Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.01.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186401213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18640121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18640121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-01
- Tag1864-01-21
- Monat1864-01
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 21.01.1864
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
yt c «b««chmr»t-pr«ff,: ,I/Akb»tzab:.a IRlr^—'Mtzr/.ül »—t-,»il. 1 - ,, ,15 ,, ,, ,, «ouxtlick lo vr«^«oi 15 Kxr. Liorslv» ktamwern: 1 Kgr. Iw tritt koM- anit Ktewpvlrti- »okl»x bin»«. rnserate»preise: Mr 6«» R»om «invr<g«-»p»It«ll«n 2sil«: 1 kkgr. Uutsr „Livx«»»uät" äis 2vils: 2 Kgr. Erscheine«: VR^liob, mit Xnsoitilm« 6sr 8oon- nnck keieriLg», ^d«vä» kür ä«n kolgooäon k'«^. Donilerstag. da» 21. Imiuar DreMerZMiMl. Verantwortlicher Reöacteur: I. G. Hartmann. I>«t. »nserateuaunahme auswärts: l-Sipii»: ts. 8»x»ir»^irrrL», Lommissiooür äe» vrssäasr ^oirrod»; «bso仫.: 8. Lxlri-x«, 8. Il.t.«Lx; ÜLwdurx-Lltoo»: 8n»»?i»rrii« L Vooi.rn; Lsrtio: 6»oi>iv»'»d>o ÜNLÜ- ksnül., linr«»»»«»', Ijur«»u; 8roo>»i>: 8. 8c»i.orrL; Lr»»I»n^ I.onii 8r^xoiri«^ kr»dctllrt ». >l.: .kxkcxin'sct-« öueüü.; Lola: Xvo^r ÜXrxiikii»; k»ri»! v. k.ii^'kxrrl.1 (28, rue äs doo» vuksu»); kr»x t«. Himi-icu'» öueilii.; Vii»: 6omptoir (I. II. PV ieoer Xvituux, 8tekLv»pI. 887. Herausgeber: Löuigl. ÜTpeäitioo äs» Dresäuer ^surnd», vresäsa, LI»rj«llitr>t»,s Ko. 7. rbLU. .i. ».i .. . . . ... Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Französische und englische Blätter.) TageSgeschtchte. Wien: Revue. Spenden für die nach Schleswig ziehenden Truppen. Aus dem Finanzaus schüsse. — Pesth: Der Statthalter vom National« comit« verwarnt. — Berlin: Verhandlungen des Abgeordnetenhauses. Militärisches. — Hannover: ,, Die Negierung und der GesammtauSschuß für Schles wig-Holstein. — Stuttgart: Antrag in der schleS- wig-holsteinschen Angelegenheit. — Oldenburg: Eisenbahnangelegenheit. — Braunschweig: Ovation für den Herzog. — Ko bürg: Zur Abstimmung in der BundeStagssitzung vom 14. Januar. — Frank furt: Einberufung des CentralauSschusses. Zur schle-w g - holftcinschen Angelegenheit am Bunde. — Pari-: Adreßdebatte. Nachwahlen. — Turin: AuS der Kammer. Eine Proklamation Ga- ribaldi'S. — Madrid: Neues Ministerium. — Lis sabon: Ministerkrisis.— Belgrad: Verhaftungen. New-Uork: Neueste Nachrichten. Schleswig-Holstein. (Zur Rechtfertigung des Verhal- haltens der BundeScommissare. Die Passage aus : Schleswig nach Holstein überwacht. Von den däni- -schen Truppen.) Der polnisch« Anfstand. (Nachrichten aus Warschau i und auS Galizien.) Eraevimv-eu und Versetzungen. Dresdner Nachrichten. Prvvinzialnachrichten. (Chemnitz. Glauchau. Zittau. Königswartha.) Lermischtet. EiugesavdteS. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M, Dienstag, IS. Januar, Abend» A6 Uhr*). Ja einer heute stattgefundeneu außerordentlichen BuudrstagSfitzung haben Oester reich und Preußen in Bezug auf den Durchmarsch der nach Schleswig bestimmten Truppen durch Hol stein eine versöhnliche Erklärung abgegeben. Die Majorität beschloß, dieselbe dem holsteinschen Aus schüsse zu überweisen zur Berichterstattung über die den BundeScommissaren zu rrthrilrude In- strmtiou. (Nach einem bei Wolff's