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Auer Tageblatt : 13.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192309137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19230913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19230913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt
- Jahr1923
- Monat1923-09
- Tag1923-09-13
- Monat1923-09
- Jahr1923
- Titel
- Auer Tageblatt : 13.09.1923
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Nr^vtit. >«g Lag,blatt und »n^lgn für da> Gy,«Arg«. Donnerßta-, do 1-. öfiyttulb«! »». der . eins, die in einer Kuudgebuug flogen die neuen Steuergesetze scharf Stellung nahm, machte der Landtagsabgeordnete Dc. Schlittenbauer Ausführungen, wobei er als letzte Worte des überraschend schnellen Niederganges Deutschland die absolute Wehrlosigkeit des deutschen Volke» bezeichnete. Am bescht^ mcndstcn sei cS, bah Deutsche bewußt mitgeholfen hätten, einen Zustand der Wehrlosigkeit herbeizuführen. Bezüglich "der zu. künftigen Lage Deutschlands! äußerte sich der Redner dahin, das; nach dem Sturz des Kabinetts Streftmann wahrscheinlich eine Minderheitsregierung der Linken kommen werde. Wenn auch diese Negierung gestürzt sei, dann komme der große ge schichtliche Augenblick für die bayrische Negierung, für den Landtag und das Volk Bayern. Keine Einberufung des Reichstages. RelchstagSpräst- deut Lübe hat deu Antrag der Dkutschnntionalen auf sofortige Einberufung des Reichstages in ablehnendem Sinne beschte- den. Die Stellungnahme deS Präsidenten erfolgte nach vor. heriger Verständigung mit der NeichSregierung, die im jetzigen vorbereitenden Stadium zur Lösung der Nuhrfrag« in der parlamentarischen Erörterung der auswärtigen Be- Mnisterp Vr. «eß! «V! Zetgner f kanzlet, b größere S demokratt Da» Mat gehender Mitglieds muna in der Reich unangene bleibe m getan Wit rttev. Anderselt» ist löotnoare auf >1» Etnstellpna de» passt» ven Widerstande» durch ^etne öFentliichen Erklärungen festgelegt, was Stresemann unangenehm ist. schreibt der ..Mattn". ist .offensichtlich dt« Zurückziehung ^er Verordnungen, die den Aufruhr gegen den Frieden*, vertrag gutgebelßen und geregelt haben, ohne datz. er in Parlamentarischen Kreisen zugleich die Versicherung abgeben kann, datz Unterhaltungen von praktischer Nützlichkeit möglich geworden sind. GS gelte auch! die Geste zu machen, einen neuen Botschafter in Paris zu ernennen .ohne der Fortsetzung Her Verhandlungen si cher zu sein. Stresemann müsse aber dies Mr sich er. gehen lassen. Man verhandelt nicht mehr über die Ausführung des Vertrages mit einer Regierung die eine besondere Gesetzgebung pufrechterhält, .dazu be stimmt. diesen Vertrag unmöglich zu machen. Hier liege die Schwierigkeit. , Vie drei Möglichkeiten für England. Der diplomatische Berichterstatter de» „Daily Tele- araph" Ichreibt, die britische Regierung werde sehr bald zu entscheiden hüben, welche Politik sie zu ver folgen habe, falls der Passive Widerstand im Ruhrgebiet eingestellt und deutsch-fraNzvsische Verhandlungen ein- geleitet würden. ES Menen drei Alternativen zu be- stechen r 1. Großbritannien könne auf Kölner allgemeinen Re gelung zwischen den Alliierten bestehen,. ! 3. es könne direkt und separat mit Deutschland über seinen eigenen Reparationsanteil verhandeln und zu gleich seine Forderungen mit Bezug §uf_ die alliierte Schuld aufrcchterhalten und 8. es könne zu einer Politik der Isolierung zurück kehren, auf .die Repar- tionen verzichten und auf .der vollen.Bezahlung der alliierten Schulden bestehen. Französisch, Offizier, ala Räuber. Vorgestern unternahmen französische Offiziere in Begleitung französischer Soldaten einen Zug gegen das Rathaus in Gelsenkirchen. Mit vorgehaltenen Revol vern drangen sie in das Rathaus der Stadt