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Dresdner Journal : 19.11.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185611195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18561119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18561119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1856
- Monat1856-11
- Tag1856-11-19
- Monat1856-11
- Jahr1856
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- Dresdner Journal : 19.11.1856
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ihr daS Recht zur Seite steht, und der die Wahrheit zur Geltung bringen und der Treue die verdienti Würdigung sichern wird. Danzig, 15. November. (D D.) Die königl. Dampf, corvette „Danzig" wird nunmehr deSarmirt und am 20. 0. M. außer Dienst gestellt. Die Matrosen werden auf der „Barbarossa" einquartiert. Dtrschau, 17. November. (T. D.) Heute Nacht 7 Grad Frost, GrundeiS. Die Pontonbrücken über Nogat und Weich sel werden abgebrochen. Die Relais auf der Kämpe sind ausgestellt. Traject per Kahn und Spitzprahm. Wasserstand äußerst niedrig. München, 15. Nov. (A. Z.) Se. Maj. der König ist diesen Abend nach 9 Uhr im besten Wohlsein wieder hier eingetroffen. — (A. A.) Das königl. bayrische Oberconsistorium hat unterm 8. Nov.. eine Ansprache, „die kirchlichen Zustände be treffend", ergehen lassen, aus welcher wir vorläufig folgende Stellen ausheben, welche uns am geeignetsten scheinen, den Standpunkt und die Absichten der Kirchenbehörde ins rechte Licht zu setzen. Der oberste Grundsatz, von welchem ein Kirchenregiment, das den Namen mit Recht tragen will, zu allen Zeiten ausgehen muß, sollte kaum der Erörterung bedürfen. Unsre Kirche ist nicht eine Schule, die da erst sucht, sondern eine Gemeinschaft, die da besitzt. Gebunden an diesen Besitz, hat die Kirche in ihm Freiheit und Le« den; entbunden von diesem Besitz, fällt sie in Tod und zerfährt in Willkür. Die Kirche hat nicht Richteramt, geschweige denn Rich- lerschwert j sie bat das Amt des Arztes, des Dieners; sie hat den Beruf der Mutter. Wo dies Gesetz der Liebe im gemeinsamen Be- kcnntniß des Glaubens nicht aufrecht erhalten wird, da werden in selbstischer Willkür entweder dir Diener der Kirche zu Herren der Gemeinde, oder die Gemeinden und ihre Glieder zu Herren über die Diener des Worts. Dem zu steuern, muß Regiment, Amt und Ge meinde in gegenseitiger Handreichung eenes jeden Gliedes entschlossen sein. Wir wollen Nichts, als vor Allem mit unsrer Person im Ge horsam des gemeinsamen kirchlichen Glaubensbekenntnisses vorange hen, weil in solchem Gehorsam allein unser Recht und unsre Be- fugniß liegt Met welchen Mitteln aber innerhalb der Kirche der Besitz der seligmachcnden Wahrheit zu sichern, das Leben zu wecken ist, dafür ist in unsrer Kirche das Regiment abermals nicht auf eignes Belieben und neue Erfindungen gewiesen. Wir haben, was wir bedürfen, als ein Erbgut von den Vätern her, und haben da, wo es verkommen, vergessen oder verunstaltet ist, Nichts zu thun, als mit Berücksichtigung des Bedürfnisses der Gegenwart uns in er neuten Besitz des uns zuständigen Gutes zu setzen. Es ist als ober ster Grundsatz unsrer Kirche festzuhalten, daß als göttlich verordne tes Mittel des Heils Nichts zu nennen und festzuhalten sei, als das Wort der seligmachendcn Wahrheit, welches der Gemeinde in der Predigt des Wortes dargercicht, und den Einzelnen in den Sakra menten mitgetheilt und