Der sächsische Erzähler : 03.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-190409032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19040903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19040903
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-03
- Monat1904-09
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- Der sächsische Erzähler : 03.09.1904
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IS» der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgsälttg birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet. Aus eine vorsichtige Behandlung der Instrumente usw. wird besonders aufmerksam gemacht. *.* Bautzen, 30. August. In der In dustrie« und Gewerbeschule zu Bautzen traten Ostern d. I. 216 Schüler ein. Gegen wärtig besuchen 445 Schüler diese Anstalt. ES unterrichten daselbst außer 1 Direktor 23 Lehrer, unter ihnen sind 7 Fachleute. Die Lehrmittel sammlung ist sehr reichhaltig und wird den Be dürfnissen entsprechend fortgesetzt vermehrt. Im Schuljahr 1903/04 konnten Schulgrlderlasse, Stipendien und Prämien im Gesamtbeträge von 620 Mk. gewährt werden, auch eine Stiftung zu Prämienzwecken wurde der Schule zugrwendet. 22 Schüler der Oberabteilung beendeten Ostern d. I. ihren Schulbesuch fast ausnahmslos mit guten Er folgen und traten in günstigere Arbeit-Verhältnisse ein, zum großen Teil sanden sie Beschäftigung als Zeichner. In seiner Politischen Rundschau äußert das konservative „Vaterland-: „Die Bautzener OffizterSassäre gibt in ihrer Entwickelung ein bezeichnendes Bild für die geistige Höhe eines gewissen Teils unserer Presse. Trotzdem die Presse bekanntlich über eine hohe Intelligenz ver« sügt, bleibt ihr nämlich doch nicht immer ein Hineinfall erspart. So erst kürzlich wieder anläß lich dieser vielbesprochenen Affäre. Ein Bautzener Dienstmädchen, namens Kalisch, hatte erzählt, daß in dieser Stadt ein geheimer Klub bestände, in dem die unsittlichsten Orgien gefeiert würden. Diesem Klub nun sollten verschiedene Offiziere des Regi ments Nr. 103 angehören. DaS war etwas für eine sensationslüsterne Presse! Hier bot sich ja eine treffliche Gelegenheit, zu gleicher Zett den tugendsam Entrüsteten zu spielen und auf'S gravierendste die sittliche Fäulnis in den Offiziers kreisen darzutun. So erlebten wir denn daS an mutige Schauspiel, eine'Reihe mehr oder minder bedeutender Blätter sich mit heiligem Eifer auf diesen Stoff stürzen zu sehen und in einer Anzahl von Notizen wurde uns vornehmlich in der sozial demokratischen Presse der immer drohender in die Erscheinung tretende Niedergang des Osfizter- standeS vor Augen geführt. Der trockene Ton der Leitartikel wurde freundlich verbrämt durch pikante Einzelheiten, die die erschrecklichen Vorkomm nisse in dem neuen Sündenbabel aufs trefflichste illustrierten. Es zeigte sich einmal wieder deutlich dir Notwendigkeit der Presse! Was wäre aus dem armen Bautzen geworden, wenn nicht die Presse als Tugendwächterin gewesen wäre! ES liegt in der Natur der Sache, daß sich die sozial demokratische Presse hierbei besondere Verdienste erwarb. Mit beispielloser Fürsorge nahm sie sich des Falles an, und als hier und da Stimmen laut wurden, die die Tatsächlichkeit der Vorkomm nisse zu bezweifeln wagten, wies sie mit der ihr eigenen sittlichen Entrüstung diese Möglichkeit wett von sich. Leider aber kam eine unerwartete Ueber- raschung hintennach! Wie sich nämlich jetzt heraus stellt, hat man eS in dem erwähnten Dienstmädchen