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Der sächsische Erzähler : 03.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-190206032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19020603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19020603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-03
- Monat1902-06
- Jahr1902
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 03.06.1902
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»«». Politische Weltschin. Die übliche Frühjahr-Parade de» Garde- korp» vor dem Kaiser hat, wie immer, so auch diesmal an den traditionellen militärischen Ge denktagen de» 30. und 31. Mai stattgefunden. An ersterem Tage erschienen die Truppen der Garnisonen Berlin, Spandau, Charlottenburg und Lichterfelde auf dem Trmpelhofrr Felde bet Berlin vor den Augen des allerhöchsten Kriegs herrn, an letzterem Tage paradirten die Truppen der Potsdamer Garnison im Lustgarten. Den glänzenden militärischen Schauspielen wohnten auch die asiatischen Gäste des Kaisers, der Schah von Persien und der Kronprinz von Siam, bei; sonst waren von fürstlichen Gästen noch zu gegen der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, der Prinz Friedrich August von Sachsen und Herzog Eduard von Coburg-Gotha. Bei der Parade auf dem Tempelhofer Felde führte der Kaiser dem Schah das 2. Garde - Regiment z. F. vor, Prinz Friedrich August führte dem Kaiser die Gardeschützen, der Großherzog von Mecklen burg die Garde-Kürassiere vor. Nach Beendigung der Parade führte der Kaiser die Fahnenkompagnie persönlich nach Berlin zurück. Am Freitag Mittag nahm der Kaiser militärische Meldungen im Berliner Residenzschlosfe entgegen, Abends 6 Uhr fand daselbst Galatasrl statt, bei welcher der Kaiser seinen Platz zwischen dem Schah von Persien und der Prinzessin Friedrich August von Sachsen hatte. Im Verlaufe der Tafel brachte der Kaiser einen Trinkjpruch auf den Schah aus, ihn hierbei in Deutschland willkommen heißend und zugleich auf die guten Beziehungen hinweisend, welche zwischen dem Vater des jetzigen Schahs, NaSreddin, und dem Großvater und Vater des Kaisers bestanden. Der Kaiser schloß mit der Versicherung, daß er bestrebt sein werde, die Be ziehungen zwischen Deutschland und Persien immer freundschaftlicher zu gestalten. Der Schah er widerte in persischer Sprache mit einem Hoch auf den Kaiser. Dem Schah ist vom Kaiser der Schwarze Adler-Orden verliehen worden. UebrigenS ist der hohe persische Gast aus dem Orangerie gebäude in Potsdam, wo er zunächst abgestiegen war, in das Berliner Restdrnzschloß übergesiedelt, aus welchem zum Zeichen der Anwesenheit Musfaffer ed-din'S die persische Flagge neben der Kaiser-Standarte wehte. > Die Zolltarifkommission des Reichs tages erledigte am Freitag in unwesentlicher Debatte die Positionen 285 bis 348 des Zoll- tarifentwurseS und vertagte sich dann bis Dienstag. Die Zuckersteuer-Kommission genehmigte am Freitag debattrlo» den Artikel 1 der Novelle zum Zuckersteurrgesetz und debattirte dann um so länger über Artikel 2, welcher als künftige Zucker steuer 16 Mark pro Doppelzentner festsetzt. Hierzu lagen aus der Mitte der Kommission mehrere AbändrrungSanträge vor, unter denen jener der Sozialdemokraten aus Aufhebung der Zuckersteuer der radikalste war, ferner lagen An träge der Abgeordneten Müller-Fulda (Centrum) und Paasche (nat.