Dresdner Journal : 09.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110095
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611009
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-10
- Tag1861-10-09
- Monat1861-10
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- Dresdner Journal : 09.10.1861
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Mittwoch, den 9, Oktober 18VI Iluonurmenlsprelst: .OibrlieU t d i bw. 10 k!xr. io >»«tr»«a > Iw L<ut»»a» ' ,/tiiirl.: 1 „ 10 „ „ „ stritt kost uuö j»Ivui»tllc>l io vi«»ä«o: 15 ktjxr s 8t«mpet»o- l.ii rvlo» ^umm«rv: 1 d>xr 1 »ebi»^ biuru. Lnftratrnpreist: t'Iir <teo li»um «ioer e«»j-»I1«oeo ?!eile: 1 ktxr. Unter „tlloxesnnüt" Li« 2«il«: 2 ki^r. Lrschetn«: out Lannnkin« Lor 8ooo ooä k«i«rt»E*> LH«nL» Mr ä«n koixeoäeo 1»^. Nrrs-nerMurml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Jasrratenannahmr auswärts: I«tpii^! k'o, Lotsosrrrri:», Oommiiriooiir Le, DresLner .lo'irnsl«: «b«nL»,»Id,t: II. Ur»»!!»; Llton»: II>x,«i«,r»i!!< t Vooi.ii«; L-rlia: Ooosits'sl'tie liueiik., lirr» n» rr« , tlor^ou; Lrewso: ti. 8ru«.orri;; krsokkort ». H ,el>« Hu< UbuoLIuiix; Xoillt ^ooi.r IlLi-ei«»», kwii: v. I.ovrxrir.» (28, rue Le, dun, enfuns); krsxt t-'o. i:nni.io»'» ttuudduuLiunx. cherausgrber: Küui^I. kipeLition Le, I!re»Ln«r ^uorools, ' DreiLen, Stnrieuitr»,,« blr. 7. NichtamUichrr Theil. Veterslcht. Telegraphisch« Nachrichten. Aeit»»gsscha». (Nene Preußische Zeitung. — Con- stitutionnel. — Ost-Deutsche Post. — Presse. — Orsterretchisch« Zeitung. — Patrie. — Pay«. — Mor- ning-Post. — Preß). Lngrsgrschichte. Wien: Landtagseinberufung ktwartet. Smolka« Jnteruirung. Tert de» Prrßgesetzentwurs». — Berlin: Königin Elisabeth. Meyerbrer'sche Krö» nungteompostttonen. Betheiligung de» Abgeordneten haus»» an der Krönun-Hfeier. — München: Der Btertaris in der MktchSrathSkammer. — Hannover: Depesche an die Hansestädte in der Flottenangrlegrn- heit. — Darmstadt: Ankunft de« König« von Grie chen!. — Bremen: Neuer Redakteur de« HandelSbl. — Comptögne: Die Ankunft de« König« von Preu» ßen. — Bern: ThatsLchliche« am Constitutionnel- artikel. — Turin: Bischof von Cremona verhaftet. Buoncompagnt über die römische Frage. — Rom: Päpstliche Allocutton. — Madrid: Prinzessin krank. Dir neapolitanischen Archive. Truppen auf den An tillen. — Kopenhagen: Eröffnung de« Reichstage«. Tage«bertcht. — Serbien: Dir Herausforderung de« österreichischen Consul«. — New-York: AuSclartren confiScirter Fahrzeuge. Au« Merlco. Proviazialvachrichteu. (Leipzig. Budissin. Löbau. Plauen.) Eingesandt«». Statistik und Bolk»»irthsch«ft. Feuilleton. Inserate. Tagesneuigkeitrn- Bsrsen Nachrichten. Telegraphische Nachrül)te». Co«pi»-«e, Montag, 7. Oetoter, Mittag». Gegevtvärlig findet die Treibjagd statt. U« st Uhr werden die Majestäten eine Promenade nach Pierre fond» machen, Lbend» einer rheaternorstellung bei wohnen. Die Zusammenkunft hat dtne» durchau» hergtichen llshararter. Compi^gve, Montag, 7. Oktober, Abend». Rach den eingetroffenea Di»pofitionrn werden Se. Majestät der König morgen um halb 1 Uhr Cam pagne verlassen. London, Montag, 7. Oktober. Die heutige „Morning-Post" sagt, daß der König von Preu ßen durch seine Reise nach Compi^gne wahrschein lich nur den Besuch in Baden erwidere. Der König habe Recht, wenn er die Beziehungen zwi schen Frankreich und Preußen auf bessern Kuß stellen wolle. Dir Fragen im Norden und Westen Europa» rxistiren, ihre Lösung aber würde die Mitwirkung auch anderer Mächte al» blo» Frank reich» und Preußens erfordern. „Morning-Post" zweifelt, daß der König von Preußen wie der Kai ser von Frankreich die Abficht haben, ihre Lösung durch den Besuch in Compiögne zu beschleunigen. Ragusa, Montag, 7. Oktober, Abendü. Die Aufständischen und Montenegriner griffen am 3. 