ein und zwangen die völlig.ahnungslosen Kassenbeamten unter Drohungen mit dem Revolver, die Geldbchältntsse zu öffnen. Auf diese Weise nahmen sie den gesamten Barbestand von 419 Milliarden mit sich. politische Meldung«« Der große geschichtliche Augenblick für Bayern. Anläßlich Versammlung des oberbayrischen christlichen Bauernver- tst der Nuhrfrag« auf.Gnad« und Ungnade zu kapttu- li«r,n..wa» da» Wahrscheinlichere ist. Ob sich die Alli- toten und and«« europäische Staaten bereit finden tvürden, auch Ihrerseits Gosanttau kür die Anleihe zu oben, -rkchetnt mehr al» fraglich. Der Plan einer Vül- kerbundSurntrolle über dt« verwenduna Her Anleihe erinnert an da» österreichisch« Beispiel. Die Annäherung. Lostdoa «ast -k -eutsih-franzksisihen öesprechungen. Sonderverhandlungen mit Deutschland erwünscht. Die Gerüchte, wonach Verhandlungen zwischen der deutschen Regierung und Frankreich begonnen haben, finden in London größte Beachtung. Auch in amtlichen Kreisen wird, sehr im Gegensatz zu der früheren Haltung anscheinender Gleichgültig keit, betont, daß England an solchen Verhandlungen aufs lebhafteste interessiert sei. Zu gleicher Zeit wird abermals die Erwartung ausgesprochen, daß eine deutsche Note gegebenen falls auch London überreicht werden würde. Der Mintsterrat wird sofort nach der Rückkehr des Ministerpräsidenten Baldwin aus den Ferien sich in einer Sitzung mit der Lage beschäfti gen. Die englische Politik sei entschlossen, alle Kräfte einzu fetzen, um eine allgemeine Regelung zwischen Deutschland und der Gesamtheit der Alliierten herbeizuführen. Von offiziöser Seite wird darauf hlngewiesen, daß England auch seinerseits gegebenenfalls mit Deutschland verhandeln und dabei seine Ansprüche in der Schuldenfrage gegenüber den Alliierten auf recht erhalten könne oder schließlich zu der Politik der Isolie rung zurückkehren könnte. Bride Möglichkeiten werden in der Oeffentlichkeit nicht ernsthaft erwogen, sondern offensichtlich nur in die Debatte geworfen, um Frankreich für eine allge meine Regelung gefügiger zu machen. Poincare hat dem Vertreter des „Daily Telegraph" mit teilen lassen, daß, wenn die Berliner Besprechungen zu be stimmten Vorschlägen der deutschen Negierung führen sollten, diese Vorschläge allen alliierten Negierungen mitgeteilt würden. Diese Mitteilung ist nicht neu, da Poincare seit dem Beginn der Ruhrbesctzung bereits diese Verpflichtung übernommen und seitdem wiederholt erneuert hatte. Die englischen Besorgnisse werden durch dieses Versprechen so zu einem geringen Teil beseitigt. Was man befürchtet, ist, auf diese Weise vor vol- lendete Tatsachen gestellt zu werden. Im übrigen ist nicht zu vergessen, daß der Fiume-Konflikt, in dem Frankreich als Skhutzmacht Serbiens beteiligt ist, der englischen Diplomatie die Möglichkeit gibt, ihre sonst schwache Stellung zu verstärken. Vie französische presse in Schwulitäten. Die französische Presse empfindet einige Schwierig keiten. die deutsch-französisch-belgischen Unterhaltungen, die in den letzten Wochen stattgefunden haben, klar zu formulieren und zu bewerten. Es gilt, den Grundsatz, datz keine Verhandlungen mit Deutschland stattkinden dürften, bevor der passive Widerstand eingestellt ist, mit der Tatsache zu vereinigen, datz pereitS setzt vor Ein stellung des passiven Widerstandes Unterhaltungen statt gesunden haben: es gilt darüber klar zu werden,, datz Zunächst einmal eine Aussprache über die Einstellung deS/ passiven Widerstandes vonnöten ist und es gilt diese vagen Begriffe in einer, Ha man sa das Wort „Verhandlungen" vermeiden will, privaten Sondierung durch.offizielle Persönlichkeiten zu erklären. Die Blätter sind sich darüber einig, .datz Stresemann nicht gesonnen ist ins Blaue hinein einfach die Ver ordnungen und Erlasse