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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 12.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-192005129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19200512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19200512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
- Jahr1920
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- Tag1920-05-12
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Nr. 108. Auer Tageblatt und Anzeiger sllr da« Erzgebirge. Mittwoch, den 18. Mat 1VS0. bars dar«u» wohl di« «eiter, Folgerung riehen, daß auch die franrvstschen Besatzungotruppen au» Frankfurt und dem Matngau in Kürze abziehen werden. Li» deutschen Truppen in de, neutralen Zone. Wie von zu ständiger Stelle mitgetetlt wird, beträgt die deutsche Truppenmacht tm neutralen Gebiete seit dem Montag 19 Bataillone, 9 Eska dron» und 2 Batterien. Sie bleibt also mit einer Batterie und einer Eskadron unter der uns zulle st an denen Masse. Dem General Rollet ist von dieser Tatsache Mitteilung ge macht worden. Er hat den Major Grawec zur Nachprüfung ins Ruhrgebiet entsandt. Da» Ende der deutschen Fliegertruppe. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die gesamte deutsche Armeefllegertruppe ist de mobilisiert. Die Armee verfügt über keine mili tärischen Luftfahrzeuge mehr. Die letzten noch be stehenden Fliegerformationen sind deniobil gemacht. Das gesamte Fliegergerät ist aus allen Fliegerhorsten, mir Ausnahme von Stolp, vollständig der Reichstreuhandgesellschaft übergeben. Auf dem Fliegerhorst Stolp ist die Uebergabe des Fliegergerätes noch nicht vollständig abgeschlossen; sie wird innerhalb der allernächsten Tage beendigt sein. Einnahmerückgang b.i den Eisenbahnen. Die in den RSlchs- besitz llbergegangenen Staatseisenbahnen weisen für den ersten Monat April eine Mindereinnahme von fast zwei Mil liarden Mark gegenüber den Ausgaben auf. Inzwischen haben einige Arbetterkategorien neue, bis 109 Prozent betragende Lohn forderungen dem Verkehrsministerium zugehen lassen. Gröhe Demonstrationen am v. Juni geplant. Der rote Voll- zugsrat in Berlin fordert in einem Aufruf die deutsche Arbeiter schaft zu Masscnumzügen und Strasienkundllebungcn am Tage der Reichstagsmahl auf. Es soll für die Nätediktatur demon striert werden und für den Einfluß und die Unterstützung Sowjet rußlands. Ehrhardt bereits im Ausland«. Gegen den aus dem Munster lager flüchtig gewordenen Kapitän Ehrhardt ist gestern vom Kriegsgericht Haftbefehl wegen Hochverrats erlassen worden. Nach den dem Reichsministerium vorliegenden zuverlässigen Informa tionen befindet sich Ehrhardt nicht mehr aufdeut- schem Boden. Abkommen über Fischlieserungen mit Dänemark. Zwischen Deutschland und der dänischen Fischvetlu..ssLeN0i^n,chafr ist - n Abkommen über die Wiedereinsetzung der dänischen Fischausfuhr nach Deutschland ge.tchsen worden. Das Abkommen bezieht sich namentlich auf den Ertrag des diesjähri gen Frühjahrsheringfanges. Nach dem Abkommen wird Deutsch land für die eine Hälfte des Ertrages ein dreijähriger Kredit und für die andere Hälfte ein vierjähriger Kredit be willigt. Die Zusammenkunft der Industriellen in Paris. Die Zusam menkunft der Industriellen in Paris wird sich als eine zwang lose Aussprache über den Güteraustausch zwischen Frankreich und Deutschland darstellen. Finanzleute werden nicht hinzuerzogen. Die Zusammenkunft soll in keiner Weise den Ver handlungen in Spa vorgreifcn. Eine »«unglückt, polnische Machtprobe. Der von Kor- fantp gemachte Versuch, in Oberschlesien durch den pol nischen Generalstreik bei der Entente die Auflösung der Sicherheitswehren zu erzwingen, kann als mißlungen gelten. Be reits am Montag früh hat es sich herausgestellt, daß es nur zu Teilstreiks gekommen war. Schon die