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Auerthal-Zeitung : 22.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189603225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18960322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18960322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-22
- Monat1896-03
- Jahr1896
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 22.03.1896
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V-Mlfche Nmrdschau. Deutschland. * Wie die .Agenzia Stefan!' meldet, wird Kaiser Wilhelm am 24. d. inkognito in Genua ankommen und sich dort an Bord der „Hohenzollern" einschiffen. Bon Genua and v wird die „Hohenzollern" Neapel und mehrere v andere Häsen Italiens anlaufen. ES steht fest, daß Kaiser Wilhelm und König Humbert eine Begegnung haben werden: über den Tag und die Einzelheiten dieser Zusammenkunft ist noch nichts endgültig festgesetzt. (Dagegen ist von einer Routreise der Kaiserpaares, wie ,Wolffs Äüreau' sagt, am Berliner Hofe nie die Rede gewesen. (In der Presse desto mehr.) *Wie der .ReichSanz.' meldet, beruht die Nachricht, daß der ReichSschatzamtS-Sekrrtär Graf PosadowSkh sein Entlassungs gesuch eingeriicht habe, auf Erfindung. * Behufs Feststellung und Ermittelung der gegen Dr. Peters im Reichstage er hobene« Beschuldigungen hat, wie die ,N. A. Ztg.' mitteilt, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe die Untersuchung eingeleitet und deu Geh. LeaationSrat v. Schwartzkoppen zum Unter suchung führenden Beamten ernannt. Die Unter suchung wird sich auch auf die Vernehmung von Zeugen erstrecken, die sich inOstafrika befinden. "Die Reichsregierung, als mitbe teiligt an der Aufsicht über den ägyptischen Reservefonds zur Tilgung der öffentliche» Schuld deS Landes, hat eingewilligt, daß ein Teil dieses, Fonds zur Deckung der Kosten der Expedition nach Dongola eMnommen werde. Die offiziöse Meldung in der.Nordd. Allgem. Ztg,' beiagt ausdrücklich, daß Deutsch land dabei im Einverständnis mit Oesterreich, besonders aber auch mit Italien handle. — (Die französische Regierung dagegen scheint geneigt zu sein, den Engländem diplomatische Schwierig keiten zu machen.) "Der Kaiser Wilhelm-Kanal ist vom Kieler Hafen bis zu der Brunsbüttel zunächst gelegenen Fähre (dicht beim AuSgange deS Binnenhafens) dem Bezirk der Marinestatton ver Ostsee, von da ab bis zur Elbe dem Bezirk der Marinestation der Nordsee zugeteilt. *Der Liebersche Antrag betreffs der ReichSschüldentilgung soll zu einem besonderen Gesetzentwurf umgearbeitet werden. * Für die Zucker st euernovelle wurde in der ReichStagSkommtssion die Verbrauchs abgabe nach dem Anträge Paasche auf 21 Mk. festgesetzt. Zugleich wurde ein Antrag Richter angenommen, wonach, sobald eine Herabsetzung der Prämie erfolgt, auch die Berbrauchsabgabe entsprechend zu ermäßigen ist. Staatssekretär Graf PosadowSky erklärte sich mit dem Antrag einverstanden. 8 72, der den Bundesrat er mächtigt, die Ausfuhrprämien zu ermäßigen oder außer Kraft zu setzen, sobald «ine Ennäßigung oder Beseitigung der Prämien in anderen Rübenzucker erzeugenden Ländern erfolgt, wurde einstimmig angenommen. * Die Kommission des Reichstages zur Vor beratung der AMräge der Freisinnigen und Sozialdemokraten, betreffend die Ergänzung deS Vereins- und Versa mmlungs - rechtes, beschloß den Ausschluß von Minder jährigen von dem Besuche der Vereine und Versammlungen, ferner den politischen Vereinen zu gestatten, untereinander in Verbindung zu treten. Versammlungen unter freiem Himmel sollen nicht von der Genehmigung der Polizei behörde abhängen. ES ist nur eine Anzeige 48 Stunden vor