zurückzuziehen, die den Wider- stand der Ruhrbevölkerung oegen die Aktion der sran- Mi sch-belgisch en Besatzungsbehörden unterstützt haben, i Ordr tenstelle t oder mir der Bevt mlntstertr schäften r cungsbezi chungen I liebnissen 1. D Maßnahri zirkeS od< führen, ii schwerste sind. s. 2 Grenzen Aufgabe bildung. welcher s sachungen den Koni landeSgeß N. C und Verl LebenSmt werden, wndern i sichtlichen falls dan Landwirt seinem A auch dan Beräreter geschieht, zu erhalt 4. E schreiten mit den clnbarunf schäften i treffen, brauch g! wer, tcn. Au sähe in! äuderung negnen h Rcichsarb ß'wciligel ordmlng ministerir gestellten Friedens! äOO Mar Vorwoche 707 Mill! Ein andauern Haushalt die Postr Fernspre, treten fü Septembe in Kraft. Fernbxjes Drucksache Grundgel spräch Lö die übrig chenden Di deutscher die gcstie Milltoner Gert breitet. Zollformc ländischer wanberur lis, Friel La« cer Stadi davon Zk schwerer, Molaikst und der Beethovri Pflanzen! gibt den üirchenbe beruhen, chen Ki Kränze, l Mittag a te-dtenst Sommers derzug ui Walterwt Rot, machung lk.M «« M MlklMW Führ mein» Lebenz. Von August von Kotzebue. Wenn ich der Nacht, gedenke, in der ich so vieles mir Teures zurücklteß, Gleitet noch setzt eine Träne ans meinen Augen. Ovid. Fast drei Jahre warm verflossen, seitdem ich Rutz- land und meine geliebte Frau ihr Vaterland verlassen hatte. Das freundschaftliche Wohlwollen, mit dem wir liberal! ausgenommen wurden, konnte doch nie die zar ten Banden schwächen, welche uns noch an den Norden fesselten. Ick hatte meiner Frau versprochen, sie nach drei Jahren in die Arme unserer Kinder, Verwandten und Freunde zurückzuführen; und gern hielt ich mein Wort. Zwar mutzte ick eine kindlich geliebte Mutter, biedere Freunde und ein kleines Eigentum in Weimar zurttcklasscn; aber es sollte sa auch.nur eine Trennung von vier Monaten sein; nur ein Besuch, durch welchen meine gute Frau ihr Heimweh zu stillen hoffte. Der erste Schritt zur Erreichung unseres Wunsches den die Grenzsperre Rußland» notwendig macht«, war ein Brief an den mir zunächst residierenden russischen Minister in Berlin, den Herrn Geheimrat und Ritter Barvn von Krüdener. Ich pat ihn, mir einen Patz zu verschaffen. Er versprach, sogleich! deshalb bet dem Kaiser anzusragen, riet mir aber, auch selbst,an deu Monarchen zu schreiben, ych befolgt« diesen Rat schon am nächsten Posttage und bat um Erlaubnis, auf Vie« Monate nach.Rußland kommen zu dürfen, teil» um mei ne Kinder zu umarmen, teil» um über mein dortige« vermögen Dispositionen zu treffen, welche mein« per sönliche Gegenwart erforderten. Doch ehe noch! dieser Brief Petersburg erreicht haben könnte, erhielt ich be reits einen zweiten von dem Herrn Baran von Krü dener den ick .aus mehreren Ursachen ganz hierher setze» „CS verursacht mir ein wahre» Vergnügen, .datz ich Gw. ete. eine günstige Antwort in Ansehung de» ge wünschten Passe» mttzutoilen habe. Ich erhalt« soeben den Befehl Ihnen einen Patz zu geben, aber auch zu gleich ungesäumt in Petersburg Pen Weg^ den Sie neh men werden, anzuzeigen, damit den Schwiertüketten. dt« Vie ungeachtet eine» an de» Grenz» Kuden Von Stack» unck Lrmä. An«, 18. September, kommuntsissches Ultimatum an die NegierungAelgnee Da« Verbot von Versammlungen unter freiem Himmel aufgehoben. Nach Mitteilung des „VolkSblatteS", deS kommunistischen Organs für den Bezirk Ostsachscn, hat der LandrSvorstand der KPD. Sachsen die Dresdner Regierung aufgefordert, das DemoustrationSverbot. sofort aufzuheben und spätestens bis zum 1b, September die an dem Plytbad schuldigen Offiziere, sowie die faschistischen Provokateurs tu der Polizei zu ent lassen. Tut die Regierung dies nicht, dann entzieht die Kommunistische Partei der Negierung sofort ihre Unterstützung. Diese offene