Der sächsische Erzähler : 18.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-191002188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19100218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19100218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1910
- Monat1910-02
- Tag1910-02-18
- Monat1910-02
- Jahr1910
-
1
-
2
-
3
-
4
-
5
-
6
-
7
-
8
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 18.02.1910
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vertagte sich die Kam am Dienstag die erste zu Ende. Wesentlich Zu den politischen Tagesfragen in Deutschland. Obwohl die Angelegenheit der preußischen Wahlreform durch ihre Verweisung an eine be sondere Kommission des Abgeordnetenhauses bis auf weiteres -- zweifellos auf Monate hin — der Oeffentlichkeit eigentlich entrückt worden ist, so wird sie doch sicherlich trötzdem auch fernerhin einen der Brennpunkte nicht »nur der preußischen Politik, sondern auch der gesamten inneren Politik des Reiches bilden. Denn wenngleich diese Wahl reform an sich zunächst nur eine preußische Sache ist, so geht dies Problem bei seiner Bedeutung schließlich doch auch das ganze Deutschland an, und in der Tat interessiert man sich auch außer halb der schwarz-weißen Grenzpfähle überall leb haft für die im leitenden Bundesstaat nach langem Zögern endlich in Angriff genommene Reform des Landtagswahlrechts. Dies um so mehr, als das Schicksal der vom Ministerpräsidenten von Bethmann Hollweg dem preußischen Landtag unterbreiteten Wahlresormvorlage einstweilen noch in völliges Dunkel gehüllt ist, so daß allen möglichen Kombinationen in dieser Beziehung Tür und Tor geöffnet erscheint. Nur daS eine ist schon jetzt sicher, daß diese Vorlage noch zu überaus bewegten parlamentarischen Kämpfen im preußischen Landtag führen wird, da fast jede Partei desselben eine andere Stellung zu dem Wahlreformprojekt der Bethmann Hollwegschen Regierung einnimmt und es unter einem anderen Gesichtspunkt betrachtet. Und schon bemüht sich die Sozialdemokratie eifrigst, in der ihr eigenen rücksichtslosen agitatorischen Weise Kapital für ihre parteipolitischen Zwecke aus dem „dankbaren Stoff", den ihr die preußische Wahlreform ge währt, zu schlagen, wie dies erst wieder die sozial- demokratischerseitS am vergangenen Sonntag in einer ganzen Anzahl preußischer Städte arran gierten lärmenden Straßendemonstrationen gegen Vie Wahlreformvorlage gezeigt haben, welche Demonstrationen hie und da sogar einen ziemlich blutigen Charakter annahmen, so vor allem in der alten Saalestadt Halle. Gewiß wird die preußische Regierung nicht vor derartigen Kund gebungen die Segel streichen und sich besonders nicht durch sie zu liberaleren Zugeständnissen in Dorberatung der Wahlreformvorlage hat gleich an diesem ersten Verhandlungstag zwei bemer kenswerte Abstimmungen vorgenommen. Die erste galt dem zu 8 4 des Regierungsentwurfs gestellten Abänderungsantrag der Freisinnigen betreffs Einführung des gleichen Wahlrechts. In der Debatte hierüber sprachen sich neben dem frei sinnigen Redner der Zentrumsredner und der Sprecher der Polen für den Antrag aus, gegen ihn erklärten sich die Redner der beiden konser vativen Parteien und der Nationalliberalen. Die Diskussion endete mit Ablehnung des Antrags auf Einführung des gleichen Wahlrechts mit 15 gegen 11 Stimmen; die Minderheit bildeten die Vertreter des Zentrums und der Freisinnigen, sowie das polnische und.das sozialdemokratische Kommissionsmitglied. Zwei nationalliberale Mitglieder der Kommission waren bei dieser Ab stimmung gerade nicht anwesend; sie erklärten nachher, sie würden gegen den Antrag gestimmt haben. Dann erörterte die Kommission einen weiteren Antrag der Freisinnigen, der geheime Abstimmung fordert. Der Antrag wurde nach längerer Debatte mit 15 Stimmen gegen 13 Stimmen angenommen; die Mehrheit setzte sich aus den Vertretern des Zentrums, der National liberalen und der Freisinnigen, sowie aus den Polen und den Sozialdemokraten zusammen. In der Diskussion hatte allerdings der Regierungs vertreter erklärt, daß die Staatsregierung an der öffentlichen Wahl festhalten müsse. Der trotz dem erfolgte Kommissionsbeschluß auf Einfüh- rung der geheimen Stimmenabgabe stellt dem nach gleich eine gewichtige Differenz zwischen der Kommissionsmehrheit und der Regierung dar. Nach dieser Abstimmung Mission auf Donnerstag. Der Reichstag führte Lesung der Kalivorlage neues zu der Regierungsvorlage zeitigte dieser zweite Tag der „Kalidebatte" nicht mehr, der Kalientwurf ging dann an eine besondere Koni- Mission. Es folgte die erste Lesung des Gesetz- entwurfs, betr. die gesetzliche Regelung des Stel lenvermittlungswesens. Der Entwurf schlägt in seinen Kernpunkten vor, den Stellenvermitt lungsbetrieb von der behördlichen Genehmigung abhängig zu machen, sowie die Bestimmung fest zulegen, daß mit der Stellenvermittlung kein an deres Gewerbe verbunden sein dürfe. Den Grund zügen des vom Staatssekretär Dr. Delbrück er