mit einer Geisteskranken zu tun und an der ganzen Schauermäre ist kein wahres Wort. Die Angeklagte Kalisch selber erklärt, alles erfunden zu haben und ist nicht imstande, für ihr Verhalten irgend einen Grund anzugeben. So löst sich da ganze SensationSdrama in einem alltäglichen Klatsch aus, und nur einer ist dabet der blamierte: die Presse! Es ist bezeichnend für die Leicht gläubigkeit gewisser Zeitungen und für deren Sensation-Hunger, daß sie auf eine derartige plumpe Mache hinrinfielen, daß sie kritiklos nach schrieben, was im Schlamme des Stadtklatsches seine Blasen warf, und daß sie sich nicht scheuten, ohne Bedenken auSzuschreien, was ihnen au- irgend welchen unsauberen Quellen zugetragrn ward. Kritiklos gegenüber diesen fragwürdigen Zuträgern, aber voll übermäßigen Mißtrauen- gegen das OlfizierkorpS! Aber da» ist ja leicht zu ver stehen: jene- Dienstmädchen, von dem alle die unkontrollierbaren Gerüchte auSgtngen, war ja eine Proletarierin, also ein „Märtyrer der bürgerlichen Gesellschaft- psr ss, die Angrschuldtgten aber waren Offiziere, also „Kinder einer in Fäul nis abstrrbenden Zeit!- Löbau, 30. Augusts Ein 95jähr. Tischler geselle passierte dieser Tage, von Dresden kommend, unsere Stadt, um nach seiner Vaterstadt Zittau zu pilgern. Ernst Prrißler wurde am 2. Januar 1809 zu Zittau in der Grünestraße geboren, er lernte da» Tischlrrhandverk und verließ 1854 Zittau, um bi- heute nie mehr zurückzukehrrn. Pretßler arbeitet« noch vor 3 Jahren zu Lodz in Rußland. Seit jener Zeit ist er nicht mehr in Der sächsische Erzähler Gelte LV seinem Berufe tätig gewesen. Die Familie Preißler gehört offenbar zu den langlebigen Leuten, da der Vater Ernst Preißler» 111 Jahre alt wurde und die Mutter desselben ein Alter von 108 Jahren erreichte. Beide starben zu Zittau. Der Sohn, den es nun in seinen alten Tagen zur Geburt»- stadt treibt, war bet seinen 95 Jahren noch ziem lich rüstig. Löbau. Erhaltung von Waldbrständen. Unser herrlicher, an der Westseite des Stadtberges gelegener Eichenwald, der beinahe Gefahr lief, der scharfen Axt des Waldarbeiters zum Opfer zu fallen, bleibt erhalten. Der Stadtgemcindrrat faßte den Beschluß, die Ausscheidung des genannten Teiles aus dem Forstwirtschaft-Plane vorzunrhmen. Die Königliche Krrishauptmannschaft hat ihr« Ge nehmigung erteilt. Ebenso bleibt der Buchenwald an der Spreeqaelle des Kottmar erhalten. Die beiden schönen Bestände werden in Zukunft nur noch als Park behandelt. Neugersdorf, 30. August. In einer gestern abend stattaehabtrn Sitzung des Zentralausschusses für daS XI. Oberlausitzer BundrsgrsangSsest ward, soweit bis jetzt rin Rechnungsabschluß angängig, frstgrstellt, daß derselbe einen erfreulichen Uebrr- schuß ergibt. Zittau, 31. August. Der Stations-Vor steher Wilhelm Weber aus BertSdorf, welcher seit dem auf der Zittau-Oybin-Bahn am 7. August stattgefundenen Eisenbahn Unglück im HIes. Amts- grrichtsgesängnis in Untersuchungshaft gehalten wurde, ist gestern vormittag aus der Hast ent lassen worden. Der bedauernswerte Beamte, welcher durch die wochenlange Haft sehr gelitten hat, besuchte per Wagen seine hies. Verwandten und kehrte sodann zu seiner Familie nach BertS- dorf zurück. Sebnitz. Bei der Sezirrung deS Bahn« arbeiterS Kottlos, den man tot aufgefunden hatte, sind neben verschiedenen Abschürfungen und einer blutunterlaufenen Stelle am Rücken zwei Schädelbrüche festgestellt worden, die den Tod deS Mannes herbeigeführt haben. Dieses Vorfalles