Dresdner Journal : 25.08.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186108258
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-08
- Tag1861-08-25
- Monat1861-08
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- Dresdner Journal : 25.08.1861
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M188. - n. - ! SounMfl, den ?5 August. I . —— — . . . . «htzvuurmrurvplrtst: d 1 vtr. 1t- tu >»eL»«».s 1» ^-.lrri.- 1 „ W (tritt ko»t uock »kc>N»rlieb in Vr-S«»! Id kkxr s ^t«mp«l»u- t->i>««Iu» >kri„>i»«r»: 1 8xr. l »vbl»^ biuru S»>eratr««rrt>r: «vo Attuw «ur«r XsUs: 1 17»1vr ,,^iu^es»uuK" äi« 2e»1v: 2 Erscheine«: , mH Xv»Q»i»me äsr 8ova rmä XbenT« Mr äs» kol^-vä«» 'kTss. Dres-nerIMmul. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1861 »oseralenaniurtzmr auswärts: l^tpitzs: 1». ttirarrvirir-rir«, OommiiiiioaSr <te» Vresäuvr ^oiiiiisls , ^b«-n»i»zrll »r: it. Uvonra; SltvilL: tt»a»itl<»v»rr« 1» t'oul.» « , L.rli»: (j«oeio«'»< b«- Itix-bb., ttirruxr»«'» Iiui-<>>»u; Lr»w«o: !^<ni.orr-; krsutiturt ». «.: » »>?ti^ ltiwd>i»»<IIun^ Ktto: ^rror.« ÜLosas»; ?»ri»' r. 1-l>»r!<^»i.8 <28, rue <iss boo» ellk»u»); ?r»? b». b:»»l.rc»'i Uu»-KUnn<ttui>j-. cherausgebrr: Iköoi^I. Lxpeäitloo cke» Dre«6ll«r ^ourasls, Oresäea, St»rieo»tr»»e« Xr. 7. Amtlicher Thett. Dresden, 23. August. Sr. Königliche Majestät ha ben allrrgntdigst geruht, dem Verwalter deS Berm-grü- ner Forstrevier- im Forstbezirke Schwarzenberg, Oberför ster Johann Adolph Bräuer, das Ehrenkrruz vom Ver dienstorden zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. relegraphische Nachrichten ZeitvNgtschau. (Donau-Zeitung. — Ost-Deutsche Post. - Presse.) Taaetsieschichte. Wien: Mittheilungen bezüglich der Auflösung deS ungarischen Landtags. — Prag: Tsche chische Agitation. Veränderungen in der Journalistik. Z'Skastkcke confi-cir». — Pesth: LandtagSaufiösung. Der Protest gegen dieselbe. -— Agram: Vom Land tage. — Berlin: Die neueste prrutzischr Depesche nach Kopenhagen, Etappcnconvention mit Baden. — München: Militärische BeraihungScommission. Kam- mervrrhandlungen. — Stuttgart: Eine Erklärung zu den Kammerverhandlungrn bezüglich der kurhrssischen Frag«. — Heidelberg: Generalversammlung d«S NationalvrrrinS. — Paris: Die Zustände in Neapel- Vermischtes. Der Kaiser nach Plombiere».—Genua: Meldungen au» Neapel. — Kopenhagen: Paß erleichterungen in Aussicht. — St. Petersburg: Zur VerschwörungSgeschichte. — Warschau: Das Verbot de» Trage«» politischer Abzeichen verschärft.— Konstantinopel: Nu» der neuesten Post. — Bei rut: Ruhe in Syrien. — New-Port: Neue Gc- f.-chte Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtev. (Schandau.) Ser»ischte< Statistik and 8olks»trtbschast. UsiNtürtva. Inserate. TageSnenigkeitea. BSrseu- . Nachrichten. - Telegraphische Nachrichten. München, Tonnabend, 24. August. Se. Mas. der König Max von Bayern wird Sr. Mas. dem Könige von Preußen in Ostende einen Besuch ad- statten. London, Sonnabend, 24.August. Aus Shan ghai, vom 4. Juli, wird gemeldet, daß die Be ziehungen der Europäer zu Japan gespannt seien; mehrere Häuser frewder Kaufleute find geplündert worden und man glaubt, daß die Regierung diese Ereesse begünstige. Rach einem in Shanghai umlaufenden Gerüchte hätte der Kaiser von China 5 Städte Chinas und der Tartarei an Rußland abgetreten. Dresden. 