versiegelt wird. Es kann und darf Nichts dem gleichgestellt, geschweige denn übergeordnet werden. Darum muß es bei Dem bleiben, was Luther von Anfang an gesagt hat, daß „alles Gottesdienstes das größrstc und fürnehmste Stück ist, Gottes Wort predigen und lehren", und daß „wo nicht Gottes Work gepredigt wird, es besser ist, daß man weder singe, noch lese, noch zusammenkomme". So wenig die Gemeinde von heute oder gestern ist, so wenig kann die Bezeugung ihres einmüthigen Glaubens ihre Formen willkürlich wechseln wie Trachten und Moden. Wollen wir nicht unser Wesen und unfern Ursprung verläugnen, so muß dem Aeugniß, das wir in unfern Gottesdiensten ablegen, anzumerken sein, daß hier ein Glaube wohnt, der sein Ursprungszeugniß von Christo an der Stirne trägt: „Gestern und Heu« und derselbige in Ewigkeit." Die beste Ordnung kann mißbraucht werden, wenn sie ohne Verstand wie eine polizeiliche Vorschrift abgethan und wie ein Strafinstrumcnt gehandhabt wird. Das ist es, was unsre Kirche von jeher verworfen Hal. Was nun die einzelnen kirchlichen Maß nahmen betrifft: 1) Das neue Gesangbuch — hier kann die Kirche nicht nach Belieben aus Altem und Neuem Hcrauswählen- Das erste Gesetz ist, daß sic Nichts anerkenne, was dem Bekenntniß ihres Glaubens nicht gemäß ist. Das zweite, daß sie die Geschichte be frage, welche Lieder von Alters her der Gemeinde werth und lieb und eine Kraft des Trostes waren. Neueres wird erst in längcrm Verlaufe nachweisbares Kirchengut. Daher stammt das Vorwiegcn älterer Lieder. 2) Die Gotlesdicnstordnung. Man muß fast An stand nehmen, zu sagen, welche Bedenken bei uns zu Lande laut ge worden sind. Sic soll „katholisiren". Was würde Luther, was würden die Urheber unsrer alten Bayreuther Chorordnung, der Brandenburg-Nürnbcrgischen Goltesdienstordnung u. s- w. dazu sa gen! Ist es so weit in völliger Unwissenheit über die Absicht und Bedeutung dieser unsrer echt lutherischen Cultuskormen gekommen, dann mag die Nachwelt über uns zu gerechtem Gericht fitzen. 3) Die Bcichtordnung. Das Obereonsistorium ist mit dem Bekenntniß unsrer Kirche überzeugt und bleibt dabei, daß die Privatbeichle nicht ein göttlich Gebot und darum frei sei; daß aber die Kirche dafür sor gen müsse, daß man sich ihrer als einer Wohlthat frei bedienen könne. Daß man Privatbeichle mit der Ohrenbeichte verwechselt hat, sollte freilich bei nur einiger Bekanntschaft mit den Bekenntniß- schriflen unsrer Kirche nimmermehr zu erwarten sein. 4) Die Er haltung kirchlicher Ordnung und Zucht. Was sich hier in der Ge genwart auf kirchlichem Gebiete bemerklich macht, das sind die Er- lreme zweier ganz entgegengesetzter Strömungen, zwischen welchen die rechte Mitte gesucht und erstrebt werden muß. Das eine ist daS Streben nach völliger Zügellosigkeit, das andere ein Rückfall in ge setzliches Wesen. Kommt das erste zur Herrschaft, so ist es mit kirchlichem Verband überhaupt aus; gewinnt das zweite Raum, so bringt sich di« Kirche um ihren besten Segen und stärkt nur hat erste Element. WaS unsrer Kirche'obsnan-steht and stehen muß, das ist di« Zucht durch dir Predigt drsHgbrttichen Werte«. Heidelberg, 12. November. Nach einer Miltheilung der „KarlSr. Ztg." hat Prinz Alfred, zweiter Sohn der Kö nigin Victoria von England, heul« seine Reis« von hier über Konstanz nach Genf fortgesetzt. Sonach ist die Reise des selben nach Berlin, die, wie man allgemein erwartete, in diesen Tagen erfolgen sollte, vorläufig aufgegeben. Kassel, 14. November. (N.