Kampfansage der Kommunisten gegen die sächsische Negierung hat die unmittelbare Wirkung gehabt, daß, das Verbot von Versammlungen unter freiem Himmel aufge hoben worden ist. Es braucht,nicht besonders betont zu wer den, daß diese neue Nachgiebigkeit gegen die kommunistische Forderungen in allen ruhebedürfttffän sächsischen Kreisen ohne Unterschied der Partei die schwersten Besorgnisse Hervorrufen nluß. Das Versammlungsverbot war sa gerade aus der Er. kenntnis hervorgegangen, daß Veranstaltungen unter freiem Himmel ganz besonders.geeignet sind, die Leidenschaften auf- zustachel, während in den jetzigen. Zeitläuften dgS Bestreben einer auf die Sicherung der Ordnung bedachten Regierung dahin gehen muh, vorbeugend zu wirken und deshalb auch solchen Kundgebungen, die nur für ruhige Zeiten geeignet siup^ rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben. Die bedauer lichen blutigen Vorfälle vom 11. September haben ja auf» neue bewiesen, welche unberechenbaren Folgen sich bei allgemein gereizter Stimmung auZ Massendemonstrationen jeden Au genblick ergeben können. Der Zweck der Uebung geht dahin, auf Befehl der Mos kauer Zentrale einen unerbittlichen ZermttrbungSfeldzug 'gegen dir Sozialdemokratie zu führen, die ihnen hinderlich bei dem Bestreben Ist, die sozialistischen Massen ihrer bi-he' rigen gemäßigteren Führer zu berauben und sie dann al« kommunistisches Kanonenfutter für di« Durchführung der Moskauer „Weltrevolution" auf deutschem Boden zu benutzen. Zu den Verhandlungen Zelgner« in Berlin: Gehler bleibt. Wie wir erfahren, haben e» der Reichspräsident und die würden, von dort au» durch .einen ausdrücklichen Befehl vorgebeugt werden könne. Sie werden daher die Güte haben mir mit umgehender Post Ihren Weg zu melden und zu bestimmen, wohin ich Pen Patz M lenden habe, im Fall Sie nicht selbst Über Berlin kommen. Die Per sonen die Sie auk Ihrer Reise begleiten werden, bitt« ich rnir nochmals aufzugeben. — Mit aller Hochachtuno habe ich die Ehre zu sein ete. Berlin, am 18. Februar 1800. .B. v. Krüdener." Dieser Brief.erregte bei meiner Frau eine unbe schreibliche Freude, bei mir hingegen einige Bedenklich keiten. Zwar hatte ich Rußland mit ausdrücklicher Be willigung Pes Monarchen verlassen; auch existierte da mals noch nicht der Befehl, kraft dessen jeder Abwei sende sich .schriftlich verbindlich machen mutzte, .da» Reich nie wieder zu betreten: aber — ich wußte, .datz Kaiser Paul den Schriftstellern überhaupt nicht hold war; unmöglich konnte ich also eine so schnelle und dem.Anschein nach so überau» gnädige Bewilligung meiner Bitte erwarten. Ich sah §tcht ein. welche Schwierigkeiten ich.^ungeachtet eine» Pass«», noch an de» Grenz« finden könne — und. wenn jeder Reisende der gleichen fand, warum man gerade bei mir «in« Aus nahme machen und noch durch einen ausdrücklichen Be fehl von Petersburg au» d«ns«lben Vorbeugen woll«. Wodurch konnte ich auf.ein« solch« AuSbsichnung An spruch .machen? Und wa» konnte überhaupt dem Kai ser daran gelegen sein, .gerade den weg Zu wissfen, den ich.nehmen würde? Alle diese Bedenklichkeiten teilte ich meiner Frau mit, die aber nur darüber lächelt«. Mr stmrei an demselben Abend, da ich Pen Brief.erhielt, zu einer Lame etngeladen die sowohl durch ihren Rana srl» durch.ihre Tugenden sich au»z«tchnet«, und sanden dort wie immer, eine gewählte Gesellschaft beiderlei Ge ischlecht». Meine Frau teilte ihre Freude, ich meine Besorgnisse mit» aber auch glicht ein einziger in der Versammlung Hielt die letzteren für 'begründet, sondern alle waren der einstimmigen Meinung, e» sei durch aus unmöglich, .hier ein« Gefahr im Hinterhalt« zu vermuten, und jede Ahnung derselben sei «ine Beleb- dtgstng de» geüetlisten Kaiserworte». (Fortsetzung LalM Der neue Roman. Ein