Zur Einführung und Einfühlung Von Peter Ingwersen Dies Handbuch will dem Heimatforscher behilflich sein, mit wissen schaftlichen Methoden alle Erscheinungen seines Lebensraumes in Vergangenheit und Gegenwart soweit wie möglich zu untersuchen und dessen sittliche Kräfte auch heute noch wirksam werden zu lassen. Zur Lösung dieser zugleich wissenschaftlichen wie pädago gischen Aufgabe gehört nicht nur Kenntnis des wissenschaftlichen Rüstzeugs sondern auch Einfühlung. Mittelpunkt des Lebensraums ist der Mensch. Die Besonderheit seines Standortes beeinflußte im Laufe der Jahrhunderte seine Arbeit, seine Phantasie und bis zu einem gewissen Grade auch sein Wesen. Dies wird bei einem Vergleich der 3 Landstriche Schleswig-Holsteins in der Wechselwirkung mit deren Bewohnern deutlich. Im Westen war die unberechenbare Nordsee die Schick salsmacht, die ständigen Einsatz forderte, um das von Natur fruchtbare Land zu sichern. Auf dem Mittelrücken galt der Ein satz dem Kampf gegen Sand und Heide. Nur unermüdliches Mühen sicherte kargen Ertrag. Die günstigeren natürlichen Bedingungen der Ostküstenlandschaft wurden dadurch in ihren Auswirkungen gehemmt, daß in weiten Gebieten in der Gutsabhängigkeit eine die Menschen formende Schicksalsmacht entstand. In diesen individuell ausgeprägten Landstrichen verlieh die Volksphantasie den unbe greiflichen und unheimlichen Naturkräften bildhafte Gestalt in landschaftlicher Färbung. An der Nordseeküste war es das in seinem Wechsel bedrohliche Meer, auf der Geest vor allem das einsame und unheimliche Moor, an denen die Volksphantasie rätselte. Die Weite dieser beiden Landstriche mit dem gewaltig sich spannenden Himmel, über den der Westwind die Wolken jagte und gegen den die Häuser ihre Schmalseiten stemmten, und ihre balladige Hintergründigkeit waren dem östlichen Hügelland fremd. Die Menschen formten umgekehrt durch ihre Arbeit den Lebens raum, wandelten ihn aus einer Natur- zu einer Kulturlandschaft, wie das bei dem Wandel der Heidelandschaft der Geest in eine