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Der sächsische Erzähler : 22.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192202226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19220222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19220222
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1922
- Monat1922-02
- Tag1922-02-22
- Monat1922-02
- Jahr1922
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 22.02.1922
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Teil der Antarktis aus her, wo die ungünstigen atlantischen Sektor dem n Expeditionen unüber- gengvfetzt hatten. end, war er in die Heimat zu- aber sofort nach seiner Genesung ging er mit Afer an die Ausrüstung einer neuen, eigenen Ex- , deren Mittel ihm von privater Seite zur Vcr- >ng gestellt waren, und am 7. August 1907 brach sein Ex- tionsfchiff „Nimrod" nach der Antarktis aus. Drei Lei gen von größter wissenschaftlicher Bedeutung vermochte -^ ckleton zu vollbringen. Zunächst bestiegen zwei seiner Kameraden, Leutnant Adams und Professor David mit vier Begleitern den gewaltigen, heute noch tätigen Erebus, der «ine Höhe von 3890 Metern hat, und auf dessen Gipfel ein Krater von 800 Meter Durchmesser und 275 Meter Tiefe fest gestellt wurde, dem unaufhörlich gewaltige Wolken von Was- serdampf und schweflicher Säure entströmten. Die zweite bedeutsame Tat der Expedition war die Er reichung des magnetischen Südpols, dessen Lage zwar schon im Jahre 1830 von Gauß, dem großen deutschen Malhema- Mer, berechnet worden war, den tatsächlich zu erreichen aber zur Kontrolle der theoretischen Berechnung unerläßlich schien. Neuere Berechnungen seitens verschiedener, zu Beginn des Jahrhunderts nach der Antarktis aufgebrochener Expe ditionen hatten Werte ergeben, die von der Gaußschen Ziffer nicht unerheblich abwichen. Man wußte wohl, daß der mag netische Südpol sich auf der vereisten Hochebene von Süd- viktoria-Land befinden müsse, aber dieses Hochplateau hatte noch keines Menschen Fuß betreten, bis die von Professor David mrternommene Expedition mit von Polarhunden ge zogenen Schlitten einen Vorstoß in diese eisige Einöde unter- nochm. Am 16. Januar 1909 gelangte man unter 72 Grad 25 Minuten südlicher Breite und 154 Grad ältlicher Länge an die Stelle, wo die frei aufgchänate Magnetnadel senk recht mit ihrer Spiße zu Boden zeigte: der magnetische Süd pol der Erde war damit gefunden. Gauß' Berechnung war von der Wirklickfteit nur wenig entfernt gewesen. Die dritte und bedeutsamste Leistung, die bei ihrem Be ikanntwerden in der ganzen Welt mit der Wirkung einer wissenschaftlichen Sensation cmschlug, hatte Shacklcton selbst vollbracht. Es war sein großer Vorstoß zum Pol, den er mit drei Gefährten unternahm, und der ihn bis zu 88 Grad 2? Minuten südlicher Breite führte, weiter, als damals, am 9. Januar 1909, fcmals ein Mensch gegen die Pole vorgedrun- Z«n war. Denn in der Arktis war Peary am 21. April 1906 ttst bis zu 87 Grad 6 Mimften gelangt. , Shackleton hatte aber, und das war das Bedeutsame keines Erfolges, den unumstößlichen Nachweis geliefert, daß der Südpols inmitten des gewaltigen Hochlandes liegen piüsie, das einen sechsten Kontinent bildet, einen Erdteil, der gewissermaßen das südliche Gegengewicht zu den gewaltigen vandmaflen der nördlichen Halbkugel darstellt. Seit MMSWWMWWWWW Die Vorzüge der Zettungsreklame. 