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Auerthal-Zeitung : 20.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189603205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18960320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18960320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-20
- Monat1896-03
- Jahr1896
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 20.03.1896
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sich auch mit d« Frage der Zulassung de» Ge sinde» »mu Wahlrecht« beschäftigt. Graf vadeni gab die Erklärung ab, daß er gegen die Streichung der Bestimmung, velche da» Gesinde - - auLschlietzt, keine Eillivendung «schütz beschloß mit IS gegen Streichung dieser Bestimmung kuna de«Gesinde« dumpfer Fall — ein Ausschrei de« Entsetzens, dann war es eine Weile still im Zimmer. Beide schienen erstarrt. Dann erwachte Anna. „Mörder!" schrie sie auf mit gellender Stimme. „Der wilde Lusch hat sem Kind gemordet l" Sie stürzte in den Keller. Auf der «utersten Stufe lag ihr Sind — leblos. Sie hob e« Ms, in wahnsinnigem Schmerz stürzte sie auf ihn »u. Er war gegen die Wand getaumelt und stand da wie gelähmt. „Mörder!" schrie sie ihn an, ihm de« Kinde« Körper hinhaltend. „Mörder deine« Kinde«!" Da« traf in fein Herz. Stöhnend richtete er sich auf, er war mit einem Mal nüchtern. Mit wirren unsicher» Blicken sah er um sich. „Ich wollt'« nicht," murmelte er. „Da« wollt' ich nicht!" Wie gejagt eilte n hinau». Mt fiebernden Händen Wirrte « den Braunen und spannte ihn an. Er sprang auf den Wagen und peitschte wild auf da« Pferd lo«. In zwei Stunden — nach einer Tour von vier Mellen — kam er zurück, mV dem Arzt. Da« Pferd brach auf de» Hof zusammen, er achtete nicht darauf. Er folgte dem Arzt in da« Zimmer. Jammernd lag Anna auf den Küken, über den Körper de« Kinde« gebeugt. Ein Kampf, hafte« Schluchzen erschütterte ihren Körper, aber keine Thräne kam in ihr Auge. „ES ist nicht tot," sagte der Arzt nach der Untersuchung. Wilhelm atmete auf, auch Anua richtete sich empor. Nach einer Welle schlug das Kind unter den Bemühungen de« Arzte« die Augen auf. Sein Gesichtchen verzerrte sich Kampfhast, e« öffnete den Mund — <cker kein Laut kam au« seiner Kehle. „Aber —," sagte der Arzt, Annas Auge hing an seinen Lippen — „vielleicht wäre e« „Sagen Sie mir alles!" „Das Kind wird taubstumm bleiben Auch die Schuller ist schwer verletzt. Wahrscheinlich wird e« schief werden." Wimmernd sank Anna zusammen. — ES war beklemmend schwül im Bauernhause. Anna» Augen wurden nicht mehr trocken vor Thränen, Wilhelm war seltsam nachdenklich und still. Er ging nicht fort, stundenlang saß er schweigsam auf der Bank und schaute seinem Weibe zu. Anna hatte aber keinen Blick mehr für ihn. Die Reue arbeitete in ihm und machte den mächtigen Mann krank und elend. Der Manu, der mft Mordgedanken freventlich zu spielen pflegte, war nun doch über sich selbst er schrocken, al« er fast zum Mörder geworden. Jetzt hätte vielleicht ein freundliches Wort Wunder gewirkt. Aber Anna sah in ihm nicht» mehi — nicht« weniger al» den Mörder ihre» Liebling». Dte Kränkung ihrer Ehre hätte sie vergeben können, den Stoß, den er gegen ihre Mutterliebe ge führt, niemals. Tage vergingen in dumpf« Schwüle. Wil helm ertrug e» nicht länger. „Anna —' seine Stimme klang weich und Der wU'öe Lusch. Sj Erzählung von Reinhold Gehlhar. In denNachmittagiistunden kam Wilhelm eine» Tage« zurück, nachdem er die Nacht vorher weg geblieben war. Er war schwer berauscht. Anna arbeitete im Kell«. Da» Kind schlief. Er beugte sich üb« die Wiege. Da« Kind wurde unruhig, öffnete die Augen, und al« e« in ein verzerrtes, fremde» Gesicht sah — e» kannte ja seinen Bat« nicht — begann e« jäm merlich zu schreien und streckte abwehrend die Aermchen aeaen ibn au«. Sine unbezwingliche Wut stieg in ihm auf. Ab« Anna, durch de« Kinde» Geschrei herbei gerufen, kam eilig die Kellertreppe herauf. Sie stürzte, ohne die Falllhür zuzuklappen, auf die Wiege, al« gelle e» Wied«, ihren Liebling gegen den eigenen Lat« zu schützen. Sie beruhigte da» Kind und setzte die Wiege in Bewegung. Tine W«le sah Wilhelm zu, i« seinen durch den Trunk verglasten Augen flammte e« auf. Da Rausch hatte ein« unzähmbare Wildheit in ihm entfesselt. Taumelnd Kat « näh«. „Quarrt sie noch, die Pupp« ?" lallte er. „Ich will dk helfen!" Uud bevor Anna ahnen konnte, wa» « vor hatte, hob « den Fuß und stieß ihn mV all« Kraft gegen die Wiege. Die Wiege schlug um — da« Kind rollte herau» rollte in dem Schwung weit« — rollte in den offenen Kella hin«« — ein P.lttlsche »midfchch». ^Deutschland, *L« Kaiser hielt Montag einen mehr stündigen Kronrat ab. In autuutenichteteu Kreis« »Kd augenouuneu, daß e« sich um Stellungnahme du preuß. StaatSregierung zu bestimmten tu gewissem Grade in den Kom missionen abgeschlossen« Reich»tag»vorlagen ge handelt hab«, wie die Novelle betr. das Ge richtsverfassung» - Gesetz uud dk Strafprozeß ordnung. "DaKaiser, dk Kaiserin, sowiedk Kaiserin Friedrich haben nach ein« Mitteilung au» Koburg ihr Erscheinen bei da Hochzeit d« Prinzessin Alexandra von Sachsen- -Koburg Gotba mit dem Erbprinzen von Hohen- lohe-Langenvurg zugesagt. I * Prinz Peter vou Oldenburg, Sohn de» Herzog« Alexander von Oldenburg und d« Herzogin Sugenie Romanow Leuchten bug, kaiserlich russisch« Premier - Leutnant im Prkobraschm«kyschen Garde - Regimmt» ist von Petersburg nach Oldenburg übergefiedelt. Der Prinz will den russischen Dienst »«lassen und feinen Wohnsitz dauernd in Oldenburg nehmen. Dies« Schritt soll mit den in neuerer Zett stattgehabtea Todesfällen in da oldenburgischen Fürstenfamilk und d« öfter« «örterten Thron folgefrage in engem Zusammenhang steh«. * Bekanntlich soll nach dem Anträge Lieb« «in Teil d« RctchSüberschüsse zur Schulden- tilgung verwendet werden. Da preußische Finanzminister Dr. Miquel dagegen, ist für völlige Ueberweisung da Uebcrschüsse an dk Einzelstaatcn. Da zwischen ihm uud vem ReichS- schatzlmtisekretär Grafen PosadowSky in diesem Punk keine Uebereinstimmung zu «zielen war, so hat Letztgenannt« seinEntlassungS- gesuch eingereicht. - * Dr. Carl Peter« läßt den Zeitungen eine Erklärung zugehen, worin a besonder« betont, daß die Beschuldigungen, die ihm au« dm