24. August. Uttzcr die nunmehr vollzogene Auflösung deS un garischen Landtag» sagt die „Donau-Zeitung": ..Der Kaiser und König berief den ungarischen Landtag, um sich mit GesehgebungSarbeitrn zu beschäftigen, und namentlich auch, um die verwerflichen Gesetze vom Jahre 1848 abzuschaffen, aber nicht etwa, al» ob die Wahl hier Feuilletoa. DaS Künstlerfest in Antwerpen. Die Kölner Künstlerversammlung fand in dem Ver brüderungsfeste der Künstler aller Nationen zu Antwerpen seine Fortsetzung und seinen glänzenden Abschluß. Ein Ertrazug brachte am 17. August eine Anzahl von un gefähr 200 deutschen Künstlern von Köln nach Antwerpen, wo ihnen von Setten der dortigen Künstler wie der ganzen Einwohnerschaft die zuvorkommendste und gast freieste Aufnahme bereitet war. Eine große Menschen- menge hatte sich am Bahnhofe versammelt, und die belgische National-Hymne, von den Musikchören dreier Regimenter angestimmt, begrüßten die Ankommenden, welche sodann von den Festcommifsarrn in die für sie bestimmten Quartiere geführt wurden. Wegen der zu gleicher Zeit mit dem Künstlerfeste hier stattfindrnden Volksfeste, die halb Belgien (darunter allein gegen 10,000 Mann Nationalgarde) h>er versammeln, war nämlich an ein Unterkommen in den Gasthöfen nicht zu denken. Die fremden Künstler, wie alle die, welche der artistische Congreß in Antwerpen versammelt, wurden daher in den öffentlichen Gebäuden der Stadt wie in Prtvathäusern untcrgebracht. Ihr Korrespondent war mit einem College«, einem literarischen Fcstreisenden au» Leipzig, und mit vier holländischen und drei deutschen Künstlern in einem Pensionat aus dem Marche-Gt.-Jacque» eiaquartiert. Noch am Abend de» 17. fand der officirlle Empfang statt. Man versammelte sich dazu im Locale de» Künstler verein», von wo e» im feierlichen Auge, unter Dorau»- ttitt eine» Mufikchore», de» Festcomite» und zahlreicher Fackelträger, nach dem Stadthaus« ging. Der Bürgermeister von Antwerpen brachte hier im Namen der Stadt den bei den Vertretern de» Lande» freistände, sondern um diesen Gelegenheit zu geben, vor ganz Europa zu er klären, daß sie die Revolution verdammen, und aus die sem Wege eine gründliche Aussöhnung möglich zu machen. Kaum aber war der Landtag versammelt, so trat er aus dem Kreise dieser Aufgabe heraus. So unzulässig es auch gewesen wäre, nicht einmal auf den Standpunkt eine» „vereinbarenden" stellte er sich. Nein, er ging weiter und maßte sich an, Oesterreich da» Gesetz zu dictiren! Und nach so evident vorliegenden Proben des rücksichtslosesten Benehmen-, war je eine parlamentarische Versammlung sich erlaubte, wagt man noch dw Worte: „Versöhnung, Verständigung, Bewahrung d.S österrei chisch-ungarischen Verbandes rc." in den Mund zu neh men? Wir kennen die Jntriguen, welche gegen die öster reichische Gesammtverfassung gesponnen werden; wir sehen dir Fäden und auch die Hände, durch die sie laufen. Aber wenn, wie wir fest glauben, di« konstitutionelle Idee ein Bcdürsniß der österreichischen Völker geworden ist, wird keine Jntrigue der Welt sie brechen und zu be seitigen im Stande sein. Um aus den ungarischen Land tag zurückzukomm.n können wir un» darüber nur freuen, daß mit ihm eine Quelle nicht ruhender Gährung und Aufregung vcr siecht. Die Frucht seines Wirken» waren Negationen, und sein Beispiel förderte nur die Lust am Negiren im ganzen Lande. So hör n wir z. B.