1. Die Tageszeitung wird von allen Bevölkerungsschich« ten gelesen: sie geht in den Familien von Hand zu Hand, liegt in den Fabrik- und Handelskontoren, in den Schreib stuben der Behörden auf und wird täglich und stündlich von Tausenden an zahlreichen Verkehrs- und Gaststätten zur Hand genommen. Verbreitung und Erlesenheit der Tages zeitung vereinigen sich so zu außerordentlicher Werbewir kung. 2. Der Leser widmet selbst in dieser hastenden, flüchti gen Zeit der Lektüre seines Blattes ruhigste Aufmerksamkeit; seine Interessen sind mit den darin enthaltenen Nachrichten vielfach aufs engste verknüpft, und der Anzeigenteil nament lich vermittelt ihm in Angebot und Nachfrage die wichtigsten Anregungen. 3. Reklamemittel anderer Akt in Straßen, Bahnen, öffentlichen Gebäuden, auf Postwagen und dergl. lassen den Passanten mindestens gleichgültig, er hat seine Gedanken auf andere Dinge zu richten. Der Werbewert aller dieser die Städtebilder mehr und mehr verunzierender Dinge ist daher sehr niedrig einzuschätzen, abgesehen von den hohen Kosten, die sie verursachen. 4. Die Anzeigenbesteller, namentlich der größeren Tages zeitungen, haben die Gewißheit, daß sie mit ihren Anpreisun gen die breiten kaufkräftigen Schichten erreichen, die erste Voraussetzung für wirkliche Merbeerfolge. Große Teile der Bevölkerung, dis mit andern Neklamemitteln gewonnen wer den sollen, kommen hierfür nur in beschränktem Maße in Frage. 5. Die Tageszeitung dringt schnell und pünktlich und in kur-en Abständen bis in die entlegenste Siedlung und wird auch dort zur Träo-nn lebendiger Merbekraft. 6. Jede Zersplitterung der Werbetätigkeit r—mindert ihren Mert. Die Zeitungsreklame vermeidet solche. Hier große Stoßkraft, dort Kräftezerstreuung. Amundsens Entdeckung des Südpols wi"m wir, daß Shack- Zetcns Annahme vollkommen richtig gewesen ist. Am 23. März 1909 gelangte sein Expeditionsschiff „Nimrod" nach-Neuseeland zurück, und am gleichen Tage verkündete der Telegravh der oanzen Welt seinen Erfolg. Seine Rückkehr in di? Heimat alieb einem Triumphzug, und am 28. Juni 1909 erstattete der Polarforscher von der Nona! Geographica! Society in London in Anwesenheit von 10 000 Zuhörern seinen offiziellen Bericht, den er in der Folge als Gast aller großen geographischen Gesellschaften in den übin- VVIVON VE , Eüsl /und allen ikellneh. mem dieser denkmüttttven Schnngtst diestroffe, «drmmene Gestalt de- kühnen oWckHeskwchin Ettn^nLwtt^. im Frack, den Umwog vom Saal Wer di« Treppe «ck die Bühne verschmähte und mit beiden Beinen, al» nett« es, ein kleines Hindernis zu nehmen, auf dap Podium sprang, um seinen Vortrag vor den Bortretern der deutschen Wissenschaft und zahlreichen offiziellen Persönlichkeiten zu beginnen. Et sprach, de» Deutschen unkundig, in englischer Sprache, knapv und schmucklos, bescheiden und ohne jede Hervorhebung sei ner persönlichen Leistung, aber zwischendurch mit trockenem Humor, den er an die Vorgänge auf feinen Lichtbildern knüpfte. Aus Sachsen. —* Vie fortschreitende Verelendung der Kleinrentner. Der soeben erschienene Jahresbericht des Vereins der Klein und Mittelrentner Sachsens gibt ein geradezu erschütternd?. Bild von der derzeitigen wirtschaftlichen Lage des weitaus größten Teiles der Klein- und Mittelrenttrer. Wie groß dis Not in den Kreisen der Rentner ist, geht daraus hervor, daß die Zahl der bei dem Verein Schutz- und Hilfesuchende Klein- kapitalrentner von 13 000 im Jahre vorher auf 25 000 im Johre 19»1 angewachsen ist. Unter diesen Mitgliedern be finden sich: * 3600 Einzelpersonen mit jährl. Einkommen bis nur 1000 4000 Einzelpersonen mit jährl. Einkommen bis nur 1500 -K 3706 Einzelpersonen mit jährl. Einkommen bis nur 2000 2?00 Einzelpersonen mit jährl. Einkommen bis nur 2500 IvoO Ehepaare mit jährlichem Einkommen bis nur 2000 -K 1500 Ehepaare mit jährlichem