beiden, im Reichstage zur Besprechung ge langten Hinrichtungen gemacht wurden, völlig auf Erfindung beruhen. Peters stellt die Sache so dar, daß er allerdings stark entlastet erscheint, und meint, daß man gegen ihn aus persönlich« und parteipolitischen Gründen vorgehe. "DkvorzeitigeBeröffentlichung von Gesetzentwürfen und amtlichen Mitteilungen hat den Reichskanzler ver anlaßt, durch dk zuständigen Behörden ein DiSziplinar-Ermittelungs-Ver- fahren gegen Unbekannt einzuleiten, um zu erfahr«, von wo diese Indiskretionen herrühren Wiederholte Vernehmungen von RedaKcuren und Berichterstattern sollen auch bereits stattgefunden hab«. *Jm Reichsjustizamt ist am Montag vormittag die zur Begutachtung de« im Reichs- justizamt auSgearbcitekn Gesetzentwurfs be treffend dk Revision deS Handelsgesetz buches einberufene Konferenz von land wirtschaftlichen Sachverständigen zufammengetreten. * Der Reichstag wkd entgegen der bis herigen Annahme die Ofterpause am 27. d. eintreten lassen. ' "Ein Abänderung« - Antrag des national liberalen Abg. Baffermann zum Entwurf einer Gesetze« zur Bekämpfung de« unlauteren Wettbewerbes fordert, in zweit« Lesung dem 8 d ein« wetteren Absatz beizufügen: „Wer einen Angestellten, Arbeit« oder Lehrling zur unbefugten Mitteilung vou Geschäfts- oder Betriebsgeheimnissen bestimmt hat, hastet auch für die durch diese unbefugte Mitteilung ver- wirke LertragSstrafe als Gesamtschuldner." Oesterreich-Ungar«. "Da Wahlreform-Ausschuß des österreichischen Reichsrats hat sich nun über die Wahlberechtigung in der neuen allgemein« Kurie schlüssig gemacht. Dte Voraussetzung« deS Wahlrechts in der allgemeinen Kurie sind: Staatsbürgerschaft, Eiyenberechtigung, zurück- gelegteS 24. Lebensjahr, sechsmonatliche Seß haftigkeit in der Gemeinde und der Abgang von MahlauSschltetzungsgründm. Der Ausschuß hat vom Wahlrecht erhebe. Der Al b Stimmen dk ... und somit dkZulassnng de« Gesinde« zum Wahlrecht in d« allgemein« Kurie. Frankreich. * Wie aus Paris gemeldet «Kd, brachte am Dienstag de« internationalen btmetallistisch« Programm gemäß Mölke in d« Deputierten kamm« einen Beschlußantrag ein, in welchem die Regierung ersucht wird, Verhandlungen ein zuleiten behufs Herbetführuug einer inter nationalen Verständigung zur Fest setzung de» Wertverhältnisses zwischen Gold und Silber. (Die Einbringung entsprechender Ankäge erfolgte auch im preußisch« Slbgeord- neteuhauje und im österreichisch« Reichsrate.) Italic». »Das Ministerium Ru dini-Ricotti ist am Diei Stag von d« Kamm«, die nicht auf seinen Namen gewählt worden ist, so sympathisch begrüßt worden, als wenn e» daS aus d« parlamentarisch« Mehrheit hervorgegangene Kabinett wäre. Die äußeren Ereignisse haben zu gunsten der inneren Wandlung geworben. Die Deputiertenkammer war bei d« Eröffnung ziemlich besucht. Die Tribünen waren überfüllt. Rudini gab zunächst ein Bild von der Lage, deutete auf die angeknüpsten Friedens- Verhandlungen hin und versicherte, da« jetzige Kabinett werde diese Verhandlungen mit Besonnenheit und Würde fortsetzen. Allerdings sollen auch die Feindseligkeiten fortgesetzt werd«. Der