-lib.) auf staffelweise Herab setzung des Zuckerzolles resp. der Zuckersteuer vor; außerdem beantragte Abg. Speck (Centrum) die Besteuerung des Stärkezuckers. In die Diskussion griffen regierungsseitig der Reichsschatzsekretär v. Thielmann und der preußische Finanzminister v. Rheinbaben rin. Ersterer wandte sich aus finanzpolitischen Gründen namentlich gegen die vom Abgeordneten Paasche beantragte Herab- srtzung der Zuckersteuer, wobei er hervorhob, eS müsse ohnehin in den nächsten Jahren mit einem RetchSdeficit von 70 bis 80 Millionen Mark ge rechnet werden. Auch Minister v. Rheinbaben sprach sich gegen eine Herabsetzung der Zucker steuer aus, ebenfalls auf die mißliche Finanzlage des Reiches hinweisend; er empfahl dafür eine Erhöhung der Biersteuer und der Tabaksteuer. Die Debatte wurde zuletzt abgebrochen und ihre Fortsetzung auf Dienstag anberaumt. Das RrichStagSplrnum tritt an diesem Dienstag nach Ablauf seiner Pfingstferien wieder zusammen, auf der Tagesordnung stehen die zweiten Lesungen der Süßholz-Borlage und der Novelle zum Branntwein- steuergesrtz. — DaS preußische Abgeordnetenhaus befaßte sich am Freitag u. «. mit dem Anträge der Konservativen, 12 Millionen Mark zur Förderung der inneren Colonisation zu bewilligen; schließlich wurde der Antrag an eine Kommission verwiesen. Am Sonnabend paustrte da» Abgeordnetenhaus. Der Reichskanzler hat sich einem von ihm empfangenen Mitarbeiter de» Pariser „Figaro gegenüber über die allgemeine politische Lage wie über die innere Lage in Deutschland auSgrlaffrn; selbstverständlich muß dem genannten Pariser Blatte die Verantwortung für die betreffenden Der sächsisch« Grzätzter. Getto ». Veröffentlichungen überlassen bleiben. Laut dieser Quelle hat auch der Reichskanzler hierbei, wie in jüngster Zeit schon die Minister Prinetti und Graf Toluchowski die Erneuerung de» Dreibunde» al- sicher bevorstehend bezeichnet und die politische internationale Konstellation ebenfalls al» ungemein beruhigend charakteristrt. Urberhaupt klangen die Darlegungen de» leitenden deutschen Staatsmannes ungemein friedfertig und friedenSzuvrrstchtlich, er erkannte rückhaltlos dir FriedenStrndenz auch de» franco-russischen ZweibundrS an, betonend, daß Dreibund und Zweibund zusammen dir beiden großen Pfeiler de» europäischen FriedenSgebäudr» seien. Den Besuch Loubet'S in Petersburg besprach Graf Bülow sehr sympathisch. Er streifte weiter die Mittelmeerfragen, sowie Ostasien und da englisch - japanische Bündniß, von den inneren deutschen Fragen berührte er die Zolltarifangelegen- heit und das polnische Problem. Zu dem jüngsten deutsch-französischen Grenzzwischenfall wird neuerdings gemeldet, daß eS noch nicht ganz feststehe, ob die Ver haftung des luxemburgischen Staatsangehörigen Houry wirklich auf deutschem Boden erfolgt sei. ES dürfte indessen diesem Vorgänge auf jeden Fall keine besondere Bedeutung zukommen, da die betreffenden französischen Grenzwächter, selbst wenn sie den Houry thatsächlich auf deutschem Boden verhaftet haben sollten, hierbei doch zweifellos in gutem Glauben gehandelt haben. Die ungarische Delegation genehmigte am Freitag daS Budget deS Ministeriums deS Aus wärtigen, nachdem dasselbe vorher bereits von der ungarischen Delegation gutgeheißen worden war. In der vorangegangenen Debatte nahm der Delr- girte Rakovsky, Mitglied der klerikalen ungarischen Volkspartei, die alldeutschen Bestrebungen scharf mit, behauptend, daß dieselben gegen den Bestand der österreichisch-ungarischen Monarchie