-, daß zahlreiche Comitate sich weigern, die Judercurialbeschlüss: anzuerkennen, vorgeblich weil sie nicht auf streng verfas sungsmäßige Weise zu Stande gekommen! Und darum soll die RechtSzerrüttung im Lande sortdauern, die so unläugbar, so außerordentlich ist, daß wir unS nur Höch lich darüber Wundern können, wenn der „Wanderer" von Schöpfungen spricht, die in den letzten Monaten in Ungarn auftauchten. Wir wollen nicht von dem Jn- stanzrnzuge sprechen, welcher, der alten vormärzlichen Form nachgrbildet, die Klaff n scheidet. Das ließe sich verbessern. Aber daß eS derzeit in Ungarn keinen ordent lichen klaren, zusammenhängenden RechtScoder stiebt, daß die richterlichen Entscheidungen fallen, wie sie der Zufall fallen läßt, und daß jetzt gegen die Möglichkeit, in das Justizchaos einige Regelmäßigkeit zu bringen, protestirt wird, ist denn doch etwas zu betrübend für die Sache der Civilisation. Werfen wir einen Blick auf dir Re- gulirung der reißenden Körös. Unermeßliche Strecken urbaren Landes sind durch die Bemühung der österrei chischen Beamten dort dem wilden Elemente abgkwonnen worden. Und nun? Da- Werk ruht, der Strom treibt ungehindert sein alte» Wesen, gerade wie der Strom d r Leidenschaften. Ungeachtet aller raburrstrschen Vorwände war eS ein« Pflicht des ungarischen Lande-, sich mit der Frage der ungarisch.n Grundentlastungsobgligationen zu beschäftigen- Die l.tzlfälligcn Zinsen derselben sind aus österreichischen Kassen bezahlt worden, und als Antwort wurde damals von ungarischen Organen gegeben, es sii hierfür zu sorgen Sache deS allgemeinen StaatScreditS. In diesem Falle also, aber in diesem allein anerkannte man den Gesammtstaat. Herzu gesellte sich nun die in öffentlicher ReichSraihSsitzung abgegebene Erklärung, der ungarische GrundentlastungSsondS sei passiv. Natürlich, für so geringfügige Interessen fand sich in den hochtra benden Adressen kein geeignetes Plätzchen. Das k. R:- script wünschte, das Recht der nichlmagyanschcn Nationa litäten möge anerkannt und angemessen codificirt werden. WaS that der Landtag in diefir Beziehung? Nichts. Der Vorschlag des Freiherrn v. Eötvös erklärte den In begriff aller in Ungarn lebenden Völker als poliirsch: Nationali ät, hielt jedoch an dem Dogma der magyari schen Sprache als Amts - und Parlaments'prache fest Genug! Auf dies.m Wege, auf diese Weise war ein Vor wärt-gehen nicht möglich. Der Landtag trieb die anti österreichische Gesinnung, die den Massen — der Erfolg wird eS zeigen — nur terroristisch aufgedrungen wird, zu einem Aeußersten. Die österreichische Regierung that ihre Schuldigkeit, indem sie solchem Treiben nach viel leicht nur allmlangem Zögern ein Ziel setzte." Die „Ost-Deutsche Post" schreibt über denselben Gegenstand: „Der nunmehr aufgelöste ungarische Land fremden Künstlern den „Willkommen". Unter den frem den Künstlern waren dir französischen, deutschen und holländischen am zahlreichsten vertreten, aber auch eng lische, spanische und italienische Künstler hatten sich ein gefunden. Am ersten Festtage, den 18. August, stand ein Be such der Ausstellung auf dem Programme. Die von der „k. Gesellschaft zur Ermunterung der schönen Künste" v-ranstaltcte Ausstellung zählte 1331 Nummern, darunter einige treffliche Bilder von Ley», van Lerius, Czermack