Der sächsische Erzähler : 09.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192507097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19250709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19250709
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- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1925
- Monat1925-07
- Tag1925-07-09
- Monat1925-07
- Jahr1925
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- Titel
- Der sächsische Erzähler : 09.07.1925
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der !amen. mütz seine iend indem er ... Wohnung da» gestand da» Der- Leich« seiner Frau von ihm verscharrt wurde: Sr sei dürch wildes unsagbar^schreckNche Träum« zu dem Morde veranlaßt worden. Erzelsior am Anbai Dienstag von Ein! dachtet« morgen» . Neues aus aller Wett. — Lin Telegrammwechsel zwischen amerikanischen Kurgästen und dem Reichspräsidenten. Im Kurhotel Stephanie in Baden- Baden weilende Amerikaner hatten am Sonnabend anläßlich der Feier des ci'-'rikanischen Nationalsestes ein Begrüßungstele- gramm an den " .eichspräsidenten v. Hindenburg gesandt. Der Reichspräsident hat darauf erwidert: „Den versammelten Amerikanern danke ich besonders für die freundlichen Wünsche, die sie mir von der Feier des amerikanische Nationalfeiertages über- mitlcUcn, und die ich herzlich erwidere." — Gnadengesuch für Kindermann und wolschl. Die Eltern der in Moskau verurteilten Studenten Kindermann und Wolscht haben, wie die Blätter hören, durch die deutsche Botschaft in Moskau ein Gnadengesuch sür ihre zum Tode verurteilten Söhne eingereicht. — Das Befinden des Grafen Sanitz. Nach Blättermel dungen stellte sich bei der Röntgenaufnahme des durch einen Radunfall verletzten Reichsernähnungsministers Grasen Ka- nitz ein innerer Bluterguß und eine Zerrung der linken Hüftsehnen heraus. Die Heilung der sehr schmerzhaften Zerrung wird voraussichtlich längere Zeit in Anspruch nehmen. — Schießerei mit Schmugglern. In der Nacht vom Montag zum Dienstag kam es in der Nähe von Lichtenbusch an der deutsch-belgischen Grenze zu einem Kampfe zwischen Zollbeamten und Schmugglern. Die Beamten machten von der Waffe Gebrauch, da die Schmuggler auf Anruf nicht stehen blieben. Ein ollbeamter kam in die Schußlinie sei- zunächst mit. daß da» Justizministerium beschlossen habe, den habe damit die Hälfte feiner Strafte» verbüßt! Liefe Se an,digung wäre auch in jedem anderen Falle eingeireten. Er betone ausdrücklich, daß sie mit dem Amnestieantrag« der Abg. Arzt und Gen. nicht Zusammenhänge. Sie sei be reits seit längerer -eit aeplant gewesen. Der Minister kam dann auf den Entscheid der Disztplinarkammer in der Ange legenheit Zeigner zu sprechen und teilte mit, daß -eigner sich nicht nur der Zucht und Ordnung der Gefangenenanstalt während seiner Strafzeit untergeordnet, sondern auch be gonnen habe, ein neues Leben aufzubauen, so daß Aussicht bestehe, daß er seine Familie ernähren könne, auch wenn ihm seine Pension nicht mehr gezahlt werde. Man schritt sodann zur Wahl der Mitglieder des Ver- waltungsrates der Sächsischen Pfandbriefanstalt, die seitens des Landtages beordert werden sollen. Es wurden vorge schlagen die Abg. Völkel (Soz), Beutler (Dntl.) und Dehne (Dem.) Die Kommunisten erhoben Widerspruch und ver langten an Stelle Beutlers ihren Fraktionsgenossen Sievert zu entsenden. Unter Ablehnung des kommunistischen An trages wurden die vorgenannten drei Abgeordneten