Dresdner Journal : 08.11.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186111088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-11
- Tag1861-11-08
- Monat1861-11
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- Titel
- Dresdner Journal : 08.11.1861
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.V2KI. Äl»««iu»r»t,»rrtst: Zickrlitid: 5 lkblr. 10 ^Ixr. in «»ov»»». t Im '^jiiUrl.: 1 „ 10 „ „ „ Itritt ko»t i»ock ZkoL»tIieii io vr«»<I«o: 15 Kxr. f 8tewp«Iro- tiioriio« Kumiooro: 1 1 »ekl»^ kioro. -»seratraprrist: kür ckea k»om einer 2ei!«r 1 klxr, Unter „Lioxeennüt" ckio Teil«: 2 Hxr. Lrschri-t«: lilxllcd, mit Xnenedme 6«r 8onn- noä keiert»^«, Xdenä» kür äen kolxenüen Freitag, den 8. November. 1861 Dres-nerIaurnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Litsrratrnanllaymr auswart«: I-etpeiL! ke. ltoinoerirr«», 6vlnmi,eiooLr <iee Oreeüner 3oura»I»; rüeu<l»ti>elt,»t: ti. Hi:»»»:«; itlteo»: 1t»»«L»!>r>i»k< t Voauriii Leriio: Oeoeivs'eeüv ltuclili., ti» rl o» rrn'e ttnreilu; Lrewen: L. 8<^oi.nrr»; krenUfurt » H: ^»rore'eeiie Uueliüitoüluox Itbin: ^v»l.r k»r>«: v. 1-ünrx^ii!.« (28, rue üe» üon» eot»o>0; kr»js: k». Loel.it.u ii UueliliitNtlluiix. Herausgeber: Liinixl. L»pe6itioo üe» Oreeäner ckoorn»!», Ore»6«n, ^Inrienetritee« -ir. 7. Amtlicher Theil. Dretdttl, 7. November. Wegen erfolgten Ablebens Seiner Königlichen Hoheit Don Fernando, Jnfanlen von Portugal und Algarbien, Herzog» zu Sachsen, ist am Königlichen Hofe eine Trauer auf eine Woche, von heute bis mit dem 13. diese» Monat», angelegt worden. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zritunptfchau. (PayS. — Moniteur.) Tagrtgeschichte. Wien: Die Maßregeln gegen Ungarn. Die Stellung Siebenbürgens. Ankunft der kaiserl. Kinder in Venedig. — Agram: Vom Landtage. — Komorn: Die ComitatScongregation aufgelöst. — Berlin: Fürst von Hohenzollern. Landtagsvorlagen. Ministerialerlaß bezüglich der Wahlen. Vermischtes. — Königsberg: J-raelitische Kaufleute von den Handelsgerichten ausgeschlossen. — Hannover: Ver fassungsvorlage an dir hoyasche Landschaft. Eisenbahn verhandlungen mit Hamburg. — Mecklenburg: Der VerfafsungSantrag. — Schwerin: Feier der Erret tung dcS Großherzogs. — Altenburg: Einführung des neuen Bürgermeister». Neue» Civilstaatsdienergesetz. Pari»: Die Bewegung in Rußland. Klapka und die Serben. Jule» Favre in Turin. Ministerveran!- wortlichkeit begehrt. Vermischtes. — Brüssel: Der Gesandte für Turin ernannt. Ordensverleihung. — Turin: Großmeistcrwahl.— Messina: Demolirung der Ettadellc. — Madrid: Aufstand-versuch. — London: Aussichten für den Winter. Ein Brief Cobden». Prinz Leopold. — Kopenhagen: Diplo matische Unterhandlungen mit Schweden. — St. Pe tersburg: Entwaffnung der Polen. — Warschau: Neue polnische Keilschrift. Prof. Dietl. — Von der polnischen Grenze: Kriegsberichte. — Athen: Der König zurück. Vermischtes. Ernennungen und Versetzungen re Provinzialnachrichten. (Meerane. Döbeln. Schirgis walde) vermischtet. Statistik und volktmirthschaft. Krequenz sächsischer Bäder. (Schlußbcricht.) Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 7. November. Die heutige „Wiener Zeitung' enthält in ihrem amtlichen Thrile das erwartete kaiserliche Handschreiben an den ungarischen Hofkavzlrr. In demselben erklärt Se. apostolische Majestät wiederholt den Willen, an den konstitutionellen Concesfionen festzuhalten, hofft auf die demuächstige Wiedereinberufung des ungari schen Landtag» und befiehlt die zur Wiederherstel lung der königliche» Autorität in Ungarn nöthigrn Maßregeln. Aeldmarschallleutnant v. Palffy ist zum Statthalter vou Ungarn ernannt und in dessen Hand dir politische Verwaltung, die Justiz und dat Dtenerwesen concrntrirt. Die Erbobergespane erhal ten Administratoren zur Seite, die ander« Ober gespane werden durch neue oder durch königliche Eommiffar« ersetzt. Alle Obergespane werden direkt dem Statthalter untergestellt Die korporative Wirk samkeit des StatthaltereirathS und der Municipien bleiben bis zur Herstellung der gestörten Ordnung sutpendirt, die Comitatt- und städtischen Ausschüsse aufgelöst. Die neuen Organe der Exekutivgewal ten »erden dem Schutze besonderer Militärgerichte uutergestellt, welche politische Verbrechen und ver gehen nach den Militärgesetzev aburtheilen. Pari», Mittwoch, 6. November, Abends. Die heutige „Presse" theilt mit, daß die französische Besetzung des DapprnthaleS forrdauere. Rach der heutigen „Patrie" werden die Ses- FeuiHetou. Nach Japan. Reisebricfe von Gustav Spieß. XVI. Manila, 20. August 1861. (Fortsetzung au« Nr. 260.) Während dcr Zeit meines ersten Aufenthalts in Kan ton traf ich dort mit einem deutschen Reisenden, Herrn Or. Jagor au» Berlin, zusammen, dessen Bekanntschaft ich bereits in Hongkong gemacht hatte. Herr I. reist, so viel mir bewußt, für seine Rechnung im allgemeinen wissenschaftlichen Interesse; er war von den Philippinen gekommen und beabsichtigte, über Californicn und Nord amerika nach Europa zurückzukehren. Er ist auch seit dem von Hongkong aus nach San Francisco unter Segel gegangen. Lebhaften Temperamente» und regsamen, un ruhigen Geiste» ergriff der gedachte Gelehrte Alle», wa» sich seiner Beobachtung Lot, mit ungemein feurigem Wesen, da» indeß bei der Unmöglichkeit, Alle» mit Gründlichkeit zu durchforschen, nothwendigerweise oft schon bald erlosch. Um diesem Herrn und mir einen Einblick in die gewerbliche Tätigkeit der Chinesen zu verschaffen, entschloß sich Herr v. Earlowitz, un» einen Tag persön lich in die industriellen Stadttheile Kanton» zu geleiten. Früh am Morgen fuhren wir über den Fluß und suchten «inen chinesischen Kaufmann auf, der unserm freund lichen Führer bekannt war und un» in die Werkstätten der Chinesen begleiten sollte. Bei der Hitze de» Tage» und der Nothwendigkeit, oft in enge, vom Feuer erhitzte Räume zu treten, war die» eine der beschwerlich sien Wanderungen, welche ich je unternommen, aber anderer seits unendlich lohnend und interessant. Im Laufe de» Tage» besuchten wir nach und nach die Werkstätten, in denen Glas — selbst Fensterglas — geblasen und ge- sionen det Senats und derDeputirten am 15. Januar eröffnet werden. Dat „PayS" bringt einen von Dr- olle unter zeichneten Artikel, welcher eine Kritik deS Beneh mens det Ricasoli'schrn CabinetS enthält. Der Artikel erachtet bente Ratazzi für den allein mög lichen Ehef deS EabinetS. DaS Eabinet Ratazzi würde daS beste Bindemittel zwischen Italien und Frankreich sein ES würde ein sicheres Pfand sein für die Wiederaufnahme wohlwollender und intimer Unterhandlungen, deren Ausgang so ängstlich von den Italienern und den Franzosen, welche Italien lieben, erwartet werde. Dresden, 7. Stovember. Ucbcr die neuesten Vorfälle imDappcnthale bringt daS Pariser „PayS" folgenden Artikel: „Neue Schwie rigkeiten scheinen sich zwischen der französischen Regierung und dem Schweizerbundc über da» Dappenthal erheben zu wollen. Wir halten cü für nützlich, ehe wir die un mittelbaren Ursachen darlcgen, welche den Vorfall veran laßt haben, der un» gestern telegraphisch gemeldet wurde, die Antccedenzien der Frage genau anzugebcn. DaS Dappenthal ist ein sehr kleine» Gebiet, dessen Besitz in keinem Falle den Gegenstand eine» Streites ausmachen könnte, wenn strategische Rücksichten ihm nicht für Frank reich eine ausnahmsweise Wichtigkeit gäben. Dieses Thal umfaßt in Allem eine Oberfläche von 5103 Morgen. Die Bevölkerung betrug im Jahre 1858 137 Einwoh ner in 23 Familien vcrtheilt, die reichlich zulangen, um zwei oder drei Weiler und einige Hütten zu bevölkern. ES ist ein Wald- und Weideland. Aber da» enge Thal wird durch das Fort l.oi kion^n beherrscht, welche» Frankreich gehört, und indem es die Verbindung zwischen diesem Fort und der Landschaft von Ger unterbricht, nach dieser Seite unsrer Grenzen eine Unregelmäßigkeit bildet, die zu allen Zetten anerkannt und constatirt worden ist. Der Pariser Vertrag selbst und nach ihm dcr Wiener, der in den willkürlichen Theilungen, die er geheiligt hat, nur zu oft sich die Aufgabe gestellt zu haben scheint, Eifersüchteleien zwischen Nationalitäten zu stiften, die in gutem Einverständniß zu leben gemacht waren, haben die Rechte Frankreichs auf daS Dappenthal in der näm lichen Acte anerkannt, die dcr Schweiz diesen Landstrich zusprtcht. Für die Klarheit der Thatsachcn in dem sich entspinnenden Streite halten wir eS für nützlich, hier einen der Artikel dcr Wiener Schlußakte über das Dap- pcnthal anzuführen. AuS eben dieser Stelle ist der ganze Conflict entsprungen: „Die unterzeichneten Minister Ihrer kaiserlichen und könig lichen Majestäten ec- haben dem Herrn Herzog von Richelieu, Mi nister-Staatssekretär Sr. allerkathol. Majestät erklärt, daß sie die Gerechtigkeit de« von Frankreich gestellten Verlangen« erkennen, welche« dahin geht, e« möge das Dappegthal, durch den Pariser Vertrag vom >4. Mai 1814 von Frankreich getrennt und durch die Erklärung de« Eongresse«, elel. 20 März, dem Eanton Waadt gegeben, Frank reich in Anbetracht der viel wichtigernAbtretun gen, zu welchen diese« sich zu Gunsten de« schweizer Bun- de« verstanden, restituirt werden. „Daß sic nichtsdestoweniger in diesem Vertrage, den sie mit Sr. Ercellenz zu unterzeichnen in Begriff stehen, und der die be sagten Abtretungen enthält, die Zurückgabe des DapprnthaleS an Frankreich nicht stipuliren können, weil der schweizer Be vollmächtigte in Paris sich nicht ermächtigt findet, dem zuzustimmen, und eine solche, dcr Schweiz eine Ver pflichtung auferlcgende Stipulation, wenn sic ohne ibre Zustim mung aemachr würde, eine Verletzung ihrer Unabhängigkeit wäre. „Daß aber ihre Regierungen sich anheischig machen, in wirksamster Weise bei dem schweizer Bunde durch ihre Minister bei dcr Tagsahung sich dahin zu verwenden, daß diese Angele genheit zu vollständiger Befriedigung Frankreichs, und in der Weise, wie dieses verlangt, arrangirt werde." „Die Ausdrücke dieses Vertrag» sind bestimmt ; sie stellen so deutlich, als mrn es nur wünschen kann, die Rechte Frankreich« auf das Dappenthal fest, indem darin auSgcmacht ist, daß, um diese Berichtigung seiner Grenzen zu erlangen, diese» viel wichtigere Abtretungen gemacht hat. ES wird sogar von den Bevollmächtigten daö Wort „Restitution" gebraucht. Man restituirt