rc. Gegen 4 Uhr begann da» Banket, welche- die Stadt Antwerpen den fremden Künstlern in den großen und glänzend dccorirten Räumen deS „Thöätrr des Vari« t« s" gab. Zwölfhundert Gäste waren dazu eingeladen, Spetse- und Weinkarte waren vorzüglich. Nach den Toasten auf den König von Belgien und die Geiste sprachen im Namen der letzter» die Herren Brynee, rin Holländer, Donaldson, ein Engländer, Baron v. Taylor, ein Fran zose, und I. Hübner und Dietz, Deutsche. Vom Banket au- begaben wir un» zu der „F-te-champ-trc", welches die Harmonie-Gesellschaft in ihren schönen Gartenlocali- tätcn veranstaltet hatte. Dieselben waren mittelst bunter Ballon», farbiger Lampen, kolossaler Transparer 1s über aus reich und glänzend beleuchtet, und dir Parkanlagen, in denen die frohe Menge unter den Klängen der Musik bis gegen Mitternacht lustwandelte, gewählten so einen wahrhaft märchenhaften Anblick. Am darauf folgenden Tage, den 19- August, sand die Enthüllung der Frescogemälde in der Kirche St. George» statt; hierauf folgte eine feierliche öffentliche Sitzung der Mitglieder der Akademie von Antwerpen, woran sich eine Besichtigung deS Museum» schloß. Dom Museum au» ging e» in die Kathedrale, wo ein feierliche» Hoch amt abgehalten wurde. Um 1 Uhr wurde sodann der tag hat vor seiner Auflösung einen Protest redigilt, wel cher dem Kaiser das Recht, den Landtag aufzulöien, ab spricht. Dieser Protest beruft sich also auf jene 1848er Gesetze, deren Geltung die Regierung gerade bestreitet. Allerdings, wenn die 1848er Gesetze zu Recht beständen, dann hätte der König kein R cht, jetzt den Landtag aus- zulösen; aber er wird ja eben d.shalb aufgelöst, weil er Etwa» al» zu Recht bestehend beansprucht, was die Krone alS nickt zu Recht bestehend erklärt. Wenn man übrigen» cm handgreifliche- Beispiel habcn will, wie unmöglich eS irgend einer constitutionellcn Regierung — und wäre eS die englische — würde, mit den 1848er Gesetzen zu regieren, so liefert cs gerade der Gesetzartikel lV, auf den der Protest sich bezieht. Wie? der König soll einen Landtag nicht auslös,n können, so lange letzterer über das vorgelrgte Budget keine Beschlüsse faßt? Und wenn er nun, um inPermanenzbleiben zu können, daS Budget jahre lang nicht erledigt? Kann man sich eine unsinnigere V.rfasiungSbcstimmung denken als die, w,lchc ein Par lament ohne Ende erklärt, vorausgesetzt, daß eS nur das Budget weder bewilligt, noch zurückwcist? Daß die Steuern ohne Zustimmung der DolkSvertr-tung nicht ein gehoben werden können, ist ein Grundsatz, den jeder Mann von constitutionellcn G undsätzen an die Spitze deS constttrttionrllen StaatSrechtS stellen wird; aber den Spieß umdrchcn und ein Parlament für souverän, für unauflösbar, für permanent erklären, so lange eS diesem nicht belieb*, über das Budget einen Beschluß zu fassen, ist eine jcucr Absurditäten, welche einen Thcil der un garischen Gesetze von 1848 evident als eine lebensunsäh( e Mißgeburt bezeichnen, für die in keiner europäischen Ver fassung ein ähnliches Eremplar aufzufinden wäre." Die „Prcsse" äußert sich u. A. folgendermaßen: „Der erste Bettuch, die Reichsverfassung in constitutio- nellcr Form ii>S Leben zu rufen, ist, man kann eS nicht läugncn, vorerst noch m ßlungen. Ungarn hat durch s ine gesetzlichen Repräsentant,» jede Verhandlung auf der Basis der