Suche löschen...
Auerthal-Zeitung : 17.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189703178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-17
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 17.03.1897
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dmitschlemd. "In G«enwatt de» Kaiserpaare» fand in der Kapelle de» Berliner Schlöffe» am Sonntag die Einsegnung de» Prinzen Fried« rich Wt»lh «l», jüngsten Sohne» de» Priu? Regenten von Braunschweig, statt. * Am Freitag fand beim Kaiser anläßlich de» Geburtstage» de» Prinz«Regenten Luitpold von Bayern eine grbßere FrühstückStafel statt. * Zur Hundertjahrfeier werden al» Vertreter befreundeter Mächte nach Berlin kommen: der Kronprinz von Rumänien, der Graf von Flandern, der Kronprinz von Schweden und Norwegen, der Herzog von Connaught, sowie ein besonderer Botschafter der Königin der Niederlande. Ebenso werden aus Oesterreich, Italien und Rußland Prinzen er wartet. Bon den deutschen Fürstlichketten wird die große Mehrheit erwartet, obenan der Prinz- Regent von Bayern, die Könige von Württem berg und Sachsen, die Großherzoge von Baden und Sachsen-Weimar. Dagegen dürsten der Großherzoa von Oldenburg, der noch jüngst auS Anlaß de» KaisersgeburtStagS in Berlin war, und die Herzoge von Sachsen-Meiningen und von Sachsen-Koburg-Gotha bei der Berliner Feier fehlen. Ebenso ist Fürst Bismarck ver hindert, nach Berlin zu kommen. * AuS BundeSratSkreisen verlautet jetzt immer bestimmter, daß die Absicht besteht, dieReichS- tagssession noch vor Ostern zu schließen, sobald der Etat festgestellt und das Handelsgesetzbuch angenommen ist. "Der Seniorenkonvent des ReichS- darunter SV Entgleisungen (11 infolge von Schneeverwehungen) und 30 Zusammenstöße (8 auf freier Bahn). Getötet wurden hierbei 42 Bahnbeamte und 5 Reisende, verletzt 127 beyv. 13. Oefiterreich-Ungar». * In Wien wird behauptet, Lueger werde in den nächsten Wochen an StrobachS Stelle Bürgermeister wecken und die Bestäti gung erhallen. "Bon Mada^a?kaist die Königin Ravonarola nach der Insel Röunion abae- reist, wohin sieverbanntist. Zuerst wurde die Richtigkeit dieser Meldung bestritten, aber ein Telegramm de» Generals Gallieni bestätigt, daß die Königin von Madagaskar nach der Jniel Röunion verbannt worden ist. Die Adels-Kaste und die Führer von Banden beharren indes dabei, sich de» Namen» der Königin Wetter zu bedienen, um die Bevölkerung aufzureizen. In Tananarivo isteineingeborenerGeneralgouverneur eingesetzt worden. Der Palast der Königin ist zur Benutzung für französische Schulen bestimmt worden. England. *Au» den neueren Beweisaufnahmen vor dem Untersuchungsausschüsse geht hervor, daß Rhode» mit einer bewaffneten Erhebung in Johannesburg einverstanden ge wesen und nur den Zeitpunkt de» Jame- sonschen Einfall» al» verfrüht angesehen hat. Für die moralische Mitschuld an dem völkerrechtswidrigen Vorgehen gegen die Trans vaalregierung ist eine solche Ausrede natürlich völlig ohne Belang. Und RhodeS war Premier minister der Kapkolonie i tag» trat am Freitag wieder zur Beratung der Geschäftslage zusammen. Man hofft, daß die Budgetkommisfion in den nächsten Tagen mit den Etatberatungen fettig sein wird, so daß die zweite Beratung des Marineetats in den letzten Tagen der Woche erledigt werden kann. Wegen der Jahrhundertfeier wird die Sitzung an den zwei oder drei ersten Tagen der folgenden Woche ausfallen und eS soll dann die dritte Lesung des Etats vorgenom men werden, den man unter allen Umständen noch bis zum 1. k. fettigstellen will, um ein Etatnotgesetz zu vermeiden. Vor Ostern soll dann noch die Novelle zum Invaliditäts gesetz in erster Lesung beraten