in den Berwaltungsrat ernannt. Dano wurden die verschiedenen zum Iustizetat einge brachten Minderheitsanträge abgelehnt, die Mehrheitsan träge wurden angenommen und der beantragte Erlaß einer allgemeinen Amnestie abgelehnt. Nächste Sitzung Mittwoch 10 Uhr. Allchstfcher Kandtas- vreadeu, 7. Juli, vor Eintritt in die Tagesordnung gab es am Dienstag eine Geschästsordnungsdebatt« über den Zeitpunkt der Behandlung der von den Linkssoztaliften sind den Kommunisten eingebrachten Auflösungsanträge. Der Präsident schlug vor, diese Anträge außer einigen ande ren Gegenständen noch auf die schon 24 Punkte umfassende Tagesordnung zu setzen, wogegen sich ursprünglich die An tragsteller wendeten, weil sie sür ihre Anträge eine besondere Sitzung anberaumt haben wollten. Schließlich einigte sich Has Haus dahin, die Anträge entsprechend dem Vorschläge ves Präsidiums auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gu setzen. Da diese Tagesordnung allem Anschein nach am Dienstag nicht erledigt werden kann, wird sie am Mittwoch weiter beraten werden, damit dann auch das Schicksal sich über die Auflösungsanträge entscheiden wird. i Dann wurden zahlreiche noch ausstehende Etat-Kapitel »ach den Beschlüssen der Ausschüsse unter Ablehnung der ßkinderheitsbeschlüsse erledigt. Beim Kapitel Polizei, zu ßem ein Antrag der Kommunisten auf Amtsenthebung des Dresdner Polizeipräsidenten Kühn oorlag, erklärte der Mi nister des Innern Müller, daß festgestellt worden sei, daß die kommunistische Partei nach wie vor die illegale Form der Organisation bevorzuge u. daß für die Regierung keine Veranlassung vorliege, den Polizeipräsidenten abzusetzen. Mg. Güadel (Dntl.) stellte fest, daß der Landtag überhaupt igarnicht zuständig sei und kein Recht habe, die Entlassung eines Beamten zu fordern, da das Recht zur Einstellung und Mitlassung von Beamten ausschließlich der Regierung zu- stehe : Hierauf berichtete Abg. Ttoack (D. Vp.) für den Rechts imsschuß ausführlich über den Gesetzentwurf betr. die Er richtung einer sächsischen Bfandbxjefanstalt für Industrie üad Handel. Die Abänderungsanträge des Rechtsausschus ses wmden gegen die Stjmmen der Kommunisten ange- inommen, ebenso die ganze Vorlage unter Ablehnung der Minderheitsanträge. Ebenso fanden die Anträge der Mehr heit des Haushaltausschusses R betr. Nachzahlung von Tarif lohn an die beim Bau der Bobsleighbahn in Geising be- «Wtigt gewesenen Erwerbslosen Anahme. Einstimmig wurde weiter die Regierungsvorlage betr. die Gewährung «eines Darlehns an den Wasserversorgungsverband Tal sperre Muldenberg angenommen. Ferner wurde ein demokratischer Antrag auf Aenderung des Gesetzes über das staatliche Kohlenbergbaurecht vom 14. Juni 1918 und ein vbänderungsantrag des Haushaltausschusses zum Kapitel Ruhegehälter einstimmig angenommen. s Hierauf berichtete Abg. Dr. Dehne (Dem.) namens des Hausholtausschtlsses über das Kapitel Ministerium der Lustig, Gerichte, Staatsanwaltschaften und Gefangenenan stalten sowie die hierzu vorliegenden Anträge und Eingaben. Mit der Beratung des Iustizetats verbunden wurden die »on den Kommunisten und Linkssozialisten eingebrachten Amnestieanträge. Nachdem die Abg. Sievert und Liebe- 'rasch (Kam.) Anfragen betr. Vergiftungserscheinungen in der Gesangenenanstalt am Münchener Platz begründet hat ten, ergriff Iustizminister Dr. Länger das Wort und teilte ner Kameraden und erlitt einen Lungenschuß, der ihn bensgefährlich