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Zeitschrift des Sächsischen Statistischen Landesamtes
- Bandzählung
- 51.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Sax.A.162-51.1905
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1724953540-190500008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1724953540-19050000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1724953540-19050000
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2. Heft, Januar 1906
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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Härtungen" (des Darmes, Magens, der Speiseröhre) einbezogen worden, weil, wie Nachforschungen ergaben, dieser Ausdruck von den Ärzten (besonders in der Leipziger Gegend) in der Regel als schonende Bezeichnung für Carcinom gebraucht wird. Da indes nach den vom Kaiserlichen Gesundheitsamte getroffenen Bestimmungen die „Verhärtung" künftig nicht mit zum Carcinom gezählt werden soll, wurden sämtliche Fälle von „Verhärtung" in den Tabellen der Carcinomfälle des Jahres 1903 mit Aus nahme der Übersicht 3 (Spalte 4) weggelassen, obwohl ihre Zu rechnung zu den Carcinomen nach Bertillon zulässig gewesen Wäre (Rartillon, Uoraoullluturös äs8 ruuluckios 1900 S. 20: „Onnasr"). Da von allen Carcinomfällen nur 2,8 Prozent ohne ärztliche Beglaubigung waren, dürste wohl die in Übersicht 3 durchgeführte Gegenüberstellung der beglaubigten und nicht beglaubigten Fälle in den übrigen Tabellen entbehrlich sein. Trotz des hohen Prozentsatzes ärztlich beglaubigter Carcinomfälle des Jahres 1903 darf man annehmen, daß unter den 8 725 Todesfällen durch Altersschwäche desselben Jahres sich nicht wenig unerkannte Carcinomfälle befinden, da 4 693 davon un beglaubigt waren und unter 100 Fällen von Altersschwäche bei über 80 Jahre alten Leuten gar 57,6 nicht beglaubigt waren. So wird es erklärlich, daß im Königreich Sachsen im Jahre 1903 bei den über 80 Jahre alten Einwohnern in nur 86 Fällen „Neubildungen", dagegen in 2 767 Fällen „Altersschwäche" als Todesursache angegeben war. Auch bei der Todesursache „Sonstige benannte Krankheiten" (Todesursache Nr. 17 in dem der Ver ordnung des Königlichen Landes-Medizinal-Kollegiums vom 14. Februar 1892 beigegebenen Schema) dürfte sich unter den 10163 Sterbefällen bei über 40 Jahre alten Personen (von denen nur 8 955 beglaubigt sind) mancher Carcinomfall ver bergen. Zu der Zunahme der relativen Krebssterblichkeit Sachsens trug übrigens nicht nur die bedeutende Vermehrung der appro bierten Ärzte bei, sondern einigermaßen auch die starke Zu nahme der Kurpfuschers; letztere Pflegen einerseits eine beliebige Erkrankung, z. B. Altersschwäche, Verdauungsstörungen u. dergl aus Prahlerei als „Krebs" zu bezeichnen, wodurch der die Todesursache eintragenden Leichenfrau der unrichtige Eintrag „Krebs" nahegelegt wird; andererseits verhelfen die Kurpfuscher, indem sie von einer Operation abraten, manchem Krebskranken, der durch rechtzeitige Operation noch zu retten gewesen wäre, zum Tode. Mit 3 370 Todesfällen (im Jahre 1903) gehört das Carcinom zweifellos zu den wichtigsten Todesursachen im König reich Sachsen. Starben doch an Diphtherie, Keuchhusten, Masern, Scharlach, Typhus und den seltneren ansteckenden Krankheiten zusammen im gleichen Jahre nur 3 097 Personen. Indessen betrug die Slerblichkeit durch Tuberkulose noch im Jahre 1903 mehr als das Doppelte der Carcinomsterblichkeit (7 409 Todes fälle). Dagegen haben im Jahre 1878 nur 1 873 statistisch ermittelte Krebstodesfälle 7 321 Todesfällen an Tuberkulose gegenübergestanden. Obgleich es unzweifelhaft ist, daß die Sterblichkeit an Tuberkulose seit jener Zeit infolge der modernen Behandlungsweisen und Schutzmaßregeln mehr und mehr zurück gegangen ist, darf doch nicht übersehen werden, daß einerseits vor der Entdeckung des Tuberkelbazillus durch Koch im Jahre 1881 die ärztliche Diagnose der Tuberkulose weit un sicherer war als heute, d. h. daß nicht selten auch andere Er krankungen (z. B. Krebs) derselben zugezählt wurden und daß 1) Nach den Feststellungen der Bezirksärzte waren im Jahre 1901 vorhanden 945, im Jahre iyo2 1008, im Jahre iyoz 1001 Kur pfuscher; die Zahnheilkünstler sind hierbei nicht mit unter die Medikaster gerechnet worden. andererseits damals viel mehr Krebsfälle übersehen wurden als gegenwärtig?) Übersicht 2. Die Todesfälle an Carcinom, Sarkom und sonstigen Neubildungen im Jahre 1903. Nach den Kalendermonaten Todesfälle Monate des Jahres 1903 an Carcinom an Sarkom an sonstigen Neubil dungen im täglichen Durch schnitt zusammen an Carcinom an Neu bildungen überhaupt 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Januar. . 287 16 15 318 9,3 10,3 Februar 284 17 8 309 10,1 11,0 März . . 278 29 9 316 9,0 10,2 April . . 284 19 6 309 9,5 10,3 Mai. . . 269 26 10 305 8,7 10,0 Juni . . 301 17 11 329 10,0 11,0 Juli. . . 275 20 4 299 8,7 9,6 August . . 327 15 14 356 10,5 11,5 September. 292 16 8 316 9,7 10,5 Oktober. . 269 15 12 296 8,7 9,5 November . 246 13 12 271 8,0 9,0 Dezember . 258 15 8 281 8,3 9,0 zus. 1903 3 370 218 117 3 705 9,2 10,1 L. Nach Familienstand und Geschlecht der Gestorbenen. Familien stand Zahl der Todesfälle Aus 10 ovo Per sonen des betreffenden Geschlechts und Familienstands (nach der Volks- zühlung von isoo) kommen TodeSsälle an Carcinom ! an Carcinom an Sarkom! an son stigen Neu bil dungen zusammen m. w. ! w. m. «. m. w. m. w. 1. 2. s. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10 11. ledig . . 80 119 35 31 15 10 130 160 0,66 o,ss verheiratet 1 175 932 59 48, 41 22 1 275 1002 15,02 11,90 verwitwet. 274 750 8 36, 10 18 292 804 57,43 43,68 geschieden. 13 27 — ch — 14 28 37,79 34,04 zus. 1 542 1 828 102 116 S7 50 1711 1 994 7,55 8,47 Bezüglich der Verteilung des Carcinoms auf die Ge schlechter ergab sich, daß im Jahre iyoz 1512 Männer und 1828 Frauen dem Carcinom erlagen; es entfallen mithin auf 10 000 Männer 7,5, auf 10000 Frauen 8,5 Carcinomtodesfälle. 1) Hand in Hand mit regelmäßiger Vermehrung der Krebstodes- fälle fand in den Jahren 1873 bis 1880 eine Zunahme der Todesfälle an Lungenschwindsucht statt (vgl. Jahresbericht des Landes-Medizinal kollegiums 1880 S. 25). In den ersten 8 Jahren seit Einführung der Todesursachenstatistik, deren Ergebnisse erstmalig vom Jahre 1873 zusammengestellt worden sind, nahmen die Krebstodesfälle um 39,s, die Todesfälle an Lungenschwindsucht um 26,s Prozent zu, während die Zu nahme der Landesbevölkerung nur 12,o Prozent betrug. Von 10 000 Ein wohnern starben 187z 22,9, 1880 25,8 an Phthise. Im gleichen Zeit räume war aber die ärztliche Beglaubigung bei Lungenschwindsucht von 72,s allmählich auf 77,s v. H. gestiegen. Deshalb ist die Zunahme der statistisch ermittelten Todesfälle in jener Zeit nicht ausschließlich auf eine wirkliche Ausbreitung der Schwindsucht, sondern nebenher auch auf häufigere ärztliche Behandlung Schwindsüchtiger zurückzuführen.
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