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Auerthal-Zeitung : 28.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189904284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18990428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18990428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-28
- Monat1899-04
- Jahr1899
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 28.04.1899
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VolMfchr Kundscha«. Deutschland. sin Heinrich hat am 22.d. tdampferS „Prinz Heinrich- von * Der Kaiser wird am Freitag, von Karlsruhe kommend, dem schwedischen SüntgSpaar in Wiesbaden einen Besuch abstatten. (König OSkar weilt dort seiner Kur wegen.) * Die Kaiserin war -um Besuche ihres Bruders, des Herzogs Ernst Günther von Schleswig-Holstein, auf dessen Schloß Prim- kenau einaetroffen, von wo die Rückkehr nach Berlin am Montag erfolgte. * Prtnze sin Heinrich hat am 22,d. an Bord des PoftdampferS „Prinz Heinrich- von Schanghai auSdeHeimreise nach Deutsch- land angetreten. -Betreffend die samoanische Frage steht man in politischen Kreisen jetzt keinerlei Ursache mehr, sich aufzuregen. Untersuchung der Vorgänge, Handhabung der Ordnung, Vorschläge zu emer besseren Verständigung, alles daS wird Aufgabe der Kommission sein, die namens der drei Mächte die oberste Verwaltung über nehmen wird, während inzwischen alle Faktoren angewiesen worden find, den Frieden zu wahren. Ob neben Hufnagel auch noch der Deutsche Marquardt von Engländern verhaftet worden ist, ändert eben nichts, da zugegeben wird, daß er dem „Falke" und der deutschen Gerichtsbarkeit überliefert wurde. Man wird mit Unbefangenheit untersuchen und richten. In den Wirkungskreis der Kommissare einzu greifen, hat man aber nicht den geringsten An laß. Man begreift die Erregung derDeutsch - Samoaner, aber in ihrem eigenen Inter esse ist eS nötig, auf dem Boden der Samoa- Akte zu bleiben, damit die deutsche Stellung nicht den rechtlichen Boden verliere und zu einer Machtprobe sich gestalte, zu der an Ort und Stelle England und Amerika besser gerüstet find, als wir. -Ein Erfolg Deutschlands in China wird auS Schanghai gemeldet. Danach ist die Frage der Herstellung eines Anschluß geleises zur Verbindung der deutschen Nieder lassung in Hankau mit dem dortigen Bahnhof der Hankau-Peking-Bahn nach längeren Ver handlungen den deutschen Wünschen entsprechend geregelt worden. Oesterreich-Ung arn. * Das Komitee der Pariser Welt ausstellung hat das Verlangen der Tschechen auf Ueberlassung von 400 Quadrat meter Raumes abgelehnt und nur 40 be willigt. Also an der Seine weiß man die tschechische Kultur richtig einzuschätzen! Der Prager Stadtrat beschloß nun die Nicht beteiligung an der Ausstellung 1900, hin gegen die Veranstaltung einer eigenen tscheHo-slawischen Ausstellung 1902 in Paris zu erwägen. -Zu dem jüngst erfolgten Rücktritt des kommandierenden Generals in Prag, Grafen Grünne, wird auf das be stimmteste versichert, daß jener Vorgang mit poli tischen Angelegenheiten in Verbindung stehe. Der Graf habe nämlich wiederholt sein unver hohlenes Mißtrauen gegen die Tschechen gezeigt, insbesondere gegen den Prager Bürger meister Dr. Podlepny. Uebrigens gelte sein Nachfolger General Favini ebenfalls für einen deutschgesinnten Militär, worin man ein weiteres Zeichen erblicken will, daß man in den Kreisen des Heeres noch keineswegs in allem den Slawen gegenüber nachgiebig sei. Frankreich. -Ein italienisches Geschwader wird, in Erwiderung des französischen Flotten besuchs in Cagliari, im September