Mittagsschicht hatte viel stärkere Belegschaften als die Frühschicht. Die Entcntekom- mission kam im Laufe des Tages ihrem Versprechen, die deut- schenArbeiter gegen den polnischen Terror zu schützen, dadurch nach, daß sie Truppen auf die Gruben verteilte. Die Polen für Internationalisierung Obcrschlcsiens. Die Ti mes bringen ein Telegramm ihres Warschauer Mitarbeiters, wo nach die Polen für den Fall eines u. ngünstigen Ausgan ges der oberschlesischen Abstimmung die Internatio nalisierung Oberschlesiens vorbereiten und mit Entschieden heit zu fordern beginnen. Bauernaufrnhr in Weißruthenien. Nach den letzten Nachrich ten ist in Weißruthenien ein Bauernaufruhr ausgebrochen, der namentlich im Gouvernement Minsk verbreitet ist. Die Bauern erheben sich gegen die polnischen Gutsbesitzer und gegen die polnische Gendarmerie. Das polnische Militär unter drückt den Aufruhr mit grausamen Mitteln; u. a. vernichtete pol nische Artillerie drei Dörfer. Dieser Bauernaufruhr ist nicht auf bolschewistische Ideen zurückzuführen; er ist ein natürlicher Pro test, gegen die Politik, die die Polen im besetzten Gebiet von Weißruthencn geführt haben. Sozialistische Massenkundgebungen in Wien. Die Straßenknnd- gebungen in Wien am Montag sind ohne Zwischenfälle verlaufen. Die Zahl der sozialdemokratischen Teilnehmer wird auf etwa LOO OVO, die der Kommunisten auf 0000 geschätzt. Die Anordnung aller Parteileitungen, daß die Züge einander nicht be gegnen sollten, um Störungen zu vermeiden, wurde eingehalten. Di, Straßenbahn«! standen von S Uhr an still, damit di« Stra ßenbahner an der Demonstration teilnehmen konnten. Ungarn unterzeichnet den Frirdrnivertrag. E» bestätigt sich, daß Ungarn unter dem Zwang der Verhältnisse sich zur Unter zeichnung des Frtedensvertrage» wird entschließen müssen. Di« Unterzeichnung wird jedoch unter Protest erfolgen. Keines- falls werden die Mitglieder der Friedensdelegation unter den Vertrag ihre Unterschriften setzen, sondern ein Beamter wird den Auftrag erhalten, unter Verlesung »iner Protestkundgebung di, Unterzeichnung vorzumehmen. Hanäelskammertagung. H.K. Bei der vor einigen Tagen in Dresden ab gehaltenen Zusammenkunft der Vorsitzenden und Syn dici der sächsischen Handelskammern wurden u. a.i die Vorschläge für die Vertreter »rnk. deren Stellvertreter im Der Wallung »rate der "beim Auswärtigen Amt eingerichteten Außen Handelsstelle im Einverneh men mit dem Verband Sächsischer Industrieller festge stellt. Dabei herrschte Einverständnis darüber, .daß Sachsen noch weitere Vertreter beanspruchen müsse, wenn der Beirat erweitert oder sür wichtige sächsische Ge- werbezweig« das Bedürfnis nach einer Vertretung sich Herausstellen sollt«. Ferner wurde beschlossen, .auf hie sächsischen Firmen einzuwirken, daß sie das Reichs wirt s.chaftSmuseum in Leipzig durch geldliche Bei hilfen und durch Ueberlassung von geeigneten AuSstel- lungSgegenständen unterstützen. Für die vom Reiche verband der Deutschen Industrie geplante Industrie bank konnte nach der Entwicklung der letzten Monate kein Bedürfnis wehr anerkannt werden. Auch erschienen die von dem bekannten Tr. Jordan gemachten Vorschläge für die Einrichtung dieser Bank als nicht durchführbar Eine eingehende Aussprache fand statt über Leitsätze die den Schutz der Stammakrtonäre gegenüber den jetzt zur Verhütung des Eindrinaens von ausländisckiem Ka pital immer zahlreicher ausgegebenen Vorzugs aktien bezweckten. Anläßlich der Verreichuug der sächsischen Staatseisenbahn wurde verlangt, daß der sächsischen Bevölkerung die gleichen billigen Tarifsätze im Vorortsverkehr gesichert werden, deren sich die Bevölkerung von Großberlin auch heute noch erfreut. Schließlich wurde beschlossen, zur Behebung peS immer empfindlicher hervortretenden K l e i n g d ma n gels durch die fünf sächsischen Handelskammern gemeinsam 10 Psg.