Zeitschrift des Sächsischen Statistischen Landesamtes
- Bandzählung
- 7.1911(1911/12)
- Erscheinungsdatum
- 1911/12
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Sax.A.162-57.1911
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1724953540-191100001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1724953540-19110000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1724953540-19110000
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- Ausgabebezeichnung
- 2. Heft, März 1912
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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von l — 3 Personen, in der Regel Familienangehörige, Frauen ! heimischen Geflechte ganz in den Hintergrund drängten. Alle und Kinder. Versuche, die Strohflechterei konkurrenzfähig zu machen, blieben In den letzten Jahren hatte die Spankorbmacherei mit zu nehmenden Schwierigkeiten zu kämpfen, da das zur Verwendung geeignete Holz aus immer weiterer Entfernung herangeholt werden mußte Es werden Körbe aller Art hergestellt, ins besondere Versandkörbe für Spargel, Weintrauben und andere Früchte. Bon der Ernte solcher Fruchtarten wird diese Industrie zuweilen stark beeinflußt. So waren die Spankorbmacher in Lauter und Bockau im Jahre 1895 infolge der großen Heidel- beerernte in Mitteldeutschland außerordentlich beschäftigt, da man zur Versendung der Heidelbeeren, besonders auch nach England viele Spankörbe gebrauchte. Die Mehrzahl der iu der Gewerbeklasse XII ä erscheinenden hausgewerblichen Betriebe gehört der Stuhlsitzslechterei an, die sich als Heimarbeit sür Frauen und Kinder in den Gegenden der Stuhlfabrikation außerordentlich ausgedehnt hat. Von den Stuhlfabrikanten erhalten die Heimarbeiter alles erforderliche Material. Von der Gewerbeinspektion wurde die Kinderarbeit als Bedenken erregend bezeichnet, da die Körperhaltung eine für das Wachstum des Kindes ungesunde ist. Gerade, die kleinen Kinder müssen das Einflechten der Stuhlrahmen meistens stehend verrichten, wobei durch das Über- und Untergreifen der Hände der Schwerpunkt des Körpers fortwährend verlegt wird und die Arbeit daher für ein Kind sehr anstrengend sein muß. <I) Die Stroh- und Bastslechterci und die Strohhutnäherei. Eine nicht insolge von Maschinenarbeit oder fabrikmäßigem Großbetrieb, sondern lediglich durch ausländische Konkurrenz ab sterbende Hausindustrie ist die Strohflechterei, die einst für alle Dörfer am Nordabhange des östlichen Erzgebirges, in der Gegend zwischen der Gottleuba und wilden Weißeritz, Wohl die gleiche Bedeutung hatte, wie die Stickerei, Spitzen- und Posamenten fabrikation für das westliche Erzgebirge heute noch hat. Jung und alt sah man im Sommer mit dem Ausschneiden, Flechten und Nähen vor den Türen beschäftigt. Stroh flechtend folgte der Hirt seiner Herde, und der Vogelsteller stand auf der Lauer mit dem Strohgeflecht in der Hand. Man verstand es dort, wie man hierzulande sagte, buchstäblich aus Stroh Gold und Silber zu machen; denn der Handel mit den Erzeugnissen der sächsischen Strohflechterei erstreckte sich über ganz Europa und Amerika. Die Vorbedingungen einer Strohflechterei, weiches, geschmei diges Weizenstroh, waren hier vorhanden; der etwas magere Ge birgsboden, besonders an den Abhängen des Müglitztales, bringt ein weniger schilfiges Stroh hervor als der fette Boden der Niederungen. Nicht der ganze Strohhalm wird verarbeitet, son dern nur dessen beste Teile. Diese werden ausgeschnitten, ge schwefelt, gewässert, gerüffelt, mit kammartigen Werkzeugen aus Stahl der Länge nach in Streifen von verschiedener Breite, je nach Art des Geflechtes, das man Herstellen will, „gerissen", dann zu bandähnlichen Matten geflochten und geknüpft. Die Feinheit des Geflechts wird nach der Zahl der Halme bestimmt. Besonders gebräuchlich war im sächsischen Erzgebirge der „Siebeuhalm". Die rohen Geflechte wurden von Faktoren aufgekauft in Stücken von 12^/g M Länge, die dieselben bleichten, sortierten und dem Großhändler zuführten, der