teleEMchem BVMlu in Bdrntl eintzegangeneN Frankfurter Telegramm gaben Oesterreich und Preußen in Betreff Schleswigs eine Erklärung zur Erläuterung ihrer Acußcrung in der letzten Sitzung dahin ab: Durch die in Betreff Schles wigs beabsichtigten Maßnahmen werde die fernere Aus führung der Bundesanordnungen in Betreff Holsteins nicht beirrt, eine Beeinträchtigung der bundeserecutions» mäßigen Besetzung und von Bundeswegen erfolgenden Verwaltung Holsteins und LauenburgS nicht bezweckt.) *) Wiederholt, weil nur in einem Theil der Auflage unsres gestrigen Blattes enthalten. Stuttgart, Mittwoch, 2V. Januar. Die Kammer der Abgeordneten beschloß heute einstim mig: die Regierung zu bitten, dem Bunde zur Sicherstellung der Hrrzogthümrr sofort Truppen zu augenblicklicher Verfügung zu stellen, für Mo bilmachung des ganzen Kontingents alles Erfor derliche vorzukrhreu und ähnliche Maßregeln bun- drStreuer Staaten durch einen Antrag beim Bunde herbeizuführev. (Vgl. unter „Tagesgcschichte".) Wien, Dienstag, IS. Januar. (Tel. d. Boh.) Die offictelle Ablehnung Dänemarks soll Abends eiugetroffen sein. Das Hauptquartier geht über- «orgru nach Berlin, wo die Feststellung des Ope- rationSplanrS erfolgt. — Die erste Section des Abgeordnetenhauses brrieth von 6—11 Uhr NachtS. Nechberg gab Aufklärungen. Die Abgeordneten verpflichteten fick mit Ehrenwort, Nichts zu ver- thümer wenigstens behalten und am Ende über seine Feinde triumphiren." letzten Abstimmung des Bundestag- gewidmeten Artikel erklärt das „Memorial", daß die Urheber des öster reichisch-preußischen Vorschlages keineswegs die Absicht hätten, Dänemark den Krieg zu erklären; indem sie die Leitung in die Hände nähmen, wollen sie nur zu weit gehenden Ereignissen Vorbeugen. Wenn die dänische Re gierung ihre wahren Interessen verstehe, so werde sie nicht anstehen, sich auf denselben Standpunkt stellen und den deutschen Großmächten einstweilen als Unterpfand Schles wig rinzuräumen. Wenn aber im Gegenlheil das Kopen hagener Cabinet darauf bestehe, einen Kriegsfall aus der Besetzung von Schleswig zu machen, so würden dadurch selbstverständlich alle srühern Verträge aufgehoben sein. Der österreichisch - preußische Antrag beim Bunde wird von allen englischen Blättern belobt. Die „Times" schreibt: „Wenn Oesterreich und Preußen wirklich in dieser dänischen Frage den Bundestag bei Seite schieben wollen, so wird die Sache jedenfalls durch Vereinfachung gewinnen, wie es auch mit der Legalität des Verfahrens stehen möge. Es kann ein Glück für Europa sein re." — Der „Herald" ist sehr frohen Muthes; das toryistische Blatt schreibt: „Wenn Oester reich und Preußen die dänische Sache in ihre Hand ge nommen haben, so ist sie geborgen. Wenn Oesterreich und Preußen am Londoner Vertrage festhalten, ist der Prätendenl verloren. Es mag sein, daß Dänemark harte Bedingungen annehmen, Laß cs eine Verfassung geben muß, welche die Einheit seiner Verwaltung und Politik arg schwächen wird; aber eS wird die deutschen Herzog DreSden, 20. Januar. Die schleswig-holsteinsche Frage beschäftigt jetzt auch die französische Presse lebhaft. Das Auftreten Oesterreichs und Preußens wird nur von wenigen fran zösischen Blättern gebilligt. Tic „Opinion Nationale", das „Siöcle" und die „Patrie", welche letztere von jeher dänisch war, sind die einzigen, die