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Der sächsische Erzähler : 29.12.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193312297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19331229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19331229
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1933
- Monat1933-12
- Tag1933-12-29
- Monat1933-12
- Jahr1933
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 29.12.1933
- Autor
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ged. Sommer, Mme, »ischoftwerda, «Jahr«: »Wbrt Arnate Mrozek, Schneldergehisfenetochtrr, Bischofswerda, o Monüie Frankenthal, 29. Dezember. LanincheuausfieLung. Sm Sonntag, den 81. Dezember, und Montag, den 1. Januar, vercmstaltet der hiesige Kaninchenzüchterverein, der dem R»ichoverb-nd deutscher Kaninchenzuchterveretne angeschlos- sEN ist, anläßlich seines 10jährigen Bestehens auf dem Saal« von Röntzsch» Gasthof eine große lokal« Kaninchenschau. Der Bereln, der sich seit jeher zum Grundsatz gemacht hat, in den Reihen seiner Zuchtkollegen auf erstklassiges Tierma« ttrtal zu halten und somit die Aufbauarbeit durch regen Absatz von Tieren und Fellen im neuen Deutschland nach besten Kräften mit fördern zu helfen, hat sich auch bei dieser Ausstellung von dem Gedanken leiten lassen, nur mit besten Tieren aufzuwarten, so daß ein jeder Besucher wohl aus sein« «osten kommen dürst«. Der Ausstellung geht am Sonnabend, den 30. Dezember, die Prämiierung voraus. Neben der Ausstellung winkt den Besuchern eine Tombola mit der Aussicht auf recht stattliche Gewinne. Rammenau, 2V. Dezember. Vas Mnlerhllssmerk ver teilt« zu Weihnachten 202 Zentner Kohlen, 635 Pfund Wei» zenmehl, 95 Pfund Reis, 40 Pfund Rindfleisch, 25 Pfund Schweinefleisch, 10 Pfund Wurst, 164 Pfund.Zucker, 25^ Pfund verschiedene Kolonialwaren, 3 Paar Kinderschuh« und verschiedene kleinere Wäschestücke und dürfte damit gar mancher Familie eine Weihnachtsfreude bereitet haben. — Am heutigen Freitag wurden durch das Winterhilfswerk im Gemeindeamts RM. 150 — in Gutscheinen für den Ankauf von Lebensmitteln verteilt. Am kommenden Freitag, den -.Januar, werden RM. 150.— in Gutscheinen des Groß röhrsdorfer Elektrizitätswerkes, die mit zur Bezahlung des Gtromgeldes verwandt werden können, ausgegeben. Die in Frage kommenden Hilfsbedürftigen möchten sich voll zählig und recht pünktlich einfinden, damit eine recht glatte Durchführung gewährleistet ist. Demitz-Thumlh, 29. Dez. Gestohlen wurden während der Weihnachtsfeiertage der Firma Hugo Philipp-Dres den von der Baustelle auf der Staatsstraße Bischofswerda- Bautzen zwischen dem Gasthof „Sächsstcher Reiter" und Rothnaußlitz weitere fünf Sturmlaternen. Die Laternen waren dort zur Kenntlichmachung der Baustellen ange bracht. Di» »och unbekannten Tater haben sich anscheinend nicht überlegt, daß sie durch ihr verwerfliches Handeln ihre Mitmenschen in Gefahr brin«n. Sachdienliche Mitteilun gen, die «tr Feststellung der Täter führen könnten, werden unter Zusicherung von Verschwiegenheit an die nächste Gen- darmerie» oder Polizeidienststell« erbeten. Vemitz-Ihumitz, 29. Dez. Dl« wohltättakeitsveran- staUung zugunsten der Winterhilfe, di« am 1. Wethnactzs- seiertag in Kmochs Gasthof stattfand, hatte einen guten Be such aufzuweisen. Gesangverein, Turnverein und Iu- gendveretn hatten sich hierfiir in uneigennütziger Weis« in den Dienst der guten Sach« gestellt. E« wurde den Besu chern bei einem sehr mäßigen Eintrittsgeld «in abwechs lungsreicher Abend geboten. Den musikalischen Teil be stritt mit einer jchnewiae» Blasmusik die bewährte Demit- zer Musikkapelle. Der Männergesangverein sang unter der Leitung seines Dirigenten, Herrn