Abhaltung nötig, damit An ordnungen im Interesse deS Verkchrs getroffen werdet« können. * Nach einer Meldung aus Posen wird wegen der Verleihung derSardinalLwürde an den Erzbischof v. Stablewski der ,Gaz. Tornnska' aus Berlin gemeldet, daß diese Nachricht im wesentlichen richtig sei. Der Vor schlag hierzu sei jedoch nicht vom Kaiser, sondern vom Vatikan ausgegangen, doch habe der Kaiser auf eine Anfrage des Vatikans erklärt, er habe nichts dagegen einzuwenden. "Die beiden Buchbinder und der Haus diener, welche am 17. Januar ein gedrucktes Der witöe Lufch. 7) Erzählung von Reinhold Gehlhar. - - -GortUtzung.t Anfangs blieb Wilhelms Freund nur kurze Zeit, allmählich dehnten sich seine Besuche aus. Anna wurde dieser Gast mit jedem Mal unheimlicher. Sie erschrak vor seinen lauernden Augen — er schrak um so mehr, je zudringlicher seine Freund schaft wurde. Was wollte dieser Mann von ihr? - Einmal, alS sie auf dem Felde war, ging Karl Woltermann vorüber. Er grüßte und blieb stehen. Kanal hatten sie jemals ein Wort ge wechselt ; jetzt muhte er etwas Besonderes haben. „Schwerer Dienst," sagte er. „Nacht für Nacht liegen wir im Revier. ES wird wieder gewllddievt." Anna wußte, waS diese Worte bedeuteten. ES war eine Warnung. Wilhelm hatte wieder die Dorsjagd gepachtet, und man munkelte, daß die Pachtung der Jagd immer nur ein Vorwand gewesen sei, das Wild deS Stadtforstes bequemer abzuschieben. Eben bog ein kleiner einspänniger Wagen in den Feldweg ein, der zu Wilhelms Hof führte. Beide erkannten ibn trotz der ziemlich großen Entfernung. Er gehörte dem GefängniS- ausfchcr. „WaS will der Spitzbub' dem« auf dem Ho ?" fragte Karl. „Spitzbub'?" fragte Anna entgegen, im Grunde wenig überrascht über diese Be zeichnung. Exemplar deS kaiserlichen Gnaden erlasse» gestohlen und dem .Vorwärts' zur Veröffentlichung zugevandt hasten, wurden am Donnerstag vom Berliner Schöffengericht zu bezw. 6, 8 und 1 Monat Gefängnis verurteilt. "Die bayrische Abgeordneten kammer hat nach mehrtägiger Beratung den ganzen Gesetzentwurf betr. dieLokalbahnen angenommen. Der Gesetzentwurf beantragt den Bau von 26 neuen Lokalbahnen mit einem Kostenaufwande von 24 805 300 Mk. "Wie die .Germania' berichtet, haben die preußischen und ebensö die bayrischen Bischöfe eine Eingabe an die KultuS-Mini- sterien gerichtet, in der Bedenken bezüglich der Regelung des Eherechts im Bürgerlichen Gesetzbuch ausgesprochen werden. Oesterreich-Ungar«, "Im österreichischen Abgeordneten hause führte bei der Debatte über da» Eisen bahnministerium der Effenbahnminister Freiherr v. Guttenberg aus, er erkenne die Notwendig keit der Verstaatlichung der bestehenden Privatbahnen an, doch müsse sehr vor sichtig vorgegangen werden. Einer Aenderung des Statuts der Organisation der Staatsbahnen werde er nicht zustimmen. Frankreich. * General Saussier, der die „Alters grenze" erreicht hatte, ist durch Dekret vom 17. d. für weitere drei Jahre in seinem Amt al» Militär-Gouverneur vonPari» be lassen worden. England. "Der deutsche Kaiser hat für die August-Regatta in CoweS einen großen Pokal als Preis gestiftet. (Der Kaiser kommt in diesem Jahre nicht nach England.) "Der Kaiser von Oesterreich ist von der Königin von England zum Chef deS ersten englischen Garde-Dragoner-RegimentS er nannt worden. — Der Anlaß zu dieser Freund- schastsbezeugung liegt wohl in der letzten Be gegnung deS Kaisers und der Königin in Nizza. "Zum Gerücht von der Abtretung LapaS an Deutschland erklärte Curzon im englischen Unterhause, dies Gerücht scheine nach einer auS Peking eingelaufenen Nachricht unbegründet. Es sei wahrscheinlich durch dre seitens Chinas