Dresdner Journal : 12.01.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186101120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-01
- Tag1861-01-12
- Monat1861-01
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- Dresdner Journal : 12.01.1861
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Hoheit d-r -r» nprinz ist heute früh 1 Uhr von Berlin wieder hier ein-rtroffea. Nichtamüicher Theil. Uebersicht. Aels-UUshfft^e Rckkd richten. ZeitnnßSschnu. (Neue Preußische Zeitung. — Oester- reichische Blätter. — PayS.) La§eS-eschichte. Dresden: Vom Landtage. — Wien: Der Gnadenact für Ungarn. Veränderungen in der Bezeichnung zweier Infanterieregiment«!. — Prag: Polizeiliche Maßregel gegen Mitarbeiter de» „CzaS". Der Statthalter zurück. Eine Broschüre gegen die Deutschen. — Pesth: AuS den Berathungen des Co- mltatSautschuffe». — Hermanstadt: Vorsichtsmaß regeln gegen die Donaufürstenthümer. — Berlin: Reue KönigSgruft. Schatullgüter an den Kronprinzen übergegangen. Turnwesen in der Armee. Die ho he« Gäste des Hofes. Bestimmungen deS König» Friedrich Wilhelm IV. hinsichtlich seiner Beerdigung. General v. Gerlach -f. — Stuttgart: Einberufung der Etändeversammlung. Vermischte Nachrichten. — Frankfurt: Herr v. Usedom nicht nach Berlin. Der hesfische Antrag bezüglich des Nationalverein». Von der gesetzgebenden Versammlung. — Pari»: England «ad Neapel. Nigra's Ernennung für Neapel. Kriegs- Munition uach den Donaufürstrnthümern. Die Bro schüre „Rom und die Bischöfe". — Turin: Ernen nungen. — Mola-di-Gaöta: Stand der Belage- rungSarbeiten. — Palermo: Aufwiegler verhaftet. — Ostindien: AuS den neuesten Poste«. Deficit im Budget. — New-?)ork: Die LoSreißung Eüd- . Carolina-. Nachrichten aus Mexico und Lima. LandtagSverhandlunaen. Ernennungen und Lersetzun-en re. Dresdner Nachrichten. Provinzial nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Dippol diswalde. Bischofswerda. Aus dem Plauenschrn Grunde. Vermischtes. Eingesandtes. Statistik itvd »olkswirthschast. ——.—. Telegraphische Nachrichten. Urad, Donnerstag, 10. Januar.*) In der heute stattgrhabten Wahlversammlung der Comi- tatsheamten wurde nachstehendes Programm ange nommen: Vollständige Wiederherstellung der Gesetze von 1848 — keine Steuern und keine Recruten- stelluna, welche der Landtag nicht bewilligte — keine BehSrde neben der ComitatSbehSrde, sie möge einen Namen haben, welchen sie wolle — schnelle Einberufung des Landtage» — volle Wiederherstel lung der Integrität Ungarns. *) Sestern verspätet eingetroffra. D. Red. Paris, Freitag, 11. Januar. Das Bülletin des heutigen „Moniteur" bestätigt, daß die Uuter- haudluugrn wegen eines Waffenstillstandes iu Gaeta ohne Resultat geblieben find. Dessenungeachtet habe Sardinien sich bereit erklärt, die Feindselig keiten bis zum IS. Januar einzustellen, und infolge dessen der französische Admiral Linau den König Kranz U- aufgrfordert, ein Gleiches zu thun. Das französische Geschwader werde sodann unverzüglich den Hafen von Gaeta verlassen, mit Ausnahme eiues Schiffes, welches bis zum Ablaufe der Waffen ruhe dort verbleibe» werde. St. Petersburg, Mittwoch, O. Januar. (Lel. de- „Nord".) General Jgnatieff und Prinz Kong Keuilletou. K. Hoftheater. Gestern, Donnerstag den 10. Jan., Kat Frau Bürde-Ney wieder zum ersten Male, vom zahlreich versammelten Publicum auf» Freudigste be grüßt, nach mehrmonatlicher Krankheit auf, und zwar al» „Fidelio" in Berthoven'S gleichnamiger Oper. Höchst erfreulich war die Wahrnehmung, daß das Organ der Künstlerin durch deren nunmehr hoffentlich für lange Zeit beseitigte körperliche