Dresdner Journal : 05.12.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186112056
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-12
- Tag1861-12-05
- Monat1861-12
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- Dresdner Journal : 05.12.1861
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.v s^r. Tb-»ue»r»1»»rrist: ILKrtiob: 5 ?blr. 10 Nxr tu I—d»o. j li» A»»I»«S» ^jiikrt.: 1 „ 10 ,, ,, ,, Itritt ?u«t uoä Ü<-u»itiut> io vr«xi«o: 15 kixr. j ttiviup«!»« Liorvlu« tiuiumera: 1 Ntzr. ) »obl»^ Viuvu. r»str«U»»rrise: Dvr ä«o 8»um «io«r »«»poltsoeo L«U«r 1 Nxr. Iiot«r „Liox«»»o<sr " äi« L«i>«: 2 Nxr. Lrschrtir»: PL^Iivk, mit Xoiooliio« <t«r kvoo- ooä Ad,u«i, für S«o folss«o6«a D»U. ' DmmerStag, dell 5. December! . - .. ... ... !—- DlksdiierZomnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1861 , E .'. - - >»srratrna«»k ^E Mlbntärt«: LMpii,: t». S.^uo^.r k!«>o>mi,»i<>o», äei Vreväuer «bkoä»,e1d,t: ». llv»»»:»; Allvv^' » Vooi.ii»; L«rUu: 6»oviv»'»vbe ttuvlib./ t!>-r»>ulrr»', liureou; Lr«w«o! L. 8c«i.o^r«; kruvAkurl ». H-: I^z-ouil'vck« lluebbunälun^; Köw: Aval.»- Lüor»«»; kuri,: v. (28, ru« äe» Koo» eof»u»); pnx I-'u. Looi-ieo', Hueviivuckluox. qeransgebrr: Köuixt. Lipeäitioo äe» Or«i<1o«r ^ourvut«, vreiäeo, >I»rieo»tr»»»« Nr. 7. Amtlicher Theil. DrtsdcK, 28. November. Se. Königlich« Majestät habe« zu genehmig«« geruh», daß die bei de« Poftztt- Amte der Stadt Leipzig aagrstellten Polizei - Commtffare Weller uad vr. jur. Ur bau da» eine« jede« von ihnen von Gr. Majestät dem Kaiser do« Oesterreich verlieh«*« golden« Lerdienstkreuz mit der Krone annrhmen und trage«. - . Nichtamtlicher Shell, «»»erficht. Zettmlgßfchau. (Presse. Pakte. Time». Morntng- Herald. Daily-NewS.) Tagetgeschichte. Dresden: Da» angeblich« Verbot eine» angeblich großdeutschen Verein». — Wien: Der Kaiser zurückerwarkt. Neuer Justizminister. Preß- straffachrn. Enthebung von Obergespanen. ReichS- rathiverhandlungen. Zur Budgetfrage. Keine Ver änderung in der Administration Venetien». — Brr« lin: Volkszählung. Nachwahlen. AuffichtSversahren bezüglich de» FreiwtlltgendiensteS. Mundt'» Letchen- begängniß. — Magdeburg: Bon der Elbzollcon- ferenz. — München: Dankproclamation de» König». — Sternberg: Dom Landtage. Pari»: Berichtigungen. Fortdauer der Okkupation in China. Senatconsultentwurf. — Bern: Die zweite Note in der Dappenthalangelegenheit. Genfer Compeknzconfltct. — Brüssel: Feuersbrunst in Ant werpen. — Turin: Kammerverhandlungen. — St. Petersburg: Ein Mtnisterrath eingesetzt. Vermin derung der Schreibereien. — Warschau: Jahrestag' der Erhebung von 1830. Die Kirchrnangelegenheit. WtelopolSki. Preußische Unterthanen verhaftet. — Montenegro: Schreiben des Fürsten an Omer Pa scha. — Amerika: Auch »in französisches Schiff vom „Jacinto" angehalten. Telegraphische Nachrichten. Pari», Mittwoch, 4. vrcbr. Der -irfiae Coasul der Bereinigten Staate« hat de« Jountalea et«en »rief de« jetzt hier »«wesende« früher« Oherbe- frhKhaöer» der amerikanische« »««detarmee, Ge neral» Ec-tt, «itgetheilt, wori» dieser erklärt, er hatze yicht ßesaßt, datz er a« de« Miiisterrathr ia t««ß der So«d«rh»ad»commiffare angeordnet hat. General Scott legt die Rothwevdigkert guter Be ziehungen der Bereinigte« Staaten zv England dar u«d glaubt, da- di« Trentaffaire eine fried liche Lösung finden werde. Turin, Dienstag, 3. December. Garibaldi kehrt von Genua «ach Caprera zurück uad wird nicht nach Turin kommen. Berichtigung. In dem -estrigen Londoner Telegramm, »»nach