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Weißeritz-Zeitung : 02.12.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-187612027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18761202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18761202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1876
- Monat1876-12
- Tag1876-12-02
- Monat1876-12
- Jahr1876
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 02.12.1876
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Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am l. Adventssonntag, d. 3. Dec., predigt Herr Diac. Zimmermann. — Nachmitt. 2 Uhr Gottesdienst durch denselben. daß unsere Pläne so schändlich scheitern sollen, daß die beiden Menschen, LessenS Söhne, in den Besitz des bedeutenden Vermögens kommen. Ich HM sie, wie ich nie zwei Men« schen gehaßt habe, denn nur auf ihre Veranlassung ist daS Testament gestohlen, und ihr alter Genosse, der Diener hat e« gethan, mag er noch so hartnäckig leugnen!" „Hake, ich begreife Dich in der That nicht", bemerkte der Advocat. „Du hast nie leicht begriffen", unterbrach ihn der Pfarrer; „deshalb höre mich ruhig an. — Ich bin überzeugt, daß das Testament gestohlen und vernichtet ist; bewiesen ist dies in- deß noch durch nichts. Du fertigst dasselbe noch einmal an — Du kennst eö ja genau — und wir lasten eS durch irgend einen Zufall wieder auffinden!" „Da« ist unmöglich!" rief Maks. „Ich bitte Dich, schweige noch", fuhr der Pfarrer fort. „Wenn eS unmöglich wäre, würde ich Dir den Vorschlag am wenigsten machen. Ich habe sehr reiflich darüber nach gedacht. Oder bist Du nicht im Stande, die Testaments- Urkunde noch einmal aufzusetzen, mit Deinem Namen zu unterschreiben und Deinem Notariatssiegel zu versehen?" „Was würde dies nützen, uns fehlt LessenS Unter schrift?" warf Maks ein. „Die werde ich besorgen", bemerkte der Pfarrer lächelnd. „Oder traust Du mir so viel Geschicklichkeit nicht zu? Sieh hier!" Er zog ein Stück Papier au« der Tasche und reichte es dem Freunde. „Das hat Lessen geschrieben!" rief dieser. „Es ist von meiner Hand", gab Hake ruhig zur Antwort. „Also LessenS Unterschrift würde ich besorgen, ebenso Lessens Siegel, da sein Petschaft in den Händen meiner Schwester sich befindet." „Es geht dennoch nicht! Der Betrug würde entdeckt werden !" rief Maks. „Wodurch?" warf Hake ein. „Wird die Nachbildung dem Original nicht auf ein Haar gleichen? Kann Jemand gegen uns auftreten? Der Einzige, der es könnte, ist zum Schweigen verdammt, denn er kann nicht auftreten und gegen uns zeugen, weil er dann eingestehen müßte, daß er das Testament gestohlen habe. Mit dem Geständnisse würde er sich selbst dem Zuchthause liefern!" „Auch wir würden ihm nicht entgehen, wenn unser Be trog entdeckt würde!" rief Maks. „Bester Freund, ich hätte Dich für weniger schwerfällig gehalten!" entgegnete Hake ungeduldig. „Mit einem „wenn" läßt sich Alle« über den Haufen werfen. Vernünftige Men schen beurtheilen eine Sache indeß nicht nach einem „wenn" und selbst nicht nach einer denkbaren Möglichkeit, sondern nach der Wahrscheinlichkeit, und diese spricht durchaus dafür, daß unser Unternehmen gelingen wird. Ich glaubte, Dir würde am meisten daran liegen, daß Pauline in den Besitz des ihr rechtmäßig vermachten Erbes gelangt. Ich bestreite auch, daß wir einen Betrug auSüben, wenn die That vom juristischen Standpunkte aus auch so beurtheilt werden mag. Wir thun nichts weiter, als daß wir ein Verbrechen in seinen Folgen ungeschehen machen und den Rechtsstandpunkt wieder Herstellen. Für mein Gewissen hat unser Vorhaben keine andere Bedeutung und ich hoffe, daß auch Dein Gewissen sich einer ähnlichen Auffassung zugänglich zeigen wird, denn ich bin überzeugt, daß eS sich schon noch größere Freiheiten gestattet hat!" Mgememer Anzeiger. WM" Heilung in sicherster schmerz- u. gefahrlosester Weise. (Honorirung nur nach der WM" Erfolg). Augenarzt Dr. ML. Dressen, Bictoriastr. 