Dresdner Journal : 02.11.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186111029
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-11
- Tag1861-11-02
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- Dresdner Journal : 02.11.1861
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SS«. Sonnabend, den 2. November. 1861 Abonnementsprrtse: äLlirlil-k: 5 rklr. IN Xxi-. in «»eAin. 1 „ IN „ „ öl»o»tliob in 0r«»ä«v: 15 Kssr. kivrsloo tiummoru: 1 I>'xr. Im tritt ?v»t- vml 8temp«Iru- biurn. Inseratrnpreifr: rar Seo K»um «Iller xe«p»Itkll«n keile: 1 Kxc. Unter „Lill^eellllÄ" äi« Kelle: 2 Hxr. «rslyrtne»; l^zliok, mit ^nevetlme 6er kvlln- llnä r«iert»x«, Abeoä, kür äeo kolxenäeo AresdnerÄMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Jaseratrnonnahmr aurwärt«: r». Iletllvsrnrrn», Oommieeioolr i 6e» r>re»6oer Zoura»I«; el><n6ll»ell>»t: II. Ha»»»:»; Altoa»: liLtienerer» 6t Veui rii; Lerlia: 6»uriv»'»et>e NuelN»., Ii»:re>««re«'e liurellu; Lrewvn: k. tienllnrr«; krellkkort ». U: .1^»»»n'ecllv 1ti><lil>«ii6I»»irXVIa: Xllnrr 8«i>L»ir»; k»r>,: v. I.üvllnrlll.4 (28, rue 6e» doll, enfene); kr»x: t'n. Loxi-icu» Luckliallälunx, cherausgeder: Nöolxl. krpeöitioll 6e» Nreiäner ckovru»!», vrenäeo, L1arieo»tr»»»« ttr. 7. -I Ämtlicher Thcil. Dresden, 3l. Oktober. Ihre Königlichen Hoheiten der H «rzog vonOporto und der Herzog von Beja, Jnsanten von Portugal, find gestern Abend A7 Uhr nach Frankfurt a. M. abgcretst. Dresden, 29. October. Ge. Majestät der König haben dem Zahlmeister bei den östlichen StaatSeifcnbah- nen Karl August Ludwig Haberkorn das Ehrenkreuz deS Verdienstordens allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphisch« Nachrichten. Zeitvllgsscha«. (Courrier du Dimanche). Tagetgeschichte. Wien: Der Primas von Ungarn. Ungarische Bauerndeputationen. Autonomie der Woi wodschaft. Vertrauensadresse für den Staatsminister. Pesth: Amtsentsetzung des Obernotars Kiralvi. Con- flict zwischen Offizieren und Studenten. Rücttritt deS Magistrats. Das Schreiben des Primas. Öf fentliche ComitatSsitzungrn verboten. — Berlin: Dall- fest beim Marschall Mac-Mahon. Soir< e beim Gra fen v. Redern- Silber an die Bank von Frankreich. Fürst v. Hohrnzollern. Ordensverleihung an Abd-el- Kader. Beförderungen in der Armee. Vermischtes. — Posen: Polendcmonstrationen. — München: LandtagSvrrhandlungen. — Weimar: Resultat der Landtagswahlen. — Oldenburg: Landessynode. — Ko bürg: Särge in das Mausoläum übergesührt. — Frankfurt: BundeStagSsitzung. Wahlen. Flotten versammlung. — Hamburg: Preßproceß. — — Pari-: Die mericanische Convention. Finanzielle Verlegenheiten. Der „Moniteur" über die Politik der kaiserlichen Regierung. — Bern: Commission in Sachen deS GrcnzconfiicteS. — Turin: Eisenbahn bauten. Einführung der Präfectentitel. Commissarc nach Neapel und Toscana. Garibaldi. Ministerial- rundschreiben an den CleruS. Der Zustand in Sici- lien. —Bologna: Polizeicommissare ermordet. — Neapel: Niederlage piemontesischer Truppen. Kopenhagen: Insolvenz des jütländtschen Städte» creditvereink. — St. Petersburg: Neuer Studen- teneonstict. — Warschau: Differenzen zwischen Sn- chosanet und WielopolSki. — Von der türkischen Grenz«: Kämpfe mit den Aufständischen. — New- Hork: Neueste Post. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt, Donnerstag, 31. Oktober Nackm. In der heutigen Sitzung des Bundestages urgirte Koburg die Behandlung des Antrages des Darm städter Nationalvereins und ermahnte zur Bundes reform im nationalen Sinne. Hannover brachte in derselben Sitzung einen, die Flottenangelegen heit betreffenden Antrag ein. (Vgl. die Frankfurter Correspondenz unter „Tagesgeschichte".) Bern, Donnerstag, 31. October, Nach«. Um die Verhaftung eines von den Waadtländer Ge richten vrrurtheilten Individuums zu verhindern, hat französisches Militär das schweizerische Gebiet de« DappenthaleS betreten. Der BundeSrath hat infolge dessen den Regirrungsrath Mign und den Obersten Beillon als eidgenössische Commissare dahin abgrordnet. Turin, Donnerstag, 31. October. (Ueber Wien.) Die heutige „Opinione" schreibt: Der «Osserva- tore Romano" meldet, in Palermo sei eine Re volution ausgebrochen und die Republik procla- mirt worden. Muthmaßliche Ursache sei die Re- crutirung. Diese Depesche sei am 24. October an den Statthalter General Cialdini nach Neapel gelangt. Die „Opinione" sagt, daß sie die Richtigkeit dieser Meldung nicht verbürgen könne, bemerkt jedoch, daß folgende Nachricht der „Unita Jtalina" das Factum zu bestätigen scheine: „Briefe auS Sicilien sprechen von ernsten Unruhen auf der Insel aus Anlaß der Recrutirung." London, Donnerstag. 31. Oktober. Bei einem Meeting der Ackerbaugesellschaft in Christchurch machte MalmeSbury den Freiwilligen Lobeserhe bungen und sagte: England have beträchtliche Streitkräfte zu seiner Bertheidigung nöthig, denn Frankreich könne eine Armee auSschiffen. Nach den neuesten auS BueuoS-Ayres hier eingetroffenen Berichten hat General Urquiza eine große Niederlage erlitten, wobei er die Artillerie und sisitt Mann an Gefangenen verloren Kat. New Aork, 22. October. Die „New-Uork- Times" bringt die Nachricht, daß Mexico dir In tervention der Bundesregierung nachgesncht habe, um die Differenzen mit den europäischen Machten auSzugleichen. Die Bundesregierung solle die mericanische Finanzverwaltung übernehmen und die Interessen der mericanischen Schuld an die fremden Gläubiger zahlen. Dasselbe Blatt er blickt den Anlaß zu dem die Küstenbefestigungen betreffenden Rundschreiben Seward'ö in der von den europäischen Mächten Merico gegenüber an genommenen Haltung. Dresden, 1. November. Der „Courrier du Dimanche" bringt einen „l.<- l'euplo, I« l'am «-> la I.il)<>rlö" überschriebenen Artikel, in welchem die herrschenden Nothständc benutzt werden, um der Regierung liberale Rathschläze zu ertheilen. Es kommen darin folgende Stellen vor: „Zu allen Zeiten der Theucrung — bestätigt da? Buch der Geschichte auf seinen düstersten Seiten — hat das Volk in seiner Naive tät instinctmäßig seine Gebieter für seine Leiden verant wortlich gemacht. Bemerkenswerth ist dabei, daß, jcrnehr die Herrscher absolut waren, desto mehr sie sich — ob mit Unrecht oder Recht — wirklich dem Volke gegenüber verantwortlich befanden. An wem liegt die Schuld, wenn, während wir Hoffnung hatten, die Tugend für immer wrederhirgesttllt zu sehen, die Entsittlichung alle socialen Schichten in ihren Strudel hincinreißt, die unehelichen Kinder und die Prostitution sich selbst in den Dörfern vervielfältigen, wenn, als man nicht müde wurde, uns die Gesundheitsverbefferung der Dörfer, die Ausschmückung der Landhäuser und die verführenden Fortschritte des