-Z.) In der Ersten Kammer wurde heute mit der Berathung der Verfassung bei dem vier ten Abschnitt, der in den H§. 40—80 inel. von den Land ständen handelt, fortgefahren. Dieselbe gelangte heute nur bis zum Schluß des tz. 41 und beschäftigte sich vorzugsweise mit diesem Paragraphen, in welchem die maßgebenden Vor schriften über die Zusammensetzung der Ersten Kammer ent halten sind. — 15. November. (N.-Z.) Die Zweite Kammer hielt heute öffentliche Sitzung: als Gegenstand der Tagesordnung war die Berathung der Verfassungsangelegenheit bezeichnet. Als zur Tagesordnung übergegangen werden sollte, veranlaßte der Regierungöcommissar den Schluß der öffentlichen Sitz ung, indem er erklärte, zur Verlesung einer Vorlage der Re gierung in geheimer Sitzung beauftragt zu sein. — 16. November. (N.-Z.) Die gestern in der Zweiten Kammer von dem Regierungscommissar provocicte geheime Sitzung in der Verfassungsangelegcnheit hat sichern, Verneh men nach im Wesentlichen den nämlichen Verlauf und Aus gang genommen, wie jüngst in der Ersten Kammer bei glei cher Veranlassung. Es ist hiernach zu erwarten, daß in der nächsten Sitzung, Mittwoch, den 19. d. M., die öffentlichen Verhandlungen über die venlilirte Frage ihren Anfang nehmen werden. -j-j- Koburg, 16. November. Die preußischen Offiziere, welche im Laufe dieses Sommers und Herbstes sich in unsrer Gegend aufgehalten und sich mit Vermessungsarbeiten be schäftigt hatten, sind vor einigen Wochen wieder von hier nach Preußen zurückgereist. — Die Wahlen der Wahlmän ner zum bevorstehenden Landtage in hiesiger Stadt sind in ganz conservativem Sinne ausgefallen, weshalb zu Landtags abgeordneten selbst Männer dieser Richtung werden gewählt werden. — Ueber den Bau der Koburg-Lichtenfelser Eisen bahnstrecke, welche die bayrische Süd-Nordbahn mit der Werrabahn und der Sonneberger Zweigbahn verbindet, ist, dem Vernehmen nach, noch keine bestimmte Entschließung ge faßt worden. Bekanntlich ist die bayrische Staatsregierung von ten Kammern ermächtigt worden, den Bau der Bahn von der bayrischen Reichsgrenze dis Koburg auf Staatskosten fortzusetzen, insofern die Niederlassung des Betriebs der Bahn von Lichtenfels bis hierher an eine Privatgesellschaft gesichert ist und eine dem Bau- und Einrichlungscapitale für diese Bahn entsprechende, nicht unter 4 Procent stehende jährliche Rente dem bayrischen Staate vertragsmäßig gewährt und sicher gestellt wird. — Der große Thurm auf der Veste Ko burg ist gegenwärtig so weit vollendet, daß mit der Aufrich tung des Dachs begonnen werden konnte. Dem Vernehmen nach werden noch an mehrer« Theilen der Veste sehr umfas sende, derselben sehr zum Schmuck und zur Zierde gereichende Restaurationsarbeiten demnächst vorgenommen werden. — Auf einem der letzten hiesigen Gechreid^märkte war so viel Getreide von allen Fruchtgattungen angefahren, daß dasselbe nicht genug Käufer fand, da dieselben infolge des Ueberflusses auf ein Sinken der Preise hofften, was aber nur in geringem Grade eingetreten ist, da die Landwirthe das Getreide lieber unser- kauft ließen, als billigere Preise stellten. (-) Paris, 16. Nov. Seit einigen Tagen ist in den hiesigen Kreisen das Gerücht verbreitet, daß die Differenz be züglich BolgradS nächstens in gütlicher Weise ihre Lösung finden werde, indem Rußland sich bereit erklärt habe, in die sem Punkte