Kantor Kramer- Schmölln, Weihnachtslieder, einen Chor mit Orchester- und einen solchen mit Klavierbegleitung. Dazwischen turnt«» die Turner neuzeitliche exakt« Freiübungen, di« Jungmäd chen tanzten einen Hopsertanz und die Männerabteilung turnte Stabübungen. In einer Einlage erfreute Fräulein Erna ZschiedriH mit einem Solotanz. Ein Barren turnen der Turner, bei dem schöne Leistungen geboten wur den, folgte; Einen fröhlichen Beigeschmack gab der Veran staltung Has humorvoll« Spiel de» Iugendveroinr. All« Darbietungen mürben mit reichem Beifall belohnt. Wäh rend einer Pause sprach Herr Georg Neiße in markigen Worten über die Bedeutung des Winterhilfswerks. Er for derte auf, nicht müde zu werden und weiter zu opfern, da mit dm noch , ohne^ Erwerb dastehenden Volksgenossen auch weiterhin gchölfen werden kann. Seine Ansprache klang mit einem dreifachen „Sieg Hell" auf dm Dolkskanzler Adolf Hitler und dem Deutschland- und Horst-Deffel-Lied au». Ein deutscher Tanz vereint« jung und alt noch mch- Nsden Sie ikn schon prydiert? ist suSerst susgiedig unä Uedlick lm Geschmack. vor« Stunden in rechter Harmonie. All« Mitwirken-« und Besuchern, di« auch hierdurch wieder ihr Scherfleln für die notleidenden Volksgenossen gaben, sei auch an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. Neukirch (Lausitz) und Umgegend. unsere» Ortes, Frau Christian« Mtldner ,ist im gesegneten Att«r von 95 Jahren 2 Monaten und 10 Tagen infolge Altersschwäche zur ewigen Ruh« eingegan- gen. Erst Mitt« Oktober d. I. feiert« sie noch in verhält- nirmäßlg körperlicher Rüstigkeit ihren 95. Geburtstag. Neukirch (Lonsitz), 29. Dez«mber. Llchthsiel«. Johan nes Riemann, der scharmante Darsteller eleganter Lieb haber, hat sich auf ein für ihn neues Gebiet im FilmschHm begeben: er ist unter di« Film-Lutvrm gegangen. Sein erstes Film-Manuskript ist das Dresch zu dem Film „Zwei im Sonnenschein", den Georg Jacoby für dft Euro pa-Filmverleih AG. nach diesem Drehbuch inAmiert har. Johanne» Riemann, der aus seiner lärmen Tätigkeit dl« Voraussetzungen für den Erfolg «ine» Lustspiel» beim Pub likum kennt, hat in diesem Drehbuch für die vier Hauptdar steller vier Bombenrollen geschrieben. Charlott« Ander, Viktor de Kowa, Wer» Liess«», Kurt Vespermann verkör pern die von ihrem Kollegen JHannes Riemann erdachten Gestatten des Lustspiels. DerFilm, dessen Schlag« Franz Grothe komponiert«, kommt ab heute Freitag in den Hiesi gen Lichflplelen zur Aufführung. --- Wukirch (Laus.), 29. Dez. DI- T-eateremffghvmg der Regenbogenkönlgio bracht« dem Turnverein Neukirch a. H. am 1. Weihnachtsfeier«« einen «Men GtföL. Bi» aus den letzten Platz war der Saal der »Goldenen Krmre" mit Zuschauern gefüllt, die mit Spannung dem Spiel end gegensatzen. Dom Turnverein ist stet» «was Blonderes erwartet und verlangt worden, und immer sind di« Zu schauer von diesen Heaterabenden befriedigt noch Hmrse gegangen. So ist es auch diesmal gewesen. All, kleinen und großen Spieler untr Spielerinnen hatten sich vortrefflich in ihre Rollen eingelebt und spielten überzeugend und lebenswahr. Wundervoll war dqs Zusamm«nsplel, rei-eich die henMhen Reigen und Tänze, heworrageich schön di« A-rst wenn man elnflehk, daß »ein Mensch völlig schwarz ist wie ein Teufel, und daß auch keiner völlig weiß ist wie «in Engel, sondern daß wir all« gestreift sind wie Zebral — oder grau wie Esel — : und erst w«nn man au» dieser Ein sicht d e praktischen Folgerungen zieht, hat man die Mög lichkeit, «inen Mitmenschen wirklich zu lieben. , Künkel. WMM Kämpfen! Rouma von loeepklu« SMacie-ttilciillre. (tteckär. verbot.) (29. Fortsetzung.» „Mitglieder der Finellischen Tanztruppe. Der schlanke schwarz« Herr war Fin«lli