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Zeitschrift des Sächsischen Statistischen Landesamtes
- Bandzählung
- 51.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Sax.A.162-51.1905
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1724953540-190500008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1724953540-19050000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1724953540-19050000
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2. Heft, Januar 1906
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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In 546 Ortschaften Sachsens kam im Jahre 1903 nur je ein einzelner Carcinomtodesfall vor; in 262 Ortschaften je 2 bis 4, in 63 Ortschaften je 5 bis 9, in 2t Ortschaften je 10 bis 19 Careinomtodesfälle. Auf jede der 5 Städte Crimmitschau, Frei berg, Glauchau, Meißen und Zittau kamen 20 bis 49, auf Plauen und Zwickau je 50 bis 200 und auf jede der 3 Groß-, städte über 200 Carcinomtodesfälle. In den Gemeinden mit bis 500 Einwohnern starben in demselben Jahre an Carcinom 6,3, in den Gemeinden bis zu 2 000 Einwohnern 6,6, in den Gemeinden mit 2 001 bis 5 000 Einwohnern 7,07, in den Gemeinden mit 5 001 bis 20 000 Ein wohnern 7,22 und in den Gemeinden mit über 20 000 Ein wohnern 9,86 auf 10 000 Einwohner.i) In den Städten und industriellen Ortschaften mit über 2 000 Einwohnern kommen also viel mehr Carcinomfälle vor, d. h. in ärztliche Behandlung, als auf dem Lande, wo ärzt liche Hilfe schwerer und bedeutend teurer zu beschaffen ist. Unter Umständen ist aber auch für die Landbevölkerung ärztliche Hilfe leichter und billiger zu beschaffen, nämlich dann, wenn in der betreffenden Amtshauptmannschaft einige kleine Städte verteilt sind, deren Ärzte auch Landpraxis treiben. So liegen in der Amtshauptmannschaft Borna 9 kleinere Städte verteilt, in denen zusammen im Jahre 1903 27 Ärzte praktizierten. Auf die Be wohner der 9 kleinen Städte entfielen 51 Carcinomfälle, auf die Einwohner der Bauerndörfer 28. Letztere Zahl erscheint im Vergleich mit anderen Amtshauptmannschaften groß, denn im Medizinalbezirk Olsnitz z. B., wo ärztliche Hilfe auf das Land nur aus 4 Städten (und 3 Jndustrieorten) schwerer und sür die ohnehin unbemittelte Bevölkerung kostspieliger zu beschaffen ist, entfielen auf die Ortschaften unter 500 Einwohnern nur 6, auf die 4 Städte dagegen 15 Carcinome (und 2 Sarkome). Unter dem Gesichtspunkte, daß die Häufigkeit der Carcinom fälle in einer bestimmten Gegend davon abhängig ist, daß der Bevölkerung in Erkrankungsfällen genügend viele und tüchtige Ärzte zur Verfügung stehen, erscheint es erklärlich, daß aus Gegenden Englands, wo früher überhaupt zu wenig oder wenig tüchtige Ärzte vorhanden waren, plötzlich ein starkes Wachstum der Carcinomfälle gemeldet wird. Ebenso dürfte die angeblich geringere Empfänglichkeit der farbigen Rassen für Krebs nur eine scheinbare und so zu erklären sein, daß farbige Eingeborene nur höchst selten, zivilisierte Weiße dagegen viel häufiger in ärztliche Behandlung kommen?) Um weiter untersuchen zu können, ob das Auftreten des Carcinoms vielleicht nur an bestimmte Ortschaften gebunden ist oder ob dasselbe bald an diesem, bald an jenem Orte stärker auftritt, wurde ein ausführliches Verzeichnis der Ortschaften angelegt, in welchen während des Jahres 1903 Todesfälle an Neubildungen vorgekommen sind und bei jeder Ortschaft die Zahl der Todesfälle an Carcinom, Sarkom oder sonstigen Neubildungen notiert (jede Gruppe sür sich). Dieses Verzeichnis der Krebs ortschaften vom Jahre 1903 enthält manche bemerkenswerte Daten. Z. B. ist es auffällig, daß in dem Villenvorort X einer Groß stadt mehr Carcinomtodesfälle vorkommen, als in einer benach barten industriellen Ortschaft von etwas größerer Einwohnerzahl. Eine Erklärung hierfür bietet indes der verschiedene Altersaufbau der beiderseitigen Bevölkerung: in dem einen Orte vorwiegend ältere Rentiers und Pensionäre mit wenig Kindern, in dem anderen eine vorwiegend jugendliche Arbeiterbevölkerung mit zahl reichen Kindern. Auch durch den Umstand, daß eine kleine Erz gebirgsstadt 7 Carcinomfälle hatte, während in der unmittelbar 1) Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1900. 2) Zeitschrift sür Krebsforschung 1904, S. 475. benachbarten und noch dazu 500 Einwohner mehr umfassenden Schwesterstadt nur 1 Carcinomsall beobachtet wurde, könnte man kaum veranlaßt werden, an die Möglichkeit einer Krebsendemie zu denken; vielmehr ist es wahrscheinlich, daß für die verschiedene Verteilung der Krebsfälle auch hier der Altersaufbau der beider seitigen Einwohnerschaft, die verschiedene Zahl der Krankenkassen mitglieder und außerdem der Grund maßgebend war, daß erstere Stadt Eisenbahnstation ist und infolgedessen dahin auch auswärtige Ärzte zugezogen werden. Leider muß von einer Veröffentlichung des an sich inter essanten Verzeichnisses der Krebsortschaften abgesehen werden, um einer mißbräuchlichen Verwendung desselben zu Reklamezwecken und dergl. vorzubeugen. Vor unserem Eintritt in die Folgerungen aus vorstehenden Mitteilungen bedürfen die Todesfälle an Sarkom und sonstigen Neubildungen im Jahre 1903 einer kurzen Besprechung an der Hand der zugehörigen Übersicht 2 Ä., L. und v. Sämtliche Sarkomfälle sind ärztlich beglaubigt. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, daß unter den als „Lungensarkom" be zeichneten Fällen auch Fälle von „Lymphosarkom der Lunge" ein begriffen sind, welche nicht unter Nr. 20b der Todesursachen, sondern unter Nr. 22 zu zählen wären?) Die Verteilung der Sarkomtodesfälle nach Kalendermonaten zeigt nichts auffälliges. Dagegen ist es bemerkenswert, das 9K 44 Prozent aller Sarkomtodesfälle) der Berufsabteilung „Industrie" angehören. Sowohl beim Manne wie beim Weibe fällt die Mehrzahl der Sarkomtodesfälle auf das Lebensalter zwischen 30 und 60 Jahren. Letzteres gilt auch von den „sonstigen Neubildungen". Um etwaigen Zweifeln vorzubeugen, ist mitzuteilen, daß zu „sonstigen Neubildungen" nur wirkliche Neubildungen, nicht aber andersartige Gebilde wie Kropf, Lymph- drüsen und dergl. gerechnet worden sind. Das allmähliche, auf einen Zeitraum von ungefähr 30 Jahren verteilte Ansteigen der relativen Krebssterblichkeit in Sachsen ist nicht gleichbedeutend mit einem Umsichgreifen der Erkrankungen an Krebs, sondern mit einer Zunahme der statistisch ermittelten, d. h. ärztlich bescheinigten Krebstodesfälle. Die nicht unbeträcht liche Zunahme der ärztlich bescheinigten Krebstodesfälle ist auf die, S. 263, genannten 4 Momente zurückzuführen. Diese waren nicht nur ursächlich beteiligt an der allgemeinen Zunahme der statistisch ermittelten Krebstodesfälle, sondern auch maßgebend für deren örtliche Verteilung. Die letztere wird aber noch von einem 5. Moment beeinflußt, nämlich von dem Alters aufbau der Bevölkerung. Der Prozentsatz der Krebstodessälle vor dem 40. Lebensjahre ist unbeträchtlich. Demzufolge werden in einer Gegend bzw. Ortschaft mit einer vorwiegend aus älteren Personen bestehenden Bevölkerung mehr Krebstodesfälle statistisch ermittelt als an einem Orte, wo die Gestorbenen vorwiegend in Kindern bestehen. Die schon von anderen Seiten gemachte Be obachtung, daß in den Städten die Krebstodesfälle zahlreicher sind als auf dem Lande, wird auch durch die sächsische Statistik bestätigt. Die Zahl der in einer Amtshauptmannschaft vor handenen kleinen oder mittleren Städte beeinflußt durch die damit gegebene leichtere Beschaffung ärztlicher Hilfe auf den Dörfern die Häufigkeit ärztlich (statistisch) festgestellter Krebsfälle. Die verschiedene örtliche Verteilung der Krebstodesfälle ist dem nach auf Bevölkerungsverhältnisfe zurückzuführen. Das einmalige stärkere Ansteigen der relativen Krebssterblichkeit im Jahre 1892 läßt sich aus der damaligen Einführung der erweiterten Todes ursache „Neubildungen" erklären. Eine Berufsstatistik der im 1) Siehe Zeitschrift 1904, S. 226.
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