nachzugeben. Ich glaube gut unterrichtet zu sein, wenn ich Ihnen versichere, daß dieses Gerücht als min destens verfrüht zu betrachten ist, indem der Stand dieser Angelegenheit durch eine angebliche neuere Nachgiebigkeit Rußlands keine Veränderung erlitten hat. — Hinsichtlich der Eonferenzen läßt die Entscheidung noch immer auf sich war ten. Zu bezweifeln ist nicht, daß der Zusammentritt dersel ben in der letzten Zeil wieder neu angeregt worden ist. Wie eS scheint, ist es jetzt besonders Oesterreich, welches gegen den Zusammentritt der Eonferenz in der von Frankreich ge wünschten Weise Schwierigkeiten erhebt, indem dasselbe die Bedingung ausgestellt haben soll, daß Preußen und Sardi nien als nicht unmittelbar an den zu regelnden Streitfragen betheiligt angesehen werden und deshalb keine Vertreter zu der Confer,nz abzuordnm stakeNe- Sicher ist, daß die Ver- Karw^tgen^deßLgltch ^>cS Zusammentritts der Eonferenz noch s! Parts, 16. November. Der heutige „Moniteur" ent hält ein Decrek vom 10. Nov., den ergänzenden oder außer ordentlichen Credil der Minister während der Zwischenzeit von einer Session des gesetzgebenden Körpers zur andern be treffend. — Der BrobpreiS ist auf 47 beziehentlich 40 Cent, für das Kilogramm herabgegangen. — Nach einer Corresponden; des „Nord" entwickelt de Lessep« die unermüdlichste Thätigkeit, um alle Schwierig keiten , welche der Vollendung des Canals von Suez noch entgegenstehen, zu besiegen, und Hal sich zu dem Ende am 14. d. M. nach Alexandrien eingeschifft, um sich persönlich mit dem Pascha von Aegypten in Einvernehmen zu setzen. — In der Nacht vom 26. zum 27. Sept, ist das franzö sische Dampfschiff „France", das zweite der Linie Marseille- Brasilien, auf der Rhede von Bahia in Flammen aufgeqan- gen. Die Mannschaft und die Passagiere wurden gerettet. DaS Schiff war mit 1,375,000 Fr. versichert und aus den Ueberresten desselben sind 150,000 Fr. gelöst worden.— DaS „Journal du Havre" berichtet, daß der Dampfer „Seine", von St. Petersburg kommend, am 14. d. M Abends in den Hafen von Havre eingelaufen ist. Auf ihm befanden sich 12 Personen vom Gefolge des außerordentlichen Ge sandten Frankreichs am St. Petersburger Hefe, Grafen Morny, sowie Equipagen und Pferde desselben. — Die „Jndäp." meldet, daß das russische Geschwader vor Cherbourg erschienen ist und daß deren Offiziere durch ihren Admiral zum Besuche von Paris beurlaubt worden sind. Die Hälfte der Offiziere ist bereits in der Hauptstadt ange langt, die andere wird nach der Rückkehr der erstem nach folgen. Oberst OdelkinSky, Adjutant des Kaisers von Russ land, ist ebenfalls soeben in Paris angelangt. — Das von unS oben erwähnte, im heutigen „Moniteur" veröffentlichte Dccret wegen des außerordentlichen Credits der Minister ist deshalb so wichtig, weil die Minister keinesfalls eine neue Aus gabe machen können, ohne zuvor die, sei es durch eine Er gänzung des Credits, sei es durch Abrechnung, zu beschaffen den Deckungömittel im StaatSrathe in Betracht gezogen zu haben. Es leuchtet ein, daß, damit die Regierung dem Vor wurfe unbedachter oder nicht gehörig begründeter Ausgaben im Voraus begegnen will. — Prinz Bonaparte hat seine Residenz Auceuil verlassen, um nach Corsica zurückzukehren. — Se. k. k. Hoheit der Erbgroßherzog von ToScana ist in Paris damit beschäftigt, für die Ausstattung seiner Braut zu sorgen. Die Gräfin Walewska hat ihm bei der Wahl der