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Der sächsische Erzähler : 20.10.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-191210200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19121020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19121020
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1912
- Monat1912-10
- Tag1912-10-20
- Monat1912-10
- Jahr1912
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 20.10.1912
- Autor
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1SI M 's trl r itt IQ ru. äiv i?r > ssbr vor» rrngt, in» lsi» »sinon^ Zrmit" ossr islcrst nnck. «ob ksiw. äoob svluc- csn Omäi- >r gsltdsr- »LM «ivsn not", 6sr tsios b«r- >oboitvirtb oblivbtbsit Umäst! ve,l»ge »UM Sächsischen K^zähker« / Berlag von Friedrich Mäh, Vischoftwrrdä. «in Bill» recht da» i mit dm lnd Prak- iristischew ithält, zu rn. ck. 1 -M. , SV 48. gewöhnte festig ist ddfreun» ihre von oird er »te der prächtig ttert die llversicke- ,Freunde leistvoller )pfer, die iisen für »f unsere Wahrheit st", „Ein er Zeug- ner Zeit. L ernster n, haben t, A. v. Auf die nz beson» daS ver- vorüber- r, ist derr «r neuem Die silberne Glocke. Eine Taunusgeschtchte aus alter Zeit von Fritz Ritzel, igvrtletzung.» 'm Kopf ihm ab für Helmut von Bafsenheim!" brüllte die ganze trunkene Runde nach. Gn wilder Lärm erhob sich. Alle waren von ihren Sitzen emporgesprungen und nahmen eine drohende Haltung gegen den Gefangenen an, der mit festen Blicken die ihn Umtobenden maß. „Ihr hört, was Euch bevorsteht!" sagte Herr Dietrich mit un heimlicher Ruhe. „Macht Reu und Leid — in kurzer Frist seid Ihr ein Kind des Todes!" „Das kann Euer Ernst nicht sein, Herr Ritter!" entgegnete der Gefangene fest. „Mord wäre es, den Ihr begehet, und furchtbare Vergeltung würde Euch treffen!" „Wer will mir wehren?" fuhr der Burgherr wild empor. „Euren hochnäsigen Ratsherren will ich es zeigen, daß Dietrich von Hattstein sich nicht scheut, ihnen das Ärgste anzutun! Hinweg mit mm! Laßt das Totenglöcklein läuten!" „Nicht doch, Herr Vaters sägte da Hildegard, die mit raschen Schritten vorgetreten war. „Bewahret Euer Herz vor Schuld und Sünde!" Ganz unbewußt sprach sie die Worte, die sie vor einer Stunde drunten im Gewölbe gehört hatte — einen Teil des Glockenspruchs. Einen Aügenblick stutzte der Ritter, als käme ihm eine Er innerung, dann wallte der Zorn beim Anblick derjenigen, die sein Zerwürfnis mit Francke von Kronberg verschuldet, jäh in seinem trunkenen Hirne empor und grimmig fuhr er die Bittende an: „Hinweg mit dir — fort aus meinen Augen! Dir dank' ich es, daß Freundschaftsbande gelöst sind, daß " er unterbrach sich, als fürchte er zu viel zu sagen und fuhr, gegen die Knechte gewendet, fort: „Man hole den roten Bastian — der versteht sich auf Henkersarbeit — fort mit dem Wicht!" Hildegard war entsetzt vor dem wilden Aus bruch des Vaters zurückgetaumelt und hatte fluchtartig den Saal verlassen. Man achtete ihrer nicht. Rauhe Fäuste ergnffen den Gefangenen und zerrten ihn nach dem Ausgang, wo eben ein rothaariger Kriegsknecht mit einem breiten blitzenden Beil in der Hand erschien. Im Burg höfe sollte der Unglückliche gerichtet werden. Alle folgten unter wildem Schreien, während Dietrich von Hattstein mit festem Schritte an das Fenster trat und dasselbe öffnete. Unbeweglich sah er in den Hof hinab, in dessen Mitte die Knechte mit grausamer Lust einen schweren Eichenblock schleppten, während der rote Bastian dem Ge fangenen den Kragen des Lederwamses mit Ge ¬ walt Hinwegriß. Adolf von Altendorf schien verloren — sobald das Totenglöcklein läutete, fiel sein Haupt. Da durchfuhr den am Fenster stehenden Ritter plötzlich ein lähmendes Entsetzen, so daß er sich, um nicht umzusinken, an der