die „Time«" von amerikanischen Hoffnungen auf franzd- fische Intervention in einem Kriege mit England sprach, muß e« am Schluß statt ..England" heißen: „Sr" (nämlich der ameri kanisch« Staatssekretär Seward) werde durch die Haltung der fraajdsischra Presse enttäuscht werdet!. Dresden, 4. Deccmber. Bezüglich deS EinrückenS österreichischer Trup-^ pen in die Suttorina haben wir bereits gestern die von der „Wien. Z." gegebene officielle Darstellung des Sachverhaltes mitgetheilt. Di« „Presse" begleitet jene Mitlheilung des amtlichen Blattes mit folgenden Bemer kungen: „Da» Gerücht von einer Intervention der österreichischen Waffen in der Herzegowina bestätigt sich demnach nicht, denn die Operation, welche das k. k- Brigaderommando in Ragusa zu vollziehen beauftragt wurde, bezweckt keine Einmischung oder Parteinahme ir gend einer Art, sondern lediglich eine Wahrung der Sicherheit de» österreichischen Gebiets und der österrei chischen Gewässer. Auf jeder Karte von Oesterreich fin det man die unter dem Namen Suttorina bekannte tür ¬ kische Enklave, welche die Gebiete von Ragusa und Cat taro von einander trennt, und zwischen Porto d'Ostro und Castelnuovo sich bis an daS Seegestade erstreckt. Da Grahovo sich noch immer in den Händen der Insur genten der Herzegowina befindet, so ist Luka Bukalovich thatsächlich Herr der Suttorina. Don Castelnuovo führt »ine k. k. Militär- und Poststrafte nach Ragusa, welche di« Suttorina in nordwestlicher Richtung durchschneidet, und sich dann gegen Westen allmählich abbiegt. Dort nun, wo in der Suttorina, ohne österreichische» Gebiet zu verletzen, eine Landung bewerkstelligt werden kann, hat Luka Bukalovich Schanzen errichten lasten, von wel chen au» die See, d. t. österr»tchische Gewässer bestrichen werden können. Der zweite Punkt, von dem in der of- sttkllrn AuSetaandersetzung dir Rede ist, liegt wahr scheinlich hart an der österreichischen Grenze, und die dort errichtete Verschanzung der Insurgenten bezweckt al lem Anscheine nach die eventuelle Abschneidung de» Ver kehrs auf dieser Lrarischen Straße. Die „Wiener Zei tung" spricht von einem zwischen Oesterreich und der Pforte bestehenden Uebereintommen, demzufolge in der Suttorina keinerlei einseitige Veränderung deS Status qu» vorgenommen »erden darf. Dieses Übereinkommen hatte schon die Republik Venedig mit der Pforte getroffen, und als im Jahr« 1854 Graf Leiningen nach Konstantino pel geschickt wurde, ist dasselbe in der formellsten Weise erneuert worden. Da» formelle Recht ist unbestreitbar, und eS versteht sich von selbst, daß man eS nicht ruhig ansehe» kann, wenn ein Luka Bukalovich «ine wichtige, zwei österreichische Verwaltungsgebiete verbindende Heer straße abzuschneiden droht und eS sich noch obendrein herau-nimmt, einen Punkt an der Sekküste mit Kano nen zu bespicken, deren Schußlinie in österreichische Ge wässer hineinreicht. Die Zumuthung, daß österreichische Schisse etwa nur mit Erlaubniß deS Chefs der montene grinischen Nasenabschneider und Sralpjäger von Porto- d'Ostro nach Castelnuovo fahren dürfen sollen, daß sie etwa die Batterien de» Luka Bukalovich salutiren sollen, war denn doch etwa» -stark. Dem Unsuge mußte ein Ende gemacht werden, und wenn uns etwas hierbei be fremdet, so ist e- die Rücksicht, mit welcher von österreichi scher Seite zu Werke gegangen wurde. Wie die „Wie ner Zeitung" ausdrücklich erklärt, werden diese Truppen nach gcthanrr Arbeit, nach Beseitigung der Batterien, sich sofort wieder auf das österreichische