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Dresdner Journal : 28.01.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186601288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-01
- Tag1866-01-28
- Monat1866-01
- Jahr1866
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- Dresdner Journal : 28.01.1866
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Zld«nm««U>vrr«st: Utkrlivk: « 1y»Ir. — io «^s Im Um»« H „ IL ,. ., >, l tritt ko»t uock Kvuotliob in vr—s«»! lS K^. I 8t«wp«l- K»m>«Ia« Ku-uo«ri»: t blqr. - ,u»obl»q biueu. »userateupreift: kür ä«v ll»vm «iu«r x«,p»It<!U-u I Kgr. U»t«r „b:iuq»»»not" 6i« 2«U«: > ttqr. Lrschriimk: lljsliek, mit Xu»n»bw« 6er 8onu- unä keiertex», Xl»vlläe für äou fulxeuüvii 1»tk 1866. Sonntag, dm 28. Januar. DresdnerIaurnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. >«srr«Munnu»h»u -uawLrt,: Letpeiz: k'u SuLuoorirru», 6omwi»oi«ulr äs» Oreeüuer 6ouro»I»; »devä»,.: H. Lual.ua, L. 1l.l,o»»i Sumdur^-Stt«»: llneixer,,, si Vool.ua! -urUa: Luoriviuobo üuob- buoät., Kuruuir,»', Sureeu; Lrumsa: L 8vnl.orr»z -ruuluu^ L-ov« 8r^uou»; VraaLturt ». U.: llL»o»»'»cd« Suokk. Lölu^ ^vol.r Oüouuuu; kari, u. Lü-ruurui.» <L», ru,äe,bou,«ut»u»); krag: t'a. Laueic» » ttucbd.j Vi»»^ Comptoir ä k Wiener 2«itu»x, 8t,s»o,pl «S7. Herauagetzer: LSulql Lupockitloo 6«, ttroulluer ckouruul», vreeäe», Iluriouutruu^ tto. 7. Nichtamtlicher Shell. Ueberficht. Leleßmtzhifche Nachrichten. ZeitiNßlfch,«. (Schlesische Zeitung. — Journal des D«bat». — Presse. — Opinion Nationale.) TaaeStzefchichtr. Dresden: Vom königl. Hofe. — Wien: Tagesbericht. Wegfall de» grsandtschaftlichen Paßvisum«. — Prag: Da« Sprachenzwangsgesetz. Landtagsangelegenheiten. Vermischte«. — Czer nowitz und Agram: Landtagsverhandlungen. — Berlin: CommisfionSberathung über den Virchow'» schen Antrag bezüglich Laurnburgs. Hohe Ordens verleihungen. Die Nordpolfahrt. Stadtverordne- tenvrrhandlungen. Vermischtes. — Königsberg: Herrn Sack der Verlag de« „Schulblatte«" unter sagt. — München: Untersuchung auf Majestät«- beleidigung. Deputation an Se. Maj. den König. — Augsburg: Verzögerung der Bürgermeisterwahlbe stätigung. — Stuttgart: Kirchenverfassungsange legenheit. — Frankfurt: Buudestagsfitzung. — Paris: Vom gesetzgebenden Körper. Zusammen lauf. Zur mericanischen Angelegenheit. — Haag: Ministerkrisis. Viehseuche. — London: Fenierpro- ceß. Nachrichten aus Neuseeland. — Warschau: Rescript bezüglich des Schulwesens. Ueberwachung der Oesterrricher. Neue LandeSeintheilung.— Athen: Ministerwechselgerüchte. — New-Bork: Vom Con- grrß. Schleswig-Holstein. (Die Zustände in Schleswig. Zur Baxmann'schen Angelegenheit. Vermischtes.) Dresdner Nachrichten. Pravinzialnachrichle«. (Leipzig. Löbau.) Eingrsandte». Statistik und BallSwirthschast. Feuilleton. Inserate. Lageskalender, vörsennach« rtchtru. TrltlsUlphischt Uuchnchten. Berlin, Eoanodrud, 27. Januar, Nachmittag», vr. Lävinson ist fteigrsprochrn Warden. Do« Erkennt- niß de« Gerichtshof» führt an«: Der Angeklagte hake dir Pflichten eine« Stadtverordneten grödlich verletzt, anch fei BermiigungSdeschidiguug an» gewinufüchtigrr Absicht v—Hande», doch fehle da« dritte Requisit zu» vrrdrrchrn de» Betrug», nämlich JrrthumSerreguug. vor de« GerichlSgedäude war eine große Menschen wenge versammelt. Keine Ruhestörung. Dresden, 27. Januar. Die „Schlesische Zeitung" sagt in einem, „die schleSwig-holsteinsche Frage und die Intervention der europäischen Mächte" überschriebenen