selbst. Ich gehöre zu dieser Truppe." Gerda blieb vor Uederraschung stehen. „Sie tanzen jetzt?" Er lochte laut und herzlich. „So wenig wie damals in Berlin. Ich bin noch immer derselbe hölzerne und unge. schickte Kerl wie damals. Nein, ich tanze nicht, aber ich bin künstlerischer Beirat. Ich entwerfe die Kostüme und über wache deren Herstellung. Aber ich werde wohl nicht mehr lange ausschließlich für di« Finellis arbeiten. Man hat mir sehr verlockend« Angebote gemacht, mich auch anderwärts zu betätigen." Gerdas Augen leuchteten. „Das ist ja prachtvoll. Nun geht es Ahnen also gut?" , „Sehr gut," nickte er, „unwahrscheinlich gut. . Aber Not scheinen Sie auch nicht mehr zu kennen?" setzt« er hinzu, während er ihr die kostbare Pelzhülle umlegte. . - Gerda lachte ein bißchen befangen. „Sie müssen nicht glanben, Hans, daß ich so putzsüchtig geworden bin. Es ist mein Beruf! Ich muß vorbildlich gekleidet sein! Aber ich müßte lügen, wenn ich sagte, daß ich nicht auch Freude da ran hätte" setzte sie hastig hinzu. Er sah sie bewundernd an. „Es kleidet Sie. Es ist mir früher gar nicht so aufgefallen, Gerda, wie schön Sie sind!" Sb wurde rot und verlegen. Auf der Straße winkte Hans ein Auto herbei. „Wohin fahren wir?" „Ganz gleich, irgendwo hin, wo wir ungestört plaudern können " „Gut. Ich bitte Sie also, heute mein Gast zu sein. Nun kann ich Ihnen endlich einmal di« häufigen Abendbrote in Ihrem gemütlichen Zimmerchen vergelten." Er nannte dem Chauffeur eine Adresse, und willig und ohne Bedenken überließ Gerda sich seiner Führung. Sie hatte in diesem eleganten, welterfahrenen Herm den Freund vergangener Tage wiedererkannt. Alle ihr« Ge danken waren bei jener Zeit. ' „Und war es nicht doch manchmal schön in jenen Tagen, als wir beide kaum wußten, wovon wir morgen leben würden?" Er sah nachdenklich vor sich hin und warf dann wieder einen sonderbaren Blick auf Gerda, die dicht neben ihm saß. „Mir will es jetzt scheinen", sagte er endlich langsam, „als ob das die glücklichsten Tage meines Lebens gewesen wären, da ich Sie jeden Tag sehen konnte, nur habe ich das damals noch nicht erkannt." Gerdas Herz klopfte heftig. Sie fand keine Antwort und war froh, als sie am Ziele waren. Cs war ein kleines, gemütliches Weinrestaurant, in das Hans Hegner sie führte. Jeder Tisch stand für sich abgesondert. Man konnte ruhig und ungestört plaudern. Als das Essen, das Hans bestellt hatte, vor ihnen stand, lachte er plötzlich leicht auf. „Noch etwas Wundervolles war in jenen Tagen. Das war der echte, urwüchsige Hunger, den man immer hatte. Ich glaube kaum, daß ich Ihnen mit diesen auserlesenen Gerichten einen solchen Genuß bereite, wie ich armer Bursche ihn damals an ihren wurstbestriche nen Broten und dem dünnen Tee mit Zucker hatte. Wenn Sie geahnt hätten, was ich manchmal für einen Hunger hatte, wie ich mir Zwang antun mußte. Ihnen auch etwa» von den HerrNchkeUen übrig zu lassen!" Gerda lachte, aber es war ein Lachen unter Tränen. So war auch «r mit allen Gedänken bei der Vergangenheit, bei jenen, jetzt in der Erinnerung unvergeßlich schönen Tagen. - ' i.. - - - ' . - Und an wese Tage knüpfte sie an. Sie erzählte, wie es ihr ergangen war. Ohne Scheu, ohne Beschönigung sprach sie davon, auch von der Zeit ihrer Bekanntschaftnsit Michael Karegie, wie sie sich für seine Braut gehalten hatte, während er ganz etwas anderes suchte und sich wohl nur vor ihrer grenzenlosen Harmlosigkeit gescheut hatte, dies klar auszu sprechen, u. daß so der Irrtum «ine Weil« andyuern konnte. Dann kam die Geschichte mit dem Bries. Sie hatte ihn bekommen, aber weil sie sich schmücken mußte, hatte sie ihn' ungelesen eingesteckt, und dann hatte Karegie ihn