6 Bataillone türkischer Truppen auf dem Rück märsche von Nikktsch bei Duga an. Nach vier stündigem Kampfe flohen dir Türken, 100 Tobte und Berwundete zurücklaffend. New-Dock, 27. September. General Lane hat die Conföderirten bei Papen»ville geschlagen. Eine Seeerpedition unter Shenan wird bald nach dem Süden absegeln. F e uillet o n. Literatur. In unfern Literaturgeschichten ist im Allgemeinen die komische Literatur sehr ungenügend be handelt, und so auch namentlich die Geschichte de« deut schen Lustspiel«. Diese ästhetisch nicht begründete Ver nachlässigung steht allerding« in Wechselwirkung mit der Thatsache, „daß im Grunde nur sehr wenige unsrer Poeten ersten und zweiten Range« sich in der Comödie versucht haben, daß dieselbe stets der eigentliche Tummel platz von Talenten inieriorw veLini, gewesen ist, und daß st« jetzt eben auch wieder, wie nicht minder in der Ver gangenheit, ausschließlich in den Händen von Fabrik arbeitern sich befindet, al« da« Drama." Im Allge meinen muß da- zugegeben werden ; dennoch haben sich in neuester Zeit manche unsrer hervorragendsten Talente im Lustspiele mit mehr oder minder Glück versucht. Unsre Klassiker freilich, mit Ausnahme Lessing'«, hielten sich vom Lustspiel« fern, mit einiger Mißachtung seiner Be deutung, die in ihrer Zeitrichiung und in ihren indivi duellen Anschauungen lag, aber gewiß nicht au« Mangel an Begabung dafür. In dieser Hinsicht kann man Kneschke« Meinung über Schiller nicht beistimmen, und zur Widerlegung sei auf Kuno Fischer'« Schrift „Schil ler al« Komiker" verwiesen. Besitzen wir aber auch keine großen Lustspieldichler nach Lessing, so ist unsre Lustspiel-Literatur doch keineswegs arm, und an Talent dafür hat e» bi« zur Localposse herab nicht gefehlt. Au« früherer Zeit bleiben Kotzebue und auch Kleist von Be deutung, und in neuerer finden wir von Gutzkow, Freytag, Bauernfeld, Hackländrr, Benrdir, Schleich, G. zu Pullttz rc. sehr gelungene und auch anerkannte Pro duktionen. Kneschke (Da« deutsche Lustspiel in Vergangenheit und Gegenwart. Kritisch« Beiträge zur Literaturgeschichte Dresden, 8. Oktober. In der „Neuen Preußischen Zeitung" wird dir freudige Stimmung besprochen, mit der die Blätter der „nationalen Partei" sich über die Consegurnzen der Zusammenkunft in Comptögne aussprechen: „Im Grunde kann eS nach Allem, was vorgegangrn, auch nicht mehr besonders auffallen, daß diese Organe, welche fast ohne Ausnahme Hand in Hand mit dem rheinischen „Moniteur" Feindschaft gegen die BundrSmacht Oester reich und Freundschaft für Frankreich al» den Leitstern der preußischen Politik hinstellen, sich von Paris ange zogen fühlen. Zeigen doch massenhafte Kundgebungen der Partei, wie sie wesentlich auf eine französische Unter stützung die Hoffnungen für das Gelingen ihrer sardini schen „deutschen Rrformpläne" baut. Bekanntlich wurde von den Wortführern des NationalvereinS stets eia mäch tige- Geschrei sittlicher Entrüstung erhoben, wenn wir den Verein als ein unbewußte- Werkzeug Frankreich bezeichnen mußten. Heute legt der warme Eifer, mit welchem die Organe