleitete ihn in der fürstlichen Equipage zu der «M wch vom Bahnhöfe gelegenen GiSmarck'schen Der sächsische Frzäsiler, Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. Amtsblatt der Königl. Amtshauptmannschatt, der Königl. Schul-Znspection u. des Königl. Hauptfte^rMM zu Pauhen, sowie des Königl. Amtsgerichtes und des Itadtrathev zu -ifchofswerda.
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