Dresdner Journal : 17.06.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-06-17
- Sprache
- Deutsch
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- SLUB Dresden
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1855
- Monat1855-06
- Tag1855-06-17
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- Dresdner Journal : 17.06.1855
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620 Minister Rocca b« Molin« ist hin der Generaldirector der französischen StaatStelegraphen, Vicomte de LogSgy, ringe- troffen. Dem Vernehmen zufokße nahiDen jetzt Eonfewnzrid den Anfang, deren Zweck manche Verbesserungen in dem internationalen Telegraphenverßehr, auf dem europäischen Kontinente bilden. In Abwesenheit de« Handelsminister« v. d. Heydt, der sich in dem hannoverlchen Bade Oynhausrn befindet, werden die Geh. Räth, Nottebohm und Oesterreich preußisch,rseit« die Besprechungen führen. Die Anwesenheit d»< Marineminister« scheint indeß nur einen privaten Charakter zu haben. — Um zu verhüten, daß weibliche Dienstboten bet eintretender Dlenstlosigkeit — wie zahllose Beispiele lehre» — dem Laster verfallen, ist bereit« auf Seiten der Behörden der Gedanke angeregt, ein, „Mägdeherberge" in jeder größer» Stadt nach dem Muster der christlichen Ge sell,«Herbergen zu errichten. München, 14. Juni. (N. M. Z.) Se. Maj. der König Ludwig und Ihre königl. Hoheit Prinzessin Alexandra haben sich heute früh von hier zu einem längern kanvausenthalte nach Bercht,«gaben begeben. Z Gotha, 14. Juni. Da« herzogliche Staat«ministrrium bat eine Verfügung erlassen, kraft welcher bi« auf Weiteres die Ausfuhr von Waffen, Kriegsmunition aller Art, ins besondere von Geschossen, Schießpulver, Zündhütchen, Fiin- tensteinen, ingleichen von Blei, Schwefel und Salpeter, so fern nicht der zollvereinSländische Ursprung dieser Gegen stände in einzelnen Fällen nachg,wiesen ist, au« dem Her- zogthume über die ZollvereinSgrenzen verboten wird. — Als Erwiderung auf den vom Landtage de« Herzoqthum« Ko- durg gegen den Erlaß de« HauSgesehes erhobenen Protest, ebenso wie gegen die vom koburgischen Landtagsausschuss, behauptete Competenz de« dortigen Speciallandtag« zur Be schlußfassung über den vom Dvmänengut handelnden Ab schnitt de« HauSgesehe« hat unser Staatöminister, Herr v. Seebach, in der Form von Vorträgen an Se. Hoheil den Herzog zwei ausführlich und gründlich motivirte Gut achten abgefaßt, in welchen die deSfallsigen Ansichten und Anforderungen de« koburgischen Lanvtag« und besten Aus schuss,« mit Entschiedenheit zurückgewiesen werden. — Für die Waldorte Oberhof, Zella und Mehli« hat die Staats regierung nicht unbedeutende Unterstützungen an Geld zum Ankauf von Saamenkartoffeln für die ärmere Klasse der Bevölkerung verwilligt, da sämmtlich, Kartoffelvorräth, bei diesen Leuten aufg,zehrt waren und ein trostlose« Jahr für dieselben in Aussicht stand. — Die unruhigen Auftritte, welch, im Dorfe Fahnern jüngst bei Gelegenheit der Ver handlungen über di, Zusammenlegung der Grundstück, statt gefunden haben, dürften ihren Urhebern und sämmtlich,n dabei Betheiligten theuer zu stehen kommen. Nicht blos eine, sondern zwei Compagnien Militär sind von hier aus dahin abgegangen, deren Verpflegung fast ausschließlich jenen Gravirten zur Last fallen wird. Leider sollen die Ruhe störer gerade von einer Seite her aufgeregt worden s«in, von welcher aus man mit Recht Belehrung und Beruhigung erwarten konnte. — Die hiesige „LebenSoersicherungsgesell- schaft für Deutschland" hat soeben ihren 26. Rechenschafts bericht (auf da« Jahr 1854) ausgegeben Wa« den eigent lichen Jahresbericht betrifft, so hatten wir schon vor mehr al« sich« Wochen Gelegenheit, da« Aahlenwerk desselben kurz zusammengestellt mitzurheilen; wir beschränken uns daher hier auf die