Lurus und des Wohlbefindens zu rühmen, die Bevöl kerung aushörte, in ihrer beständigen Zunahme fortzu fahren und das durchschnittliche Älter des menschlichen Lebens von 40 auf 37 Jahre herabsank? Wenn bei nahe die Hälfte der französischen Nation in der vollstän digsten Unwissenheit versunken bleibt, einer Unwissenheit, Welche die „nicdcrn Instinkte" unterhält und entwickelt, ist das die Schuld des Volke- selbst? oder ist cs die Schuld Derjenigen, die wie wir, liberale Demokraten, nicht aufhörtcn und nicht aufhören werden, die Verbrei tung deS Elementarunterrichts zu fordern, damit jeder Bürger, jeder Wähler wenigstens fähig wird, den Zet tel zu lesen, welchen zu schreiben oder gedruckt zu empfan gen er berechtigt ist, und zu begreifen, warum er ihn in die Urne wirft? Wäre er endlich nicht wahrhaft absurd — in einer Demokratie — Gcwaltthaten d^s Volkes von Arbeitslosigkeit, hohen Mieths- oder Brodpreisen zu be fürchten, wenn die Zeit deS Gedeihen-, der Zufrieden heit und der absoluten Ruhe dazu verwendet worden wäre, die politische und sociale Erziehung des Volkes der Art vorzubereiten, daß cs fähig ist, natürliche oder zu fällige Krisen selbst zu begreifen, ihre Tiagwcitc zu mes sen und im Voraus die Mittel zu suchen und zur rech ten Zeit zu finden, um die Krisen auf die wenigst empfindliche Weise zu überstehen, — wenn man dem Worte und der Schrift alle Freiheit gelassen und die Verbreitung der Wahrheit und deS Lichtes ermuthigt hätte; — wenn man, anstatt das Ausgehen deS Indi viduums in den Staat zu erstreben, die Initiative eines Jeden gefördert und die persönliche Verantwortlichkeit zum Nutzen der für einen Einzigen zu schweren all gemeinen Verantwortlichkeit vermehrt hätte; — wenn man, mit einem Wort, der normalen Entwickelung, der Ent faltung aller Freiheiten, von derjenigen des Domicils und der Person bis zu derjenigen der Presse, und von derjenigen deS Handels bis zu derjenigen der Arbeiter vereine freien Spielraum gelassen hätte?" Tagcsgtschichte. Wien, 31. October. (Pr.) Heute hat unter Vorsitz Sr. Maj. deS Kaisers eine Ministerconferenz stattgcfun- den. Mittag- wurde Cardinal Prima- v. Scitowski, der vorher mit dem Hofkanzlcr eine Besprechung hatte und Montag nach Gran zurückzukehren gedenkt, von Sr. Maj. dem Kaiser in besonderer Audienz empfangen. — Se. Maj. der Kaiser hat am Dienstag u. A. mehrere Bauer ndeputationcn auS dem Bacser, Neo- grader, Zempliner und Szolnokcr Comitatc mit Be schwerden gegen diese Comitate, ebenso eine Deputa tion d.S Theiß-Krondistrictcs in besonderer Audienz em pfangen. — Der Tavernicus von Majlath hat sein Entlassungsgesuch noch nicht schriftlich cingercicht, sondern Se. Maj. den Kaiser nur mündlich um seine Amtsenthebung gebeten; obgleich nun kein Grund vor liegt, ihm diese Bitte abzuschlagcn, so ist doch bis jetzt seine Entlassung faciisch noch nicht angenommen worden. — Die Resignation sämmilichcr Obcrgespanc, sowie auch die des liickox ,-uriao Grafen Apponyi wird als nahe be vorstehend bezeichnet. — Die „Wiener Correspondenz" meldet, eS sei be schlossen, daß die serbische Wojwodschaft die vollstän dige Autonomie in innern Landesangclegcnhciten auch in legislatorischer Hinsicht erhalte. Alle Serben werden un ter die Verwaltung der Wojwodschaft gestellt. Der erste Wojwode wird durch den Cong.eß, die künftigen