verletzte. E» gelang schließlich,. einen Schmuggler sestzuvehmen, während die anderen enttan — Vle kron^val» «tt der Hack« erschlagen. Au» 0l« wird Dmutdrt: Der Arbeiter Adalbert Zajicek, gegen den l« Fran bei einer Gerichtsverhandlung al» Hauptzeugin belast aurgesagt hatte, rächte sich an dieser», furchtbarer Weise, sie mit einer Hacke erschlug. Der Mrder, in dessen Wahl blutbefleckte Mardinftrument ausgefunden wurde, gestand brechen ei«, weigert« sich aber, den Ort zu verraten, an dem die Leich« seiner Frau von ihm verscharrt wurde Lr sei dürch wild«, unsagbar schreckliche Träum« zu dem Morde veranlaßt worden. — Ein Berliner Hotel von Dieben heimgesucht. Das Hotel Erzelsior am Anhalter Bahnhof in Berlin wurde in der Nacht zum ""'nbrechern heimgesucht. Eine Aufwartefrau beo- drei Männer, die die Treppe hinuntereilten. Sie hielt st« für Hotelgäste und grüßte höflich. Darauf rief der eine der Männer ihr zu: „Maul halten, sonst gibt» 'ne Wucht." Die Frau erkannte nun, daß sie e» mit Einbrechern zu tun hatte und schlug Lärm. Die herbeigerufene Polizei fand jedoch kein» Spur dieser Nachtgäste. Ueber eine Mauer waren die Burschen in das Kontor des Hotel» «ingedrungen. Hier haben sie einen Geld schrank erbrochen, dem sie 3000 Mark Lohngelder entnahmen. Einen anderen Geldschrank, den sie öffneten, fanden sie leer. Mit einem Auto flüchteten die Verbrecher, ehe die Polizei sie ergreifen konnte. — Neue Gluthitze la Amerika. Aus Neuyork wird ge meldet: Seit Montag herrscht in Neuyork wieder große Hitze. Vie Temperatur ist auf 86 Grad Fahrenheit gestie gen. Cs ist bereits wieder ein Todesfall zu verzeichnen. — Da» Tomedo auf dem Arühstück»tisch. Hinter den Klippen am englischen Kanal saßen jüngst zwei Freunde beim Frühstück und freuten sich des herrlichen Tages. Es war windstill und das Meer lag ruhig. Auf einmal sahen sie draußen im Wasser unter irdische Strudel, wie wenn da jemand unter der*Oberfläche schwamm. In Zickzackwindungen huschte es vorwärts, kam näher und näher. Den Fremden blieb der Bissen im Halse stecken, denn bedrohlich wies die Fahrtrichtung des Untieres auf sie. Sie schossen in die Höh- und verließen den gedeckten Tisch. Da plötzlich krachte es zwischen den Klippen, Steine flogen aus, und ohne Umschweife sausten Teile eines ausgewachsenen Torpedos den Entgeisterten auf den Frühstückstisch, ihn radikal zermalmend. Im Umkreise von Weymouth war das Entsetzen groß, denn jeder hatte den Krach ge hört. Aber den Bewohnern der englischen Wasserkante war der Schuß nichts Neues. Schon mehrfach sind Torpedos ihnen bedroh lich nahcgerückt. Einer riß gelegentlich ein Boot mit vier Mann aus den Fugen. Diesmal blieb es bei einem gelinden Nervenschock und einem zerbrochenen Tisch. Ein andermal fuhrwerkte ein ver- irrte; Torpedo mitten in eine Segelregatta und hätte um ein Haar den kleinen Jachten, die da miteinander stritten, den Todesstoß ver setzt Dies: Schüsse waren durchweg abgefeuert von englischen Torpedobooten und sollten auf abgesteckter Strecke daherlaufen» einein imaginären Ziele zu. Aus der Oberlaufitz. Bischofswerda, 8. Juki. —* Tagesgrenzausweise. Wie mitgeteilt worden ist, hat auch die Amtshauptmannschaft Annaberg mit den ihr gegenüberliegenden tschechoslowakischen Bezirkshauptmann schaften ein Abkommen über die Wiedereinführung von Ta gesgrenzausweisen dahingehend getroffen, daß auch den nicht im Grenzgebiet wohnenden Personen — Ausflügler — von den