de- Vereins sich der französischen Interessen annehmen, fast die Versuchung nahe, die Mei nung von der völligen Bewußtlosigkeit etwa- abzumindern. Da kommt z. B. die hiesige „Volkszeitung" und giebt den Rath, Preußen solle in Compiögne dem Kaiser den Fortbestand seiner Dynastie garantiren, um dafür die Zusicherung einzutauschen, daß Frankreich nicht blo- einer innerlichen Reorganisation „Deutschlands" nach Cavour'- schem Muster keine Schwierigkeiten in den Weg legen, sondern von derselben auch jede fremde Intervention fern halten werde. Ein andere- radikales Berliner Blatt eignet sich mit Genugthuung die von der „Independance belge" ausgesprochene Meinung an: in Compiögne werde es sich vornehmlich darum handeln, Bürgschaften zu ge winnen, daß Preußen sich nicht in einen neuen italienisch österreichischen Krieg einmische und zugleich die übrigen deutschen Staaten verhindere, für Oesterreich Partei zu ergreifen. Die „Vosstsche Zeitung" verlangt geradezu einen Pakt zwischen Preußen und Frankreich, durch den beide hier wider Oesterreich, dort für die „deutschen Verhältnisse" sich gegenseitig freie Hand und freie Praris gewährleisten sollen. Sogar dafür möchte La« würdige Blatt dem Kaiser der Franzosen Bürgschaften geboten wissen, daß selbst im Falle einer abermaligen französischen Hilfsleistung für einen sardinischen EroberungSzug gegen Oesterreich Preußen sich jedweder Einmischung enthalte. Natürlich kann e» uns nicht Herkommen, über die sclt- sm« politische Einßcht dieser «dein Denker auch nur rin Wort za verlieren. Wir haben lediglich di« Gesinnungen' vorsühren wollen, welche sich in den Darlegungen unsrer „echtesten VaterlandSfreunde" abspiegeln, um daraus hin- zuweisen, wie die deutsche „Fortschrittspartei" im Interesse der von ihr verfochtenen Sache allerdings ganz konsequent verfährt, wenn sie einer Verständigung Preußens mit Frankreich aus Kosten der Sicherheit de- innern Frieden« und der vertragsmäßigen Rechtsordnung Deutschlands da- Wort redet." Der telegraphisch signalisirte Artikel de« „ Consti tution» el" über den Besuch des Königs Wilhelm in Compiögne bedarf keiner ausführlicher!! Reproduktion, da die Hauptstellen desselben telegraphisch ziemlich genau wicdcrgegcben sind. Die Haupttendcnz desselben ist offen bar gegen Oesterreich gerichtet. Von Interesse ist es daher zu hören, waS die Wiener Blätter darüber urtheilen. Die „Ost-Deutsche Post" sagt u. A.: „Der „Constitu- tionnel" ist zu hitzig in« Zeug gegangen, er hat den richtigen Ton nicht getroffen und sein Aerger verräth, was freilich nicht der Pariser Philister, was aber das Ausland zwischen den Zeilen seines Artikels herauslesen wird. Wozu die Glruh des Hasses gegen Oesterreich, wenn man de« Sieges schon so gewiß ist oder vielmehr gar keine Siege mehr begehet, sondern bloS noch den Ruhm des Univrrsalpacificators anstrebt? Wozu die kin dische Anschuldigung, daß die preußischen Blätter die An klage der österreichischen Journale, cs werde sich in Com- pii'gnc um die Abtretung der Rhetnprovinz als Preis der deutschen Kaiserkrone handeln, nicht entschieden genug widerlegen? Seit wann müssen Pariser Zeitungen die unseres Volke«. Leipzig, Veit u. Co.) bezeichnet seinen Standpunkt folgendermaßen: „In der That achten wir die Comödie nicht um einen Deut geringer, als die Tragödie, und meinen, e« gehöre eine gleich große künstlerische Bega bung und rin in demselben hohen Maße entwickelter Sinn