direct durch die Bevölkerung deS Landes gewählt. - - Dem Staaisminister v. Schmerling ist von den Wählern des Bezirks Wieden eine mit mehr als 500 Unterschrif ten versehene Vertrauensadrcsse votirl und durch eine Deputation überreicht worden. — Nach der „Oest. Z." hat der Staatsminister der 'Wiedener Deputation ungefähr Folgendes erwidert: „Ich danke Ihnen, meine Herren, für das mir geschenkte Ver trauen, und Sie können versichert sein, daß mein ganzes redliches Wollen und Wirke- stets dahin gerichtet ist, ein einziges, starkes Oesterreich, — eine starke Macht zu schaffen. Wenn alle gutgesinnten Staatsbürger wie Sie, meine Herren, mich stützen, so wird eS ein Leichtes sein, unsre Gesammtintcressen zu fördern." Pkstk, 29. Octobcr. (Oest. A.) Heute Mittag war im Stadthause eine Plenarversammlung ausge schrieben, zu welcher der k. Commissar Herr v. Koller an gesagt war. Die allerhöchste Entschließung wegen der bekannten städtischen Steuererecutionsadresse an den Landtag sollte veröffentlicht und in Ausführung ge bracht werden. Herr v. Koller hatte dem Magistrat in einer besonder» Zuschrift von der Entschließung Kunde gegeben, die darin besteht, daß das betreffende Sitzungs protokoll ausgemcrzt und vernichtet, den bei dem gefaß ten Beschluß anwesenden Mitgliedern der städtischen Com mission und dem die Sitzung präsidircnden Stadtrichtcr Horvath die allerhöchste Mißbilligung ausgesprochen und dcr Obernotar Kiraly sofort von Amt und Bezügen entsetzt und gegen ihn ein Treulosigkeitsproccß ange strengt werden solle. War schon das Vorlesen dieses Be richtes von allerlei Randglossen aus dem Publicum be gleitet, so steigerte sich dies noch, als der k. Commissar sein Amt in Betreff des Protokolls handelte. Nur mit Mühe wurde die Ruhe und Ordnung im Saale auf recht erhalten. Als aber Herr v. Koller das Stadthaus verließ, seinen Wagen bestiegen halte, da sandte man ihm ein solches Geschrei, Gejohle und Pfeifen nach, daß man unmöglich glauben könnt«, Diejenigen, welche diese Scene inS Leben gerufen, gehören in die eleganten Röcke, welche sic trugen. — Ueber einen Conflict, der Freitag Nachts zwischen Offizieren u. Civilpersonen vor kam, wird der „Mil. Z " berichtet: Zwei Offiziere gin gen mit einem Bekannten, der den sogenannten Cylindrr- hut trug, aus dem Invalidenpalais in die Servilengasse. Ihnen aus dem Fuße folgten zwei Studirrnde, welche den Civilisten ob seines HuteS verhöhnten und, als diese wörtliche Beschimpfung unberücksichtigt blieb, mit Stöcken gegen den Hut cinhiebcn und einer der Offiziere ge troffen wurde. Dieser konnte die absichtliche Rohheit nicht ignoriren und machte von dem Säbel Gebrauch. Wer da weiß, wie der Offizier in der hiesigen Garnison je der Provocation um seiner Stellung willen zu begegnen sucht, und nur zu oft Anzüglichkeiten in Worten igno- rirt, der wird den Vorfall allerdings brklagenSwerth, aber um so gerechtfertigter finden, als der besonnenere Theil der Bevölkerung die übermüthige Herausforderung der beiden Jungen höchlich mißbilligt. — 30. October. (Pr.) Der Pesthcr Magistrat be schloß heute den Rücktritt m eorpur,» und die Anzeige hiervon an die Statthalterei zu machen; ferner eine Adresse an Se. Majestät um Zurücknahme der Verfügung gegen Kiralyi zu richten. Der Magistrat wird provisorisch die dringenden Geschäfte auf 15 Tage