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Dresdner Journal : 06.03.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185503068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18550306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18550306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1855
- Monat1855-03
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- Dresdner Journal : 06.03.1855
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23» *) Kaiser Franz I., der Freund und Waffen-efährte Alexanders l und Mitbegründer der heiligen Allianz, starb den 2. März 1835. vssss» druck den Geist der soeben bs-innryden FriedenSverhand» lungrn bestimmen. Und möchtet«6 z» »bvereßtuen Vordt-ev- tung für dieselben werden, daß der TtMonsolgeirAlOkandec nicht blvS als Erbe der weltlichen Macht, sondern auch «iS Erbr der geistigen Vorzüge seines echabeuen Vaters, namentlich der Weisheit, Gerechtigkeit unch Mäßigung schon längst beßannt* und geschätzt ist. Diese Thatsache kann wenigstens einigen Anhalt für die Hoffnung auf eine günstigere Wendung der Dinge geben. Allein man kann sich der trüben Erkenntniß nicht verschlie ßen, daß das Verhängnißvolle in dem Geschickt der europäi schen Welt, das die Entwickelung unsrer Zeitepoche bezeich net, noch nie so tragisch wie an dem gestrigen Todestage z»»eke, Kaiser hervortrat, deren Beider Leben der erhabene Ausdruck der Völkergeschicht, Oesterreichs und Rußlands ge worden ist.*) WaS daS Bild des gestern vollendeten Da seins deS eveln Kaisers noch ergreifender macht, sind die beiden für einen Fürsten inhaltschwersten Momente, welche seine Regentenlaufbahn alS Anfang und Ende einschließen: eine innere Revolution und ein äußerer Krieg. Die kräf tige und besonnene Hand, welche sich durch eine Empörung hindurch den Weg zum Throne frei zu machen und letztem während eines 30jährigen Regiments dem eignen Lande wie der Welt zum Heile zu befestigen wußte, hätte der mensch lichen Gesellschaft wohl auch fernerhin hilfreich werden kön nen, um aus dem Chaos sich heraus zu finden, in welche« die Länder Europa'- social wie politisch verwickelt sind. Doch wo unS Gottes Rath ein Räthsel bleibt, ist unsre Pflicht, gläubig der Vorsehung zu vertrauen Der Geschichte aber wird die Aufgabe anheimfallen, gegen einen Fürsten gerecht zu werden, der nach einem so segensreichen Wirken für seine Mitwelt, es um diese wenigstens nicht verdient hatte, vielfach verkannt und unter Schmähungen aller Art in das Grab zu sinken. ÄÜten, 3. März. Die ,,Oesterr. Corresp." schreibt: Die Trauerbotschaft von dem erfolgten Hinscheiden Sr. Maj. des Kaisers Nikolaus von Rußland erfüllt alle Herzen mit tiefer Wehmuth. WaS die Vorfälle der letzten Zeit in Zwiespalt gebracht, die Verschiedenheit der Ansichten über die Aufgabe der Staaten gegenüber den Ereignissen im Orient, die widerstrebenden Tendenzen in Bezug auf die weitere Entwickelung der dadurch hervorgerufenen Situa tion, — das Alles tritt heute in den Hintergrund vor dem obherrschenden schmerzlichen Gefühle der Größe des Ver lustes, den ganz Europa durch den Hintritt eines seiner hochbegabtesten Souveräne erlitten. Die nahezu dreißig jährige Periode der Regierung deS Kaisers Nikolaus gehört zu den glänzendsten in der Geschichte Rußlands und hat Namen und Andenken des verewigten Monarchen eng ver webt mit allen wichtigen europäischen Ereignissen während dieses langen, inhaltrcichen Zeitraums. Niemand wird so befangen sein von den Verwickelungen der letzten Monate, daß er die unsterblichen Verdienste des nunmehr in Gott ruhenden Kaisers Nikolaus um die Sache der Ordnung, der Gesetzlichkeit und des mit diesen Pfeilern der euro päischen Staatengesellschaft unzertrennlich verbundenen monar chischen Princips nicht mit tiefer Dankbarkeit bewahre und laut anerkenne. Oesterreich aber, welchem gestern, als- am Sterbetage deS höchstseligen Kaisers Franz der Schmerz um den unvergeßlichen