Gegenstände zur Seite gestanden, die in den Salons deS Ministers des Auswärtigen bewundert worden sind; denn die aus französischen Fabriken bezogenen Stoffe und Spitzen waren so reich als geschmackvoll, daß diese Ausstattung, wie gesagt, in der Pariser eleganten Welt großes Aufsehen erregt hat. Parts, 17. November. (K.Z.) Der heutige „Moniteur" meldet, daß der Baron Dircking-Holmfeld dem Kaiser seine Beglaubigungsschreiben als Gesandter für Dänemark über reicht hat. Der Kaiser hat ferner die Anzeige von der Ge burt einer Tochter des Herzogs von Montpensier erhalten. Bern, 13. Nov (A. Z.) Der Bundcsralk hat gestern beschlossen, da« noch Immer fortbestehende eidgenössische Com- missariat für den Canton Neuenburg aufzuheben und die Herren Fornerod und Frei-H,rose ihres diesfälligen Man dats zu entheben. Dieser Schlußnahme wird ganz wahr scheinlich demnächst auch die einer beträchtlichen Verminde rung der Occupationslruppen folgen. Es läßt sich nämlich nicht in Abrede stellen, daß die EinquarticrungSlast sehr schwer auf den occupirten Gegenden, namentlich aber auf der Haupt stadt lastet. Aus der Schweiz, 15. Nov. Das „Neue Tagblatt" von St. Gallen stellt über die Mission des Generals Du four nach Paris folgende naive Ansicht auf, welche der „Bund" getreulich wiedcrgiebt: „Da Kaiser Napoleon sich persönlich sehr um eine befriedigende Lösung der Neuenburger Frage interessirl und wiederholt dem Bundesrath eröffnen ließ, daß er in der Freilassung der Gefangenen ein Mittel erblicke, wodurch die Anbahnung von Unterhandlungen bedeutend er leichtert werden könne, so hat, wi, man aus guter Quelle versichert, der Bundesrath sich veranlaßt gefunden, den Henn General Dufour mit einer speciellen Mission an den Kaiser zu betrauen, mit welchem der General bekanntlich auf gutem Fuße steht. Eine geeignetere Persönlichkeit hätte zu dieser Mission kaum gewählt werden können. Herr Dufour wird dem Kaiser der Franzosen klares Wasser einschenken und von Topf, daß sie verschwielte und daS ganze HauS voll Qualm ward; dann ging er mit meinem Ludwig fort und kam allein und ganz still wieder. (Schluß folgt.) Dresden, 17. November. Vorigen Donnerstag sand im hiesigen Conservatorium für Musik vom KammermustcuS Tröstler die erste öffentliche Prüfung von 28 Schülern vor zahlreichem Publicum statt. Sie erstreckte sich auf Pianoforte, Violine, Ge sang und Waldhorn. Man war allseitig mit den Leistungen deS Jnstiluis und über Erwarten zufriedengestellt. — Möge für da weitere Gedeihen desselben der Fleiß der Schüler ferner den Be mühungen der tüchtigen Lehrer entsprechen. Dresden, 18. November. Der Dichter Klaus Groth, dessen Dichtungen in dilhmar'fcher Mundart durch ihre Gemüihs- riefe, ihre einfache Innigkeit und reizende Naivetät so rasche Würdigung gefunden haben und vor kurzem in einzelnen Proben (hochdeutsch übertragen) unser« Lesern mitgetheilt wurden, be findet sich zur Zeit in Dresden, um e nen Theil deS WinterS hier juzubringrn. Z Altenburg, IL. November. Die unter dem Protektorat deS Herzog- Joseph und dem Vorsitze deS GeheimratheS v. d. Gabelentz hier bestehende geschichtS« und alterthumsforschende Gesellschaft deS OsterlandeS feierte am 12. d. M. ihr achtzehnte- Stiftungsfest. Außer mehrern Verträgen geschichtlichen Inhalt- (unter denen wir hier besonders eines eingehenden VortragS deS Oe. Löbe über die im Mai d. I. zuerst im „Dresdner Journal" durch Herrn Ed. Beyer