in Toulon erwartet, wo dann PräsidentLoubet dort anwesend sein wird. * Dem Major Marchand wurde für seine Durchquerung Afrikas der akademische „Audiffretpreis" von 15 000 Frank zuerkannt. Belgien. -Der Ausstand im Lütticher Grubenbezirk hat weiter zugenommen. Es wird nur noch in Herstal gearbeitet. Die Kohlenvorräte sind nahezu aufgebraucht, und da deutsche Kohle nicht in genügenden Diengen, oder nicht in der alten Qualität anlangt, so werden in der nächsten Woche mehrere größere Industrielle ihre Werke schließen. Zwei Gruben direktoren haben schon eine zehnvrozentige Lohn erhöhung angeboten, die Arbeiter verlangen jedoch 1b Prozent. Die Propaganda für den Ausstand dauert fort. AuS den übrigen belgischen Kohlenbecken wird keine wesentliche Veränderung gemeldet. . Schweden-Norwegen. «Der schwedische Reichstag be willigte 4S2O 000 Kronen zum Umbau dreier älterer Panzerschiffe. Spanien. -In Spanien beschäftigt man sich mit den Sündenböcken deS unglücklichen Krieges. Oberst Zanova wurde auS der Armee ausgeschlossen. Nun verlangt er eine allgemeine Untersuchung über den Feldzug auf Cuba, ebenso General GonzaleS Parato. Un zutreffend ist eS übrigens, daß daS oberste Kriegsgericht den Admiral Montojo und den Chef des Arsenals von Cavite, Hauptmann Sorton, wegen deS Verlustes des spanischen Geschwaders vor Manila zum Tode verurteilt hätte; eS erwartet noch wichtige Urkunden, be vor daS Urteil gefällt wird. Rußland. -Die Folgen der Russifizierung Finnlands machen sich schon bemerkbar. Die in Finnland allgemein herrschende Miß stimmung findet einstweilen in der Aus wanderung ihren Ausdruck. So trafen in Kopenhagen mit dem finnischen Dampfer „Po laris" 400 Auswanderer, meistens junge, kräf tige Leute, ein, wovon über 300 ihre Heimat wegen des neuen Wehrpflichtgesetzes verlassen hatten. In den am Bottnischen Meerbusen be lesenen Teilen Finnlands, Oesterbotten, deren Einwohner ihrer demokratischen Gesinnung und ihres Unabhängigkeitsgefühls wegen bekannt find, stehen jetzt viele teere verlassene Häuser. Mehrere Dörfer find ganz verlassen, Thüren und Fenster der Häuser sind vernagelt. Wahr scheinlich wird die Auswanderung noch weiteren Umfang annehmen. Balkanftaaten. * Fürst Nikolaus von Montenegro ver öffentlicht eine Proklamation an das Volk, in welcher er die Verlobung des Erbprin zen Danilo meldet und seine Freude aus spricht, daß sein Sohn mit einer Prinzessin des großen deutschen Volkes sich verbinden wird. Der Fürst erhielt einBeglückwünschungstelegramm von Kaiser Wilhelm. -Die Ministerkrisis in Rumänien ist beendet. Ein konservatives Kabinett hat das nationalliberale abgelöst, nachdem die Um gestaltung des liberalen Ministeriums unter Heranziehung der Jungliberalen ebensowenig zu stände gekommen ist, als eine Verschmelzung der Junimisten mit den Altkonservativen. Wie aus Bukarest gemeldet wird, hat der frühere Senatspräsident Cantaruzino ein konser vatives Kabinett gebildet und dem König bereits vorgestellt. * Der frühere Ministerpräsident Stoilow verband sich mit dem berüchtigten Russenfreund Dragan Zankow, den er früher in Bulgarien nicht eingelassen hatte, gegen die Regie rung. Die Exminister Stoilow, Theodorow und Benew bereisen Bulgarien zwecks der Wahl agitation und Hetzen das Volk auf gegen die fremde Orientkompanie. Der Schwiegersohn Zankows, Lutzkanow, erklärt: „Rußland gibt gleich 100 Millionen Rubel, wenn Bulgarien die Bahn Tschirpan-Jenisaghra nicht an die Kompanie verpachtet." (Natürlich sind das faule Fische!) Die Exminister wurden übrigens in Eskizahra mit einem