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Nach dem Weltkrieg machten sich im allgemeinen — beson ders mit der Rückkehr gewaltiger Massen Kriegsteilnehmer zu ihrem Berufe — starke Kräfte zur Wiederherstellung des alten Zustandes, der Friedenswirtschaft, geltend. Im ganzen zeigte aber der Beschäftigungsgrad, der zwar zur Zeit der Zählung der gewerbeamtlich beaufsichtigten Betriebe im Mai 1920 noch durch Nachwirkungen eines ungewöhnlich belebten Ausfuhr geschäfts, einer „Export-Hausse“, beeinflußt war, in der In flationszeit von 1919 bis 1923 außerordentlich starke Schwan kungen. Nach der Festigung der Währung erfuhr die Erwerbs lage eine kurze Besserung, die etwa Mitte 1925, also bis zur Zeit der neuen Berufszählung, ihren Höhepunkt erreichte. Seit 1925 trug das Wirtschaftsleben einen äußerst unbeständigen Charak ter. Der Wechsel des Beschäftigungsgrades kommt u. a. in den Feststellungen der „Arbeitnehmerzählungen“ zum Ausdruck. Danach betrug die Arbeitnehmerzahl in den der Gewerbe aufsicht unterstellten Industriebetrieben Sachsens im August 1925 rund 1208000; sie ist bis zum gleichen Monat 1926 auf 1011000 gefallen und darauf bis 1928 auf einen Höhepunkt von 1252000 gestiegen, um dann ständig, bis 1932 auf 651000, zu fallen. Am 16. Juni 1933 gab es nach den Ermittlungen der Be rufsstatistik unter 2658000 gezählten „Erwerbspersonen“ noch rund 643000 Erwerbslose, deren letzter Beruf festgestellt wor den ist, und etwa 2015000 Erwerbstätige, also solche wirklich tätige Berufskräfte, die von der Erwerbslosigkeit verschont ge blieben waren. Bis zur neuesten Berufszählung am 17. Mai 1939 war die Erwerbslosigkeit so gut wie verschwunden. Erwerbs personen und Erwerbstätige können also im Jahre 1939 ihrer Menge nach als gleich betrachtet werden. Den im Jahre 1939 ermittelten Erwerbstätigen, rund 2716000 an der Zahl, stehen mithin im Jahre 1933 etwa 2658000 Erwerbspersonen einerseits und 2015000 Erwerbstätige anderseits gegenüber. Bei einer solchen doppelten Gegenüberstellung der Zahlen nach Arten, Gattungen und höheren Einheiten der Berufssystematik ergibt sich ein durchaus lehrreiches Bild der Bestandsveränderungen in den einzelnen Erwerbszweigen. Bei den 1933 als Erwerbs personen gezählten Arbeitslosen wird die Vergleichbarkeit aller dings besonders insofern eingeschränkt, als die Berufsermitt lungen bei den Erwerbslosen wegen des bei ihnen häufig vor kommenden Berufswechsels zu einem Teile Fehlerquellen in sich schließen (vgl. 8. 88). Allein es liegt selbstverständlich ein dringendes Bedürfnis vor, über die Entwicklung des Wirtschafts und Erwerbslebens seit der Neuordnung unseres Staats- und Wirtschaftswesens, also seit 1933, statistisch Rechenschaft zu geben, so gut das eben geht. Im Jahre 1925 bestand zwar gerade ein hoher Beschäftigungsgrad, aber der Wirtschaftskörper war durchaus nicht gesund und die Struktur des Berufslebens nicht normal. Jedenfalls werden Vergleiche mit den Zählungsergeb nissen von 1925 erst Gegenstand einer späteren Veröffentlichung sein können, hi folgender Darstellung soll zunächst das Erwerbs leben der Bevölkerung nur nach dem Hauptberufe betrachtet werden, worunter — gemäß den Erläuterungen zur Haushal tungsliste — der Beruf verstanden wird, auf dem hauptsächlich die Lebensstellung des Erwerbenden beruht und von dem im allgemeinen der Gesamterwerb oder dessen größter Teil her rührt. Die Behandlung des Nebenerwerbs und der Altersgliede- Auch enthält die vom Statistischen Reichsamt herausgegebene . Zeitschrift „Wirtschaft und Statistik“, Jahrg. 