hat sich nunmehr dir Staatsanwaltschaft bemäch tigt, welche den Fuhrwerksbrsttzer Otto in Unter suchungshaft bringen ließ. Erwiesen ist, daß K. nach vorausgegangrnem Wortwechsel niedergeschlagen und über das eiserne Geländer bet dea BrauhauS- stufen geworfen wurde. Leipzig. Um den wegen seiner Verdienste um das deutsche Buchgewerbe hochgeschätzten Generalkonsul C. B. Lorck anläßlich seines 90. Geburtstages besonders zu ehren, hat der Rat beschlossen, eine Straße nach ihm zu benennen. Der deutsche Buchdruckerveretn ließ dem Gefeierten eine Ehrengabe im Betrage von mehreren tausend Mark überreichen, und auch sonst blieb der seltene Tag nicht unbemerkt für den Neunzigjährigen, der nicht im Urberfluß lebt. — Der „Goldene Hirsch- zwischeu Peterstraße und PeterSkirchhof wird zu einem Meßpalast umgebaut, in welchem 400 Musterlagrr Platz finden. Zur Ostermrsse 1905 soll der Umbau vollendet sein. — Der Rat er läßt erneut eine Bekanntmachung wegen des Ver kaufs von „Meßmustern- an Private. Wir möchten vor dem Ankauf solcher Muster warnen, denn ost genug kaufen spekulative Köpfe allen möglichen Ramsch erst zusammen, um diesen zu Spottpreisen als „Meßmustrr- wieder an den Mann zu bringen. Vorsicht ist also beim Ankäufe sehr am Platze. Leipzig. Daß die von der Regierung ge wünschte Verteuerung des StraßrnbahntarisL für Leipzig nicht notwendig ist, beweist dir Mehr einnahme der Großen Leipziger Straßenbahn, welche für die 8 Monate des lausenden Jahre- sich auf 187 874 Mark stellt, gegenüber den ersten 8 Monaten 1903. Eine Erweiterung der Linien hat nicht stattgefunden. DaS Mehr Ist also ledig lich in erhöhter Frequenz zu suchen. — Die Lohn- bewegung der Holzbildhauergehilfen wird friedlich enden, da die beteiligten Faktoren sich über die er hobenen Forderungen einigten. Leipzig. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich Mittwoch früh gegen 4 Uhr aus dem Bairischen Bahnhofe. Dem GaSwärter Heinrich Finstrrbusch, 42 Jahre alt, wurden von einem durch die Lokomotive abgestoßenen Zug-teil, den er begleitete, beide Beine abgefahren. Der Ver unglückte wurde unverzüglich nach dem Stadt- krankenhausr übrrgeführt, wo ihm beide Beine amputiert werden mußten. Bet der Schwere der Verletzungen ist an dem Auskommen deS Finster busch zu zweifeln. Crimmitschau. (Feuer.) Dienstag abend brannte die im mittleren Stadtteil gelegene Färberei und Trockneret der Firma W. Jllgen, wahr scheinlich infolge von Selbstentzündung, nieder. Sayda. Einen Kampf mit einer 50 Köpfe 1VO4 starken Ztgeunerbande hatte dieser Tage die Feuerwehr des nahen erzgrbirgischen Dorfes Zrthau zu bestehen. Dort hatte sich am Waldrande die Bande mit ihren 7 Wagen häuslich niedergelassen und ein großes Lagerfeuer angezündet, ohne darauf Bedacht zu nehmen, daß rin Waldbrand entstehen könne. Um ihre Pferde zu füttern, plünderten die braunen Gesellen einfach die umliegenden Hafer felder. Für sich selbst hatten sie im Dorfe und anderen Orten Hühner und Fische gestohlen, wovon sie sich ein Mahl bereiteten. Da die Gesellschaft keine Miene machte, die Stätte zu verlassen, wurde vom OrtSvorstand die Feuerwehr alarmiert, die alsbald den Kampf mit den Zigeunern aufnahm und sie über die Grenze brachte. Außerdem mußten die braunen Gesellen dann noch rund 40 Mark als Kosten für die Exmission bezahlen, bei welcher Gelegenheit sich herausstellte, daß die Bande mit Geldmitteln hinreichend versehen war. Vermischtes. — Primkrnau, 31. Aug. Der Anblick, den die