5 So kam es, daß das Häuflein der Opposition (vergl. Sachsen und Baden) immer lichter ward, daß, je entschiedener einzelne Radikale die Männer des „ruhigen Fortschritts" be kämpften, desto unheilbarer die Spaltung die sich bildenden Extreme von einander riß. Aber auch die Radikalen fühlten sich nicht sicher. Die immer mächtiger einwirkende Gewalt des sozialen Weltganges, die steigende Noch, die scheue Zurück haltung des eigentlichen Volks, welche hier und da in Feind seligkeiten gegen die wohlhabenden Bourgeois überging, erzog allmälig die aufrichtigeren politischen Vorkämpfer zu einem Verständniß der gesellschaftlichen Lebensverhältnifse, die sie vor her unbeachtet gelassen oder als feindlich zurückgewiesen hatten. In Sachsen begannen Oberländer, Schumann, Hensel II., in Baden Hecker und G. v. Struve sich von den politisch Radi kalen ab- und den sozialen Fragen zuzuwenden, die Interessen des arbeitenden Volkes gegen die Anmaßungen der besitzenden Klassen zu verkheidigen und mit dem Volke selbst in nähere Verbindung zu treten. So sahen sich die Liberalen durch sich selbst überflügelt. Als im Jahre 1843 zuerst Edgar Bauer die „Liberalen Bestrebungen" der Ostpreußischen und Badischen Opposition einer noch unzureichenden Kritik unterwarf, da wußte sich der Liberalen edler Zorn nicht anders zu helfen, als durch stille Verachtung. Widerlegen, wissenschaftlich bekämpfen konnten sie nicht. Bauer legte den Ton darauf, daß Meinungen und Interessen überhaupt nicht vertreten werden können, daß also die Volksvertreter, nur ihr eigenes Interesse im Auge haltend, nichts gegen sich unternehmen. Bauer kcitisirte noch nicht das Wesen der Politik, sondern nur die „Jrrthümer" der Oppo sition, um diese zu bewegen,-, daß sie entschieden aufkrete und „über das A b c und über die Schulbänke dec Politik" hin- auskomme. Aber die schon überweisen Herren wollten keine