Leiden nicht im Mindesten sich afficirt zeigte. Im Gegrnihril: die Stimme entfaltete sich in ihrer ganzen Schönheit, Kraft und Fülle, wie ehedem. Die längere, leider unvermeidlich gewesene Ruhe ist dem GrsangSorgan offenbar nur wohlthättg ge wesen, und so wird denn Frau Bürde-Ney sich fortan Wieder mit frischen Kräften ihrem Berufe widmen kön nen. Ihre Gestaltung d«S Fidelio im Gesang und Spiel war im hohen Grade vorzüglich, wie man er an der Künstlerin gewohnt ist. Die Rolle deS Florestan wurde durch Herrn Schnorr v. CarolSfeld gegeben. Ihr Charakter sagt dem Künst ler, namentlich in musikalischer Hinsicht, außerordentlich zu. Demzufolge war die Leistung ausgezeichnet schön: sie gehört zweifelsohne zu dem Gelungensten, was wir bis jetzt von Herrn Schnorr v. CarolSfeld gesehrn haben. Besonders hervorzuheben wäre der tief empfundene, er greifende und der Situation durchaus entsprechende Dor ttag der großen Arie zu Anfang de» zweiten Actes. Im Uebrigen ist die Darstellung der Oper al» bekannt vorauszusetzen. ' -le— haben am L. November in Peking eine neue (wich tige) Additioualcouvention zum Vertrag« von Lien- tfiv unterzeichnet und ratificirt. Diese Convention bestätigt die nach dem Laufe deS Amur uud Uffuri getroffene Greuzbestimmung (in der Mandschurei). Der Handel ist auf der uruen Grenze frei. Die russischen Kaufleute dürfen nach Peking komme«. In Kaschgar (mitten in Asien nahe der chinesische» Ostgrenze nach den Kaspiländern) ist ebenfalls der Handel geöffnet. In Kaschgar und Urga (mon golische Hauptstadt auf der Straße nach dem sibirischen KiLchta) «erden russische Factoreien uud Cousulate errichtet. Zwischen Kiächta und Peking wird ei« monatlicher Postdienst eröffnet. Dresden, 11. Januar. Die Proklamation deS König» Wilhelm l. von Preußen erfährt in der ofsiciösrn preußischen Presse und den gleichen Korrespondenzen eine Paraphrase, au» welcher Nicht» zur Feststellung einer nähern Erklärung hervorgeht. Die liberale und „nationale" Presse zeigt sich wenig befriedigt mit der Proclamation, in der sie jede nähere Bezeichnung der preußischen Politik vermisse» will. Die „Neue Preußische Zeitung" dagegen drückt ihre Freude au», indem sie u. A. sagt: „Die erste Proklamation Sr. Majestät de» König» Wilhelm, die wir schon um deswillen mit Freuden begrüßen, weil sie eine Abweichung von dem konstitutionellen Schema tismus ist und eine freie Aeußerung de» persönlichen Kö- nigthumS, — sie hat dem jüngst entschlafenen Monarchen einen Platz in der Geschichte Preußens angewiesen, wie Niemand e» besser vermöchte; ja, waS noch mehr ist, sie hat den Kern und Stern seiner Politik, jenen Cardinal- satz, neben welchem alle sonstigen Differenzen als unter geordnete erscheinen, auch als den ihrigen anerkannt und hingestellt. „Dem Könige, der so Großes zu begründen wußte, dessen unvergeßliches Wort: „„Ich und Mein Hau» wir wollen dem Herrn dienen" ", auch meine Seele erfüllt, gebührt ein hervorragender Platz in der glorrei chen Reihe der Monarchen, welchen Preußen seine Größe verdankt, welche es zum Träger deS deutschen Geiste mächten." Solche Worte find nicht der Prolog einer Po litik, wie der Liberalismus sich da- Ansehen gilbt, sie zu erwarten; solche Worte sind nicht die Einleitung einer Regierung, welche sich vorgesetzt hätte, den Vorgänger tatsächlich zu verläugnerr und zu widerlegen; und esAfk» deshalb gewiß im rechten Sinne gemeint, wenn sich daran die Verheißung schließt: da» Recht des Staate» nach seiner geschichtlichen Bedeutung befestigen und ausbauen und die Institutionen, welche König Friedrich Wilhelm IV. i»s