auS dem königl. sächsischen HauptstaalS- archive bekannt gemachte Urkunde deS Grafen Heinrich von Nassau vom Jahre 1297 gedenket , durch welche die mehrfach an gezweifelte Geschichte des auf Markgraf Friedrich den Freudigen in Altenburg verübten und durch die Aufopferung eines Frei berger Bürgers vereitelten MortanfalleS eine so merkwürdige Bestätigung erhalten hat) erfreute die Gesellschaft namentlich die Beschauung mehrerer zum Theil trefflicher Bilder sächsischer Landesfürsten, welche soeben durch die Munificen; Sr. Hoheit deS Herzogs Joseph aus ihrer Unscheinbarkeil wieder hervor gezogen und, man kann wohl sagen, vom gänzlichen Verderben gerettet worven sind. Dieselben befanden sich seither auf dem hiesigen Ralhhaufe, wo man ihnen indessen kaum eine Beachtung geschenkt hatte, so daß sie gänzlich verdunkelt und iheilwcise arg beschädigt worden waren. Herzog Joseph Hal dieselben nun durch die Hand eines hiesigen Künstlers. deS Prof. Fmk, mit vielem Glück restauriren lassen. Auch ein sehr schönes Lutherbild von Cranach ist bei dieser Gelegenheit zum Vorschein gekommen. Die Bildnisse sollen später ihre Aufstellung in den beiden Session-- zimmern des SiadtralhS und StadtverordnetencollegiumS er halten. Musik. Der Pariser Quartettverein der Herren Maurin, Sabaiier, Mas und Charillard hat auch in Berlin Pro- ductionen angekündigt, wo bereits die jungen Gebrüder Müller quartettiren. Berlin ist von der Concertplage so stark heim gesucht, daß fast täglich zwei öffentliche Mufikaufführungen statt- finden. Am härtesten werden jene Armen davon betroffen, die vermöge FreibillelS als auSfüllende Pflichthörer in die Säle ge schickt werden. Literatur. Von Gustav Frey tag'S „Soll und Haben" ist soeben bei Hirzel in Leipzig die sechste Auflage erschienen. Der Erfolg dieses RomanS ist in Deutschland im eigentliche« Verstände beispiellos und um so erfreulicher, da er ein verdienter ist. Man braucht die Compostiion diese» Werkes für kein Meisterstück zu halten und muß doch der Ausführung, der frischen Beobachtung, der feinen Darstellung, der ganzen Richtung deS lirbenSwüidigen SchiiftstellerS seine größte Anerkennung zollen. Theater. Die Ristori ist in Warschau außerordentlich ge feiert. Der Andrang zu ihren Vorstellungen ist so groß, daß LogenbilletS mit Is Rubel, GaleriebilletS mit 4 bis 6 Rubel be zahlt werden. Am 2l. d. M beginnt ihr Gastspiel in Pesth. * Emil Girardin, der 6rnnil seigneur der Pariser Presse, soll vor seiner Vermählung mit der Gräfin v. Tieffenbach derselben in dem Ehekontrakte ein HeirathSqut von 800,000 FrS. und für ihre Toilette eine Jahrcösumme von 20,000 FrS. garan- tirl haben. Die „Corbeille", daS Brautgeschenk, war mit den kostbarsten Spitzen gefüllt und mit einem Kachemir-Shawl im Werth« von 10,000 FrS. bedeckt; eS sollen besondere BilletS auS- getheilt worden sein, um die Geschenke bewundern zu können. Während der Traupredigt soll er viele und aufrichtige Thränen geweint haben; ein Witzbold, dem man dieS erzählte, behauptete jedoch, Girardin müsse in jenem Augenblicke an die ersten Aktionäre der Pariser „Presse" gedacht haben, deren trauriges Andenken ihm diese Thränen entlockt habe. -tt- Die Baronien Digier, ehemalige Demoiselle Cruvelli befindet sich wieder in Pari» und wird sich diesen Winter häufig hören lassen, aber nur vor AuSerwählten in au-erwählier Weise.
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