gegen Schleswig in die Schranken treten. Der „Temps", der „Constitu- tionnel" und das „Pays" treten gegen England auf. Im „Constitutionncl" zeichnet sich Eduard Simon durch . die Bekämpfung der dänischen Anmaßungen aus. DaS „Memorial diplomatique" fährt fort, im Wesentliche» nun, meine Herren, leben Sie wohl." — (W. Ztg.) Ihre Majestät die Kaiserin und Ihre Majestät die Kaiserin Karoline Auguste haben für die wärmere Bekleidung der nach Schleswig abrücken den Truppen des 6. Armeecorps 4000 Stück schaf wollene Handstüheln und 4000 Stück dergleichen Socken zu vertheilen bestimmt. — Die „Presse" theilt einige Einzelheiten aus der Sitzung mit, in welcher die erste Scction des Finanz- ^.ausschusses heute über die Creditforderung von 10 Millionen zu Zwecken der Operationen in Schles wig-Holstein berieth. Die Sitzung begann um 5 Uhr Nachmittags und endete erst um 10 Uhr Nachts. An wesend waren von den Ministern Graf Nechberg in Be gleitung des Ministerialrathes v. Biegeleben und Herr v. Schmerling. Eine eigentliche Debatte fand nicht statt. Aus der Verhandlung resultirte zunächst das Eine, daß bei der im Abgeordnetenhause eingebrachten Creditforde rung die seitherigen Verhältnisse, die Ablehnung des öster reichisch-preußischen Antrages und das selbstständige Zu sammengehen Oesterreichs und Preußens, noch nicht in Betracht gezogen waren; mit andern Worten, diese Cre ditforderung jhatte die bundesmäßige Erecution in Holstein, nicht aber die seitherige Okkupation Schles wigs zur Grundlage. Infolge dieser Aenderung der Sachlage mußte die Scction ihre Berathung sistiren, und es wird die neuerliche Aufstellung der Creditforderung, angepaßt den mittlerweile eingctretcnen Veränderungen, Gegenstand einer morgen stattsindendcn Ministcrconferenz sein. Nücksichtlich der demnächst nach den Herzogtümern abgehenden Truppen ergab die heurige Verhandlung der die Zahl derselben. Die Gesammtzahl dieser Truppen beträgt 28,000 Mann, wobei die Reserven der Erecu- tionStruppen bereits inbegriffen sind. Welchen Ein druck die Ausführungen der Minister — Staatsminister v. Schmerling nahm einmal das Wort, um in wesent licher Uebereinstimmung mit dem Grafen Nechberg die Gesichtspunkte der Regierung darzulegen — auf die Mit glieder der Sektion hervorbrachtcn, vermögen wir nicht zu sagen; dieselben enthielten sich für heute jeder ein gehenden Meinungsäußerung. Doch scheinen von den Mitgliedern der Sektion (Pototzki, Giskra, Schindler, Graf Kinski, Eiselsberg, Hagenauer, Tinti) nur zwei den ministeriellen Anschauungen nahe zu stehen. Ein positiver Antrag sciten des Referenten vr. Giskra lag heute noch nicht vor. Die Sektion nimmt morgen Abend ihre Berathung wieder auf. Pesth, 16. Januar. (Wien. Ll.) Schon seit mchrcrn Tagen coursirtc hier das Gerücht, daß der sogenannte ungarische Nationalcomite auch dem Herrn Statt halter Grafen v. Palffy eine Verwarnung zugeschickt hätte. Ich hielt mit der Mitthcilung dieses sonderbaren - Gerüchts inne, weil ich mir früher darüber volle Ge wißheit verschaffen wollte. Heute bin ich nun in der Lage, jenes Gerücht auf Grund einer guten Informa tion zu bestätigen. Sr. Ercellenz wurde in der Thal wegen seiner Haltung in der ungarischen Frage eine „ernste Warnung" (!) zugeschickt. Die Warnung wurde in Oldenburg auf die Post gegeben, der Brief trug den