Dresdner Journal : 28.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105282
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-05
- Tag1861-05-28
- Monat1861-05
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- Dresdner Journal : 28.05.1861
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.^5121 Dienstag, den 28. Mai. - » "'><>'» - > >.. - - . — — . . .--. . . . . ...... ',,v At»»r»nlt-pretst: ckltkrlivl»« ö 71,1,. 10 iissr. »»-xxbM» 1 ., 10 „ „ ISoaxMek ln vr—E«: 1- Lwxvtnv rinmmxi«: 1 lw -nvtm>-0 tritt kost- uoä »«UIxx bl »XX. , »nstrntrn-rrise: ^ür ä»o L»vm «i»«r »»»pxltxoxa 2»ll«: 1 Ik^r, Untvr ,,Liox«»»»at" cki« L«U»: 2 kt^r. WksiDNtNI! Dres-nerIoumal. Ilxlleb, mit -,m»xdm« g«r 8cmo- »nck k'vIvrtxU«, kvr ü«w lolxeixj«» Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmannl Ml »nserateaanruihmr «»wärt»: IwtMtU: >'». Ü»L»v»r„r», 6oiiuol«loll>lr ü«v Orxxlloer ^ournxl»; «bvoäxvxlbit: R. Hvsxr»; Alloo«: ttuvinv^nrn St Vvar.«»; IxeU»: 6xr>viv»'»cbe Itucbb., kiirlxi-vrx'» Lurex«; Lrvmoo! L. 8cxi.orr»; krxvbkutt ». N.: axioxx'iek« LuedUxlläluox; AdW: Xoui.i' Lxvxxxx; kni»: v. 1>öv»iixri!l,» (28, ru« cte» do«, «okxtw); krx^: >'». Lnicicn» Sucblmvälunx. cheraurgeder: N8»ixl. Lipeältlu« 6e» Vresäver ckournxl«, I)r«,6eo, bixrienslr»»»« tir. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphisch« Rachrichte«. Zettvaglscha«. (Allgemeine Zeitung; — New Korker ßnHandel»ze>tung.) Taaetgeschtchtr. Dre«den: Vom Landtage. -Wien: Spende der Kaiserin für dtp Armen. Die Pesther Reise des ungarischen HofkanzlerS. Brennerbaho. Studeatenversammlung. Untersuchung Wege« rrltgiö- ser Umtriebe in Tirol. — Prag: Verhaftung. Die tschechische Theaterangelegenheit. Agramer Ehrenbür ger in Prag. — Pesth: Vom Landtage. — Agram: Die angebliche« Bauernunruhen in Kroatien. — Berlin: Conferenz wegen deS Stader Zolle». Jü dische RechtScandidaten wieder zur Prüfung zugelassen. — Paris: Malmaison. Die Großmeisterwahl der Freimaurer. Dom gesetzgebende» Körper. AuSsall in der Zolleinnahme. — Turin: Kammerangelegcnheiten. Die Weigerung de- Cleru- wegen deS NationalfesteS. Nachrichten aus Neapel. Vermischte Nachrichten. — Mailand: Verhaftungen. Die römische Petition. — Madrid: San Domingo al- Coloni« behandelt. Marokko zahlt die KriegSkosten. — London: König der Belgier. Kofsuthnotenproceß fortgesetzt. Conflict. i; UnterhauSsitzung. — Et. Petersburg: NoteGortscha- i. kost'- bezüglich der Räumung Syrien-. — Bukarest: ,» Neue- Ministerium. — Alexandrien: AuS Char- tum. Hruglin'schr Expedition. — Ostindien und China: Hauptinhalt der neuesten Ueberlandpost. — New-Kork und Washington: Die neuesten Bor schritte in der Krieg-fragr. Neue- Ministerium in Cararea». Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichte«. (Zittau. Frohburg Budisstn. Buchholz. Grünhain. Königstein.) Vermischte-. Eingesandtes. Betrieb-Übersicht der k. sächs. Staatreisenbahnen pro Monat April. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 27. Mai. Im Abgeordne- tevhause beantwortete heute der Justizminister die Interpellation des Aba. Trust u. Gen., da- In- digenat Amnestirter betreffend (vgl. Nr. ISO), da hin, bä- da- Indigenat durch IstjLhrigen Aufent halt im AuSlaude als verloren zu erachten sei. Durch die Amnestie würden nur die Rechtsverluste aufgehoben, das Indigenat aber sei ftaattrecht- licher, nicht strafrechtlicher Natur. Die Regierung nehme übrigens die Unbescholtenheit der Amnestir- trn bezüglich der