Trauermarsch empfangen und darauf mit einer monströsen Katzenmusik aus der Stadt wieder hinausbegleitet. Amerika. -Ungewöhnliches Aufsehen erregt eine Tisch rede, die der amerikanische Kapitän Cogh- lan in New Dork über die Behandlung gehal ten hat, die angeblich Admiral Dewey in den philippinischen Gewässern den dort statio nierten deutschen Schiffen und deren Führern hat angedeihen lassen. Coghlans Aus führungen gipfelten in der Behauptung, zuletzt hätten die Deutschen nicht dreimal hinter ein ander Atem zu holen gewagt, ohne zuvor Dewey um Erlaubnis zu bitten. Solche lächerlichen Privatradomontaden eines einzelnen werden hoffentlich die sich wieder besser gestaltenden Be ziehungen zwischen Deutschland und Nordamerika nicht stören. Asten. -Ein Bericht des Generals OtiS meldet, daß rin neuer Feldzug unternommen werde, um die Filipinos aus den Wäldern im Norden von Manila bis zu den Bordeigen der sich nördlich und östlich er streckenden Gebirge und bis nach Balacau hin zu vertreiben. Im Abgeordnetenhause wurden am Montag zunächst die AuSführungSgesetze zum Handelsgesetz buch und zur Grundbuchordnung sowie da» Gesetz enthaltend die landeSgesetzlichen Vorschriften über die Gebühren der Rechtsanwälte und Gerichtsvollzieher ohne Diskussion der Justizaesetz-Kommission über wiesen. Sodann trat das Haus in die erste Be ratung des Gesetzes bett, die Gerichtsorganisation für Berlin ein. Statt der jetzt bestehenden beiden Land- und Amtsgerichte sollen in Zukunft drei Land- und Amtsgerichte gebildet werden. Justiz minister Schönstedt rechtfertigte die durch das An wachsen der Stadt notwendig gewordene Reform. Maßgebend für den Gerichtsstand dürfe nicht die konimunale Einteilung, sondern nur der Gerichts bezirk sein. Die Vorlage wurde einer besonderen Kommission überwiesen. — Nächste Sitzung Mittwoch. Der gewerbliche Golbrrerbrarrch i« Deutschland. Aus Anregung von Reichsbehörden wurden im Jahre 1897 durch Vermittelung der Handels kammern und anderer geeigneter Organe den Gewerbetreibenden, die mit der Verarbeitung von Gold zu thun haben, und den deutschen Scheide - Anstalten Fragebogen zugestellt. Das Ergebnis dieser Erhebung liegt nun in den ,Vierteljahrshesten für Statistik des Deutschen Reiches' vor. Es find danach in jenen beiden Jahren für rund 20 Mill. Mk. deutsche Gold münzen zu anderen Zwecken als zur Umprägung eingeschmolzen worden, wozu noch für 6 bis 8 Mill. Mk. fremde Goldmünzen kamen. Von anderem Golde, also Barrengold oder goldenen oder vergoldeten Geräten und Schmucksachen wurden nach den vorliegenden Angaben in den Bettieben zu Kunst- und Gewerbszweckcn im Jahre 1896 etwa für 17'/i Mill. Mk. und 1897 für 18,2 Düll. Mk. verarbeitet. Der größte Teil dieses Goldes kam als Goldbarren aus dem Auslande, während das aus dem Inlands bezogene ungemünzte Gold nur zum kleinen Teil aus Erzeugnissen des deutschen Berg baues, zum größeren Teil dagegen aus Ein schmelzung alter Schmucksachen und Geräte sowie aus Abfällen, die sich bei der Herstellung von Goldwaren ergaben, gewonnen wurde. Der Wert derjenigen Goldverarbeitung, die das Material weder aus Münzen noch aus der unmittelbaren Golderzeugung bezog, wird für die beiden Jahre auf je 15 Mill. Mk. ver anschlagt. Alles in allem dürste jährlich ein Wert von 20 Mill. Mk. in ungemünztem Golde in der deutschen Industrie zur Verarbeitung ge langen. Im ganzen stellt sich die Rechnung so, daß im jährlichen Durchschnitt 20 Mill. Mk. in deutschen Goldmünzen, 5 Mill. Mk. in fremden Goldmünzen und 20 Mill. Mk. in anderem Golde, also zusammen 45 Mill. Mk. in