Die im preußischen Landtag schon vielfach zur Sprache gebrachten Projekte zum Küstenschutz und zur Landgewinnung an der Schleswig- Holsteinschen Westseite scheinen sich nunmehr soweit zu verdichten, daß demnächst mit der Ausführung von Bauten begonnen wird. Zu nächst handelt es sich um die Herstellung eines festen Dammes vom Festland nach der Insel Sylt, der ca. 12 Klm. lang werden müßte. Dieser Damm soll die Schlickablagerungen befördern und den Grund stock für das zu gewinnende Land bilden. Die Strömungen im dortigen Wattenmeer, welche man eingehend studiert hat, werden zweifellos diese Art der Landgewinnung begünstigen. Man hofft, in wenigen Jahren mehrere 100U Hektar fruchtbares Land zu schaffen. merkte leise: „Bis jetzt war mir nicht bekannt, daß es gegen den Anstand verstößt, im gleichen Kleide zweimal in der selben Familie zu erscheinen." „Es ist schlimmer, al» unanständig, es ist abgeschmackt," antwortete Erni feierlich. „Erst letzte Woche," fuhr st« nie dergeschlagen fort, „machte die bissige Frau Lotter über mich die Bemerkung, daß sicherlich Eduard an der Börse gespielt hätte, weil meine Toilette in der letzten Zeit so altmodisch geworden sei." „Wer hinterbrachte dir das?" „Frau Weber." „Wie abscheulich von ihr, das zu wiederholen. Ich glaube, die Leute, welche —" „Aber bitte, Linn," unterbrach sie mich, „die Hauptsache hast du nicht erfaßt: ich vernachlässige meine Toilette der maßen, daß die Leute anfangen, es zu bemerken und darüber zu reden." Ich maß Erika in ihrem schicken Morgenkleide mit kritischen Augen von oben bis unten und mußte unwillkürlich da» mit Stickereien und Spitzen garnierte Kleid bewundern, so daß ich nicht umhin konnte, zu lächeln. „Armes Ding," sagte ich voll Sympathie, „mir ist's, als spreche man immer von dir." Sie zuckte ungeduldig mit den Achseln. „Aber sag' du mir, was ich übermorgen tragen soll, Linn: wird es doch eine so noble Hochzeit sein. Natürlich," nach denklich, „könnte ich mein graues Kleid tragen, aber ich müßte dann ein neues Tape haben und ich kann mir diesen Luxus nicht gestatten." „Könntest du dann nicht deinen Theatermantel abändern lassen?" fragte ich stolz auf meinen plötzlichen brillanten Einfall. Sie erhob sich. „Danke schön, Linn," erwiderte sie: „nur habe ich ihn letzten Herbst meinem Mädchen geschenkt. Nein, das geht nicht. Aber wir könnten zu Leibbrand gehen und sehen, ob er nicht etwas Paffendes zu anständigem Preis hätte. Aufs Geld wird er so wie so warten müssen, du meine Güte!" Eine Stunde später gingen wir langsam die Königsstraße hinunter. Neben meiner Freundin kam ich mir selbst etwas schäbig vor, war sie doch gar allerliebst in ihrem Kleide. Wie wir unter der Türe von Leibbrands Geschäftshaus standen, begegneten wir Frau Lotter, welche eben aus dem Laden trat. das sowohl der Insel Sylt als wie dem Festlande angegliedert werden wird. Der Sylter Damm wird den ersten Versuch bilden: es besteht aber die Absicht, auch die anderen nordsriesischen Inseln in ähnlicher Weise über das Wattenmeer mit der Küste zu verbinden. „Aber dein graues Samtkleid?" „O, es ist zu warm für diese Saison; außerdem habe ich es bereits einmal' an einem ihrer Gesellschaftsabende getragen. Wie un überlegt, im April zu heiraten," fügte sie ver drießlich hinzu. „Zu spät für Winterkleider und zu früh für Sommergarderobe. Für die kommende Saison möchte ich mir überhaupt nichts anschaffen, wenigstens vorderhand nicht; es geht über meine Mittel, Linn." „Und dein grünes Kleid?" Erni runzelte die Stirne. „Das alte Ding! O nein, unmöglich: es ist ganz aus der Mode. Welch komische Be griffe ihr Schriftstellerinnen doch in Toiletten fragen habt!" Ich kam mir durchaus nicht komisch vor, vielleicht bloß etwas eingeschüchtert, und be- Sin Idyll.