Einkommen bis nur 3000 »g ö. Neusalza-Spremberg, 18. Februar. Eine schwere kesselexplosion ereignete sich am Donnerstag nachmittag im Betrieb der Firma C. C. Förster. Infolge Versagens des Manometers explodierte der über 2 Meter im Durchschnitt messende Kessel, wobei die Betondecke, das Dach und di? Mauern zertrümmert wurden. Auch Türen und Fenster wurden zersplittert. Als ein Glücksumstand ist es zu bezeich nen, daß zur Zett der Explosion sich niemand in der Nähe befand. Äußer einigen leichten Dampfverbrühungen sind II nfälle nicht zu verzeichnen. Die Detonation war weithin hörbar. Als Ursache der Explosion wird das Versagen des Sicherheitsventils bezeichnet. Der Schaden ist bederttend. Steinpleis, 20. Februar. Auf eigene Meise verunglück! ist auf dem Ritterqut Obersteinpleis ein in den 50er Jahren stehender Geschirrführer. Er war mit der Schließung des großen Scheunentores beschäftigt. Hierbei ist das Tor, wahrscheinlich als Folge des Frostes, aus den Angeln ge fallen und hat den Geschirrführer mit zu Boden geworfen. kalten Fingern wieder in Gang gerächt hat, ist ihm der erste Löffelsturz schier im Halse stocken «Mieden, uttd er hat nichts hinunterbringen können. Die Beine sind ihm so schwach gewesen, daß er bei sich denkt: Mußt halt erst ein wenig verschnaufen! und legt sich auf's alte knarrende Kana pee. den gelben Briefumschlag mit seinem Glück immer in der schwingenden Hand. Und seine Gedanken sind alleweil gewandert zum Bruder weit über das große Wasser, und er Hal dabei eine Übelkeit gespürt wie von der Seekrankheit und es hat ihn erbarmt, was der Karl doch alles Schweres , im Leben hat ausgestanden, und wie es ihm dagegen so leid lich ergangen ist alle Tage. Die Dankbarkeit macht seine Seele schwellen, und er wischt sich eine Träne aus den treuen Augen. Da knittert der Brief in seiner Hand, und in neue ' Freudentaumel preßt er ihn fest aufs wild schlagende Herz. Wenn's nur erst wieder ruhiger werden wollte da drin nen! Wie das drückt und sticht und flutet! O Gott, rvie ihm mit einem Male so bitterübel! Kalter Schweiß feuckft seine Stirn, der Atem stockt! In wilder Herzensangst schnei ! er empor, sinkt zurück, streckt sich ein wenig und nun — ist Ruhe da drinnen. Das Mut hat seinen Ausweg gewon nen und Hann'Engels Glück seine Vollendung gefunden. - Nach einem Stündchen-kommt der liebe Vetters-Nef - wieder, der den Umzpg mit ihm beraten will. Er liest di.' Aufschrift an der Tür uird lächelt breit. Doch auf sein Kl?" fen und Rusen kann Hann'-Engel nicht mehr antworten denn er ist ja nicht mehr „zu Hanse". Da sieht der Schuft-c das Kammersenster offen stehen. Schnell entschlossen kletü" er hinein, tritt in das Zimmer und erblickt den Toten. Ei : heißer Schreck durchzittert ihn — nach der Dollarnote! E> reißt der Leiche den Umschlag aus den wachsbleichen Hänt"-- und findet darin nur den dummen Brief. Verächtlich sch'-- - dert er ihn zu Boden. Er durchstöbert den Tischkasten, d! - Kommode, den wackeligen Schrank, kehrt dem Toten alle Taschen um, durchsucht das ganze Haus vergeblich! Sollte der kurzsichtige Älte die Note mit andm-n pieren verwechselt hoben? Er stürzt zum Ofen und stic ! geisterbleich auf die Feuerungstür. Da hängt ganz vorn e schmaler Streifen heraus! Kein Zweifel, es ist der l"' - Rest der Dollarbanknate. Mit wildem Fluche springt d" Flickschuster auf, und ohne den armen toten Onkels-De^ noch eines Blickes gewürdigt zu haben, keucht er ingrimmig heim. — Nun liegt Hann'-Engel im kalten Stübchen verlasse:' Ein sanftes Lächeln umspielt die Lippen des friedlichen Gra ses wie Widerschein seines einzigen, großen