deut schen Goldarbeiten niedergelegt werden, was in feinem Gold ausgedrückt einem Gewicht von etwa 16 000 Kilo entspricht. Für die ver schiedenen Teile Deutschlands stellt sich der gewerbliche Goldverbrauch sehr verschieden. So wurde im Handelskammerbezirk Pforzheim, ^em Hauptsitze der deutschen Goldindustrie, allein ein Wert von rund 19 Mill. Mk. verbraucht, im Bezirk Hanau über 5, in Mittel-Franken 4, in Württemberg 3^ und in Berlin nebst Char- lottenburg etwa 2 Mill. Mk. Erwähnenswert ist noch die Berechnung, welcher Teil des ver arbeiteten Goldes für eine spätere anderweitige Verwertung verloren geht. Dies ist bei der Herstellung solcher Waren der Fall, die eine Wiedergewinnung des Metalls ausschließen, Der Polizei verfallen. 8j Erzählung von Philipp Galen. Morl! vung.) „Guten Tag, meine Herren!" sagte der Mann mit einer höflichen Neigung seines großen und mir von Augenblick zu Augenblick mehr imponierenden Kopfes. „Nicht wahr, ich habe das Vergnügen, in einem von Ihnen den Herm »tn,ll08N8 medieinLö M ... vor mir zu sehen, wenigstens habe ich diesen Namen draußen auf der Karte an der Thür gelesen?" „Ja, ich bin Wilhelm M . . .," sagte mein Freund, „was steht Ihnen zu Diensten und mit wem habe ich die Ehre zu reden?" „Das werde ich Ihnen sogleich sagen," sprach der Fremde, in harmloser und ruhigster Weise mit deni Kopf freundlich nickend, „aber da ich sehe, daß Sie da bei fleißiger Arbeit sind, ob gleich es ein schöner Sommertag ist, bin ich ge- nöü .t, gleich von vornherein zu erwähnen, daß ich Sie leider bei dieser Arbeit stören muß. Das läßt sich aber nun einmal nicht ändern, und da ich gern jeden Genuß mitnehme, den mir daS Leben bietet, und bemerke, daß Sie eben Kaffee kochen, so lade ich mich zu einer Tasse bei Ihnen ein, und da Sie auch rauchen, und zwar einen ziemlich guten Kanaster, so erlauben Sie mir wohl, daß ich Ihnen auch dabei Gesellschaft leiste und mir eine nickt minder gut duftende Zigarre anbrenne, sobald wir nur erst etwas genauer miteinander bekannt geworden find, was meinem Wunsche und meiner Erfahrung nach gewiß nicht lange dauern wird." Mcin Freund und ich sahen unS, schon während diese Worte mit dem behäbigsten und! freundlichsten Lächeln gesprochen wurden, über ! aus verwundert an. Wir konntei den Mann, der sich so ohne weiteres und in der unge zwungensten Weise zum Kaffee be- ms einlud und schon auf eine Zigarre Anspruch machte noch bevor wir wußten, wer er war und was ihn zu uns führte, nicht recht begreife! und das mochte er ziemlich deutlich auf unser' Gesichtern lesen, denen ein solcher Mann noch niemals gegenübergestande hatte denn e fuhr sogleich zu reden fort und sagtt: „Doch, ich sehe Sie find übe meine un erwarteten Besuch und hi Ari und Weise wie ich mich bei Ihnen etwas umeremoniL- emführc, einigermaßen verwundert unv übe: mein. Person in völliger Ungewißheit Dtest,- rmme unbe quemen Situation will ich nun 'L Enl machen und Ihnen sagen wer ich bst and was mich zu Ihnen führt wöbe ich voraussetze, daß Sie mir be meinen! Anlieg« entgegenkommen, ja, mich darin nach bester: Kräften unterstützen werden. Ich bin nämlick ett königlicher Polizeirat und heiß: Duncker Ah," fuhr er nach kurzer Pause und mV einem ungenierter, halblauten Auflachen fort welches mr förmlich durch die Seele schnitt „Sn. haben, wohl 'chon etwas von mir gehört, wenigstens glaub' lch ohne daß ich mick dabei besonders anstrenge auf Ihren Gesichtern zu lesen, daß mein unbe deutender Name, wenn auch nicht vom Katheder herab, bereits zu Ihren Ohreu gedrungen ist' Mein Freund