° und 50 Pfg^-Scheine herauszuqeben. Don Staät unä Lanä. An«, 12. Mai 1920. Eine öffentliche Stadtverordnetensitzung findet Freitag, den 14. Mai nachmittag V,6 Uhr statt mit folgender Tages ordnung : 1. Kenntnisnahme. 2. Erhöhung des Wassergeldes. 3. Eingemeindungsvertrag Niederpfannenstiel, 4. Nachtrag zum Ortsgrundgesetze. 6 Errichtung zweier Wohnhausbauten. Hierauf folgt eine nichtöffentliche Sitzung. Arbeitsverbot am Himmelfahrtstage. Um Zweifel zu be heben, sei mitgeteilt, daß der Himmelfahrtstag gesetzlicher Festtag im Sinne des Paragraph 105 d der Gewerbeordnung ist. Demge mäß find an ihm alle Arbeiten in gewerblichen Be trieben bei Strafe insoweit verboten, als sie nichl auf Grund der Paragraphen 105 o, ä und t der Gewerbeordnung er laubt oder auf besonderen Antrag zugelassen worden sind. Zugsverkehr am Himmelfahrtstage. Wir wollen hiermit nochmals darauf Hinweisen, daß am Himmelfahrtstage der Zugs verkehr — wie bisher an den Feiertagen inmitten der Woche üb lich — im allgemeinen wiean Werktagen durchgeführt wird. Es fallen nur die den Berufs- und Arbeiterverkehr entbehrlichen Züge aus. Neue Steuern in Sachsen. Das sächsische Finanzministerium bearbeitet drei neue Steuervorlagen, die zusammen möglichst den Fehlbetrag im ordentlichen Haushaltplan des laufenden Jahres decken sollen. Zunächst sollen sächsische Luxus steuern einge führt werden in Form einer Stempelsteuer für einen gewissen volkswirtschaftlich schädlichen Luxusverbrauch. Besonders soll auch der Trieb des Spielens um Geld getroffen werden. Ferner soll die Grundsteuer, die noch immer nach dem Kataster von 1S4» «hoben wird, reformiert ««den. Man wird st, ans M neu, Grundlag, stell«: und v», all«n «in« Reuetnschätznn» der d« Steuer unterliegenden Objekt, möglichst noch im lauf«id«i Fahr^ vornehmen. Endlich soll di, Gewerbesteuer, soweit st, den Ländern verbleibt, ausgebaut werden, wobei da« Hauptaugenmer» darauf gerichtet sein wird, die Dewerb, nicht in ihren Produk ttonsmöglichkett«! zu hindern oder zu schädigen, damit di, Preis nicht noch weiter in di, Höh« schnellen. (Ein, Gewerbesteuer », schaffen, die nicht prel»v«teu«nd wirkt, wird selbst d«n ersah rensten Steuerfachmann nicht gelingen. D. R,d.) vrbeit»jubilä«i. Bei der Firma Erdmann Kirchei« Maschinenfabrik und Eisengießerei, kann morgen, am IS. Ma» der Schlosser Paul Mehl Horn auf eine ununterbrochen, Tätigkeit von 25 Jahren zurückblicken, au» welchem Anlass« er angesichts de» HImmrlfahrtstagr, schon heute von d« Lhrfs der Firma und seinen Mitarbeitern durch Llückwünsch, und Geschenke in der üblichen Weise geehrt wurde. — Ferner beging heute sein 25jähriges Arbeitsjubiläum bet der Firma Hiltmann L Lorenz, Akt -Des., der Werkmeister Paul Escher von hier. Direktion, Beamten und Arbeiterschaft ehrten den Jubilar durch Glückwünsche und Geschenke und brachten damit ihre allgemeine Anerkennung zum Ausdruck. Wetter haben, wie wir hören, bei genannter Firma noch folgend« Arbeiter in diesem Jahre ihr 25 jähriges Arbeitsjubiläum begehen können: Dreher Gustav Georgi aus Zschorlau, Werkzeug schlosser Rich. Escher aus Aue, Bohrer Wilhelm Wetz» aus Aue. Möge allen Jubilaren das Beste beschieden sein Herabminderung d« He,r«»stärke in Sachsen. Wie wir hören, wird das sächsische Kontingent der Reichswehrtruppen nicht so stark von den neuen Entlassungen, die durch die Herabmin derung der Heeresstärke notwendig werden, betroffen al« andere Teile des Reiches und Preußen. Man Hatto den diesbezüglich« Bestimmungen des Versailler Vertrages schon seit längerer Zeü in Sachsen besondere Aufmerksamkeit zugewandt und allmählich, aber ganz intensiv, Entlassungen stattsinden lasten. Infolgedessen braucht jetzt nur eine verschwindend grring« Anzahl von Offizieren verabschiedet zu werden. Lebensmittel für Aue am Freitag, den 