Angaben, daß bei der Gesellschaft am 1. Jan. d. I. 18,858 Personen versichert waren mit einer Ver sicherungssumme von 29,894,600 Thlr.; daß der Bank fond« au« 7,760,000 Thlr., die verzinslichen Ausleihungen in 7,500,000 Thlr. bestanden und daß seit Eröffnung der Bank im Ganzen 28,283 Personen mit 46,924,700 Thlr. versichert waren. Dagegen verdient in den weitesten Kreisen bekannt zu werden, daß die Gesellschaft neuerdings auch eine Einrichtung getroffrn hat, welche es möglich macht, durch Entrichtung jährlicher Zusatzprämien die Zahlbarkeit der Versicherungssumme bei Erreichung eines gewissen Al ter« noch bei Lebzeiten zu erwerben. Diese Einrichtung eignet sich vorzugsweise zur Benutzung für Solche, welche im hühern Alter frei von Beiträgen sein und zugleich für bestimmte Zeiten, sei e< zur eigenen Versorgung oder zur Versorgung von Kindern und Angehörigen, gewisse Capitalsummen sicher stellen, diese aber auch im Kalle frühern Todes ihren Erben hinterlassen wollen. Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Organisation dieser Einrichtung einzugehen; wohl aber fühlen wir die Pflicht, dieselbe der allgemeinsten Beachtung zu empfehlen. — Vor wenigen Tagen ereignete sich in der Näh, von Tambach ein brdauernswerther Unqlücksfall. Der Unterförster d,S dortigen Reviers traf im Walde mehrere Knaben, deren einer eine Holzart trug; er pfändete dem. seiden die Axt ad, kam aber deshalb mit dem mittlerwail« hrrbei-ekpvmenen Vater de« Knaben i, Wortwechsel, wel cher endlich sy weit führte, daß de» Bauer de» Förster die Axt mit Gewalt wieder entreißen wollte. Der Förster hielt natürlich die Axt fest, darüber glitt aber seine geladen« Büchse von der Schulter herab und da« Büchsenrohr ent lud sich, wahrscheinlich infolge de« Hängendleiben« de« Hahns an der Jagdtasche, so unglücklich, daß der Bauer eine tödt- liche Wunde in den Unterleib erhielt. Der Förster, selbst zum Tod erschrocken, fuhr selbst den Verwundeten nach dem Flecken Tambach. Anfänglich beschuldigte der Verwundete den Förster der Absichtlichkeit hinsichtlich diese« Schüsse«, spät,, aber nahm er dies, Beschuldigung zurück, die sich auch durch andere Umstände als unbegründet erwiesen hat, und starb am folgenden Tag, an seiner Wund,. D Eisenach, 14. Juni. Der erste Vortrag, welchen die deutsch-evangelisch, Conferenz entgegennahm, war der von vr. Harleß über da« Sectenwesen und auch diejenigen Conferenzmitglieder, welche nicht durchgängig mit der Auf fassung de- Referenten einverstanden sind, können doch nicht umhin, den Vortrag desselben als »in Muster scharfen Ueber- blick« und Forschergeistes (eS lag demselben ein Gesetz- gebungSmaterial von mehr denn 70 gedruckten Seiten vor) anzuerkennen. — Allgemein schien man darin einverstanden, daß ,« zweckmäßig sei, wenn dir betreffend, StaatSregierung vor ihrem deSfallsigen Einschreiten das Gutachten der Kirche, zu welcher di, neue Genossenschaft früher gehörte, ver nähme; daß, sobald eine Trennung ring,treten, die urkund» licht Constatirung be« Austritt« der Einzelnen auS der Kirche verlangt, auch der Rücktritt nur nach näherer Prü fung der Motive des Rücktretenden gestattet werde; daß die Regierung die vollständige Darlegung de« Bekenntnisses und der gesellschaftlichen Organisation der Sect, zu verlan gen, und daß endlich der Landeskirche ihre Vermögensrechte gegenüber den ausscheidenden Dissidenten vollständig ge wahrt werden. h Frankfurt, 14. Juni. Die Note de« Grafen Nes- selrode vom 18/30. April wurde heute der Bundesversamm lung officiell mitgrtheilt. Es begleitete die Mittheilung »in Schreiben de« russischen Geschäftsträgers bei dem Bunde. Die Note wurde keinem Ausschuss« zur förmlichen Behand lung übergeben, sondern in daS Protokoll ausgenommen, um durch dasselbe zur Kenntniß der Regierungen