Zeitschrift des Sächsischen Statistischen Landesamtes

zirksverbänden zugeflossen. Sie ist bei der Stelle nachgewiesen, die die endgültige Verfügung darüber gehabt hat, also der Gemeinde anteil an den Überweisungssteuern, die vom Lande verteilt worden sind, nur bei den Gemeinden, nicht auch beim Lande. Entsprechend sind die Ausgaben nur bei der Gebietskörperschaft angegeben, die end gültig damit belastet ist. Aus diese Weise ist ein wirklich zutreffendes Bild der Finanzwirtfchaft geschaffen worden. Im folgenden sollen zunächst die Gesamtzahlen und ihre Entwicklung in den Rechnungs jahren 1913,1925 und 1926 betrachtet werden, und anschließend daran das Verhältnis zwischen dem Lande einerseits und den Gemeinden und Bezirksverbänden anderseits. 1. Die Finanzen von Land, Gemeinden und Bezirksverbänden zusammen. Der gesamte Finanzbedarf der öffentlichen Verwaltung ist in den Berichtsjahren — wie die Übersicht 1 zeigt — von 348,5 Mil lionen auf 734,8 Millionen 3TF und auf 951,3 Millionen gestiegen. Das bedeutet auf den Kopf der Bevölkerung eine Steige rung von 72,51 auf 147,19 und 190,55 Im Jahre 1913 konnten von diesem Finanzbedarfe 29,38 °/g durch Verwaltungs einnahmen und Schuldenaufnahmen gedeckt werden, im Jahre 1925 24,17°/,, im Jahre 1926 dagegen 33,79°/,. Diese Erhöhung war im wesentlichen eine Folge von Schuldaufnahmen, die 1926 beinahe so hoch waren wie die Verwaltungseinnahmen und sich gegen das Vorjahr fast vervierfacht hatten. Der durch diese Einnahmen nicht gedeckte Zuschußbedarf betrug 246,1 Millionen 51,20 auf den Kopf) im Jahre 1913; er war 1925 auf 557,2 Millionen (—111,61 pA/i" auf den Kopf) und im Jahre 1926 auf 629,9 Mil lionen (— 126,17 auf den Kopf) gestiegen. Das bedeutet gegenüber 1913 eine Steigerung der absoluten Beträge auf 226,38 Hs, bzw. 255,93 Hs,, eine solche der Kopfbeträge aber auf 218,0 Hs, und 244,5 Hs,. Diese Steigerung ist geringer, weil die Einwohnerzahl selbst von 4 806 661 auf 4 992 320 angewachsen war. Der Zuschuß bedarf hat sich demnach gegen 1913 im Jahre 1925 um 15,5 Hs, mehr, im Jahre 1926 aber um 17,0 Hs, weniger vermehrt als der Finanz bedarf. Die Steigerung des Zuschußbedarfs der einzelnen Haupt verwaltungszweige sowie deren Anteil an dem Gesamtzuschußbedarf zeigt die Übersicht 1*. Übersicht 1*. Verwaltungszweig ISIS 106 gesetzt ergibt für 1925 — 160 gesetzt ergibt für 1926 Vom Gesamtzuschuß- bedarf entfallen aus den vorn bezeichneten Verwaltungszweig °/° 1925 1926 1913 1925 1926 I. Allgem. Verwaltung . 154,0? 142,21 92,30 9,94 6,77 5,53 II. Polizei 223 99 257 oo 114 74 6,64 5,98 6,07 III. Rechtspflege 140 66 171 ss 121 24 5,10 3,17 3,43 I V. Bildungswesen 19l'ss 196,so 102,22 38,11 32,32 29,22 V. Wohlfahrtswesen . . . 428,73 574,61 134^03 12/o 22,71 26,93 VI. Wohnungswesen .... 52 010,53 71 413,16 137,31 0,65 10,64 12,92 VII- Wirtschaft u. Verkehr . 193,0? 170,58 88,35 13,34 11,37 8,69 III. Anstalt.u.Einrichtungen 108,67 107,91 99,30 7,92 3,80 3,34 IX. Finanz- u. Steuerverw. 135,08 138,81 102,76 4,56 2,72 2,47 X. Schuldendienst 27 99 95 37 340,73 2,91 0,36 1,09 XI. Sonstige Ausgaben . . 1 310,61 1137> 86,82 0,03 0,16 0,11 Z-'s. 228,38 255,93 113,65 IW IW 100 Berücksichtigt man bei Betrachtung dieser Übersicht, daß im Jahre 1925 die Indexziffer 141,3 und im Jahre 1926 sogar 142,3 betrug, so ergibt sich, daß die Anstalten und Einrichtungen verschiedener Art, die Finanz- und Steuerverwaltung sowie der Schuldendienst in beiden Jahren, 1925 außerdem auch noch die Rechtspflege, 1926 aber die Allgemeine Verwaltung mit ihren: Zuschußbedarf weniger gestiegen sind als die Indexziffer. Das Anwachsen des Gesamtzuschußbedarfs ist also in der Hauptsache auf die neuen Aufgaben: den Wohnungsbau und das Wohlfahrtswesen zurückzuführen. Nächst diesen zeigt sich eine wesentliche Steigerung noch bei der Polizei infolge deren Verstärkung nach der Einschränkung des Heeres, während die Steigerung bei den Sonstigen Ausgaben wegen der Geringfügigkeit der dort nachgewiese nen absoluten Beträge nicht ins Gewicht fällt. Es sind also beeinflussend lediglich zwangsläufige Aufgaben als Folge des Krieges. Bemerkens wert ist auch noch, daß im Jahre 1926 gegenüber 1925 der Zuschuß bedarf der Allgemeinen Verwaltung, der Förderung von Wirtschaft und Verkehr, der Anstalten und Gnrichtungen verschiedener Art, sowie der Sonstigen Ausgaben zurückgegangen ist, während der Schulden dienst die gewaltige Steigerung auf 340,73 zeigt, besonders als Folge des Beginns der Neuverschuldung und der Regelung der Aufwertung. Anteilsmäßig steht in allen drei Berichtsjahren der Zuschußbedarf des Bildungswesens an der Spitze, obwohl er in den Nachkriegsjahren gegenüber 1913 erheblich zurückgegangen ist. Im Jahre 1913 folgte die Förderung von Wirtschaft und Verkehr, im wesentlichen bedingt durch den Straßenbau, und danach die Wohlfahrtspflege. 1925 und 1926 war letztere an die zweite Stelle aufgerückt und dem Bildungs wesen, besonders im Jahre 1926, sehr nahe gekommen (26,93°/,: 29,22°/,), während in diesem Jahre der Wegebau (Förderung von Wirtschaft und Verkehr) vom Wohnungsbau übertroffen wurde. Wohlfahrtspflege und Wohnungsbau sind überhaupt die einzigen Verwaltungszweige, die nach dem Kriege einen wesentlichen anteils mäßigen Gewinn zu verzeichnen haben, Polizei und Sonstige Aus gaben sind sich etwa gleich geblieben, während alle anderen Verwal tungszweige zurückgegangen sind. Man sieht auch hieraus wieder den Einfluß der Kriegsfolgen auf die öffentliche Verwaltung. Die dem Zuschußbedarf gegenüberstehenden Allgemeinen Deckungsmittel zeigen die Übersichten 2 (Erwerbseinkünfte) und 3 (Steuereinnahmen). Leider war für die Jahre 1913 und 1925 die Auf teilung der Erwerbseinkünfte nach den einzelnen Betriebsarten, außer für das Land, nur für die Gemeinden mit mehr als 2000 Ein wohnern und die Bezirksverbände möglich, während für die kleineren Gemeinden infolge der vereinfachten Erhebung lediglich eine Ge samtzahl für alle Betriebe zusammen gegeben werden kann. Für das Rechnungsjahr 1926 ist die Aufteilung auch für diese kleinsten Ge meinden durchgeführt. Die Erwerbseinkünfte zeigen in den drei Be richtsjahren nicht unerhebliche Schwankungen. Von 52,4 Millionen im Jahre 1913 sind sie im Jahre 1925 auf 29,6 Millionen zurück gegangen, im Jahre 1926 dagegen auf 73,0 Millionen angestiegen. Der Rückgang des Jahres 1925 ist hauptsächlich durch das Ansteigen der zu den Betrieben geleisteten Zuschüsse von 6 Millionen im Jahre 1913 auf 17,8 Millionen im Jahre 1925 gegen nur 1,5 Mil lionen im Jahre 1926 bedingt. Setzt man die 1913 erzielten Überschüsse gleich 100, so ergibt sich für 1925 nur 81,3 und für 1926 auch nur 127,7. Die Zuschüsse aber waren 1925 auf 299,3 gestiegen, 1926 aber wieder auf 24,6 gefallen. Für den abgeglichenen Betrag (die Nettoüberschüsse) lauten die entsprechenden Zahlen 56,5 und 139,4. Während sich also der Zuschußbedarf in den Nachkriegsjahren gegen über 1913 mehr als verdoppelt hat, sind die lÄwerbseinkünfte im Jahre 1925 auf die Hälfte gesunken und auch im Jahre 1926 nur un merklich gegenüber 1913 gestiegen. Infolgedessen konnten von dem Zuschußbedarf des Jahres 1925 nur 5,3 °/, und von dem des Jahres 1926 auch nur 11,6 °/> durch die Erwerbseinkünfte gedeckt werden gegenüber 21,3 °/> im Jahre 1913. Die allgemeinen Gründe für diese Verschiedenheit sind auf Seite 129 dieser Zeitschrift bereits aus geführt. Wenn hiernach die Überschüsse der Betriebe und die Erträgnisse des Vermögens für die Deckung des Zuschußbedarfs nur eine unter geordnete Rolle spielen, so sind die Steuern, die andere Seite der allgemeinen Deckungsmittel, dem Bedarfe weitgehend angepaßt fFortsetzung des Textes aus S. 149.) 19*