1«. Mai: Auf die Bczirkslebensmittelkarte, Abschnitt 0/1, für Kinder: 250 Gr Knorr'a Kindernahrung für 1-10 und 12S Gramm Reis für 2,50 für Erwachsene L50 Gramm Hafernährmittel fiu L,60 und 250 Gramm Suppen für 90 4. Auf Marke 0/2 121 Gramm Hafermehl zum Preise von 85 4. Richtig frankieren! Die Klagen von Geschäftsleuten üb« ungenügend frankierte Postsendungen mehren sich. Da das Strafporto das Doppelte des Fehlbetrages aus macht, belastet dies bei öfterem Vorkommen die größeren Le- schäfte stark. Besonders oft wird das richtige Frankieren bet Siadtsendungen versehen. Seit Inkrafttreten des neuen Tarifs am 6. Akai sind die Portosätze für den Stadtbezirk dir gleichen wie für das übrige Reich. Eine Postkarte kostet jetzt 30 4, ein einfacher Brief 40 4, ein doppelter Brief 20 bl» 2dv Gramm) 60 4, Drucksachen bis 50 Gramm 10 4, bis 100 Gramm 20 4, bis 250 Gramm 40 4. bis 500 Gramm 60 4, bi, 1000 Gramm 80 4. Beendigung de, obererzgetirgischen WUldartei «streike». Di« Lohnbewegung der Waldarbeiter in den «zgebirgischen Bezirken Eibenstock, Auerbach und Schwarzenberg ist vorläufig be endet, da eine in Schönheiderhammer tagende stark besucht» Arbeiterversammlung die Aufhebung des Streiks beschloß. E, sollen jedoch weitere Verhandlungen mit dem sächsischen Finanz ministerium stattfinden, um die verlangten S Stnndenlohn noch zu erhalten. Mistionsvortrag. Am heutigen Mittwoch abend 8 Uhr wird in der Nikolaikirche Missionar Guth aus Seelingstädt üb« sein» Erlebnisse aus der Missionsarbett und aus der Schutztruppe in Ostafrika sprechen. Da Missionar Guth jahrelang in der ost afrikanischen Mission tätig war und dann den ganzen Feldzug. unter General v. Lettow-Vorbeck in Ostafrika mttgemacht hat, dürfte dem Missionsfreunde wie dem Kolonialfreunde ein gleicher Genuß von dem Vortrage beschieden sein. Missionar Gut;, wird auch Lichtbilder, die « selbst ausgenommen hat, zu» Vorführung bringen. Ast» PervteHcheir. Demokratische Wählerversammlung in Aue. Der Deutsch» Demokratische Verein für Aue und Umgebung wird am Sonntag, den 16. Mai, in die öffentliche Wahlpropaganda eintreten. Den Aust«' soll eine öffentlich, Wählerverfammlung geben. Ei findet statt Sonntag vormittag 11 Uhr im Saale des Blaue» Engel. Mag man auch gegenüber dem Sonntag zur Abhaltung von öffentlichen Versammlungen etwas voreingenommen sein, so ist doch andererfeils gerade «in Sonntag sür öffentliche Versammlungen geeignet, da alle Berufsstände frei sind. Es ist Pflicht jedes deutschen Oie Goläkassette. Roman von A. von Gaffron. (10. Fortsetzung.) Am.pZchpen Tage hatte sie ein. klein, wellig von ihrer Ruh« zurückgefunden. Die.hatte sich gesagt, daß. es ja doch nichts nütze, sich Legen das Schicksal aufzulehnen. Ja, sie harte sich sogar entschlossen., ibn. den. jungen Manu, der sie wolZ lentz und nicht wollend aus irgend einein bestimmten, Zwecke verfolgte, einfach um diesen zu fragen. Daß paS gestrige Zusammentreffen tatsächlich.außer halb seines Willens gelegen war, das hatte ihr seine Ueberraschung, die ungeheuchelt gewesen war, klar und deutlich gesagt. Aber eS gibt Zusammenhänge, die niemals als Zu fall gedeutet werden können. Ein solcher Zusammen-, hang bestand ganz offensichtlich zwischen ihr und ihm,. Daß er sich mit ihr und ihrem Verschwinden ganz sicher beschäftigt hatte, .war klar. Daß er von ihrer Reise nach.Schweden wußte, war anzunehmen, den» sie hatte ja die Zurüstungen dazu öffentlich genug .betrieben. Daß er sie, wenn er sie suchte, .zurückwünschte, war klar. Und, daß er sie suchte, und da» aus einem ganz be. sonderen ihr übelwollenden Grunde, das war ebenso klar. Ta rief er sie offenbart. Rief,fie herbei durch sein Denken, sein Wollen, sein Wünschen, und sie . . . sie.hatte diesen Ruf gefühlt und ander« gedeutet und war ihm gefolgt. Nur so war'» zu erklären, nicht ander»., Do