Gebiet zurück ziehen, d. h. die Operation hat eine ausschließlich locale Bedeutung und soll dieselbe auch behalten." Die französische Presse zeigt deutlich den Wunsch, daß England mit der Union in Krieg gerathen möchte. Die „Patrie" beginnt bereit», da» Feuer zu schüren. Ja einem heutigen Artikel erklärt sie sich unverhohlen zu Gunsten deS Rechts der Südstaaten, sich von denen de» Nordens zu trennen, und hält einen Krieg Englands mit der Union für ganz wahrscheinlich; sein erste» Er» gebniß werde natürlich die Anerkennung der südlichen Conföderation durch England sein. Frankreich könne natürlich nicht wollen, daß ein so folgenschwerer Act ohne seine Mitwirkung sich vollziehe. Die „Patrie" ist ferner der Ansicht, daß rin Krieg England» mit Amerika von langer Dauer sein und nicht ander» al» mit der Ver nichtung der UnionSmarine endigen würde. Um nun einem so unheilvollen Resultate vorzubeugen, gebe c», meint sie, kein anderes Mittel, als daß Frankreich seine Marine mit der Englands vereinige. Nur so mache man den Vereinigten Staaten den Kampf unmöglich und werde da» Washingtoner Cabinct dahin bringen, sich der Noth- wendigkeit der Lage zu fügen, ohne erst einen nutzlosen Widerstand zu versuchen. Den Betrachtungen der englischen Blätter vom 30. November über den Conflict Englands mit der amerikanischen Union entnehmen wir Folgende». Die „Time»" sagt: „Der Beschluß der Regierung ist nicht ohne ernste Erwägung der möglichen Folgen gefaßt wor den. Ueberdie» hat da» Cabinet sich von Anfang bis zu Ende an den Rath der Kronjuristen gehalten, und in dem das Publicum Ihrer Majestät Regierung unterstützt, Feuilleton. Dresden, 3. December. De» Tonkünstlerver- etn» zweiter ProductionSabend begann mit Franz Schubert'» geistreichem Streichquartett in v moll, gespielt von den Herren Körner, Melhose, Echleising und Böck- wann. ES ist durchaus gerechtfertigt, wenn der Ton künstlerverein den Kreis der in den ProductionSabendcn mitwkkenden Kräfte nicht zu sehr beschränkt, sondern auch den weniger bekannten und jüngrrn Mitgliedern Gelegenheit giebt, sich mitunter höron zu lassen. Doch müssen unter allen Umständen dabei Leistungen voraus gesetzt werden, die den höhern, unzweifelhaft hier zu stellenden Anforderungen entsprechen, wenn eben nicht die ProductionSabend« zu UebungSabenden herabsinken sollen. Die Ausführung de» Schubert'schcn Quartetts zeugte zwar von gutem Willen und anerkennrnSwerthem Fleiße de» Studium», ließ aber zu sehr empfinden, daß diese schwierige Aufgabe, zum Thetl wenigsten», hinsicht lich de» Ensembles die Kräfte der Spieler übersteigt. Schon technisch allein wurde sie nicht in erwünschtem Maße von dem ersten Violinspieler und dem Cellisten beherrscht. Dem Letzter» fehlt überdies die nölhige Kraft und Breite der Tonbildung, um einem derartigen musikalischen Zusammenwirken die gehörige solide BasiS zu geben. Am besten gelangen die Variationen. Bei läufig sei bemerkt, daß «in Fehler mit unterlief, dessen Correctur allerdings selbstverständlich gewesen wäre. ES bekifft den neunte« Tact deS zweiten TheileS der ersten Variation, in welchem die beiden letzten Sechzehntel der ersten Violine, al- auf die DreiklangSharmonte in Ls fallend, nicht g, l, sondern k, e, heißen müssen. — Demnächst trug Herr Riccius zehn verschiedene Stücke au» Joh. Seb. Bach'» französischen Suiten für Clavier Solo vor. Er bekundete dabei pianistische Gewandtheit und löbliche musikalische Routine. Doch blieb vor Allem größere Klarheit und Durchbildung