neuen, d-m ganzen Reiche verliehenen Verfassungs gesetze zurückgcwiefen und behauptet den Rcchtsdoden seiner alten Sondervcrfassung. Unter glücklichem Verhältnissen, als die heutigen es sind, würde dieser Widerstand Un garns gegen die Verwirklichung der österreichischen Ver fassung kerne ernsthafte Bedeutung haben. Allein leider sind die Umstände, welche heute den Protest des unga rischen Landtag» umgeben, nicht so günstige, sondern Widerwärtigkeiten aller Art verleihen dem Widerstande Ungarns gegen die Verfassung eine Bedeutung, welche derselbe dhne sie lonst nimmermehr haben würde. Außer Ungarn f hlen der zur Wahrnehmung der konstitutio nellen Gercchlsanre der Bevölkerung berufenen R-präscn- tantenoersammlung auch Kroatiens und Slawoniens, Lombardo-Venetiens, JstrienS, sowie bis jetzt noch Sieben bürgens Abgeordnete, und von den 35 Millionen Seelen, welche die Einwohnerschaft deS Kaiserreichs sind, würden nicht weniger als 15 Millionen ihre Vertreter entbehren. Dazu tritt, daß außerdem die Repräsentanten von viel leicht m hr als fünf Millionen Oestcrrcichern sich ver bündet zu haben scheinen, im gegebenen Momente durch ihren Austritt da- Gewicht der Versammlung zu schwächen. Und ein solches Rumpfparlament soll in solchem Momente die selbst in ruhigen Zeitläufcn gewaltige Ausgabe einer Constituirung Oesterreichs vollbringen! Wahrlich, c» ist ein gewaltige? Unternehmen! Wir wollen nicht zögern, zu sagen, daß wir uns Denen bcigescUcn, welche an die Wiederherstellung Oesterreichs auf dem Boden einer con- strtutioncllen Reich-Verfassung glauben, aber das vermag uns nicht daran zu hindern, daß wir unablässig die Si tuation in ihrer ganzen Schwierigkeit dar stellen, denn für das Gelingen des begonnenen Werkes könnte Nichts vcrhängnißvollcr werden, als die Selbsttäuschung im Op timismus. Wenn wir auch die politische Nothwendigkeit der Auflösung des ungarischen Landtags ganz unbedingt anerkennen, so verbietet uns doch unser mit Vaterlands liebe gepaarter Freihcitsstun cin Triumphgcschrci oder gar einen Lärm der Schadenfreude darüber zu erheben, daß der Landtag endlich aufgelöst wurde. Die Auflösung des Landtag» ist einmal gerechtfertigt, aber nun erst mit artistische Congreß eröffnet, auf welchem die Fragen zur Sprache kamen, deren Lösung den Künstlern aller Länder, ohne Unterschied der Schule und deS System', ganz be sonders am Herzen liegen. Die meisten europäischen L nder waren durch Künstler und Gelehrte dabei -ver treten. Hauptgegenstand der Berathung war: Wahrung des literarischen und artistischen EigenthumS. Franzosen, Belgier und Deutsche bctherl.gten sich besonders an der Debatte. Die Franzosen wollten das Eigenthumsrecht auf die Ewigkeit ausgedehnt wissen; Belgier und Deutsche waren sür die Zeitlichkeit, für eine Frist von 30 bis 50 Jahren. Bei der Abstimmung drang die letzte Mei nung durch; dcch haben die Franzosen gegen die Art der Abstimmung protestirt, und wir wissen noch nicht, ob mit Erfolg. Wir behalten unS vor, über die weitern Sitzungen und die Resultate des Kongresses nachträglich ausführlicher zu berichten. — Den Schluß dieses zweiten Festtages bildete ein großes Coneert im „Thöätre Rcyal"; die 8xmptronie beroigue von Beethoven, der 18. Psalm von Marcello, die „erste Walpurgisnacht" von Mendels sohn-Bartholdy, eimnl rle öloöl von Roland