dortigen Stempel. Tagesgeschichte. Wien, 18. Januar. Bei der gestrigen Revue über die nach Schleswig bestimmten Truppen sagte Se. Ma jestät der Kaiser in seiner Ansprache an die sämmtlichen Generale und das Offiziercorps, wie die Localcorrespon- denz „Erpreß" mitlheilt, beiläufig Folgendes: „Meine Herren! Ich habe Sie heute hier versammelt, um Sie nochmals zu begrüßen. Sie werden mit fremden Trup pen zusammenkommen — vertragen Sie sich mit Ihren ) die Trup- , , als wenn sie Königs von Dänemark, imrd jeden Augenblick im Vaterlande wären. — Sollte es zu einer Kriegs- hier erwartet. Er verläßt mit seiner Familie die action kommen, so beweisen Sie Ihre Tüchtigkeit. Und Herzogthümer auS Rückficht ans seine Sicherheit. """ " Hamburg, Mittwoch, 20 Januar. Nach den „Hamb. Rachr." wird deute «ine dänische Jnfan- - teriebrigadr von Schleswig nach AlenSdurg ver legt, wohin auch zwei Brigadekaffen dirigirt wor den seien. Die Mannschaften der auS Schles wigern und Holsteinern destebknden Bataillone sollen v unter rein dänische Bataillone vrrtheilt werden, und zwar so, daß auf vier Dänen ein Deutscher kommt. Trebinje, Dienstag, IS Januar. In den letzten Tagen hielten die ehemals aufständischen Rajah eine Versammlung. Dieselben beschlossen hierbei einstimmig, keine öffentliche Steuer zu zahlen und ebenso wenig den Aufforderungen drS Beys nachzukommen. lautbaren. Morgen Abend Schlußsitzung, die For derung soll nicht ganz bewilligt werden. Zn der Sitzung deS DteuerreformclubS gab Tinti Auf klärungen über Rrchberg'S gestrige Mittheilungrn. Der Ausschuß der fiebrnbürger Bahn acceptirte die Arad-Klausenburger Bahn nach der Regie rungsvorlage. Hamburg, Dienstag, 19. Januar, Abends. Herzog Karl von SlückSdurq, ältester Bruder deS Königs Christian, ist von Schloß Louisenlund in Schleswig hier angekommen und verläßt daS Land, <. nachdem er seinem Bruder den Eid verweigert«. Brüssel, Dienstag, 19. Januar Abend«. Der »» preußischen Waffenbrüdern. Ich weiß, daß Herzog Karl von MückSburg, älterer Bruder deS Pen Ebenso ihre Pflichten erfüllen werden, a »Berlin, 19. Januar. Das Haus der Abgeordne ten trat heute in dib Berathung des Gesetzentwurfes, be treffend die Ergänzung Les Art. 99 der Verfassungsur- kunde vom 31. Januar 1850. An der Diskussion, die unter großer Unruhe und Unaufmerksamkeit im Hause stattfand, betheiligten sich die Abgg. Graf Bcthusy-Huc, Waldeck, Osterrath und Reichenspergcr. Der Ge;ctzent- wurf wurde mit großer Majorität abgelehnt. Dafür stimmten nur die Conservativen. Außerdem genehmigte das Haus folgende, von der Commission beantragte Re solution: „Das Haus der Abgeordneten wolle erklären: ») der vorgelegte Gesetzentwurf vom 17. December 1863 enthält keine Ergänzung, sondern eine direkte und voll ständige Aufhebung des Art. 99 der Verfassungsurkunde; d) der Gesetzentwurf ist weder durch ein bestehendes Be- dürfniß veranlaßt, noch mit dem verfassungsmäßigen Rechte des Hauses der Abgeordneten bei Feststellung des Staatshaushalts vereinbar." Es folgte hierauf die be kannte Interpellation des Abg. Kantak wegen Wiederer öffnung des Gymnasiums zu Trzemeszno, zu deren so fortiger Beantwortung der Kultusminister sich bereit er klärt. Nachdem der Abg. Kantak die Interpellation be gründet, erklärte der Minister v. Mühler, daß die Re gierung nach nochmaliger