und der habsburgischen Dynastie selber gerichtet seien. Ja, Rakovsky beschuldigte sogar die deutsche Regierung, daß sie diese illoyalen Tendenzen der alldeutschen Partei begünstige, waS indessen Ministerpräsident v. Szell und Reichsfinanzminister Baron Kallay lebhaft bestritten. Aus den Mittheilungen der beiden Minister erhellt übrigens, daß der öster reichisch-ungarische Minister des Aeußeren Graf GoluchowSki wegen der alldeutschen Bewegung bei der deutschen Regierung wiederholt rrklamirt und daß dieselbe die beruhigendsten Zusicherungen er- theilt hat. Jedenfalls existirt aber die angebliche Gefährlichkeit der alldeutschen Bewegung für Oesterreich-Ungarn und seine Dynastie nur im Kopfe deS Herrn Rakovsky! Die Königin Wilhelmina von Holland wird am 10. Juni die angekündigte Reise nach Schloß Schaumburg antreten, um daselbst einen mehrwöchigen Erholungsaufenthalt zu nehmen. Dieneugewählte französische Deputirten- kammer ist am Sonntag zusammengetreten; wahr scheinlich ist noch am gleichen Tage die amtliche Bekanntgabe des Kabinetts Waldeck-Rousseau erfolgt. Als rin Nachklang zur Rußlandfahrt deS Präsidenten Loubet stellt sich die von ihm verfügte theilweise oder gänzliche Am- nestirung von 220 wegen Vergehen gegen daS gemeine Recht verurtheilten Personen dar, welche Maßnahme, wie man jetzt offiziös aus Parts mittheilt, anläßlich des Besuches LoubetS in Petersburg ergangen ist. Der seit Tagen angekündigte Rücktritt deS GesammtkabinettS Sagasta in Spanien läßt noch immer auf sich warten. Wahrscheinlich verbleibt schließlich daS Kabinett doch auf feinem Posten, besonders, da inzwischen die CorteS vertagt worden sind. — In Barcelona sind zahlreiche Carlisten verhaftet worden. Fürst Ferdinand von Bulgarien schickt sich zu einer Rußlandfahrt an. Er tritt dieselbe, laut einer Meldung aus Sofia, am S. Juni von Schloß Ebenthal in Oesterreich au» an. Ministerpräsident Danrw, KriegSmintster Paprikow und Radko Dimitriew, der bulgarische SrneralstabSchrf, begleiten den Fürsten auf seiner russischen Reise, die demnach offenbar eine besondere politisch-militärische Bedeutung besitzt. Präsident Roosevelt hat sich in einer Rede mit der Philippinenfrage beschäftigt und hierbei erklärt, die Filipino» müßten erst den Nachweis führen, daß sie fähig seien, sich selbst zu regieren. Bon einer Autonomie für die Philippinen scheint also Mr. Roosevelt noch Nicht wissen zu wollen. Berlin, 1. Juni. Wie die „Nationalzeitung" erfährt, hat der Kaiser dem Generaldirektor vallin nach der Generalversammlung der Hamburg- Amerika-Linie eia in sehr anerkennenden und warmen Worten gehaltene» Telegramm gesandt, in dem er ihn zu der unter vollster Wahrung aller nationalen Interessen durchgeführten Lttedig- ung der in jener Versammlung behandelten Fragen beglückwünscht. — Nach der„N.-Z." ist die Vor lage über die Aufhebung de» Diktaturparagraphen dem BundeSrath unter dem 27. Mai zur Beschluß- nähme vorgelegt worden. Die Vorlage, der eine kurze Begründung beigefügt ist, bestimmt einfach, daß die (durch die bekannten Gesetze) dem Statt halter übertragenen außerordentlichen Gewalten aufgehoben werden. Potsdam, 31. Mai. Se. König!. Hoheit Prinz Heinrich ist heute Abend nach Kiel zurück gereist. Der Großherzog von Oldenburg ist am Sonnabend nach längerer Seereise wieder in Oldenburg eingetroffen. Schloß Loo, 1. Juni. Ein heute veröffent lichte» Bulletin besagt: Die Genesung der Königin macht sichtbare