werden. Die Frage des SesfionSschlusseS wurde nicht in Er örterung gezogen. * Der Reichskanzler hat dem Reichstag den Entwurf eines Gesetzes über dasAuswande - rungswesen zugehen lassen. Ein solcher hatte der Volksvertretung bereits im Jahre 1892 vorgelegen, war aber gar nicht zur Be ratung gelangt, weil von vornherein gewisse polizeiliche Bestimmungen dann Widerspruch er regten. Der neue Entwurf ist, wie die bei gegebene Begründung sagt, unter thunlicher Berücksichtigung der in der Oeffentlichkeit damals hervorgetretenen Wünsche abgefaßt. "Betreffs des Gesetzentwurfs über die Organisation des Handwerks be richten die ,Berl. Pol. Nachr/, daß der Bundes- rat ihn in der jetzigen Fassung einstimmig angenommen habe. „Dabei haben aber eine Reite von Bundesregierungen ihre Zustimmung ausdrücklich an die Voraussetzung geknüpft, daß damit die äußer st e Grenze gezogen ist, bis zu der den Wünschen der innungsmäßig organisierten Handwerker cntgegengekommen wer den kann, und daß insbesondere der Wunsch auf allgemeine Einführung des Befähi gungsnachweises als Bedingung für die Zulassung des Gewerbes entschieden ab gelehnt werde." "Wie versickert wird, soll, abgesehen von der Anfrage wegen der Ausführung des Börsengesetzes, die man von konser vativer Seite an den Handelsminister bei der Beratung seines Etats im preuß. Abgeordneten bause richten will, nun doch eine Interpellation in dieser Angelegenheit im Reichstage ein gebracht werden. * Im Monat Januar kamen auf deut schen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — 28ö Betriebsunfälle vor, Jtalte«. "In Italien kühlt sich, entsprechend der sanguinischen Unberechenbarkeit romanischer Stämme, die Begeisterung für die hellenischen Brüder weiter ab, so daß die Komitees in Mai land, Rom und Palermo beschlossen, die A b - sendung von Freiwilligen nach Kreta einzustellen. Die VolkSanschauung nähert sich somit dem Standpunkt der Regierung. Dänemark. * In Dänemark ist abermals ein Konflikt ausgebrochen, indem die Regierung erklärte, mit dem von der Mehrheit der Volksvertretung ge nehmigten Etat die Staatsverwaltung nicht führen zu können. Spanien. "Eine statistische Uebersicht über die fett Ausbruch der Aufstände auf Cuba und den Philippinen nach diesen Kolonien ent sendeten Streitkräfte hat das Ministerium kürzlich veröffentlicht. Nach derselben wurden geschickt nach: 1) Cuba, 40 Generale, 664 StabS-, 6185 Subalteroffizicre nebst 179174 Unteroffizieren und Mannschaften. 2) Puerto Rico: 3 Generale, 25 Stabs-, 178 Subaltern offiziere und 4507 Unteroffiziere und Mann schaften. 3) Den Philippinen: 6 Generale, 84 Stabs-, 684 Subaltern offiziell und 25 049 Unteroffiziere und Mannschaften. Im ganzen also 49 Generale, 773 Stabs-, 7047 Sub alternoffiziere und 208 730 Unteroffiziere und Mannschaften. Rußland. * Der Zar hat dem Fürsten vonMonte - negro em Kanonenboot geschenkt, welches demnächst nach Antivari abgehen wird. Nach der Dieinung österreichischer Blätter würde dies Geschenk eine Verletzung des Berliner Ver trages und eine Beeinträchtigung österreichischer ! Rechte sein, well es Montenegro ausdrücklich untersagt sei, eine „Kriegsmarine" zu halten. Man glaubt deshalb» daß es sich nicht um ein Kanonenboot, sondern um eine Jacht für den Fürsten von Montenegro handelt. Balkanstaaten. * Die Mächte haben einstimmig beschlossen, die griechische Note nicht zn beant worten und tun Acmiralcn den Befehl zu erteilen, unrerzüzlich zur Blockade der Häfen aus Kreta zu schreiten. "Von Kreta laufen die Nachrichten spär lich ein. Ausserhalb Kandias finde» täglich Ge fechte zwischen Baschibozuks und Insurgenten statt, veil'erstere wegen Futtermangel