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Zeitschrift des Sächsischen Statistischen Landesamtes
- Bandzählung
- 86.1940(1941)
- Erscheinungsdatum
- 1941
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 375-86.1940
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1724953540-194000002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1724953540-19400000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1724953540-19400000
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Die Ergebnisse der land- und forstwirtschaftlichen Betriebszählung vom 17. Mai 1939
- Autor
- Pfütze, Arno
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Die Ergebnisse der land- und forstwirtschaftlichen Betriebszählung vom 17. Mai 1939 Von Dr. phil. Arno Pfütze, Präsident a. D. des Sachs. Statistischen Landesamtes I. Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe nach deren Zahl und Größe Die Statistik der „Betriebe“ hat eine ganz besondere Be deutung. Das gilt sowohl von den landwirtschaftlichen als auch von den gewerblichen Betrieben. Die „Betriebe“ sind gewisser maßen die Zellen der wirtschaftlichen Produktion, während die mit ihnen noch häufig verbundenen Haushaltungen wichtige Konsumtionsgemeinschaften darstellen. In der Landwirtschaft ist es auch gegenwärtig noch die Regel, daß der Betrieb und die Familienhaushaltung des Betriebsleiters in örtlicher und auch in persönlicher Beziehung eng miteinander verknüpft sind. Je kleiner die Wirtschaft, desto größer natürlich im all gemeinen der Anteil der Erzeugnisse, die in der eigenen, oft durch familienfremde Mitglieder erweiterten Haushaltung des Betriebsleiters verwendet werden. Die Betriebszählungen geben uns in zeitlichen Vergleichungen ihrer Ergebnisse unter anderem Auskunft über die zahlenmäßige Entwicklung der Betriebe nach ihrer Größe. Sie beleuchten damit einen wichtigen Vor gang, der meist als Betriebskonzentration bezeichnet wird und sich im Gewerbe hauptsächlich im Aufkommen zahlreicher Großbetriebe, in der Vergrößerung bestehender Unternehmen und in der Verdrängung kleinerer Betriebsformen geltend macht. Die Entwicklung der Gewerbebetriebe ist, das haben auch die gewerblichen Betriebszählungen deutlich bestätigt, von einem Zuge ins Große beherrscht worden. Dieser Vorgang ist von größter Tragweite. In seinen „Problemen der Wirtschafts geschichte“ (1920 S. 399ff.) bezeichnet Georg v. Below über haupt die Entstehung des „Kapitalismus“ als eine Folge erscheinung der Vergrößerung der Unternehmungen. „Mit der Größe des Unternehmens ist durchaus alles das gegeben, was man berechtigterweise als Kennzeichen des Kapitalismus nennt.“ Das Aufkommen der Großbetriebe in den Gewerben der Stoffbearbeitung, also der fortschreitende Konzentrations prozeß im Sinne des Zusammenarbeitens größerer Menschen massen in einzelnen Unternehmungen, und dabei teilweise die Verdrängung von Kleinbetrieben haben zur Folge gehabt, daß im Verhältnis zur Unternehmerzahl ein großes Heer abhängiger Lohnarbeiter entstanden ist, die nach dem bestehenden Zahlen verhältnis nicht in dem Grade wie die ehemaligen Gehilfen und Lehrlinge in die Stellen der Selbständigen als Meister oder Unternehmer aufrücken können. Mit dieser Entwicklung steht in engstem ursächlichem Zusammenhänge das Aufkommen einer neuen großen Gesellschaftsklasse, des „vierten“ Standes und damit überhaupt die ganze „soziale Frage“ der kapitalisti schen GesellschaftsVerfassung. Die übertriebenen Vorstellungen von dem Maße der Konzentration haben sich nicht bewahr heitet. Insbesondere hat die Wirklichkeit die extreme „Kon zentrationstheorie“ nicht bestätigt, wonach eine verhältnis mäßig geringe Anzahl stetig wachsender Riesenbetriebe sämt liche Klein-, Mittel- und auch Großbetriebe allmählich auf- saugt oder wonach, wie Karl Marx behauptet hat, „je ein Kapitalist viele totschlage“, „viele Kapitalisten durch wenige expropriiert werden“, „die Zahl der Kapitalmagnaten beständig abnehme“ und schließlich „die Zentralisation der Produktions mittel einen Punkt erreiche, wo sie unverträglich werde mit ihrer kapitalistischen Hülle“. 1 ) Auf diese Weise werde die Ent- 1) Karl Marx: Das Kapital, 3. Aufl. I. Band, 8. 790. Zeitschrift des Sachs. Statistischen I.andesamtes. 86. Jahrg. 1940. wicklung von selbst zur Vergesellschaftung der Wirtschaft führen, indem zuletzt die wenigen übrigbleibenden Riesen betriebe verstaatlicht werden: „Die Expropriateure werden ex propriiert!“ Es ist in dieser Zeitschrift wiederholt auf Grund der Ergeb nisse der gewerblichen Betriebszählungen gezeigt worden, daß im Industrieland Sachsen der Verlauf des Konzentrations prozesses sich im allgemeinen im Gewerbe in den letzten 50 Jahren in einem langsameren Zeitmaße vollzogen hat, als früher meist angenommen worden ist. In vielen Gewerbe zweigen, besonders im ganzen Handels- und Verkehrsgewerbe, ist die Gesamtzahl der Betriebe, und zwar auch die der Klein betriebe, gestiegen. Aber die größeren Betriebsformen haben sich verhältnismäßig stärker vermehrt als die kleineren. Wie steht es nun in dieser Beziehung in der Landwirtschaft ? Auch auf die bäuerlichen Betriebe ist die Konzentrationstheorie will kürlich übertragen worden. „Die ökonomische Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft“ — so lautete unter anderem das be kannte Erfurter Programm der SPD. von 1891 — „führt mit Notwendigkeit zum Untergang des Kleinbetriebes ... Aber alle Vorteile dieser Umwandlung (riesiges Wachstum der Pro duktivität) werden von den Kapitalisten und Großgrund besitzern monopolisiert. Für das Proletariat und die ver sinkenden Mittelschichten — Kleinbürger, Bauern — bedeutet sie wachsende Unsicherheit ihrer Existenz“ usw. Ganz deutlich wurde demnach hier in einem politischen Programm, das bis zum Weltkriege für eine große Bewegung richtungweisend sein sollte, der Satz ausgesprochen, daß die Bauern mit ihren Be trieben auch den Mittelschichten angehören, die dem Unter gänge geweiht seien. Die landwirtschaftliche Betriebsstatistik vermag zahlenmäßig Aufklärung darüber zu geben, ob tat sächlich in der Landwirtschaft diese Entwicklungstendenzen bestehen. Sieht man von den in ihrem Bestand außerordentlich schwankenden Häuslerstellen und ländlichen Zwergwirtschaften ab, die dem Bewirtschafter keine volle Nahrung geben und deren Inhaber keine Bauern im Sinne des Reichserbhofgesetzes sind, so gibt zunächst die Übersicht 1* einen kurzen Überblick über die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe ver schiedener Größe für einen langen Zeitraum nach den vergleich baren Ergebnissen der landwirtschaftlichen Betriebszählungen von 1882, 1895, 1907 und 1925. Läßt auch die Übersicht keine Übersicht 1* Größenklasse nach der landwirt schaftlich benutzten Fläche Zahl der Landwirtschaftsbetriebe 1882 1895 1907 1925 5 ha bis unter 10 ha 17 826 18 759 18 986 18 783 10 ., „ , 20 „ 18 437 18 540 18 704 18 446 20 .. „ „ 100 „ 9 772 9 852 9 573 8 709 100 .. „ „ 200 „ und darüber 526 516 539 492 200 „ 232 238 205 202 ganz einheitliche Entwicklung erkennen, so zeigt sie doch deut lich, daß keine Tendenzen zum Großbetrieb wirksam gewesen sind. Im großen und ganzen sind die kleinsten Betriebe etwas häufiger, die Großbetriebe mit mehr als 100 ha Land und auch die großbäuerlichen Güter mit 20 bis 100 ha etwas seltener ge worden. Von einem betrieblichen Konzentrationsprozeß, von einer „Aufsaugung“ der Kleinwirtschaften durch die Groß betriebe kann demnach in Sachsen keine Rede sein. Bei Be- 4
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