de Lattrc, eine Arie von Mozart, ein Concert für Violine von Beethoven, Variationen von Rode und das „Hallelujah" von Händel kamen uns dabei, unter Mitwirkung von Fräulein Arlot und der Herren Warnctz, Joachim auS Hannover und Valsovani, Bariton vom „Theater der Königin" aus London, zu Gehör. Dienstag den 20. August wurden am Morgen, nach der Sitzung de» Kongresses, die interessanten Daumonu- mente und übrigen Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein genommen, worunter auch eine in diesen Tagen enthüllte Statue von Buduo jnat. Nachmittag» gab es Eoncert im zoologischen Garten, der gegenwärtig, nebenbei bemerkt, einer der sehcnSwerthesten und reichsten Gärten dieser Art mit in Europa ist, und am Abend dem Abbruch der Verhandlungen beginnt sür «ine Re gierung, die konstitutionell zu regieren gelobt hat, die schwierigere Aufgabe. Wir haben eben eine ReichSoer- fassung, eine Relch-vertrctung und eine RerchSregierung, und es ist ein unser» BedünkenS unlö-barr- Problem, ohne die nun bestehe.de Verfassung zu verletzen, auch nur in einem Thrile der Monarchie adfolutistifch zu re gieren. Nun giebt es aber, um jetzt nach Auslösung des Landtags in Ungarn constitutromü regieren zu können, nur ein Mittel, die Administration de- LandcS in die Hände verantwortlicher, dem ungarische» Landtage ver antwortlicher Minister zu legen. Hat zwar daS officiöse Blatt de» Ministeriums den Gedanken, die unbeschadet der Reichseinheit abgesondert zu behandelnden Theile der Administration Ungarns, Inneres, Justiz und Cultu», verantwortlichen Ministern anzuvertraurn, schr entschieden zurückgewiesen, so wiederholen wir denselben um so ernst hafter, als bis jetzt außer der Auflösung des Landtag- noch nichts über die fernere RcgicrungSpolitik Ungarn gegenüber beschlossen zu sein scheint. In dieser, durch eine Reihe von Mißgriffen geschaffenen Konfiguration bleibt die Ueberantwortung der Administration Ungarns an ver antwortliche Minister das letzte Rettungsmittel einer eon- stitutionellen Taktik. Daß ein solche» Ministerium allein der Aufgabe gewachsen wäre, in Ungarn die Einberufung eines Landtag» in erfolgreicher Weise vorzubereitrn, ist leicht einzusehcn, sowie es unläugbar rst, daß nur in der Anwendung solch konstitutioneller Mittel die Möglichkeit liegt, der Reich-Verfassung endlich auch in Ungarn zum Siege zu verhelfen." TlMsgcschichte. Wie«, 22. August. Ucber den Gang der Ver handlungen in den letzten Ministerconferenzen, welche sich mit der ungarischen Angelegenheit be schäftigtrn, kann die „Wien. Corresp." gerüchtweise -nit- th ilen, daß der Entwurf eines R scriptS, durch welche- die Auflösung de« ungarischen Landtags verfügt werden sollte, der vom Grafen Forgach vorgelegt wurde, bei den übrigen Ministern Widerspruch gefunden habe, al» zu weitläufig und verschiedenen AuSle ungen Raum gebend. Nach erfolgter Erntgun r über die Tcrtirung deS Reskrip tes gelangte man zur Frage de» Manifestes, zu welchem ein vom OberlandeSgertchtSrath Perthalcr verfaßter Ent wurf durch Staatsminister v. Schmerling vorgrlegt wurde. Die Arbttt an sich fand asifeittg« Billigung, doch erklärte sich Graf Rechberg gegen den Erlaß eine- Manifeste» überhaupt, weil dasselbe wie eine Rechtfertigung vor der Welt erscheinen und möglicherweise den Vorwand zu frem der Einmischung in eine durchaus innere Angelegenheit geben könne. Die Minister Forgach und Esterhazy traten dieser Auffassung bei; auch die Herren v. Mecsery und Lasser neigten sich derselben zu. Dem gegenüber nahm Herr v. Schmerling seinen Antrag zurück und wollte eine, den wesentlichen Inhalt des Manifeste- wiedergrbcnde Botschaft an den ReichSrath und Mithcrlungen an sämmt- lirbe Statthaltereien, einschließlich Ungarn», substttuirt wissen, doch wurde schließlich eine Einigung dahin erzielt, daß das Auflösungsdecret selbst in wenige Worte g'faßt, aber von ein r populären Kundmachung an die Bevöl kerung Ungarn» begleitet fein sollte. Dies war am 17. August. In der Sitzung vom 19. August wurde sowohl daS neue R script, als die Ansprache an beide Häuser deS ReichSrathS verlesen und genehmigt. Da Graf Apponyi zum großen Befremden des Min st.rraths durch Graf Fo gach die Bitte aussprechen ließ, ihn mit der Vornahme der Auslösung de» Landtages zu ver schonen, fiel die Wahl auf den Grafen Haller, welche be kanntlich auch die Billigung Sr- Majestät erhielt, während dem Wunsche des Grafen Forgach, daß da- Rcscript vor der UnterfeitigU'g noch d.m G afen Apponyi und an dern un,arischen Magnaten vorgelegt werden möchte, nicht gewillfahrt wurde. Wien, 23. August. (Tel.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses verlas der Staat-Minister Ritter hatte die Stadt Häuser und Kirchen illuminirt; zu gleicher Zeit wurde auf dem Boulevard Leopold cin großes Feuerwerk abgebrannt. Den Schluß aller dieser Festlichkeiten, welche die Stadt Antwerpen den hier ver sammelten Künstlern gab, bildete cin glänzende- Balls.st > im „Thöätre des Vari-WS". , Ich habe bereit- gemeldet, daß neben diesem Künstler- c feste ein großes Volksfest stattfand, dessen Pro-ramm t ebenso reich war, wie daS des Künstle, feste-. Alle die : einzelnen Festlichkeiten, zu denen die Künstler eingcladen ! waren, mitzumachcn, mit anzusehcn und mit anzuhörcn, wäre über MenschenkrLfte gegangen. Diese F stlicbkeitcn c wurden durch eine große Proc.ssion, an der alle G.werke > und Korporationen Antwerpens thcilnahmen, cingeleitet; r eine Revue der Nationalgaiden folgte sodann, welche > aus Theilen deS Königreichs an dem in diesen Tagen > hier stattfindcrrdkn großen Preisschießen sich bctheiligtcn. ; Fer cr bestand » diese F.st ichkeiten aus nautischen r Spiel.» in den Bassins, wo gegenwärtig über 200 Schiffe, darunter die größten Seeschiffe, liegen, und endlich an- , einem großen Festzuge du ch die Stadt; die Thcilnchmer , daran, IH'ilS zu Fuß, IheilS zu Pferd, erschienen meist / in mittelalt, rlichcn und phantastischen Trachten, auch an r komisch n Masken und derben Volkswitzen fehlte e» S nicht; um zehn strtllich., von zwanzig Pferden gezogene r Wagen mit allegorischen Da-stellungcn gruppirten sich die verschiedenen Abteilungen deS heitern Mummcn- > schanzes, welcher unter dem Gedränge und lauten Jubel - deS Volkes die ganze Stadt durchzog. DaS Ganze zauberte unS das alte Antwerpen in seiner Blüthezeit vor Augen; eS war ein buntes, toll-S, lustige» Treiben, und daS Künstlerfest hätte keinen schöner» Hintergrund haben können, als dieses Volksfest, welche» deutlich zeigte, wie der Geist der alten Niederländer noch immer in Belgien und besonder» in den Brabantern lebt.
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