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Auerthal-Zeitung : 11.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189610118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18961011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18961011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-11
- Monat1896-10
- Jahr1896
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 11.10.1896
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— >ei- s K n eS mutz ,en re« me »»r c» e >e» nd ld- bei en. tt» irr «n Id- »er n- ild en IS nf te, ls L Ild rs n- fe H ie ir n ie uf- mf >rg th. lk >s n. er !N m e- !k It Gemeinuühiges. Das Konservieren von Weintrauben. Man schließt die Schnittfläche deS Traubenstieles sofort nach der Ernte mit Siegellack und hängt die Trauben in einen luftigen, trockenen, frost freien Raum an längs der Decke gezogenen Schnüren frei auf. «ine billige Wagenschmiere für den Winter verschafft man sich, wenn man Baumöl eine Heine Menge Wasserblei beimischt. Vor jedesmaligem Gebrauche ist die Mischung gut umzurühren. Für den Sommer nimmt man Baumöl und den gleichen Gewichtsteil auSge- schmolzenen RindStag und ebenfalls ein wenig Wasserblei. Man trägt die Schmiere sehr dünn auf. Die Mischung kann sich jeder Landwirt selbst Herstellen und sie ist bester und um 50 Pro zent billiger als jedes andere Fabrikat. Nicht rostende Nägel. Um Nägel, die im Freien gebraucht werden sollen, vor dem Rosten zu schützen, erhitzt man sie zum Rot glühen und wirft sie dann sofort in kaltes Leinöl. Durch dieses Verfahren bildet sich ein Ueberzug, der vor Rost schützt. sie war es in. der Hauptsache, die dem Herrn seine Stellung hier machte." „Und damit ist eS nun vorbei!" erwiderte Trautmann. „Ob bei ihr, daS weiß ich nicht, denn ich besuchte sie schon länger nicht mehr. Aber finden Sie es denn so unbegreiflich, datz man Miß achtung fühlt gegen einen Mann, der sich als Abenteurer entpuppt hat?" „Genügte eS nicht, daß er sich als an ständiger Mann auswies? Und ist es denn so unverzeihlich, ein Kunstreiter aewesen zu sein?" „Nein, gewiß nicht, aber sein ganzes Wesen erscheint mir unwahr, seit ich dies weiß und eS war mir sehr bitter, die Entdeckung zu machen, ich hatte ibn sehr gern." Ein eigentliches Gespräch kam zwischen ihnen nicht wieder in Gang, sie waren beide einsilbig. „Wir wollen das gefährliche Thema ver meiden," bat er: „eS ist daS einzige, bei dem wir unS immer zanken, und eS hat mich so glücklich gemacht, daß Sie mich Fräulein Ulla von Truhn kennen lernen ließen, wie sie ist." Was er da sagte, konnte ihr nur recht sein, aber wie er so befangen und konfus sprach, daS be fremdete sie sichtlich. Die Prinzeß hob glücklicherweise die Tafel auf. Im Nu waren die Tische weggeräumt, der Tanzplatz wieder hergestellt und vaS Walzen begann. MU Sorge sah Trautmann, daß Baron von Luyken und Gräfin SerberSdorff mit dem Grafen lange und lebhaft sprachen, die Prinzeß winkte ihn heran und drückte ihm die« Buntes Allerlei. Ei« vergessener Vater. Die Kaiserin von Rußland wird in der Pariser Presse in be geisterter Poesie und Prosa gefeiert. Namentlich ist es die Mutter der Kaiserin, die Großherzogin Alice von Hessen, welche in den Lebens beschreibungen der Kaiserin eine große Rolle spielt.' Seltsamerweise ist von dem Vater der Kaiserin, dem Großherzog Ludwig I V., nicht mit einem Worte die Rede, er wird vollständig ignoriert. Allerdings hat der damalige Prinz Ludwig von Hessen in der Schlacht von Grave- lotte die hessische Division in den heißen Kämpfen des Zentrums im Gehölz de la