1940, Heft 10ff„ wo die ersten Veröffentlichungen der vorläufigen Ergebnisse der Berufsstatistik 1939 erfolgt sind, Hinweise auf die Methode und die Vergleichbarkeit der Statistik. Am 17. Mai 1939 betrug die Bewohnerzahl Sachsens 5231739. Bei der Zählung vom 16. Juni 1933, also 6 Jahre vorher, wurden dagegen 5196652 Personen, die ihren Wohnsitz in Sachsen hat ten, ermittelt. Das ist eine Steigerung von 0,68 v. H. Die Wohn bevölkerung des ganzen Deutschen Reichs betrug dagegen nach dem Gebietsstande der Zählung vom 17. Mai 1939 beinahe 80 Millionen, genau 79375281. Die Zählung von 1939 erstreckte sich auf das alte Reichsgebiet von 1933 und die Alpen- und Donau-Gaue sowie das sudetendeutche Gebiet, nicht dagegen auf das erst kurz vor dem Zählungstage gewonnene Memelland. Im Deutschen Reiche wohnten im Jahre 1939 — bei einer Ge bietsfläche von rund 583000 qkm — durchschnittlich 136, in Sachsen dagegen 349 Menschen auf 1 Quadratkilometer. Die Übersicht 1* zeigt die Volksdichte der größeren Länder und Reichsteile, und zwar solcher mit über 1 Million Einwohnern. Sachsen überragt in der Volksdichte sämtliche dieser Gebiete in starkem Grade. Selbst die dichtest besiedelten preußischen Provinzen Rheinland (rund 300) und Westfalen (rund 250) bleiben in der Bevölkerungsdichte weit hinter Sachsen zurück. Ebenso erreicht der gerade seiner großen Bevölkerungsdichte wegen häufig angeführte Staat Belgien (275,2 Bewohner auf 1 qkm) 1 ) in dieser Hinsicht Sachsen bei weitem nicht. Im ver größerten Reiche von 1939 war die Volksdichte gegenüber dem Reichsgebiete von 1933 trotz der Bevölkerungsvermehrung um ein weniges, von 139 auf 136, gefallen, da die durch die Volks zählung von 1939 neu erfaßten Gebiete etwas weniger dicht be völkert sind. In Sachsen ist die Volksdichte in der gleichen Zeit Übersicht 1* Volksdichte in den größeren Ländern und Landesteiien Land und Landesteil Fläche qkm Wohn bevölkerung 1 1 Auf 1 qkm kommen Einwohner Preußen darunter 321 470,84 45 329 616 141,0 Prov. Ostpreußen .. 52 727,38 3 336 777 63,3 „ Brandenburg . 38 274,21 3 007 933 78,6 „ Pommern .... 38 400,86 2 393 844 62,3 160,2 „ Schlesien 47 599,30 7 627 623 ,, Sachsen 25 528,56 3 618 458 141,7 „ Hannover.... 38 638,76 3 476 056 90,o „ Westfalen.... 20 214,84 5 209 401 257,7 „ Hessen-Nassau 16 845,22 2 675 111 158,8 ,, Rheinprovinz. 25 533,31 7 982 684 312,6 Bayern 77 837,28 8 222 982 105,6 Sachsen 14 994,TO 5 231 739 348,9 Württemberg 19 507,73 2 896 920 148,5 Baden 15 069,65 2 502 442 166,1 Thüringen 11 762,73 1 743 624 148,2 Hessen 7 691,40 1 469 215 191,0 Reichsgau Niederdonau. 23 534,98 1 697 676 72,1 ,, Oberdonau .. 14 236,83 1 034 871 72,7 Sudetenland . 22 587,21 2 943 187 130,3 rung der Bevölkerung und vielleicht auch einiger anderer Seiten des Berufswesens soll gleichfalls einer späteren Veröffentlichung vorbehalten werden. Näheres über das Verfahren der Berufs statistik ist im Reichsministerialblatt, 1938 Nr. 6, und im Band 555 der vom Statistischen Reichsamt herausgegebenen „Statistik des Deutschen Reichs“ zu ersehen. Dort finden sich u. a. im Abdruck auch die rechtlichen Bestimmungen, ferner die der Berufsermittlung dienende Haushaltungsliste sowie die Muster für die tabellarische Darstellung der Zählungsergebnisse. von 347 auf 349 gewachsen. Diese Steigerung beruht lediglich auf innerer Vermehrung, nicht etwa auf Mehrzuwanderung, denn in der Zeit von 1933 bis 1939 bestand hier, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, ein Wanderungsverlust von 78998 hauptsächlich männlichen Personen, dem ein Geburten überschuß von 114085 Menschen gegenüberstand, wie aus der Aufstellung auf der folgenden Seite ersichtlich ist. Im 1) Am 1. 1. 1940. „Wirtschaft und Statistik“ 1940, S. 167.