fortführen, für welche Zeit die Beamten der Gemeinde aber nicht der factischen Macht verantwortlich sind. Der einstimmige Rücktritts beschluß wurde mit Elfen der Bevölkerung ausgenommen. — Der Primas telegraphirte nach Wien, daß sein Brief an den Hofkanzlcr ohne sein Wissen und wider seinen Willen veröffentlicht wurde. (Das Document ist früher in den Zeitungen erschienen, als eS in die Hände deS Hofkanzlers und des Kaisers gelangte.) — Die ungarischen Blätter bringen nach „Id. tan" den Wortlaut des an die Ober- und Vicegespanc gerich teten RescriptcS bezüglich des Verbotes jeder öffent lichen Comitatssitzung. — Das Rescript lautet: „Ew Se- k. k. apostolische Majestät geruhte laut am heutigen Lage kundgegebenen allerhöchsten mündlichen Be fehls die Abhaltung jedweder öffentlichen Somitat-sttzuug bi« auf weitert allerhöchste Verordnung zu verbieten. Von diesem aller höchsten Befehl beeile ich mich, Ew mit der Aufforderung in Kenntniß zu sehen, daß Sie mit Empfangnahme meine« ge genwärtigen Bericht« in dem Ihrer Leitung anvertrauten Somi- tatc sogleich die Abhaltung jeder wie immer benannten und un ter weichem Vorwand immer abzuhaltenden öffentlichen Eomitat«- sihung unter der auf Ew lastenden Verantwortung unbe ¬ dingt etazuftellen belieben mögen. Zugleich glaub« ich noch de- merken zu müssen, daß wegen Sicherung de« Vollzüge« di«I«S allerhöchsten Befehle« durch mich auch da« Vicegespanlamt in Kenntniß gesetzt wurde. Ew Wien, 27. Oktober 1861. Forgach." tt. Berlin, 30. October. Das Ball fr st, welches der Krönungsbotschafter deS Kaisers der Franzosen Mar schall Mac-Mahon für die Majestäten und den kgl. Hof in dem Hüte! der französischen Gesandtschaft gestern Abend veranstaltet hatte, wetteiferte mit dem Glanz der hervorragendsten bisherigen Festveranstaltungen, ja eS übertraf viele derselben durch die in jeder Beziehung verschwenderische Pracht der Ausstattung. Dichte Men- schcnmaffen umwogten daS GesandtschaftShötel, dessen äußere Fayade in glänzendster Bcleuck tung wie am Ein holungstage prangte. Das Vestibül war in eine mit blühenden Gewächsen und Trophäen geschmückte Empfangs halle verwandelt worden; einige dreißig Diener in ge stickten weißen Livreen und gepuderten Haaren bildeten, zu beiden Seiten der Treppen stehend, eine Chaine bi» zu einem Vorsaale. Hier empfing der Marschall und seine militärische Umgebung die cintretcnden Gäste. Der Herzog von Magenta trug die große Marschall-uniform und das Band deS schwarzen ÄblerordenS, dazu, wie alle Offiziere feines Gefolge-, weiße Casimir-Kniehosen und weißscidene Strümpfe. Eine kostbar tapezierte Zim merflucht nahm die glänzende Versammlung auf. In einem der Zimmer prangten die lebensgroßen Bilder des Kaisers und der Kaiserin der Franzosen, in dem rechts daran stoßenden Saal war ein Thron für die Majestäten aus Purpursammet, mit goldenen Adlern und dem preu- F e u^ll et o n. Dresden- Das erste Abonnement-Concert der k. sächs. musikalischen Kapelle fand Mittwoch den 30. Oct. statt. DaS Repertoir desselben enthielt zwar nur meister hafte und schönste Tondichtungen, aber doch zu vorwaltend vielbekannte und solche, die durch ihre leichtere Ausführ barkeit um so mehr den Anspruch an eine vollkommenste Ausführung erwecken. Diese war eine so treffliche und im Einzelnen eine so vorzügliche, wie sic den künstlerischen