erfolgte Ernennung eines Kom missar» deutscher Nationalität im Zusammenhang mit dem auf Lapa errichteten neuen Zollhafen entstanden. Jtalleru "Ueber die auswärtige Politik Italiens bringt die dem Ministerium Rudini nahestehende.Opinione' einen Leitartikel unter der Ueberschrift „Die Traditionen der äußeren Politik," in dem auSgeführt wird, daß die aus wärtige Politik Italiens jetzt keiner Diskussion mehr unterworfen sei, da Ministerwechsel auf sie keinen Einfluß haben. Man betrachte in Italien jetzt den Dreibund als selbst verständlich; an der Spitze der Regierung stehe der Mann, der 1891 die Verträge erneuert hat. Marineminister sei gegenwärtig der Mann, der diese traditionelle Politik fortgesetzt hat und Minister des Aeußern der Edelmann, der im Jahre 1893 durch das Fest, das er dem deutschen Kaiserpaar gab, selbst den König über raschte. Spanien. * Einen neuenSieg aufCuba erfocht angeblich Oberst Jnclan über die Truppen MaceoS und BanderaS; die Insurgenten wurden zersprengt. DaS Gefecht war von Bedeutung, da 6000 Rebellen den Versuch machten, in Sagua einzudringen; die Garnison schlug die Angreifer, welche einen Verlust von 22 Toten und 80 Verwundeten hatten, zurück. Die In surgenten steckten die Vorstadt Sagua in Brand. — Nach einem New Iorker Telegramm auS Havana wird der Schaden, der durch den Aufstand in Cuba entstanden ist, im ersten Jahre auf 134 Millionen Dollar geschätzt. Dabei sind natürlich die den Spaniem erwachsenen riesigen Kriegskosten nicht milberechnet. Rußland. * Meldungen aus Petersburg zufolge sind mittel» kaiserl. Befehl» zu den Krönung»- feierltchketten nach Moskau beordert worden: 88'/, Bataillone Infanterie, 86 E»ka- dronen Kavallerie, 7 Solisten Kosaken und vierzehn Batterien. Das Oberkommando über diese Truppen ist dem Oheim de» Zaren, dem Großfürsten Wladimir Alexandrowstsch übertragen worden. Die ständige Moskauer Garnison wird im Chodimer Lager bei Moskau zusammen- gezogen «erden. "Rußland scheint sich recht fest in Bulgarien rtnnisten zu wollen. Außer dem diplomatischen Agenten wird die russische Regie rung neun Konsuln und Vize-Konsuln nach Bulgarien entsenden. In erster Reihe werden in Sofia, PHUippopel, Rustschuk, Warna, Widdin und Äurga» Konsuln ernannt werden. Die nötigen Geldmittel sind schon angewiesen worden. valkanstaateu« "Der Bulgarenfürst ist sehr reise lustig. Ende Mär» will er auch einen Besuch in Petersburg machen, um persönlich dem „weißen Zaren" für die endlich gewonnene Huld zu danken. Aus de» Neichstage. Am Mittwoch wurde die Beratung de» Marine etat» fortgesetzt. Vor der Beratung de» Extraordi- narium» entspann sich auf der Grundlage de» Be richt» de» Abg. Lieber (Zentr.) für die Bewilligung aller geforderten neuen ersten Raten zu Schiffsbauten die GenrraldiSkussion. Für die Bewilligung sprachen die Abgg. Fritzen (Zentr.), Bennigsen (nat.-lib.), Pachntcke und Rickert (fr. Vgg). Dagegen sprach Abg. Bebel (so,.). Staatssekretär v. Marschall hielt «ine Rede für die Bewilligung, die im wesentlichen seinen früheren Ausführungen in der Budget kommission entsprach. Außerdem verfuchte er die vorjährige Intervention gegen Japan zu begründen. Am IS. d. wird di« Beratung de» Marine- etat» im Extraordinariu« bei« Titel „Ersatz Preußen" fortgesetzt. Abg. Richter (fr. Vp.) «klärt die Au»sührungen de» Staatsministers v. Marschall über die Stellung Deutschland» in dem ostasiatischen Konflikt für sehr anfechtbar. Die Stellung Rußlands in Asien sei gegenwärtig schon sehr stark, so daß sein noch größeres Uebergewicht in Ostasien für uns weit ge fährlicher wärt, als da» Japans; auch hätte «S durch die diplomatische