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Der sächsische Erzähler : 16.01.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193401161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19340116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19340116
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- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1934
- Monat1934-01
- Tag1934-01-16
- Monat1934-01
- Jahr1934
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 16.01.1934
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Oie Aus Bischofswerda und Umgegend. Bischofswerda, 16. Januar. Zur kirchlichen Kundgebung am 21. Januar 1934. Die am kommenden Sonntag, den 21. Januar, stattfin dende kirchliche Kundgebung berührt allerschwerste Ausein andersetzungen, die ihren Ausgang genommen haben von den 28 Thesen der „Sächsischen Volkskirche zum inneren Auf bau der Deutschen Evangelischen Kirche". Ohne Zweifel wird die kirchliche Frage im Jahre 1934 unser Volt in ganz besonders starkem Maße beschäftigen müssen. Die gegenwärtige sächsi che Kirchenregierung unter Landesbischof Coch hat sich in Folge ihrer engen Verbindung mit dem Nationalsozialismus innerhalb der werdenden evangelischen Reichskirche eine führende Stellung errungen. Ihre 28 Thesen sind weit über die Grenzen der sächsischen Landeskirche hinaus zum Ausgangspunkt von Erörterungen geworden, die die entscheidungsvollsten Fragen berühren. Die Thesen sind in vier Abschnitte eingeteilt: 1. Kirche und Staat. 2. Verkündigung der Kirche. 3. Di« Grundlagen der Kirche. 4. Der Weg der Kirche. Es wird von aller größtem Interesse sein, daß am kom menden Sonntag Herr Oberkirchenrat vr. Grund mann aus Dresden, einer der Mitverfasser, die Thesen selbst vertreten wird. Es ist somit Gelegenheit gegeben, von besonders berufener Sette Aufklärung über brennendste Fragen zu erhalten. Die Kundgebung ist öffentlich, und die ganze Kirchgemeinde ist eingeladen. Der Dank an den Führer. (Kundgebung der Deutschen Arbeitsfront rn Bischofswerda.) Die NSBO.-Ortsgruppenlestuna und NS.-Hago und GHG.-Ortsamtsleitung Bischofswerda hatten für gestern abend 17,45 Uhr zu einer großen Kundgebung: „Durch bruch der sozialen Ehre" aufgerufen, die sich zu einem eindrucksvollen Dank an den Führer für das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit gestaltete. Die Betriebe, darunter die Zelle der Firma Rau L Vogel, Großharthau, die in einer Stärke von über 400 mit einem Sonderzug nach Bischofswerda gekommen war, und andere Kundgebungs teilnehmer stellten Zwischen 17,45 und 18 Uhr an der Stolp- ner Straße und marschierten dann unter Musikklängen, zu dreien formiert, nach dem Marktplatz. Vor dem Rathaus nahm der mächtige Zug, der etwa 1500 Teilnehmer zählte, Aufstellung, worauf der Kreisschulungsleiter, Pg. Bernhard Bobian, Bischofswerda, von der Treppe des Rathauses aus eine Ansprache hielt. Er führte zunächst aus, daß wir uns hier zusammengefunden, haben, um erneut den Beweis Elektrizitätsanwerrdung im Garten bau. — Bo-ensterilisation rmd Pflanzenbestrahlung. Die Elektrizitätswerke, die vorwiegend ländliche Ge meinden mit Energie versorgen, sind bemüht, durch Nacht stromabsatz einen Ausgleich zwischen Tag- und Nachtbela stung zu schaffen. Man untersucht deshalb in Gemeinschafts arbeit mit Gartenbauversuchsanstalten und anderen land wirtschaftlichen Versuchsanstalten den Einfluß von elektri scher Heizung und Beleuchtung auf den Pflanzenwuchs, um den Ernteertrag zu erhöhen. Das neueste Anwendungsge biet für die Elektrizität ist die Bodsnsterilisation. Im Hu musboden ist die Entwicklung der