Kräften und der ausgezeichneten Leistungsfähigkeit unsrer Kapelle stets zu eigen ist; doch wurde bei säst allen Allegrosätzen eine gewisse Unruhe und Hast in der Aus führung sehr sühlbar, und hinsichtlich der musikalischen Corrrctheit und Präcision und der Feinheit des Vortrags in den Details wurde dem Hörer keine volle Befriedi gung. DaS Concert begann mit der Ouvertüre zur „Zauberflöte", mit welcher Mozart die frühere, mit Lully begonnene und bis in die Mitte deS vorigen Jahrhun dert- fortgrführte Ouvertürensorm noch einmal aufnahm, um sie zur höchsten, vor und nach ihm unerreichten Voll endung an Inhalt, kunstreicher Form und unbeschreib lichem Wohlklange auSzubilden. Zugleich war dieses Musterwerk, diese letzte weltliche Compositton Mozart'-, seine reichste hinsichtlich der Instrumentation. Es folgte l. Haydn'S K-äur Symphonie (Nr. 12), deren Finalsatz am besten auSgeführt wurde, undMendelSsohn-Bartholdy'S Ouvertüre nebst Scherzo, Nocturno und HochzeitSmarsch au- dem „SommernachtStraume". Diese Musik ist un streitig die schönste und genialste Mendelssohn'-; in ihr erklingen bereit- alle originalen Eigenthümlichkeiten seiner Erfindung und Behandlung, und zwar am ursprünglich sten. Da- Scherzo, bezaubernd durch seinen über sprudelnden Geist, durch seinen feenhaft phantastischen, farbenvollen Reiz, wurde mit besonders lobenswerthcm Gelingen gespielt. Der HochzeitSmarsch mit seinem brillanten, für die Scene berechneten Toncffcct eignet sich weniger fürs Concert, namentlich nicht für den hiesigen Concertsaal, in dem eine überspannte schrille Tonwirkung das Ohr verletzt. Bcethovcn's 0 üur Sym phonie (Nr. 2) beschloß das Concert. DaS Tempo des Larghetto war sehr wesentlich zu langsam. Der energisch männliche, stcgesgcwisse und so vorherrschend freudige, lichtgestimmte Charakter dieser Symphonie läßt unS recht die innere reiche Macht und heroische Kraft deS Beetho- ven'schen Geistes erkennen, der zweierlei Leben in sich trug. Denn gerade in derselben Zeit, in welcher der Meister diese Symphonie schuf, im Sommer 1800, schrieb er an seinen Freund Wegeler: „.. . Nur hat der neidische Dämon, meine Gesundheit, mir einen schlechten Stein ins Bret geworfen: mein Gehör ist seit drei Jahren immer schwächer geworden. . .. Ich kann sagen, ich bringe mein Leben elend zu. Seit zwei Jahren fast meide ich alle Gesellschaften, weil mir nicht möglich ist, den Leuten zu sagen: Ich bin taub. Um Dir einen Begriff von dieser wunderbaren Taubheit zu geben, so sage ich Dir, daß ich mich im Theater ganz dicht ans Orchester anlchnen muß, um den Schauspieler zu ver stehen. Die hohen Töne von Instrumenten, Sing stimmen, wenn ich etwas weit weg bin, höre ich nicht. .... Ich habe oft schon — mein Dasein verflucht; Plutarch hat mich zu der Resignation geführt. Ich will, wenn's möglich ist, meinem Schicksal trotzen, obschon eS Augenblicke meine- Leben- geben wird, wo ich das un glücklichste Geschöpf Gotte- sein werde." DaS Concert wurde vom Herrn Kapellmeister Krebs dirigirt, der wieder in die Dircction dieser Abonnement- Concerte mit eingetreten ist und dieselben abwechselnd mit Herrn Kapellmeister vr. I. Rietz leiten wird. Der zu kleine und bei stärker besetztem Orchester für den Tonwohlklang hinderliche und die Leistungen der Kapelle sehr erschwerende Saal im „Hotel de Sare" ist leider immer noch eine unabwciSliche Thatsache geblieben, und der oft beklagte Mangel eine- guten Conccrtsaalcs ist keine Lichtseite der Residenz Dresden. Es sollte aber daraus doch keine übertriebene sparsame Benutzung deS Raume- folgen. Die Stühle sind — auch wenn das gebauschte Zeitalter der Crinolinc bereits hinter uns läge — zu dicht an einander gereiht; diese Unbequemlich keit wird zu störend, macht die Hitze unerträglicher und wirkt sehr beeinträchtigend gegen eine ruhig empfängliche, hingebend genießende Stimmung der Hörer. Die viel fach laut gewordene Klage hierüber sei der Beachtung empfohlen. C- Banck. Dresden, 1. November. Heute vor 25 Jahren war es, als unser trefflicher Meister Professor Or. Ludwig Richter seine Lchrerthätigkeit an der hiesigen Kunst akademie begann. Zur Erinnerung des Tages hatten seine sämmtlichen College«, die Lehrer der Akademie und die Mitglieder deS akadcmiichcn Rathes, dem Gefeierten einen einfachen silbernen Pocal gewidmet, welchen die Herren Professoren G. Heine, I. Hübner und C. Peschel in den Vormittagsstunden deS heutigen TagcS über reichten. Die herzlichen Worte, womit die- geschah, fanden eine ebenso herzliche Erwiederung selten dc-> Ge feierten. — Möchte der Anstalt noch lange die Tätig keit einer so seltenen und bedeutenden Kraft erhalten bleiben. Dresden, 1. November. Gestern Abend begann M. W. Finn aus London im Saale de- „Hotel de Pologne" den zweiten CykluS feiner Vorträge. DaS au-gegebene „Verzeichniß der Apparate der Erperimente der Galerie praktischer Wissenschaften" zählt eine große Menge von interessanten Gegenständen auS verschiedenen Thcilcn der Physik auf, wobei allerdings Elektrtcität und Magnetismus am meisten berücksichtigt sind. Bekannt lich sind die Apparate deS Herrn Finn alle sehr zweck mäßig, viele ausgezeichnet construirt und die zahlreichen Erperimente nebst der mündlichen Auseinandersetzung so instructiv, daß wir den Besuch dieser Vorträge wiederholt und nachdrücklich empfehlen müssen. Die merkwürdigen und in vieler Beziehung auch für da- Leben so wichtigen und einflußreichen Erscheinungen der Elektricität nament lich wird man selten in solcher Ausführlichkeit und Schönheit zu sehen Gelegenheit haben, da die Anschaffung so vieler und kostbarer Apparate nur den wenigen höher» UnterrichtSanstaltcn möglich ist und diese Dinge dort freilich nicht dem großen Publicum zugänglich sein kön nen. ES würde daher zu bedauern sein, wenn diese schöne Gelegenheit nicht so viel als möglich benutzt würde. Au den vom Herrn Finn seinen früher» Vor trägen hinzugcfügten Novitäten gehören namentlich die wunderbaren, noch vollkommen unerklärten Lichtcrschei- nungen in den Geißler'schen Röhren, welche im nächsten Vortrage vorkommen werden und allein schon eine» Be suche- Werth sind- N. -s Der VcrwrltungSauSschuß für die Weimarer Dickterdenkmale (Goethe'-, Schiller'- und Wieland'- Denkmal) hat in diesen Tagen seine Grsammtrcchenschaft im Druck erscheinen lassen. E» ergiebt sich daraus, daß die Gcsammtcinnahme 21,661 Thlr., die GesammtauS- gabe 21,223 Thlr. betragen hat. Der hiernach ver bleibende Einnahmcüberschuß von 438 Thlr. ist der wcimarischen Staatsbehörde al- AnfangSsond für Be schaffung eine- bessern Piedestal» zur Herdrrstatue über geben worden.
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