die fest gesetzte Zernierung»linte überschreiten »sollten. Afrika. "Die in Abesstnien in Freiheit gesetzten italienischen Gefangettensetzen, nach den neuesten Nachrichten von Major Albettone, ihren Marsch fort. Albettone selbst hofft mit den letzten Offizieren und 300 Soldaten von Adi» Abeba gegen den 15. März aufzubrechen und will dort nur zwei Offiziere znrücklassen, welche die zu spät Gekommenen sammeln sollen. König Menelik hat durch öffentliche Bekannt machung angeordnet, daß die zerstreuten Italiener schleunigst nach Adi» Abeba gebracht werden; Zuwiderhandelnde sollen mit Konfiskation ihrer Güter und mit Verlust einer Hand und eine» Fuße» bestraft werden. Aste«. "Da» japanische Repräsentantenhaus nahm da» Gesetz über die Einführung der Goldwährung an. Deutscher Reichstag. Am 12. d. erledigt da» Hau» ohne Debatte in dritter Beratung die Uebersicht der Reichsaus gaben und -Einnahmen für das Etatsjahr 1895 96 nach dm Anträgm der Rechnung»»Kom mission. Der folgende Gegenstand der Tagesordnung, erste Beratung de» Gesetzentwurfs betr. di« Vor arbeiten für die Errichtung einer Gedenkhalle zu Ehrm der im Feldzuge 1870/71 gefallenen oder schwer verwundeten Krieger, wird auf kürzere Zeit zurückgestellt, weil, wie der Präsident mitteilt, ihm ein dahingehender Wunsch nahegelegt worden sei. Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurf» wegen der Verwendung überschüssiger Reichseinnahmen aus dem EtatSjahr 1897/98 (ReichSschuldentilgnngSgrsetz). Die Vorlage hat in der Kommission verschiedene Abänderungm erfahren. Als 8 1 ist die Bestimmung neu eingefügt wor den, daß unter Abänderung des vorjährigen Schul- dentilgungSgesetzeS das Reich von den Mehrüber weisungen au» dem Jahre 1896/97 nicht die Hälfte, sondern 50 Mill. Mik. zur Schuldentilgung zurück behalten soll. 8 2 bestimmt, daß von den Mehrüberweisungen des JabreS 1897/98 das Reich drei Vierteile (statt der Hälfte, wie die Vorlage will), zur Schulden tilgung eiubehalten soll. Nach § 8 soll, wenn im EtatSjahre 1899/1900 die Matrikularbciträge da» Etatssoll der Ueber- weisungen um mehr als dm Betrag der für 1897/98 den Einzelstaatrn verbliebenen Mehrüberwcisungen übersteigen, zur Deckung dieses Mehrbetrages zu nächst der vom Reiche für 1897,98 einbehalieue Be trag verwendet werden. Jedoch ist von dieser Be stimmung nur in dem Matze Gebrauch zu machen, als der Bedarfsbetrag nicht durch Mehrerträgc bei den UeberweisungSsteuern Deckung findet. Berichterstatter Abg. Lieber berichtet über die Verhandlungen der Kommission. Reichs'chatzsekretär Grat v. Posadowskn er klärt, er habe begründete Aussicht, dast die verbün deten Regierungen den Gesetzentwurf in der Jorui, den er in der Kommission erhalten, annehmen wurden. Der Gesetzentwurf wird nach kurzer Debatte un verändert nach den Kommisfionsbeschlüssen ange- n ommen. Hierauf wird die zweite Beratung des Reichs- haushaltSetatS für 1897,98 fortgesetzt und zwar beim Etat der Zölle und Verbrauchs steuern. Der Titel „Zölle und Tabakssteuer" werden ohne Debatte erledigt. «ei der „Zuckersteuer" (81 Mill. Mk.) führt Abg. Schultz- Lnvitz (freikons.) Beschwerde über die grohm Ungerechtigkeiten, die das bestehende Zuckersteuergesetz im Gefolge habe, und zwar durch seine Bestimmungen über die Kontingentierung. Neue Fabriken, von bäuerlichen Genotsenschaften gegründet, hätten ganz abnorm hohe Betriebssteuer zu zahlen. ReichsschayamtSsekretär Gras v. Posadowsky entgegnet, die Zuständigkeit für die Kontingentierung liege bei den Einzclregierungen: an diese seien die Beschwerden zu richten. Die Frage, ob die Kon tingentierung entsprechend den Absichten des Gesetzes durchgeführt