väterlichen Herrscher so lebhaft sich erneute, unser Oesterreich fühlt sich besonders betroffen von der wundersamen Fügung der göttlichen Vorsehung, die an dem gleichen Tage nun auch Rußland eine so schwere Wunde schlug, beiden Reichen dasselbe Datum wehmuthsvoller Er innerung auferlegte. Der schmerzliche Eindruck, der in dem gegenwärtigen Momente doppelt erschütternden Kunde kann nur im Hinblick auf die achtunggebietenden Eigenschaften des ältesten Sohnes und Thronerben des Kaisers Nikolaus, des Cesarewitsch und nunmehrigen Kaisers Alexander II., Beschwichtigung finden. Es ist vertrauensvoll zu erwarten, daß der auf den Thron seines verewigten Vaters berufene Kaiser die glänzenden Hoffnungen erfüllen wird, welche sowohl in seinem eigenen großen Reiche, als in per übrigen Welt auf ihn gerichtet sind, und daß das — durch das ehrenhafte Entgegenkommen des verstorbenen Monarchen ermöglichte, eben ringeleitete — Friedenswerk in kindlicher Pietät vor der letzt kunpgegebenen Absicht des Kaisers Nikolaus durch den milden und versöhnlichen Geist Alexan- der's II. zum Heile aller Nationen zu dem erwünschten Ziele geführt werden wird. Ne doch. Allee hFrlich. OntUzssühren muß. Kaiser Nikolaus Wm^e, di» kiOtM HDfcht, M Christen seines Bekenntnisse- zu fchirkthv, und dßmit aste Christen, die noch unter dem Joch, de- JslaM seufzen? piik raschem Schritt trat er ein für die uuterdrückte Kirch,. Aber alS dann wider seinen Mllen ster Friede EkkwGat qestödt ward, da war er eS auch, der in unbesiegbarer Kraft weithin seinen Feinden die Friedenshand enlgegenhielt. Alles, waS rin Mann an- bieten kann, hat er angeboten, um den Frieden wiederher- zusteUen: das war seine letzte Thal für Europa. Aber er war eben ein Mann und ein Kaiser, und Alle« was er aufbieten konnte, hat er darum auch aufgeboten, um sein Reich zu schützen wider die Feinde: da« war seine letzte Thal für Rußland. Hienieden hat er den Frieden nicht mehr schauen sollen, so umfange ibn jenseits der ewige Friede! Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, aber von Ewigkeit zu Ewigkeit währet die Barmherzigkeit GotteS. Er der Allmächtige segne und erleuchte auf dem Thron seines Vaters den Sohn des Kaisers Nikolaus und der tiesbetrübten Tochter Friedrich Wilhelm's Ul.! Stuttgart. (A. A.) Die Kammer der Abgeordneten hat nach beendeter Berathong über die außerordentliche Kriegs bewilligung den Antrag de- Abg. Pfeiffer, die Regierung um Anschluß an die Politik Oesterreichs zu bitten, mit 51 gegen 34 Stimmen angenommen. § Frankfurt, 3. März. Die vorläufigen Mittheilun- gen deS k. k. Bundespräsidialgesandten in der letzten Sitzung der Bundesversammlung über die erfolgte Aufhebung der Blokave der Donaumündungen, über welche die englische Regierung in nächster Zeit selbst die officiellen Eröffnungen machen wird, geschehen zu dem Zwecke, damit der bei der Aufhebung der Blokade so sehr interessirte deutsche Handels stand baldmöglichst davon durch die Bundesregierungen in Kenntniß gesetzt werde. Graf Rechberq ist heute Vormit tag mit dem Schnellzuge hier eingetroffen. Feldmarschall leutnant v. Prokesch-Osten geleitete den Grafen vom Bahn hofe in das Hotel zum „römischen Kaiser". Eine außer ordentliche Sitzung der Bundesversammlung zu dem Zwecke der Einführung deS Präsidialgesandten-Stellvertreters fand um 2 Uhr statt. Feldmarschallleutnant v. Prokesch-Osten, welcher gestern dem herzoglich nassauischen Hofe in Wies baden einen Besuch adstattete, wird wahrscheinlich erst über morgen nach Wien reisen. — Auch der obere Main ist vom Eise befreit. An den Ufern des Mains liegen bi- nach Mainz hinab ungeheure Eismassen. DaS Wasser hin gegen scheint keinen besonders hohen Stand erreichen zu sollen. — Für die Hilfsbedürftigen im hessischen Obenwalde sind hier von einem Comilä Sammlungen eröffnet worden, welche einen guten Fortgang nehmen. — Die Rheindampf schiffe beginnen zum Theil schon morgen ihre regelmäßigen