Artikel: „Die Thronrede deS Kaisers Napoleon hat sich sehr re» servirt und sehr friedlich, aber doch mysteriös genug ausgedrückt, und da» Expose, welches dem gesetzgeben den Körper übergeben worden ist, spricht von dem Wiener Vertrage als von einem Provisorium, während es die Gasteiner Convention, da- Provisorium des Pro visoriums, vollständig ignorirt. Die Fortdauer de» Zwiespalts zwischen den beiden deutschen Großmächten muß unvermeidlich den Augenblick herbeiführen, wo Frankreich und England es für zweckmäßig halten, sich in den Streit einzumischen, und dann werden sie je denfalls an die Londoner Konferenz anknüpfen. Wie aber der Streit mit Oesterreich werden soll, wenn die se- nicht durch irgend eine Kalamität zur bedingungs losen Unterwerfung unter die Forderungen Preußens genöthigt wird, ist so wenig abzusehen, wie etwa daS Ende unser« innern Conflicts. In allen drei brennen den Fragen, in dem innern Conflict, in der Stellung Oesterreichs, in der Stellung den Herzogthümern ge genüber, hat die preußische Regierung durchaus dieselbe Marime verfolgt: keine Transaction, keinen Kompro miß einzugehen, sondern die unbedingte Erfüllung ihrer Feuilleton. Dresden. Freitag den 26. Januar fand der zweite Productionsabend des hiesigen Tonkünstlerverein« statt. Er wurde durch die trefflich studirte und musi kalisch intelligent erfaßte Ausführung des Beethoven'- schen Quartetts L mo» op. 58 (Nr. 2) feiten der Herren Körner, Feigerl, Mehlhose und F. A. Kummer eröffnet. Herr Georg Schmole spielte darauf die Liuäes »>mpkonique» (op. 13) für Pianoforte von R. Schumann und bekundete eine sehr verständige Aneig nung der schwierigen Aufgabe und eine fleißige technische Behandlung, ohne jedoch seine Intentionen mit völlig klarer Wirkung gestalten zu können. Diesem mit grü belnder Reflexion und kunstvoll gesuchter Kombination, aber auch mit reicher Bildungskraft gearbeiteten Varia- tionSwerke, da» sich keinenfall« für die öffentliche Pro duction eignet, seinen unerquicklichen und monotonen Toncharakter zu nehme«, möchte überhaupt schwerlich gelingen: auch bei rhythmisch intensiverer und formell zusammenhaltenderBewegung de« Vortrag» und bei man- nichfacherm Toncolorit, worauf schon der Ausdruck „,xm pkoniqu«, in der ersten Ausgabe hinweist. Die spätere revidirte Ausgabe lautet „Lluäo, on korm« <i« Vurimion,", denen sich ein selbstständiger Rondo-Finalsatz anschließt' Jedenfalls erfordert das Stück zu voller Klarheit in der Erecution gewissermaßen einen Ueberschuß an technischer Beherrschung. Den wohlthuend befriedigenden Schluß de« Abend« ergab ein zum ersten Male aufgesührtr« Divertimento (V-«lar) von W. A. Mozart für Streichquartett, 1 Flöte, L Oboe, l Fagott und 4 Waldhörner. E« ist 1772 in Salzburg componirt, also in Wahrheit rin Jugend werk au« de« sechzehnten Lebensjahre des Meister«, v»> Frisch« und liebenswürdiger Naivetät »nd reizend Forderungen zu verlangen und — abzuwarten. Da ist eine Politik, bei welcher man Alle« oder Nichts er reicht, und selbst der hingebendste und bewunderndste Verehrer deS gegenwärtigen Ministerium« wird nicht umhin können, einzugestehen, daß bi- jetzt noch immer Alle- — selbst Lauenburg, wenn e» sich lohnte davon zu sprechen, nicht ausgenommen — auf dem Spiele steht und um so mehr auf dem Spiele steht, als Preu ßen sich in dem Augenblicke, wo ein Bruch mit Oester reich rintritt, ganz isolirt befindet, oder schlimmer al- isolirt, wenn e« etwa gar sich auf die Freundschaft Rußland» verläßt. Daß Preußen im Fall eines Kon flikt« Rußlands mit den Westmächten, wenn cS sich auf die Seite deS Erster« stellt, diesem nur die Kastanien au« dem Feuer holt, darüber ist man wenigstens selbst unter dem Ministerium Manteuffel nicht im Zweifel gewesen." Aus den oppositionell gehaltenen Besprechungen der französischen Thronrede in Pariser Blättern heben wir Folgendes hervor: Im „Journal desD-batS" äußert sich Prevost Paradol mit einem spöttischen An fluge sehr zufriedengestellt durch den, Mexico betreffen den Abschnitt. Die Union könne sich durch diesen Theil der kaiserlichen Rede nur ungemein geschmeichelt fühlen, denn niemals sei ihr von Seiten Frankreichs eine herz lichere Sympathie bezeigt worden. Auch da- französische Publicum werde es dem Kaiser Dank wissen, daß er die so lange Zeit fortgesetzten hämischen und gehässigen An griffe der sogenannten osficiöscn Presse gegen den ame rikanischen Norden in so glänzender Weise dementirt habe. In Bezug auf die Worte des Kaisers, „daß die einzig dauerhaften Veränderungen die seien, welche mit der Zeit durch Verbesserung der öffentlichen Sitten ein treten", meint er, daß die bedeutende Veränderung, welche die gegenwärtige Staatsverfassung an die Stelle des parlamentarischen Systems gesetzt habe, möge man auch noch so gut von ihr denken, doch aber gewiß nicht mit „der Zeit durch Verbesserung der öffentlichen Sit ten" eingetreten sei. Und dennoch verweile man mit Wohlgefallen bei dem Gedanken, daß sie, al« eine Aus nahme von der Regel, dauerhaft sein werde. Auch dir Aehnlichkeit der kaiserlichen Verfassung mit der nord amerikanischen und ihre Aehnlichkeit mit der englischen will dem Verfasser nicht rinleuchten. Er sagt darüber: „Mit einem Worte, wir haben in den beiden Systemen Alles, was die Errcutivgewalt stärkt, ausgesucht, und Alle-, was sie schmälert, als unser« Temperament und unfern Sitten widerstrebend, weggelassen. Die Birne saugt an mehr als einer Blume, allein aus den ver schiedensten Gattungen zieht sie immer nur Honig her aus. Ungefähr so hat auch aus den verschiedensten Vor bildern unsre Verfassung jene Autoritätsessenz gesogen, die, um uns zuzusagen, noch mit irgend etwas Anderm vermischt und in richtigem Verhältnisse gemildert wer den müßte." — Auch die „Presse" spricht sich ziem lich scharf gegen die leere Vertröstung auf ein goldenes Zeitalter der guten Sitten aus, bis zu dessen Anbruch aller politische Fortschritt vertagt wird. — Die „Opi nion Nationale", daS Organ der Partei des Pa lais Royal, bedauert ebenfalls, daß der Kaiser nur eine unfruchtbare Wühlerei unruhiger Köpfe in der Be wegung der öffentlichen Meinung erblicke, die einen größer» Antheil an der Freiheit und eine stärkere Be theiligung der Bürger an der Besorgung ihrer eigenen Angelegenheiten, die eine Beschleunigung der Krönung de» Gebäude» verlange. Tagesgeschichte. Dresden, 27. Januar. Zu Ehren de» heutigen Ge burt-feste» Ihrer Majestät der Königin Marie fand Morgens große Reveille der Militärmusik statt. Die königliche Familie war Nachmittags bei Sr. Majestät dem Könige zum Diner vereinigt. * Wien, 26. Januar. Die „W. Z." meldet heute an der Spitze ihres amtlichen Theiles, daß auf aller höchste Anordnung „für weiland Se. k. Hoheit Odo, Herzog von Montserrat, königl. Prinzen von Sardi- in der Klangwirkung. Die feinste und unmittelbarste Tonempfindung offenbart sich bereit- in den etwa- con- certirend und solomäßig behandelten Sätzen der Blas instrumente, in der schön geführten Diolincantilene des Adagio, — beide so musterhaft von den Mitwirkendeu auSgeführt, wie da« ganze Werk vorzüglich wiedergege ben wurde. Det originellste Sah ist das Menuett mit seinen Trio». C. Banck. Dresden. Nachdem am 18. d. M. in der Haupt versammlung der hiesigen naturforschenden Gesellschaft „Isis" eine Reihe neuer Mitglieder, darunter Zierden der Wissenschaft, ausgenommen worden war, hielt am 25 d. die Sektion für Mineralogie und Geo logie ihre Sitzung. Die Mittheilungen bezogen sich unter Hinweis auf Vorlagen auf: den Doppelspath von Rabenstein, den Pseudoapatit von „Grube Kurprinz" bei Freiberg, das bei Zschertnitz in der Lößsormation gefundene verkieselte Holz (^raucurtir, Saiomou» 6aepp.), ein dem Meteoreisen täuschend ähnliches Hüttenproduct von der „Königin Marienhütte" bei Zwickau und in der Nähe von Karaca- gefundene riesenhafte lebende Equiseten (Engelhardt); ferner auf da- sehr inter essante Vorkommen deS gediegenen Kupfer» vom lab« »uperior in Michigan mit andern Mineralien (Kupfer, krystallisirt und dendritisch, K. mit Silber, K. in Kalk- spath, K. in Pistazit und Quarz mit Laumontit) und auf den Phosphorit von Estremadura (Zschau). Prof, vr. Geinitz berichtete sodann über den Fund de« Loeoon canaäenue im Urkalke Deutschland«, über die geologischen Untersuchungen Indien« von vr. Stoliczka und über die Hochstetler'« in Neuseeland. —a—. Frriterß, 25. Januar. Der gestrige Abend sah die Mitglieder de« Freiberger Alterthum-vrrein- nien", die Hoftrauer heute angezogen und durch zwölf Tage getragen wird. — Dieser Anzeige folgt die Mit theiluna, daß Se. k. k. apostol. Majestät „dem Gae tano Grafen von Girgrnti, königl. Prinzen beider Sicilien", Hauptmann des Infanterieregiment- Kaiser Franz Joseph Nr. 1, die Beibehaltung und das Tra gen der ihm vor seinem Eintritte in die k. k. Armee verliehenen Großkreuze des k. stcilianischen St. Janua rius- und des St. Ferdinand- u. Verdienstorden«, dann de« päpstlichen Piusordens allrrgnädigst zu gestatten geruht hat. — Der Director des Artilleriearsenal«, Generalmajor Freiherr v. Stein, ist in Anerkennung seiner erfolgreichen 50jährigrn Dienstleistung zum Feld marschallleutnant ernannt worden. — Den vorgestern in den Redoutensälen abgehaltenen Ball des Bür- gercomitäs war Se. Maj. der Kaiser zu besuchen verhindert, Ihre Majestät die Kaiserin aber, sowie die Erzherzogin Marie und die Herzogin von Modena, wie die Erzherzöge Franz Karl, Ludwig Victor, Al brecht, Rainer, Wilhelm, Leopold, Ernst, Sigismund, ebenso der Großherzog von Toscana und der Herzog von Modena haben denselben mit ihrer Gegenwart be ehrt. Außerdem waren die Minister Gras Mensdorff, Graf Larisch, Graf Belcrcdi, Feldmarschallleutnant Rit ter v. Franck und Freiherr v. Wüllerstorff anwesend, auch der Präsident des obersten Gerichtshofes, Herr v. Schmerling, hatte sich eingrfunden. — In dem Be finden des erkrankten Professors Oppolzer ist eine bedeutende Besserung eingetreten und derselbe befindet sich nun außer aller Gefahr. Die Krankheit ist eine leichte Lungenentzündung mit sehr geringen Krankheits erscheinungen. — Nach der „Generalcorrespondenz" sind die An gaben verschiedener auswärtiger Zeitungen bezüglich eines vom Handelsminister v. WüllerStorff gehaltenen Vor trags über die Handelsbeziehungen Oesterreichs zu Italien vollständig erfunden. — Dasselbe Blatt enthält die Mit theilung, daß infolge Abstellung der Paßrevision an den Reichsgrenzen künftighin die Ertheilung eines Paß visum« feiten der österreichischen Gesandten und Kon suln, selbst wenn eine solche gewünscht wird, weg fällt. Au» ReciprocitätSgründen sind indeß Frank reich, die Türkei mit den Donausürstenthümern und Ruß land hiervon ausgenommen. Z Prag, 26. Januar. Die gestern im Landtage verkündete Nachricht, daß der Beschluß des böhmischen Landtags, betreffend die Einführung der Gleich br« rach^atzung der beiden Landessprachen in deu Volk»- und Mittelschulen, die allerhöchste Ganction er halten habe, rief im Eentrum und auf der Rechten de» Landtags kein Zeichen des Beifalls hervor. Die linke Seite des Hauses — die Deutschen — schwieg natür lich auch. Die tschechischen Journale kommen heute auf diesen Umstand zu sprechen und erklären, man habe sich eS versagt, in Beifall auszubrechen, weil erstens jenes Gesetz nur dem Begriff der wahrhaften Gerechtigkeit und Gleichberechtigung entspricht, und weil man zweitens das Ansehen vermeiden wollte, es handle sich um einen Sieg über die Deutschen. — Der Ausschuß, welcher die Bearbeitung des Antrags auf Reform der böhmischen Lsandtagswahlordnung, wie solcher von der tsche chischen Rechten eingebracht worden, vorzunehmen hat, hielt bereits zwei Sitzungen. Man scheint über die ein zelnen Artikel noch keinen Beschluß gefaßt zu haben; aber als ziemlich sicher dürfte anzunehmen sein, daß die Majorität der Commission sich dafür aussprechen werde, den Handelskammern das Recht zu nehmen, Abgeord nete in den Landtag zu senden. (Die Prager Handels und Gewerbekammer wählt bis jetzt 4, die Rcichenberger gleichfalls 4, die Budweiser 3, die Pilsner und Egerer je 2 Deputirte in den Landtag.) Dieser Vorschlag dürfte heftige Debatten im Plenum nach sich ziehen. Die oben erwähnte Commission besteht aus fünf Groß grundbesitzern, welche zur Partei der Grasen A. Nostitz und Clam-Martinih gehören, aus fünf tschechischen Abgeordneten, und diesen IO Mitgliedern stehen fünf deutsche Deputirte entgegen. WaS bereits früher an gedeutet worden, wurde gestern zur Thatsache. Die in der zweiten Hauptversammlung des Vereinsjahrs trotz der höchst unfreundlichen Witterung recht zahlreich beisammen, unfehlbar ganz besonders durch die Ankün digung angezogen, daß der Gymnasialoberlehrer Prössel eine, wenn auch nur aphoristische Geschichte des Frei berger Gymnasiums, einer »Im« maler, die im Jahre 1537 ihren protestantischen Charakter erhielt und 1541 in ihr gegenwärtiges Gebäude übersiedelte und in ih rer blühendsten Periode — Mosellanus und Rivius waren ihre Rectoren — an 1OOO Schüler zählte, vor tragen zu hören. Wir heben aus diesem Dorttage, der in den gedruckten Mitteilungen des AlterthumS- vereins einen Platz erhalten wird, nur Zweierlei her vor: die Witwen- und Waisenkasie für die betreffenden Lehrer und die Biblibthek. Die erstere, von ganz klei nen Anfängen im Jahre 1712 ausgehend — die Kol legen zahlten jeder wöchentlich 1 Groschen ein, einige Schenkungen und Vermächtnisse kamen ihnen zu Hilfe —, hat sich im Laufe der Zeit bis auf die Gegenwart zu einem unschätzbaren Segen erhoben. Bezüglich der Bibliothek, die allenBewohnernFreibergs zur Benutzung offen steht, sei bemerkt, daß sie zur Zeit, obwohl nur von kleinen theologischen Anfängen auSgegangen, nicht we niger als 10,600 Werke mit mehr al» 12,000 Bänden besitzt, incl. der insbesondere linguistisch werthvollen Bibliothek, die der berühmte Bergrath Werner (f1817) dem Freiberger Gymnasium testamentarisch vermacht hat. Leider ist aus der eigentlichen Gymnastalbiblio- thek in der zweiten Hälfte de» vorigen Jahrhundert« gar manche- antiquarisch höchst Wrrthvolle verkauft oder gegen Doubletten eingetauscht worden; Andere« scheint auch auf andere Weise abhanden gekommen zu sein. In den betreffenden Katalogen stößt man nicht selten auf die sehr zweideutige Bemerkung: 1»»»» la »pootoru» -alatur klebrigen- hat auch der Freiberger Mehrzahl der deutschen Professoren an unsrer sprachlich gemischten polytechnischen Anstalt bittet den Land tag im Interesse der Wissenschaft und de» guten Ein vernehmens zu beschließen, daß an dem genannten In stitut ein von dem tschechischen Lehrkörper gänzlich ge sonderter deutscher Lehrkörper sich zu bilden habe. Die Kosten der Anstalt sollen hierdurch keineswegs erhöht werden. Gestern beschloß der Landtag, die Regierung um schleunige Vorlage eine» Gesetzentwurfs zu bitten, welcher die Tendenz hat, der wachsenden Unsicherheit im Lande zu steuern. — Der neue Bischof von Lcit- meritz, Herr Wahala, hat sich gestern von hier nach seiner bischöflichen Residenz begeben. Czernowitz, 25. Januar. (W. Bl.) In der heutigen Abendsihung deS Landtag- wurde da- Gesetz, be treffend die Linderung des NothstandeS, durch Auf nahme eine- DarlehnS von einer halben Million mit telst Verpfändung von Obligationen des Religions fonds und eventuell eine- Religion-fondgute« in zwei ter und dritter Lesung angenommen. Nächste Sitzung Montag. Agram, 25. Januar. (W. Bl.) In der Adreßde- batte sprach heute Bischof Stroßmayr; er stimmt für den Adreßentwurf der Majorität, sowie auch dafür, daß Kroatien unter den vom 1861er Landtage im Ar tikel 42 au-gedrückten Bedingungen in den engen Ver band mit Ungarn trete; der Bischof betont vorzugs weise, daß Kroatien in der Adresse die Integrität deS dreieinigen Königreichs verlangt. Vr. Spun wünscht Hinweglassung der Beschwerden aus der Adresse. Hie rauf Schluß der Sitzung. U Berlin, 26. Januar. Heute Morgen tagte im Abgeordnetenhause die Commission zu Vorbe- rathung des Virchow'schen Antrags, betreffend Lauen burg. Die Mitglieder der Commission waren vollzäh lig und auch andere Abgeordnete als Zuhörer in ziem lich großer Zahl erschienen. Es wurde eine volle halbe Stunde auf da» Erscheinen eine» Vertreters der Re gierung gewartet und die Sitzung um 'hll Uhr er öffnet. Der Vorsitzende Abg. vr. Gneist eröffnete die Versammlung mit dem Bemerken, daß er schon am Dienstag dem - Staatsministerium Nachricht von der heutigen Berathung gegeben, resp. einen Vertreter der selben eingeladen, Bescheid indessen nicht erhalten habe. Die heutige Sitzung begann mit dem Vortrage des Refe renten Abg. Twesten. Derselbe äußerte seine entschiedene Zustimmung zu dem Inhalt des Virchow'scheo Antrags. Die Ri.tnsfrage sei durch Art. 55 der Verfassung unzweifelhaft dahiu zu beantworten, daß auch die Personalunion zwischen Preußen und Lauen bürg d»e Erawrlllguu- beider Hauser deS Landtags erfordere, weil durch die Benimmung jenes Artikels der König nicht zugleich der Herrscher „fremder Reiche" sein könne. Unter dem Worte „fremd" sei offenbar außerpreußisch, unter dem Worte „Reich" Staat zu verstehen, wobei es auf den größern oder kleinern Umsang des Landes nicht ankommen könne Auch Art 48 der Verfügung stehe dem Anträge zur Seite, weil in dem Gastciner Vertrage die preußische Regie rung die Zahlung der Abfindungssumme an Oesterreich über- nommen habe, mithin dem Staate dadurch Lasten auserlegt seien, zu deren Giltigkeit die Einwilligung des Landtags ge höre. Daß man spater das Geld angeblich aus Staatsmittelu nicht genommen habe, könne iu der einmal cingegangencu Ver bindlichkeit de» Vertrags nichts ändern. Neben dem Recht»- punkte wurde dann der politische Standpunkt von dem Refe renten betont und ausgefuhrt, daß die Erwerbung dieses Lan des Lauenburg durch das Blut und das Geld des preußischen Volks erfolgt war und somit die Krone nicht befugt sei, die Bortheile des Kriegs dem Lande zu entziehen und Lauenburg zu ihrer Privatdomäne zu machen. Auch liege es in der Na tur jeder Personalunion, daß der eine Staat immer mehr oder weniger an die Interessen des andern gefesselt werde, llebri- aens stände eine Entziehung der Kricgsvortheile für den Ge- sammtstaat mit den preußischen Traditionen im Widerspruche. Seit den Zeiten des großen Kurfürsten sei jeder Ländererwerb dem Staate zu Statten gekommen. Ferner aber seien in der Eröffnungsrede Lanenburg Schutz und Bortheile aus seiner Verbindung mit Preußen zugesaat worden, welch« offenbar die Krone nur aus Mitteln des Landes gewähren könne. Im Uc- brigen erklärte Referent in der materiellen Frage sich bereit, für Vereinigung Lauenburas mit Preußen zu nimmen, da Erbausprüche fremder Fürsten und namentlich des Augusten burgers hier nicht beständen (?), Oesterreich und Preußen durch den Wiener Frieden in legalen Besitz des Laubes gelangt seien und die einzige Vertretung des letztern sich mit der Verbindung mit Preußen einverstanden erklärt habe. Schließlich beantragt Referent, daß Alinea l des Virchow'schen Antrags in die Mo» Bergbau seinen Segen auf die Gymnasialbibliothck er streckt. Unter den alten Druckwerken und Handschrif ten, von denen einige mit ausgezeichneten Initialen ge ziert sind, die Hr. Prössel aus der Schulbtbliothek den anwesenden Mitgliedern de» Vereins zur Ansicht aus gelegt hatte, befand sich ein gedrucktes Buch mit der schriftlich beigegebenen Notiz, daß e» sein Dasein der Buchdruckerkunst de» Peter Köster vom Jahre 1430 ver danke. Für Diejenigen, welche wissen, daß die Hol länder erst im 16. Jahrhundert auf die Ehre, die Buchdruckerkunst erfunden zu haben, Ansprüche erhoben, ihnen aber zur festen Ueberzeugung ward, als ihr Lands mann Croning 1816 in einer Preisschrift den vollstän digen Beweis geführt zu haben glaubte, während na mentlich Wetter (1836) und Umbreit (1843) — dieser freilich mehr leidenschaftlich als überzeugend gegen La- bordr, Sotzmann und die Holländer auftretend — da» Prioritätsrecht der Deutschen vertheidigten, dürfte die angeführte Notiz von besondcrm Interesse sein. Den Schluß der Versammlung bildeten von dem Vorstande vorgettagrne Wünsche und Anfragen des bereits rühm lichst bekannten Privatdocenten an der Universität in Berlin, Mannhardt, und des Advocaten Gautzsch au« Dresden. Man beschloß nach einer recht wissenschaft lich gehaltenen Discussion eine besondere wissenschaft liche Eommission zu ernennen, mit der Aufgabe, den sehr zahlreichen Wünschen und Anfragen möglichst ge recht zu werden. f Der VerwaltungSrath der deutschen Schiller stiftung hat gegenwärtig de» 6. Jahresbericht über den Stand und die Wirksamkeit dieses nationalen In stitut« auSgegeben. In dem einleitenden Rückblick auf da« abgelaufrne Jahr heißt eS, daß der Charakter der Aufgeregtheit, den noch die erste Hälfte dieses Jahre-
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