Fortschritte. Die hohe Patientin verläßt bereits daS Bett einen großen Theil des TagrS und verbrachte gestern zum ersten Mal eine Zeit lang im Freien. Athen, 1. Juni. Gerüchtweise verlautete, daß sich auf dem heute Vormittag in PatraS ein getroffenen Dampfer „Cherbourg" die Familie Humbert befinde. Der Dampfer „Cherbourg" kam von Liverpool. Die Polizei in PatraS stellte die genauesten Nachforschungen an; dieselben waren jedoch rrgebnißloS. Rom, 31. Mai. Bei der Abfahrt deS Königs und der Königin von Palermo nach Neapel hatte da« englische Geschwader zusammen mit dem italienischen die königliche Dacht „Trinacria" be gleitet. Der König befahl hierauf der „Trinacria", dem englischen Admiralschiff folgendes zu stgnali- siren: „Seine Majestät dankt und wünscht glück liche Reise." DaS englische Admiralschiff erwiderte mit einem Dank an den König für den liebens würdigen Gruß. Als daS englische Geschwader sich verabschiedete, gab er einen Salut von 21 Schuß ab. Die Matrosen riefen Hurrah. Rom, 31. Mai. Die amerikanische Mission, welche die religiösen Fragen auf den Philippinen mit dem Vatikan regeln soll, ist hier eingetroffen. Die Mission, an deren Spitze der Civtlgouverneur der Philippinen, Taft, steht, wird demnächst vom Papst empfangen werden. Rom, 1. Juni. Der Papst begab sich heute zu Wagen, der von der Nobelgarde begleitet war und dem der päpstliche Hof folgte, in die Gärten de» Vatikans, um die Nachbildung der Grotte von LourdeS feierlich zu weihen. Zwei Kardinäle, mehrere Bischöfe, sowie zahlreiche geladene Per sonen nahmen an dem Akte theil. Part», 31. Mai. Präsident Loubet ist heute Abend nach MontSlimar abgereist. MontSlimar, 1. Juni. Nach einem Em pfang in der Maire, bei dem dem Präsidenten Loubet von der anwesenden Menge lebhafte Ovationen bereitet wurden, begab sich der Prä sident zu einem von der Munizipalität ihm zu Ehren veranstalteten Bankett. In Beantwortung eines Toastes deS Bürgermeisters führte Prä sident Loubet auS, er werde weder über Politik, noch über seine Reise nach Rußland sprechen, sondern sich daraus beschränken, auf die Stadt, den Bürgermeister und die Stadtvertretung zu trinken. Alsdann trank der Präsident auf daS Wohl mehrerer Theilnehmer des Banketts, ins besondere der Gemeinde Boyron und Grasset und de» Ministers LeygueS. Die Trtnksprüche wurden mit großem Beifall ausgenommen. Parts, 31. Mat. Der frühere Minister Barthou hielt heute auf einem Bankett der „demo kratisch-republikanischen Allianz" eine Rede, in der er für eine gegen die Klerikalen gerichtete, demo kratische und soziale Ziele verfolgende Politik eintrat. Part», 1. Juni. Die Deputirtenkammer wurde heute Nachmittag eröffnet. Es herrschte lebhafte Bewegung im Saal. Fast alle Deputirten waren anwesend. Der Alterspräsident Kauline eröffnet die Sitzung und hält eine Ansprache, in der er die Deputirten zur Einigkeit ausfordrrt und dem Mitgefühl der Kammer für die Bevölkerung von Martinique Ausdruck giebt. Darauf wird die Wahl de» provisorischen Präsidenten vorge nommen. BourgotS wird mit 303 Stimmen zum provisorischen Präsidenten gewählt. Deschanrl erhielt 267 Stimmen. Madrid, 1. Juni. Der König hat ein Dekret unterzeichnet, durch welche» die KouponS der aus wärtigen Schuld für Zollzahlungen ebenso wie Gold zugrlaffen werden. Petersburg, 1. Juni. Die erste allrussische SportauSstellung ist heute hier eröffnet worden.
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