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Der sächsische Erzähler : 08.06.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193106089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19310608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19310608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1931
- Monat1931-06
- Tag1931-06-08
- Monat1931-06
- Jahr1931
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 08.06.1931
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Abb. 2. Oberlausiher Aelnr- pfennig auS dem 13. Jahc- hunderk. denen er verziert ist, wird sich zusammenreimen können. An- au barer Münze van anderem Tascheninhalt abgesondert bei der Hand zu haben. Ebenso alt wie das Gel- ist darum auch der Bar« geldbehälter, dessen volkstümlich gewordener Name Portemonnaie keiner deutschen Bezeichnung das Feld räumen will. In der verstrichenen Inflationszeit mit ihrer Riesenmenge von Scheinen konnte man beobachten, wie sich die gebräuchlichen Leder täschchen, die eigentlich für Hartgeld geschaffen worden waren, nicht mehr zur Aufnahme der großen Papiermengen eigneten, und manl erfand eine Art Mittelding zwischen Brieftasche und Portemon« naie, wie man sie heute mitunter noch sieht: Die neue Geldart hatte sich ihren neuen Behälter geschaffen. Schauen wir im Laufe der Weltgeschichte noch weiter nach rückwärts, so können wir eine ähnliche Beobachtung machen. Es ist bekannt, daß sich das Geld im Mittelalter von dem heutigen Hartgeld wesentlich unterschied; denn es hatte zwar die Groß« eines Talers, war aber aus papierdünnem Silberblech geschlagen« Hätten die Herren Ritter und ihre bürgerlichen und bäuerlichen Zeitgenossen dieses Geld in einem Beutel oder Täschchen unter bringen wollen, so wäre es bei dem leichtesten Druck wie Papier zerknittert und bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden. Wie in Wirklichkeit die alten Herren aus dem Mittelalter ihr Kleingeld aufbewahrt haben, das lehrt ein Fund aus de« Oberlausitzer Burgruine Kirschau. Unter den zahlreichen dort aus gegrabenen Gegenständen aus der Ritterzeit befanden sich auch zwei mittelalterliche Portemonnaies. Freilich waren sie nicht aus Scher wie die heutigen; dieser vergängliche Stoff hätte sich nicht bi» in unsere Zeit gehalten. Sie bestehen aus sehr solidem Messing« und Kupferblech und sind nicht Geldbeutel und »Taschen, sondern richtige Geldbüchsen. Die größere der beiden, oder vielmehr deren Deckel, bilden wir hier in natürlicher Größe ab. Las Portemonnaie -es Ritters. von Walther Haupt in Wehr,darf. Dingen, die der Mensch der heutigen Zeit jederzeit mit hört unbestreitbar auch die mchr- oder weniger wohl» iwrse; und die Zahl derjenigen Mitbürger, die aus der bezahlen, ist sehr gering. Solange es Gew gibt, haben lle glücklichen Besitzer immer das Bedürfnis gehabt; ihren Bestand südwärts. Bald tritt der Waid zurü-r und offner uns ein unge mein liebliches Landschaftsbild, das der Riefengrabhügel des Botzen beherrscht. Jäh und unvermittelt streben die Flanken die ses Berges empor, der erst wie ein grober dunkler Klotz in der sanft gewellten frijchgrünen Landschaft ringsum wirkt und dann doch zu ihr zu gehören scheint wie der dahinter blauende Pirsken und vor ihm der kleine Spitzberg. Mählich schlängelt sich nun unser Weg Lurch blumige Wiesen und üppige Saat zur Bahnlinie Sebnitz—Rumburg, uill> dann be ginnt uns der Pirsken in seinen Bann zu ziehen. Hinter der Staatsstraße abermals golddurchwirkte Wiesen, dann erscheinen die Häuser des langgestreckten Dorfes Kaisersawlde. Wir durchqueren Ort und klimmen am Hange drüben empor, und dann stich wir vollständig im Banne des Pirsken. Unser Weg senkt sich in eine liebliche einsame Wirsenmulde, durch die «in Wässerchen oben von Fürstenwalde herabgluckert nach den „Silberwiesen". Dunkel ernste Fichtengruppen wechseln mit srischgrünem Laubwald, und vor uns steigt der mächtige Granitsgckel des Pirsken an. Ge mächlich klimmen wir bergan, zur Linken den dunklen Nadelwald und zur Rechten die buntgestickten stillen Wiesenlehnen, über die der Buchendom der Pirskendecke herabgrüßt. Dann öffnet sich der Wald wieder, und einsam träumt hier ein schlichtes Holzhaus mit dem traulichen Umgebäude, und weiter oben noch eins, die Pirskenhäuser. Und dann führt unser Rasenpfad weiter durch blühende Wiesen, die sich rechts in dem Laubwald des Berges ver lieren. Steil steigt die Basaltdecke dort empor und mit ihr un zählige prächtige Rotbuchen, um dann oben eine Säulenhalle zu bilden, wie wir sie ähnlich eindrucksvoll auf keinem unserer Bul- kanberge wiederfinden. Noch wenige Schritte, und wir stehen vor der einfachen aber idyllischen Baude am Fuße des Steilabfalles, in deren schlicht an gelegtem Garten wir erst einmal ausruhen, immer mit dem Blick auf das blühende Böhmerland und die Lausitzer Heimat, em über aus liebliches Landschastsbild. Da zieht am Horizont unser Mit tellausitzer Bergland