Bürgermeistern der Gemeinden Jöhstadt, Bären- rummen viel diktieren?" weil sie sich genierte, als spießerlich und eifersüchtig zu ten. " . " ' " ' . ' in der Unendlichkeit des Meeres sich wiegten, war sie un ruhig am Strande hin und her gelaufen, hatte sich die feinen Lippen wund genagt und einen wilden, heißen Schmerz in sich getragen. Und als ihr Mann endlich mit der Schwedin heimkam, da hatte das stolze, kühle Antlitz der letzteren so strahlend geleuchtet, daß Josefine, die sich aus Frauen zu verstehen glaubte, es für eine ausgemachte Tatsache hielt, daß die beiden draußen mehr getan hatten, als nur dem Sport und seinen Freuden zu huldigen. Ein solcher Hin wenn "sie sich einem" gettebten Manne restlos schenkt, dachte ie sich mit liebens chöne Fahrt gehabt der unsichtbaren, großen, schwarzen Katze, die wir Menschen Schicksal nennen, und die in der fernsten, dunkelsten Ecke lag und mit ihrem Leben spielte — vorläufig noch spielte, wie mit einer Maus, die man ein bißchen quält und herumhetzt, ehe man ihr das Rückgrat durchbeißt und sie verschlingt. Die späte Abendsonne, die sich durch die zarten Mull vorhänge ins Zimmer drängte, schien ihr plötzlich gar nicht mehr so schön und warm und golden wie vor einer knappen halben Stunde. Es mußte wohl eine leichte Wolkenbank sich vor die Sonne geschoben haben, dachte Josefine und er innerte sich eines anderen Erlebnisses, das gar nicht weit > zurücklag. Da hatte sie beim letzten Kasinoball vor einem ! Fenster des Saales gestanden, den Blicken durch einige große Blattpflanzen verborgen, und hatte plötzlich aus der Nische nebenan die Stimme ihrer immer übermütigen Iu- genL-'reundin Ruth Mason gehört, die lachend sagte: „Dollen wir wetten, daß er mich liebt? Haben Sie seine Augen gesehen, vorher bei der Tafel? Passen Sie aus, wie er erschrecken wird, wenn ich ihn berühre." Nieugierig, von einer unbestimmten Ahnung getrieben, hatte Josefine die Blätter der Palmen vorsichtig auseinander gebogen. Und da sah sie, wie Ruth geradewegs auf eine Gruppe von Herren in der Mitte des Saales zuschritt und ihren Mann, der sich unter ihnen befand — oh, sie sah es ganz deutlich — beim Dorübergehen flüchtig mit dem Arm streifte. Sie konnte feine Miene nicht erkennen, als er sich umdrehte, aber was sie gesehen und gehört hatte, war ge nug, um sie halb ohnmächtig in den nächststehenden Sessel taumeln zu lassen. So konnte sie auch nicht beobachten, wie Ruth nun sachte die Hand von hinten auf die Schulter eines ganz jungen Kellners legte, wie der sich umdrehte, jäh er rötete, und unter den brennenden, lächelnden Augen des schönen Mädchens sein Tablett mit Eis und Früchten klir rend zu Boden fallen ließ . . . An dies alles dachte Josefine jetzt, und während die dunkle Katze an der Zimmerdecke, die Unsichtbare, immer noch leise fauchte und spielte, erwuchs der Frau die Erkennt nis. seit langem von ihrem Mann unerhört betrogen wor den zu sein. Dies war das Letzte, und das durste sie sich nicht bieten lasten. Ihr Stolz bäumte sich auf, ihre Ueber- legung schwand, während sie leise fröstelnd und erschauernd, die zitternden Schultern in einen seidenen Schal hüllte. Rosche, energische Schritt« kündeten ihr die Ankunft > ihr»s Gatten. Sie mühte sich krampfhaft, Haltung zu ge- winnen Nur jetzt nicht weich werden, sich nicht überreden lassen. Dennoch, die Spuren der Tranen ließen sich nicht I ohne weiteres beseitigen. „Du hast geweint, Josefine?" fragte Karolek, und sein männlich festes, gebräuntes Antlitz wurde weich vor Teil- < nähme, als er sie leicht küßte. .Hast du schlechte Nachrichten j von Mutter?" „Danke, Mutter geht es ganz gut." „Nun, und sonst? Hattest du Sehnsucht nach mir, fühl» < test du dich einsam? Du weißt, wie schwer ich zu arbeiten i habe in dieser krisenvollen Zeit, um den Betrieb über Wasser i halten zu können. Da kann ich nicht so viel bei dir sein, wie i ich wohl möchte " < „Ach so" — verhaltenes Schluchzen beengt« ihre ' Stimme — „du mußtest wohl deiner Sekretärin wieder so Die schwarze Katze. Skizze von Wolfgang Federau. (Nachdruck vc.'b.>:en> „Wenn dies wahr wäre — ich ertrüge es nicht!" Halt los schluchzend krümmte sich Josefine auf dem Stuhl zusam men und unaufhaltsam flössen die Tränen über ihr schönes, blasses Antlitz und benetzten den Brief in ihrem Schoß. Der swar eng von feinen, gleichmäßigen Buchstaben bedeckl. wie jsie nur einer Frau eigen, und duftete streng nach Orchideen. iDie Zeilen, die Frau Jofesine mitteilten, daß ihr Mann seir Monaten ein Verhältnis mit seiner Privatsekretärin unter halte, trugen keine Unterschrift, und sie wußte nicht, ahnte kaum, wer der Absender gewesen sein könne. Aber sie tru gen den Stempel der Wahrheit in der bestimmt ausgespro chenen Behauptung allzu deutlich ausgedrückt, als daß Jose- sine wagte, di- Richtigkeit dieser Anschuldigungen in Zweifel zu ziehen Ihr wurde plötzlich so vieles klar, und ein oder zwei Geschehnisse tauchten aus dem Grau der Erinnerung auf, aus der Vergangenheit dieser nun schon dreijährigen Ehe init einen: Mann, der schön, vornehm und reich, von glü hendem Temperament und bestrickender Liebenswürdigkeit, seit seiner frühen Jugend der Schwarm und Liebling aller Damen gewesen war, die seine Bekanntschaft genossen. Da war schon einmal etwas geschehen, was sie aus ihrer Erinnerung nicht auszumerzen vermochte: Ein Jahr nach ihre Vermählung war's gewesen, als sie die Nordlandreise mit dem Lloyddampser machten. Da hatte Karolek, der ein leidenschaftlicher Freund des Segelsports war, einen Aus flug im Boot nach den Schären geplant. Er bat Josefine, die das Segeln gar nicht recht mochte, weil sie immer gleich seekrank wurde, mit einer Schwedin, die sie auf dem Damp fer kennen gelernt hatten, fahren zu dürfen, und sie hatte lachend ja gesagt. Trotzdem es ihr gar nicht recht war. Nur 'ie sich genierte, als spießerlich und eifersüchtig zu gel- Aber den ganzen Tag, während die beiden draußen ' . ... ' t- ruhig am Strande hin und her gelaufen, hatte sich die feinen Lippen wund genagt und einen wilden, heißen Schmerz in sich getragen. Und als ihr Mann endlich mit der Schwedin heimkam, da hatte das stolze, kühle Antlitz der letzteren fo strahlend geleuchtet, daß Josefine, die sich aus Frauen zu verstehen glaubte, es für eine ausgemachte Tatsache hielt, daß die beiden draußen mehr getan hatten, als nur dem Sport und seinen Freuden zu huldigen. Ein solcher hin gebungsvoller Glanz kommt in das Auge einer Frau nur, wenn sie sich einem geliebten Manne restlos schenkt, dachte Josefine, und während ihr Herz schrie vor Qual und Eiser- sucht und verletztem Stolz, erkundigte Ne sich mit liebens würdigem Lächeln, ob die beiden eine schöne Fahrt gehabt hätten. Und in den begeisterten Schilderungen der Heimae- keheten sah sie nur den tölpelhast-törichten Versuch, das Ge- schehene zu verschleiern — denn sie wußte nicht, daß man sich auch