Fahrten. — Die Bilanz des hiesigen jungen Bankinstitut gestaltete sich am letzten Februar wieder günstiger. Sie wies 6,613,322 Fl. 10 Kr. in Aktiven und Passiven auS. -s-s Paris, 2. März. Der Kaiser, der vorgestern Mit tag nach St. Omer abgereist ist, wird binnen kurzem zu rückerwartet. Eine Proklamation an die Truppen im Lager scheint er nicht erlassen zu wollen, dagegen habe er sich, wie der „Const." schreibt, im Offijierskreis» bet der Tafel dahin ausgesprochen, er hoffe die Truppen bald ins Feld führen zu können. Seit gestern hat die Armee von Paris, die, wie früher gemeldet, eine bedeutende Verstärkung er halten wird, den Namen der „Ostarmee" unter dem Be- fehle deS Marschalls Magnan erhalten. Die Organisation neuer Divisionen und Concentrirung größerer Truppenmas sen scheint gewisse Schwierigkeiten zu finden, und zwar nicht in Beschaffung deS Material- an Mannschaften, sondern an Divisionsstabsoffizieren; die Erfahrung, welche man in dieser Beziehung macht, scheint Anlaß zu sein, daß ein neuer ConcurS zum Eintritt in die kaiserliche GeneralstabS-Appli- cationsschule ausgeschrieben worden ist. — Herr v. Wedelk ist vorgestern nach Berlin abgereist, um, wie man sagt, neue Instructionen einzuholen. Herr v. Usedom soll unver züglich nach London gehen. — Gestern hat in Malmaison die Verheiratung de« jungen Prinzen Czartoryski mit der ältesten Tochter der Königin Christine stattgefunden. — Die Akademie hat gestern an die Stelle Sainte-Aulaire'S Hrn. de Broqlie, an die Ancelot's Hrn. Legouve erwählt. — In Toulon ist die „Reine Hortense" und der „Vauban", beide vom Orient kommend, eingelaufen. — Im Departement Niövre hat die bedrohliche Stimmung auf dem Lande die- Erqreifung besonderer Vorsichtsmaßregeln nöthig gemacht. Bei Bordeaux hat man in einer Wirthschafl 18 Arbeiter, Z), Auf-tUttrhöchste Anordnung wird für. weilamtz G«. Majestät Nikolaus I., Kais« tz-e, OuFlaMp, »te Hof trauer von Sonntag den 4. März ungefachge» durch, vier Wochen zerrißen werden. — Se. k. k. apostolische Majestät Koben, von -em WMfche geleitet, tzsß der Name und da« Wappen Allerhöchsteres,- um das durchlauchtigst» Kaiserhaus und den Kaiserstaat hochverdienten Wirklichen Geh. Rath-, Feldzrug- und GeneralquartiermristerS, derzeit Obercomman- danken der ü. und 4. Ärmer, Heinrich Freiherrn v. Heß, in Ermangelung eigener Leibeserben auch in künftigen Ge schlechtern sortleben, dir bereits mit allerhöchstem Hand schreiben vom 21. Drcembrr v. I. gestattete Vereinigung seines Namens und Wappen« mit dem Namen und Wappen seine- Adoptivsohn,«, nunmehr Friedrich Freiherrn v. Heß- Diller mit allerhöchst eigenhändig gefertigtem Diplome aller- gnädigst zu vollziehen geruht. — (W. Bl.) Heute Abend um halb 7 Uhr ist Frhr. v. Bruck, von Laibach kommend, hier angelangt. Mailand, 27. Februar. Die „Tr. Z." schreibt: Bei den hier stattsindenden Conferenzen wegen der mit dem Canton Tessin bestehenden Differenzen wurde für den Fall, daß die Behörden desselben sich weigern sollten, die lom bardischen Mönche wieder in ihre Klöster anzunehmen, ein Geldersatz zur Verpflegung derselben im Betrage von einer halben Million Lire angesprochen; sollte die Schweiz dieser Forderung nachkommen, so wäre auch diese Frage als gelöst zu betrachten. H Berlin, 3. März. In Regierungskreisen erregt di, Brochure „Da I» conckuite äe la guerre rl'Orieut", deren Autorschaft bekanntlich dem Prinzen Napoleon zugeschrieben wird, noch unausgesetzt die größte Aufmerksamkeit. Man sucht den Glauben zu verbreiten, daß diese Brochure rus sischen Ursprunges sei und dem „Moniteur" mit einigen Ju dicien hierfür auch in der deutschen Presse zu Hilfe zu kom men. Wer die Art und Weise geles-n Hal, mit welcher in derselben über Rußland, Pie Rücksichtslosigkeit, mit welcher über die Fähigkeiten und Leistungen einzelner russischer Feldherren von anerkanntem Namen geurtheilt wird, dem wird es keinen Augenblick zweifelhaft erscheinen, daß