4. Die Bedenken in Maks waren noch keineswegs besiegt. Nicht sein Gewissen sträubte sich dagegen, sondern er fürchtete die Entdeckung und Bestrafung. „Wie sollte das Testament in die Hände de« Gericht gelangen, ohne daß von vornherein Verdacht dagegen erweckt würde!" fragte er. „Der Schrank, in welchem die Erbschafts- Urkunden aufbewahrt werden, wird jetzt doppelt vorsichtig verschlossen; hast Du auch darüber bereits nachgedacht?" Der Pfarrer lächelte. „Dies ist der einzige vernünftige Einwurf, den Du machen kannst", entgegnete er. „Natürlich habe ich darüber nachgedacht, denn der ganze Plan wäre ja nicht mehr als eine Thorheit, wenn wir das Testament nicht auf ganz un verdächtige Weise dem Gerichte in die Hände spielen könnten. Die Anfertigung der Urkunde nimmt ja kaum eine Stunde in Anspruch und verursacht wenig Mühe, Du wirst nie in Deinem Leben eine zweite Arbeit vollbringen, welche Dir bei so wenig Arbeit so viel Gewinn bietet. Ich könnte Dir nun erwidern, daß ich da», was Dir am schwierigsten erscheint, übernehmen werde, Du sollst indeß Alle« wissen, damit das , letzte Bedenken au« Dir verschwindet. Der Zufall oder das Glück hat mir die Hand geboten. Vor kurzer Zeit ist ein Gerichtsschreiber hierher versetzt, der mir von früher her sehr genau bekannt ist. Er arbeitet unter demselben GerichtSrath, der die Eröffnung des Testamentes vollziehen sollte. Sein Name ist Spellerberg. Heute habe ich ihn gesprochen; na türlich hat er von unserem Vorhaben noch keine Ahnung; allein ich gehe jede Wette ein, daß er dazu bereit sein wird, selbstverständlich gegen eine entsprechende Belohnung. Der Mann ist des Lebens als Gerichtsschreiber herzlich müde; der Actenstaub widert ihn an und sein ganzes Sehnen ist nach Amerika gerichtet, wo er eine» Vetter hat, dem das Glück sehr günstig gewesen ist. Er versicherte, daß er hier mit Vergnügen Alle« im Stiche lassen werde, wenn ihm Jemand einige Hundert Thaler gäbe; er hat die feste Hoff nung, daß auch er in Amerika sein Glück machen wird, ich bin freilich überzeugt, daß er binnen zwei Jahren dort mit einem Stricke und einem Baumaste in engste Berührung kommen wird, denn seine Grundsätze sind sehr locker; das kümmert un» indeß wieder nicht. Fertige da« Testament an und ich verspreche Dir, daß Spellerberg dasselbe in irgend ein Actenheft legen wird, welche« der GerichtSrath in der nächsten Zeit in die Hand bekommt. Der Mann ist schlau und wird seine Sache vortrefflich machen, und dann will ich Den sehen, der gegen da« glücklich wieder aufgefundene Te stament, welches mit LessenS Siegel verschlossen ist, welche» Deinen Namen und Dein NotariatSstegel trägt, aufzutreten wagt. DaS Gericht selbst wird am wenigsten Bedenken tragen und erfreut sein, daß es aus der unangenehmen Lage herauskommt, in welche es durch da» Verschwinden de« ihm anvertrauten Testament« gelangt ist. Nun wird auch wohl in Dir kein Bedenken mehr vorhanden sein!" Mak« rieb sich mit der Rechten die Stirn. Es war immerhin ein sehr gewagtes und gefährliches Unternehmen, und wurde der Betrug entdeckt, so war er natürlich der Erste, den die Strafe betreffen mußte. (Fortsetzung folgt.)
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