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59. Jahrgang 1913. l' l 1 j (l) l'l st Erstes Heft. des K. Sächsischen Die Zeitschrist erscheint Statistischen Preis des Jahrgangs 3 Mark. jährlich in der Regel in 2 Heften. Zu beziehen durch Post und Buchhandel. Landesamtes. Einzelne Hefte werden mit 1 Mark 50 -Pf. berechnet. Die soziale Gliederung der sächsischen Bevölkerung in Vergleichung mit derjenigen des Deutschen Reiches. Eine Untersuchung auf statistischer Grundlage von Geheimem Oberregierungsrat vr. Paul Kollmann in Dresden. Inhalt: 1. Vorbemerkung (S. 1). — 2. Die Berufsverteilung im allgemeinen (S. 2). — 3. Die erwerbstätige und nichterwerbstätige Bevölkerung (S. 5). — 4. Die soziale Schichtung der Erwerbstätigen (S. 14). — 5. Die soziale Gliederung und das Lebensalter (S. 27). — 6. Die soziale Gliederung und der Familienstand (S. 48). 1. Vorbemerkung. Die wichtigste Quelle zur Erkenntnis der sozialen Zusammen setzung der Bevölkerung bilden im Deutschen Reiche und in seinen Bundesstaaten die drei großzügigen, 1882, 1895 und 1907 ver anstalteten sogenannten Berufs- und Betriebszählungen. Über ihre Einrichtung und ihre hauptsächlichen Ergebnisse sind in dieser „Zeit schrift" wie früher, so auch neuerlich bald knappere, bald aus führlichere Mitteilungen gemacht worden. Namentlich hat die jüngste Zählung eine umfänglichere Nachweisung des gesamten Er- hebungsstosfes sowie eine, wenn auch noch nicht beendete gründliche Erschließung des weitschichtigen Tatsacheninhaltes erfahren?) Daher rechtfertigt es sich, an dieser Stelle von einer erneuten Betrachtung der Zählungsanlage im allgemeinen abzusehen und nur insoweit darauf und auf die Art der Aufbereitung einzugehen, als das etwa für die gehörige Beurteilung der zu besprechenden Vorgänge erforderlich werden sollte. Ebenso liegt es nicht in der Absicht, eine umständliche, systematische Schilderung des gesamten Zählungsinhaltes zu geben, als vielmehr ihm lediglich das zu ent nehmen, was vorzugsweise einen Anhalt für den sozialen Aufbau bietet. Es wird deshalb auch die eigentliche Berufsverteilung nur soweit ins Auge zu fassen sein, als sie danach angetan ist, über die für die soziale Gliederung bedeutsamen beruflichen Eigentüm lichkeiten Licht zu verbreiten. Dazu ist es aber nicht geboten, die Einzelheiten der Berufsausmittelung nach Klassen und Arten in 1) Diese „Zeitschrift" 55. Jahrgang 1909, S. 1 — 107; 58. Jahrgang 1910, S. 210—238 und 57. Jahrgang 1911, S 239 — 297: Arno Pfütze, Erläuterungen zu den Ergebnissen der Berufs- und Betriebszählung vom 12. Juni 1907. Erster Teil: Berufsstatistik. — Statistische Beiträge zur Bevölkerungs- und Wirtschaftsgeographie des Königreichs Sachsen, heraus gegeben vom Königlichen Statistischen Landesamt, Bd. 1 Berussstatistik, Dresden 1910. — Als reichsstatistische Veröffentlichungen kommen in Be tracht: Statistik des Deutschen Reiches, herausgegeben vom Kaiserlichen Statistischen Amt: Berussstatistik. N. F. Bd. 2—4, 1884; N. F. Bd. 102 — 111, 1897 — 1899; N. F. Bd. 202 —210, 1909 — 1910. Eine zu- sammensassende Bearbeitung der Berufszählung seitens des Kaiserlichen Statistischen Amtes hat bei der Herstellung dieser Arbeit noch nicht vor gelegen; sie ist erst im Juni 1913 dem Verfasser zugegangen. Betracht zu ziehen; dazu reichen in der Hauptsache bereits die sechs großen Abteilungen — Land- und Forstwirtschaft nebst Gärtnerei und Fischerei; Industrie (Gewerbe) mit Bergbau und Baugewerbe; Handel und Verkehr einschließlich Versicherungsgewerbe, Gast- und Schankwirtschaft; häusliche Dienste (d. h. nicht bei der Herrschaft lebende häusliche Dienstboten) sowie Lohnarbeit wechselnder Art; öffentlicher Dienst und freie Berufe; sogenannte berufslose Selb ständige (Rentner, Almosenempfänger, nicht in ihrer Familie lebende Zöglinge, Anstaltsinsassen) — aus, in welche die Zählungs bearbeitung die Bevölkerung in erster Linie zerlegt hat. Wie aber in diesen Berufsabteilungen die Bestandteile sich nach ihrer selbst erwerbenden oder auf andere gestützten, leitenden oder abhängigen Stellung zusammensetzen, wie dabei neben dem Geschlecht das Alter und der Familienstand eine Rolle spielen, das nach zuweisen und in seiner Bedeutung klarzulegen, wird die Auf gabe dieser Darstellung sein. Soweit es dabei das Alter und den Familienstand angeht, geschieht das in diesem Zusammen hänge und jedenfalls in etwas umfassenderer Weise für Sachsen -zum ersten Male. Weil es nun in den folgenden Ausführungen nicht auf eine bloße Schilderung der erhobenen Tatsachen, sondern auf ihre nähere Würdi gung abgesehen ist, kommt es einmal darauf an, auch den Wandel der Erscheinungen in Rechnung zu ziehen. Zu dem Ende wird, soweit nicht die Umfänglichkeit des Materials entgegensteht, nicht nur die jüngste Zählung, sondern werden auch ihre beiden Vorgängerinnen zu berücksichtigen sein, aus deren Nebeneinanderstellung sich die Ver änderungen eines vollen Vierteljahrhunderts ermessen lassen. Und ferner erscheint es geboten, den sächsischen Ergebnissen durchweg die des Reiches in seiner Gesamtheit anzureihen: da jene nur einen Teil des großen nationalen und volkswirtschaftlichen Ganzen ausmachen, geben diese für deren Beurteilung den geeignetsten Maßstab ab. Erst unter gleichzeitiger Beachtung beider wird vielfach zu erreichen sein, was sich diese Untersuchung als vor nehmstes Ziel gesetzt hat: soweit als angängig, den Bestimmungs gründen, welche die beobachteten Vorgänge Hervorgernfen haben, nachzuspüren und damit letztere zu vollerer Erkenntnis zu bringen. Zeitschrift des König!. SLchs. Statistischen Landesamtes. SS. Jahrg. ISIS. 1