Ministerpräsident verlangt ein« Kredit von 140 Millionen Lira durch Aufnahme ein« An leihe im Inlands, deren Verzinsung nur zu einem sehr geringen Teile das Budget de« laufenden Finanzjahres belasten würde, und ruft die Einigkeit dn Kamm« an. Die Dringlich keit wurde fast einstimmig angenommen. "Wie verlautet, hätte der NeguS Menelik von Abessinien den Zaren ersucht, die FriedenSvnmittlerrolle zwischen ihm und Italien zu übernehmen. * Zwischen de« Vatikan und der r us si - schen Regierung sollen sich bessere Beziehungen anbahnen, so wird der,Polst. Ko«.' auS Rom gemeldet. EL heißt, daß man in PeterLburg die Bereitwilligkeit zu ein« freundlichen Verständigung mit de« heiligen Stuhl über die Fragen, welche die Lage der katholischen Kirche in Rußland betreffen, kund gegeben habe. * Nach einer Depesche au» Massauah ist die Lage im Süden unverändert. DaS Heer de« Negus hat sich bis jetzt unbeweglich ver halten. Adigrat kann länger als einen Monat Widerstand leisten. E» kess« noch imm« ver sprengte und Verwundete au» da Schlacht bei Adua ein. Die Hauptmacht der Dawische hat sich gegen Kassala gewandt, wo eine große Karawane der Italiener eintreffen sollte. Spante«. "Ein bedenkliches Streiflicht auf Zustand und Führung da spanischen Truppen auf Cuba wirst folgender Vorfall: Die spanische Garnison vou Cano bei der Hauptstadt Havana hielt ein Bataillon ander« Spanier, das gegen Cano heranmarschierte, für eine Abteilung Aufständischer und feuerte auf dasselbe. Dadurch wurden die Anmarschierten ihrerseits in den Glauben ver setzt, Cano sei von den Insurgenten eingenommen worden, und machten nun einen Angriff auf die Stadt, wobei 12 Soldaten getötet, 5 Offiziere und 27 Mann verwundet wurden, ehe der Irrtum Aufklärung fand. Ruhla«». "An den Krönungsfeierlichkeiten in Moskau werden auch der Emir von Buchara und der Chan vouKiwa teil nehm«. Letzt«« wird von seinem ältesten Sohne, der in Petersburg studiert, begleitet sein. Balkanstaate«. "DK stattgehabte Aussöhnung des Königs Alexander mit dem früheren Regenten Ristitsch hat in serbischen Regie zitternd wie noch niemals. „Bergib mir. Ich hab'- nicht gewollt. Bei Sott nicht l . Ich ver spreche dir alles, wa« du von mir willst. Ich schwöre dir zu, daß eS anders werden soll mit mk — Anna, sei wieder gut!" Wenn sie gewußt hätte, wie schwer de» stark» Manne diese Worte d« Bitte geworden, vielleicht wäre sie freundlicher gewesen. Jetzt ab« blickte es au» ihr« Augm wk Hab. Sie nahm da» bleiche Kind auS dm Kiffen und hielt e« ihm hin. „Sieh diese klägliche Schalt, Kannst du'» gutmachen? Dann will ich gut sein. Ich habe alle« «tragen, wa» du mk so lange geboten — deine Unfreundlichkeit, die ich nicht vndient habe, und deine Zärtlichktt, deren Wildheit mich erniedrigte. Mt dem einen wie mit dem andern hast dn mich gequält. Jetzt ist es au», du hast gefürchtet daß da» Kind sich zwischen uu» stellt — ja e» steht zwischen mk und dk anf imm« l — Mein arm«, arm« Liebling!" Noch einmal versnchte er fk zu versöhn« — « suchte sein« Arm um sie zu leg«. „Fort!" rief sie blitzenden Auge» — „deine Berührung schändet mich l" Da zuckk e« auch in seine» Auge zornig auf. „Gut, du stößt meine Hand zurück, die ich dk zur Versöhnung reich« —" .Mach mein Kind gesund, wmn du kannst! Sieh « dk nur deutlich an, wa« du ihm gethan hast! Warum hast du'» nicht umgebracht auf der Stelle! Ihm wär' besser, dem arm« Ding! Ein Mörder bist du doch, so oder io!" „Ein Mörder?" zischte er tu hell« Wut. „Ha — l Wa» ncch daran fehlt/ werd' ich schon ruug»keisen die Besorgnis hnvorgerufen, Ristitsch hab« dem Küniae die Berufung «tue» Kabinett» au» all« drei Partei« empfohlen. " Am Sonntag nachmtttag ist dietürkifche Gesandtschaft vou Sofia mied« abge reist. Fürst Ferdinand fuhr mit dem Chef der Mission, Zihnt Pascha, nach de« Bahnhof, »o dk Minister, zahlreiche Offiziere und der Hof staat de» Fürsten sich eingefunden hatten. Dte Verabschiedung zwischen dem Fürst« Ferdinand und Zihni Pascha »ar überaus herzuch. Die am Bahnhof zusmmnengestrlttute Menschenmenge bereitete den Mitgliedern der Mission eine große Sympathkkundgebung. Al» d« Zug den Bahn hof verlieb, stimmte eure Musikkapelle dk türkische Nationalhymne an. «fleu. "Die HandelSvertragSverhand- luugen zwischen China und Japan sind nach amtlichen Nachricht« au» Tolk, die nach Petersburg gelangt sind, in» Stocken gerate«. Di« Hauptschwierigkeit bestehe in dem Verlangen d« japanischen Regierung, daß die japanischen Unterthanen, die in China Handel treiben, Ker japanischen Konsular - Gerichtsbarkeit unterstellt tverdrü sollen. Lhiua lehne diese Forderung nicht unbedingt ab, verlange ab« da» Ent- sprechende bezüglich der ir Japan Handel treibenden Chinesen, ein Zugeständnis, auf da» man sich in Tokio einzugehen wngere. A»s Ke« Keichstage. Auch die MontaaSsitzung wurde noch ausgefüllt von den wett«« Verhandlungen »um Kolomaletat üb« Peter«, Leist und Wehlan. Ministerialdirektor Kayser konnte einige erfreuliche Mitteilungen üb« die Fortschritte im Handel und Plantagenbau in dm Kolonien machen. Abg. Bebel bezeichnet« die Stell« des Briefes Dr. Peter»' an Graf Arnim, worin Peters das Schreiben an den Bischof Tucker in Ab rede stellt, al» „grobe Lüge". Abg. Graf Limburg- Stirum (kons.) bekämpfte di« „Methode Bebel»" und verteidigte Dr. Pete s, dem man einen so thörichten Brief wie an den Bischof Tucker nicht Zutrauen könne. Dann wurdm nach einigen persönlichen Be merkungen der Etat der Kolonialverwaltung und der Etat für vnschtedene Schutzgebiete bewilligt. Am 17. d. wird die Beratung des Kolonial etats fortgesetzt beim Etat de» südweftafrikanischen Schutzgebietes. Referent Abg. Prinz Arenberg (Zentr.) befür wortet namens der Budget-Kommission die beiden von dies« hier vorgeschlagenen Resolutionen, betr. 1) die gesetzliche Regelung der Militärdienstpflicht in den Schutzgebieten und 2) die Befreiung der deutschen Missionare der in dm Schutzgebiet« thätigen MissionSgesellschaften von der Ableistung der aktiven Dienstpflicht und d« vorgeschriebenm militärischen Uebungm während der Dauer ihr« Vorbereitung in einer deutschen Misstonsanstalt, sofern sie demnächst in die Schutzgebiete gehm, sowie für die Dau« ihr« Thätigkett in diesen. Abg. Hasse (nat.-ltb.) hält dm Erlaß ein« Wehrordnung für dte Schutzgebiete für durchaus notwmdig und empfiehlt deshalb di« erste Resolution. Die Zahl d« Wehrpflichtigen in dm Schutzgebieten nehme immer mehr zu, und vielm derselben sei eS «wünscht, ihrer Dienstpflicht in der Schutztruppe ge nügen zu können. Viele verzichtet« lieb« auf ihre ReichSzuaehörigkeit, als daß sie im Muttcrlande ihrer Militärpflicht genügten. Direktor Kayser hofft, daß di« gewünschte Vor lage über die Regelung d« Militärdienstpflicht in den Schutzgebieten dem Reichstag noch in dieser Session zugehm werde. Abg. Graf Arnim Muskau (freikons.) be- dauert, daß daS Vertragsverhältnis mtt dm eng lischen Gesellschaften noch imm« fortdaure, daß die Regierung sogar einen neuen Vertrag mit einem englischen Syndikat geschlossen habe. Daraus ergeb« sich der bemerkenswerte Zustand, daß ein groß« Teil unseres südweftafrikanischen Schutzgebietes that- sächlich unter englischer Herrschaft steht, daß auch d« Bau einer Eisenbahn dem KaraSkoma - Syndikat konzessioniert worden ist. Ueber sechs Millionen Morgen Land innerhalb unseres Schutzgebietes in Südwestasrika befänden sich in englischer Hand. Gerade das südwestasrikanische Schutzgebiet nehme einm großen Aufschwung, und zu dankm sei das zunächst dem Handel mit Guano, dem allerdings Abg. Richter keine .befand«« Zukunft zugesteht. Für die in Südwestaft ika gemacht« Fehl« müsse dir Kolonialverwaltung verantwortlich gemacht wer den. Diese sei sogar auf dem besten Wege, eine sehr dringende Aufgabe zu vernachlässigen, dm Ausbau der Swakopbai, die allein dem Schutzgebiet einen brauchbaren Hafen liefern könne. Direktor Kayser nimmt di« Kolonlakverwak- tung gegen dir Vorwürfe de» Vorredner» in Schutz. Erhöbe »«reit» in d« «ommtssion die Verträge mit dem KaraSkoma-Lyndtkat vorgelegt. Diese Ver träge beruhten auf wohlerworbenen Recht« der KaraSkoma-Gesellschast, welche dieselbe noch vor der Etablierung der deutschen Schutzherrschast in Sitd- westafrika in bezug auf Land und Minen i« Süden de» Schutzgebietes erworben habe. Die Gesellschaft« hätten keine ueum Rechte «halt«, im Gegenteil auf eigen« Rechte verztchtet. Die Regierung hab« sich auch überall da» Aufsichtsrecht gewahrt. Duldet« wir die englischen Gesellschaft« nicht in, unser« Schutzgebiet«, so geb« er dem Graf« Arni« anheim, zu «mess«, wie schwer dk deutsch« Interest« ge schädigt werden könnten, wmn dk Engländer bk Thätigkett deutsch« Gesellschaft« in dm englischen Kolonien stören würden. Abg. Hamm acher (nat.-ltb.) bezichtigt dm Grafm Arnim der lkbertreibung. DK Kolonial verwaltung habe in dem vorliegenden Falle «ehr Lob al» Tadel verdimt. Dte KaraSkoma-Gesell- schaft sei eine d« vorzüglichstm kolonialm Einrich tung« und hab« für die Erschließung SüdweßafrikaS bereit» viel gethan. Sie werde sogar daS Hinterland durch eine Eisenbahn «schließ«. Dm Vorteil dieser Bahn würden nicht bloß die englisch« Ge sellschaft« hab«, sondern das ganze Schutz gebiet werde an demselben partizipieren. Der Redner verbreikt sich sodann noch üb« dk Ent wicklungsfähigkeit de« südveftafrikanischm Schutz gebietes auch in bezug auf Getreidebau