Cusse, gegenüber Amanvillers, ruhmvoll kommandiert. Da Zwillinge nur allzu ost als Familien unglück betrachtet werden, so Hot eine unter nehmende VerficherungS - Gesellschaft sich ent schlossen, „Policen auf Zwillingsfall" auszu geben. Die Prämie beträgt 80 Mk., wenn aber die „Katastrophe" hereinbricht, so erhält der Inhaber der Police 4000 Mk. Die allererste Familie, die sich versicherte, war auch wirklich in der Lage, die 4000 Mk. einzukasfieren. Selbst verständlich muß die Gesellschaft mit Vorsicht zu Werke gehen, denn in manchen Familien find Zwillingsgeburten erblich. Die größte Glocke der Welt ist kürzlich in Cincinnati, in den Der. Staaten, gegossen worden. Sie wiegt 30 000 Pfund und ist 8 Fuß breit an der Oeffnung und 7 Fuß hoch. Der Klöppel allein wiegt fast 700 Pfund. Das Glockenmetall besteht aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn. Diese Legierung wurde zuerst in 120 Pfund schwere Barren gegossen, ehe der eigentliche Glockenguß begann. Nobel. Gast (der im Restaurant von Fliegen sehr belästigt wird): „Kellner, geben Sie den Fliegen auf meine Kosten etwas zu fressen!" ' e Be- Sa» , . ... . daß sich in dem Fiaker, der in solcher Wesse Pom elektrischen Strom ereilt wurde, der Direktor der elektrischen BeleuchtungS - Unternehmung selbst befand. Athen. Gegen den Unter - Leutnant Salo- menopulo wurde am Mittwoch vor dem zweiten Militär-Gerichtshof wegen Desertion nach Kreta verhandelt. Der Staatsanwalt beantragte im Interesse der Aufrechterhaltung der Disziplin Verurteilung deS Angeklagten, während die Ber- teidiaer das Verhalten desselben unter Hinweis auf den bekundeten Patriotismus zu rechtfertigen suchten. Der Gerichtshof sprach den Offizier frei. Die Zuhörer — mehrere Hubert — begrüßten daS Urteil mit großem Beifall und dm Rufen „ES lebe Kreta", „Er lebe Griechenland". Line große Volksmenge gab dem Freigesprochenen da» Geleit. New York. Ein Riesenblock Gold kam dieser Tage hier an. Der gigantische Klumpen, den wohl mancher gern im Schweiße seine» Angesichts nach Hause wälzen möchte, wog 473 Pfund und ist 85000 Dollar wert. Er kam von der Bant von Montreal in Kanada und wurde vom Grand Zentraldepot nach der Assay Office in Wall Street per Wagen befördert. DaS gigantische Goldkorn wurde von fünf Detektive» bewacht. ES soll daS größte Stück Gold in einem Klumpen aewesen sein, das je in die amtliche Münzstätte eingegangen ist. Kapstadt. DaS in Buluwayo in die Lust geflogene Pulvermagazin enthielt 735Kisten Dyna mit und 88 Kisten Sprenggelatine. Wahrschein lich ist die Explosion durch die Unvorsichtigkeit eines Soldaten entstanden, der sich in der Nähe im Schießen übte. Eine seiner Kugeln ist wahr scheinlich in den kleinen Schuppen gedrungen, wo die Zünder aufbewahrt werden. Zuerst explodierten diese. Darauf brachte die Erschütte rung auch daS eigentliche Sprengstoffmagazin zur Explosion. Letzteres war massiv aus Steinen aufgeführt. Viele von den Umgckommenen waren bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Die Ex plosion hat in der Nähe deS Magazins ein 60 Fuß breites und 15 Fuß tiefes Loch in die Erde gerissen. „Aber Fräulein Ulla l Gnädiges Fräulein! DaS war eS nicht, was ich zu sagen mir er laubte." „Nein! Sie nannten eS anders. Aber ich bin wirklich nicht hochmütig; ich wäre glücklich, wenn ich daS einfachste Bürgermädchen zur Freundin haben könnte. Ich bin nicht kalt, aber ich scheine wohl so, denn ich kann nicht jedem sagen, warum ich mich abschließe gegen alle Menschen, weil mein krankhaft überrerzter Vater mit der ganzen Welt in Feindschaft lebt! Ich weiß nicht, wie ich dazu komme, so zu Ihnen zu sprechen, aber eS wurde mir so schwer, daß auch Sie -" Sie wurden ünterbrochen. „Wo ist Ihre Höhest ?" fragte Baron Luyken. „Soeben mit — mit meinem Freunde hier voraus um die Ecke gebogen, Exzellenz!" gab Trautmann Auskunft. „So folgen wir den Herrschaften," erwiderte völlig arglos der alte Herr. Ein rascher Blick, den Trautmann und seine Dame austauschten, dieses heimliche Wissen stellte noch mehr daS Einverständnis zwischen ihnen fest. Am Ende deS Ganges fanden sie die Prin zeß und ihren Begleiter in lebhafter Unterhaltung, wie eS schien. „Es ist unverzeihlich von mir, Herr Assessor," rief ihnen die erstere schon ent gegen, „daß ich Ihnen Ihren Freund so lange entzog, aber wir kamen auf interessante Kapitel und fanden viel gemeinsame Ideen. Nun aber zurück zur Gesellschaft, lieber Baron, Sie find gewiß rechtschaffen hungrig und wir auch." Tine strahlendere Wirtin konnte man nicht selbe Sorge aus. „Ich muß vorsichtig sein, ich darf ihn nicht mehr sprechen, er soll mit den anderen Damen tanzen, wenn auch nur ein paarmal! Dann müssen Sie unS die Mög lichkeit geben, Abschied zu nehmen, er reist mit dem Nachtzugc wieder ab!" bat sie. Trautmann gesellte sich zu dem Freunde. „Ich habe nichts von ihm, gönnen Sie ihn mir auch einmal, Exzellenz!" bat er. Und die beiden Alten nickten wohlgefällig und sagten hinter den Freunden her: „Charmante junge Leute!" Und nun sollte Trautmann einen heimlichen Abschied in Szene setzen. Ihm war dabei schlecht zu Mute. Was ging ihn dieser heimliche Liebeshandel an? Und wohin sollte er führen? Trotzdem wollte er eben auf den Rittmeister zutreten, ihm den Abschied zu ermöglichen, als er plötzlich Oskar von Truhn erblickte, der, einem Betrunkenen Äeich, durch eine Nebenthür hereintaumelte. Aber wie furchtbar sah er auS l „Was haben Sie? WaS ist geschehen?" sprang er auf den Offizier zu. „Trautmann! Süll! Kommen Sie! Nur keinen Laut!" flüsterte heiser der junge Mann und riß ihn in wilder Ale mit sich hinaus, durch den Garten nach seine» Vaters Hause. „Er lebt noch! Nur um SotteSwillen — daß Ulla — eS würde fie wahnsinnig machen l" keuchte er dabei. Dann standen sie in deS Geheimrat» Arbeit»- stube und dann in der Sammer dahinter. „ l» (Fortsetzung solH.) Gerichtshalle. Berlin. In einem Lokale im Norden von Berlin saßen vier Personen an einem Tische. Sie schienen alle dem Schnaps und Weißbier in überreichlicher Weise zugesprochen zu haben, besonders der älteste von ihnen, em Mann mit ergrauendem Vollbart. Unter seiner ge strickten Jacke leuchtete das Rot einer Droschken kutscherweste hervor. Er schien sich Mühe zu geben, der lauten und erregten Unterhaltung zu folgen, welche von zwei seiner Tischgenossen, Männem in Handwerkerkleidung, geführt wurde. Der vierte am Tische hörte ebenfalls aufmerksam zn, aber auf seinem Gesicht lag Hohn und Zweifel. Er war ein Pole und sprach nur mangelhaft deutsch. „Ick sage dir, Kamerad, bei Jorze war et doch am schlimmsten, wer det mitjemacht hat, der braucht weiter nischt mit- emacht zu haben. Wie die Schneeflocken fielen >ie Jranaten un Schrapnell« uff uns nieder. Jewehrkugeln achteten wir jar nich mehr. Un ck un mein Hauptmann immer mitten mang. Ick seh' ihn noch, wie er so mit'n ausgestreckten Arm un seinen Dejen uff die Franzosen zeigte un denn weiter nischt sagte als: „Druff, Kinder! Nu zeigt, det ihr Ber- jiner seid!" — Es trat eine augenblickliche Pause ein. Der Redner trank seinen Schnaps aus, dann schüttelte er sich, vielleicht vom Schnaps, vielleicht von der Erinnerung an das Gräßliche, was er erlebt, vielleicht auS beiden Ursachen. Der Droschkenkutscher sah sich müde und schwerfällig um und stieß dann im tiefsten Baß die Worte hervor: „Jawohl, als der Tod auS den Kanonen zitterte, wir waren auch dabei!" — „Js sich der Herr Hauptmann denn nicht totgeschossen?" fragte der Pole. — „Dummer Polak, waS fragte er danach? Neun Schuß hat er zujleich jekriegt, davon drei durch den Kopp!" — „Nu laß mir aber mal erzählen, wie et in wegen gemeinschafüicher Körperverletzung zu je 20 Mk. Leldstryfe verurteilte. Bei ihr« «er- nehmuna kau» zur Sprach«, daß kemer von ihnen Soldat gewesen war. Hamburg. An sozialdemokratischer Gast wirt war von der «militärischen Kameradschaft von 1881" in Hambura wegen sein« Partei angehörigkeit ausgeschlossen worden. Da« Land gericht in Hamburg hat al» Berufungsinstanz den Milttärverein verurteilt, -den Gastwirt wieder al» Mitglied aufzunehmen. In d« Begründung heißt e», e» könne eme entehrende Handlungs weise, die laut Statuten den Ausschluß herbei führen könne, in der Zugehörigkeit zu einer -war radikalen, ab« öffentlich anerkannten Partei nicht «blickt werden. Tilsit. In dem von Stöcker angestrengten Prozeß wurde vom Schöffengericht Rechtsanwalt Äedem wegen öffentlicher Beleidigung zu 15 Mk. verurteilt. Wegen deS Redakteurs Epstein beschloß d« Gerichtshof die Akten dem zuständigen Militärgerichte in Königsberg zu überweisen. Wie«. Im vergangenen Monat machte die Sängerin Maria Höllrigl in Me« dtt Anzeige, daß ihr auf d« Bahn ein Soff«, enthaltend Kleid« im Werte von 500 Gulden und Schmuck gegenstände i« Werte von 2b 000 Gulden, ab handen gekommen seien. Der erwähnt« Soffer wurde nun in München aufaefunden und nach Salzburg gebracht. Dies« Tage fand in Lin kte kommisfionelle Eröffnung desselben in Gegen wart deS PolizeikommtflarS Sperl, im Beisein de» bayrischen BahninspektorS Bernau« und de» bayrischen Ob«-Expeditor» Hayl« statt. In demselben wurden nebst einigen Kleidnn und Toilette-Gegenständen in einem Papierköfferchen allerdings auch verschiedene Schmuckgegenstände vorgefunden, dieselben wurden aber von dem um die Bewertung ersuchten Juwelier, mit Aus nahme ein« Brosche, welche derselbe auf 200 Gulden schätzte, durchweg als unecht erklärt und al» sog. Theaterschmuck bezeichnet. Prag. AuS Karthau» kommt eine Mel dung, die geeignet ist, in dem Schicksal eine» fest mehr al» neunzehn Jahre in Kerkerhaft sitzenden ManneS eine entscheidende Wendung Herbeizuführen. Der in Rede stehende Sträf ling, Joseph Mayer mit Namen, wurde im Jahre 1877 vom Schwurgericht Korneuburg wegen Mordes zum Tode durch den Strang verurteilt, die Strafe jedoch durch kaiserliche Be gnadigung in lebenslänglichen Kerker umge wandelt. Seither beteuerte er unausgesetzt seine Schuldlosigkeit. Alle Schritte sein« Angehörigen, eine Begnadigung od« die Wiederaufnahme oeS Verfahrens zu erwirken, waren jedoch bisher vergebens. Wie nunmehr mityeteilt wird, kam vor einigen Tagen dem KrerSgericht Korneu burg ein Schreiben auS New Aork zu, in dem d« Schreiber und Absender bekennt, daß er im April 1877 denjenigen Raubmord be gangen hat, wegen dessen Mayer damals zum Tode verurteilt wurde. Dieses überraschende Schreiben wurde vom bezeichneten Gerichte der Strafanstalt Karthau» mit der Weisung zuge sandt, Mayer vorführen zu lassen und ihm den Worüaut deS Briefes bekanntzugeben. Dies ist auch bereit» geschehen und der Inhalt dieses Briefes hat begreiflicherweise in dem Aermsten neue Hoffnungen wachgerufen, die sich in einem Schreiben wiederspicgeln, das Mayer mit Ge nehmigung der Strafhaus - Direktion seinem Bruder in Wien zukommen ließ. Paris. Von den Dienstag bei dem großen Menschenandrang vorgekommenen Unfällen ver liefen drei tödlich. Unter den drei Toten be findet sich der Rentier Marsane, der durch den Hufschlag eines KürasfierpferdeS getötet, und ein Lampenanzünder, der bei der Vorbereitung der Illumination auf dem Gitter des Tuilerien- gartens aufgespießt wurde. — Lesseps' zweiter Sohn Viktor hat sich durch Hinabstürzen vom vierten Stockwetk seines Hauses getötet. Lyon. Die Ermordung eines friedlichen Landmannes durch einen Soldaten macht hier viel von sich reden. Auf dem Rückweg von einer Uebung kam eine Abteilung des 157. Linienregiments durch die nahe Gemeinde Caluire. An« der Soldaten trat aus und setzte sich auf einen Stein, wo er von einem in der Nähe wohnenden Bau« namens Maisonneuve bemerk wurde. Da dieser den Nachplänkler für krank hielt, nahm er ihn mit nach Hause, um ihn zu bewirten. Dort aber benahm sich der Soldat gegen die Tochter Maisonneuves so unanständig, daß dieser ihm die Thür wies. Erbost hierüber zog der Soldat sein Seiten gewehr und versetzte dem 64jLhriaen Bauer drei Stiche. JnS Herz getroffen, sank der alte Bau« tot nieder. Nachbarn hielten den Mörder fest. Er ist geständig und behauptet, „der Teufel habe ihn zu der Thal getrieben". London. Die Witwe von Charles Darwin ist hochbetagt gestorben. Sie hatte sich mit dem vielgenannten Naturforscher, dessen Koufine fie übrigens auch war, vor 57 Jahren vermählt. Belgrad. In Belgrad fuhr ein mit zwei Pferden bespannt« Fiaker zufällig über einen zur Ade gefallenen Leitungsdraht der elektrischen Beleuchtung. Die Wirkung war eine unerwartet ' starke. Beide Pferde brachen augenblicklich zu sammen, der Wagen wurde zertrümmert und sehen; es war allen übenaschend, wie schön die Prinzeß erschien. In der Orangerie war an langen Tafeln gedeck. Selbstverständlich hatte man die Plätze nach den Regeln der Etikette belegt, und erst als bemerkt wurde, daß der Geheime Rat von Truhn nicht «schienen war, konnte zu Gunsten deS Rittmeisters üb« den Platz verfügt werden. Die junge Welt nahm ihre Plätze ein; Trautmann sah sich neben Ulla, und, was « noch vor wenigen Tagen für unmöglich gehalten hatte, « blickte mit Gleichmut auf Fides und Oskar von Truhn. Zum ersten Male sah er heute seinen jungen Freund, dm Magistratsbeamten, Wied«, der tzm schnell «zählte, daß er eine Reise gemacht habe, und der ein junges, schüchterne» Mädchen zu Tisch führte, das Trautmann bisher nie unter den Damen von Tristleben erblickt hatte. „Wer ist fie?" fragte «, da er Ma ihr zu nicken sah. „Die Gesellschafterin der alten Gräfin auf Rheustein, Fräulein Margot Delbera. Sie haben doch sich« von d« Gräfin gehört?" „Winzcek «zählte mir, sie habe im Schlosse eine Freistatt bis an den Tod; « wollte mich auch zu ihr führen, aber fie lag an dem Tage dank im Bett." „Gehen Sie jedenfalls zu ihr. fie ist die anziehendste alte Dame, die man finden kann." „Und wer erhält fie?" „Der jetzige Besitzer von Rheustein sehr bitter für die alte Frau sein." „Klagt fie darüb«?" „O, nein! Sie ist dankbar und ich glaube. der Schlacht bet Lehmann» herjina," Hub dn vierte an. Er wurde aber jäh durch den Polen unterbrochen, d« auf den Tisch schlug und aut- rief: „WaS? Lehmann? JS sich ja alle» Schwindel, i» sich ja alles gelogen! Wenn ich auch dumm« Polak, habe doch Schule gelernt, heißt sich „le Man»" un nicht „Lehmann." I» sich alles gelogen!" Die anderen drei sahen ihn überrascht an. Die bisherige Harmonie schien einen Riß zu bekommen. Bou den beiden „Kriegskameraden" fielen recht un freundliche Worte, d« eine drohte sogar mit einer Backpfeife, daß d« Polak in keinen Sarg mehr hineinpaflen sollte. Die Wogen bemhigten sich ab« wird«, und d« Unterbrochene nahm den Faden sein« Erzäh lung wird« auf: „Ja wat ick sagen wollte, ick habe in'n Feldzug ooch dolle Sachen mitjemacht, un wenn man sich det nach Jahren so ieberlegt, sollte man det kaum for möglich haken —" — „Al? dn Tod au» den Kanonen »itterte. wir find auch dabei gewesen!" — „Halt deine Volks- kieche, Willem, un fall mir nich immer mang die Rede. Du bist ieberhaupt keen Soldat je- wesen oder hast bloß bei die rettende JebirgS- Marine jestanden. Also, wat ick sagen wollte, bei LehmannS — ick rede deutsch un brauche nich französisch od« polnisch zu reden, objleich ick kann — bei Lehmanns waren wir mal eene Zeitlang eklich in't Jedränge. Hier, wo ick den Fing« halte, standen wir Branden- burjer, hier un hier standen Franzosen, lauter Jarde, denn fie wußten, de fie Berliner vor sich hatten, und hier stand französische Artillerie, beinahe so dichte bei, det wir in die Kanonenlänfe rinkieken konnten." „AIS der Tod aus den —" — „Willem, laß det sind und störe unS nicht" Der Kriegskamerad holte seine Brille hervor und betrachtete den Schlachtvlan, den der Erzähler mit Hilfe deS übergegossenen Schnapses und seines Zeigefingers auf den Tisch gezeichnet, mit kritischem Blick. „Det könnte stimmen," meinte er dann, „aber standen hi« nich TurkoS un Zuaven?" — „Ja, da kannste recht haben. Also da rief ooch unser Hauptmann: „Kinder," rief «, „wollt ihr euch erjeben?" — „I wo, sagten wir alle, nich in de Handl Denn lieber dot!" — „Das habe ich von euch erwartet, denn mir nach l" Un nu wir mitten durch die Franzosen durch, un wenn ooch viele in't Iras beißen mußten, die übrijen kamen doch durch. Un ick riß im Vorbeijchen noch eenem Franzosen die Standarte aus de Hand, wofor ick cijentlich det Eiserne Kreiz kriejen sollte, aber een anderer hat et denn jekriegt." — „Js sich doch alles erlogener Schwindel!" meinte der Pole. — Nun war der erste Azähler wieder dran: „Weeste, wenn ick daran noch denke, vor Paris waren det ooch manchmal harte Dage. Ick lebte ja mit meinem Hauptmann, von den ick dir vorher erzählte, wie'n mar Brüder. Anmal steh ick uff Vorposten bei ufzehn Jrad Kälte, als er bei mir revidieren kommt und sagt: „Juten Abend, Karl!" „Juten Abend, Herr Hauptmann," sage ick, „haben Se nich een Stickchen Kautobak bei ich?" — Wieder riß dem Polen die Geduld. A sprang vom Tische auf und schrie unter heftigen Handbewegungen: „Alle beide große Lügner, alles Schwindel, alles Mumpatz! Wenn ich auch nur dummer Polak, doch nicht so dumm l Vorhin gesagt, daß Hauptmann drei Schuß in Kopf gekriegt, und nun vor Paris? Alles Schwindel. — Der Droschenkutscher, der etwas eingenickt war, hob den Kopf in die Höhe und deklamierte mit Grabesstimme: „Der Tod steht auf, Verläßt sein Grab Vergießt seine Thränen Und stirbt wieder ab." Anders die beiden „Krieg«". Sie wollten fick die Beleidigungen von dem „dummen Polaken" nicht gefallen lassen, sondern fielen gleichzeitig über ihn her und bearbeiteten ihn mit den Fäusten. Aber sie, die solche Heldenthaten im Kriege auSgeführt, wären wahrscheinlich gegen den einen Polaken unterlegen, wenn der Wirt die Kämpfenden nicht getrennt hätte. Der Pole hatte sich tapfer gewehrt, seine Gegner bluteten beide auS Nase und Mund. Die Geschichte erhielt noch ein kleines Nachspiel vor dem Schöffengericht, das die beiden Kriegskameraden
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