irdischen Glückes Die kranke Puppe. Mein Püppchen fiel mal in die Nässe, Kaum noch ein Haar — und sie ertrank. Don da an leuchtet sie vor Blässe, Und weil sie blaß ist, ist sie krank! Was gibt das ost für Angstgezeter, Man fühlt den Pulsschlag nach der Uhr. Sie batte schon den Ziegenpeter, Die Blinddarmreizung und die Ruhr. Heut tut der Lieblichen und Zarten Das Hälschen weh. Das geht iwch an. Beglückend ist's, wieviel« Arten Don Krankheit man doch spielen kann. Um sie zu schützen vor'm Verderben. Läßt man sie meist im weichen Nest. Einmal war sie schon nah am Sterben. — Das gab dann ein Genefungsfest! Frida SchanH mal hinüber, vielleicht für immer. Damit du keine Not hast, füge ich eine Tausenddollarnote bei. Wenn du noch lebst, so sei vieltausendmal gegrüßt von deinem Bruder Karl. „So", fährt der Schulze fort, „hier ist der Brief und hier die Banknote! Verlier' sie aber nicht: das Stück Papier gilt tausend Dollars: das sind nach unserem Gelds ungefähr zweihunderttausend Mark, und nun wünsch ich dir auch Glück, Hann'-Engel, du bist ein gemachter Mann!" In des Alten Äugen glänzen Tränen herzinniger Rüh rung, niehr über den lieben Vries als über den Schein, dessen Wert er noch nicht recht erfaßt hat. Nur eine unbestimmte Ahnung von einem großen Glück, das ihm da unerwartet in den Schoß Mt, dämmert in ihm auf. „Ach, ne, Herr Schulze, soviel Geld kann ich doch gar nicht annehmen, ne, he!" haspelt er heraus, und die heißen Tropfen rollen ihm in den struppigen Bart. „Das geht mich doch weiter nichts an, Hann'-Engel", widerredet der Schulze mit verstohlenem Lächeln über des Älten kindliche Unbeholfenheit. „Das Geld hat dir doch dein Binder geschickt. — Ich wollte, ich hätte auch einen Bruder in Ämerika!" „Ja, Herr Schulze, Las wollte ich auch, weiß Gott, und ich wünsche Ihnen auch tausendmal Gotteslohn!" Wie Hann'-Engel heimgekommen ist, weiß er selbst nicht. Die Dollarnote in der einen und den Brief in der anderen Hand, ist er durch die Straße geschlenkert und hat nur im merfort vor sich hingebrummt: A—me—ri—ka! Gu—ter Bru—der Karl! Tau—send Dol—lars!" Die Dorfrangen haben indessen ein gut' Stück Bahn ge schaufelt. Er hat es nicht gesehen. Da verfolgt ihn der Ruf: „O je! Hann'-Engel ist betrunken!" — Er hört es nicht! Zu Hause hat er die Brille gesucht und natürlich nicht gefunden! Bald ist der protzenhaste Nachbar gekommen, hat ganz klein getan und um ein Darlehen gebeten, und der Hann'-Engel hat gleich Ja und Amen gesagt. Ist da im Dorfe auch ein Vetters-Neffe von ihm als Flickschuster gesessemDer ihn bis dahin nicht gekannt hat. Wie der die WundernmG gehört, hat er den Hammer hinge worfen und ist in blArm Schürzenlatz und aufgestülpten Hemdärmeln allsogleich zum Onkels-Detter gelaufen und hat zu reden begonnen; wie süßes Honigwasser ist's ihm aus dem breiten stoppeligen Maul gelaufen. Daß sein Weib da heim auch schon immer gesagt habe, warum der liebe, gute Onkel so einsam Hause und sich noch so quäle, wie er es doch viel besser haben könne, wenn er in seinen alten Tagen zu ihnen zöge, wie die Kinderchen sich schon so freuten, und der gleichen glatte Lügen mehr; und der treuherzige Alte hat s für bare Münze gehalten und sich recht gefreut und wieder Ja und Amen gesagt. — Der guten und der falschen Freunde sind immer mehr geworden, haben gefragt und geholt, ge staunt und sich gefreut, geneidet und gegiert, guten Rat ge boten, die einen und unverschämt gebettelt die anderen, bis er schließlich in einer Atempause mit einem Stuck Kreide „Nicht zu Hause!" an die Tür gemalt und den Riegel vorge schoben hat. Wenn er nur erst