Erwägung zu dem Beschlüsse gekommen sei, das Gymnasium aufzulösen. Sie halte diese traurige Nothwendigkeit für eine unabweisliche Folge der Agitation in Posen, werde aber für die Möglichkeit des Unterrichts in anderer Weise Sorge treffen. — Auf die hierauf vom Abg. Waldeck an den Justizminister ge richtete Frage wegen Freilassung der polnischen Abgeord neten erwiderte der Justizminister Graf zur Lippe, daß er bereits die Anweisung ertheilt habe, die Abgeordneten aus der Haft zu entlassen. — Die vom Juftizministrr beantragte Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. 0r. Jacoby wurde mit großer Majorität vom Hause abgelehnt. — Es erfolgtb die Anzeige, daß der Abg. v. Lubienski (verhaftet gewesener Pole) in das Haus eingetreten sei. — In der Debatte über den Be richt der Justizcommission, betreffend das Schreiben des Staatsministeriums vom 21.Novbr v. I., nahm außer dem Abg. Hahn (Ratibor) noch Abg. Graf Eulenburg das Wort gegen die von der Commission beantragte Resolu tion, daß das Verfahren der Regierung dem bestehenden Recht nicht entspricht. Der Abg. Danielewski, Verleger der auf Grund der Preßverordnung vom 1. Juni v. I. unter drückten Zeitung „Nadwislanin", constatirte den ihm durch diese Maßregel erwachsenen materiellen Schaden. Der Abg. Virchow empfahl sein Zusatzamcndement, wel ches urzter aus die Artikel 63 und 27 d«r Vcrfassungsurkunde die Verordnung vom I. Ium v. I. für der Verfassung nicht entsprechend und von Anfang an rechtsungiltig erklärt. Er interpellrrte am Schlüsse seiner Rede den Justizminister über das Gerücht, daß das Herrenhaus die von der Regierung vorgelegte Preß novelle kurz vor Schluß der Session annehmen und die Regierung dieselbe dann als eine zweite Auslage der Preß verordnung auf Grund des Art. 63 octroyiren werde. Der Justizministcr erklärt, daß die Regierung bei ihren, im Schreiben des Staatsministeriums vom 21. November aufgestellten Ansichten stehen bleibe, d. h. sich auf Grund des Art. 63 zu einer Beschränkung der Preßfreiheit im Wege octroyirter Verordnungen nach wie vor für berech tigt halte, und schloß: „Was die Besorgnisse Les Vor redners betrifft, so kann ich mich nicht berufen fühlen, sie ihm hier zu nehmen." Abg. Graf Schwerin erklärt, zur Fragestellung das Wort nehmend, daß er nach Lieser Erklärung für das Virchow'sche Zusatzamcndement stim men müsse. Die vom Referenten Abg. Pflücker befür worteten Resolutionen cer Justizcommission werden, sammt dem vom Abg. Virchow beantragten Zusatz, darauf mit großer Majorität gegen die Conservativen und einen Theil der Clericalen angenommen. — Der nächste Gegenstand der Tagesordnung ist die Schlußbcrathung über den v. d. Heydt'jchen Antrag auf Aenderung des Art. 73 und Aufhebung des Art. 85 der Vcrfassungsurkunde (Fortfall der Diäten und Verhinderung des Eintritts gewählter Beamten durch die Regierung). Corrcfercnt Abg. vr. Virchow (der Referent Abg. vr. Simson ,ift Feuilleton. Dressen, 20. Januar. Im gestrigen fünften Abonnement-Concertr der k. Kapelle, unter Di rektion des Herrn Kapellmeisters Rietz, hörten wir als Neuigkeit eine Symphonie Nr. 2 6-moII von Fritz Spindler. Nach Beethoven Symphonien dichten, er scheint wie «in freiwilliges Märtyrerthum, bei welchem nur selten noch kleine Heiligenkronen gewonnen werden; aber ein hohes Ziel lockt zum Erringen, und