Weißeritz-Zeitung : 10.06.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-185306103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18530610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18530610
- Sammlungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1853
- Monat1853-06
- Tag1853-06-10
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- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 10.06.1853
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Weißeritz-Ieitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Inserate werden mit S Pfi für die Zette berechnet . und in assen Erpedttlonen angenommen. Erscheint DtrnpagS und Freitag«. Zu beziehen durch asst Postanstal- ten. Preis pro Quart. 10 Ngr. Ein unterhaltender Wochenblatt für den Bürger nnd Land»«»». Blicke auf die Türkei. Dir Blicke der Diplomaten sind im Augenblick wieder auf die bedenklichen Vorgänge in der Türkei gerichtet. Der russische Gesandte, Fürst Mentschikoff, der vor Monaten sehr ungestüm in Con- stantinopel auftrat, und der dadurch die Pforte so in Schrecken setzte, daß zwei türkische Minister entlassen wurden, isi plötzlich mit seinen Forderungen, die Tür kei solle die Oberherrlichkeit Rußlands über die Christen in der Türkei, das ist über zwei Drittel der Bevölkerung, anerkennen, total abge fallen; sein gestelltes Ultimatum ist vom Divan ver worfen worden, und der Fürst hat das unerbauliche Vergnügen gehabt, unverrichteter Sache wieder nach Petersburg abzureisen. Zu dem sind zwei Minister in die türkische Regierung eingetretcn, welche offen kundig russen feindlich sind. Wie es scheint, ha- ben sich England und Frankreich geeinigt, um Ruß lands Einfluß bei der Pforte zu brechen. Alle Welt fragt sich nun: was wird das Ende von dem Liede sein? Wird Rußland seine Flotte deS schwarzen MeereS vor das goldene Horn bei Constantinopel segeln lassen? Wird eS seinen Heeren Befehl geben, zu marschiren und die Türkei kriegerisch anzugrcifen? Aus der Abberufung des russischen Gesandten von Constantinopel und dem Abbrechen deS diplomatischen Verkehr- dürfte mav deß etwas schließen; allein, Ruß land wird diesmal wol in den sauer» Apfel beißen müssen, sich einigermaßen zu blamiren; denn bas Verhältniß der europäischen Großmächte zu einander hat sich seit dem Februar d. I. wesentlich geändert, die Regierungen haben'sich einander mehr genähert, Frankreich ist von seinem schroffen Auftreten gegen die übrigen Regierungen zurück gekommen, England hat sich versöhnlicher gegen Oesterreich dadurch ge zeigt, daß eS den verhaßten Koffuth einer Haus- suchung unterworfen und eine strengere Controle ge gen die Flüchtlinge zugesagt hat; gegen daS vereinte Europa wird darum daS Petersburger Cabinet nicht wagen, aufzutreten, denn alle sind dahin einig, daß man Rußland nicht genehmigen wirb, ohne Weiteres die Türkei einzustecken. Wenn eS aber auch gelingen sollte, für jetzt noch dett Status quo in der Türkei aufrecht zu erhalten, und die unvermeidliche Katastrophe hinaus zu schie be», so heißt eS auch hier: aufgeschoben ist nicht auf, gehoben. ES ist in de» Gemüthern der Massen eine dunkle Ahnung, daß an den Gestaden des Bosporus die Ge schicke Europas ihre letzte Entscheidung finden werden, was selbst den beschränktesten Bierhau-polititer mit einer Art von Andacht erfüllt, wenn er den interes santen Augenblick nahe gekommen wähnt, wo endlich England und Rußland reaMnr an einander gerathrn werben. Die orientalische Frage, so trivial sie auch durch Kannegießereien aller Art geworden sein mag, ist eine der größten von allen, die unsere Zukunft be rühren. Das Wort jenes englischen Ministers: „Mit einem Manne, der die Wichtigkeit der Dardanellen leugnet, kann ich nicht über Politik sprechen", hat seine volle Giltigkeit. Läge die Türkei wie daS ehe malige Polen mitten im Lande zwischen mehreren Großstaaten, so ließe sich Alles durch eine christliche Theilung abmachen. Die Türkei ist aber viele hun dert Meilen von denjenigen Staaten entfernt, die zu nächst bei einer Theilung bedacht werd«, müssen. Sie umfaßt außerdem in der Küste des Marmora- meereS einen strategischen Punkt, der bei der Behaup tung der Herrschaft über da- Mittelmeer fast eben so hohen Werth hat, wie das gesummte übrige Laad. Derjenige Staat, dessen Flagge einst von der berühm ten Sophienkirche in Constantinopel wehen wird, muß zuvor Sieger über 3 Rivalen gewesen sein. Man wird einwenden können, daß die Türkei, wenn sie einmal von den afrikanischen Eroberern, den Türken, welche die Minderzahl der Bevölkerung bil den, befreit ist, zu einem selbständigen Königreich gemacht werden könne. Von allen Möglichkeiten iß aber gerade diese die unwahrscheinlichste. Wenn der Verwesungsprozeß deS OSmanenreichS so ruhig und friedlich ablicfe, wie daS Absterben eine- BaumeS, so könnte man auf das Gedeihen einer jungen Vege tation auf dem vermodernden Stamme glauben — aber dieses Abkerben wird nicht ohne Art und Feuer vor sich gehew Der Staat der tartatifchs» Krieger, dessen Sultane einst ganz Europa in Schrecken setzten, ist zwar nur noch ein elender Schatten dessen, was er früher war, faul, krank, bankerott; aber noch be wahrt er einige von den Elementen seiner frühem Größe — den Hochmuth de- Islam, di« fatalistische Verachtung de- Unglücks, die religiöse Tapferkeit deS alten Türken, — um nicht ohne allen TodeSkampf fein Dasein aufzugeben. Wohlan, diese- Volk wird erliegen Hit dem Säbel in der Hand. ES wird sei lten Dünkel nicht aufgeben, bevor eS nicht am Bo den liegt. Sein Sturz wird bezeichnet werde« durch heftige Eouvulstonen, in denen sich die Völkrrschasten deS Reich- erschöpfen werden. Die Unmöglichkeit, die Türkri von de» Türken zu trennen, ohne ste zu zerstören, ist die Verzweiflung der westeuropäischen Diplomaten. England und Frank reich wollen nicht etwa die Türkei um ihrer selbst
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