vernichtet. Sie senkte den Kopf, als sie davon sprach, und wagte Hans kaum anzusehen. Er schwieg. Da fuhr sie fort zu berichten, wie Karegie sie ans Theater gebracht und sie auch da be trogen hatte, wie er durch di« hohe Gage, die er aus seiner Tasche bezahlen wollt«, ein Netz um sie geworfen Halle, das sie bedingungslos in seine Gewalt geben mußte, wenn sie es nicht rechtzeitig zerrissen hätte. „Der Schuft", sagt« Hans Hegn«r und ballte ingrimmig die Fäuste. Doch Gerda lächelte. „Lassen Sie ihn. Er verstand es nicht besser. Ich habe mein« Schulden an ihn bezahlt und möchte diese Erfahrung nicht misten. Sie hat mich vor vielem anderen behütet —" „Und NM fühlen Sie sich wunschlos glücklich in Ihrem Beruf?" fragte Hegner endlich, als Gerda geendet hatte. Sie sah nachdenklich vor sich hin. „Die Arbeit gibt mir Befriedigung. Ich fühle auch, daß ich gerade in Diesem Be ruf etwas leiste. Nur eins quält mich. Sie wissen ja, mit welchen Absichten ich nach Berlin kam." Ihr« Augen hatten sich plötzlich mit Tränen gefüllt. „Meine Heimat möchte ich zurückgewinnen, das 'väterliche Gut. Mir ist immer, als mvste eines Tages mein Bruder wieder auf tauchen, geläutert, als anderer Mensch. Für ihn möchte ich das alte Familiengut zurückerwerben. Ich selbst bin wohl nicht mehr geeignet für das Landleben. Ich wurzele jetzt in der Großstadt. Aber es läßt mich nicht los. Es ist mir, als hätte ich damit eine heilige Verpflichtung zu erfüllen. Wer weiß aber, ob ich dieses Ziel je erreiche. Cs ist zu wenig, was ich ersparen kann." Er hatte teilnehmend gelauscht. Nun nickte er und schien über irgend etwas nachzudenken. Auf einmal hob er den Kopf. „Ich hab's, Gerda. Sie müßten sich selbständig machen. Dann würden Sie mehr verdienen." Gerda sah ihn betroffen an. Dasselbe hatte Fräulein von Hagemann auch schon einmal erwähnt. Di« Freundin hatte ziemlich viel Geld erspart und ihr -en Vorschlag ge- macht, sich mit ihr zusammenzutun und einen Salon zu er öffnen. Dennoch schüttelte sie mutlos den Kopf. „Es könnt« schief gehen, und dann wär« es schwer, wieder «ine geeig nete Stellung zu finden. Außerdem würde ich dann einen Menschen, der es nicht verdient, mit ins Unglück ziehen." Sie sprach von Fräulein von Hagemann, die doch das meist« Geld dazu geben müßt«. Mer Hans Hegner war nicht entmutigt. „Vielleicht geht es doch, Gerda, lassen Sie mich nur machen." Er schien bereits irgendeinen Plan zu haben, lächelte aber nur geheimnisvoll, als sie ihn danach fragt«. „Wie lange bleiben Sie noch in Paris, Gerda?" „Diese Woche noch, dann muß ich zurück." „Gut, inzwischen sehen wir uns noch «in paarmal. Di« Finellis geben hier Tanzabende. Ich werd« Jhn«n Karten schicken. Dann können Sie beurteilen, was ich leiste." „Aber wie sind Sie zu den Finellis gekommen?" forschte Gerda neugierig. Er lachte. „Ja, das ist eine Geschichte für sich." „O, bitte, erzählen Sie." Hans Hegner ließ sich nicht lange bitt«». „Sie wissen, daß ich damals als Sekretär, Diener und Masseur mit dem berühmten Filmhelden Olaf Larusen in die Welt zog. Ich kann Ihnen sagen, Gerda, die verwöhnteste Prinzessin kann nicht solche Ansprüche stellen, wie es dieser ätl«, unablässig um sein« Gesundheit besorgte Herr tat. Seine begeisterten Verehrerinnen, di« ihn nur von der flimmernden Lein wand kennen, hätten ibn sehen sollen, wie er täalkh sein« Temperatur maß, täglich genau den Küchenzettel festsetzte, immerau» Sorge, irgend etwa» könnte ihm nicht bekommen, wie er jedes rauhe Lüftchen schotte und überall Gefahren fürchtete, wo gar keine waren. Sie wären bald von ihrer Begeiferung geheilt worden. Aber di« Wett will betrogen fein. Die Kinobesucher wollen Larusen al» Helden sehen in den unerhörtesten