dir Aner kennung eine- künstlerisch Wackern Streben- und das eigne Bewußtsein desselben sind schon einem werthen und lohnenden Ehrensolde gleich zu achten. Diese Aner kennung gebührt auch dem genannten Komponisten. Er hat fein Talent in tüchtiger musikalischer Durchbildung geschult, ist vertraut mit den klassischen Musterwerkrn, um ihren Bahnen nachrifernd zu folgen, und beherrscht da« musikalische Material genugsam, um mit technischer und formeller Gewandtheit seine Gedanken zum Ausdruck ju bringen. Diese bewegen sich durchaus in ernster Richtung, mit contrapunktisch au-gearbeiteter Durchfüh rung der Motiv«, namentlich im ersten und letzten Satze, am bedeutendsten an innerm Gehalt im ersten. Da selbst auferlegtr Gebot gediegener, möglichst strenger Durcharbeitung der Motiv« scheint aber das freiere Walten der Phantasie, der poetischen Idee zu sehr ge zügelt, i» Stimmung und Bewegung beengt zu haben, während andererseits beim Verlassen d«S strenger ge haltenen Satze« — wie besonder« auch im Adagio — rin AuSeinanderfallrn und Abbrechen de« Grdankrngange« eintrttt. Im Schrrzo schützt davor die rhythmisch fest zutzammrnhaltendr Form, und hier löst sich auch dir In strumentation freier und individueller von dem blosen orchestralen AuSdruckr ab. So wohlgeübt dieser auch bchcnkdrlt ist — obgleich die drei Posaunen gern zu missen wären —, so entbehrt er doch im Allgemeinen noch der erfindungsreichen Gestaltung im Colorit, in selbstständiger Tonsprache. DaS Werk ist jedenfalls eine ehrenhafte Beglaubigung für das Talent deS Compo nisten in seinem musikalischen Wollen und Können; es wurde vorzüglich ausgeführt. Unbekannt wird dem größten Theile der Hörer auch die Ouvertüre zur „EemiramiS" von C. S. Catel (Pro fessor am Konservatorium in Paris, -f 1830) sein, ein prächtiges Musikstück, da- sich den Ouvertüren Chcru- bini's fast ebenbürtig anreiht. Diese waren dem Kom ponisten offenbar ein Vorbild, der übrigen- ein Schüler Gossse's war, dieses zur Zeit der französischen Republik mit Enthusiasmus gefeierten Professors und Musik meister- der Nationalgarde. Die Ouvertüre wirkt weit weniger durch Gedankenreichthum, als durch edlen, klas sischen Styl, durch geistvolle, fein durchdachte Gestaltung und schöne Einigung eontrastirender Motive. Außerdem wurde Weber'- Euryanthen - Ouvertüre und eine der Beethovrn'schcn großen Tondichtungen, die Symphonie ?-6ur Nr. 8 gegeben. Eämmtliche Ausführungen waren meisterhaft in musikalischer Correktheit, Auffassung, Fein heit und Schwung de« Ausdrucks. Der zweite Satz der Symphonie mußte wiederholt werden. Wenn die maurrrischr Trauermustk au» wohlerwogenen Gründen vom Repertoir diese- Eoncert» entfernt wurde, so wird sie unS doch dadurch keineswegs entzogen bleiben, son dern im nächsten, dem sechsten, Concertr zur Auffüh rung kommen. C. Banck. s Theater. In Innsbruck kam daS der Ge schichte Tirol» entnommene Drama „Friedrich mit der leeren Tasche" von Isidor Müller zur ersten Auffüh rung; ebenso zu Köln „Shakespeare und Southampton oder dir letzten Tage der großen Königin", Schauspiel von Georg Hick. — Heinrich Dorn hat neuerdings eine komische Oper geschrieben, deren Titel „Der Boten läufer von Pirna" heißt. Das Libretto dazu hat Moritz Heydrich in Loschwitz geliefert. — Die Friedrich-Wil- helmstädtische Bühne in Berlin hat zum Besten des Ankaufs wollener Unterkleider für die preußischen Trup pen in Schleswig-Holstein das patriotische Schauspiel: „Wie geht's dem Könige?" von Müller zur Aufführung gebracht. — In Paris hat sich infolge des kaiserlichen Dekrets, welche» das Theatergeschäft freigegebrn, eine Gesellschaft mit einem Capital« von einer Million Francs gebildet, die gemeinschaftlich im „Chatclet-", „Gaitö-" und „Porte-St.