Brüstung halten mußte. Helle Glockentöne drangen aus der Tiefe und riefen ihm zu: „Mein Klingen mahnet dich, o Menschenkind, Bewahr das Herze dein vor Schuld und Sund'!" Die silberne Glocke? Sie läutete, ohne von Menschenhand ge schwungen zu werden? Wohnte ihr ein Zauber inne, der ihre Stimme erschallen ließ, wenn es galt, schwere Missetat zu verhüten? Ein abergläubisches Grausen ergriff den rauhen Mann und sich verneigend, schrie er in den Hof hinab: „Laßt ihn ledig — das Leben sei ihm geschenkt! Zurück mit ihm in den Kerker!" Das nämliche abergläubische Grausen hatte die in den: Hose Versammelten bei den rätselhaften Klängen ergriffen. Und entsetzt schauten sie sich an, als eben der Türmer erschien und mit kalt- weißem Gesicht und schlotternden Knien dem Bürgvvät möldetö» daß das Glöcklein im Türme keinen TöN vön sich gebe, sintemalen der Klöpfel beim ersten Zug an dem Seile mit donnerndem Ge polter herabgefatlen sei. Um ein Haar habe ihn Vas schwere Erz erschlagen. Statt des Totenglöckleins läütete es jetzt aus deü Tiefen der Erde — das ging Nicht mit rechten Dingen zu! Gehorsani folgten die Knechte dem Gebote des Herrn und führten den eben noch dem Tod Geweihten zagend, als wähnten sie, daß eine über irdische Macht den Jüngling schütze, in Vas Gefängnis zurück: Am Fenster oben aber stand Herr Dietrich ÜnV sah sich um, als zweifle er, ob das» was soeben geschehen, Traum oder Wirklichkeit sei. Sein Rausch war verflogen. Hatte ihn das Klingen der silbernen Glocke auf das Mächtigste ergriffen, so war es bei der Kunde des Türmers, daß der Klöpfel des Totenglöckleins sich im entscheidenden Augenblicke gelöst hatte, wie ein unheimlicher Schauder über ihn gekommen. Zum ersten Male seit langen Jahren wieder faltete der rauhe Mann die Hände und stammelte: „Bewahr das Herze dein vor Schuld und Sünd'!" 4. Wie eine Gehetzte eilte Hildegard aus dem Ge wölbe, in welchem die silberne Glocke aufbe wahrt war, wieder nach den oberen Räume» und flüchtete in ihre Kemenate, von deren Fen ster aus sie die Vorgänge im Burghofe beobach ten konnte. Einer augenblicklichen Eingebung folgend, war sie nach den rauhen Worten ihres Vaters in das Gewölbe geeilt und hatte die Glocke geläutet, in der unbestimmten Hoffnung, daß der silberne Hall das Herz des Vaters rühre und ihn von seinem frevelnden Beginnen abbringe. Und vor Freude zitternd, gewahrte sie jetzt, daß ihre Erwartung sie nicht getauscht hatte. Der Gefan gene wurde in seinen Kerker zurückgeführt und die noch vorhin so unbändig lärmenden Ritter und Knechte standen flüsternd in Gruppen zusammen und richteten scheue Blicke bald nach dem Glocken türmlein, bald nach der Tiefe des Burggrabens, als vermilteten sie, daß von dorten her das Ge läute erklungen sei. Vorläufig war der Jüng ling gerettet, aber würde er auch für die Folge dem Tode bewahrt bleiben, wenn der offen- har mächtige Eindruck, den der Hall der silbernen GoneraUn,endan.d°r Münchener H°f.hea,°r. Glocke hervorgerufen hatte, verwischt war oder wenn der Vater durch Zufall erfuhr, daß sie die Glocke geschwungen? Konnte sie nicht von einem der zahlreichen Knechte gesehen worden sein, als sie in das Gewölbe eilte? Dann fand der Vorgang eine natürliche Erklärung und der Gefangene war verloren. Sie durfte es nicht darauf ankommen lassen, daß das Geheimnis unentdeckt blieb, sie mußte den Jüngling retten, dem sie, das fühlte sie jetzt, mit ganzer Seele zugetan war. Aber wie? Ihren Bitten gab der über sie ergrimmte Vater kein Gehör und unter den Rittern und Knappen war keiner, den sie um Bei stand hätte bitten können. Aber retten mußte sie ihn, und zwar schnelle — vielleicht war es morgen schon zu spät! Mit gefaltete»
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