deS Detail», sowie auch mehr Ruhe in den lebhaften Sätzen zu wünschen. Schließlich wurde von den Herren Hiebendahl, Kummer, Forkert, Lauterbach, EiSncr, Lorenz, Herr und Stein Mozart'» Ls - 6ur - Octctt für Blasinstrumente in vorzüg licher Weise zu Gehör gebracht. Diese Leistung bildete den Glanzpunkt deS Muflkabends. Sie erfreute gleich mäßig durch schöne technische Beherrschung der Wieder gabe im Einzelnen wie im Ganzen, sowie durch Fein heit und Sinnigkeit der Auffassung und der grsammten musikalischen Gestaltung. Als Composition steht freilich diese» Octett, so herrliche Partien e» auch, namentlich in den mittler» Sätzen, enthält, dem andern de» Meister in O-mvll nach. Indessen bietet eS deS Anziehenden immer genug, um einer Aufführung mit ungeschmälertem Interesse zu folgen. Möchte man sich doch auch gelegentlich wieder der dreizehnstimmigrn Serenade deS in dieser Compo- sitionsgattung unerreichten Mozart einmal erinnern. —k— Reiseerinnerungen von 0. 61s,. Antwerpen. (Fortsetzung au« Nr. 282.) WaS ich von Orden, Ehrenpforten und Deputationen sagte, von den Ehrenbezeigungen, mit welchen daS belgische Volk Ley» bedachte und mit welchen c» überhaupt seine Künstler zu überschütten pflegt, war durchaus keine Ueber- treibung und hatte seine Richtigkeit. Man muß e» ge sehen haben, wie bei der jährlichen großen Antwerpnrr PreiSvrrtheilung de» Laureaten ganze Vaterstadt vor Ver gnügen sich aus den Kopf stellt und alle Stände ohne Ausnahme dem Glücklichen huldigend entgegenziehen. Davon abgesehen, daß der Belgier überhaupt Feste und festliche» Gepränge besonders zu lieben scheint, spielt doch auch dir Liebe zur Kunst und zu seinen Künstlern kann e» die» im Bewußtsein thun, «ine Sache zu ver fechten, die auf Wahrheit und Recht beruht. Da- Prin cip, worauf unsre Regierung ihre Forderung stützt, ist, daß eia britische» Schiff — so lange e» nicht eine» Neu- kalttätSbruch» überführt ist — ebenso sehr al» britischer Boden gelten muß, wie wenn e» ein wirkliche» Stück britischer Erde wäre. Da man nun dem „Trent" kei nen Neutralitätsbruch nachgrwtesen hat oder nur nach- zuwrtsen versucht hat, so ist die gewaltsame Fortschlep- puug von vier Personen von seinem Verdeck vollkommen ungesetzlich. Wir hören, «» sei möglich, daß die Gewalt» that dir Handlung de» amerikanischen Commandeur» war; Leutnant Fairfar habe am Bord de» „Trent" erklärt, sein Commandeur handle auf eigene Berantwortlichkett. Aber wir fürchten, daß die» eine leere Vermuthung ist. Alle», was wir noch zu thun haben, ist, dir Regierung »nd da» Volk der nördlichen Staaten zu beschwören, daß fie un» in dieser Sache Gerechtigkeit widerfahren lassen mögen. Wir haben in ihrem Skeit die strengste Neu tralität beobachtet; während deS ganzen Jahre» seit An fang dieser Wirren konnten die Amerikaner sich über kei nen einzigen unfreundlichen Act von unsrer Seite be klagen; und in diesem Augenblick lassen wir unsre In dustrie leiden auS Achtung vor einer Blokade, die so unwirksam ist, daß sie täglich verletzt wird. Mögen sie sich versichert halten, daß England nicht au» Furcht vor ihrer Macht solche Nachsicht geübt hat, und daß wir zwar sehr viel Muthwillen unbeachtet lassen, aber eine Injurie nicht gelassen hinnehmen werden." — Auch die „Mor» ntng-Post" hat wenig Hoffnung auf eine gütliche Bei legung. „Wir sehen unS," sagt sie, „mit Widerstreben gezwungen, anzunehmen, daß der Act ebenso unfreund lich gemeint war, wie er vom gesetzlichen Gesichtspunkt seeräuberisch ist. Ob nun der