läuterten Gesetzentwurfs stimmten die Abgg. Dr. Pfeiffer (Zentr.), Dr. Wagner (kons.), Woelzl (natl.) und Dr. Burkhard (Wirtsch. Verein.) zu, während die Abgg. Manz (fr. Volksp.), Brühne (soz.) und Kulerski (Pole) allerhand Bedenken äußerten. Die Vorlage wurde schließlich ebenfalls einer besonderen Kommission überwiesen. An« Mittwoch erörterte der Reichstag den Gesetzent wurf über die Arbeitskammern. Am Dienstag erfolgte in Berlin die Eröff nung der 38. Hauptversammlung des deutschen Landwirtschaftsrats. Die Versammlung ist aus allen Teilen des Reichs stark besucht; der Reichs kanzler, das Reichsamt des Innern, alle preußi schen Ressortminister und sämtliche Einzelregie rungen haben Vertreter zu der Tagung entsendet. Bei dem Mittwoch abend im Hotel „Adlon" in Berlin stattgehabten Festbankett des Deutsche» Landwirtschaftsrats hielt Reichskanzler v. Beth- mann Hollweg folgende Rede: „Meine Herren! Für die freundliche Begrüßung, die mir in Ihren Kreise durch Ihren verehrten Herrn Präsidenten der Wahlreformfrage zwingen lassen. Aber Er scheinungen, wie die soeben stattgesundenen sozial demokratischen Massenkundgebungen, lassen immer hin erkennen, zu welchen bedenklichen Konsequenzen und Weiterungen die preußische Wahlreform unter Umständen führen kann, und den leitenden Berliner Regierungsstellen erwächst hieraus die ernste Pflicht, mit kühler Besonnenheit die Wahl reformaktion zu verfolgen und sie nach Möglich keit jeder leidenschaftlichen Einwirkung von außen zu entrücken. Neben der preußischen Wahlreform ist es noch die Frage der Schiffahrtsabgaben, welche ebenfalls das Interesse weiter politischer Kreise in Deutschland erregt, und dies unstreitig auch noch für längere Monate tun wird. Denn mit der bekannten vorläufigen Entscheidung in den Bundesratsausschüssen zugunsten der Ein führung von Schiffahrtsabgaben ist dies Problem noch lange nicht gelöst und seine eigentümlichen Schwierigkeiten werden nur noch mehr hervor treten, je intimer man sich im Bundesrat mit den Einzelheiten dieses Planes der preußischen Regierung beschäftigen wird. Weist er doch außer seiner wichtigen wirtschaftlichen und finanziellen Seite auch nicht minder wichtige staatsrechtliche und rein politische Seiten auf, und in allen diesen hervorragenden Spezialfragen, welche das Projekt der Schiffahrtsabgaben aufrührt, läßt sich durchaus nicht von heute auf morgen eine Lösung finden. Vor allem aber darf nicht übersehen werden, daß der ganze Plan preußischerseits bis jetzt unter dem energischen und zähen Widerspruch einer Minderheit deutscher Bundesstaaten, welche sich durch die Einführung von Schiffahrtsabgaben in ihren Lebensinteressen und Daseinsbedingungen bedroht glauben, betrieben worden ist, und diese Opposition besteht noch immer fort. Aber offen bar scheut Preußen doch vor einer nackten Ge waltpolitik zurück, und so braucht die Hoffnung nicht aufgegeben zu werden, daß es zu guterletzt doch noch zu einer allseitig befriedigenden Ver ständigung und gütigen Auseinandersetzung in Sachen der Schiffahrtsabgaben kommen werde. Der sächWe LrMler, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschaft, der Kgl. Schnlinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. Aernsprech-elle Nr. «b. Bestellungen »«dm bei alle» Bostanstalten de« deutsch« Reiche«, sür Bischofswerda und Umgegend bei unser« Zettungibot«, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte« angenommen. Schluß der «esch»st«stülr Abend« » Uhr. Aachrgamg. Deutsches Reich. Die DieaSta- ,»sa««ea,«trete»« Mo», «isfis» tze» pre»ßische» >bge»rd«rtr»ha»s«S zur zmeratr, welch« «u dies«, Blatte dir wettest« verbreit»», Mm, werd« bi« vor«. Ist Uhr angenommen, größer, unkomplizierte Anzeigen tag« vorher, und lostet dw vterg^paUem «orpWe IS di. RellameM. so Beringst« Jnseratmbrtraa 40 Mr Rückerstattung «ettigchrM« Manuskripte «sw. Für berr Monat März nehmen alle Postanstalten und Landbriefträger, sowie die Geschäftsstelle UÄ> alle Austräger des „Sächsischen Erzählers" Bestellungen entgegen. Der „Sächsische Erzähler", welcher täglich erscheint, mit Zeitiger belletrist. 1)0 Beilage, welche jeden Mittwoch und Sonnabend beigelegt wird, kostet wie bisher I I« monctzllich, wenn man ihn in der Geschäftsstelle oder von einem Postamt abholt, wenn er durch den Briefträger ins Haus gebracht wird 58 Pf., durch die Austräger frei ins Haus 55 Pf. monatlich. Wer schnell und zuverlässig über wichtige Ereignisse in der Stadt, in der engeren Heimat, im deutschen Vaterland und darüber hinaus unterrichtet sein will, wer eine Geist und Gemüt anregende Lektüre wünscht, der bestelle den „Sächsischen Erzähler", der in Anbetracht seiner Bedeutung als Mmzer Amtsblatt -es Amtsgmchlskezirks Mofswerda und im Hinblick auf die sorgfältige Bearbeitung des redaktionellen Stoffes und auf die Fülle des Gebotenen ein beliebte- und gern gelesenes Blatt ist. Die »«schjkstsstelle »es „«»chsisch« «rMerS".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht