Weißeritz-Zeitung : 17.12.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188512178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18851217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18851217
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1885
- Monat1885-12
- Tag1885-12-17
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- Weißeritz-Zeitung : 17.12.1885
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Wchmtz-ZeitW tzenten neymer stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnc in Dippoldiswalde. Nr. 149 Donnerstag, den 17. Dezember 1885 51. Jahrgang L L '8 W weise hätte mit dem ganzen, ausgesprochen fried liebenden und gemäßigten Charakter der deutschen Politik in Widerspruch gestanden und ein sich hieraus entwickelnder Krieg mit Spanien märe außerdem doch keinesfalls jene paar Schollen Erde Werth gewesen. Kein patriotischer Deutscher wird es darum dem Fürsten Bismarck verdenken, daß er lieber nachgab, soweit es unsere nationale Ehre und Interessen ge stalteten, als unsere gesummten Leistungen zu einer uns bisher befreundet gewesenen Nation aufs Tiefste zu schädigen; auch hat ja Deutschland seine Wünsche im Großen und Ganzen durchgesetzt. Wenn aber ferner behauptet wird, daß durch die Karolineuaffaire zum Mindesten die handelspolitischen Beziehungen Deutschlands zu Spanien bedenklich erschüttert seien, so ist dem einfach die Thatsache entgegenzuhalten, daß das Ministerium Sagasta zugleich mit der Genehmigung des Karolinenvertrages die Verlängerung des im Jahre 1887 ablaufenden Handelsvertrags mit Deutschland bis zum Jahre 1892 ausgesprochen hat. Dieser Hin weis dürfte wohl genügen, um die handelspolitischen Beziehungen des deutschen Reiches zu Spanien im besten Lichte erscheinen zu lasten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem noch am Sonntag die schönste Schlittenbahn die Verbindung mit der Umgebung erleichterte, trat am Montag Thauwetter ein, so daß der Schnee überall wich und die Wege fast bodenlos wurden. Trotz der Schlittenbahn war der Verkehr am Sonntag nicht sehr rege und fast alle Geschäftsleute klagten sehr. — Die geehrte Redaktion der Weißeritz - Zeitung wolle mir gestatten, in Folgendem einige Worte zu dem Artikel in Nr. 147 zu erwidern. Es mag dahin gestellt bleiben, ob die Behauptung des Abg. Bebel, daß von 70,000 Unterschriften der Petition um Wieder einführung der Doppelwährung 69,990 dieselbe nicht verstanden hätten, ebenso zutreffend als effektvoll war; mit derartigen Schlagworten kann man allerdings in Volksversammlungen wohlfeilen Beifall ernten, aber man beweist damit sehr wenig. Sollten jene Unter zeichner nicht Alles verstanden haben, was sie unter schrieben, so hatten sie jedenfalls das richtige Gefühl, daß in unseren jetzigen wirthschastlichen Verhältnissen nicht Alles ganz in Ordnung sei; der Wunsch nach eingehender Prüfung, eventuell Abhilfe der jetzigen Zustände kann daher nur als ein vollkommen berech tigter erscheinen, umsomehr, als es nicht an maß gebenden, eingeweihten Personen fehlt, welche ähnliche Bestrebungen aus voller Ueberzeugung theilen. Gewiß hat unsre Reichsregierung, bevor sie in dieser Richtung einen entscheidenden Schritt thut, alle Ursache, zu prüfen und wird daher Erfahrungen in andern Län dern wohl berücksichtigen. In wie weit ist aber das, was der Herr Verfasser über Amerika, England und die lateinische Münzkonvention sagt, für uns auch zu treffend? Wären die Verhältnisse Amerikas wirklich ganz so, wie sie der Herr Verfasser schilderte, sie sind es nur bedingungsweise, so ließe sich dennoch keine direkte Parallele mit Deutschland daraus ziehen, da Amerika auf ganz anderen Voraussetzungen sein Münz system basiren kann als wir, ganz andere Produktions bedingungen, Maaren- und Arbeitspreise hat als mir. Vor Allem ist Amerika gleichzeitig Besitzer reicher Gold- und Silberminen, hat sozusagen freies Spiel, sein Münzsystem auf goldener oder silberner Basis zu konstruiren und wird sich daher zunächst nach feinem eignen Vortheil richten, ganz abgesehen, ob es Andern, die mit ihm Handel treiben, paßt oder nicht. Wir