Gewächse häufig durch mi kroskopisch kleine Würmer, durch Schimmel und Pilzkrank heiten gefährdet. Die Sterilisation der Erde durch Heizung mittels Ofens oder Einführung von Dampf, um eine Erwär mung auf 100 Grad zu erreichen, hat sich nicht bewährt, weil keine gleichmäßige Erwärmung zu erzielen war. Die Ver wendung von Dampf hat außerdem den Nachteil, daß die Erde infolge Kondensation des Wasserdampfes zu sehr durch seuchtet wird. Hier hat sich die Anwendung der Elektrizität gut bewährt, indem der feuchte Boden, selbst als Widerstand benutzt, in allen Teilen gleichmäßig erwärmt und sterilisiert werden kann. Für die Behandlung der Erde nach diesem Verfahren sind Behälter entwickelt worden, die bis zu 125 Liter Erde aufnehmen können. Die Ergebnisse mit auf elek trischem Wege sterilisiertem Boden zeitigten einen bedeutend kräftigeren Pflanzenwuchs als in gewöhnlicher Erde. Ein anderes Anwendungsgebiet ist die Pflanzenbestrah lung mit Neonlicht. Den im Winter in Gewächshäusern ge zogenen Pflanzen genügt als Ersatz für die geringere Menge natürlichen Lichts nicht allein Wärme, Feuchtigkeit und Dungstosfe, sondern sie brauchen eine bestimmte Menge Licht, das vom Blattgrün, dem Chlorophyll, absorbiert wird, um die Umsetzung der Kohlensäure aus der Luft mit Wasser zu Stärke und Zucker vornehmen zu können. Hier ist die Bestuhlung ein willkommenes Hilfsmittel. Gewöhnliche Glühlampen haben nach den bisherigen Versuchen das Län genwachstum der Pflanzen zu sehr gefördert, während bei Neonlicht die Pflanze einen gedrängten Aufbau behält. Diese verschiedenen Wlrkungek beruhen auf der bei gewöhnlichen Glühlampen in verstärktem Maße auftretenden Wärmestrah lung, während beim Neonlicht hauptsächlich die Rot- und Gelbbestrahlung bei fehlenden Wärmestrahlen den gleich mäßigen Wuchs fördert. Alle Anwendungsgebiete der Elek trizität aufzüführen, würde zu weit gehen; es sei hier noch auf die Erwarmung des Bodens im zeitigen Frühjahr durch im Erdboden verlegte Kabel hingewiesen. Dieses Verfahren ist schon seit längerer Zeit in Anwendung und hat bedeuten de Erfolge gezeitigt; ferner der Frostschuh von kalten Treib häusern, die Verwendung von elektrischen Keimkästen usw. Bei der Belebung unserer nationalen Wirtschaft ist die Anwendung der Elektrizität im Gartenbau ein Gebiet, das —* Sittlichkeilsverlcher. Lu der Nacht zum Montag wurde ein Sittlichkeitsvcrletzcr festgcnommcn. der auf der Straße gegen eine männliche Person unsittliche Absichten hegte. Der Sittlichkcitsverlctzcr, ein Arbeiter aus einem Nachbarort, wurde nach den Erörterungen durch die Gen darmerie wieder freigelässen. —* Ariegerverein 103. Eine große Zahl von Kameraden hatte sich zu der am Sonntagnachmittag im Schützcnhaüs abgehaltencn Jahreshauptversammlung cingc- fnnden. In seiner Begrüßungsansprache gab der Vereins führer, Ehrenkain. Th. Klinge r, einen Rückblick über das vergangene Jahr und gedachte besonders der Verdienste unseres Volkskanzlers um die Einigung des deutschen Vol kes. In kurzen Zügen streifte der Vercinsfiihrer nochmals die Neuordnung im Kricgeroereinswescn. Nach Erledigung des Punktes An- und Abmeldungen wurde vom Schrift führer, Kam. Börner, der Jahresbericht vorgetragen, der all der Vorgänge im verflossenen Jahre noch einmal gc- dachte. Der Bericht wurde mit größter Aufmerksamkeit cnt- gcgcngenommen und dem Schriftführer der Dank ausge sprochen. Der Kassenbericht, vorgetragen vom Kassierer Kam. Elter, bewies, daß mit dem Vcreinsvermögen ge wissenhaft und haushälterisch umgcgangen wurde. Den Be richt des Berechnungsgcldes des Bergnügungsausschusses erstattete Kam. Förster. Beide Kassen wurden von den Kameraden Rudolph und Elsner geprüft und nach deren Berichterstattung beiden Kassierern Dank und Entla stung erteilt. Unter Eingängen wurden Einladungen des Kricgcrvereins Fußartillcric, des Landesverbandes und der Ortsgruppe des Stahlhelms bekanntgegeben. Das «mlana- l neben Arbeitsbeschaffung auch bedeutende wirtschaftliche Ex folge zu bringen in der Lage ist. Oeffentliche Sitzung -er Stadtverordneten am Rlonlag, IS. Januar, abends 8 Ilhr. Die gestrige erste öffentliche Sitzung der Stadtverord neten wurde von Herrn Bürgermeister Becker mit herzli chen Begrüßungsworten eröffnet. Er gab der Zuversicht Ausdruck, daß das 2. Jahr der nationalen Erhebung das deutsche Vaterland wieder einen gewaltigen Schritt vor- wärtsbringen werde. Er wies auf die große Büste des Füh rers hin, die jetzt den Stadtverordnetensaal schmückt, und schloß: „Möge der Blick auf ihn uns stets den rechten Weg weisen!" 1. Neuwahl des Präsidiums. Das bisherige Präsidium: Studienassessor Keil 1. Vorsteher, Buchhalter Zierfuß 1. Vizeoorsteher, Rechtsanwalt Dr. Teichert 2. Vizevor steher, Kaufmann Kotsch 1. Schriftführer, Vulkaniseur Weißenhorn 2. Schriftführer, wurde durch Zuruf ein stimmig wiedergewählt. Vorsteher Keil dankte im Namen des Präsidiums für die Wiederwahl. Es werde die Geschäfte zum Nutzen der Stadt und im Sinne unseres obersten Füh rers leiten. 2. Jahresbericht 1S3Z. Der umfangreiche Jahresbericht, der 42 Folioseiten umfaßt, liegt jedem Mitglied der Kolle giums vor. Von einer Verlesung wurde abgesehen. Wir werden den Bericht in vollem Umfange in mehreren Ab schnitten von morgen ab veröffentlichen. 3. Heizkesselerneuerung im Rathause. Zu Beginn der Heizperiode hat sich herausgestellt, daß ein Heizkessel undicht geworden war. Es mußte eine vollständige Erneue-. rung vorgenommen werden. Die Kosten belaufen sich auf rund RM. 800.—. Der Rat hat in seiner Sitzung vom 14. Dezember die Erneuerung, die infolge der strengen Kälte so fort vorgenommen werden mußte, beschlossen und schlägt die Nachbewilligung der Kosten vor. Die Deckung erfolgt aus der durch Stadtverordnetenbeschluß vom 7. 11. 1933 vorge nommenen Erhöhung des Ansatzes in Rechnung 86 (Mehr, erlös aus dem Verkauf von Hölzern), der gegenwärtig noch mit RM. 1500.— frei ist, so daß eine Erhöhung der End summe des Haushaltplanes nicht eintritt. Die Nachbewilli gung erfolgte einstimmig. 4. Zusätzliche Leistung für das Arbeitsdienstlager. Nach dem mit dem Arbeitsdienst abgeschlossenen Vorvertrag war außer der Uebernahmc der Unfall- und Haftpflichtversiche rung die Verpflichtung übernommen worden, für jedes Ta gewerk 30 Pfg. zusätzlich zu zahlen. Im Oktober v. I. waren die Tagewerke erschöpft, für die diese Verpflichtung über nommen war. Außerdem sind infolge Reichsbestimmung ab 16. Mai 1933 die Krankenkassenbeiträge für das Arbeits dienstlager von der Stadt als Träger der Arbeit zu bezah len gewesen. Von Oktober 1933 ab ist die Zahlung der zu sätzlichen Beträge von 30 Pfg. pro Tagewerk sowie die Zah lung der Krankenkassenbeiträge abgelehnt worden, weil hier für haushaltplanmäßige Mittel nicht zur Verfügung standen. Bei den hierüber geführten Verhandlungen wurde vom Abteilungsführer, Herrn Herold, zum Ausdruck gebracht, daß auf diese Leistungen nicht verzichtet werden könne, weil der Etat des Arbeitsdienstes darauf aufgebaut sei. Für die Zeit vom 1. Januar 1934 wurde eine Einigung dahin er zielt, daß von diesem Zeitpunkt ab nur noch 20 Pfg. pro Tagewerk und die Krankenkassenbeiträge geleistet werden sollen. Der Rat hat sich mehrmals mit der Angelegenheit be schäftigt und beschlossen, bis zum 31. Dezember die bisheri gen Leistungen weiterzugewähren, und ab 1. Januar 1934 20 Pfg. pro Tagewerk und die Krankenkassenbeiträge zu übernehmen. Durch diese Leistungen entsteht für das Rech nungsjahr 1933 (1. April 1933 bis 31. Mürz 1934) eine haushaltplanmäßige Belastung von etwa RM. 24000. Im Haushaltplan sind jedoch nur 4000 RM. hierfür vorgesehen. Es wird gebeten, die restlichen 20 000 RM. zu bewilligen und dafür den Ansatz Unterstützung in der Wohlfahrtspflege von 300 000 RM. auf 280 000 RM. zu vermindern, da vor aussichtlich mit dieser Summe auszukommcn sein wird. Nach einer kurzen Aussprache, bei der Herr Bürgermei ster Becker betonte, daß die Leistungen für das Arbeits dienstlager eigentlich untragbar wären, wenn sie nicht reich lich durch Einsparungen an der Erwerbslosenfürsvrge aus geglichen würden, wurde die Ratsvorlage einstimmig geneh migt. 5. 2. Nachtrag zum krasldroschkentarif. Von den hiesi gen Kraftdroschkenbesitzern ist beantragt worden, statt der bisher vorgesehenen Fahrpreisanzeiger die Droschken mit einem Kilometerzähler zu versehen. Die Beschaffung der Fahrpreisanzeiger sei im Gegensatz zu den Kilometerzählern viel zu teuer und bei dem schleppenden Geschäftsgang die Anschaffung vielfach in Frage gestellt. Ferner regten dis Kraftdroschkenbesitzer eine Senkung der derzeitigen Fahr preise an. Der Rat hat dem Ersuchen entsprochen und schlägt dem Kollegium einen Nachtrag zur Polizeiverordnung über die gewerbsmäßige Beförderung von Personen vor, in dem es heißt: „Kraftdroschken sind mit einem plombierten Kilo meterzähler zu versehen, der der ständigen Aufsicht des Stadtrats unterliegt." Der Fahrpreis wird wie folgt geän dert: Taxe l pro Kilometer 25 Pfg., sofern zur Rückfahrt nicht benützt, jedoch 50 Pfg. Taxe ll: Stadtfahrten 1 RM, nach außerhalb des Stadtbezirkes (Waldeck, Grüneck. Anbau und Stadtbad) 1.50 RM. Wartezeit pro Stunde 1,20 RM., je 5 Minuten 10 Pfg. Das Kollegium genehmigte die Vor lage ohne A»sspract)e. 6. Kennknisnahmen. Von einer Einladung des Stahl helms, Ortsgruppe Bischofswerda, zur Reichsgründungsfeier am Sonnabend, 20. Januar, im Schützcnhaussaale wurde Kenntnis genommen. Am Schlüsse der Tageorduung wies Herr Bürgermei ster Becker noch darauf hin, daß die haushaltplanmäßigen Mittel für Schnccabfl.hr und Strcucn dcr öffentlichen Stra ßen nicht ausreichen werden. Der Mehrverbrauch geht zu Lasten des Postens Straßcnunterhaltung, der bisher noch nicht in Angriff genommen worden ist. Anschließend folgte noch eine nichtöffentliche Sitzung. unseres Deutsch- und Volkstums abzulegen und unserem Führer für sein großes Werk zu danken. Dann wies der Redner auf die vergangenen Jahre der Schwäche, des Klassenhasses, der Sittenlosigkeit und Gottlosigkeit hin, die das Volk immer mehr gegeneinander hetzten, bis ein Mann aus dem Volke erstand, das heilige Erbe der im Weltkrieg gefallenen Helden aufgriff und sich mit ganzem Herzen für sein Ziel einsetzte. Dieses war, den deutschen Arbeiter frei von Partei- und Klassenhaß zu machen und ihn in sein Reich zurückzuführen. Ihm, unserem großen Führer, ist es gelungen, das nationalsozialistische Reich unter großen Opfern zu errichten. Es ist eine Erhebung, daß gerade ein Arbeiter aus dem Volke dieses wunderbare Werk des Natio nalsozialismus vollbracht hat, -er fleischgewordenen Opfer gang bis zum Tode bedeutet. Aus den» ideellen Opfergeist des Nationalsozialismus sind auch die sozialen Gesetze der Reichsregierung entstanden. Was der Führer dem Arbeiter zu seinem Schutze am 1. Mai versprochen hat, das ist durch das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit Wirklichkeit geworden. Arbeiter und Unternehmer sollen eine Schick salsgemeinschaft bilden. Aus diesem Geiste der Volksge meinschaft heraus müssen auch die Tarife usw. gestaltet wer den. Das Gesetz ist auf Glauben und Vertrauen gegründet und ist ein Gesetz des sozialen Aufbaues. Wir müssen alle an diesem Aufbau mithelfen nach dem nationalsozialistischen Grundsatz: „Du bist nichts, dein Volk ist alles!" Wir danken unserem Führer für dieses soziale Werk und geloben ihm unverbrüchliche Treue und eiserne Pflichterfüllung an Volk und Vaterland. Pg. Vobian brachte auf den Führer ein dreifaches Sieg Heil aus, in das die Zuhörer donnernd ein stimmten. Mit dem 1. Vers des Deutschlandliedes, des Horst- Wessel-Liedes und dem Heil Hitler-Gruß wurde die mar kante Kundgebung dcr Arbeiter der Stirn und dcr Faust beendet. Bäuerliche Hausmarken. Wer offenen Auges durch Deutschlands Gaue wandert, kann in alten erbtümlichen Bauernhöfen Wahrzeichen er blicken, die ebensogut wie Grundbuch und Kirchenregister alte Bodenständigkeit und Seßhaftigkeit der Besitzer bewei sen. Die „Hausmarke", das „Handzeichen", das „Handmal" oder die „Hofmarke" findet sich an Baulichkeiten sowohl wie an „Fahrnis", also an beweglichem wie unbeweglichem Be sitze. Auch kehrt sie im Wappen mancher Familie, das da jedem Freien zustand, als vieloorhundertjähriges Wahrzei chen wieder. Selbst dem Vieh ist das Handzeichen, das „Handgemäl", ins Fell gebrannt und kennzeichnet die leben de Sache so gut wie Pflug, Egge, Zinnschüssel und Wein faß. Somit ergibt sich eine große Vielseitigkeit in der Be nutzung lplcher Zeichen. Es entstammt ursprünglich einer Zeit, in der die Schrift noch nicht kulturelles Allgemeingut war. Da bediente sich der schösfenbar freie Bauer seiner Hofmarke zur Unterschrift einer Urkunde, zur Besitzanzeige seines Eigentums und wohl auch rein schmückend-heraldisch, als Familienzeichen. Sehr alt muß dieses Brauchtum sein, denn wir kennen sogar ein althochdeutsches Wort für dieses Zeichen, das uns in seiner Gestalt durchaus an uralte Ru nen erinnert. Er hieß in germanischer Frühzeit „bumark". Ganz auffallend und ein Beweis für die agrarische Herkunft des Handzeichens ist die Tatsache, daß die Hausmarke vieler orts an das Grundstück geknüpft ist. Wer also schuldenhal ber oder wegen eines Vergehens den Hof verlor, ging auch des Handzeichens verlustig. In langübererbtem Besitz wurde aber das Handmal ein Familienzeichen. Es vererbte sich auf den Hoferben, also in der Regel auf den ältesten Sohn. Brü der von ihm konnten für sich eine abgewandelte Hausmarke, ähnlich der urväterlichen, von jener ableiten. Erwähnt sei hier auch, daß in späterer Zeit eine Haus marke ebenso wie an einen Grundbesitz an ein Gewerbe ge knüpft und nur mit ihm übertragbar und vererblich sein konnte. Die Fabrikmarke von heute, das Handzeichen man ches Malers, Goldschmiedes, Glasbrenners und dergl. geht wohl sicher auf jenen alten Brauch zurück, statt durch Schrift durch ein volksrechtlich geschütztes Zeichen seine Herkunft dar zutun. Ja über das Grab hinaus tut das alte deutsche Hand zeichen seinen Dienst am Verstorbenen so gut, wie cs dem Erben weiter dient. Manch Grabstein enthält außer einer Jahreszahl nur das Handmal desjenigen, der unter ihm ruht! Die volle Lebendigkeit seiner Wirkung beweist aber das Handzeichen dadurch, daß cs von Eingeweihten, also zu mal von den Gemcindemitgliedcrn, auch heute in unserem „papicrnen Zeitalter", oder, wie Schiller sagt, „in unserem tintenklecksenden Säculum noch gelesen, erkannt und ver standen wird!"
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