der Schönheit der Natur mit einer Leidenschaft hin schenken könne, als wäre sic ein Geliebter. Wie deutlich ihr das alles wieder vor Augen stand. So, lala Gär« es gestern, nein, heute gewesen. Ihr Kopf schmerzte WM -«springen, und es summte in ihren Ohren. Aber »fellajcht — wer mag es sagen — war e» «in ganz andere» vielleicht war e» nur da« behagliche B „Das auch — aber deine Frage klingt so sonderbar, Lieb. Was meintest du eigentlich damit?" „Da, du, du . . . lies selbst," stieß Josefine Hemmung-, los hervor urzd warf ihm den Brief vor die Füße. Sie konnte niwt Theater spielen und weinend verbarg sie den Kopf in den Händen. Karolek bückte sich langsam, entfaltete sorgfältig das zer knitterte Papier und las die Anschuldigung mit gerunzelter Stirn. Er erriet die Absenderin wohl, die sich ihm einmal an den Hals geworfen, sich ihm schamlos angeboten, und die er verächtlich obgewiesen hatte, weil es ihn ekelte vor solchen Frauen. Das war nun die Rache. Ein paar erklärende Worte hätten sicher die ganze Angelegenheit erledigen kön nen. aber er wollte diesen Vorfall benutzen, um seiner Frau endlich einmal ihre lästigen und so unbegründeten Eifer süchteleien restlos ouszutieiben. „Ich bedaure, Jcfefme, sagte er deshalb ganz ruhig, daß du dich für -n-cn Augenblick verleiten ließest, einem solchen Wisch Mert ceizutegen. Du erniedrigst dich dadurch nur selbst. Aber ich glaube, es wird dir,genügen, wenn ich dir h ermit erkläre, daß an der ganzer Geschichte kein wah res Wort ist" Seine Ruhe empörte sie. Alles Geste, alles Theater, dachte sie in der Verzweiflung ihres Herzen. Jäh sprang sie auf, sah ihn mit blitzenden, vom Weinen geröteten Augen an: „Schwöret" stammelte sie, sein Handgelenk ergreifend. Er blieb völlig gelassen. Mit gemessener Stimme sagte er: „Lin Schwur ist mir zu heilig, Josefine, um ihn bei sol chen Kindereien zu benützen, dir muß meine vorige Erklä rung genügen. Tut sie's nicht, so fehlt das Vertrauen, das auch kein Schwur ersetzen kann." Einen Augenblick stutzte Josefine. Gleich kam ihr eic anderer Gedanke. „So beweise mir deine Uninteressiertheit, indem du jenes Mädchen noch morgen entläßt." „Auch diesen Gefallen kann ich dir nicht tun. Lieb. Diese junge Dame unterhält von ihrem bescheidenen Ein kommen ihr« betagte Mutter und eine halb gelähmte, er werbsunfähige Schwester. Ich kann sie wegen der Bosheit einer dritten Person nicht auf die Straße setzen. Sie ist zudem äußerst tüchtig und bekleidet bei mir einen Ber» trauensposüm, für den ich keinen Ersatz wüßte. Au» beiden Gründen muß'Ne bleiben. Ich bitte dich also nochmals in- ständigst, mir Vertrauen zu schenken und mich mit deinen Torheiten zu verschonen. Ihr Antlitz wurde zu Stein. Lu hast wohl sehr recht, flüsterte sie, es fehlt mir c:r Vertrauen, vergib und laß mich für heute allein." Sie duldet« seinen Kuß, ohne ihn zu erwidern, und ging fast schwankend hinaus. »Arm«, dummes, liebes Ding" dachte Karolek, als er allein zurück blieb. „Aber es hilft nichts, ich darf heute ein mal nicht wetcb «erden, wenn es auch alles nur Liebe bef ihr ist, sie muß es einmal ganz mit sich auskämpfeu, sonst nimmt ihre «richte Eifersucht überhand und wird zu einer Gefahr für den Frieden unserer Ehe. Morgen, wenn die Sonn, scheint, wird alles gut sein/ Und er bestellte sich Tee und verbarrikadiert» sich hinter Schreibtisch. Das leis« und jetzt bkartissk Hauchen
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