ein Russe dergleichen nicht geschrieben haben kann. — Alexander II., der neue Kaiser von Rußland, hat bereits gestern Cour ge halten, um das Beileid seiner Hofchargen und obersten Be amten über das unerwartete Abscheiden des Kaisers Niko laus entgegen zu nehmen. In Militär- und Civilverwal- lung soll dem Vernehmen nach vor der Hand nicht der mindeste Wechsel bevorstehen und Alles im bisherigen Gleise erhalten werden. Was dir weitere Stellung Rußlands zu, großen Weltfrage anlangt, so würde es der höhern Gewalt der Ereignisse vorgreifen heißen, wollten wir uns schon jetzt in müßige Combinationcn darüber einlassen. Uebrigens ist es ein sehr beachtenswerther Umstand, daß Kaiser Nikolaus gerade in der Zeit und ganz besonders in den letzten Tagen seine- Lebens in der innigsten Beziehung zu dem Großfür sten Thronfolger gestanden hat und, wie gut unterrichtete Personen versichern, denselben in die geheimsten Gedanken seiner Politik eingeweiht hat. — Dje „N. Pr. Z." widmet dem verewigten Kaiser Nikolaus folgenden Artikel: Ein Mann ist gestorben — ein Mann in des Wortes vollster Bedeutung, dem Wenige nachkamen unter seinen Zeitgenossen. Kaiser Nikolaus be darf es nicht, daß wir eine Lobrede halten an seinem Todten- bett. Geliebt als ein Vater von den Seinen nicht nur, sondern von den Unterthanen seines weiten Reiches; dankbar verehrt von Tausenden in allen Ländern als rin heldenhafter Fürst, als eine Säule des königlichen Rechte- von Gotte- Gnaden ; von seinen Feinden selbst hochgeachtet als ein großer Mann: so steht sein Bild heute da trotz der Sturmes- wogen, die unsre Zeil durchbrausen. Aber die Geschichte wird einst noch viel höher von ihm urtheilen, und das Ge schlecht der Zukunft wird mit Staunen und Sehnsucht auf diesen Kaiser zurückschauen, wenn es einst Noch sein wird um Männer. Gott der Herr hat ihn abgerufen, und die Gedanken des Allmächtigen sind höher als unsre Gedanken. Darin liegt allezeit unser Trost, unser einziger Trost, wenn wir die Wege Gottes nicht verstehen. Schien'S uns doch, als ob gerade Kaiser Nikolaus noch lange dastehen müßte als ein fester Thurm in dieser bewegten Zeit; schien's docb, als ob er gerade den Beruf empfangen hätte, der Welt den Frieden wicderzuschaffen und die Ruhe herzustellen und zu befestigen in dem erschütterten Europa. Der Herr hat eS anders gewollt. Wir aber stehen an der Bahre des großen Kaisers und schauen auf die allmächtige Hand Gottes, I meist Tischler, aufgehoben, welche die Jahresfeier der R, wäre zu wünschen gewesen. In der sorgsam studirten und schönen Ausführung deö Brrthovey'fchen Quartett- (op. 18, 6-moII) gewann sich daS mit künstlerischer Liebe gepflegt« Streben der Spieler vollqiltigste Anerkennung. Die höchsten Ansprüche er füllte namentlich der Vortrag der Mittelsätze, während in dem ersten und letzten die Dichtung Beethoven'- oft eine intensivere Steigerung und Gewalt der Leidenschaft und Tonkraft erfordert. Sehr verdienstlich wäre eS, wenn in diesen Soirsen ein Quartett von Cherubini zur Ausführung käme. C. B a nck. Dir Krim oder die taurische Halbinsel. (Lu« dem Tagebuch« eine- Reisenden.) V. (Fortsetzung.) Gleich nach Tische bestieg ich da- Belvedere, welche- am geeignetsten ist, eine Ueberficht der ganzen Gegend zu geben. Durch die vielen Thurmspitzen wurde ich an den Mailänder Dom erinnert, der eine der ausgedehntesten Anfichten Europa« dar« bietet, die aber durchaus nicht landschaftlichen Charakter« ist. Alupka selbst Ist trotz der Nähe und Verwandtschaft von Orianda doch al« Landschaft unendlich verschieden; »S ist reichet an einzelnen Theilen, besonder« an Springbrunnen, die da« Schloß von allen Seiten umgeben, noch mehr aber al« Orianda an südländischen Gewächsen ; allein e« macht vom Meere au« gesehen nicht den Totaleindtuck von Orianda; dagegen ist die« Belvedere ganz geeignet, den ganzen Reichthum der Natur allmählich zu über schauen. Wenden wir den Blick zuerst nach Norden