amnrstirten Vergehen an. Dresden, 27. Mai. Die Würzburger MilitLr-Conferenzen wer den von der nationalvereiuliche« Presse, wie jede frühere Versammlung von Vertretern der Mittelstaaten, wieder zum Gegenstand gehässiger und erbitterter Angriffe ge macht. Es sind diese Anfeindungen dieselben geblieben, welche früher ausgesprochen wurden, ohne daß sie außer halb jener Parteipresse irgend Bode» gefunden hätten. Wir können es uns daher heute versagen, noch einmal da- Wahrheit-widrige und Gehässig« der oft vernomme ne« Anschuldigungen zu erörtern. Der berüchtigte Ar tikel de- englischen Blatte» „Daily News", in dem be hauptet wurde, die Mittelstaaten sännen auf «ine Allianz mit Frankreich, in der sie territoriale Vortheile fänden, bildet eigentlich nur Da», offen herau-gesagt, wa» fort während die nationalvereiuliche Presse, nur etwa» ver steckter, zu verstehen giebt und wa- von ihr auch jetzt wieder bei Besprechung der Würzburger Conferrnzen zu Tage gefördert wird. Ein geistiger Zusammenhang zwi schen jenen niedrigen Verleumdungen, welche in einem englischen Blatte von Deutschland her publicirt wurden, und dem heutigen Auftreten der Parktpreffe gegen die Feuilleton. K. Hoftheater. Sonntag den 26. Mai wurde zum ersten Male Frau Charlotte Birch-Pfeiffer'- Original schauspiel „Der Goldbaner" gegeben: eine Dorf geschichte au» dem bayrischen Gebirge. Die rapide Ver fasserin rrgalirt un- darin glücklicherweise nicht mit ge suchten moralischen Reflexionen und tiefsinnigen Gedanken, die auf dtesem Terrain so zum Ueberdruß cultivirt sind ; sie führt un» den störrischen, an altem Brauch und über kommener Sitte mit Borntrtheit und Härte Hangenden Bauernstan vor, der dem menschliche« Gefühle und der gesunden Vernunft beharrlich und herzlo« in» Gesicht schlägt und sich dabei noch ganz leidlich mit seinem Ge wissen abfindrt, wen« seine gemeine De«kung»art nur nicht mit dem Eriminalgrricht in Collifion kommt. Die ser Bauerastnn findet sich im Süden wie im Norden von Deutschland, und der Hauptträger desselben, der Gvldbauer Ruppert, ist vollkommen richtig geschildert. Daß un» aber eia solcher Charakter dramatisch und nächstde« psychologisch und poetisch interesstrea könne, ist eia Jrrthum, und Frau Birch-Pfeiffer hat ihn zudem de- größer« Bühnenrffect- wegen mit einer so gesteiger te« Zuthat übler Eigenschaften au-gestattet, daß der Charakter zu widrig und unheimlich wirkt, und wir un- ia de« beiden letzten Leten namentlich in eine Sphäre de- zu rohen Realt-mu- htnabgeführt fühlen. Gegenüber de« Goldbauer repräsenttrt Falkentoni die Bravheit und Opferangtfähigkeit d«S Handeln» und endlich mit seiner Broni da» genrarterte Recht der Herzen. Die Forcen und Schwächen der Behandlung der Verfasserin wechseln ab, wie gewöhnlich. Sie sind bekannt. Der Stoff ist mit geschickter, kundiger Hand einer dühnengrwandten Vielschreiberin zurechtgelegt und mit starken scenischen Würzburger Conferrnzen ist nicht zu verkennen. Eine Polemik aber, deren Richtung in solch' schmähliche Er- crsse übergeht, verliert fast den Anspruch, daß ihren Aus stellungen noch eine objektive Würdigung zu Theil wird. Ohne ua» heut« selbst weiter an einer DiScusfion dar über bethetligen zu wollen, lassen wir hier einen Aufsatz der „Allgemeinen Zeitung" folgen, welcher, wie un» scheint, in würdiger und eindringlicher Weise ge- vnsse Behauptungen zurückweist, die in der „Karls ruher Zeitung" bezüglich der Tendenz der Würzbur ger Conferrnzen enthalte« waren. Man schreibt der „Allgem. Ztg." vom Rhein: „In Würzburg sind in die sem Augenblicke wieder Militärbevollmächtigte der Mittel staaten Deutschland» zusammengrtreten, um in Conseren- zrn die weitern Verabredungen und Anordnungen für Durchführung der im vorigen Jahre unterm 5. August ebendaselbst geschloffenen Uebereinkunft zu treffen. Nach dem alle Versuche sowohl beim Bund, al- neulich in den Verhandlungen zwischen den beiden Großmächten, über die Frage der Bundeskriegsverfassung und namentlich über die Oberseldherrnfrage zu einer Verständigung zu ge langen , bi- jetzt den erwünschten Erfolg nicht gehabt ha ben, wollen die Mittelstaaten, wenigsten- so viel an ih nen ist, im Interesse der Sicherheit von ganz Deutsch land, wie ihrer eignen, die nöthige Vorsorge treffen, und Alle- für jede mögliche Eventualität von außen drohen der Gefahren so Vorkehren, daß sie dadurch nicht unvor bereitet überrascht werde« können, daß vielmehr diesen Gefahren sogleich mib aller Entschiedenheit und Kraft be gegnet, nicht- zu ihrer Abwendung verabsäumt werde. Sie stehen dabei auf dem festen Boden der Bund«-ge- srtze, denen sie ihre Treue bethätigen. Der Vorwurf separatistischer Tendenzen und al» sei diese ihre Einigung einstweilen unter sich eine Gefahr für Deutschland zuerst in militärischer, dann aber auch in politischer Beziehung, wie er neulich von der „Karlsruher Ztg." erhoben wurde, muß jedem Einsichtigen und Unbefangenen al» gänzlich unbegründet erscheinen. Die Mittelstaaten stellen sich nicht außerhalb de» Bunde», wollen sich ihm nicht ent ziehen, sondern ihre Einigung unter sich erzielt ja gerade die um so sichrere Erreichung der BundeSzwecke. Wa ste thun, wolle« sie nur innerhalb des Bunde-, mit dem selben, für denselben und in Unterordnung unter den selben thun. Darum haben sie auch ihre Uebereinkunft vom 5. August 1860, bei deren Abschluß sie nur von einer kraft der Bundesgesetze ihnen zustehenden Befugniß Gebrauch machten, dem Bunde zur Kenntniß gebracht, und werden voraussichtlich da- Gleiche mit den jetzt wei ter von ihnen zur Durchführung dieser Uebereinkunft zu treffenden Verabredungen und zu fassenden Beschlüssen thun. Eie halten dabei fest an den organischen Grund bestimmungen der BundeSkriegSverfaflung, während sie gern dem faktisch fühlbar gewordenen Bedürfniß der Ver besserung mancher nähern Bestimmungen derselben Rech nung tragen und bekanntlich deren Revision vorschlugen. Eie halten auch heute noch die BundeSkrirgSverfassung in ihren Grundzügen, als von erfahrenen, mit dem gro ßen Kriege vertrauten Generalen, unter denen auch sehr hervorragende preußische sich befanden, entworfen, für gut und praktisch durchführbar, und glauben nicht, daß man sie kurzweg über Bord werfen dürfe, ohne daß man auch nur ein einzige- Mal eine wirkliche Probe aut derselben gemacht hat, die den Beweis ihrer Erfolglosigkeit gelie fert hätte. Sie legen namentlich mit Recht hohen Werth auf die durch Art. 12 dieser Grundbestimmungen stipu- lirte Einheit deS BundeSheereS und de- Oberbefehl-; denn sie wollen bekanntlich, daß auch der von ihnen un ter sich für die von ihnen zu stellenden Armeecorp» zu ernennende Befehlshaber dem Oberfeldherrn deS Bunde» untergeordnet sein solle. ES ist ihnen bet ihrer Einigung unter sich sicherlich niemals in den Sinn gekommen, wie die „KarlSr. Ztg." ihnen zu unterstellen scheint, „eine wirksame Vertheidigung Deutschland» ohne Hilfe unsrer großen Militärmächte schaffen zu wollen;" sie würden einen solchen Gedanken ebenso gut wie die „KarlSr. Ztg." al- eine „Utopie" betrachten. Im Gegenthril, all« ihre Bestrebungen, Vorschläge und Schritte find ja gerade dar- Wirkungen ausgestattet, rührend und erschreckend, und die Kenntniß deS Bauernsinnes und den Bauerngeschmack keineswegs verläugnend- Viele- ist au» dem Leben ge griffen und die Motive sind mit vortrefflichem, einer jeden Verlegenheit resolut widerstehendem Theatergeschick eingesädelt und erfunden, um dem Stoffe die nöthige effectuirende Entwickelung und Ueberladung an Situatio nen und Handlung zuzuführen, und das Thun der bei den Charakterhelden — Ruppert'S und Falkentoni'» — bi» zum letzimöglichen Maß zu steigern. Als Schluß- eoup zur plötzlichen Beilegung de- herzenbrechenden Con- flict» und zum Sieg über da» beschränkte Vorurtheil und den gefühllos starren Baurrnbrauch hat sich die Ver fasserin sehr vorbedacht; die alte Liebe de» aufgeklärten Herrn Baron- Landrichter präparirt, er schlägt die ver rottete, unbeugsame Dorflogik durch die Wahl eine» LandmädchenS — da» glücklicherweise für ihn städtische Bildung empfangen hat — rechtzeitig au» dem Felde. Der Einfall dieser Parallele al» wirksame» Beispiel ist übrigen- an sich nicht übel, denn die Dummheit der Ramsauer, keinem Burschen außerhalb ihre» kleinen Be zirkes ihre Mädchen zu geben, ist nur gerade so ge- scheidt, al- der aristokratische und jeder ander« StandeS- Ttc hinsichtlich ehelicher Verbindungen. Di« gehörige sentimentale Nervenerregung bleibt dem Stücke nicht auS, obwohl der Stoff mehr nur für Süd deutschland interessiren kann. GefühlSspeculation, Seelen quälerei und Verkehr mit dem Jenseits stad genugsam au-geübt; aber auch di« Charaktere stad kräftig und lebensvoll gehalten, die Sprach« ist einfach und volkS- mäßtg, und bühnenkundige Schriftsteller müssen zugrstrhrn, daß ganz besonder- die Exposition de- Stücke-, dessen erster Act, ganz vortrefflich gemacht ist; die Anknüpfung de- inner« Verhältnisse- der beiden Liebenden ist sogar poetisch. Nicht-destowenigrr ist auch die- Bauernrührfiück auf berechnet, eine Verständigung der beiden Großmächte unter sich und mit ihnen zu erreichen. Namentlich geben davon auch ihre Vorschläge in Betreff der Frage deS Oberbefthl- über da- gesammte Bundesheer, für den Fall, daß beide Großmächte, oder auch nur eine mit ih rer ganzen HeereSmacht, auch mit ihren nicht zum deut schen Bundesheer gehörigen Streitkräften an einem Bun- de-kriege sich bethrlligrn würden, sprechende- Zeugniß. Sie wissen, daß ihre Kräfte für sich allein nicht hinrei chen, um Deutschland vor einem von Westen her drohen den Stoß wirksam zu schützen und zu vertheidigen; aber sie wissen nicht minder, daß auch Preußen, für sich allein und ohne sie, gleichfalls solcher Aufgabe nicht gewachsen wäre und daß nur im gemeinschaftlichen bundeStrruen Zusammenwirken aller Glieder deS großen Ganzen Heil zu hoffen und eine wirkliche Garantie für Deutschland- Sicherheit gegeben ist. Diese» bunde-treue Zusammen stehen und Zusammenwirken zu erreichen, ist da- Haupt ziel ihre- Streben». Wie man ihnen da separatistische Tendenzen unterstellen kann, ist geradezu unbegreiflich. Am allermeisten aber muß e» auffallen, wenn gerade die „KarlSr. Ztg.", da- Blatt eine» Lande», welche- in sei ner ganzen Länge am Oberrhein sich hindehnt, vom Bodensee bi» Karlsruhe Grenzland ist und al» die schwächste Seite Deutschland» voraussichtlich dem er sten Hauptstoß von einem gegen unS agirendcn französtschcn Heere auSgesetzt sein wird, eS den mit Ba den gleichmäßig bedrohten Mittelstaaten gewissermaßen übelnimmt, daß sie bei Zeiten seine und auch ihre ei gene Sicherheit mit derjenigen von ganz Deutschland in» Auge fassen, von dem natürlichen Strebe« der Eelbster- haltung geleitet, auch dafür Vorsorge zu treffen bedacht find, und dazu ihre Gesammtkraft vereinigen wollen, während Preußen seiner geographischen Lage nach schon der natürliche Vertheidiger deS Niederrhein», und dort auch zur Führung eine» Offenstvstoße» im Zusammen wirken mit ihrer den Ober- und Mittelrhein deckenden Heere-macht in der Lage und im Stande ist. Man sollte meinen, gerade in Baden müßte dieser Eifer, diese Be reitwilligkeit der Mittelstaaten, mit allen ihren verfüg baren Kräften für dir Vertheidigung de» Oberrhein» so gleich im ersten Augenblick der Gefahr einzustehen, und dafür noch rechtzeitig, ehe eS zu spät ist, die nöthige Vorsorge zu treffen, besonder» freudigen Anklang und dankbare Aufnahme finden, da Baden zuerst den Er pressungen «ine» über den Oberrhein vordringenden fran zösischen Invasion-Heere- auSgesetzt wäre. E» liegt auf platter Hand, daß die Mittelstaaten dabei von dem Grundsatz „alle für einen und einer für alle", und nicht bloS von jenem „jeder ist sich selbst der Nächste" gelei tet stad, den ihnen die „Karlsr. Ztg." zu unterschieben beliebt, und daß sie ferner, indem sie auch für ihre ei gene Sicherheit durch gegenseitige Hilfeleistung sorgen, zugleich ihre Kräfte dem großen Ganzen widmen, dessen Interessen mit denen dec Einzelnen vollkommen identisch sind. Nach dem Artikel der „Karl-r. Ztg." sollte man auch glauben, die Mittelstaaten hätten, al» sie im vori gen Jahr in Würzburg zu den Conferrnzen zusammen traten, einen für Preußen unvorhergesehenen unerwar teten Schritt, gleichsam hinter dessen Rücken, gethan. Dem ist aber nicht so. Wenn wir recht unterrichtet sind, und wir glauben c» zu sein, ist vielmehr die An regung zu der Verständigung der Mittelstaaten unter sich über gemeinschaftliche Vorschläge in der vorwürfigen Frage von Seiten Preußens selbst au-gegangen, nachdem die Mittelstaaten erklärt hatten, auf dessen Vorschläge von 1859 und Anfang 1860 ihrerseits nicht eingehen zu können. Es erging an sie, unserS Wissens, die Auf forderung, Gegenvorschläge zu machen, und diese sind in der Uebereinkunft vom 5. August v. I. enthalten. Die „KarlSr. Ztg." sollte, dünkt uns, leicht über Zeit und Ort, wann, wo und durch wen an die Mittrlstaa- ten diese Anregung erging, welche die Würzburger Con- ferenzen zur Folge hatte, sich unterrichten können. E- ist also auch in dieser Beziehung jeder gegen daS Vor gehen der Mittelstaaten vorgebrachte Vorwurf grundlos und ungerecht. Daß aber der Plan der Mittelstaa- nur ein Repertoirgericht, da» rasch genossen und vergessen sein wird. Die Rollen sind dankbar, wie immer bei Frau Birch- Pfeiffer; würden aber freilich noch leichter zu spielen sein, wenn sie nicht die für norddeutsche Schauspieler, und zumal für die Mitglieder eines Theaters ersten Range-, unerfüllbare Zumuthung de- bayrischen GebirgS- dialekt» machten. Ein nur mäßige- Genügen hierin ist für unsre Darsteller in der großen Mehrzahl natürlich vollkommen unmöglich; aber da» richtige Gefühl, ihre bayrische Bauerntracht auch mit dem Dialekte einiger maßen bewahrheiten zu müssen, treibt sie zu fleißigsten Bestrebungen darin an, die dann in Sprache und Aus druck nur ungewohnte Beschwerung und Verwirrung bringen. Um so mehr sind die gesammten guten Lei stungen in diesem Originalschauspiele, da- für die zwei ten Theater in München und andern großen Städten SüddrutschlandS sehr paffend ist, aazucrkcanen. Herr Maximilian und Fräulein Guinand gaben die bA- den Hauptpartiea — Toni und Vroni — sehr brav, warm und natürlich; di« Tragik de» AffrctS kam lobens- Werth zur Wirkung, wie di« Willenskraft und verschlossene Empfindung de- Burschen und da- trotzig sich sträubende Herz der Dirne. Frau v. Bulhov-zky gelang e-, der ihr an sich so widerstrebenden Rolle der Afra glücklich getroffene und pikant gefärbte Momente abzuqrwinnrn. Der Goldbauer selbst wurde von Herrn Quan ter scharf und lebenswahr in seiner düstern Unhetmlichkeit, seinem Jähzorn und gährenden Haß charakteristrt. Für die» Nachtbild innere Theilnahme zu erwecken, ist kaum möglich; vielleicht würde «in weniger verschlossene« und nachdenklich berechnende» Wese« diese Figur etwa» lichter «ach««. Ganz vorzüglich und wahr in der Gestaltung repräsentirte Fräulein Berg die Madai, gleichsam da wandelnde, stet- mahnende Gewissen Ruppert'S. Don ten, zumal in seiner neuen Gestalt, wirklich prak tisch ausführbar ist, hat neulich erst selbst die Frankfur ter „Zeit", ein Organ deS „Nationalvereins", bi» zu einem gewissen Grade zugestanden, und wir unsrerseits wünschen und hoffen im Interesse des großen Ganzen, daß er auch wirklich zur Ausführung gelange. Schließ lich noch den Wunsch, daß auch Oesterreich recht bald wieder innerlich so erstarke und sich k,ästige, daß e» ihm möglich werde, mit seiner ganzen Macht für die Verthei digung Deutschlands, und Süddeutschlands insbesondere, wieder einen starken sichern Rückhalt und Stützpunkt zu bieten! Viribus uniiis muß, wie Oesterreich», so auch Deutschland» Wahlspruch sein und bleiben. Die Vorbe dingung dazu ist aber sehr schön in dem Wahlspruch am preußischen Wappenschild ausgesprochen: 8uum ouique!" Di« „New-Korker Handelszeitung" schreibt über die neuesten Maßregeln, welche einige der au» der Union geschiedenen Süd st aalen ergriffen: „Hätte c» noch irgend welcher Anregung bedurft, den Enthusias mus der union-treuen Bürger für den Krieg und die Erbitterung gegen die Rebellen zu steigern, so wäre durch die von den Usurpatoren fast überall proclamirte und warm empfohlene Repudiation dafür gesorgt, daß der Norden mit Freude jede» Opfer bringt, den Süden zu züchtigen und dann zur Erfüllung seiner Verbindlichkei ten zu zwingen. Für den Diebstahl und Raub de» BundeSeigenthumS konnten die Rebellen wenigsten- den Echeingrund ansührrn, daß der Süden darauf ein An recht habe, wie aber wollen sie je die Schande tilgen, die Bürger de- Nordens, denen sie ihre ganze Existenz danken, um Hunderte von Millionen betrogen und be stohlen zu haben (vgl. unter „TagcSgrschichte"). Mit der Sympathie Europa», auf welche sich der Süden noch vor kurzem so viel zu Gute gethan, hat e» nunmehr für immer ein Ende. Die zollfreie Einfuhr europäischer Waaren verliert natürlich jeden Reiz, wenn die Käufer nach Belieben repudtiren können. Aus alle Verkehrs störungen und Verluste, welche der Krieg nothwendiger- weis« mit sich führen muß, war unser Handel-stand ge faßt, auch darauf, daß mancher unredliche Schuldner im Süden von der Chance, sich aus Kosten seiner Gläubi ger zu bereichern, profitiren werde; der legalisirte Betrug kommt jedoch unser« Kaufleuten unerwartet, und wenn die Liebe zur Union dis jetzt allein zur ener gischen Bekämpfung der Rebellen anfeucrte, so gesellt sich dazu noch die allgemeine Entrüstung über die In famie de- Südens. Mit größter Bereitwilligkeit stellt man deshalb der legitimen Regierung neue Geldmittel zur Verfügung, erträgt mit bewundernSwerther Geduld bi« unvermeidliche Zögerung und hofft in festem Ver trauen, daß der furchtbare Kampf, einmal begonnen, auch schnell zu Ende geführt sein wird." Tagesgcschichte. Dresden, 27. Mai. Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung den Deputationsbericht über eine Petition der reformirten Gemeinden au» Leipzig und Dresden, den RrligionSeid der Lehrer betreffend, berathen und, den DcputationSantrag: „btt Staawrrgterung zu ersuchen, bezieh.ntlich zu ermächtigen, bet der Verpflichtung aller Lehrer an Vvmnasien, Rralschuten, Lehrers,minaren und Volksschulen, welche nicht für den Reli- giontunlerricht an diesen Anstalten angestellt werden, von der Leistung del Religionseide» abjusehcn, vielmehr dergleichen Lehrer lediglich nach dem Formular L. der Verordnung vom 2. November 18Z7 verpflichten zu lassen," mit 42 Stimmen ablehnend, folgenden von dem Abg. Oe. Hertel gestellten Antrag: „die Staatlregierung mdge bei Anstellung von Schullehrern an hdhern Schulanstallen die Mitglieder der evangelisch-refor- mirten Genossenschaften, wo et im eonfesssonellen Interesse zu- lässtg erscheint, von Leistung de« ReligionSeidc« dttpensiren," gegen 19 Stimmen angenommen. Auf der Negistrandr befanden sich zwei allerhöchste Decrcte, die Abänderung der Rübenzuckersteuer und die Abkürzung und Verein fachung de- Verfahrens in bürgerlichen Rechtssachen be treffend. den übrigen Mitwilkendcn seien noch die Herren Porth und Walther genannt. DaS Zusammenspiel wird noch an Raschheit gewinnen müssen. C. Banck. Literatur. Die neue Ausgabe von Shakspeare'r Werken durch vr. Nikolaus Delius ist mit dem siebenten Bande, der die Biographie deS Dichters bringt, vollendet. Gleichzeitig ist in England durch Ingleby (Hio Lbalt'ipeare Öonlrover,^) die Unhaltbaikcit derColliör'- schen Correcturen und Verbesserungen Shakspeare'S er wiesen, gegen die sich schon Deliu» früher erklärte. Jene Verbesserungen, die al» wichtiger Fund so große- Auf sehen erregten, haben sich sogar nicht einmal als alt, sondern al- neu ergeben. * H.Leupold'S „Wanderbuch durch Sachsen und die Nachbarlande" (Dresden, Verlag von Mein hold <1- Söhne) liegt unS, kaum ein Jahr nach seinem ersten Erscheinen, in zweiter vermehrter und verbesserter Auflage vor. Wir begrüßen dieselbe als einen Beweis schnelle«, verdienten Anklange-, ein Zeichen verbreiteter Wandersceudigkeit und Rüstigkeit, endlich al» Ausdruck der Bereitwilligkeit de» Autors, wie der Verlag-Hand lung, mit beide« zu wetteifern. Daß einige Umständlich keiten stehen geblieben sind, wollen wir nicht tadeln. Da» Aaekvotifche macht da» Buch zum Lesebuch. Die Verzeichnung unbedeutender Loealien dient oft al» will kommeaer Wegweiser. Die sehr reichlichen botanischen, zoo- und geologischen Notizen rechtfertigt die Rücksicht auf di« Klasse der Naturfreunde, welche da» stärkste Con- tingent zu den eigentlichen Wanderern (nicht blosen EehenSwürdigkeitrnjägern) stellt, Wiederholungen die eklektische Benutzung-weise. Eher hätten wir rin paar kleine Nachträge vermißt, z. B. die Inbetriebsetzung der Eisenbahn nach Meißen, die Anlegung de» zoologischen
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