für das ästhetisch Schöne und poetisch Wahre dazu, um ein gutes echte- Lustspiel zu dichten, als man vom Tragiker zu fordern berechtigt ist. Und ebenso find wir der Ansicht, daß die Literarhistoriker nicht erst warten sollten, bis die Dichter, die sich durch anderweitige Produktionen schon einen Platz in der Geschichte der Poesie erworben haben, zufällig auch einmal auf den Gedanken kommen, ein Lustspiel zu schreiben, um dann demselben auch ihre Aufmerksamkeit zu schenken und in den literarhistorischen Compcndien seiner Erwähnung zu thun; sondern wir denken, eS sei vorerst Absicht der Kritik, dem Lustspiele mehr Recht und Würde zu gönnen, als bisher, um dann sicher erwarten zu dürfen, daß auch die hervor ragendsten der productiven Geister sich öfter demselben zuwenden und so ganz von selbst die Thätigkcit und die Erfolge der l)ii inlerinri, orllini, beschränken werden." Von solchem Standpunkte au« hat der Verfasser mit außerordentlichem Flriße und mit möglichster Vollständig keit seine historisch-kritische Uebersicht über die deutsche Lustspiclproduction geschrieben, und sein Wert ist in hohem Grade aneikennen-werth, wenn Wir gegenüber seinen Mängeln die Schwierigkeit erwägen, diesen Stcfs zum erst.« Male zu ordnen und zu behandrlrz. Die Daist.Uung konnte unter diesen Umständen nicht die vollständige Beherrschung deS Materials erlangen, und ebensowenig die erwünschte Durcharbeitung des SlylS, für die frührrn Zeitpcriodcn entstand manche Lücke, wäh rend dem neuesten Zeitabschnitte eine etwa« zu wert aus gedehnte Beachtung gewidmet wurde: dir Analyse unbe- deutendster TageSproducte sollte den Literarhistoriker nicht Ehre König Wilhelm'- hüten? Wa« soll der Unsinn, Preußen habe Oesterreich, selbst um da« Anerbieten be deutender Concesstonrn am Bundestage, nicht seine Hilse zur Niederhaltung der Nationalitäten gewähren wollen? Nur den Franzosen Sand in dir Augen streuen! Nicht Oesterreich bedurfte der fremden Unterstützung, um mit der Mtionalitätcnfrage fertig zu werden, sondern Frank reich brauchte Preußen- Beistand, um au- den Schwie rigkeiten Oesterreichs jenen Nutzen zu ziehen, den eS sich selber davon versprochen — und bet diesem erbaulichen Handel hätte dann allerdings die Idee, Deutschland zu cavouristren, die der „Constitutionnel" jetzt verketzert, wie der Fuchs in der Fabel die zu hoch hängenden Trauben für sauer auSschrrit, eine Rolle spielen müssen. Nie jedoch hat rin österreichisches Blatt rin solches Projekt Preußen, nur dem Tuileriencabinet hat man eS in die Schuhe geschoben, und die ungeschickt heftige Art, in welcher der „Constitutionnel" jetzt das mißglückte Spiel zu maskiren sucht, beweist eben, wie vollständig dasselbe verloren gegangen ist." Die „Presse" bemerkt über den Constitutionnel-Artikel: „Deutlicher kann man die Schadenfreude über die im März d. I. gescheiterten Un terhandlungen zwischen Oesterreich nicht zur Schau tragen; deutlicher kann der „Constitutionnel" nicht offenbaren, wie sehr der österreichisch-preußische Hader die franzö sischen Interessen fördert. Jenen eigcnthümlichen Pa trioten in Deutschland, die über jede Erweiterung der Kluft zwischen Wien und Berlin frohlocken, möge der heutige Artikel des „Constitutionnel" eine Lehre sein. Preußen und Oesterreich ließen einander schon einmal in diesem Jahrhundert im Kampfe mit Frankreich im Stich und ernteten Schmach und Schande. Soll das selbe Slück