gebracht zu werden. Dasselbe geschah mit einer von England über gebenen Note, worin England die Behauptung Rußland« al« eine unbegründet» bezeichnet, daß seine Kriegsflotte das neutrale Gut nicht achte. In der Spielbankangelegenheit kam eS zur Abstimmung, jedoch zu keinem Beschlüsse. Die Abstimmungen gingen zur etwaigen Verwendung bei weitern Beralhungen über diese Angelegenheit an den Ausschuß Anhalt-Dessau Köthen nahm seinen Antrag auf Vereinigung seiner Bataillone mit denjenigen Anhalt-Bernburgs zu einem Regiment» zurück. Preußen zeigte die Ernennung deS Obersten Olberg zum Commandanten von Luxemburg an. Eine Er klärung Waldecks in der Beschwerdesach, der Schulischen Erben wegen Justizverweigerung wurde dem Ausschuss, über geben. Der Militärausschuß legte den Nachweis der Ulmer Festungsbauten im Jahre 1854 und den Voranschlag für 1855 vor, worüber die JnstructionSeinhvlunq innerhalb vier Wochen beschlossen wurve. Die Revision der BunbeSkriegs- verfassung, welche bekanntlich zum größten Theile bereits erledigt ist, wurde durch einen Vortrag desselben Ausschusses über den die Präsenzhaktung der Truppen betreffenden §. 22 deS Entwurfs zu einer revidirten KriegSverfassung wieder ausgenommen. -j-j- Part-, 13. Juni. Während auf diplomatischem Gebiete nicht«, so ist vom Kriegsschauplatz, fast so vi,l wie nichts zu melden. Neue Vorgänge sind nicht berichtet worden; Alles beschränkt sich auf Details, di, freilich in Bezug auf die Verluste sehr lückenhaft sind. Zu bestätigen scheint sich der Tod des Brigadegenerals Lavarande, da gegen hofft man den in der Nacht vom 22. zum 23. Mai lebensgefährlich verwundeten Commanbanten der Garde voltigeurs, Boulatignier, zu retten. Einem hier ver- verbreiteten Gerüchte zufolge wär, der Bruder de« General« Lamarmora in Balaklava der Cholera erlegen. — Die Dachung des Jndustriepalaste« hatte heute, wo der Regen strömte, Gelegenheit, ihre — Durchlässigkeit zu bewähren; eine halbe Stunde lang waren darin eine gute Anzahl Regenschirme aufgepflanzt. — Am 11. ist die Eisenbahn streck, von Dijon nach Dole, ein Stück der Linie nach Besan«;on, eröffnet worden. — In Havre erwartet man 400 russische Gefangen« vo» her Insel Aix, di, zu FestungS- dauten yerwWd^ wM-en fallen. Ueder Havre war vor eknltz,« UaM »ow zwei Goldgräbern ein für dir Au<- st'llimg bestimmter natürlicher Goldklumpen (ougget) ungefähren Werthe von 200,000 Fr. nach Pari« gebracht warben; statt jedoch nach der Ausstellung zu wandern, wurde er bei der Bank behufs der Erlangung eine« Vor schuss,« präsentirt. Die vorschriftmäßige Untersuchung er gab, daß der Block einen Kern von Blei enthielt, mit einer Decke von Gold, auf welcher die Unebenheiten de« rohen Goldes künstlich nachgeahmt waren. E« ist sofort eine Untersuchung etng,leitet worden. — 14. Juni. Der „Moniteur" enthält di« Ernennung von fünf Contreadmiralen zu verschiedenen Functionen: Herr Jacquinot wird Obercommandant der Schiffsstation der Levante und de« ExpeditionScorp« in Griechenland an Stell, de« zum Vireadmiral beförderten Herrn ve Tinan; Herr Odet-Pelliyn wird UnterdefehlShaber de« Mitrelmeer- geschwader« an Stelle de« zum Vireadmiral beförderten Charner. — Der Kaiser und di, Kaiserin wohnten am 13. Abend« der ersten Vorstellung der Verdi'schen Oper „Die sicilianische VeSper" bet. — Wie die „Presse" meldet, hat Herr Thouvenel, Botschafter Frankreich« zu Konstantinopel, Pari« verlassen, um sich auf seinen Posten zu begeben. Madrid. Die Unterhandlungen, welche die spanische Regierung, der „Madrider Zeitung" zufolge, mit der Bank von San Fernando angeknüpft hatte, sind von Erfolg ge wesen. Eine Depesche vom 11. Juni meldet, daß di, Bank durch einen mit dem Staat, abgeschlossenen Vertrag die Bezahlung de« Semesters der auswärtigen Schuld über nommen hat. Di, nämliche Depesche fügt bei, ohne jedoch ein Datum festzusehen, daß die allgemeine Bezahlung für den Monat Mai in kurzem beginnen werde. Die Regie rung hatte eine neue Depesche empfangen, welche die gänz lich, Niederlage der Aufrührer berichtet. — Die amtliche Zeitung vom 9. Juni enthält einen Dank der Königin an die Nationalmili; verschiedener aragonischer Städte für den thätigen Antheil, den sie an Verfolgung der Carlisten ge nommen hat. — Eine Depesche au« Madrid vom 13. Juni lautet: Die Niederlage des kleinen Aufstand,« in Navarra ist voll ständig. — Der neue Finanzminister Bruil hat erklärt, daß er eine ZwangSanleihe nur im äußersten Nothfalle unternehmen werde. — Die Bezahlung der Monatsgehalt« für Mai wird am 15. beginnen. Londvrr, 13. Juni. Die Königin hielt gestern Nach mittag um 3 Uhr einen „Hof" im Buckinghampalast. Herr Millard Fillmore, der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, hatte eine Audienz bei Ihrer Majestät. Außer dem wurden Sir James Hudson, bevollmächter Minister England« am Turiner Hofe, bei Gelegenheit seiner Rück kehr, und Herr Percy Doyl, vor seinem Abgänge auf seinen Gesandtschaftsposten in Mexiko der Königin durch den Earl von Clarendon vorgestellt. — Auf der hiesigen Bürs, ist da« Falliment de« Haus,« Strahan u. Comp. angezeigt worden. Die Passiva belaufen sich auf 350,000 Pfd. St. (2,300,000 Thlr.). Verursacht ward da« Falliment durch große auf Eisendahnactien der Lueca-Pistoia-Bahn geleistete Vorschüsse. — Im Unterhaus, beantragte gestern. Brown eine Reihe von Resolutionen, welche die Einführung de« Decimalsystcms im Münzwesen befürworten. Lord Stanley unterstützte den Antrag. Nach längerer Discussion wurde die erste Resolution: daß „die Einführung d,S Decimalsystem« im Münzwesen durch die Prägung d,S Florin« sich al« äußerst erfolgreich und befriedigend erwiesen hat", mit 135 gegen 56 Stimmen, und die zweite Resolution: daß „eine weitere Ausdehnung dieses Systems dem Publicum zum großen Vortkeil gereichen wird", ohne Abstimmung ange nommen. Die dritte Resolution hingegen, welche den eigent lich praktischen Theil des Anträge« enthält, insofern sie die Prägung von Silbermünzen zum Werthe von 1/«»o Pfd. St., so ivie von Kupfermünzen zum Werthe von l/ioa» Pfd. Sr. verlangt, wurde zurückgezogen. — Zu PortSmouth sind gestern neue Dock« eröffnet worden. Dieselben haben 63,OOOPfd.St. gekostet, sind 335 Fuß lang, 82 Fuß breit und 29 Fuß tief. DaS erste Schiff, welche« in dieselben einlief, ist die neue königl. Pacht. — 14. Juni. (L Z.) Die englische Bank hat den Dis« conto von 4 auf 3^ Procent herabgesetzt. Kopenhagen, 14. Juni. (T. D. d. H. C.) Bei den heu tigen Wahlen zum VolkSthinqe wählte Kopenhagen und Umgegend sämmtlich« früher» Vertreter. Friedericia wählt« in diesem Augenblicke wirklich schön. Sein sonst nicht schöne« Gesicht erglühte nach d.m lebhaften, raschen Ritt vor kühner Waghalsigkeit und fester Entschlossenheit. Ohne einen Stock in der Hand schwankte er keinen Augenblick, mitten in der Nacht gegen einen Wolf zu reiten . . . „WaS für ein prächtiger Junge," dachte ich, indem ich auf ihn schaute. „Waren denn Wölfe da, fragte der feige Kostja. „Hier find ihrer immer viel," erwirerte Pawel; „sie find aber nur im Winter lästig.' Er kauerie sich wieder vor da« Feuer, und al« er so auf der Erde saß, fuhr er dem einen der Hundt mit der Hand über den zottigen Rücken, und da« erfreute Thier hielt den Kopf still und blickte ihn mit dankbarem Stolz von der Seite an. Wanja wühlte sich wieder unter seiner Bastdecke ein. „Aber, Jljuschka, wa« Du un« da für gräuliche Geschichten erzähl« hast," begann Fedja, dem e«, als vem Sohne eineS reichen Bauern, anstand, den Ton anzugeben (selbst sprach er nur wenig, al« fürchte er, sich etwa« von seiner Würde