Gefahren, die er alle mit kühnem Mannesmut überwindet. In Wahrheit habe ich nie «inen seigeren Menschen gesehen, nie «inen, der sein« Umgebung wtffettüich mehr peinigt« und quälte. Fern von der flim mernden Leinwand wußte er nichts von Ritterlichkeit. Aber das nur nebenbei. Ich mußte Ihnen davon sprechen, um Ihnen klarzmnachen, daß ich m Stambul, der Märchen stadt, wo damals Aufnahmen für «inen neuen Laruftn- silm gemacht wurden, ihm einfach davonllef, mein Gehalt im Stich ließ und nur den einen Wunsch hatt«, diesem Hel den der Leinwand nie wieder zu begegnen. An die Folgen dacht« ich nicht. Ske waren furchtbar. Der Landessprache nicht mächtig, einsam und verlast«» hungerte ich mich durch." „Damals schrieben Sie mir?" fragte Gerda keift. , „Damals schrieb ich Ihnen." Sie war blaß geworden. Er aber fuhr nchig fort: „Ich bettelte und — stahl gelegentlich, um meinen not dürftigsten Hunger zu Men, nachdem ich all«» verkauft hatte, was ich besaß. Gewiß, ich hätte mich an Len deut schen Konsul wenden können. Man hätte mich nach Deutsch land zurückbefördert. Aber irgend etwas in mir sträichte - sich dagegen, so völlig die Waffen zu streck«» und andere für mich sorgen zu lasten. Und das war gut, denn so lernte ich Finelli kennen. Er war mit seiner Tanztnwpe nach Stambul gekom men. Ich lungerte abgerissen und verhungert vor dem Ho tel herum, in dem die Trupp« abflieg. Ein« der Damen kam in die Gefahr, von der herbeistürmenden Betü«rschar umgeristen zu werden. Ich war auch unter ihnen. Da hör te ich, wie die Dame auf deutsch sagte: „Mein Gott, das ist ja entsetzlich." Ich stieß die anderen zurück und bahnte ihr einen Weg- „Hier durch, Madame," sagte ich. Sie sah mich überrascht an. „Sie sind Deutscher?" Ich nickt«. Sie rief Mnelli, der sich jetzt wieder zu ihr gesellt hatte, ein paar Worte aus frmyöstsch zu. Da ich dies« Sprache, wie Sie wissen, ebenfalls beherrsche, verstand ich, was sie sagte, nämlich: „Gib dem armen Teufel ein tüchti ges Trinkgeld. Er ist ein Landsmann von mir." — „Sie sind sehr gütig, Madame," erwidert« ich, erfreut durch die Aussicht, mich wieder einmal sattesten zu können. Sie war aufs neue überrascht. „Frcuqösisch verstehen Sie auch?" Ich nickte. Da kud sie mich «in, nut in d« Ho tel zu kommen. Und von diesem Tag« an war mein Glück gemacht. Ich «yählte der Dam« — sie war übrigens dft erste Kraft, die Partnerin Finellis selbst — mein Schicksal. Finelli war ein gutmütiger Burscht Er bot mir <m, bei der Truppe zu bleiben, was ich mefft als gern tat. Anfang macht« ich mich durch klein« HandreichMge» nützlich. Dann sing ich eine« Tages an, Verbesserungen an den Kostümen vorzuschlagen. Sie wurden befolgt und fanden Bestall. Nach und nach arbeitete ich mich dann zu der Stellu« em por, die ich jetzt «innehme. Di« Ausstattungen der Mnelli- jchen Tanztruppe tragen nicht zum wemgsten zu d«m immer mehr steigenden Ruhm -er Truppe bei. Finelli weiß da». Er ist anständig und bezahlt mich gut. Aber er steht auch ein, daß ich «inen größeren Wirkungskreis haben muß. Man hat mir hier in Pari» angeboten, die ganze Ausstattung für «ine neu« Revue zu entwerfen. Aber auch da« ist nicht das Richtige. Ich habe andere Dinge vor, und darin, Gerda, sollen Sie eine Roll« spielen." , Sie fuhr erschrocken auf. „Am Theater? Ni« wieder." Er lächelt« beruhigend. „Rein, »sicht am Theater, da möchte ich Sie nie wieder wissen. Sl, sind zu schade dazu." Er sagte es in so eigenem Ton, daß Gerda wieder das Blut in die Dangen schoß und sie sich hastig erhob. „Es ist spät. Ich glaub«, wir machen für beute Schluß. Dollen Sie mich nach Haufe bringen, Hans? (Fortsetzung folgt.)
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