in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts noch einmal ausgeführt werden? Der „Constitutionnel" prophezeit heute Oesterreich bei jedem Versuche, das Bünd- niß Preußens zu erlangen, eine Schlappe, und macht die österreichische Presse dafür verantwortlich, wenn in Deutschland die Besorgniß herrscht, es könnte von Preu ßen die Rhcingrenze gegen die Kaiserkrone eingetauscht werde«. In Form einer Anklage gegen Oesterreich schmug gelt der „Constitutionnel" eine lediglich durch die fran zösische CompensationSpolitik in Italien angeregte Ver- muthung in die DiScussion. Die österreichischen Blätter überlassen eS den preußischen, dem „Constitutionnel" hierauf zu antworten. An sie ist die Frag« gerichtet, WaS sie von diesem Tauschgeschäfte halten , sie stad dem „Constitutionnel" in dieser Angelegenheit nicht entschieden genug." Di« „Orsterreichische Zeitung" schreibt u. A.: „Herr Grandguillot hat grthan, als lägen wir Preußen zu Füßen mit der Bitte, eS möge unS helfen Ungarn, Polen, Tschechien bändigen, dafür wollten wir ihm die erste Rolle, die wir bisher in Deutschland spiel ten, abtreten, und als hätte Preußen unS abgewirsen. Er hat gcthan, als käme der König von Preußen nur nach Compt« gne, um dort einen Handelsvertrag in Ord nung zu bringen. Er hat endlich behauptet, die öster reichischen Blätter hätten gesagt, der König von Preußen wolle die Kaiserkrone für die Rheingrenze eintauschen, und er liest den preußischen Blättern den Tert, weil sie den Besuch zu Compi-gne nur einen Artigkeitsbesuch nennen. Aus dies Alles haben wir eigentlich nur eine Antwort : Ist Alles nicht wahr! Wir haben erstens nie die Hegemonie in Deutschland gehabt, seitdem ^>as heilige römische Reich zu sein aufhörte. Das Präsidium am Bunde kommt dem Kaiser von Oesterreich zu, aber die Führerschaft in Deutschland haben wir nie gehabt, Oester reich hat sich auch von Preußen nicht erbeten, eS solle ihm die Nationalitäten bändigen helfen, und hat ihm dafür nicht die Theilung deS Präsidiums am Bunde an getragen, auf das wir, offen gesagt, für unfern Theil sehr wenig Werth legen. Mit den Nationalitäten werben wir schon selbst fertig werden. Es ist eine Lüge, als hätten wir je gesagt, König Wilhelm gehe nach Paris, um den Rhein zu verschachern. Wenn je solche Gedanken auftauchen konnlen, wären sie durch ganz andere Aeu- ßcrungen als jene der österreichischen Blätter oder der österreichischen Regierung wach gerufen worden, und al so eingehend beschäftigen. Dagegen ist der Verfasser einer liefern Erwägung deS kulturhistorischen Elements, der charakteristischen Wirkung von Bildung, socialer Sitte und herrschenden Zeitide^n auf die Entwickelung deS Lustspiels zu sehr auSgewichen, und manche seiner übri gens verständigen und kenntnißvollen Urtheile würden dadurch noch günstige Modifikationen erfahren haben. Jedenfalls aber hat Kneschke da- Verdienst, ein über sichtliches und unterrichtendes, historisch kritisches Werk über das deutsche Lustspiel geliefert zu haben, welches in der Literaturgeschichte eine oft gefühlte Lücke dankenS- werth auSsüllt und den Laien wie den Mann von Fach ästhetisch und wissenschaftlich lebhaft interessiren und mannichfach belehren wird. Verschiedene sehr bcachtenSwerthe Thatsachen treten unS in der speciellen Geschichte deS Lustspiels entgegen, so unter andern die, daß außerordentlich viel deutsche Schauspieler und Bühnenbirectoren im Lustspiclschreiben thätig