werde, sei fortgesetzt Gegenstand der Aufmerksamkeit der Regierung. Abg. v. Staub» (kons.) beschwert sich über die Ausführung der Kontingentierung, bei der die grotzcn Zuckerfabriken begünstigt werden, und be dauert, dast man seiner im vorigen Jahre gegebenen Anregung nicht gefolgt und einen besonderen Gc- richtshos für KontingentierungS - Streitigkeiten ge- i schaffen habe. Schaysekretär Gras Posadowskh weist aus ' die großen Schwierigkeiten tzin, Sie einer richtigen Abschätzung der Kontingent« entaeaenständen. Land- wirtschaftlich« Sachvrrständigr würden schon jrtzt zn- Paasch« (nat-lib.) schlicht sich den AuS- sührungrn de» Abg. v. Staudy nu wesentlichen an, ebenso Abg. Riis icke (wild), der außerdem für all- gemeine Aufhebung d«r Zuckerprämten eintritt. Schatzsekretär Gras Posadowitky erwidert, daß die internationalen Verhandlungen üb«r die Abschaffung der Zuckerprämien noch schwebten. Die Regierung würde dir internattonal« Abschaffung der Prämien freudig begrüßen. Die dann ersparten Beträge für die Prämien könnten zur Ermäßigung der Steuer verwendet werden. Abg. Barth (frs. Bgg ): Unsen ganze Zucker- sieuergrsetzgebung nütz« eigentlich nur den Kon sumenten im Auslande, dir aus Kosten der deutschen Steuerzahler billigen Zucker genietzen könnten. Auch seine Pattei sei für rasche Beseitigung der Zucker- Prämien und für eine Revision der gesetzlichen Be stimmungen über die Kontingentierung. Der Titel wird bewilligt, ebenso ohne Debatte der Titel „Sal,steuer". Beim Titel „Branntweinsteuer" teilt Abg. Paasche (nat.-lib.) mit, daß neuerding» eine neue brauchbare SpirituSglühlichtlampe ohne Glühstrumpf erfunden worden sei. Man möge den Erfinder au» Reichsmitteln unterstützen, damit er seine Erfindung im Interesse der Landwirtschaft auSbeuten könne. Die Ueberschüssr au» der Brannt weinsteuer könnten dazu verwendet werden. Abg. Richter (frs. Bp.) warnt vor dieser neuen „Liebesgabe". Abg. v. Kardorsf (freikons.) konstatiert, daß Richter in Wort und Schrift gegen alle» Stellung nehme, wa» der Landwirtschaft zu nützen geeiguct sei. Eine gute SpirituSglühlichtlampe würde für die Kartoffelbau treibenden Landstriche einen außer ordentlichen Fortschritt bedeuten. Abg. Paasche teilt mit, daß der Erfinder der neuen Lampe ein Patent erstrebe, wahrscheinlich aber nicht erhalten könne. Es handle sich um einen Zusatz zum Spiritus und um eine Lampe, die recht wohl die Lampe des armen Mannes werden könnte. Abg. Richter protestiert dagegen, daß au» RcichSmitteln eine angebliche Erfindung unterstützt werde, die eventuell nur einigen Produzenten zu gute kommen werde. Mit dem Wachstum der Be völkerung vermehre sich auch der Kartoffelbau. Der Titel wird bewilligt und daraus die Be ratung des Etats abgebrochen. Das Haus wendet sich nun zu der vorher zurück gestellten ersten Beratung des Entwurfes zur Er richtung einer Gedenkhalle. Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Ich weiß wohl, daß man dieser Vorlage gegenüber zwei Standpunkte einnehmen kann, den praktischen und den idealen. Aus den ersteren einzugchen, kann nicht meine Aufgabe sein, dagegen erlaube ich mir, darauf hinzuwcisen, wie es gerade in diesen Tagen de« Gedächtnisses für den Hcldcnkaiser Wilhelm sich ziemen muß, neben ihm auch des ein ¬ fachen Mannes zu gedenken, de» Soldaten, der im Kampfe ihm treu und furchllos zur Seite gestanden. Wenden Sie Ihre Blicke zurück zu den Tagen von 1870/71. Wie dankbar sind wir damals unseren Kriegern gewesen, mit welcher Bewnnderung haben wir auf ihre Thatcn geblickt. Ihnen gebührt ebenfalls ein glänzendes Zeichen unserer Anerkennung vor den Augen der Nachwelt. Ich bitte Sie um Annahme des