amerikanischen Regierung ihr Temperament oder ihre Politik e» erlauben wird, ein Zugeständntß zu machen, welches sie in den Augen de- NordenS wie deS Südens demüthigen muß, und ob sie vor der leidenschaftlichen Wuth ihrer eigenen Unterthanen nicht mindestens ebenso viel Angst empfindet, wie vor den Feindseligkeiten, die auS einer Verweigerung der schuldigen SatiSfaction entspringen müssen, darüber lasse« sich nur unsichere Speculationen anstellen. Die Bevoll mächtigten, die zugleich die Erminister de» früher» Prä sidenten sind, gelten ohne Zweifel für einen großen Fang, und möglicherweise betrachtet Herrn Lincoln'- Regierung ihr« Vergehen in einem andern Licht, als die der con- jödrrirten Offiziere', die in Gefangenschaft gerathen find pM de»cu sie die Rechte de» Krieg» zugesteht. Wir wollen vor Allem hoffen, daß die DunveSLkgienenß sich nicht zu einem beklagenSwerthrn äußersten Schritt wird hinreißen lassen — einem Schritte nämlich, der ihr die Möglichkeit nehmen würde, dem Verlangen unsrer Re gierung nachzukommen und die Herren Mason und Elidell heil und gesund in Freiheit zu setzen. — Der „Mor- ning Herald" bedauert, daß das Gutachten der Kron- juristcn sich auf einen so engen und formalen Punkt beschränke. Dasselbe erklärt bekanntlich da- Verfahren des amerikanischen Commandeur» für illegal, weil er sich die Autorität eines PriscngerichtS anmaßte, anstatt den „Trent" nach einem Hafen zu bringen und aburtheilen zu lassen. Dies werde den amerikanischen Rabulisten den Vorwand geben, nach der Art deS „Morning Star" zu behaupten, daß England selbst die Schuld des „Trent" zugebe und daß derselbe vor Gericht condemnirt worden wäre. — Auch „Daily News", das bisher unionS- freundlichste Blatt in London, bemerkt, daß die Beson nenheit und Ruhe, mit der das britische Publicum das Gutachten der Rechtskundigen abgewartet, nichts zu wün schen übrig lasse und daß eine Nachbarregierung, von der man in New-Holk mit großer Sympathie zu sprechen liebe (die französische), unter ähnlichen Umständen viel kürzer« Proceß machen würde. Tagesgeschichte. Dresden, 3. December. In den nationalvereinlichm Blättern machte vor Kurzem eine Nachricht die Runde, eine nicht unwichtige Rolle dabei. Nirgend» wird, heute, wie schon vor Jahrhunderten, die Kunst so von der VolkSgunst getragen und gehütet, und ist so unmittelbar mit den nationalen Bestrebungen verbunden, wie in Belgien. Dafür knüpfte sie allerdings auch, wie die Kunst keines Volkes weiter, an die heimischen Traditionen stofflich wie formell an und ließ sich in keiner Weise die innigste Wechselbeziehung mit dem umgebenden Volke rauben. In Deutschland besteht kein solches Band zwischen der Kunst und dem allgemeinen Volksleben; unverstanden und einander fremd stehen sich hier Volk und Künstler gegenüber. Die Höfe sind in Deutschland der einzige Boden, wo die Kunst noch ankert, daS ganze Volk, der Bürger, thut, mit wenig rühmlichen Ausnahmen, so gut wie Nicht» ; die Kunstvereine lassen sich hier nicht an führen, denn eben weil der Einzelne so wenig thut, sind diese Vereine zu blosen Barmherzigkeitsinstituten herab gedrängt worden. Und wa» hier und da einmal eine Volksvertretung thut und thun kann, kann doch den. Vergleich nicht aushalten mit der Kunstpflege der belgi schen Regierung, mit den Summen, welche einzelne Städte und Corporationen für Kunstzwecke auSgeben, mit der Liebe, mit welcher der Einzelne, namentlich der Mittelstand, Kunstwerken nachgeht. Ley» erhält für seine Genrebilder in der Regel 30,000 bl» 40,000 Fr»., der Durchschnittspreis, mit dem die Belgier, und zwar Privatpersonen, ihre renommirkn Künstler bezahlen. Diese Kunstliebe hat nicht nur darin ihren Grund, daß der Künstler sich nicht so wie anderwärts dem VolU- bewußtsein entfremdet hat und daß man ihn als Träger nationaler Bestrebungen ansirht, sondern beruht auch hauptsächlich in der künstlerischen Bildung, die ein Jeder und namentlich auch der Handwerkerstand mehr oder weniger erhält. Wie in Antwerpen bereit» im Jahre 1396, nach einer alten Chronik, auf 15 Bäcker 5 Maler - nach welcher die Dresdner Polizei einen im Entstehen begriffenen Verein „Großdrutscher", den rin hiesiger Advocat zu bilden versuche, von vorn herein verboten habe, woran die „National-Zeitung" noch die Bemer kung knüpft, daß der verpönte Verein von dem Gründer a!» Gegengewicht gegen den Nationalverein bestimmt ge wesen, e» in seiner ersten Versammlung zu einer An wesenheit von nicht mehr al» 14 Mitgliedern gebracht habe, und daß daS „Großdeutschthum" hier keinen em pfänglichen Boden finde. — Wir könnten, wenn sich Alle» so verhielt«, den Anhängern de» Nationalverein» nicht verdenken, daß sie eine so pikante Thatsache zu ihren Gunsten möglichst au-zubeutrn suchte». Allein die Sache liegt ander». Denn erstens ist der unter dem Na men „deutscher Volksbund" projectirt gewesene Verein nicht verboten worden, und zweiten» war dieser Ver ein kein „großdrutscher". Die wegen diese» Verein» er gangene Mtntsterialverordnung lautet vielmehr dahin, daß allerdings von der Ertheilung der von gedachtem Vereine erbetenen Genehmigung zu seiner Constituirung abzusehen sei, da e» nach Maßgabe drö VereinSgesetze» vom 22. November 1850 einer solchen obrigkeitlichen Ge nehmigung zu seinem Bestehen überhaupt nicht bedürfe, daß dagegen aber, nach der jetzigen Sachlage, kein Grund vorhanden sei, dem fraglichen Vereine hindernd entgegen- zuketen, vielmehr nur vorauözusetzen sei, daß derselbe den einschlagenden Vorschriften de» VereinSgesetze» allent halben gehörig nachkommen werde. — WaS dagegen die Tendenz deS „deutschen Volksbunde»" betrifft, so wurde dieselbe durch folgende Punkte deS Programm» deutlich genug bezeichnet: Satzung 2: „Da« Hell Deutschland« liegt in dem Grund satz: innere Zersplitterung ist zu beseitigen, ebenso aber Gleich machung zu vermeiden. Demzufolge vereinlgen sich die Kdnig- reiche (Preußen cingeschlossen) und die übrigen „deutschen Länder" (s. jedoch Satz 5) mit «»«nähme Oesterreich« zu einem Bundesstaat; und der deutsche Staatrnbund bleibt nur in dem Sinne bestehen, daß Oesterreich mit dem „Deutschen Bunde" in ein Staatcnbündniß tritt." Satzung 18. „Der Deutsche Bund — (welcher nach Satzung b au« dem Lbendkrei«, dem sächsischen, dem schwäbischen, dem See kreise, dem Morgcnkrrise, der Mark, dem Rhrinkreife, dem bayer- schen Kreise und den in Ostafrika, Kleinasien, Ostindien, Mittel amerika uad den Inseln deS stillen Ocean« zu gründenden Eolo- nirn bestehen soll) — führt al« Wappen den aufstrebenden Adler, jedoch rinhälsigen, natürlich gestalteten ie." Satzung 22: „Oesterreich tritt, wie Satzung 2 bereit« vor geschrieben, in seiner Besammtheit nicht ia den deutschen Bun desstaat, wohl aber verharrt eS im deutschen Staatenbunde. <iin zwischen der Eeatralgewalt de« Deutschen Bunde« einerseits und der österreichischen Regierung andererseits zu ordnender Staats- »rrtrag regelt die Verhältnisse beider -dberatioven. Di« deutsch- österrrtchischen Hwsvinzev ssbd »em ^ngen» Deutschen Smebumebg- tichst zu vrrbinden " ' Satzung 26: „Der deutsch« Staatrnbund hat all solcher Vein« diplomatische Vertretung nach außen, da bereits dem Deut schen Bunde dos Recht darauf zusteht. Neben den auswärtigen Vertretrrn de« Deutschen Bunde« ist et aber Oesterreich un benommen, sich ebrnfall« vertreten zu lassen. Im Uebrigen residirt ein ständiger Bevollmächtigter de« Deut schen Bunde« in Wien, nicht aber dergleichen Legationen der Einzelstaaten de« Deutschen Bunde«." Wir können nach diesen Punkten des Programm» füglich dem Leser überlassen, von dem „Großdeutschthum" und dem „Gegengewicht gegen den Nationalverein", welche man dem „deutschen Volkskunde" von gewisser Seite hat octroyiren wollen, sich eine richtige Vorstellung zu bilden. Wenn die sächsische Regierung, welcher die betreffende Unterbehörde in dieser Sache die Entschlie ßung anheimstellcn zu müssen glaubte, ihrerseits, ohne dem Vereine übrigens irgend ein Htndcrntß in den Weg zu legen, doch Bedenken getragen hat, zu der Consti tuirung eines Vereins aus Grund von Statuten, nach denen derselbe in der oben angcdeutctcn Weise die Be seitigung der Bundesverfassung und die Neugestaltung Deutschlands nach dem oben vorgclegten Muster anstrebt, die gebetene ausdrückliche Genehmigung zu ertheilcn, so finden wir die» — ganz abgesehen davon, daß eine solche Genehmigung zu dem Bestehen deS Verein», wie schon oben erwähnt worden, nach dem VereinSgesetze nicht nöthig war, in demselben Grade erklärlich und selbstverständlich, olS e» unS überrascht haben würde, wenn der Ches deS oder Bildhauerwcrkstätten kamen, so ist gegenwärtig ganz Belgien mit Kunstanstalten überschwemmt. Bereits rin Jahrzehend nach dem Wiedererwachen der heimischen Kunst zählte man 40 Akademien und Malerschulcn und Ln 7000 Kunstschüler, so daß also je der sechshundertste Mann in Belgien auf einer Akademie seine Bildung luchte. Die Hälfte davon widmete sich nach genauer Erhebung dem Handwerke und ungefähr 20 Procent gingen nach kurzem Besuche zu einer andern Beschäftigung über. Aber noch immer bleiben über 2000 Individuen für die eigentlichen Kunststudien übrig. Wir entnehmen diese Berechnung Springer'» „Geschichte der belgischen Künste im 19. Jahrhundert". Daß diese Zahlen keine Ueberketbung in sich enthalten, beweisen die genauer« Angaben der Antwerpnrr Akademie, welche im I. 1856 1310 Zöglinge und darunter 509 eigentliche Künstler zählte, im letzten Jahrzehend überhaupt 12,041 Schüler aufwieS. Die Antwerpner Akademie ist zwar die Haupt schule deS Lande-, neben derselben sind aber auch noch die ebenfalls zahlreich besuchten Akademien von Brüssel, Gent, Löwen, Lüttich u. s. w. in Anrechnung zu bringen. WaS allein Antwerpen für die Kunst thut, ersteht man au» den Aufträgen, welche Ley» für das dortige Stadthaus hat, und au» den umfassenden FreScomalereien, mit denen Guffens und SwertS für die neu zu erbauende Börse betraut find. Ebenso wurden in den Tagen, wo ich in Antwerpen war, zwei große Monumente enthüllt und zu gleicher Zeit fand die feierliche Enthüllung der FrcSken in der Kirche de» heiligen Georg statt, welche ebenfalls von den in letzter Zeit in deutschen Journalen vt'/ genannten Künstlern Güssen» und SwertS herrührcn. Diese Fresken sind der erste Versuch der Einführung der Wandmalerei in Belgien; GuffenS unh SwertS lehnen sich an die vlaemisch-nationalen Bestrebungen und wollen da» germanische Wesen im Gegensätze zum französischen
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