Leben gerufen, aufrecht erhalten zu wollen." Die österreichischen Blätter kritisiren den ersten, vom Ministerium Schmerling ausgehenden wichtigen ge setzgeberischen Act, das Wahlgesetz, in einer Weise, welche auf- Neue Zeugniß dafür ablegt, daß auf den Beifall der Tagespresse kein Ministerium dort für jetzt seine Politik gründen kann, und daß e» vor Allem darauf ankommt, zur praktischen politischen Arbeit in den Land tagen zu kommen, um für die öffentliche Meinung einen andern und sicher gemäßigter« und solidern Aus druck zu gewinne«, als ihn die Zeitungspolitik jetzt bie tet. E» ist vor Wochen schon an dieser Stelle darauf hingewiesen worden, daß aus ein Bischen mehr oder we niger liberale Concessionen in den Landesstatuten zu nächst gar nichts ankomme, sondern daß man vor Allem einen praktischen Boden für die politische Entwickelung gewinnen müsse. Wir sagten, daß ohne diese» schnelle praktische Angreifen der Sache auch weitere Concessionen an die liberale Tagespolitik keine Festigkeit der Zustände und Meinungen schaffen würden, während ein sofortiges praktische- Handeln den seiner Natur nach immer weiter gehenden theoretistrenden Liberalismus aushallen und den in der Sache selbst gebotenen Fortschritt entwickeln würde. Der heutige Stand der Dinge scheint unsrer Ansicht, welche damals viel Anfechtung fand, Recht zu geben. An dem neuen Wahlgesetze wird in der Wiener liberalen Presse nichts weniger, als Alle» getadelt. Man findet den Crnsa» zu hoch, den Unterschied zwischen Stadt und Land unthunltch, weil immer noch ein gewisse» ständische» Princip anzeigend, und dergl. mehr. Die Blätter scheinen für Oesterreich, dessen Völker im öffentlichen Leben so ganz unentwickelt sind, mehr verlangen zu wollen, al» selbst die entwickeltsten konstitutionellen deutschen Staaten besitzen. Mit solchen Parteien kann keine Regierung dort Schritt halten. Als Curiosum geben wir hier nachstehende Corre- spondenz des in Paris erscheinenden journal l'empire": „Dresden, 7. Januar. In der Kammersitzung, welche heute stattgefundrn hat, entwickelt der Abgeord nete, vormalige Minister, Herr Brauw, die Motive de- von ihm und von Herrn George, gleichfalls vormali gem Minister, zu Gunsten Schleswig-Holstein» gestellten Antrags. „Der Minister, Herr v. Beust, legte die Stellung dar, welche in dieser Angelegenheit von Frankreich eingenommen worden ist, dessen Mittheilungen überall Unterstützung und Billigung gefunden haben, und fügte hinzu, er zweifle nicht, daß die von dieser Macht aus gegangenen Vorschläge bei den demnächst bevorstehenden Verhandlungen der Bundesversammlung Unterstützung finden würden." Tagesgeschichte. Dresden, 11. Januar. Die Erste Kammer br« rieth heute über da» Capitel „Von der Synode" in dem Entwurf einer Kirchenordnung. Sie ertheilte dabei dem in der Vorlage enthaltenen Principe für die Zusammen setzung der Synode zur Hälfte au» Geistlichen, zur Hälfte aus Laien ihre Zustimmung und nahm bei 8- 70 ein hellig einen vom Oberhofprediger vr. Liebner gestellten Zusatz an, mit dem sich auch die Regierung einverstanden erklärte und wonach „allgemeine Kirchengesetze, welche Lehre, Cultu» und Verfassung betreffen, nur mit Zustim mung der Synode erlassen oder abgeändert werden kön nen". — Die Zweite Kammer hat heute die Re gierungsvorlage über die Regulirung des ElbftromeS mit den von der Deputation gestellten Anträgen einstim mig angenommen. (Näheres umstehend.) Wie», 10. Januar. Die.„Wiener Zta." schreibt: In Beziehung auf den in unserm gestrigen Blatte kund gemachten allerhöchsten Gnadenact vom 7. Januar d. I. in Betteff politischer Verbrechen und Vergehen ist un bekannt geworden, daß derselbe nicht blo» die Niederschla gung aller noch anhängigen Strafproceffe, sondern auch die Strafnachsicht für alle bereit» Vrrurtheiltrn wegen der bei den Gerichten in den Königreichen Ungarn, Kroa tien und Slavonien und in dem Großfürstenthume Sie benbürgen in der Zeit vom 1. Januar 1859 bi- zur Kundmachung diese» allerhöchsten Gnadenacte» vorgekom menen, in den 88- 58—66, 68—75, 81, 279—300 und 302 deS Strafgesetze» bezeichneten Verbrechen und Ver gehen, oder wegen Vorschubleistung hierzu, insofern diese strafbaren Handlungen im Zusammenhang« mit der an gestrebten Abänderung des frühem Negierungsystems gestanden waren, umfasse, und daß derselbe außerdem auch noch die Bestimmung enthalte, daß in dem Falle, wenn etwa aus Anlaß einer in dieser Richtung eingelei teten Untersuchung die Verurtheilung auch nur wegen einer der in den 88-212—214 des Strafgesetzes bezeichneten Uebertretungrn erfolgt wäre, die allerhöchste Sttafnachsicht sich auch auf diese Uebcrtretungen auSzudehnen habe. Da den Gerichtsbehörden in diesen Ländern bereits die auf die obigen Straffälle bezüglichen Verzeichnisse abgefordert wurden, so wird dieser allerhöchste Gnadenact unverzüg lich in Vollzug gesetzt werden. — Das Infanterieregiment „Prinz-Regent von Preu ßen Nr. 34" hat nunmehr den Namen: „König Wil helm I. von Preußen", — ferner das Infanterieregiment „Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen Nr. 20", den Nach Japan.*) Reisebriefe von Gustav Spiess. VII. Heb do, im Hause der preuß. Gesandtschaft, den 1ü. September 1860. Seit ich den letzten Bericht niederschrieb, haben sich die Erlebnisse und Eindrücke für mich so gedrängt, daß ich mir Vorbehalte, Ihnen darüber Rechenschaft zu geben, wenn sich Alles mehr zu einer klarer« Uebersicht geordnet und r» mir möglich geworden sein wird, rin begründetere» Uriheil über Land und Leute auszusprechen, als mir die» heute nach dem bisherigen Aufenthalte thunlich ist. Doch ich sehe, ich habe meinem Berichte schon vor gegriffen. Lassen Sie mich also in Kürze Nachträgen, daß wir Dienstag den 4. September kurz nach Sonnenunter gang in der Bai, angesichts der kaiserlichen Residenz Peddo, Anker geworfen haben. Ein Blick auf die Karte wird Sie überzeugen, daß die Küste der Insel Nipon vielgestaltig und von zahl reichen kleinen Inseln umgeben ist. Die Bai von Ueddo zieht sich al» tiefer Einschnitt in das Land, und schon bei Tagesanbruch Pasfitten wir die Insel Chosima, die am Eingänge der Bucht als schroffer Krater au» dem Meere steigt. Der Anblick deS Lande», von der auf gehenden Sonne beleuchtet, war über alle Beschreibung rigenthümlich schön. Zur Linken erhob der 12,400 Fuß hohe Vukan Fuse-yuma sein majestätische» Haupt in die klare Morgenluft, hoch über die Bergkette hinaus, die sich vom Cap Pzu, der äußersten Landspitze au», in de« malerischsten Umrissen vor unsern Blicken auSdrhnte. Schräg in die Schluchten und Mattenabhängr fielen die Strahlen de» sich erhebenden TageSgrstirn» und ließen *) «gl. Nr. ISS. IS7, Ibl, 162, SOI, 202, 300 o. SOI vor. Jahr-an-e«, so»I« Nr. 1, S, »,««.» von diesem Jahre. die Täuschung zu, al» ob die Höhenzüge mit Schnee be deckt wären; so blendend und rigenthümlich war die Be leuchtung deS landschaftlichen Bildes. In tiefblauer Färbung und scharfen, seinen Umrissen lag der Fuse- yuma vor unsern Augen, und Alle stimmten darin überein, nie einen so imposanten und doch in seinen Formen so ebenmäßig schönen Bergkegrl erblickt zu haben. Ein breiter Gürtel weißer Wolken umsäumte den Niesen fast auf