sie an die Strohhutfabrikanten ver kaufte oder exportierte. In den letzten Jahrzehnten ist dieses einst so blühende Hausgewerbe infolge der ausländischen Konkurrenz immer weniger lohnend geworden. Anfangs waren es italienische und schweize rische, dann in vollends erdrückendem Maße chinesische und japanische Geflechte, die durch ihre enorme Billigkeit die ein ¬ erfolglos; Kunst- und Strohflechtschulen, die man gründete, be wirkten keine Änderungen und gingen aus Mangel an Besuch wieder ein. Auch heute scheint der Niedergang unaufhaltsam Nach den in China und Japan bestehenden Natur- und Arbeits verhältnissen ist es für die erzgebirgische Strvhindustrie ganz un denkbar, mit diesen Ländern zu konkurrieren. Der Chinese, be kannt durch seine unglaubliche Genügsamkeit, erhält bei 12- bis 14 stündiger Arbeitszeit einen Tagelohn nach unserer Währung von etwa 20 Pf.; auch italienische Flechter arbeiten billiger als die sächsischen, die infolge höherer Lebensansprüche höhere Löhne verlangen. Ferner sind alle Mühen und aller Fleiß bei einem Gewerbe, das, wie die Strohflechterei, vom Wetter abhängig ist, umsonst, wenn nicht der Hauptfaktor, das schöne Wetter, zur rechten Zeit helfend und fördernd eingreift, und Perioden sonniger Tage find im Erzgebirge nicht häufig, so daß das Stroh oft durch Regen fleckig wird, an Geschmeidigkeit verliert und für feinere Arbeiten überhaupt nicht zu gebrauchen ist. Das unter glühenderer Sonne gereiste italienische, chinesische und japanische Stroh (Reisstroh, Weizenstroh) ist dagegen von feiner Heller und reiner Farbe. Eine weitere empfindliche Konkurrenz für die Strohflechterei war die Erfindung von Geflechten aus Eisengarn, die in Barmen hergestellt wurden und unter der Bezeichnung Barmer Litzen in den Handel kamen. Sie waren zuzeiten für Damenhüte der maßen beliebt, daß selbst die Geschäfte mit ausländischen Stroh geflechten darunter zu leiden hatten. Heute wird die Strohflechterei saft nur noch von Frauen betrieben, und auch sür diese bildet sie meistens nur einen Neben- j erwerb im Winter, wenn die Feldarbeit ruht. Hüte für die zivilisierte Welt werden von erzgebirgischen Flechtern gar nicht mehr geflochten. In Dohna fertigen einige alte Frauen noch ! „Kappen", große Hüte, die zur Nationaltracht des Thüringer Volkes in der Gegend von Schleusingen und im Hessischen ge hören. Sonst werden die Geflechte von den Strohhutfabrikanteu nur als ungebleichte und ungefärbte Einsätze in die billigen Hüte an Stellen, die außen vom Band verdeckt werden, benutzt. Stroh flechterinnen wurden in der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde in Altenberg, Geising, Lauenstein, Bärenstein, Glashütte, Kreischa und in der Amtshauptmannschast Pirna in Dohna und Maxen gezählt; in letzteren Orten ist die Strohflechterei jedoch fast ganz von der Strohhutnäherei verdrängt worden. Neben der Strohflechlerei kam in den 70er und 80 er Jahren die Holzbastflechterei auf, die sich anfangs ziemlich ausbreitete, aber auch der Konkurrenz der billigen Stapelware der itali enischen Bastgeflechte nicht die Spitze bieten konnte und daher bald wieder zurückging. Bastgeflechie für Hüte werden kaum noch geflochten. Bastschüsseln und Bastsohlen sind die Haupt erzeugnisse. Einige Frauen wurden ermittelt, die für eine Kokos mattenfabrik in der Heimarbeit Kokosgarn wickelten. Der geschilderte Rückgang der sächsischen Stroh- und Bast flechterei geht aus den Ergebnissen der Betriebszählungen von 1895 und 1907 deutlich hervor. Die Betriebsstatistik von 1882 führt die Betriebe der Strohflechterei und Strohhutfabrikation nicht getrennt auf, und da in beiden Gewerbearten die Entwick lung eine entgegengesetzte war, so ist es nicht tunlich, sie zum Vergleich mit 1882 zusammenzulegen. Nach den Angaben der Hausgewerbetreibenden gab es In den Hauptbetrieben tätige Personen Hauptbetriebe Nebenbetriebe männliche weibliche 1895 455 87 34 439 1907 160 61 9 154 43*
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