die Brille wiedergefunden hätte! Zweihundcrttauseiid Mack! Das waren ja zweihundert „Tausendmarksch-eine", und er hatte in seinem ganzen Leben kaum je einen gesehen, geschweige denn besessen! Seine Freude i't nun bald zu groß geworden. Das Herz hat ihm '.aut gllvpft, und der Dlutstrom ist ihm innen vor die ausge- mergeltc Wandung gefahren, als wenn er sagen wollte: Gib Rciun, Altcrck'en! Es wird mir zu eng in dir' Mittlerweile Ist ihm das Feuer im Herde ausgcgangen und die angesetzte Suppe kalt^geworden über der närrischen Freude und Drillensuche. Als er aber alles mit zitternden, Hann'-Engels Glück. Skizze von Hans Feldmann-Geismar. -Es ist Winter, und der Himmel wirft verschwenderisch ichen flimmernden Schnee hinunter ins kleine Dorf. Das «stet den Kindern ein Freudenfest, den Bauern Ofenrast > dem Gsmeindediener Arbeit. Der alte Hann'-Engel, der eigentlich Johannes Engel- t Fritsche heißt, muß Bahn schippen. Er hat schwache gM, ist klein und klapperdürr von Kriegs- und Lebensnot, > beim Gehen wankt er von einem O-Bein auf dfts andere. »Hann'-ENAel, sollen wir dir helfen?" kommen da ein Dorfrangen mir gestrickten Pudelmützen über den Ohren gen, fahren ihm lachend in die mühsam aufgetürm- und schkendern den Schnee wieder in die gekehrte Bahn. „Daß euch der Henker . . . .!" kräht der Alte mit über- -gesltzrappter Stimme und reckt halb scherzhaft, halb im Ernste den Besen nach den übermütigen Jungen, die sich schüttelnd davonfprkngen, nach zehn Schritten aber wieder halt machen. „Hann'-Engel, du sollst gleich zum Schulzen kommen!" ruft einer von ihnen. Der läßt den Besen sinken. „Ist das auch wahr?" „Ja, wirklich wahr! Der Schulze hat es eben zu mir ge sagt:" Da stellt er seine Geräte an die nächste Hauswand und geht gehorsam zum Schulzenamte. Der Schulze schreibt gerade einen Bericht an den Land- xatt Beim Eintritt des Gemcmdedteners legt er die Feder Mach sogleich hin und sagt sehr freundlich: „Guten Tag, Hcnm'-Engel! Setz dich mal dahin!" Da bei weist er aus einen Stuhl. „Ach, Herr Schulze, das tut ja nicht not", meint der alte Mann ganz beschämt ob dieser Ehre, setzt sich aber doch folg sam und verwirrt auf die äußerste Stuhlkante. „Da ist nämkch ein Schreiben an dich aus Amerika ange- kormncn." „An mich — aus Amerika?" staunt der ungläubig. „O du mein, o du mein! Wer denkt denn in Amerika an mich?" „Drin Bruder Kcu^ ist's." „Der Karl — ist in Amerika? — O du mein, o du mein! Lobt denn der überhaupt noch?" fragt der Alte in fiebernder Hast und rutscht vor Überraschung und seliger Freude fast von seinem Stuhle. Der Gemeindevorsteher nickt. „Hier, lies selbst!" Da bei reicht er ihm einen gelben Briefumschlag mit mehreren erbrochenen Siegeln und fremden Marken. Schier ehrfürchtig dreht der gute Alle den seltsamen Umschlag in den zitternden Händen. „Sich, Herr Schulze, ich kabe meine Brille nicht mit, und so kann ich cs nicht lesen. Seien Sie doch so aut und lesen Sie mir den Brief vor." „Ei, gewiß! Hör nur schön zu: Lieber Bruder Hann'-Engel! Wenn du noch lebst, wird dir der Herr Schulze diesen Brief geben. Ick) bin in Unfrieden von dir geschieden. Jetzt will ich endlich Frieden machen! Wir sind beide vom Satan detioaen worden, ich durch meinen Neid um dein väterliches Hbuochen, du durch deinen Schmerz um das Mädchen, die Sefe. Beide sind es nicht wert gewesen. Ich habe viel Geld veiDient, aber es war ihr immer noch nicht genug. Kinder hat sie mir dagegen nicht geschenkt. Nun hat sie ausgczankt, " ' "bin indessen grau geworden, wahr 's Gott, so komme ich im Frühling
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