Wilhelm und ich, wir waren beide nicht nur verwundert und erstaunt sondern, ehrlich gesagt, im höchsten Grade erschrocken, als wir diesen in ganz Berlin bekannten und seit vierzehn Tagen auch uns geläufigen Namen hörten und nun den in seiner Beamtenmacht und Thatkraft so viel berufenen Mann in höchst eigener Person vor uns sahen. Natürlich mußten wir augenblicklich an den guten Adalbert denken, der eben erst seinen Händen entschlüpft war, und den Besuch des bedeutsamen Polizisten bei uns mit ihm in Ver bindung bringen. Indes hals uns der scharf sichtige und schlaue Mann bald selbst über unsere nicht von Schreck freie Verlegenheit fort, indem er mit seltsamer Offenheit und ohne im minde sten von der ihn von der Natur verliehenen Ruhe abzuweichen, zu sprechen fortfuhr, und sagte: „Aha, ja, ich sehe, Sie haben meinen Namen schon nennen gehört und verwundern sich wie ein so allgemein nicht gerade gefürchteter, aber doch von jungen und unerfahrenen Leuten mit einer gewissen Besorgnis betrachteter Mann zu einem durchaus unbescholtenen und fleißig studierenden Musensohn kommt. Nun ja, das sollen Sie auf der Stelle von mir erfahren, aber fürs erste setzen Sie sich wieder, zünden Sie Ihre vor Verwunderung ausgegangenen Pfeifen wieder an, und auch ich werde mir nun meine Zigarre anbrennen, — ah, da ist ja schon ein FidibuS." Mit diesen Worten biß er von einer schon hervorgeholten Zigarre mit seinen scharfen Zähnen rasch die Spitze ab, zündete sie an dem brennen den Spiritus unserer Kaffeemaschine an und trat dann an eins der Fenster, dessen einen Flügel er behutsam öffnete, was er, wie wir anfangs also bei Blattgold und Doublee-Waren, bei ver goldeten Waren verschiedener Herstellung rc. Diese Erzeugnisse macken etwa drei Zehntel der Gesamtmenge aus, sodaß noch nicht drei Viertel deS in Deutschland zu gewerblichen Zwecken verbrauchten Goldes für eine spätere Verwen dung erhalten bleibt. Uo« N«ch *«d Fern. Kassel. Die Kolonialschule in Witzenhausen soll am 1. Mai ihre Thätigkeit beginnen. Eigen tum und Leitung der Anstalt liegen bei einer im März errichteten Gesellschaft m. b. H. Zu nächst wurde eine Gesellschaftskapital von 116000 Mk. gezeichnet und Schenkungen im Betrage von 19 000 Mk. entgegenarnommen (darunter 5000 Mk. vom Kaiser Wilhelm und 10 000 Mk. vom Geh. Kommerzienrat Krupp). Dieses Kapital von 135000 Mk. wird noch erhöht. Die Zahl der bisher fest angemeldeten Schüler beträgt 16. Düsseldorf. Die Explosion in der Feuer- werkskörperfabrik von Keil ist durch Selbstent zündung einer Rakete entstanden, wodurch eine große Anzahl anderer Feuerwerkskörper sofort in Brand gesetzt wurde. Der Arbeitsraum stand sofort in Flammen. Von den sechs Arbeiterinnen, die dort beschäftigt waren, konnten sich nur drei ins Freie retten, während die anderen drei in den Flammen umkamen. Dir Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der Sohn deS Fabrikbesitzers Keil, der den Verunglückten Hilfe zu bringen suchte, ist schwer verletzt. Bei dem Einschlagen einer Scheibe zerschnitt er sich eine Pulsader und an Gesicht und Armen erlitt er Brandwunden. Der Feuerwehr gelang eS„ das Feuer auf das Hauptgebäude zu beschränken. Der Schaden ist immerhin bedeutend und um so empfindlicher, als die Fabrik, wie es bei dergleichen Betrieben meistens der Fall ist, nicht versichert war. Teltow. In Zeuthen an der Görlitzer Bahn hatte sich vor kurzem eine Blaumeise den Brief kasten der Reichspost zum Bau eines Nestes auserwählt. Das muntere Tierchen begann fleißig Strohhalme und Federn herbeizutragen, und die in den Kasten gelegten Briefschaften wiesen bald Vermerke auf, die zweifellos von ihm herstammten. Wiederholt wurde das Vögel chen bei der Entleerung des Briefkastens ver scheucht, aber es kam immer wieder. Am letzten Sonntag aber hatte es das Unglück, sich in dem Sacke zu fangen, in den der Briefkasten ent leert zu werden pflegt. Der Gefangene wurde nun vor den Vorsteher des dortigen Postamts gebracht, damit er sich wegen der „besonderen Vermerke", die er auf den Briefschaften ange bracht hatte, verantworte. Der Vorsteher sah aber den Fall milde an und setzte das Vögel chen wieder in Freiheit. Die Blaumeise will nun jedenfalls weitere Konflikte mit der Reichs post vermeiden, denn sie hat ihr Quartier nicht mehr ausgesucht. Köln. Oberhalb Kölns wurde am 22. d. die Leiche eines Herrn gelandet, die in der Brust mehrere Messerstiche aufwies. Aus den bei ihr gefundenen Papieren war ersichtlich, daß es sick um einen evangelischen Pfarrer von auswärts handelt. Emmerich. Eine beispiellose Gemeinheit haben in der Nacht zum Freitag Diebe ausge führt, die angesichts der Leiche des entschlafenen Dechanten Troost sich nicht scheuten, in dessen Wohnung gewaltsam einzubrechen. Sie durch wühlten Kisten und Kasten und nahmen außer verschiedenen Gegenständen einen winzigen Geld betrag mit. Auch in die Kirche und in die Wohnung des Kaplans Kruß drangen die Diebe ein; in der Kirche brachen sie die Opferstöcke auf. Bis jetzt hatmandie Thäter noch nicht ermittelt. Würzburg. Wegen Mordversuch wurde ein 18 Jahre altes Kindermädchen hier verhaftet. Dem Mädchen war das einjährige Kind des Buchbindermeisters Vervier zur Pflege anver traut, was ihm jedoch zuwider wurde. Es ver mischte die Milch mit Phosphor und reichte das Getränk dem Kinde, das sofort nach dem Genuß sich heftig krümmte und zu schreien begann. Sofort angewandte Gegenmittel retteten das Kind. In der Milchtasse wurden noch die Neste, des Phosphors vorgefunden. glaubten, nur deshalb that, um den etwas reich lich im Zimmer schwebenden Rauch ins Freie hinauszulassen, obgleich es, wie wir sehr bald erfuhren, aus einem ganz anderen Grunde geschah. Nachdem er aber einen hastigen Blick nach dem gegenüberliegenden Hause geworfen, kehrte er sich wieder, immer heiter und vertrauensvoll lächelnd, zu uns um, nahm, als ob er schon völlig bei uns zu Hause wäre, einen Stuhl und setzte ihn etwa zwei Schritte vom Fenster ent fernt so hin, daß er, darauf fitzend, sehen konnte, was an der Fenstern des gegenüberliegenden Hauses etwa vorgehen möchte. Kaum aber hatte er sich, uns, die ihn immer verwunderter betrachteten, auf diese Weise den Rücken zukehrend, auf den Stuhl niedergelassen, so sagte er mit unbeschreiblicher Gelassenheit und keinen Blick von der anderen Straßenseite ab wendend : „So, jetzt bin ich fürs erste befriedigt, wenn Sie mir bald eine Tasse Kaffee reichen, und nun kann ich Ihnen in aller Ruhe erzählen, was mich hierhergeführt hat und warum ich gerade Ihnen meinen Besuch zugedacht. Sie verdanken denselben dem Ihnen gegenüberliegenden Hause und wie ich stets meinem guten Glück vertraue überall und immer vernünftige Leute zu finden, die mich bei meinen oft schwierigen, immer aber interessanten Unternehmungen gem unterstützen, so that ich eS auch diesmal u^> fand hier auch glücklich einen jungen Mann in Ihnen, noch dazu emeu Studenten, die ich über alles liebe, dessen gemütliche Kneipe — Sie entschuldigen diesen studentischen Ausdruck, — überaus günstig gelegen ist, um mir bei meinem heutigen Vor-
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