waren, z. B. Jffland, Schröder, Beck, Ziegler, F. v. Holbein, Lebrun, P. A. Wolff, B. Schneider, L. Angely, Ed. Devrient, V. Bogel, C. P. Berger, Töpfer, C. Göcner, Frau v. Wcissenthurn, Frau Birch-Pfeiffer, Räder rc. Fast alle diese kamen indeß nicht darüber hinaus, für den gewöhnlichen Tagesbedarf zu sorgen, und nur Einige brachten eS wenigsten- zum soliden bürgerlichen Schauspiel; sic unterscheid«» sich darin sehr stark von Moli-re und Shakespeare, die doch auch Schau spieler und Bühnendircctoren waren. —u— * Die „A Pr. Z " berichtet von einer neuen An wendung de» Stereoskops. Ein Photograph in England hat den geistreichen Gedanken gehabt, das Stereoskop gewissen astronomischen Zwecken dienstbar zu machen; er hat nämlich vorgrschlagen, dasselbe zur Ver folgung der Bewegungen von Doppelsterncn zu br- man in den gothaischen Organen von der Wichtigkeit dieser Zusammenkunft nrbelbildrrte, war eS unser Cor- respondent, der unS die Worte de- König« hinterbrachte, wodurch dieser Monarch seinen Unwillen darüber zu er kennen gab, daß man eine Höflichkeitsangelegenheit in einen Act von politischer Wichtigkeit umgestalten wolle. Die französischen Blätter, die Organe der Tuilerien haben blinden Lärm gemacht. Si« haben eine neue politische Comödie verkündet und der König von Preußen sollte dabei eine Rolle haben. Der König aber ist ein echter deutscher Mann, der sich noch viel zu gut hält und viel zu gut ist, um als Zerstreuungsgegenstand für die Pa riser zu dienen; er geht nach Compisgne, einfach und schlicht wie er ist, und macht dem Kaiser der Franzosen seinen Gegenbesuch, damit hat die Sache ein Ende. Po» litifch ist da- Errigniß nicht, daS gesteht der „Constitu- tionnrl" selbst ein, was er da von socialer Bedeutung murmelt, mögen nur Jene verstehen, die sich in die höher» Regionen französisch-officiöser Phraseologie zu versteigen vermögen. Ein Handelsvertrag wird ebenfalls in Com- ptögne nicht abgeschlossen. Man kann sich darüber in Elberfeld und Gera einstweilen beruhigen. Die nach träglichen Forderungen Frankreich- erfordern reifliche Er Wägungen und werden kaum zugestanden werden, ehe eine Confcrenz aller ZollvereinVstaaten darüber berathen hat. Die Pariser Federn haben des Guten zu viel ge- than, sie müssen ihren frühern Erpectorationen einen Dämpfer aufsehen, und sie möchten denn doch ihren Lands leuten darthun, daß wieder eine große That geschehen So muß denn Oesterreich der Prügelknabe sein, der die Schuld trägt, wenn nicht mehr aus diesem Besuche würde; damit regt man das französische Volk gegen Oesterreich auf und davon kann man seiner Zett Nutzen ziehen, dabei aber sollen Bourgeosie und Arbeiter glauben, daß für sie unermüdlich gesorgt werde; selbst ein König muß nach Frankreich kommen, damit die französischen Bronze waaren und die französischen Weine Absatz finden." Die „Patrie" bringt ebenfalls einen Artikel über den Besuch des Königs von Preußen. Auch sie giebt ihm eine weil höhere Bedeutung, als die eines blosen Höflichkeitsbesuch», da er bestimmt sei, „VorurtherlS und Mißverständnisse zu zerstreuen, welche nicht die Folge einer natürlichen Feindschaft der beiden Nationen, son dern einer vorübergehenden Lage seien, die durch gewisse Ereigntsse der Geschichte geschaffen wurde." Sie wirft einen Blick aus die Verträge von 1815 und das Berhäu- «iß zwischen Frankreich und Preußen, welches dieselben geschasst«, sie kommt dann auf die „nationale" Bewegung tn