und spricht sich im übrig« ebenfalls für die Resolution au». Abg. Bebel (soz) kann den Optimismu», d« sich in dm letzten Wort« aussprecht, ^duxchau» nicht teilm. Vorerst würde dte Kolonie uns Geld kosten. Schon die Regulierung d« Swakopmündun« wnde recht kostspielig sein, ebenso dk vom Vor redner «wähnt« Straßmbautm. Kolonialfreund« und Interessenten hättm ab« die Regierung fort dauernd zu derartig« Forderungen ermutigt. Ob« großartige Bewässerungsanlagen würde in Süd- westafrika von der Betreibung von Aberbau gar- nicht die Rede sein können. Dadurch aber würde d« Ackerbau zu Ku« wndm. Keine Kolonie leb« noch heut so wesentlich vom Gelbe der deutsch«, Steuerzahler wie gnade Südwestafrika. Dm Nutz« auS dem Handel mit Südwestasrika habe lediglich die Firma Woermann und die Solonialgesellfchast, da» Reich gehe le« au». Abg. v. Cuny (nat.-lih.) bestreitet, daß dk südwestafrikanischr SiedelungSäesellschaft außerge wöhnliche Gewinne erziele: sie habe doch ein große»-' Risiko, und die Geld« für Landverkäufe' würde« meist in Ratenzahlung« geleistet. Dieselbe verkauft Land auch fast ausschließlich an deutsche Ansiedler. Der Ackerbau sei allerdings nur an dm Stell« Südwestafrikas möglich, an dmm Wasser Vorhand« sei; dort aber biete er durchaus gute Aussichten. Damit schließt die Diskussion. — Der Etat für Südwestasrika wird bewilligt, ebmso die darauf be züglichen Titel im Etats des Auswärtigen Amte» nach dm Vorschlägen d« Kommission. Die Ab stimmung über die Resolution« soll «st in dritt« Lesung vorgenommen werd«. ES folgt die Beratung des Martneetat». — Zum Kapitel „Seelsorge und Sarntsonschul- wesm" beantragt Abg. Lingen» (Zentr.) folgmde Resolution: „Die verbündeten Regierung« zu ersuch«, im nächst« Etat die Stell« der katholischen Marine-Pfarrer da, wirklich« Bedürfnisse, insbesondere für die Seelsorge sowohl für Kuxhavm, Helgoland, beim Manöver geschwader, als für dm Religionsunterricht d« jün ger« Mannschaften, entsprechend zu vermehr« und die dadurch entstehend« Mehrfordnung« in dm Etat einzustellm. Staatssekretär Hollmann: Die Martneva- waltung wkd bemüht sein, dm Wünsch« de» An tragsteller» nach Möglichkeit gerecht zu wrrden. In manchen Garnisonen ist e» allerdings schwierig, z. B. in Helgoland. Dorthin wirb aber mehrmals im Sommer ein katholisch« Pfarrer entsandt. Wir han deln dabei durchaus im Einverständnis mtt de« katholisch« Marinebischof Dr. Aßmann. Das Kapitel wird bewilligt, die Resolutton Lin gens wird angmommm. — Der Rest de» Ordinarius» gelangt debattelos zur Annahme. Im Abgeordnetenhaus« wurde am Montag die Novelle zum PmsionSgesetz in zweiter Lesung ange nommen. Dann folgte die zweite Lesung bek. dm Bebauungsplan von Brotterode. Die Kommission beantragte 110000 Mark der Gemeinde und 3Z0000 M. zum Aufbau d« öffentlich« Gebäude au» Staatsmitteln zu bewillig«. Es wurde dir HerrenhauSresolution angmommm, welche eine be stimmte Summe nicht mthält. Darauf wurde die Vorlage bek. Errichtung ein« Gmeralkommission für Ostpreußen angenommen. E» wurdm noch einige kleine Vorlagen erledigt.
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