mit all den vertrauten Berggeltalten in ihren feingeschwungenenWellenlinien vomMSnchswald üoer denCzome- boh bis zum Hochstein mit seiner zerzausten Wetterbuchenkrone. Sanz rechts grüßt in blauer Ferne der Kottmar als Vertreter einer anderen Welt, die Südlausitzer Bulkanberge. In der Mitte aber der betriebsame Schluckenaüer Kesstk, darüber der steinbruch zerrissene Taubenberg und vor uns die saftstrotzenden Wiesen matten, ein Bild, das überwältigend ist und das man nicht müde wird zu schauen und in sich auszunehmen. Aehnlich schön, nur weiterreichend ist der Blick, der sich uns vpn der Höhe des Ochsensteines, nicht allzuweit von der Baude, -rotzen im silberstämmigen Buchrndom. bietet. Wie wohlig ruht fichs hier oben im weichen Gras unter den zartgrünen Buchen lauben, wie in einem heiligen Hain unserer Altvordern, in dessen grüner Dämmerung aller Lärm ausgetilgt ist. So weltentrückt fühlt man sich hier, so verlören in dem - Zauber der Bergnatur, daß man die Stunde des Ausbruches vergessen könnte; »Lein Klang der aufgeregten Zeit Klang je in diese Einsamkeit." Dann aber muß geschieden sein von diesem Idyll Lausitzer Bergwrlt, das zu jeder Jahreszeit schön ist, ob jetzt im Frühlings grün und Llumenduft, ob im Sommer, wenn der schöne Alpen garten hinter der Baude in den buntesten Farben prangt, ob im Herbst, wenn der Laubwald hier in verschwenderischste Farbenfitlle getaucht ist, wenn die Beerentrauben des Hirschholunders und der Ebereschen wie Korallenketten aus der bunten Pracht leuchten, oder im Winter, wenn Baum und Strauch im Wunder des Rauh reifes glitzern und knistern, immer ist der Berg schön und nimmt uns gefangen. — Nun vertrauen wir uns dem grünen Halbpunkt an und ge langen wieder abwärts schreitend zu den Pirskenhäusern und dann rechts durch schönen Wald in die „Silberwiesen". Sie er innern an alte Bergbauoersuche, die einst im Pirskengebiete statt gefunden haben, aber wie fast all« solche Übernehmen in unserer Segen- fruchtlos waren. In kurzer Zeit führt uns der herrliche bunte Wiesenweg nach Schlucken«» und von da weiter durch Wald und Wiesen über Königshain — Harrachstal nach Taubenheim, von wo uns der Windzug heimbringt. Wenn dann all die blauen Berge rings im sinkenden Wend schein verdämmern und das Pirskenrdyll nach einmal in uns lebendig wird, kommt es uns so recht zum Bewußtsein: ,I)ir, du treu« Bergland, meiner Hermat, Dank ich meines Deiens tiefste Kraft. Wau« Berge rings, seid mir gesegnet, Di« ihr Friede, Trost im Seid mir schallt!" Hans Naumann. Abb. 1. Geldbüchse auS dem 13. Jahrhundert von der Ruine Kirschau. Aus den paar Strichen, mit der unbefangene Beschauer nichts der» wird das aber, wenn man die Abbildung mit dem neben stehenden Oberlausitzer Pfennig aus dem 13. Jahrhundert, einem sogenannten Brakteaten, vergleicht. Dieser Pfennig trägt, wenn auch steif und mit wenig Kunst gemacht, das Bild eines Ritterhelms von der Seite. Deutlich er kennt man die Sehösfnung. Weniger klar ist der Helmschmuck: Die vier starren Balken darauf deuten einen gespreizten Flügel an, der auf älteren Münzen dieser Art besser zu erkennen ist. Ver gleicht man damit Strich für Strich die Kirschauer Geldbüchsen, jo wird man eine überraschende Aehnlichkeit feststellen. Auch das offenbar geringe Geschick ihres Herstellers, der sich bei der Nach bildung allerhand Fehler hat zuschulden kommen lassen, kann uns nicht irre machen. Man hat die Büchse einfach mit dem Ab bilde der Sache versehe», für die sie angefertigt worden war; man schmückte die Münzbüchse mit einem gebräuchlichen Münzbilde. Denn einige Jahre lang zeigten die Oberlausitzer Hohipfennige einen Helm. Allerdings stehen wir noch vor einer Frage: Sollte der Kir schauer Ritter, als ihm die Solhaten des Sechsstädtebundes zu setzten, seine Geldbüchse weggewörfen haben? Die Antwort ist nicht schwer: Als die Kirschauer Burg im Jahre 13S2 belagert un eingenommen wurde, waren Hohipfennige schon einige Jahrzehnte au» dem Verkehr gekommen und durch Hartgeld abgelöst worden, oll« man es auch in der Kirschauer Ruine gesunden hat. Mit der neuen Geldart kam auch wieder der Geldbeutel zu Ehren, und di« blechernen Geldbüchsen wurden „unmodern". Sie mögen dann noch in einem der Burggemächer herumgelegen haben, oder man warf si« nach guter mittelalterliche Sitte einfach zum Fenster hinaus. Sie wurden in den Schmutz getreten. Beim Abbruch der eroberten Burg lagerte sich Schutt darüber ab, und sie schlummer ten fast 6t>0 Jahre lang, bis sie bei Ausgrabungsarbeiten wieder da» Tageslicht erblickten und von neuem zu Ehren kamen. Die Zahl der erhaltenen mittelalterlichen Geldbüchsen ist sehr gering. Man kennt deren kaum «in Dutzend, di« in den großen deutschen Münzkabinetten als Seltenheiten verwahrt »erde«. Allein zwei Stück wurden auf unserer Lausitzer Burg ausgegraben und gehören zu den Glanzstiicken de» Kirschauer Burgmuseums,.
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