Zeitschrift des Sächsischen Statistischen Landesamtes

Die Gartenbauerhebung vom Dezember 1939 in Sachsen Von Präsident a. D. Dr. phil. Arno Pfütze Für ein „Volk ohne Raum“ haben die Gärtnerei oder der Gartenbau und demnach auch die Gartenbaustatistik schon deshalb eine besondere Bedeutung, weil es sich um solche Zweige der Landbewirtschaftung handelt, die die intensivste Aus nutzung des Bodens und damit die Gewinnung der höchsten Erträge an Bodenerzeugnissen gestatten. Die Gartenbau erhebung, die als Ergänzung zur landwirtschaftlichen Betriebs zahlung vom 17. Mai 1939 in der Zeit vom 23. bis zum 30. De zember 1939 gemäß Anordnung des Reichsministers für Er nährung und Landwirtschaft im ganzen Deutschen Reiche (ohne Danzig, Memelland und die eingegliederten Ostgebiete) stattfand, umfaßte wie die Zählung gleicher Art im Jahre 1934 alle Betriebe, die Gartengewächse aller Art, wie Gemüse, Obst, Blumen, Zierpflanzen, Baumschulerzeugnisse, zum Zwecke des Verkaufs oder der Weiterverarbeitung für den Verkauf an bauen. Um der Reichsregierung die notwendigen zahlenmäßigen Unterlagen für die Produktionslenkung und Versorgungs regelung zu beschaffen, -wurden neben den Hauptbetriebsarten mit Anbau von Gartengewächsen und den wichtigsten tech nischen Einrichtungen auch die einzelnen Gemüseanbau flächen 1939 und die geplanten Gemüseanbauflächen für 1940 festgestellt. Durch die Erhebung wurden nicht nur die rein gärtnerischen, sondern auch die landwirtschaftlichen und son stigen Betriebe mit gartenbaulicher Erzeugung für den Verkauf erfaßt. Selbstversorger betriebe blieben außer Betracht. Als Gartengewächse im Sinne dieser Statistik galten Gemüse aller Art im gärtnerischen und feldmäßigen Anbau (auch Kohl, Kraut, Spargel usw.), ferner Obst (auch im Feldbau), Blumen und Zierpflanzen, Baumschulerzeugnisse (ohne Forst baumschulen) und die Erzeugnisse des gärtnerischen Samen- anbaues. Betriebe mit einer Gartenfläche von 8 531 ha. Von der Gesamt zahl dieser Betriebe Sachsens befaßte sich die Mehrheit (62,6 v. H.) mit Obstbau; 38,4 v.H. trieben Feldgemüsebau, 40,4 v.H. waren Erwerbsgärtnereien und 6,1 v. H. Baumschulen. Manche Betriebe vereinigen natürlich mehrere dieser Zweige des Garten baues in sich, weshalb die Summe der Gruppenziffern höher als die Gesamtzahl der Betriebe ist. Seit der vorletzten Gartenbaustatistik im Jahre 1933 haben sich die Betriebe und auch die Fläche des Gartenbaues erheb lich vermehrt. Es betrug im alten Reichsgebiet in Sachsen 1933 1939 1933 1939 die Zahl der Betriebe .... 169 436 225 549 6 301 9 643 die Gartenbaufläche (ha) . 153 397 196 734 6 019 8 531 Es haben mithin im alten Reichsgebiet die Betriebe in der Zeit von 1933 bis 1939 um mehr als 56 000 (33 v. H.) an Zahl zugenommen, während die Gartenbaufläche sich um 43 000 ha (28 v. H.) vergrößert hat. In Sachsen war die Steigerung ver hältnismäßig noch stärker. Die Betriebszahl ist hier um 53 v.H. und die Fläche um 42 v. H. gewachsen. Die Verteilung der Fläche auf die einzelnen Gartenbauzweige zeigt für Reich und Sachsen nach der letzten Erhebung kennzeichnende Unter schiede. Von der gesamten Gartenbaufläche entfielen im Jahre 1939nämlich im Reiche auf die Erwerbsgärten nur 14,1 v.H., in Sachsen dagegen 21,4 v.H. und auf die Baumschulen im Reiche nur 5,2, in Sachsen aber 8,9 v. H., während der Feldgemüse- und Obstbau im Reichsdurchschnitt stärker vertaten ist. Schon das Verhältnis zwischen Betriebszahl und Gesamt umfang der Fläche (Übersicht 1*) läßt darauf schließen, daß im Gartenbau der Kleinbetrieb vorherrscht. Da in Sachsen wie Die Durchführung der Erhebung wurde für Sachsen durch Verordnung vom 16. Dezember 1939, die im Sächsischen Ver ordnungsblatt vom 19. gleichen Monats veröffentlicht worden ist, geregelt. Vorläufige Zählungsergebnisse der Erhebung für das deutsche Reichsgebiet wurden vom Statistischen Reichs amt zunächst hauptsächlich in der Zeitschrift „Wirtschaft und Statistik“ (1941 Nr. 6, 10, 13 usw.) bekanntgegeben. Soweit in der folgenden Darstellung aus den Zählungsergebnissen Reichs ziffern gebracht werden, stammen sie aus dieser Quelle. Übersicht 1* Deutsches Reich Land Sachsen Zweig des Gartenbaues Betriebe benutzte Fläche Betriebe benutzte Fläche Zahl v. H. ha ! v. H. Zahl | v. H. ha v. H. Feldgemüsebau .. 159 302 56,1 107 6771 48,7 3700 38,4 2723 31,9 Obstbau 129 712 45,7 70 685 32,o 6040 62,6 3228 37,8 Baumschulen .... 9 932 3,5 21,1 11537 5,2 585 6,1 761 8,9 Erwerbsgartenbau 59 958 31213' 14,1 3895 40,4 1819 21,4 darunter: Blumenbau .... 3° >75 10,6 i6, 7 6 7351 3,° 2739 28,4 635 7,4 Gemüsebau .... 47 437 19 J 33 8 > 6 34 8 3| 36,t 1185! 43,9 zusammen 283 822 100,o 221 112 100,0 9643 100,0 8531 100,0 Einen Gesamtüberblick über die Hauptergebnisse der Zäh lung gibt die Übersicht 1*. Im ganzen Deutschen Reiche (Ge bietsstand 1939 ohne Memelland und die eingegliederten Ost gebiete) wurden mithin 283 822 Gartenbaubetriebe im Sinne der Statistik mit einer Gartenbaufläche im Freiland von 221 112 ha gezählt. Auf Sachsen entfielen davon 9 643 solcher im Reiche die Betriebszahl größer ist als die Hektarzahl der Fläche, muß natürlich im Durchschnitt die Gartenbaufläche eines Betriebes geringer als 1 ha sein. Nur die Baumschulbetriebe sind durchschnittlich etwas umfangreicher als 1 ha. Über den Aufbau der Gartenwirtschaft nach Betriebsgrößen unterrichtet die Übersicht 2*, die — wie auch häufig die beigefügten Über sichtstafeln — die Betriebe bei der Größengliederung mit der ganzen Betriebsfläche, also neben dem Gartenland auch mit landwirtschaftlichem Nutzland, Waldungen und Holzungen usw. in Rechnung stellt. Das häufige Vorkommen verhältnismäßig größerer Betriebsformen (z. B. mit 20 ha und mehr Land) er klärt sich eben daraus, daß die Gartenbaubetriebe, besonders natürlich der Feldgemüsebau, oft mit Landwirtschaftsbetrieben Übersicht 2* Größenklasse nach der gesamten Betriebsfläche darunter mit Garte nbau- fläche Gartenbau betriebe landw. Betrieb ver bunden Garten bau als Haupt erwerbs quelle Zahl v. H. v. H. v.H. ha v. H. unter 0,5 ha.. Deutsc 37 585 hes 1 13,3 leich 11,0 20,3 6 794 3,1 0,5 bis „ 2 „ .. 72 699 25,6 36,5 37,7 37 747 17,1 2 „ „ 5 „ .. 56 299 19,8 84,i> 26,8 40 214 18,2 5 „ „ 20 „ .. 20 ha und darüber .. . 84 238 29,7 97.1 9,9 65 063 29,4 33 001 11,6 97,5 3,7 71 294 32,2 zusammen 283 822 100,0 67,8 21,0 221112 100,0 darunter altes B,eichsgebiet . . 225 549 133,i 64,2 23,5 196 734 128,3