Intervention leicht zu kriegerischen Verwickelungen kommen können. Eines abschließen den Urteils wolle er sich enthalten. Sodann erörtert Redn« di« unkontrollierbare Stellung de» Marine kabinett» und fährt fort: Dem Abg. v. Benigsen habe ich alsdann zu erwidern, daß wir keinen Zweifel darüber gelassen haben, daß wir eine auSreichenbe Flotte neben der Landmacht für notwendig halten. Differenzen zwischen ihm und uns bestehen nur hin sichtlich de» Maßes des Notwendigen. Unter den Ministern v. Stosch und Caprivi ist es auch nie zu Differenzen über Marinefragen gekommen, diese be gannen erst vor sieben Jahren, al» zuerst von der „geliebten Flotte" gesprochen wurde. Seitdem wur den Immer neue Anforderungen gestellt. Die Zahl der größeren Schiffe ist seitdem von 79 auf 91 ge stiegen, abgesehen pon den Torpedobooten und sonstigen kleinen Fahrzeugen. Dabei sind die neueren Schiffe bedeutend stärker armiert und bemannt, al» die älteren. Man sagt nun, die Finanzlage diese» Jahres erlaube er, die Neuforderungen zu bewilligen. Aber der Bau zieht sich doch durch mehrere Jahre hin und neben ihnen her laufen noch die weiteren Raten früherer Bewilligungen. In den drei Jahren nach 1897 werden als Konsequenzen solcher Be willigungen nicht weniger al» 138 Millionen zu be willigen sein. Wenn inan keine Schiffe für aus wärtige Angelegenheiten zur Verfügung hat, so liegt da» daran, daß wir die ganze Panzerflotte in den heimischen Gewässern zurückhalten, daß zu viel Schiffe sür den Hofdienst verwendet werden müssen. Zur Zeit der armenische» Unruhen hatten wir kein Schiff verfügbar. Wirklich nicht, Herr Staats sekretär ? Warum hat man jetzt den Kreuzer „Kaiserin Augusta" zur Entsendung nach dem Mittelmeer ver fügbar, nur zur Begleitung der „Hohenzollern", also zum Hosdienst. Weite« legt map Schiffe in dm Kolonien fest ; für die GeKetc, in denen wir wichtige Handelsinteressen haben, sind dadurch keine verfüg bar. Wir wollen unsere Handelsinteressen geschützt wissen, aber wir wollen auch da» Volk, vor unnötigen Steuern schützen. Abg v. Leipziger (kons.): Er wolle dem Abg. Richter nicht in seinen Betrachtungen üb« die höhere PolUik und über das Marinekabinett folgen, obgleich er eigentlich weniger von Marine al» von anderen Dingen gesprochen habe. Jedenfalls freue « sich, daß der Abg. Richter eine ausreichende Flotte mb« einem starken Heer für twtwendig halte. Der Ausbau unserer Flotte dürfe angeslcht» der Fott- schrttte der Technik nicht gehemmt werden. Wenn Plicht« die südauierikanische Station für so wichtig halte, werde er doch wohl die neuen Krem« be willigen. Was dm nmen Flottenplan betrifft, der un» im nächsten Jahre vorgelegt werde» soll, so können Wir un» üb« denselben nicht äußern, well wir ibn nicht kennen. Da» ab« kann ich erklären, daß ein weite» Hinau»gehm über da» jetzige Maß bei un» kein« große Gegenliebe finden wird. Abg. Förster (Antis.): Ich persönlich bin der Meinung, daß wir in der Ausgestaltung der Flotte ganz gut noch ein wenig über dm Nahmen de» Be stehenden hinausgehen könnten, ohne Gefahr in laufen, gleich für Flottem Enthusiasten gehalten W> werden. Für die Ehre, die Macht und dich Arffeh«, de» Reiche» darf un» keine Ausgabe' zu Hoch sein, unt« den« Vorbehalt, daß die Lasten in gerecht« Weise verteilt und nicht vorzugsweise auf die Schul tern der wirtschaftlich Schwachen gelegt werden. Da» Ansehen des Deutschen Reiche» wächst überall da, wa unser« Kreuz« stehen. Abg. v. Kardorff (freikons.) führt au», di« Marineforderungen seien nicht übertrieben; man sei jetzt zu größeren Ersatzbauten gezwungen, well sich d« Reichstag früher ablehnmd verhalten