ein Drittel seiner scheinbaren Höhe und gab unS den Maßstab für die ungeheure Erhebung deS Kraters. Je mehr bei der Einfahrt in die Bucht da» Land zu beiden Seiten unserm Auge näher rückt, um so reicher und überraschender wird das Panorama; die Formation der mit Wald und Wiesen bedeckten Höhen ruft uns die Erinnerung an die schönsten Partien dcS thüringer Walde» oder anderer gleich gesegneten Berglandschaften der Heimath wach. Zahlreiche Fischerboote umschwärmen das Schiff und treiben in der Nähe desselben vorüber. Die fast nackten Fischer grüßen freundlich, bieten ihre Fische an und beschauen mit neugierigen Blicken da stolze Fahrzeug und seine Kanonen. — Gegen Abend pasfiren wir Kanagawa, einen der neu eröffneten Hafen Japan», in dem sich Europäer und Amerikaner ziemlich zahlreich niedergelassen haben und wo sich bereits ein äußerst lucrativer Handel entwickelt hat. Wir zählen etwa 14 europäische größere Fahrzeuge, immerhin schon eine namhafte Zahl für «inen so entlegenen und erst neu er öffneten Hasen. Da» herrlichste Wetter hatte unsre Einfahrt begün stigt. Mit aller Vorsicht, die da- noch ungrkannte Terrain gebot, näherte sich da» Schiff der kaiserlichen Hauptstadt. Beim Einbrechen der Dunkelheit raffelten die Ankerketten; der Commodore, welcher den ganzen Tag über selbst die Führung des Schiffes übernommen hatte, hieß un- will- Namen: „Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen" zu führen. 6t>. Prag, 10. Januar. Nicht gewöhnliches Aussehen erregt hier eine vorgestern erlassene polizeiliche Maß regel, durch welche den Herren Wavra, Barak und Li- blinski, welche sämmtlich bei der tschechischenZrttung „CzaS" beschäftigt sind, aufgegeben wurde, binnen 8 bi- 14 Tagen ihre Stellung zu verlassen. Her, Wavra, ver- heirathet und Vater mehrer Kinder, wurde im Büreau de» „CzaS" hauptsächlich zu Uebersetzungen verwendet, Herr LibltnSkt besorgte die Administration und Herr Barak, der durch längere Zeit auS Prag auSgewiesen ge wesen, war erst vor wenigen Tagen infolge der Ver mittelung deS Bürgermeister» vr. Wank» in diese» Bü reau getreten. Bezüglich der Herren Wavra und Li- blinskl ist zu erwähnen, daß sie zu den durch die Vor gänge im Jahre 1848 compromittirten Personen gehören. Man ist um so mehr erstaunt über diese Maßregel, al- gerade die tschechische Zeitung „CzaS" in ihrer Haltung Besonnenheit und taktvollere Behandlung der TageSfragen manifestttte, was gegenüber den Uebcrstürzungrn der „Narodni Listh", welche Alles in .Frage stellen, wa» nicht ihrer Idee von der „böhmischen Krone" entspricht, angenehm berühren mußte. Es heißt, man wolle von Seite der hiesigen Bürgerschaft bei der Statthalterei rin Wort für die von obiger Maßregel Betroffenen einlegen Se. Exc. Graf Forgach ist vorgestern auS Wien zurück gekehrt. Der Verfasser der skandalösen Schrift: „Böhmische Skizzen, von einem LandeSkinde", deren In halt so beleidigenden Charakter» ist, daß eS zu wundern wäre, wenn er von Seite der Deutschen in Böhmen, dann der israelitischen Bevölkerung nicht Remonstrationen Hervorrufen würde, erklärt heute in der Prager „Morgen post", daß er keiner Partei angehöre und daß er gegen die Insinuation de» Haffe» gegen Deutsche und Juden protestiren müsse. Der Name de» Verfassers wird hier allgemein genannt und ist auch unter den Mitarbeitern der „Narodni Listy" zu finden. E» soll jetzt auch in Wien ein Blatt in tschechischer Sprache zur Ver tretung tschechischer Interessen gegründet werden. Pesth, 8. Januar. (W. Bl.) In der heutigen Sitz ung de» ComitatsauSschusseS wurde beschlossen, daß dir neuerwählten Beamten