zu vergeben). „Und di« Hunde müssen da auch gerade anfangen zu bellen .... Ich habe doch aber gehört, daß ,« bei Euch an einem gewissen Orte nicht rech» geheuer fein soll." „In Warnawiza? Und wie! ganz und gar nicht geheuer! Mehr al« einmal hat man da den alten Herrn gesehen, — den verstorbenen Sut«h,rrn. Er geht da herum, sagt man, in einem langschößigen Uebrrrock und stöhnt und sucht immer nach etwa« auf der Erd,. Der alte Trofimitsch ist ihm einmal begegnet. „WaS, Väterchen Iwanltsch, beliebst Du da auf der Erde zu suchen?" „Der hat lhn gefragt?" unterbrach der erstaunte Feda den Erzähler. „Ja, er hat ihn gefragt!" „Nun, da« laß ich gelten; da« ist mir ein wackerer Altir, der > Irofimitsch. Nun, und was sagt» er?" „DaS Bruchkraut suche ichsagte er, und spricht dabci so dumpf, so dumpf — „da« Bruchkraut." „Wozu brauchst Du denn, Väterchen Iwan Iwanilsch, da« Bruchkraul?" „ES drückt so," erwidert er, daS Grab drückt so, Trofimitsch. Heraus, heraus möchte ich gern . . ." „Siehst Du wohl!" bemerkte Fedja, „der hat nicht genug gelebt." „DaS ist doch wunderbar!" fiel Kostja ein ; „ich habe immer geglaubt, daß man die Verstorbenen nur am Tage aller Seelen sehen könne." „Die Verstorbenen kann man zu jeder Stunde sehen," fiel Iljuschka mit Zuversicht ein, der, so viel ich bemerken konnte, von Allen dir Dorfsagen am besten kannte. — „Aber am Tage aller Seelen kann man auch den Lebendigen sehen, welcher — da« heißt, an dem dann die Reihe ist, im kommenden Jahre zu sterben. Man braucht sich blo« de« Nacht« in der Vorhalle der Kirche niederzusetzen und auf den Weg zu schauen, dann kommt Der gewiß vorüber, welcher in diesem Jahre sterben muß. Bei un« ging im vergangenen Jahre di« alte Uljana in die Vorhalle. „Sah fle denn Jemand?" fragt, Kostja mit Neugierde. „Wie denn nicht? Zuerst saß fir lange, lange und sah Nie- mand und hört« Niemand. E« war ihr nur so, al« ob ein Hündchen bellte, irgendwo bellte. . . Auf einmal steht fie: kommt auf dem Wege ein Knabe in der blosea Blocks» gegangen. Wie fi, genauer hinfieht, erkennt fie den Jwaschka Kedoffäjew . . ,,Wa«, der diesea Frühling gestorben ist?" fiel Fedja eia. „Derselbe; er geht so vor sich hin und hebt daS Köpfchen nicht auf; aber die Uljana hat ihn erkannt. Dann sieht fl, wieder ! hin: eS kommt ein Weib. Sie schaut hin und schaut ... Ach du mein Herr Gott! Zuletzt geht fi« selber auf dem Wege, die Uljana." „Nicht möglich?" fragte Fedja. „So wahr Gott lebt, sie selbst." „Aber di, ist ja noch nicht gestorben?" „Da» Jahr ist noch nicht um. Aber paß 'mal auf, wie längs fie sich noch hinschleppen wird." (Forts, folgt.) Theater. Man schreibt UN« au« Berlin unier'm IL. Juni über da« Gastspiel Dawison'«: „Da» Interesse für diesen un» gewöhnlich begabten Charakterdai stellet im weitern Sinne de« Worte« durchdringt alle Kreise der Gesellschaft in so hohem Grave, daß die Eroberung eine» Sitzplätze« zu seinen Gastrollen zu den TageSfragen gerechnet wird. An allen Abenden, an den,» Dawison bisher auftrat, mußte auch da« Orchester al« Zuschauer raum benutzt werden, wodurch übrigen« der Vortheil erreicht wurde, daß man die hinlänglich bekannte, mehr al« lästige Gchauspiel-ZwischenactSmustk nicht zu hören braucht». Dawison ist bisher al» Hamlet, al« Carlo« (im „Clavigo"), al« Boujour, als Antoniu« (im „Cäsar") und Marinelli unter immer steigende« Beifall eine« in der That auSgewählten Publikum« ausgetreten. 1 Zu Goelhe's „Faust" find bereit« auf zwei Vorstellungen alle Billet« im Voraus bestellt." — Fräulein Metzer au« Prag, früher bekanntlich au der Dresdner Bühne, ist in Stuttgart al« Valentin«, Jüdin und Martha ausgetreten und hat außerordentlich gefallen; trotz der unerträglichen Hitz« war da» Han« stberftlli.
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