habe. Nicht die Steuern drückten das Land, sondern eme schlechte Wirtschaftspolitik, doch wolle man diese Summen trotz der Notlage d« Landwirtschaft bewilligen. Hieraus wurden die von der Kommission vorae- schlagenm ersten Ratm, dir drei Kreuzer und „Ersatz Friedrich der Große" bewilligt, dagegen wird di« erste Baurate für ein Trockendock in Niel mit allen gegen die Stimme de» Abg. Hasse gestrichen, nachdem Abg. Lieber erklärt, daß die Kommission dir Not wendigkeit des Dock» anerkenne, aber die große Aus gabe in diesen Etat nicht einstellen wolle. Damit ist der Marine-Etat erledigt. E» folgt d« Etat des „AllgemeinenPen- stonSsondS". Hierzu liegt ein Antrag Augst u. Gen. (südd. Vp.) vor, auf die Herabminderung der Offizierspensionierungen hinzuwirken. Abg. Haußmann (südd. Vp.) begründet im» Antrag unt« Htnwei» aus da» rapide Anwachsen de» Pensionsfond» von" 48 auf 84 Millionen Marl und die Vermehrung d« Zahl d« pensioniert« Offiziere um fast 100 Prozent. ES wnde da» Rechtsgefühl de» Volkes verleht, wenn ein noch voll kommen dienstfähiger Offizier nebm sein« Pension ein auskömmliches Gehalt im Kouuuunal- od« Privatdienst beziehe. Abg. v. Schöning (kons.) spricht sich gegen dm Antrag aus, da den Pensionär« ihre Pension nicht gekürzt werden dürfe. Generalleutnant v. Spitz bemerkt, der Abg. Haußmann werde für seine Ideen nicht viele An hänger finden, wenigstens nicht bei deyeN, di« et» schlagfertige Armee wünschen. Die Statistik ergebe daß die Pensionierung bei dm Zivilbeamten wett stärker sei, al» bei den Offizin«. Auch Leutnant» müßt« entlassen werden, weil sich später bet ihn« Herz- und Kehlkopfleiden, Brüche u. s. w. zeigt«. Die Einführung dr» Troupinsyßem» würde de» Heer« schaden, d« PmsionSfondS ab« nicht ent last«. Nach kurzer Erwiderung fest«» de» Abg. Hauß mann wirb der Antrag abgelehnt und d« Etat de» „Pensionsfonds" angenomm«, d«»glrich« der Etat des „R eich »schätz« mt»". Bei dem Etat der „Reich »schuld" bringt Abg. Singer (soz.) die Konvertierung zur Sprach«. ES handle sich um eine mögliche Zinsenersparung von über acht Millionen Mark, welche jetzt aus den Steuern der breiten Masse des Volke» bezahlt würden. Abg. Meyer-Danzig (freikons.) teilt mit, daß er nach Ostern die Konvntierung der Neichranleih« aus drei Prozent beantragen werde. Staatssekretär Graf v. PosadowSky «innert daran, daß zur Konvertierung ein Reichsgesetz und sür dieses wieder die Zustimmung de» Bundesrat» erforderlich sei. Der Schwerpunkt der Frage liege in den Einzelstaatm, von den« sich viele. nicht zu einer Konvertierung ihrer Anleihen ent schließen könnt«. »an»»««. Am Mittwoch beschäftigte sich da» Abgeordneten haus mit der Interpellation Ring betr. Maßregeln gegen die Einschleppung von Viehseuchen. Der Land wirtschaftsminister sowohl wie Geheimrat -. Bey« hielten die bestehende Veterlnärpolizei für ausreichend, um die Grenzen zu bewachen. Darauf wurden noch Wahlprüsungen und Petition« «ledigt. Da» Abgeordnetenhaus nahm am Donnerstag die Novelle zum PmstonSgesetz der Volksschullehrer in dritter Lesung an. Die Vorlage betr. Regelung d» , Richtergehälter und die Anstellung d« Gerichts assessoren wurde einer Kommission überwiesen. Dir Vorlage fand, soweit sie Aufbesserung« der Richta- gehälter bezweckt, allgemeine Zustimmung. „Man sagt so. Wen der «wischen den Fin gern hat, der kommt nicht wieder los." Nachdenklich ging sie nach Hause. An der Thür begrüßte sie Michalski nut seiner lauern den Freundlichkeit. „Wilhelm ist nicht zu Hause, wie ich sehe," sagte er. „Ja, ja, eS ist eine Sünd' und Schande! Hat em junges, hübsches Weib und treibt sich so tagelang herum! Ich will