müssen vorerst das Gold kaufen, um so theurer, je knapper cs wird und das wird von Jahr zu Jahr der Fall sein, so lange nicht ganz neue Goldquellen entdeckt werden, während wir Silber selbst berg männisch gewinnen; warum also dasselbe gewaltsam entwerthen? Amerika leidet nicht an Ueberproduktion Das Ende des Karolinen-mtes. Aus Madrid ist dieser Tage die bedeutsame Kunde eingetroffen, daß der spanische Ministerrath dem mit Deutschland unter Vermittelung des Papstes abge schlossenen Vertrage wegen der Karolinen-Inseln un verändert seine Zustimmung ertheilt hat. Da zugleich jeden Tag die Unterzeichnung und Veröffentlichung des Schlußprotokolls zu den deutsch-spanischen Verhand lungen erwartet wird, so kann man endlich die Karolinenangelegenheit als erledigt betrachten und zwar, falls die über den Inhalt des betreffenden Ver trages bereits koursirenden Mittheilungen dem wirk lichen Sachverhalte entsprechen, in einem für beide betheiligten Parteien befriedigenden Sinne. Deutsch land würde hiernach, um den Hauptpunkt hervorzu heben, die Souveränetät Spaniens über die Karolinen- Inseln anerkennen und dafür als spanische Gegen leistung das Recht erhalten, auf dem gesammten Archipel freien Handel und freie Schifffahrt zu treiben, sowie auf einer oder mehreren Inseln Kohlenstationen anzulegen. Mit der Beilegung des Karolinenstreites hat eine der seltsamsten Affairen auf dem Gebiete der neuesten europäischen Politik ihr Ende gefunden, wir geben nochmals in allgemeinen Umristen eine Ueber- sicht über dieselbe. Zwei große Nationen streiten sich um das Besitzrecht einer Inselgruppe im fernen Welt meere, welche, obgleich über verschiedene Breitengrade ausgedehnt, den Flächeninhalt des Fürstenthums Neuß ältere Linie nur um wenige Quadratkilometer über trifft. Während man in Madrid mit langen Noten und vergilbten Dokumenten die Ansprüche Spaniens zu beweisen sucht, ziehen deutsche Kriegsschiffe auf den strittigen Inseln die schwarz-weiß-rothe Flagge auf. Die Kunde von dem thatkrästigen Vorgehen der Deutschen ruft in ganz Spanien einen Schrei der Entrüstung hervor, der spanische Nationalstolz fühlt sich tief verletzt und macht sich in drohenden Kund gebungen gegen Alles, was deutsch heißt, bis zur Lächerlichkeit breit; den Gipfel dieser Demonstrationen bildet die Beschimpfung und Zertrümmerung des demschen Gesandtschaftswappens in Madrid. Trotz alledem bewahrt Deutschland seine Ruhe und erklärt sich bereit, in sachliche Verhandlungen einzutreten, aber die spanische Regierung, unterstützt von der im Volke fortdauernden antideutschen Strömung, will sich auf gar keine Verhandlungen, die nicht aus der An erkennung des Besitzrechtes Spaniens basiren, einlasten, sie lehnt anch das Projekt eines europäischen Schieds gerichts ab, die zwischen Berlin und Madrid gewech selten Noten nehmen einen immer kälteren Ton an, jenseits der Pyrenäen erörtet man schon ganz ernst haft die Folgen eines Krieges gegen Deutschland, — kurz, die Krisis, welche die ganze europäische Politik beherrscht, ist auf ihrem Höhepunkte angelangt. Da überrascht, ja verblüfft der leitende deutsche Staats mann die Welt durch einen seiner genialen diploma tischen Schachzüge: Er schlägt dem Gegner die Ver mittelung des Papstes vor, welche Spanien als katho lische Macht nicht ablehnen kann und die Unterhand lungen lenken, wenngleich sie noch einen langwierigen Charakter tragen, allmälig in ruhigeres Fahrwasser ein, auf beiden Seiten zeigen sich immer versöhnlichere Maßnahmen, der durch das Ableben Alfons Xll. in Spanien hervorgerufene Ministerwechsel beschseunigt sogar die friedliche Entwickelung der Dinge, bis nun endlich der Ausgleich auf der obenerwähnten Grund lage erfolgt. — Es fehlt in Deutschland nicht an Stimmen, welche den Verlauf der Karolinenfrage als eine Niederlage der deutschen Politik und deren Nach giebigkeit gegenüber den spanischen Ansprüchen als Schwäche bezeichnen. Nun, Deutschland wäre es wahrlich ein Leichtes gewesen, eine ansehnliche Kriegsflotte nach den Karolinen oder auch an die spanischen Küsten zu schicken und seine Ansprüche auf das Streitobjekt mit Gewalt zu behaupten. Aber eine solche Handlungs Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein M W an Stoff und Arbeitskraft (vor der Hand nur an Bodenprodukten), es hat sich in Zeiten durch Pro hibitivzölle vor Ueberfluthung seines Marktes mit wohlfeilen Fabrikaten anderer Länder geschützt, es hat allgemein hohe, (?) den Arbeiter befriedigende Löhne und Verdienste (? Die Red.); es hat im Nothfall immer noch so viel unbebautes Land für überschüssige Arbeit; Alles ganz im Gegensatz zu uns, die wir eher an Ueberproduktion, mangelndem Verdienst, niederen Löhnen und einer unfern Bedarf nicht deckenden Boden produktion leiden. Ebensowenig lasten sich die eng lischen Verhältnisse, wenn sie wirklich beneidenswerth wären, für uns als Muster hinstellen. Allerdings der Handel mit den Silberländern, die billig produziren und verkaufen müssen, bringt dem Land bei reiner Goldwährung Gewinn; wer aber leidet dort darunter, vor Allem der eigentliche Nährstand: Landwirthschast und Industrie, oder ist es nicht ein Beweis für die verhängnißvolle Wirkung der Goldwährung, wenn dort durch die Entwerthung der Bodenprodukte Güter nur gegen Zahlung der Steuern und Abgaben verpachtet werden, wenn dort durch die wohlfeile Produktion, gesunkener Verdienst, die Armenlasten der Gemeinden erschreckend anwachsen. Ja, die Reichen, die vom Handel und vor Allem vom Handel mit Gold leben, müssen dabei noch reicher werden, aber das Land selbst verarmt und daß soll uns ermuthigen, wir, die wir nicht einmal solche Kolonien und Handelsbe ziehungen haben, ein Gleiches zu thu/r? Hüten wir uns wohl, englische Verhältnisse für uns als muster- giltige hinzustellen. Was endlich die lateinische Münz konvention anbelangt, nun so hat dis Wiederver längerung derselben trotz der belgischen Klausel gerade bewiesen, daß sie schließlich doch für die interessirten Länder unter jetzigen Umständen das beste Münzsystem ist und spricht dies eher für als gegen die Doppel währung! Nein, sicherlich nicht mit dem Hinweis auf ebengenannte Länder läßt sich die Goldwährung für uns als das allein richtige Währungssystem verthei- digen; erst stelle man die mannigfachen volkswirth- schastlichen Momente, welche auf die Währung und umgekehrt von dieser beeinflußt werden, einander gegenüber, dann aber wird sich der große Unterschied zwischen den angezogenen Ländern zeigen und was sich für jene möglicherweise empfehlen ließ, taugt nicht für uns! Die allgemein wirthschaftliche Krisis, an der vor Allem die wirklich produktiven Theile Deutsch lands leiden, die mannigfachen sozialen Mißstände, welche daraus hervorgehen, sind ernst genug, einer ein gehenden Prüfung unterzogen zu werden, dieselben sind zweifellos die Resultate einer Menge hier ver schiedenartig zusammenwirkender Kräfte. ?.-8. — Weitere vorläufige Mittheilungen über Ergeb nisse der Bolkszählung unter Angabe der in Klammern gesetzten Bevölkerungsziffer vom I. 1880: Börlas 486 (507), Kleinkarsdorf 377 (389), Lungk witz 662 (611), Possendorf 1277 (1341), Ruppendorf 732 (747), Saida bei Kreischa 57 (84), Schmiedeberg 679 (570), Seyde bei Hermsdorf 335 (344), Zaun- yaus-Nehefeld 264 (255). — Angesichts der bevorstehenden Weihnachtsfeier tage sei darauf aufmerksam gemacht, daß auf den Linien der sächsischen Staatsbahnen die am Donners tag, den 24. und Freitag, den 25. Dezember gelösten Tagesbillets Giltigkeit bis mit Montag, den 28. De zember haben. Glashütte. Am 14. Dezember hatte die frei willige Feuerwehr einen Fest- und Ehrentag. Der Uhrmacher Rob. Mühle feierte sein 25jähriges Dlenstjubiläum bei der Feuerwehr, aus welcher Ver anlassung ihm die von Sr. Maj. dem König für diese Zwecke gestiftete Medaille nebst Dekret durch Herrn Regierungsaffessor von Einsiedel, in Vertretung der kgl. Amtshauptmannschaft im Beisein des Stadtge- meinderaths vor versammeltem Korps nach vorheriger DU „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Anjerate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate init entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg.
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