Sprache Niederdeutsche Sprache Von Gerhard Cordes. Das am leichtesten zu greifende Kennzeichen der Sprache .ist das Wort. In seinen wichtigsten Gruppen bezeichnet es einen Gegen stand, eine Eigenschaft oder eine Tätigkeit. In der heimatlichen, dem „Boden“, einem engeren Raum verbunde nen Sprache sind die Gegenstände meistens „Sachen“, d. h. sinnlich wahrnehmbar, „konkret“. Entsprechend steht es bei den Eigen schaften und Tätigkeiten. „Abstrakte“ Begriffe werden erst im Be reich der „Schriftsprache“ gebildet und umfassen von vornherein einen viel weiteren Raum, den einer ganzen „Sprache“ oder noch darüber hinaus. Diese gehören nur so weit in das Gebiet der Hei matforschung, wie sie ihre Form der Mundart angeglichen haben (Abgunst - Afgunst). Sache und Wort gehören eng zusammen. Beim Schwinden einer Sache (z. B. Hausbau, Ackergerät) stirbt auch das Wort ab (Fleet, Reetdack, Soot). Es kann aber auch durch ein anderes er setzt werden, dafür gibt es mehrere Gründe: Ersetzung durch ein Wort, das sich aus einer anderen Mundart über ein größeres Gebiet verbreitet und dadurch „überlegen“ wird; das neue Wort wird aus der Schriftsprache übernommen; Zugewanderte bringen ein neues Wort mit. Beispiel: in einer hessischen Mundart wurde festgestellt, daß Schnupptuch das eigentlich heimatliche Wort ist, es wurde vorwiegend von der bäuerlichen Bevölkerung gebraucht; eine andere Schicht, die bodenständige „bürgerliche“, gebraucht dagegen das süddeutsch weit verbreitete Sacktuch, eine dritte, die regel mäßig mit der Stadt in Berührung kommt, bürgert das allgemein deutsche Wort Taschentuch ein. Heinrich Grund, Die Mundart von Pfungstadt und ihre sprach liche Schichtung (Dissertation, Heidelberg 1935). Für Schleswig-Holstein ist der gesamte Wortschatz in dreißigjähriger Arbeit gesammelt und das Wichtigste in 5 stattlichen Bänden nie dergelegt worden.