-Martin-Theater" möglichst ergiebige Kassenstücke zur Aufführung bringen will. Im „Cha- telrt" soll fortan vorzugsweise die Fserie, in der „Gails" das eigentliche Melodrama, in der „Porte-St. - Martin" das historische Drama und wo möglich das alte Repcr- toir cultivirt werden. Zur Vorbereitung der großen Maschinenstücke, welche stets in Pari- eine sehr werth volle Zeit und Räumlichkeit in Anspruch nehmen, wird in Champigny bei Vincennes eine große Decorations und Maschinenfabrik nebst einer vollständigen Bühn« eingerichtet, wo da- Zubehör zu den neuen Feen- und Spectakelstücken hrrgestellt, zusammengepaßt und probirt wird. — Auf der Hofbühne in Gotha fand am 10. Jan. die erste Aufführung der neuen Oper „Des Sänger- Fluch", Tert nach Uhland'S Ballade von v. Meyrrn- Hohenberg, Musik von A. Langert, statt, uud hatte einen ehrenden, vollständigen Erfolg, den da- ganz besetzte Haus durch steigenden Beifall und wiederholten Hervor ruf kundgab. * In Bockenhrim verstarb am 16. Januar Professor Anton Schindler, bekannt als Musikkritiker und Freund L. v- Beethoven s. Erbe d«S künstlerischen Nach ¬ lasses Beethoven's hat er seiner Zeit während des Auf enthaltes in Münster den werthvollen Schatz durch die Vermittelung des Ministers Hanscmann der preußischen Regierung für das Museum zu Berlin gegen eine Lebens rente überlassen. ES werden sich in dem Nachlasse des nun Verstorbenen noch manche interessante Schriftstücke Beethoven's vorfinden. Schindler war faus Mädel in Mähren gebürtig. j- Von den bereits hier ausführlich besprochenen „Bildern aus dem Orient", einem verdienstlichen Unternehmen der artistischen Abtheilung deS österreichi schen Lloyd in Triest, sind drei weitere Lieferungen (Lfrg. 10, 11 und 12) erschienen. Dieselben schildern in Wort und Bild: Mar Saba (Kidron-Schlucht), Bethlehem (todtcS Meer, Feld der Hirten, Frankenbrrg), Sichem (Nablus), Nazareth, See Genezareth (der große Hermon), Beurut. Den Stahlstichen nach Löffler'schen Zeichnungen, wie dem Tcrtr von Moritz Dusch gegen über gelten die hier bei der Besprechung der ersten Lie ferungen dem Unternehmen nachgcrühmten Vorzüge. * Die im gestrigen Abonnement-Concrrte der königl. sächs. Kapelle gegebene Symphonie Nr. 2, k-moll von Fritz Spindler,. op. 150, ist auch in einem Symphonie- Eoncerte in Danzig mit großem Beifall aufgeführt worden. -f In der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand ist kürzlich die dort unter den Handschriften aufbewahrt gewesene eigenhändige Eorrefpondenz der Medici mit den Herzogen von Mailand auS den Jahren 1496 bis 1510 gestohlen worden. Man warnt vor dem Ankäufe. f In London ist eine „Geschichte der Streich instrumente" erschienen. DaS über 400 Seiten um fassende illustrirte Werk giebt außerdem in einem Anhänge Mittheilungen über die namhaftesten Verfertiger von Streich instrumenten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite