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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 17.07.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-190707178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19070717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19070717
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1907
- Monat1907-07
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mit wieder eine Frage in Fluß gebracht bat, die besonders für Dresden von Bedeutung zu werden verspricht. Denn Dresöen wird als der für ein solches Festspielhaus geeig netste Platz in Vorschlag gebracht. Möge dieser wohlbe- gründetc Appell zur Schaffung ienes Bayreuth für das Schauspiel, womöglich in unserm kunstsinnigen Elbflorenz, nicht ungehört verhallen! P. S. * Residenztheater. Am Mittwoch ist eine! Aufführung von Ibsens „Frau vom Meer" mit Nina San- üow angesetzt. Die Direktion weist darauf hin, daß von diesem Werk mit freundlicher Genehmigung des Hofthea ters nur zwei Aufführungen stattfinden können. Am Donnerstag wird „Hedda Gabler", ebenfalls mit Nina Sandow in der Titelrolle, gegeben. * Adolf Menzels Grabstätte auf dem Dreifaltigkcitskirchhof in Berlin hat ein Denkmal aus norwegischem Granit erhalten. In einer Nische sieht man dig Bronzebüste des großen Geschichtsmalers. - "ZumNachfolgerdes bekannten Berliner Pro fessors v. Leyden wurde der Göttinger Kliniker His in Aussicht genommen, der die medizinischen Kliniken in der Charitee bereits besichtigte. Die Professoren Müller-Mün chen und Krehl-Heidelberg hatten abgelehnt. * Anschlag gegen einMünchener Denk mal. Am neuen Hubertusbrunnen in München ist eine Ecknische vorläufig mit dem Gipsmodell eines Bogen schützen geschmückt. Der Schütze ist nächtlicherweile ver stümmelt worden. neuer Wind weht über die Stoppeln. — Denn es ist unglaublich, daß ein^Regierungsbsamter einer bis dahin bei der Regierung in höchster Gunst stehenden Parteigruppe derart schroff entgegen treten könnte, wenn er nicht den leitenden Staatsmann hinter sich wüßte. Ein neuer Wind weht über die Stoppeln — das zeigt der Bautzncr Ge» meindetag, das zeig! die Nostrhschx Rede. W. v. B. bungen und Leistungen vors Publikum tritt, erscheint viel freyer als in einzelnen successiven Versuchen. Er wirkt gleichsam außerhalb der Zeit, er bringt Vorübergegangenes und übergibt es der Zukunft. Er darf über sich und andere ein redlicher Bekenntnis; aussprechen, als an diesem oder senem Tage, wo der Freymuthigste sich genirt fühlt und der Lebhafteste sich vollkommen zu äußeren Bedenken trägt. Nur die Unvernunft beachtet nicht die Stunde, in der sie spricht." — —* Der König stattete gestern nachmittag von Schloß Pillnitz aus, wo er von gestern zu heute Wohnung genommen hatte, der Frau Großherzogin-Witwe von Meck- lenburg-Strelitz im Kcppschloß einen Besuch ab. Gestern abend und heute früh begab sich der König zur Rehbock- pirsch. Heute mittag empfing der Monarch in Pillnitz die Herren Staatsministcr Dr. v. Rüger, von Schlicben und den Minister des Königlichen Hauses von Metzsch zum Vorträg. —* Aus Anlaß der im Lause der letzten Zeit von Er. Majestät unternommenen Landesreisen fanden gestern und heute nachmittag 2 Uhr im Schlosse zu Pillnitz grö ßere Tafeln statt. Zur gestrigen Tafel waren die Herren der Kreishauptmannschaften Leipzig, Chemnitz und Zwickau und zur heutigen diejenigen der Kreishaupt mannschaften Dresden und Bautzen eingeladcn. Zur Fahrt von Pillnitz nach Dresden steht den Gästen ein Sonder dampfer zur Verfügung. Die Königlichen Tafeln zählten IM bez. 180 Kuverts; sie waren im großen Speisesaale ausgestellt und mit hervorragenden Silberschmuckstücken sowie mit herrlicher Blmnendekoration ausgestattet. Wäh rend der Kaffee im Wasser-Palais und im Kgl. Lustgarten gereicht wurden, hielt Se. Majestät der König Cercle. —* Personalien. Wirkl. Geh. Rat Oberhof meister von Malortie begab sich zu vierwöchigem Urlaub nach Holstein. Hofmarschall von Metzsch-Reichenbach ist zum Dienste bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe in j Rehefeld eingetroffen, -ä Da sich der Vorsitzende des Land tagsausschusses zur Verwaltung der Staatsschulden, Geh.- Rat Dr. Mehnert, auf einer Nordlandreise befindet, sein Stellvertreter Oberbürgermeister Beutler aber im Bade Gastein weilt, hat das dienstälteste Mitglied dks- Ausschus ses, Geheimer Justizrat Dr. Schill, die interimistische Lei tung Ser Geschäfte der Staatsschulden-Verwaltuug über nommen. —* g o I d e n e H o ch ze i t feierten vorgestern in ihrer in der Radeberger Straße 10 gelegenen Wohnung Herr Arndt von Egidy-Krcynitz und Frau Karoline geb. Gräfin von Seydewitz. Sie haben am 15. Juli 1857 im Schloß zu Pulswerda (Provinz Sachsen) die Ehe geschlos sen und erst im Rittergut Kreynitz bei Strehla, später in Dresden ihren ständigen Wohnsitz gehabt. Das in voller geistiger Frische stehende Jubelpaar empfing die Glück wünsche 'seiner vollzählig versammelten Familiengkieder und zahlloser Freunde, nachdem Herr Superintendent Oberkonsistorialrat T. Dibclius die Einsegnung gehalten und dabe: eine mit eigenhändiger Widmuna Sr. Majestät des Königs versehene Ehrenbibel überreicht hatte. Herr von Egidy war lange Zeit einer der Jagdkavalier'e dcs'Kö- nigs Albert. —* Zur Vogelwiese. Die Privilegierte Bogcn- schützcn-Gesellschaft versendet nachstehende Ordnung des diesjährigen großen Vogelschießens: Sonnabend den 27. Juli mittags 12 Uhr: Aufziehen des großen Vogels. Mit tags 1 Uhr Hebessen im Schützenzelte. Anmeldungen hier zu werden vom 26. Juli ab in der Geschäftsstelle (Schieß hallei entgegcngenommen. — Sonntag den 28. Juli nach mittags halb 8 Uhr: Damen-Prämicnschicßcn. Zum Ab schuß kommen zwei Vögel; einer für Mitgliedsfrauen, dem die offizielle Königinwürde beigelegt ist, ein änderet: für Mitglicdsangehörige und Damengäste. Nachmittags 4 Uhr: Konzert von der Kapelle des Königl. Sächs. 1. Leib- grenadier-Rcgiments Nr. 100. Ende halb 11 Uhr. — Montag den 29. Juli vormittags von 10 bis 12 und nach mittags von halb 2 bis halb 8 Uhr: Probcschießen. Nach mittags 8 Uhr: Eröffnung des großen Vogelschießens durch den Allerhöchst bestellten Königl. Herrn Kommissar. Kon zert wie a.m Eröffnungstage. — Dienstag den 80 Juli nachm. 2 Uhr: Fortsetzung des Schießens. Konzert wie am Eröffnungstage. — Mittwoch den 81. Juli nachmittags 2 Uhr: Fortsetzung des Schießens. Konzert wie am Er öffnungstage. Abends: Große Illumination; Tanz im Schützenzelte. — Donnerstag den 1. August nachmittags l>alb 2 Uhr: Festmahl im Schützenzelte. Anmeldungen hierzu werden bis zum 81. Juli in der Geschäftsstelle Schießhallc) entgegengenommen. Nachmittags halb 5 Uhr: Fortsetzung des Schießens. Konzert wie am Eröffnungs tage. Abends halb 9 Uhr: Aufführung des Schlachten potpourris von Saro unter Mitwirkung verstärkter Tam-1 bour- und Hornistenzügc. Tie Schlachtcnszcncn werden durch Lösen von Kanonenschlägcn und durch Buntfeuer markiert. (Zutrittskarten zur Schießhallc, die gleichfalls auch für das Feuerwerk Geltung haben, können vom Mitt woch ab ip der Geschäftsstelle (Schießhalle) entnommen werden. — Freitag den 2. August vormittags von 10 bis nachm. 2 Uhr: Fortsetzung des Schießens. Konzert wie am Eröffnungstage. Abends Punkt 9 Uhr: Abbrennen eines großen Feuerwerks. — Sonnabend den 8. August nachm. 2 Uhr: Fortsetzung und Beendigung des Schießens. Konzert wie am Eröffnungstage. — Sonntag den 4. Aug. mittags 1 Uhr: Gemeinschaftliches Mittagessen mit Damen im Schützenzelte. Anmeldungen hierzu werden bis zum ". August in der Geschäftsstelle (Schießhalle) cntgegenge- nommen. Nachmittags 8 Uhr: 1. Prämienschicßcn für die Herren Mitglieder, deren Angehörige und Gäste. 2. Prä mienschicßcn für Angehörige im Alter von 6 bis 1-1 Jah ren. Konzert wie am Eröffnungstage. Abends: Tanz im Schützenzeltc. — Gegenwärtig ist man mit der gründlichen Renovation des Schießsalons beschäftigt, die alle 8 bis 10 Jahre vorgcnommen und in diesem Jahre von der Firma Kuß, Wiffeischist MM. -Dresden — einBayreutbdes Schau» spicl's. Der schon mehrfach ausgetauchte Wunsch nach dramatischen Festspielen in einem eigens erbauten Fest hause, wie es die Oper in Bayreuth schon lange besitzt, ist neuerdings wieder in den Vordergrund des Interesses ge rückt. Musterausführungen unserer Klassiker des Dramas werden in Weimar geplant, Nationalfestspiele werden für Eisenach in Vorschlag gebracht, aber alle bisherigen Pläne find teils noch weit von ihrer Verwirklichung entfernt, teils mangelhaft in ihrer Anlage und sehr unentschieden. Nun richtet der hiesige Dichter Max Hofmann einen „Ap pell an die Gebildeten Deutschlands" in seinem Schrift- chen: „Dem Faust einen Tempel!", das soeben herausge geben ist, und worin der Verfasser begeistert für die Er richtung eines Festspielhauses für den Faust eintritt, in dem er in äußerst treffender, zuweilen etwas scharfer Weise die Mängel unserer heutigen Faust-Aufführungen in dar stellerischer wie technischer Hinsicht kritisiert. Man muß dem Verfasser beistimmen und zugleich danken, daß er da- Jullus Weinhold ausgeführt wird. Dreimal in Lasur ab gesetzt und mit Luftlack lackiert, erhält der Echießsalon einen havannabraunen Anstrich, während die Fenster cremeartig, die Konturen aber in Echtgold und bunten Far ben gel-alten sind. Auch der angrenzende Musikpavillon wird in gleicher Weise einer Renovation unterzogen. Wei ter wird als Neuerung das Schützenzelt eine Toiletten- Anlage für Waschgelegenhcit usw. erhalten, während die Tiensträume für das Wohlfahrtspostzeiamt ebenfalls eiste Neuerung erfahren. Weit vorgeschritten in ihrem Ausbau sind von den größeren Etablissements u. a. das Hippodrom von Reibeholz, das sogenannte Bratwurstglöcklein (Ver treter: E. Böttger, „Engl. Hof", Wettiner Str. 48, Braue rei: Ledererbräu Nürnberg», Rosenbergs Feenpalast, die Schweizcrbäckerei von Frödc, der Ärystallpalast von Wiecke (Scheffelstraße), der Globus, der von einer bayerisches Brauerei bewirtschaftet werden soll, das Etablissement Olympia, der Albert-Salon, der FischSalon von Götze n. s. w. Mit dem Aufbau der größeren Brauerei- und sonstigen WirtschaftsEtoblissemcnts wird dieser Tage be gonnen.., , . 1 / —Am Wasserwerk Saloppe herrscht zur zeit cin^ rege Tätigkeit, die das neue Hosterwitzer Wasser werk veranlaßt. Die neuen Rohrstränge vom Wasserwerk Saloppe, bei dem die Verbindung mit dein Hosterwitzer Werk hergcstellt werden soll, nast dem Hochbassln in der Radeberger Landstraße und nach der Stadt zu sind bereits eine große Strecke fcrtiggcstcllt. Hierdurch machte sich auch die Verbreiterung der Schotcngrundbrückc an der Brock- hausstraße notwendig, und man plant gleichzeitig eine Verbreiterung der Dresdner Straße an der dortigen Stelle. —G Gestern nachmittag gegen Uhr kollidierten auf der Elbe in der Nähe des Linckeschcn Bades die Pcr- sonendampfer „Kronprinz" und „Riesa" der Sächsisch-Böh mischen Dampfschiffahrtsgescllschaft. Die Ursache war ein vorbeifahrendcr Kettendampfer mit mehreren Kähnen, wo durch die Schisse sich nicht rechtzeitig auSweichcn konnten. Der Zusammenstoß hatte jedoch keine ernstlichen Folgen - außer dem ausgestandenen Schreck der zahlreichen Passa giere — hinterlassen und konnten beide Dampfer ihre Fahrten fortsetzen. —* Gcnickstarre. Beim hiesigen 48. Fcldartil- lcrie-Uegiment erkrankte am 12. d. Mts. ein Artillerist au Genickstarre, an deren Folgen er am 14. d. M. im Garni- sonlazarctt gestorben ist. —* Verhafteter A u t o m o b i l i st. Am Sonn tag wurde hier ein reicher-Amerikaner, der seine in einem benachbarten Sanatorium weilende Mutter besuchen wollte, auf Antrag einer auswärtigen Staatsanwaltschaft mit sei nem Automobil aufgehalten. Der Amerikaner hatte bei Finsterwalde einen Mann überfahren, der ziemlich schwere Verletzungen erlitten hat. Bis zur Feststellung des ge nauen Sachverhaltes, insbesondere des Schuldverhältnisses an dem Automobilunfall, bleibt der Amerikaner in Ver wahrungs-Haft. Nach dieser Prüfung wird sich erst ent scheiden, ob der Internierte gegen die von ihm gebotene hohe Kaution entlassen werden kann. —* Durchgehendes Geschirr. Gestern abend in der 6. Stunde ging am Tcrrassenufcr das Pferd eines Einspänners dnrck und rannte in das dort zahlreich i versammelte Publikum. An der Landungsbrücke kam das Tier zum Fallen, wobei es sich starke Verletzungen zuzog und der Wagen zertrümmert wurde. Zum Glück ist keine Person verletzt worden. —* Polizeibericht. Einmieterdiebe. Von Mitte Juni an hatte sich in einer hiesigen Privatwoh nung ein angebliches Ehepaar eingemietct und diese dann unter Hinterlassung einer bedeutenden Mietschuld heimlich verlassen. Auch hatten sie der Vermieterin mehrere Betten gestohlen. In gleicher Weise sind die Betrüger bezw. Diebe, auch in Bautzen und allem Anscheine nach auch in Breslau ausgetreten. Die Täter, ein ehemaliger Blindenlehrer aus Breslau und eine Kellnerin aus Posen, sind noch nicht er langt worden. Sie werden voermutlich hier oder ander wärts in gleicher Weise auftreten. Sachdienliche Mitteil ungen werden an die Kriminalabteilung erbeten. — Un fall. Am Sonntage kam im Zirkus Henry ein lljähri- gcr Schulknabe, der unbefugterweise auf einen Pfahl ge klettert war, zu Falle und erlitt einen Bruch der Speiche l des linken Armes. —E i n e n B r u ch des rechten Ober schenkelhalses zog sich am Donnerstag ein 78 Jahre alter Hospitalit dadurch zu, baß er versehentlich einem Radfah rer in das Rad trat und dabei zu Boden fiel. — Ver^ Imutlichcr Diebstahl. Von Mitte Mai bis 17. Juni d. I. ist von einem Werkplatzc an der Fritz Reuter straße ein vierräderiger Steintransportwagen, welcher da selbst eingestellt war und einSchild mit dem Namen „Gön-, nert" trug, abhanden gekommen. Der Eigentümer des Wagens wird ersucht, sich zu C. U. A. 2280/07 bei der Kri minalabteilung zu melden. Gleichzeitig werden etwaige Wahrnehmungen über den Verbleib des Wagens an die Kriminalabteilung erbeten. — Grober Unfug. Der 16 Jahre alte Arbeitsbursche Hans Letzscher ist gestern abend im Zirkus deswegen festgenommen worden, weil er dort einer Frau mit einem Messer das Kleid und zwei Unterröcke zerschnitten hatte. Außer den bereits früher I von ihm verübten bekannten Fällen hat Leipscher noch an gegeben, eines Sonntags im Monat Mai in der Schoner mühle und am 2. Sonntag im Juni, bei Gelegenheit eines ! Junifestes in der Musenhalle in Vorstadt Löbtau je einer ! Frauensperson ebenfalls die Kleider zerschnitten zu haben. bDa hierüber Anzeigen noch nicht vorliegen, werden die Be- -! schädigten ersucht, sich bei der Kriminalabteil, zu melden. (Fortsetzung Beilage 1. Seite.) Zilchlscht Pichrichtm. ' Ten 16 Juli 1907 Hotelleben. Das Hotelleben steht im Jul! auf seinem Höhepunkt. „Mein Haus, das ist ein Vogelhaus," kann,jetzt fast jeder Hotelier mit dem Gefängnisbirektor aus der „Fleder maus" singen, denn in der Lat fliegen die Gäste ein und aus, es ist ein ewiges Kommen und Gehen. Bis in die späte Nacht hinein knarren die Dielen unter den Tritten oer meist nicht allzu leise heimkehrcnben Sommergäste, die sich, je nach Veranlagung, an poetischem Mondschein oder prosaischem Bier berauscht haben. Tas Hotellcben besitzt doch eine große Annehmlichkeit, man braucht nicht, wie die Bewohner eines Privatlogis, allerlei Rücksichten zu neh men, hat mehr Bedienung zur Verfügung, ist. nicht genö tigt, allein zu speisen und findGt abends oder an Regenta gen in den Lese-, Spiel-. Rauch- und Konversationszim mern alles, was das Herz begehrt. Wer allerdings wahr haft erholungsbedürftig ist, d. h. wirklich krank ist, (was glücklicherweise nur bei einem Satz von 2—3 Prozent der Badegäste vorkommt), der sollte lieber vom Hotelbesuch ab sehen und sich in eine möglichst verlassene oder versteckt lie gende Privatwohnung einlogicren. Es wird dies zwar etwas einförmiger, aber auch um so gesünder für ihn sein. Neben den zahlreichen Vorteilen, die uns auf Reisen der Aufenthalt im Hotel gewährt, hat derselbe aber auch seine starken Schattenseiten, und die „schattigste" hiervon bildet ohne Zweifel das sogenannte „Trinkgeldcrunwcscn". Mit wahrem Grauen blickt der Reisende am Tage des Ab schieds auf die Reihe dienstbarer Geister, die von der ober sten Treppenstufe bis zum Hotclomnibus Spalier bilden, um von dem Scheibenden einen letzten Gruß (in Gestalt klingender Münzen) zu erhaschen. Da heißt es denn im mer und immer wieder ben Beutel aufmachen, aber der Schmerz, den wir hierbei empfinden, hat auch sein Gutes. Er hilft uns leichter über das „Trcnnungswch" hinweg.
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