Entwurfs. Abg. Bachem beantragt Ueberweisung der Vor lage an die Budget-Kommission Abg. Singer (soz.) erklärt sich gegen diesen Antrag. Seine Partei werde die Vorlage a limin.» abweisen, denn sie könne mit dieser Form der An erkennung nicht einverstanden sein. Nachdem die Abgg. Frhr. ». Stumm, Schneider, Beckh, Speiser, Liebermann v. Sonnenberg und Gras Oriola auf das Wort verzichtet, wird die Vorlage an die Budget-Kommission verwiesen. Unter allgemeiner llnansmcrifamleit des Haases wird sodann noch der Rest des Etats der Zölle und Verbrauchsabgaben, sowie die Etats dcrStempelabgabcn, de» Bankwesens und der restierende Titel vom Etat der Eisen bahnen und der Heeresverwaltung dcbattelo» ge nehmigt. — Nächste Sitzung: Montag. pr»«ytsch»r Kan»»«,. Am Freitag wurden im Abgeordnetenhause bei Fortsetzung der Beratung des Eisenbahnetats die Einnahmen erledigt. Ein Antrag Rickert betr. Auf besserung der Lage der technischen Eisenbahnbeamten wurde abgelehnt. Die Beratung de» Eisenbahnetats wurde am 13. d. im Abgeordnetenhause fortgesetzt. Zunächst wurde längere Zeit über die Besserstellung einzelner Klassen der Unterbeamten debattiert. Diese Wünsche erfuhren aber sämtlich von feiten der Regierung eine , ablehnende Antwort. Auch bas Verlange» auf feste Anstellnng der weiblichen Beamten bei der Eisenbahn verwaltung wurde abschlägig beschieden. Leidenschaft und Liebe. Roman von C. Be 1 mar. tSoriiqun«.) „Ich mische mich nicht in eure Angelegen heiten," meinte Frau Wellendorf achselzuckend, „ich wollte dich nur warnen, da» Mädchen wird keine Künstlerin, darauf gebe ich dir mein Wort." „Aber um Himmelswillen, warum denn nicht! Melitta besitzt Talent, Fleiß und auch Ausdauer, warum sollte sie da keine Künstlerin werden?" „Weil sie viel von dem besitzt, was Ihr Gefühl und Herz nennt; sie urteilt nie mit dem Verstände, sondem immer nur mit dem Herzen. Sie läßt sich widerstandslos von dem ersten Im pulse fortreiben, ohne zu überlegen, ohne nach zudenken. Al» wir noch in der Residenz lebten, habe ich viel mit Künstlern verkehrt und ich habe stet» gefunden, daß sie wohl Phantasie, viel Lebenslust, aber wenig Her- besaßen. Sie alle nahmen da» Leben von dessen schönster Sette und hatten nur da» eine Ziel vpr Augen, groß und berühmt zu werden, alle» andere blick ihnen Nebensache. Wohl gab e» auch Schwärmer unter ihnen, welche sogenannter tiefer Empfindung fähig waren, sie find verkommen und bald vom Schauplatze de» Leben» ver schwunden. Nehmen wir an, Melitta mit ihrem heißen Heyen, mit ihrem so empfänglichen Gemüt findet jemand, den sie liebt, der ihre Liebe erwidert — Kunst, Beruf, Talent und wie alle diese schönen Dinge heißen mögen, werden mit einem Male nicht mehr i für sie da sein; mit dem ganzen wilden Unge stüm ihres Naturell» wird sie sich der neuen Leidenschaft hingeben, ohne mehr daran zu denken, ihr Ziel zu erreichen. Du weißt, wa» ich von diesen Naturen denke; Leute, die sich nur von ihrem Gefühle leiten lasten, besaßen niemals meine Sympathie, ich habe stet» die jenigen vorgezogen, die der Vernunft, dem prak tischen Verstände die erste Stimme einräumten, dämm habe ich e» auch Konrad niemals ver zeihen können, daß er Minna» Hand ausschlug, jetzt könnte er ein reicher, angesehener Mann sein." „Ich bitte dich, laß e» genug sein von allen diesen Dingen," unterbrach sie OSkar rasch, „wir haben jeder unsere eigenen Ansichten über diesen Punkt. Wozu denn immer wieder die Vergan genheit heraufbeschwören! „Du hast recht," sagte die Rätin sarkastisch, „um so mehr, al» die Dinge sich jetzt nicht mehr ändern lasten; der Besitz de» Lindenhofe» wird wohl nie etwa» andere» für un» sein, al» eine