ungeheure Brandstelle bet Primkenau gewährt, läßt sich mit wenigen Worten nicht beschreiben. Da, wo früher ein meilenwelter grüner Wald und üppige, mit Getreide bestandene Felder standen, sieht man jetzt eine schwarze, mit grauer Asche untermischte, rauchende und glimmende Masse, die an verschiedenen Stellen, wo Torf und Moor sich befinden, noch brennt. Die Schonungen und Ge treidefelder sind aus drei Meilen vernichtet, daS Dors Neuvorwerk mit allen massiven Gebäuden ist bis auf zwei große Heuschober, die merkwürdiger weise unversehrt geblieben sind, niedrrgebrannt. Die Kaiserin war die erste, dir helfend ringriff. U. o. sandte sie sofort jeder abgebrannten Familie eine vollständige Küchrneinrichtung. Nichts war vergessen, weder Quirl, Mörser, noch Scheuertücher, Kochtöpse, Petrolrumkannen, Teller und Tassen, Messer und Gabeln. Ueber die Höhe des Schaden kann noch nicht- Genaue- mitgetcilt werden. — Im Primkenauer Wald wurden auf der Brandfläche gegen 60 Stück Rot- und Dam wild, ein Wildschwein, sieben Füchse, sechs Stück Auerwild, viele Kaninchen und Hasen in halb ver kohltem Zustand aufgefunden. — Durch eine Feuersbrunst wurden in Bledzianow (Posen) 16 Gebäude cingeäscherr. Drei Kinder sind in den Flammen uwgekommen. — Rudolstadt. Dem Waldbrand im Sitzendorf-Unterwetßbacher Staatsforste stad über 100 Morgen zum Opfer gefallen. Hauptsächlich ist rudolstädtische Staatswaldung betroffen, zum kleineren Teil Gemeindewaldung. Der Schaden wird auf 50000 bis 60 000 Mk. geschätzt. Man glaubt an Brandstiftung. — In Ostende ist in einer Hotel-Pension eine Kassette mit Juwelen im Wert von etwa 140000 Frank gestohlen worden, die zwei reichen ungarischen Damen gehörte. — In welch leichtfertiger Weise Berg touren unternommen werden, zeigt folgende- Beispiel. Kürzlich ging ein Hofrat aus Wien mit seiner Familie (Frau und drei Kinder) vom Hoch könig über das Steinerne Meer nach Funtenser. Sie hatten einen Führer aus dem Pinzgau, der mit der Tour kaum bekannt war. DaS jüngste Familienmitglied dürste kaum acht Jahre alt ge wesen sein. In der Nähe der Niederbrunnsulzscharte wurden die „Hochtouristen" von der Nacht über rascht und sahen sich gezwungen, im Freien zu nächtigen. Der Weg vom Hochköntg bis Funtersee beträgt gut 14 Stunden. — Dir weiblichen Studenten der Medizin in der Schweiz haben der Zahl nach die männ lichen Kommilitonen bereit» überflügelt. Insgesamt studierten auf allen Schweizer Universitäten im letzten Winter 1654 Medizin, darunter waren 763 männliche und 891 weibliche Studenten. Natürlich ist dir große Zahl der Ausländerinnen (vor wiegend Russinnen) zu berücksichtigen. — Der schnellste Expreß der Welt soll im kommenden Winter zwischen Parts und Nizza laufen, er soll den Rekord auf 1000 Kilometer schlagen, den bisher der berühmte „20. Jahrhundert-« Zug New-Jork-Ch'cago innehält. Der Expreß Paris-Nizza soll die Entfernung von 1087 Kilo meter in 13 Stunden 50 Minuten zurücklegrn, waS einer Zeitersparnis von 1 Stunde 10 Min. gegen die bisherige Fahrtdauer entspricht. Die DurchschnittSgeschwindtgkeit ist also 78,58 Kilo meter in der Stunde, bei der Länge der Fahrt, den Schwierigkeiten de» Terrain» und de« wieder holt notwendigen Lokomotivwechsel ein« Leistung. Die Zahl der Plätze wird eine beschränkte sein, um den Zug leicht zu erhalten; er wird 3 groß« Durchgang-Wagen, darunter «inen Salonwagen, sowie einen Restaurationswagen, mit sich, fUrm>,
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