auf die himmelansteigenden, fikbergrauen Bergthürme, deren Spitzen oft die Wolken verschleiern und welche die ersten und letzten Blicke der Sonne durchgkÜhen, den Schiffern tief in den Pontu« hmein al« natürliche Leuchtthürme glänzen, so kommt un« unwillküilich der Gedanke an, daß das griechische Volk ihnen einst Leben ein« gehaucht und dieselben in den schönen Kranz seiner Sagen ge flochten hat. Vom Fuße dieser Berge an steigt der Park bi« zum Meere hinab und wird durch da« Schloß nicht allein, sondern auch durch seine Flora in einen nördlichen und südlichen geiheilt. Mitten in dem nordischen Parke erhebt sich ein Hügel zerbröckelten Stein,«, den Viele für einen ehemaligen Krater halten. Unter halb desselben begannt der freie Platz, auf welchem da« Schloß mit seinen Fontänen, Lauben und Teichen steht. Westlich von demselben liegt ein tatarische« Dörfchen, für den gewöhnlichen Postreisenden kaum sichtbar. SS ist an einen senkrechten Felsen angelehnt, der als ein natürliche« Dach über dasselbe hinauöragt und e« versteck» und bedeckt. Da« Dach de- ganzen AuhlS ist zu gleicher Zeit die bhanssüe, über die man fährt, ohne die geringste Vermuthung, daß ein Dorf darunter verborgen liegt. Nur dj, am steilen Ranre schwindelnde MoSgiiäe von weißem Marmor kündigt an, daß hier J-lamiten wohnen, deren Dörfchen Alupka der ganzen Gegend den Namen geliehen hat. Der untere, südlich« Theil de« Park« ist durch die dortigen Anpflanzungen in diese« Augenblicke vielleicht der interessanteste Fleck unsrer bewohnten Erde; denn e« gedeihen daselbst alle Weinarten de« südlichen Europa« und seiner Inseln, sowie selbst einige Sorten de« südlichen Amerika«. Zn Massandra und Nikita, die ich zuvor erwähnte, find e« mehr die französischen und deutschen Weine, die am besten gedeihen , in Alupka find e« die spanischen, fieilianischen und griechischen, sowie der Inseln Cypern, Kandia, Madeira und der neuen südlichen Welt. E« ist die« zu gleicher Zeit »in Be weis für da« ganz andere Klima Alupka«, und man erinnert sich, wie in allen menschlich «gesellschaftlichen, so auch in den reinen Naturverhältniffen der wahrhaft göttlichen Worte: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". Während am Rhein die ssirtz« ,ehn Jahre, in Massandra fünf Jahre braucht, ehe str genießbar» Trauben hervorbrinqt, so liefert sie Alupka schon im dritten Jahre, und ein Vierteljabrhundert verständigen Anbaues haben hingereicht, dem ganzen Weinhandel de« südlichen Rußland- ein» andere Wendung zu geben. Alle die oben genannten Weinarten kamen einst von Griechenland über di» Donaufürstenthümer nach der Ukraine; jetzt haben Alupka, Massandra und Nikita jene Wege verstopft, indem sie feine Dessertweine wie gute Tischwein« ohne Anstrengung für den ganzen Süden liefern. Man glaube aber nicht, daß die Rebe einförmig den ganzen untern Berg au-füllt, wie bei RüdeShrim ; man bemerkt sie im Gegentheil kaum ; denn da« Auge wird zu sehr von dem Reich» thum anderer südlicher und zwar malerischer Bäume gefesselt. Der LotoS« — der Pistatien« — der Terebinthen« — der Taruß- bäum, die taurische Pinie scheinen hier seit der genuesischen Zeit einheimisch und, obgleich durch die Tataren nicht so sorgfältig gepflegt wie der Nußbaum, doch von ihnen geduldet oder über sehen worden zu sein. Zu ihnen gesellen flch folgende Ein» Wanderer: die Expressen, wie bi» Gage geht, von Potemkin'S eigener Hand hier gepflanzt; der Juda«baum mit seinen dunkeln, blutig rochen Blüthen, die eßbare Kastanie, der Maulbeerbaum und der Apfel von Sinop». Da« Gedeihen de» letzten grenzt an da« Fabelhafte; nicht in de« bevorzugten Alupka, sondern östlich von da zeigte man mir einen Jüngling«bäum von dreizehn Jahren, der damals über zweitaufend Aepfek trug und mit rinn» großen Apparat künstlicher Maschinen gestützt werden «ußt». Auch der Verkauf »lest» Frucht ist tuerktvkdig. Zu» »lstchezett
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