Ihnen ein Stündchen Gesellschaft leisten." „Ich danke Ihnen, ich bin das Alleinsein gewöhnt." „Das soll heißen, daß ich wieder gehen kann?' ,3a." Er überlegte einen Moment, dann trat er näher an sie heran. „Anna, Sic sollten schon lange wissen, daß ich es gut mit Ihnen meine. Und Sie sollten mich nicht schlecht behandeln. EL könnte viel leicht die Zett kommen, wo Sie gute Freunde brauchen. Gute Freunde sind rar. Auf mich können Sie zählen, wenn eS so weit ist." „So west wird eS nie sein, daß ich Ihre Hilf« brauchen werde!" „Sie find heute schlechter Laune. Ich werde warten, bis meine Zeit gekommen ist, dann werde ich wiederkommen — EL war einige Wochen darauf — spät abends. Anna saß noch wachend an der Wiege ihres KindcS, dessen schmales Gesichtchen sich wachs bleich von dem roten Kissenbezug abhob. ES war der Jahrestag ihre» Hochzeitstages. Alles, wa» sie an Leid in diesen Jahren durch- . - gemacht, zog noch einmal an ihrer Seele vor über. Und unt« der verklärenden Macht der Erinnerung löste sich die herbe Bitterkeit, welche ihr Herz umpanzert hatte, eine weiche, wehe Stiinmung überkam sie. Sie kniete an der Wiege nieder, legte den Kopf auf die Kissen und weinte — weinte, wie fest lange nicht mehr. Sie wußte selbst nicht, wie lange sie so ge legen. Da nahten hastige Schritte. Schnell richtete sich sie auf und trocknete ihre Augen. <5S war Wilhelm. Er schien überrascht, fast erschreckt, daß er sie noch wach fand. Ohne Gruß, ohne ein Wort ging er durch da» Zimmer und verschwand in dem nächsten, dunkeln. Sie Hütte ihn eine Welle Herumsuchen. Dann Hütte sie die andere Thüre gehen, hörte seine Schritte auf dem Flur — die Hintere HanSthür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen — er war wieder fort. Eine bange Ahnung stieg in ihr auf. Sie nahm das Licht und ging in da» Nebenzimmer, in dem er sich eben aufgehalten hatte. Unter einer losen Diele de» Fußboden» — sie wußte e» — hatte er sein neue» Jagdgewehr versteckt — e» »ar fort. Nun wußte sie, wohin er gegangen. Eine Angstwelle schlug siedend heiß in ihrem Herzen auf. Wenn sie sich trafen — l SS mußte ein Unglückgeben. / § Und mit gebundenen Händen saß sie da; Sie wartete. Eine fieberhafte Ungeduld folterte sie. i Dann vei suchte sie wieder, sich'» au»züreden. Er ist gewiß schon ost genug gegangen, wo.,sie eS nicht gewußt hatte, und niemals ist sma» passiert — weshalb gerade heute? WeShalb bildete sie sich durchaus ein, daß er überhaupt auf städtischer Jagd jage? Konnte er nicht auf seinem Terrain einen Wechsel beobachtet haben? War eS überhaupt erwiesen, daß Wilhelm je gewüddiebt hatte? Man munkelte. Einige, darunter der Vater, schwuren darauf! Aber konnte man ihm nicht unrecht thun mit dem Gerede? So redete sie sich'» ein, daß ihre Angst thöricht sei. Drum sei'S auch thöricht, zu Watten. Und, als könnte sie sich damit zur Ruh« zwingen, ging sie zu Beit. Doch sie fand keine Ruhe. Ihre erregte Phantast« malte sich die schrecklichsten Bilder auS — sie sah ihren Mana m, blutigen Kampf mit ihrem Vater und — ihm. Entsetz richtete sie sich im Best auf — verstört sah sie um sich. Sie schall sich thöricht ihrer Gespensterseherei wegen; doch sobalo.sie die Augen schloß, waren sie wieder da, diese blutigen ängstigenden Bilder. Da — ihre fieberhaft gespamsten Sinn« nahmen mit übernatürlicher Schärfe jede» Ge räusch auf — sie sprang au» dem Best — da» war ein Schuß gewesen! Sie riß da» Fenster auf und lauschte hinau». Durch zerrissene Wolkcnfetzen goß der Mond sein blnche» Licht über die Höiv« In dem Moornebcl formten seine Strahlen gespenstische
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