merkwürdiges Schicksal führte Iiu Jahre 1800 den damals! weltberühmten Schriftsteller A. v. Kotzebue in die Verbannung nach Sibirien. Kotzebne fuhr niit seiner Fami lie in einer persönlichen Angelegenheit nach Rußland, wurde jenseits der Grenze trotz seines richtigen Passes verhaftet und ohne Urteil in die Nähe von Tobolsk gebracht, wo er aller. dingS nicht lange blieb, sondern vorn Zaren Paul dem Er sten zurückgerufen wurde, der ihn sogar später mit großer Auszeichnung behandelte. Es ist nie klar geworden, warum eigentlich Kotzebne in die Verbannung geschickt worden Ist. Man wird wohl der Wahrheit am allernächsten kommen, wenn man annimmt, daß es sich nm eine Laune des zäscm'nwnhnsinnlgen Kaisers handelte, der in dem Schriftsteller vielleicht den Umstürzler und Jakobiner witterte. Daß das möglich war, wird jeder zu glauben gern geneigt sein, der am Ende deS zweiten Tei les dieses Buches liest, welche Lust damals in' Petersburg wehte. Die Schreibweise ist einmal überaus rührselig; von Tc' neu Ist mit einer für unsere Begriffe ungewohnten Häufig, kett die Rede. Aber gerade durch diese Rührseligkeit hat Kotzebue, haben je und je die Autoren, vor allem die weib lichen Autoren, große Erfolge errungen. Kotzebue war weitaus gelesenes als sein großer Zeitgenosse Goethe. — Ein anderer hervorstechender Zug ist die bodenlose Fürstenschmei chelei unh Lobrednerei des Despotismus, waS ja Kotzebne schließlich mit seinem Leben bezahlen mußte.. Endlich aber wird e» immer wieder deutlich, wie maßlos eitel Kotzebue war; er steht überall nur immer sein eigenes Ich. Sogar im fernen Tobolsk sollen seine Lustspiele bekannt sein, in Tobolsk, wo seine Wohnung nicht leer wird von ihn ver. ehrenden Besuchern, wo mich der Gouverneur glaubt, ihn „nicht als gewöhnlichen Exilierten betrachten"' zu müssen. Mit dieser Eitelkeit im engsten innerlichen Zusammenhänge steht eine Klatschsucht, die sich bei ihm, der doch keine Ge legenheit vorübergehen läßt, sein eigenes Loblied zu singen, und den stoischen Philosophen herauszustecken, ganz beson ders widerspruchsvoll auSnimmt. Sicher sind solche Stellen nicht angenehm zu lesen. Aber im» ganze Werk wird al» Abbild des alten Rußlands und al» Erzählung eines merkwürdigen Schicksal», einer wetten Reise ip ein fernste» Land hoffentlich doch dankbare Leser finden. ziehungey keine Erleichterung ihrer Aufgabe ficht, »u Ver handlungen mit Frankreich zu kommen. (Sehr bezeichne«»!) Dl, Türkisch, Nat!o»alv«rfam«lu»» geht nach Kanfiav tinopel. Da» „Echo" meldet au» Konstantinopel: Die Natio nalversammlung übersiedelt anfangs Oktober nach Konstanti nopel, sobald die letzten alliierten Truppen Konstantinopel verlassen haben. Der von den türkischen Zeitungen veröffent lichte Entwurf der neuen Verfassung steht die konstitutionelle Monarchie für die Türket vor. Da» Wahlrecht »um Parla ment haben nur die Türken. ' Sowjet.Reuwahlen in Nordrußland. Dir Neuwahlen zu den Sowjets sind in den nördlichen Gebieten Sowjetrußlands mit Rücksicht auf die dortigen klimatischen Verhältnisse be reits seit Anfang September im Gange. Die ersten Berichte über die WahlexgebMe zeigen das übliche Bild, daß die Kommunisten eine Majorität nur in den Verwaltungszentren erlangen, während sie auf dem flachen Lande und in den Kleinstädten! nur in geringer und teilweise verschwindend ge ringer Zahl in die Sowjet» gelangen. Das von den früheren Jahren her bekannte Bild gewähren auch die unter der Let.^ tung der Behörden stattfindenden Wahlen zu den Sowjet- Exekutivorganen, bei denen ungeachtet der Zusammensetzung der Sowjets bereits in den Gemeinden der Anteil von Kom munisten durchschnittlich auf 36 Prozent steigt, und in den Kreisorganen 80 Prozent erreicht.
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