Deutschland, wrlche sich um Preußen schaare. Dir „Patrie" fragt, welche Sympathien die verschiedenen Groß Mächte dieser Bewegung entgrgenbringcn können. Oester reich sehe sich durch sie aufs Schwerste bedroht und auch Rußland fürchte sie, „weil sie eine feste Schranke zwi schen dem Orient und Occident aufrichten würde." Eng land sei allen Veränderungen der Lage von 1815 abge neigt. Frankreich endlich würde gern Preußen zur Seite stehen, wenn nicht mächtige Interessen der Sicherheit angesichts seiner „offenen Grenzen" eine solche Politik zu einer verwegenen und gefährlichen machten. Die „Patrie" unterläßt cs, noch deutlicher in Betreff der offnen „Grenzen" zu werden und wünscht nur in ganz allge meinen Ausdrücken ein gutes Verhältniß zwischen den beiden „durch frühere Katastrophen getrennten" Staaten. Sie hebt endlich mit großer Wärme die Verdienste d s Königs Wilhelm und die fruchtreichcn Ergebnisse früherer fürstlicher Zusammenkünfte hervor. — Der Artrk l der „Times" über die Zusammenkunft wird von den meisten französischen Blättern heftig angefochten. Namentlich sehen die „D« bats" in der aufreizenden Sprache de« tonan gebenden englischen Blattes rine Gefahr für das Bünd- niß Englands mit Frankreich. Das „Pays" erinnert an die höchst verletzende Sprache, welche englische Mini ster, Parlamentsmitglieder und Zeitungen bi« vor Kur zem mit seltener Ucbereinstimmung gegen Preußen ge führt hätten, dem man jetzt plötzlich beweisen wolle, daß Frankreichs Freundschaft ihm verderblicher sein würde, als die offenste Feindseligkeit. nutzen. Ein Doppclstern wird bekanntlich durch zwei Fixsterne gebildet, die sich scheinbar so nahe stehen ( hre Entfernung beträgt meist nur wenige Sekunden), daß eS nur mit guten Fernröhren möglich ist, den cincn von dem andern zu trennen. Mit den blosen Augen sieht man daher immer nur einen Sllrn. An sehr vielen dieser Doppelsterne, deren man schon mehrere Tausende kennt (der Polarstern ist z. B. ein Doppelstern), haben die Astronomen die Bemerkung gemacht, daß der eine Stern sich immer um den andern bewegt; und gerade dieser Umstand hat die Doppelsterne zu so merkwürdigen Himmelskörpern gemacht. Ihre Umwälzungen gehen aber in den meisten Fällen so sehr langsam von statten, dauern oft mehrere Hundert Jahre, daß wahrscheinlich nur auS diesem Grunde der so sehr geringen Beweglich kert an vielen Doppelsternen überhaupt noch gar keine Bewegung hat nachgcwiesen werden können. Würde man nun aber zwei photographische Bilder de« vermeintlichen DoppelsterncS, wovon daS eine möglichst lange Zeit nach dem andern ausgenommen ist, unter das Stereoskop bringen, so würde sich hier jede noch so kleine Bewegung verrathen, die in der zwischen der Aufnahme d r beiden Photographien verflossenen Zeit erfolgt ist, und zwar ganz nach dem Principe, wie Dove eine falsche Kissen anwcisung von einer echten durch das Stereoskop Hit unterscheiden gelehrt. Doch cs ist dies eben nur ein Vorschlag, uid wir müssen erst abwart«.», ob die Aftro nomen davon werden Gebrauch machen können. * Der zweite Theil der Novara-Reise wird in diesen Tagen der Oeffcntlichkeit Übergel en werden. Gleich zeitig wird der mcdicinische Theil der wissenschaftlichen Resultate der Expedition, von Iw. Schwarz au-gearbeitet, erscheinep. j- Die Stadt Dordrecht, GebuitSort des berühmten Malers Ary Scheffer, wird dem Künstler rine Etatuc
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