aber nur, was schliffen wurde, Elfenbeinschnitzerei und Dreherei, Seiden zwirnerei und Weberei (in denen man unter Andcrm Stoffe mit reichen Blumen und golddurchwirkt anfcrtigtc), Rothfärbercien, Emaillir-Oefen, Lackir- und Vergoldungs werkstätten, Bandwirker und Posamcntierstühlc, Gold schlägerei, Schmieden, Lichterzieherei, Malerstubcn, Stickerei, große Möbelfabriken u. s. w-, und hatten überall Gelegen heit, den praktischen Sinn, die Geschicklichkeit und den Fleiß dcr chinesischen Arbeiter zu bewundern. Nirgends sahen wir etwas Unrichtiges oder Un praktische», überall war die Arbeit gut getheilt, und selbst Knaben von 6 bi» 8 Jahren erregten durch kunstgcübtc Zeichnungen und geschickte Handhabung ihrer Werkzeuge, durch unermüdlichen Fleiß und Ausdauer unsre Auf merksamkeit. Wir konnten die Bemerkung nicht unter drücken, daß dcr Chinese vielleicht der tüchtigste und aus dauerndste, der gelehrigste und fähigste Arbeiter dcr Erde ist, der, wenn ihm zu diesen Gaben noch die Hilfsmittel unsrer Maschinen, unsrer chemischen und physikalischen Kenntnisse und Erfahrungen geboten wären, unbedingt alle Mitbewcrbung selbst unsrer europäischen Bevölkerung auf dem Gebiete der Industrie zu ntchtc machen würde. Mich will bcdünken, daß wir eigentlich wenig Ur sache haben, zu wünschen, daß dcr Chinese sich die Vor theile unser» Maschinenwesen» und die Fortschritte, welche unsre Industrie seit den letzten Dccennien der Wissen schaft verdankt, sobald zu eigen mache! Bei meinem diesmaligen Aufenthalte in Kanton wünschte ich namentlich auch, wie ich oben angedrutet, noch diejenigen sehcnSwrrthrn Punkte aufzusuchen, deren Besichtigung ich damals verschoben hatte. Bei der glühenden Hitze war die» indeß kein kleines Unterneh men, denn die Stadt bi» an da» Hauptquartier der Alliirten zieht sich stundenweit vom Flusse gegen die Höhen hin. Ich muß es um so dankbarer anerkennen, man schuldig ist. Eine reine Förmlichkeit hat die Unter zeichner deS Vertrags gehindert, selbst diese Restitution vorzunehmcn; der schweizer Bevollmächtigte hatte von seiner Regierung nicht gehörige Vollmacht. UcbrigenS ist die Verpflichtung, Frankreich zurückzugeben, waS ihm ge bührt, so förmlich als möglich. Ist diese Verbindlichkeit gehalten worden? Nein. Frankreich hat vergeblich zu wiederholten Malen die Ausführung verlangt. Alle Re gierungen, die seit 1816 aufeinander gefolgt sind, haben im Namen der Verträge das Dappenthal reclamirt, und nie hat die Bundesregierung ihren gerechten Reklama tionen nachgegeben. E» gehört nicht hierher und würde zu weit führen, hier eine Geschichte der Verhandlungen zu geben, die unter der Restauration im Jahre 1828 und unter der Julimonarchie im Jahre 1835 stattgefun den haben. Das Kaiserthum seinerseits hat seine Rekla mationen im Jahre 1858 zu Gehör gebracht, ohne grö ßer« Erfolg. Es that die» jedoch damals mit ebensoviel Mäßigung als Courtoisie. Es schlug vor, zwei Theile aus dem Thalc zu machen, und wollte denjenigen neh men, innerhalb dessen die Straße liegt, die vom Fort !.