war er da, um einen Zwiespalt in ihre Seele zu bringen, denn von nun ab konnte sie nie wissen, wer rief: Tie Sache ihre» Vater» oder er. Das aber wäre freilich ganz ander» gewesen, wenn sie noch ^bei sich zu Hause, noch in den den Hauch ihre» Vaters atmenden Räumen gewesen wäre. So beschloß sie, sich durch nichts mehr beirren zu lassen und nur. noch, ohne auf ungewisse Stimmen zu hören, ge adewegS auf ihr Ziel zuzugehen, und so ging sie frühmorgens denselben Weg, den sje abends nicht völlig zurückgrlegt hatte. War das eine enge, dunkle, schmutzige Straße, in die sie trat. Eine jener wenigen Straßen, die noch dem früheren berüchtigten Krögel glichen, und die, selbstj schon zum alles vernichtenden Spitzenhackentvde ver urteilt, ihr Weiterleben nur noch dem Kriege verdank ten. Dem Kriege und dem Mangel an Arbeitskraft. Seltsam, haß es mitten im Herzen der Stadt noch solch ein Winkelwerk gab! Nummer eins war ein hohes, engbrüstiges Haus. Drei zertreten« Stufen führten zu dem scheinbar ver morschten Haustor empor. Ein eisernes Gestänge, das früher als Stufengeländer gedient hatte, streckte seinen abgebrochenen, rostigen Stumpf haltlos und nutzlos hervor. An einem der steinernen Pfeiler de» Torbo gen» klebte, durch Schrauben gehalten, ein einst viel leicht weiß emailliert gewesene» Schild, daS> heute von den Rostflecken so über und über zerfressen war. dosi die einst.schwarze Schrift kaum zu entziffern war. Lotte Weiser aber las doch. Sie las den Namen, den sie ge sucht hatte, und unter diesem stand - - nicht di« Straß«, nicht die Nummer de» Hauses denn, das wäre ja nutz los und unsinnig gewesen, sondern: Antiquitäten. Kostbarkeiten, Juwelen. Ihr Herz schlug ihr bis in die Schläfe, als sie da» las. Tenn wenn nicht am Ziele, .sondern doch dort, wo die Erreichung ihres Zieles ihr sicher war. Antiquitäten, Kostbarkeiten, Juwelen. Jedes Wort sprach dafür r hier, .nur hier wirst du die verschwundenen Sachen linden. Das Schicksal hatte sie richtig geführt. Die Stimm». Vor allem wollte sie sich.jetzt orientieren. Vertrauenerweckend sah der Laden .ja nicht au». Tas konnte man von ihm nicht behaupt?». L«r Ein» gang Ling offenbar nur vom Flur au» hinein. Aber auf die Straße hinaus, diese dunkle, schmierige Straß«, in die sich kaum jemals ein Sonnenstrahl stahl, ging di« Plattform der Vorstufen überhöhend, .«in Frnyer. In diesem hing allerlei Kram. Silberne» .Eßzeug in verschiedenen verschlossenen Etui», .eine Geig«, an der zwei gesprungen« Vatttui verzweifelt herabhingen.. Eine Ziehharmonika. Ein Operngucker und «ine japanische Stickerei, deren, blauer Untergrund grau, mißsarbig und fleckiq.gewor den war, und deren Gold rot und abgeschabt seine ple bejische Herkunft verriet. . Zwei Paar alte Kinderschuh« und »ine kostbare Tasse aus echtem französischen Porzellan. Ein Stoß vergilbter, stockfleckiger Stiche unk tau senderlei Dinge, die sie in ihrer Einzelheit übersah!, die aber in ihrem wirren Chao» von ihr all« umfaßt wurden. Und da, da waren wirklich .auch Juwelen., Ein Brillantring, dessen Feuer sich unter der viel- jährigen Schmutzschicht, die sich aus ihn gelegt hatte, mühsam Durchbruch suchte War dieser Stein echt, dann war er allein »in ver mögen wert. Daneben «in Paar Ohrgehänge LU» schwarzen, bir nenförmig geformten Perlen. Eine altertümliche Nadel und auf. «in« Schnur anf- gereiht« Trauringe in allen Farbenschattierungen twH Goldes, vom blassen, matten Gelbgold bi» zum i'vttu Gold«, .da» die Strahlen des Sonnenuntergang«) in sich Msammengefaßt hätte. Hier sahen di« Ringe, deren jeder wohl seine v«, schichte erzählte, ettnd, krank, .schäbig au» und hatten alle Symbolik verloren. Durch da» Fenster durch in den Laden zu sehen, war unmöglich. Er lag lichtlpA dahinter. .(Fortsetzung folgt-
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