diese» Comitat» in den ihnen zustehenden Kreisen, unter Mitwirkung einer auS der Mitte der LomitatSrepräsentanten zu ernennenden De putatton, all« dem Comitat gehörenden Gegenstände und alle Acten tnventarisch übernehmen sollen. Hinficht- Nch her Kassen wurde ihnen die Instruction ertheiu, daß sie wohl alle vorfindlichen Depositen- und Waisen gelder, aber ja keine von den Trägern deS bisherigen Systems rincassirten Steuergelder übernehmen sollten, weil die Einhebung dieser Geldbeträge nicht vom gesetz lichen ungarischen Landtage angeordnet worden war. Die Mittheilung eine- dem Bauernstände angehörigen Reprä sentanten der Ortschaft Dün, daß der Dorfrichter im Auf trage der bisherigen Behörden befohlen habe, die Steuer rückstände sogleich einzuzahlen, zog die allgemeine Auf merksamkeit auf sich. Das Vorgehen dieses Repräsentan ten, welcher den Sonntag in seinem heimatlichen Dorfe zugebracht und seinen Standesgenosien den Rath ertheilt hatte, ohue Auftrag von Seite der ComitatSrrpräsentan- ten nichts zu zahlen, wmde allgemein gebilligt. Aus Hermannstadt schreibt man der „Militär-Ztg.": In den benachbarten Donaufürstrnthümern wird die feindselige Stellung uns gegenüber so herausfordernd, daß man sich bemüßigt gesehen hat, Vorsichtsmaß regeln zu treffen. Emissäre durchziehen die ungarischen Distrikte, wo sie gläubiges Gehör finden; — ein ComitS in der Hauptstadt der Walachei verspricht durch dies« Sendlinge der heißblütigen Jugend goldene Berge, und in der That finden sie in den magyarischen Theilen willig Gehör, während das Sachsenland und die Rumänen den Einflüsterungen fremd bleiben. Wie ich höre, wurden sämmtliche Pässe, welche nach der Walachei und der Mol dau führen, entsprechend besetzt und die festen Orte aus reichend armirt und vcrproviantirt. Die Truppen des Großfürstenthums, in ausreichender Stärke vorhanden, kommen am Ziele unsrer diesmaligen Reise, und ein Glas Champagner wurde auf die glückliche Ankunft in Yeddo geleert. Zahlreiche Lichter am Lande ließen unS erkennen, daß die Stadt, von der wir etwa 4 bis 5 Seemeilen ent fernt blieben, sich in einem weiten Bogen und ungeheurer Ausdehnung der Bucht entlang auSbreitet. Noch spät erscheinen einige japanische Boote mit Beamten, die sich nach der Flagge informiren und dann wieder zurück rudern. Da lag nun die „Arcona" ruhig vor Anker. Uns Allen war gewiß rigenthümlich zu Muthe, da von Dem, wa» die nächste Zeit an Eindrücken und Erlebnissen bringen würde, Keiner eine deutliche Vorstellung haben konnte; da» vor uns liegende Land schien gleichsam in einen Schleier gehüllt, den wir lüften sollten. In seltener Schöne und Klarheit schimmerten die unS wohl bekannten Sternbilder der nördlichen Hemisphäre durch die laue Nacht. Am Horizonte zuckte ein schweres Ge witter, und als um 9 Uhr der am Hafen herrschenden Sitte gemäß nach dem Zapfenstreiche der Choral „Nun danket Alle Gott" in vollen Accorden geblasen ward, hatte ich und gewiß Viele daS Bewußtsein, «ine jener Stunden durchlebt zu haben, die sich tief sür's Leben einprägen — eine der Stunden, die in jedem Dasein wie Helle Punkte sichtbar bleiben, wenn vieles Andere längst vergessen und vorübergegangen ist. Seit Sonnabend den 8. September befinden sich der Gesandte und wir mit ihm in Peddo. Wir bewohnen hier rin japanesische» Hau», da» besonder- zur Aufnahme fremder Gesandtschaften hergrrichtrt ist. Die Zeit erlaubt mir heute nicht, Ihnen eine Be schreibung unser» feierlichen Einzuge» in die kaiserliche Residenz -u geben oder Ihnen eia Bild von dem Leben
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