schöne Hoffnung, die nie in Erfüllung geht." Ein tiefer Seufzer hob OSkar» Brust. „Lasten wir da»," sagte er resigniert. Melitta kehrte wieder nach der Residenz zu ihren Studien zurück; allein mit der früheren angenehmen Lebensweise war e» nun vorbei. Der Präsident war durch den Tod deS ein zigen Kindes in Trübsinn verfallen und ließ Konrad keinen Augenblick von seiner Sette. Der nun gänzlich alleinstehende Mann nahm den jungen Wellendorf an Sohnes Statt an und drang so lange mit Bitten in Konrad, bis dieser sich entschloß, seine Profefforftelle nieder zulegen, um sich so ganz seinem väterlichen Freunde widmen zu können. ES war ein schweres Opfer, welches Konrad da dem alten, vielgeprüften Manne brachte, denn seine bisherige Stellung war ihm lieb und wett gewesen und seinen bescheidenen Bedürfnissen hatten seine Einnahmen vollkommen genügt. Konrad war einer derjenigen, die wenig Wett auf Geld und Gut legen; der Umstand, daß ihn der Präsident sofort zum Erben seines nicht unbedeutenden Vermögens einsetzte, konnte für ihn in dieser Sache keinen AuSschlag geben. Im Gegenteil, gerade deshalb zögerte er länger mit seiner Entscheidung, als er sonst ge- than haben würde, allein die unendliche Dank barkeit und eine innige Zuneigung zu dem alten unglücklichen Manne bewogen ihn schließlich doch, nachzugeben und den Vorschlag deS Prä sidenten anzunehmen. Die Aerzte hatten Herrn Wallrodt al» da» einzige Mittel zur Verscheuchung seine» Trüb sinns wette Reisen angeraten und den Präsi denten selbst drängte es, den Ott zu verlassen, an welchem er das Teuerste verloren, da» ihm nach so vielen schmerzlichen Verlusten noch übrig geblieben war. Konrad ging selbstverständlich mit, so blieb denn Melitta allein in der Residenz zurück. Da» junge Mädchen weinte im stillen dem fernen Jugendfreunde die bittersten Thränen nach. Sie hing an Konrad mit der ganzen schwärmerischen Innigkeit eines neunzehnjährigen, unerfahrenen Herzen», sie liebte ihn, wie man eben in diesem Alter lieben kann, mit i in derselben sonst, al» ob e» hinan» gewesen zend an seinem rrlich ermahnen- Licke! danach em pfunden, ein Wort heißer, stürmischer Zärtlichkeit von ihm zu vernehmen, sie war mit seiner bisherigen Art und Weise vollkammen zufrieden einer schüchternen, idealen Liebe, ohne einen anderen Wunsch, ein anderes Sehnen zu kennen, als den Geliebten täglich sHen und sprechen zu dürfen. , In ihrer Naivität nahm sie Konrads brüder liche Liebe und seine Sorge für ihr Wohl al» eine Folge derselben an. ' So lange sie denken konnte, war er allein derjenige gewesen, zu dem sie das meiste Ver trauen hatte, dem sie ungescheuk alle ihre kleinen Leiden und Freuden sagte. , Sie hatte nie gefragt, warum das Wort „Licke" ihr gegenüber niemals über seine Lippen kam, sie wagte es ja selbst kaum, ihren stillen Träumen an ihn von Liebe ßu sprechen, aber sie liebte ihn, sie fühlte eS, er/ war für sie der edelste, der beste der Menschen,! der Mann ohne Fehl und ohne Tadel, zu welchem sie empor sah gleich zu einem Gotte; ihy sehen, mit ihm täglich verkehren zu dürfen, hätte ihr ganzes Glück ausgemacht, und nun? - Er war von ihr gegang, ruhigen, freundlichen Weise wie nicht eine Trennung für Jahre wäre, und während sie schluä Halse hing, hatte er ihr in väi , , dem Tone Lehren etteitt, wie fit fleißig studieren und der Fran Walther gehorche« solle — Lehren, Ermahnungen, kalte Redensatte» — alles mög liche, nur kein einzige» Wort vi Nie hatte sie ein Verlang, U....... ' " . ' ' von ihm zu vernehmen, sie bisherigen Art und Weise VE und glücklich gewesen: jetzt aberUechzte sie nach
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder