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Zeitschrift des Sächsischen Statistischen Landesamtes
- Bandzählung
- 59.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Sax.A.162-59.1913
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1724953540-191300005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1724953540-19130000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1724953540-19130000
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1. Heft, Juli 1913
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Reichsmittel das Verhältnis sich doch erst von 42,5 auf 28,6 Pro zent verrückte. Dafür gewann die Industrie, die schon anfänglich in Sachsen eine weit höhere Stufe erklommen hatte, auch weniger: von 56,2 hob sie sich auf nur 59,3 Prozent, während fürs Reich die Anschwellung von 35,5 ans 42,8 Prozent hinaufging. Im größeren Teile Deutschlands hatte noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Landwirtschaft numerisch die ent schiedene Vorherrschaft dergestalt, daß, wo nicht mehr, mindestens die halbe Bevölkerung in ihr aufging. Genau vergleichbare Tat sachen lassen sich freilich nicht aufführen, da die älteren Zählungen in ihren Ausmittelungen von den neueren zu sehr abweichen. Doch erhält man von den Vorgängen eine annähernde Vorstellung, wenn man erfährt, daß Preußen älteren Bestandes, d. h. nach dem Gcbietsumfange von vor 1866, im Jahre 1867 noch 48,6 Prozent, mithin wenig unter der Hälfte, landwirtschaftliche und bloß 25,5 Prozent industrielle Bevölkerung hatte?) Noch ent schiedener war zur nämlichen Zeit im Herzogtum Oldenburg, dem Hauptlande des gleichnamigen Großherzogtums, das Vorwalten der agrarischen Bestandteile: hier standen sie mit 57,9 den 25,2 Prozent industriellen gegenüber?) Indessen hatte auch damals schon die Industrie die Landwirtschaft an Bevölkerungsmenge in etlichen deutschen Ländern überholt, so namentlich in einigen kleineren thüringischen Staaten, wie in Schwarzburg-Rudolstadt, wo sich 1864 bereits ein Verhältnis von 23,6 und 43,2, in Meiningen ein solches von 28,9 und 44,2 und zumal in Reuß j. L. von 20,6 und 51,0 Prozent herausgebildet hatte?) Und auch in den älteren Landesteilen Preußens gab es gebietsweise wahr nehmbare Unterschiede, denen gemäß die Industrie der Urproduktion nahe kam, wo nicht ihr voran ging. Das erhellt schon, sosern man auch nur die östlichen und die westlichen Provinzen der preußischen Monarchie auseinander hält. Da bekundet Wohl die erstere mit 52,2 und 21,9 Prozent ein unzweifelhaftes Über gewicht der Landwirtschaft, wohingegen die letztere, also namentlich Rheinland und Westfalen, bei 38,5 und 35,2 Prozent dartun, daß die industrielle Vertretung der jener nicht mehr weit nachstand. Zu den deutschen Ländern, in welchen bereits seit langem ver möge frühzeitiger Entfaltung des Hausgewerbes, zu dem die mangelnde Beschäftigung der kleinbäuerlichen und tagelöhnernden landwirtschaftlichen Bevölkerung drängte, die Industrie in hohem Maße Wurzel gefaßt hatte, gehört aber vornehmlich Sachsen. In ihm kamen auf diese 1861 schon 56,i, auf die Landwirt schaft bloß noch 25,7 Prozent?) Ja, geht man bis auf 1849 zurück, so umfaßten die industriellen Gewerbe mit 51,3 Prozent selbst damals bereits die Mehrheit der Bewohnerschaft, während der Land- und Forstwirtschaft nur 32,2 Prozent, also nicht viel mehr als sogar gegenwärtig im Reiche überhaupt verblieben?) Dieses schon geraume Zeit bestehende industrielle Übergewicht er klärt nuu auch, daß die berufliche Kräfteverteilung trotz der mächtigen absoluten Zunahme der Jndustriebevölkerung von 1882 bis 1907 durch sie nicht so stark beeinflußt worden ist als im Reiche im ganzen, dessen industrielle Besetzung 1882 noch merk lich ansehnlicher als 1907 von der Sachsens entfernt blieb. Mehr 1) Preußische Statistik, herausgegeben vom Königlichen Statistischen Bureau. XVI. S. XXII u. XXIll. Berlin 1871. 2) Statistische Nachrichten über das Großherzogtum Oldenburg, herausgegeben vom Großherzoglichen Statistischen Bureau. Heft 19, S. 80, Oldenburg 1882. 3) Statistik Thüringens. Mitteilungen des Statistischen Bureaus vereinigter thüringischer Staaten. Bd. 1, S. 314, Jena 1867. 4) Zeitschrift des Statistischen Bureaus des Königlich Sächsischen Ministeriums des Innern, IX. Jahrgang, S. 46 — 61, Dresden 1863. 5) Statistische Mitteilungen aus dem Königreich Sachsen, heraus gegeben vom Statistischen Bureau des Ministeriums des Innern. III. Tabelle 1, 0. Dresden 1845. als die Zunahme der Industrie hat dagegen die Abnahme der Landwirtschaft, deren Anteil geradezu auf die Hälfte herabgesunken ist, das Verhältnis der Berufsabteilungen zueinander verschoben. Und von dem Gewinne aus diesem Verlust sind ebensosehr wie die Industrie die berufslosen Selbständigen, dann, wenn auch minder, Handel und Verkehr betroffen worden. Daß die Landwirtschaft gegenüber anderen Berufsabteilungen in einem Zeitabschnitte, in welchem die Gesamtbevölkerung ein kräftiges Wachstum an den Tag legte, an Ausdehnung verloren hat, läßt sich schon aus der ganzen Natur ihres Betriebes füglich begreifen. Die Landwirtschaft ist hierbei an den Boden gebunden, den sie zu bestellen und aus dem sie ihre Früchte zu ziehen ver mag. Von seiner Größe und Beschaffenheit hängt auch zunächst die Anzahl der Menschenkräfte ab, die sie verwenden und der nebst ihrem Anhänge sie Unterhalt zu schaffen imstande ist. Zwar lassen sich unter Umständen, so durch Urbarmachung von noch vorhandenen Ödländereien, die bewirtschastbaren Flächen vermehren, lassen sich die bewirtschafteten ertragreicher machen und verursachen in beider Hinsicht mehr Arbeits- und Erwerbsgelegenheit; aber doch auch hier sind enge Grenzen gesteckt. Sie sind es zumal da, wo, wie in Sachsen, eine besonders dichte Bevölkerung sich angesiedelt hat, wo der Boden schon lange fast vollständig in Kultur genommen ist, wo die immer mehr sich vollziehende Volkszunahme und ihre anderweiteu volkswirtschaftlichen Erwerbsziele durch Erweiterung des Baulandes für Wohn- und gewerbliche Betriebszwecke der Landwirtschaft die Flächen streitig machen. Die Landwirtschaft kann daher nicht zu jeder Zeit alle die Kräfte, die aus ihr her- vorgehcn, beschäftigen und sesthalten, um fo weniger, als gerade ihre Kreise hervorragend zu der natürlichen Volksvermchrung beizutragen pflegen. Ist der Nachwuchs größer als sie ihn selbst erfordert, bleibt diesem kein anderer Ausweg, als sich anderwärts sein Wirkungs feld zu suchen. Lange Zeit war das vielerorts in Deutschland die Auswanderung, da die volkswirtschaftlichen Zustände daheim keine annehmbaren Aussichten boten. Wo dagegen, und so wiederum vornehmlich in Sachsen, Gewerbe und Handel sich mächtig regten, hatten sie eine unwiderstehliche Anziehungskraft, zumal, da sie in ihrer Ausdehnungsfähigkeit, in der Erwerbsmöglichkeit Vorteile verhießen, welche die hierin viel gebundenere Landwirtschaft nicht zu bieten in der, Lage ist. Jedenfalls hat sich seit den letzten sechs oder sieben Jahrzehnten der Überschuß an agrarischer Be völkerung mehr und mehr zu einem Abfluß gedrängt gesehen. Das ist auch keine vereinzelte Erscheinung; ähnlich ist sie im Laufe der Geschichte genugsam aufgetreten, nur war der Verbleib der sich Abwendenden wechselnden Geschicken unterworfen. Im Mittelalter, zur Zeit der eifrigen Städtegründungen, nahmen die bürgerlichen Gewerbe reichlich die auf, welche dem Lande den Rücken zukehrten; zeit weise schlossen diese sich, um auch für ihr Seelenheil zu gewinnen, in Hellen Haufen den Kreuzzügen an oder wurden sonst in den. un aufhörlichen Fehden und Kriegen ge- und verbraucht. Zudem rafften Hungersnöte und Seuchen Unzählige dahin und stellten das Gleich gewicht zwischen Arbeitsgelegenheitund Unterhaltsbedarf einigermaßen wieder her. Mit der unzulänglichen Erwerbsmöglichkeit aus dem Lande und in der Landwirtschaft, namentlich angesichts der einstigen gewerberechtlichen Abgeschlossenheit von den Städten, hängt doch auch der Ursprung der alten Hausindustrie zusammen, die über den Eigen- und Ortsbedarf hinaus arbeitete. Durch sie suchte sich die niedere landwirtschaftliche Bevölkerung die Mittel zum Lebens unterhalt zu verschaffen, welche ihr angesichts der reichlich verfüg baren Arbeitskräfte der agrarischen Berufe aus diesen selbst nicht hinreichend erwachsen konnte. Hat das Hausgewerbe unter dem Einflüsse neuzeitlicher Umgestaltungen in Industrie und Handel in wachsendem Maße sich von der Landwirtschaft abgelöst und hier durch dazu beigetragen, deren Anteil an der Bevölkerung ein-
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