«>- 8 nach der Landschaft von Ger führt und immer aus Kosten der französischen Regierung unterhalten wor den ist. Der Theil, welcher nach den Vorschlägen von 1858 auf die Schweiz fiel, umfaßte 2227 Morgen, der, welchen Frankreich für sich verlangte 2003. Das Eabinet der Tuilerien hätte, gestützt auf die Bestimmungen dcr Verträge, das ganze Thal zurückverlangen können; es verlangte nur die Hälfte! E» hätte unentgeltliche Her ausgabe verlangen können und erbot sich, sic zu bezahlen! Zu jener Aeit wurde, die Bundesregierung muß sich dessen erinnern, ihr eine Summe von 450,000 FrcS. ange- botcn. Trotz Alledem hatten die Verhandlungen von 1858 kein besseres Schicksal, als die vorhergehenden. Das sind die Antecedcnzien dcr Frage. „Jetzt kommen wir zu dem Falle, welcher dcn Sircit neuerdings wieder angefacht hat und, wie wir hoffen, den Erfolg haben wird, ihm ein Ende zu macken. Kürz lich ließ das Gericht von Nvon eine Verurteilung über einen gewissen Fournier ergehen, dcr überwiesen war, eine Frau mißhandelt zu haben. Um sich den Folgen seiner Verurteilung zu entziehen, floh Fournier auf französisches Gebiet. Die waadtländische Gendarmerie setzte ihm nach. Die Behörden des Forts !<-« liunEn werden benachrichtigt, daß dcr Flüchtling sich in dcn ufitten im Dappenthal gelegenen Weiler CressonwreS gr- »andt hat, und daß dort die waadtländischen Gendarmen zu seiner Verhaftung schreiten sollen. Da Frankreich zu keiner Zeit seit 1815 die Ansprüche der Schweiz aus das Dappenthal zugegeben hat, hat der Eommandant deS Forts geglaubt, sich dieser Gcbietsverletzung widersetzen zu müssen, indem er den Weiler Crcssoni'res durch fran zösische Gendarmen und einige Mann von dcr Garnison besetzen ließ. Angesichts dieser Thatsache hat dcr Bun- dcSrath sofort einen Eommissar mit dem Auftrage ent sandt, die französischen Gendarmen zum Verlassen de» Dorfes auszufordcrn. Um seiner Protestatio» mehr Eclat zu geben, benachrichtigt er zugleich die Cantonalregierun- gcn des ganzen Bundes von dem Vorgefallcncn. Wir glauben auch zu wissen, daß dcr schweizer Gesandte in Paris Befehl erhalten hat, Reklamationen bei dcr Re gierung des Kaisers zu erheben. Es scheint unS, daß der BundcSrath von dieser Angelegenheit viel zu viel Lärm gemacht hat und daß er, als er diese aggressive Haltung annahm, vielleicht die in dem Wiener Vertrage formulirtcn Verpflichtungen nicht genug in Gedanken ge habt hat. Auf die Mäßigung, die Frankreich der Schweiz gegenüber in dieser Angelegenheit seit vielen Jah ren bewiesen hat, mit Sommationen und einem Aufrufe an alle Cantonalregierungen, als wenn daS Vaterland in Gefahr wäre, antworten, das heißt unser- Erachtens, die Frage übel cinleiten. Nichtsdestoweniger behalten wir die Hoffnung auf ein freundschaftliche» Arrangement. Alle Schwierigkeiten, zu denen das Dappenthal seit 1815 Anlaß gegeben hat, alle Gefahren, welchen sie die gu ten Beziehungen zwischen dcn beiden Negierungen aus setzt , machen crne sofortige und definitive Lösung nöthig." daß Herr v. Earlowitz- seine Gefälligkeit so weit aus dehnte, mich auch auf diesem AuSflugc zu geleiten, al» er selbst alle die Tempel und Punkte schon zum Ocftern besucht hat und dcr beschwerliche Weg sttr ihn also wenig Lohnendes haben konnte. Auf mich allein angewiesen, würde ich mich indeß schwerlich in dcr großen Stadt zurechtgefunden und Wohl auf da» Meiste haben verzichten müssen. Donnerstag den 1. August traten wir bald nach Sonnenaufgang unsre Wanderung an, das heißt wir „fuhren" über dcn Fluß und „setzten" uns am andern Ufer in Tragsessel, die von drei kräftigen Chinesen auf die Schultern genommen wurden, und fort ging cs in das bunte Gewirr dcr Straßen von Kanton oder, besser gesagt, dcr Vorstadt, welche den Brennpunkt des Handels und Wandels bildet, llnsre damaligen Besuche in den Werkstätten hatten wir zu Fuße abgemacht, aber unser heutiges Ziel lag zu entfernt, und trotz dcr anscheinend höchst bequemen Weise, „auf fremder Leute Füßen zu gehen", waren wir nach Beendigung dcr Tour aufs Höchste erschöpft und ermüdet; — so wenig ist man im Stande, der Hitze Trotz zu bieten, wenn man überhaupt nur in Bewegung ist. Unser Besuch galt zunächst einigen der schönsten und reichsten Tempel der Stadt, die indeß auch noch außerhalb der Ringmauern >n dem reichen KausmannSvicrtel liegen, durch das unsre Träger sich unter häufigem Rufen Bahn brachen. Diese Tempel der „fünf Genien" und dcr „fünf hundert Genien", des MondeS u. f. w. sind geräumige, nicht sehr hohe Gebäude, zu denen man durch mehrere schöne und schattige Vorhöfe und Vorhallen gelangt. Am Eingänge befinden sich meist in großen Nischen zur Rech ten und Linken riesengroße Götter- oder Heldengestalten im kriegerischen Schmuck, während im Innern selbst die vergoldeten Bilder Bnddha's und seiner Jünger oder der Der gestern telegraphisch angezeigte „Moniteurs- Artikel über die Dappenthal-Angelegenheit liegt nun gleichzeitig vor und lautet wie folgt: „Da die aus wärtige Presse sich in zahlreichen Eommcntarrn über daS Erscheinen einiger französischer Gendarmen und Soldaten in dem zum Dappenthal gehörigen Dorfe CressonErcS ergeht, so muß daran liegen, die Thatsachen auf ihren wahren Werth zurückzuführen. Wir sind über den Um stand noch nicht genau unterrichtet, der die Gegenwart eines TruppcndetachcmentS auf diesem Punkte und in der Folge die Reclamationen der Bundesregierung ver anlaßt hätte; aber wir können versichern, daß die Re gierung de» Kaisers nie den Gedanken gehabt hat, mit Gewalt und mittelst militärischer Besetzung eine Gebiets frage zu entscheiden, die zwischen Frankreich und der Schweiz seit 1815 schwebt. ES ging aber auS der That sache dieses Streites eine Art Neutralisation dcS bcstrit tcncn Gebiets hervor, welche die Behörden deS Cantons Waadt neuerdings verletzt haben, indem sie im Laufe deS Monats Juli und Oktober d. I. zu zwei Verhaftungen im Dapprnthale verschreit«« ließen. Die Regierung de» Kaisers hatte in Bern gegen diese Alteration des siatu» quu Protest irt und angczeigt, daß, wenn die waadtlän- dischen Gendarmen abermals Acte der Gerichtsbarkeit im Dappenthale Vornahmen, wir unS in der Nothwendigkeit befinden würden, uns Dem zu widersetzen. Da nun das Gericht von Nyon soeben eine Derurthcilung zu Ge fängniß gegen einen französischen Untcrthan, dcr auf diesem Gebiete wohnt, ausgesprochen hat, so handelte es sich einfach darum, seine Verhaftung zu verhindern. Die Angelegenheit hätte also nicht die Wichtigkeit, welche man ihr hat beilegen wollen. Wir bezweifeln nicht, daß freimüthige Erklärungen mit dem BundcSrathe gewechselt, sie aus ihre wahren Proportionen zurücksührcn und viel leicht den Abschluß eines Arrangements vorbereitcn, be stimmt, den Konflikten ein Ziel zu setzen, die aus einem so schlecht festgcstcllten Stande der Dinge entstehen mußten." Tagtsgeschichte. G WikN, 5. November. ES ist gewiß, daß die ge gen Ungarn zu ergreifenden Maßregeln jetzt fertig bcrathcn sind. Die heutigen hiesigen Blätter enthalten bereits Andeutungen über die Details derselben (vrrgl. Nr. 250 und daS obige Telegramm, welche» unsre Mitthei lung bestätigt). Jedenfalls wird ihre Veröffentlichung nutz Ausführung nicht' lange mehr auf sich warten lassen. Mag man immerhin von einer gewissen Seite, zu deren Taktik eS gehört, schwarz, sehr schwarz zu malen, das be gonnene Werk fortsctzen, welches darin besteht, die Bc- sorgniß zu verbreiten, daß die außerordentlichen Maßnah men sür Ungarn eine reaktionäre Rückwirkung auf das junge Verfassungslcben Oesterreichs äußern würden. Der Kern der Bevölkerung der Hauptstadt ist völlig unbesorgt hierüber, auf ihn werden solche Bemühungen keine Wir kungen äußern. Er wünscht vielmehr diese Maßregeln schon seit längerer Zeit, da die Uebcrzcugung bei allen Einsichtigen längst fcststeht (wofür die Erlebnisse in Un garn zur Genüge gesorgt haben), daß ohne außerordent liche Mittel daS Vcrfassungswcrk für das gcsammte Reich im Sinne des Octoberdiploms und dcr Fcbruarvcrsassung nicht zu erledigen sei. Ganz anders blickt man hier heute nach Ungarn, als 1848. Heute hat keine revolu tionäre Fraktion ein Heer zur Verfügung, daS sich in CadrcS umwandcln und mit irregeführten Bauern als Honveds auSfüllcn läßt, die gegen den König fechten, in dcr Meinung, für dcn König zu fechten. Heute befin den sich die festen Plätze dcS Landes in dem Besitze der Reichsgcwalt. Diese Gewalt beherrscht die Situation. Dies weiß man in dcr Hauptstadt wohl zu würdigen, und eben darum blickt man der weitern Entwickelung mit Ruhe entgegen. Man besorgt keine Conflicte, man hat vielmehr nach den Berichten auS Ungarn allen Grund zu der Annahme, daß die Schritte der Reichsgewalt eine Ermannung, eine Rcconsolidirung dcr bisher terrorisir- ten guten Elemente des Landes zur Folge haben müssen. Helden, Wersen und Wohlthätcr dcS chinesischen Volke» mit ihren verschiedenen Attributen ausgestellt sind. Ich kann mir eine genauere Beschreibung dcr Einzclnheiten erlassen; ich habe die Dimensionen weder selbst gemessen noch die Götterbilder gezählt und in meine Schrcibtafel eingetragen. Sollte sich Jemand speciell dafür interes- sircn, so verweise ich ihn auf die Beschreibung irgend eines eifrigen Missionär», deren minutiöse und gedehnte Werke über China und Japan die englische Literatur jetzt in bedenklicher Weise bereichern. In einigen der Tempel fanden wir, gewissermaßen al» AllerhciligsteS, ein besonder» werlhvollc» Kunstwerk, sei cs eine Miniatur-Pagode ganz auS Speckstein ge schnitten, mit geschmackvoller erhabener Arbeit, oder den Sockel zu einem Göttcrbildc aus Kupfer mit zierlicher und äußerst kunstvoller Cisclirung, Figuren in b-mi rebel u. s w., kurz wahre ob^ ck'-eur-iv der chinesischen Meister. Einzelne Tempel waren von kleinen köstlichen Gärten begrenzt, und die Wohnungen dcr Priester lagen dort mit bcneidenSwcrthcr Aussicht auf daS frische Grün und die duftenden Blumen. Ucbcrall wurden wir als alte Bekannte freundlich ausgenommen und wenigsten» mit einer Tafle Thcc bewirthet. (Forts, folgt.) * Die ebenso unwissenden als dreisten Urthcile fran zösischer Kunstrichler über deutsche Musik überraschen zwar nickt mehr, bleiben jedoch ergötzlich. Dcr Kritiker der „Jnd'P. belge", dessen Artikel man oft wegen ihres musikalischen Verständnisse» lobte, läßt sich über Gluck'» „A lc c st e" folgendermaßen vernehmen: „Ich habe,,Alccste" gesehen und erkläre ohne Scheu, daß ich derselben „Wilhelm Tell", den „Barbier", die „weiße Frau", den „schwarzen Domino", die „Gesandtin", die „Krondiamantcn" und (verhüllen Sie da» Antlitz, o Berlioz) „Girald«" rc.
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